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Antisemitismus


Der Geist

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Es bleibt allerdings die Frage, wie man nun den Sprung vom Alten zum Neuen Bund und die betreffenden Bibelstellen sehen soll. Es ist nicht zu leugnen, dass eine Spaltung geschieht durch die Juden, die Jesus als Messias annehmen und die, die ihn ablehnen, zum Ausdruck gebracht durch Gleichnisse wie das von den bösen Winzern (Mt 21,33ff). Während man früher den Fehler machte, hier ein Ende des Alten Bundes herein zu deuten, muss man doch - gerade wenn man Röm 11 ernst nimmt! - sagen, dass die "Verwerfung" des Alten Bundes (ich weiss leider kein besseres Wort!) darin besteht, die Ausschließlichkeit des Bundes verloren zu haben zu Gunsten eines Bundes, der offen ist für alle Völker. Gleichzeit läuft der Alte Bund weiter, denn "unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt" (Röm 11,29).

Dieser Passus ist m.E. grob antisemitischen. Eine "Verwerfung" des Judentums aus der Erweiterung des Bundes Gottes zu sehen ist hanebüchen.

 

Wenn du ein besseres Wort findet, dass den Umstand "Ich werde meinen Weinberg an andere verpachten" beschreibt, werde ich gerne auf das in Anführungszeichen gesetzte Wort verzichten.

 

Im Übrigen ist dein "Antisemitismus"-Reflex genau das, was heute oft echten Antisemitismus reifen lässt.

bearbeitet von Udalricus
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Es bleibt allerdings die Frage, wie man nun den Sprung vom Alten zum Neuen Bund und die betreffenden Bibelstellen sehen soll. Es ist nicht zu leugnen, dass eine Spaltung geschieht durch die Juden, die Jesus als Messias annehmen und die, die ihn ablehnen, zum Ausdruck gebracht durch Gleichnisse wie das von den bösen Winzern (Mt 21,33ff). Während man früher den Fehler machte, hier ein Ende des Alten Bundes herein zu deuten, muss man doch - gerade wenn man Röm 11 ernst nimmt! - sagen, dass die "Verwerfung" des Alten Bundes (ich weiss leider kein besseres Wort!) darin besteht, die Ausschließlichkeit des Bundes verloren zu haben zu Gunsten eines Bundes, der offen ist für alle Völker. Gleichzeit läuft der Alte Bund weiter, denn "unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt" (Röm 11,29).

Dieser Passus ist m.E. grob antisemitischen. Eine "Verwerfung" des Judentums aus der Erweiterung des Bundes Gottes zu sehen ist hanebüchen.

 

Wenn du ein besseres Wort findet, dass den Umstand "Ich werde meinen Weinberg an andere verpachten" beschreibt, werde ich gerne auf das in Anführungszeichen gesetzte Wort verzichten.

 

Im Übrigen ist dein "Antisemitismus"-Reflex genau das, was heute oft echten Antisemitismus reifen lässt.

1. Zu solchen Ergebnissen kommt man auf Grund einer herausgerissenen Perikope - Steinbruchexegese nennt man das. Er hat den Weinberg nicht an einen anderen verpachtet, sondern beide sind Nutzer des Weinbergs.

2. Und gerade diese Ausrede: Sag ja nichts das ruft nur Antisemitismus hervor, ist ein typischen Zeichen für latenten Antisemitismus

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Die Judensau

 

Ab dem frühen 13 Jh. entstand in der bildenden Kunst ein besonders ekelhaftes „Symbol“ nämlich die „Judensau“

Man findet es an etwa 30 Kirchen und anderen Gebäuden vor allem in Deutschland.*)

Im Mittelalter galt die Sau als Symbol für Ausschweifung und Schlemmerei, sie repräsentierte also Sünder, die in jeder Hinsicht ausschweifend lebten. Bereits der Fuldaer Abt und Mainzer Erzbischof Rabanus Maurus (780 – 856) stellt die Verbindung zwischen der Sau und den Juden her. Dadurch sollten die Juden als unrein und als Sünder abqualifiziert werden.

Das Thema “Judensau” wurde auch mit dem Thema “Ecclesia und Synagoga” verbunden. So reitet auf dem Chorgestühl des Erfurter Doms die Synagoge, dargestellt durch einen Mann mit Judenhut, auf einer Sau in das Turnier gegen die auf einem edlen Pferd reitende Kirche.

Die Sau spielte auch bei der Prozedur des Judeneides eine große Rolle. Nach dem Schwabenspiegel (Rechtsbuch des 13. Jahrhunderts) musste der schwörende Jude barfuß auf einer blutigen Schweinshaut stehen. Diese Haut musste von einer Sau stammen, die in den vergangenen 14 Tagen Junge gehabt hatte, und sie musste entlang des Rückens aufgeschnitten sein. Die Zitzen, auf denen der Jude zu stehen hatte, mussten sichtbar sein.

Seit dem 19. Jahrhundert wird die auch als Judensau auch als antisemitische Karikatur verwendet– daher „Judensau“,„Judenschwein“, „Saujude“ …

Bilder:

http://de.wikipedia.org/wiki/Judensau#mediaviewer/Datei:Judensau_brb_dom.jpg Älteste Darstellung auf dem Doim zu Brandenburg

http://de.wikipedia.org/wiki/Judensau#mediaviewer/Datei:Colmar_Cath%C3%A9drale_Judensau.JPG Kathedrale in Colmar

http://de.wikipedia.org/wiki/Judensau#mediaviewer/Datei:Regensburger_Dom_Judensau_2004.jpg Regensburger Dom

http://de.wikipedia.org/wiki/Judensau#mediaviewer/Datei:Wimpfen-stiftskirche-judens.jpg Stiftskirche in Wimpfen

 

*)Unter diesem link http://de.wikipedia.org/wiki/Judensau#Das_mittelalterliche_Bildmotiv findet man eine Auflistung hiezu.

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Er hat den Weinberg nicht an einen anderen verpachtet, sondern beide sind Nutzer des Weinbergs.

 

So ist es richtig. Können wir uns also auf "Verlust des exklusiven Pachtrechts" einigen?

 

gerade diese Ausrede: Sag ja nichts das ruft nur Antisemitismus hervor, ist ein typischen Zeichen für latenten Antisemitismus

 

Ich würde sagen, zunächst einmal gilt es, auf Inhalte von Kritik einzugehen, erst wenn die Kritik unsachlich und polemisch wird, kann man grundlegende Aversionen a lá Antisemitismus wittern.

 

Ein Beispiel: Wenn jemand sagt: "Die Juden behandeln die Palästinenser wirklich sehr ungerecht!", dann bringt es nichts, zu antworten: "Du böses Antisemitenschwein!"

 

Sondern hier gilt es rückzufragen: "Welche Juden meinst du", "An welche Behandlung denkst du", "Was würdest du tun?"

 

So kann sich eventuell eine konstruktive Diskussion entfalten ....

bearbeitet von Udalricus
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Er hat den Weinberg nicht an einen anderen verpachtet, sondern beide sind Nutzer des Weinbergs.

 

So ist es richtig. Können wir uns also auf "Verlust des exklusiven Pachtrechts" einigen?

Nochmals den Verlust der Exklusivität hätte es durch eine Heidenmission auch gegeben, wenn die Juden Jesus anerkannt hätten.

 

Und nochmals für Dich:

„Die Kirche erkennt offiziell an, dass das Volk Israel weiterhin Träger der Verheißung ist. In keinem Moment sagt sie: ‚Ihr habt das Spiel verloren, jetzt sind wir an der Reihe.‘ Das ist eine Anerkennung des Volkes Israel. (…) Zudem kann man das jüdische Volk nicht des Gottesmordes beschuldigen, wie es lange Zeit geschehen ist. Wenn man die Passionsgeschichte liest, ist das ganz klar.“

(Jorge Bergoglio (Papst Franziskus) / Abraham Skorka, Über Himmel und Erde. Jorge Bergoglio im Gespräch mit dem Rabbiner Abraham Skorka. Herausgegeben von Diego F. Rosemberg. Aus dem Spanischen von Silke Kleemann und Matthias Strobel, München 2013, 198).

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Ich erlaube mir mal den Einwurf, daß heutzutage die meisten Antisemiten (und auch die tödlichsten) einen islamischen Hintergrund haben. Die Ursachensuche in christlicher Theologie und Praxis kann also keine notwendigen Bedingungen der Entstehung von Antisemitismus auffinden.

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Ich erlaube mir mal den Einwurf, daß heutzutage die meisten Antisemiten (und auch die tödlichsten) einen islamischen Hintergrund haben. Die Ursachensuche in christlicher Theologie und Praxis kann also keine notwendigen Bedingungen der Entstehung von Antisemitismus auffinden.

Dass der Schwerpunkt des Antisemitismus heute in islamischen Staaten liegt, ist nicht zu leugnen. Ich werde aber im Verlauf des Threads noch aufzeigen dass man sich dort durchaus der alten aus der christlichen Sphäre stammenden Klischees wie Sakralmorde, weil man das Blut benötigt, oder auch der Geschichten um die "Weisen von Zion" bedient.

 

Zudem zeigen Statistiken und Umfragen, die ich auch noch behandeln werde dass der Antisemitismus in Europa und den USA noch durchaus stark und ernst zu nehmen ist.

Ich kann jedenfalls einer "Schwamm drüber" und "die Anderen sind die Schlimmen" Mentalität und Strategie nichts abgewinnen, weil sei verlogen ist.

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Ich erlaube mir mal den Einwurf, daß heutzutage die meisten Antisemiten (und auch die tödlichsten) einen islamischen Hintergrund haben. Die Ursachensuche in christlicher Theologie und Praxis kann also keine notwendigen Bedingungen der Entstehung von Antisemitismus auffinden.

Dass der Schwerpunkt des Antisemitismus heute in islamischen Staaten liegt, ist nicht zu leugnen. Ich werde aber im Verlauf des Threads noch aufzeigen dass man sich dort durchaus der alten aus der christlichen Sphäre stammenden Klischees wie Sakralmorde, weil man das Blut benötigt, oder auch der Geschichten um die "Weisen von Zion" bedient.

 

Zudem zeigen Statistiken und Umfragen, die ich auch noch behandeln werde dass der Antisemitismus in Europa und den USA noch durchaus stark und ernst zu nehmen ist.

Ich kann jedenfalls einer "Schwamm drüber" und "die Anderen sind die Schlimmen" Mentalität und Strategie nichts abgewinnen, weil sei verlogen ist.

 

Mir ging es um die Ursachen, es scheint offenbar ganz verschiedene Ursachen des Antisemitismus zu verschiedenen Orten und Zeiten zu geben. Die antisemitischen Erzählungen, Legenden und "Begründungen" sind mE sekundäre Phänomene, können freilich der Propaganda dienen. Daß die arabische antiisraelische Politik sich ganz ungeniert alter nationalsozialistischer Versatzstücke bedient ist einschließlich personeller Kontinuitäten bekannt.

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Ich erlaube mir mal den Einwurf, daß heutzutage die meisten Antisemiten (und auch die tödlichsten) einen islamischen Hintergrund haben. Die Ursachensuche in christlicher Theologie und Praxis kann also keine notwendigen Bedingungen der Entstehung von Antisemitismus auffinden.

Dass der Schwerpunkt des Antisemitismus heute in islamischen Staaten liegt, ist nicht zu leugnen. Ich werde aber im Verlauf des Threads noch aufzeigen dass man sich dort durchaus der alten aus der christlichen Sphäre stammenden Klischees wie Sakralmorde, weil man das Blut benötigt, oder auch der Geschichten um die "Weisen von Zion" bedient.

 

Zudem zeigen Statistiken und Umfragen, die ich auch noch behandeln werde dass der Antisemitismus in Europa und den USA noch durchaus stark und ernst zu nehmen ist.

Ich kann jedenfalls einer "Schwamm drüber" und "die Anderen sind die Schlimmen" Mentalität und Strategie nichts abgewinnen, weil sei verlogen ist.

 

Mir ging es um die Ursachen, es scheint offenbar ganz verschiedene Ursachen des Antisemitismus zu verschiedenen Orten und Zeiten zu geben. Die antisemitischen Erzählungen, Legenden und "Begründungen" sind mE sekundäre Phänomene, können freilich der Propaganda dienen. Daß die arabische antiisraelische Politik sich ganz ungeniert alter nationalsozialistischer Versatzstücke bedient ist einschließlich personeller Kontinuitäten bekannt.

Das ist allerdings kein Spezifikum des Antisemitismus im arabisch-islamischen Kulturkreis. Auch die Nazis übernahmen Behauptungen christlicher Judenfeinde fast wörtlich, während sie andere Lehren und Taten der Kirche heftig kritisierten. Umgekehrt ist die Ritualmordlegende ursprünglich keine Unterstellung gegenüber Juden, sondern vermutlich gegenüber christlichen Randgruppen.

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Der 1. Kreuzzug 1096 -1099

 

Der 1. Kreuzzug zu dem Papst Urban I095 aufgerufen hatte und der 1096 begann stellt eine Zäsur in der Geschichte des Antisemitismus dar. Er war der Beginn organisierter antijüdischer Pogrome. Ich werde hier keinen Geschichte dieses Kreuzzuges schreiben, weil das nicht mein Thema ist – man kann eine Zusammenfassung hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Kreuzzug#Eroberung_Jerusalems finden - sondern werde mich auf die Vorgeschichte des Kreuzzuges und ihre antijüdischen Exzesse beschränken.

Es scheint schon in Frankreich zu Ausschreitungen gegen Juden gekommen zu sein, denn die französischen Juden haben ihre deutschen Glaubensbrüder vorgewarnt

Der Anführer der Ausschreitungen auf deutschem Boden war Graf Emicho von Leinigen. Warum es zu dieser Verfolgung kam beschreibt Salomo bar Simeon, ein jüdischer Chronist, 1140 nach Aussagen von Zeugen über den Zug der Kreuzfahrer:

„Als sie nun auf ihrem Zug durch die Städte kamen, in denen Juden wohnten, sprachen sie: ,Sehet, wir ziehen den weiten Weg, um die Grabstätte aufzusuchen und uns an den Ismaeliten zu rächen. Und siehe, hier wohnen unter uns die Juden, deren Väter Christus unverschuldet umgebracht und gekreuzigt haben! So lasset zuerst an ihnen uns Rache nehmen und sie austilgen unter den Völkern, dass der Name Israel nicht mehr erwähnt werde. Oder sie sollen unseresgleichen werden und zu unserem Glauben sich bekennen.' Am Sabbat, den 8. Ijjar (3. Mai) überfielen die Feinde die Gemeinde Speyer und erschlugen elf heilige Personen. Diese waren die Ersten, die ihren Schöpfer heiligten, da sie sich nicht taufen lassen wollten. Die Übrigen wurden, ohne ihren Glauben wechseln zu müssen, von dem Bischof gerettet.“.

Die Horde des Grafen Emocho setzte ihren Weg den Rhein nordwärts entlang fort, in die entgegengesetzte Richtung (!) des eigentlichen Ziels Jerusalem.

Am Sonntag, dem 18. Mai (23. Ijjar des jüdischen Kalenders) wurde das jüdische Viertel in Worms gestürmt . Juden, die nicht zuvor Zuflucht im Palast des Bischofs gesucht hatten, wurden von der aufgebrachten Menge angegriffen und, wenn sie die Taufe verweigerten, was die meisten aus Überzeugung taten, grausam umgebracht. Der Chronist berichtet: „Sie werden erstochen, zerhackt, zu Tode geprügelt oder sterben durch eigene Hand.“ Nach einer Woche des Asyls stürmten die Kreuzfahrer auch den bischöflichen Palast und stellten die zunächst geflüchteten Juden vor die Wahl Tod oder Taufe. Wieder der Chronist: "Die Feinde zogen sie aus und schleiften und warfen sie umher, sie ließen keinen von ihnen übrig, außer einigen, die sie zur Taufe gezwungen hatten. Bei 800 betrug die Zahl der Erschlagenen. Sie alle wurden nackt zu Grabe gebracht."

 

Über die Erstürmung der Stadt Mainz am 25.5.berichtet der Chronist "Es war am Neumondstag des Monats Siwan, da kam der Graf Emicho, der Feind aller Juden - mögen seine Gebeine in einer eisernen Mühle zermalmt werden -, mit einem großen Heere und lagerte nebst dem Pöbel außerhalb der Stadt in Zelten. Denn die Tore der Stadt waren vor ihm verschlossen. Es war am dritten Tag im Siwan. Um die Mittagszeit, da kam Emicho, der Bösewicht und Judenfeind, mit seinem ganzen Heer vor das Tor. Und die Städter öffneten ihm das Tor. Da sprachen die Feinde des Ewigen: ,Sehet, sie haben uns das Tor geöffnet. Jetzt lasset uns das Blut des Gekreuzigten rächen!‘ Als die Söhne des heiligen Bundes jenes Heer so unzählig wie der Sand am Ufer des Meeres sahen, blieben sie dennoch ihrem Schöpfer getreu. Sie legten Panzer an und umgürteten sich mit Kriegswaffen. Rabbi Kalonymos bar Meschullam stand an der Spitze. Aber unsere Sünden verursachten, dass die Feinde siegten und die Tore einnahmen. Die Leute des Bischofs flohen zuerst. Auch der Bischof selbst floh aus seiner Kirche, denn auch ihn wollten sie töten.

Die Feinde drangen in den Hof. Und es war ein Tag der Dunkelheit. Mögen Finsternis und Todesschatten ihn ablösen. Möge Gott in der Höhe nicht nach ihm fragen. Der Vater wurde geschlachtet von seinem Sohne, der Bruder von seiner Schwester, die Frau von ihrer Tochter, der Nachbar von seinem Nachbarn, der Bräutigam von seiner Braut. Einer schlachtete, der andere wurde geschlachtet, bis Blut zu Blut zusammenfloss und sich vermischte das Blut der Männer mit dem der Frauen." Am 3. Siwan 4856 wird die jüdische Gemeinde zu Mainz nahezu vollständig ausgelöscht. Zwei Tage später zündet ein zwangsgetaufter Überlebender des Mainzer Blutbades erst sein Haus, dann die Synagoge und schließlich sich selbst an.

 

Hier kommt der Begriff des Kiddusch haschem ins Bewusstsein. Kiddusch haschem meint im jüdischen Glauben die Heiligung des Namens Gottes.

Schon in der Tora steht geschrieben: »Ihr sollt meinen heiligen Namen nicht entweihen (Chillul Haschem), damit ich heilig gehalten werde unter den Kindern Israels (Kiddusch Haschem). Ich bin der Herr, der euch heiligt«(3. Buch Mose 22, 31–32). Laut Raschi (1040–1105) bedeutet dieser Vers, dass jemand, der die Gesetze der Tora missachtet, den Namen G’ttes entweiht. G’tt hat uns die Verantwortung übertragen seinen Namen immerdar dadurch zu ehren, dass wir ein moralisch verantwortliches Leben führen .

 

Ein besonders schwieriger und tragischer Aspekt des Kiddusch haschem ist das Martyrium bzw der Selbstmord um den Glaubensabfall zu vermeiden. Zwar verbietet auch das Judentum den Selbstmord grundsätzlich, unter bestimmten besonders schweren Umständen ist er aber gestatten und gerade in den mittelalterlichen Judenverfolgungen ist diese Form des Kiddusch haschem immer wieder vorgekommen.

 

In der jüdischen Liturgie wird unter dem Namen Gezerot Tatnu („Verfolgung des Jahres 4856“ [nach jüdischer Zeitrechnung])der Opfer der Massaker im Jahre 1096 n. Chr. gedacht.

 

Interessant ist noch dass Graf Emicho Jerusalem nie erreicht hat. Seinem Heer, das als völlig sittenlos galt, wurde wegen wahlloser Plünderungen der Durchzug durch Ungarn verwehrt und das Heer wurde in einigen Schlachten aufgerieben.

Emicho selbst kehrte nach Hause zurück. Dort fiel er der Verachtung anheim, weil er sein Gelübde, nach Jerusalem zu ziehen, nicht erfüllt hatte. Über die Umstände seines Todes ist nichts bekannt.

bearbeitet von Der Geist
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Es bleibt allerdings die Frage, wie man nun den Sprung vom Alten zum Neuen Bund und die betreffenden Bibelstellen sehen soll. Es ist nicht zu leugnen, dass eine Spaltung geschieht durch die Juden, die Jesus als Messias annehmen und die, die ihn ablehnen, zum Ausdruck gebracht durch Gleichnisse wie das von den bösen Winzern (Mt 21,33ff). Während man früher den Fehler machte, hier ein Ende des Alten Bundes herein zu deuten, muss man doch - gerade wenn man Röm 11 ernst nimmt! - sagen, dass die "Verwerfung" des Alten Bundes (ich weiss leider kein besseres Wort!) darin besteht, die Ausschließlichkeit des Bundes verloren zu haben zu Gunsten eines Bundes, der offen ist für alle Völker. Gleichzeit läuft der Alte Bund weiter, denn "unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt" (Röm 11,29).

Dieser Passus ist m.E. grob antisemitischen. Eine "Verwerfung" des Judentums aus der Erweiterung des Bundes Gottes zu sehen ist hanebüchen. Denn es ist wohl davon auszugehen, dass es angesichts der Heilsnotwendigkeit auch dann eine Einbeziehung anderer Völker in den Bund gegeben hätte....das Ergebnis für die Juden wäre also ident gewesen, sie hätten die Exklusivität verloren - wäre das dann auch eine Verwerfung der Juden gewesen?

 

Ich nehme an, Udalricus meint folgendes Gleichnis in Mt 21

33 Hört noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land.

34 Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Anteil an den Früchten holen zu lassen.

35 Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, einen dritten steinigten sie.

36 Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; mit ihnen machten sie es genauso.

37 Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben.

38 Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, damit wir seinen Besitz erben.

39 Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um.

40 Wenn nun der Besitzer des Weinbergs kommt: Was wird er mit solchen Winzern tun?

41 Sie sagten zu ihm: Er wird diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist.

42 Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, / er ist zum Eckstein geworden; / das hat der Herr vollbracht, / vor unseren Augen geschah dieses Wunder?

43 Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt.

44 Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen der Stein aber fällt, den wird er zermalmen.

45 Als die Hohenpriester und die Pharisäer seine Gleichnisse hörten, merkten sie, dass er von ihnen sprach.

46 Sie hätten ihn gern verhaften lassen; aber sie fürchteten sich vor den Leuten, weil alle ihn für einen Propheten hielten.

 

Wenn man hier Antisemitismus vorwerfen will, muss man diesen Vorwurf wohl dem Evangelisten Matthäus machen.

Aber ich denke, dass es sich hier nicht um Antisemitismus dreht, sondern um die Auseinandersetzung einer aufstrebenden religiösen Gruppe (Christen) mit ihrem Hauptgegner.

Die sprachliche Fassung ist ja ein wenig uneinheitlich:

"Das Reich Gottes wird EUCH weggenommen." Wer ist denn "euch"? Geht es da wirklich um "die Juden"? als Volk?

Das legt sich zwar zunächst nahe, denn als Gegensatz wird gewählt: "und einem anderen VOLK gegeben".

 

Aber in Vers 45 stellt Matthäus ziemlich klar, wer gemeint war: Die Hohenpriester und Pharisäer bemerken selbst, dass er von ihnen spricht.

Also: Die Rede ist nicht pauschal von den Juden, sondern primär von den Hohenpriestern und Juden.

 

Das neue Volk würde ich auch nicht als eine nationale oder etnische Gruppe sehen, sondern eine religiöse: Matthäus meint meiner Meinung nach die Kirche, das neue Volk Gottes, die Anhänger Jesu.

Die Zugehörigkeit zu diesem neuen Volk sortiert sich aber nicht nach ethnischen oder rassischen Kriterien, sondern es geht um eine Entscheidung.

Und das wäre zumindest nicht eine antisemitische Sache.

 

Es ist nicht zu leugnen' date=' dass eine Spaltung geschieht durch die Juden, die Jesus als Messias annehmen und die, die ihn ablehnen,[/quote']

Sprachlich sehr ungeschickt formuliert! Man kann diesen Satz tatsächlich antisemitisch lesen. Die Juden haben (diesem Satz zufolge) gespalten. Spalter, Spalter! Böse Juden!

Wolltest Du sagen: "Innerhalb der Juden gab es welche, die Jesus annahmen, andere ihn ablehnten. So entstand eine Spaltung innerhalb der Juden."?

 

Auch dieser korrigierte Satz ist zu pauschal. Die meisten Juden entschieden sich weder für noch gegen Jesus, sondern wussten (zu Lebzeiten Jesu) überhaupt nichts von ihm. Oder er interessierte sie schlichtweg nicht. Und so mancher wird angesichts einer neuen Spaltung (eigentlich auch schon ein zu starkes Wort. Es hat eben Streit gegeben. So was soll vorkommen.) heftig geseufzt haben: "Bitte nicht schon wieder solche Querelen! Haben wir denn nicht mit den Römern schon genug Sorgen? Müssen wir uns jetzt auch noch untereinander in die Wolle bekommen?"

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Du hast mit Sicherheit darin Recht, dass Luther den Antisemitismus nicht erfunden hat. Pogrome gegen Juden ziehen sich durch 1500 Jahre Kirchengeschichte. Meiner Meinung nach beginnen sie bereits in den Urgemeinden. So werden im Johannesevangelium "die Juden" als Synonym für Gegner Jesu verwendet.

Ich habe mich schon manchmal gefragt, ob Johannes vielleicht einer der Vertriebenen war, als die Hellenisten aus Jerusalem herausgeschmissen wurden.

Allzu freundlich geht er in seinem Evangelium, wie Du bereits gesagt hast, nicht um.

Ich könnte mir Johannes in etwa so antijudaistisch vorstellen, wie einige Ostvertriebene antikommunistisch sind.

Das wäre dann noch nicht echter Antisemitismus, aber ein ziemlich guter Nährboden dafür.

 

Bei Matthäus bin ich da viel zurückhaltender. Die meisten als antisemitisch inkriminierten Matthäusstellen halte ich für falsch verstanden.

Das Problem bei Matthäus ist seine völkische Betrachtungsweise. Nach der Erfahrung des 3. Reiches (wo es sogar einen völkischen Beobachter gab) ist diese Sichtweise natürlich immer verdächtig. Dennoch glaube ich bei ihm nicht, dass er wirklich was gegen Juden hatte, womöglich noch aus rassischen Gründen.

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Du hast mit Sicherheit darin Recht, dass Luther den Antisemitismus nicht erfunden hat. Pogrome gegen Juden ziehen sich durch 1500 Jahre Kirchengeschichte. Meiner Meinung nach beginnen sie bereits in den Urgemeinden. So werden im Johannesevangelium "die Juden" als Synonym für Gegner Jesu verwendet.

Ich habe mich schon manchmal gefragt, ob Johannes vielleicht einer der Vertriebenen war, als die Hellenisten aus Jerusalem herausgeschmissen wurden.

Allzu freundlich geht er in seinem Evangelium, wie Du bereits gesagt hast, nicht um.

Ich könnte mir Johannes in etwa so antijudaistisch vorstellen, wie einige Ostvertriebene antikommunistisch sind.

Das wäre dann noch nicht echter Antisemitismus, aber ein ziemlich guter Nährboden dafür.

 

Bei Matthäus bin ich da viel zurückhaltender. Die meisten als antisemitisch inkriminierten Matthäusstellen halte ich für falsch verstanden.

Das Problem bei Matthäus ist seine völkische Betrachtungsweise. Nach der Erfahrung des 3. Reiches (wo es sogar einen völkischen Beobachter gab) ist diese Sichtweise natürlich immer verdächtig. Dennoch glaube ich bei ihm nicht, dass er wirklich was gegen Juden hatte, womöglich noch aus rassischen Gründen.

 

Es hat gute Gründe, die historische Fachterminologie "Antisemitismus", "völkisch" nicht in Kontexten zu verwenden, wo sie nicht paßt. Beide Begriffe lassen sich erst auf Phänomene anwenden, die im Lauf des 19. Jahrhunderts entstanden sind.

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Allein schon in dem hier zitierten Kapitel Mt 21 passt das "völkisch" durchaus, nämlich insofern Mt das Volk selbst ins Spiel bringt. Allerdings natürlich in ganz anderer Aussage-Absicht, als dieses Wort im 3. Reich verwendet wurde. Aber warum sollte man dem 3. Reich die Definitionshoheit zubilligen über diesen Begriff? Ich finde Begriffe wie "Volk Gottes" gar nicht so schlecht. Ich rede auch gern von Heil. Und wenn die Nazis noch so sehr dieses Wort durch ihre elende Heilheilheil-Schreierei verhunzt haben.

 

Allerdings muss man dann immer aufpassen. Wörter mit unterschiedlichen Konnotationen können furchtbare Missverständnisse und Verdächtigungen zur Folge haben.

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Die Horde des Grafen Emocho setzte ihren Weg den Rhein nordwärts entlang fort, in die entgegengesetzte Richtung (!) des eigentlichen Ziels Jerusalem.

Am Sonntag, dem 18. Mai (23. Ijjar des jüdischen Kalenders) wurde das jüdische Viertel in Worms gestürmt . Juden, die nicht zuvor Zuflucht im Palast des Bischofs gesucht hatten, wurden von der aufgebrachten Menge angegriffen und, wenn sie die Taufe verweigerten, was die meisten aus Überzeugung taten, grausam umgebracht. Der Chronist berichtet: „Sie werden erstochen, zerhackt, zu Tode geprügelt oder sterben durch eigene Hand.“ Nach einer Woche des Asyls stürmten die Kreuzfahrer auch den bischöflichen Palast und stellten die zunächst geflüchteten Juden vor die Wahl Tod oder Taufe. Wieder der Chronist: "Die Feinde zogen sie aus und schleiften und warfen sie umher, sie ließen keinen von ihnen übrig, außer einigen, die sie zur Taufe gezwungen hatten. Bei 800 betrug die Zahl der Erschlagenen. Sie alle wurden nackt zu Grabe gebracht."

Es ist schwer zu ertragen, diese Zeilen überhaupt lesen zu müssen.

Noch schwieriger, sie an sich heranzulassen.

Noch schwieriger, daran zu denken, dass solche Untaten bis in die heutige Zeit immer wieder real werden.

 

Unter anderem finde ich die Aufgabe anspruchsvoll, über das Lesen solcher Ereignisse nicht hart zu werden und nach Rache zu dürsten. (Was natürlich für die damaligen Vorfälle nicht mehr geht. Aber man könnte ja ersatzweise ...)

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Du hast mit Sicherheit darin Recht, dass Luther den Antisemitismus nicht erfunden hat. Pogrome gegen Juden ziehen sich durch 1500 Jahre Kirchengeschichte. Meiner Meinung nach beginnen sie bereits in den Urgemeinden. So werden im Johannesevangelium "die Juden" als Synonym für Gegner Jesu verwendet.

Ich habe mich schon manchmal gefragt, ob Johannes vielleicht einer der Vertriebenen war, als die Hellenisten aus Jerusalem herausgeschmissen wurden.

Allzu freundlich geht er in seinem Evangelium, wie Du bereits gesagt hast, nicht um.

Ich könnte mir Johannes in etwa so antijudaistisch vorstellen, wie einige Ostvertriebene antikommunistisch sind.

Das wäre dann noch nicht echter Antisemitismus, aber ein ziemlich guter Nährboden dafür.

 

Bei Matthäus bin ich da viel zurückhaltender. Die meisten als antisemitisch inkriminierten Matthäusstellen halte ich für falsch verstanden.

Das Problem bei Matthäus ist seine völkische Betrachtungsweise. Nach der Erfahrung des 3. Reiches (wo es sogar einen völkischen Beobachter gab) ist diese Sichtweise natürlich immer verdächtig. Dennoch glaube ich bei ihm nicht, dass er wirklich was gegen Juden hatte, womöglich noch aus rassischen Gründen.

Matthäus war mit ziemlicher Sicherheit selbst Jude (d.h. Judenchrist) und allein daher nicht antisemitisch in einem "völkischen" Sinne. Allerdings sah er die Gegner Jesu vermutlich schon als von Gott verworfen an. Gegen ein Fortbestehen des Alten Bundes kann man mithilfe seines Evangeliums sehr wohl argumentieren.

 

Die Frage ist nun, wie man das Fortbestehen des Alten Bundes als Christ interpretiert. Ganz streng genommen ist jedes Gebet, das mit dem Kreuzzeichen beginnt, auf jeden Fall aber das Credo, eine Abgrenzung vom Judentum, da hier eben Jesus eine Stellung zugewiesen wird, die er nach jüdischer Auffassung nicht hat. Man kann nicht den Glauben, dass Jesus der Messias und der Sohn Gottes ist, vertreten, ohne zugleich die gegenteilige Auffassung abzulehnen. Tut man dies aber, wirft man den Juden eine Falschinterpretation des Alten Testaments bzw. der Hebräischen Bibel vor.

 

Andererseits wäre es aus christlicher Sicht nicht vertretbar, Gott zu unterstellen, er habe seinen Bund mit Israel gebrochen. Gott bleibt sich treu. Somit steht der Jude, der ehrlich versucht, den Gesetzen der Thora zu leben, ebenfalls in der Anschauung Gottes. Aggressive Judenmission verbietet sich daher; dies ist nicht zu verwechseln mit der Taufe von Juden, die selbst den Willen dazu äußern (etwa der spätere Kardinal Lustiger).

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Ich glaube nicht, dass man Matthäus so interpretieren kann, dass der alte Bund beendet sei.

Solche Argumentationen übersehen die vielen alttestamentlichen Zitate bei Mt. Er sieht, denke ich, den neuen Bund als "Erfüllung" des alten. (Ich vermute, Du kennst die Diskussion um das Wort "Erfüllung").

Immer wieder kommen Erfüllungssprüche - ich werde mal eine Zusammenstellung posten.

 

Matthäus sieht sich in einer Tradition, in einer Kontinuität mit dem alten Bund steht.

 

Gerade deshalb (um das Neue herauszuheben) bringt Mt die Aussagen Jesu gelegentlich antithetisch.

 

Was nicht geht, ist dass man das Gleichnis von den bösen Winzern einfach nur als eine Ausdehnung des Gottesvolkes versteht. Nein: Da steht eine Entscheidung an. Für oder gegen Jesus. Und ich verstehe das auch so: Wer sich nicht Jesus zuwendet, sondern ihn verwirft, ja ihn bekämpft, verurteilt und tötet, hat damit nicht nur den Neuen Bund abgelehnt. Sondern er ist auch bezüglich des alten Bundes fragwürdig: Er weigert sich, die Aussagen und den Sinn des Gesetzes, der Propheten und der Schriften zu erfüllen. Seine Gerechtigkeit ist nicht größer, als die der Pharisäer, die die im alten Bund geforderte Gerechtigkeit eben NICHT richtig erfüllen.

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Hier die Zusammenstellung:

Das Evangelium nach Matthäus Kapitel 1

21 Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.

22 Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat:

23 Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, / einen Sohn wird sie gebären, / und man wird ihm den Namen Immanuel geben, / das heißt übersetzt: Gott ist mit uns.

 

Das Evangelium nach Matthäus Kapitel 2

14 Da stand Josef in der Nacht auf und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten.

15 Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.

16 Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und er ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte.

17 Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist:

18 Ein Geschrei war in Rama zu hören, / lautes Weinen und Klagen: / Rahel weinte um ihre Kinder / und wollte sich nicht trösten lassen, / denn sie waren dahin.

...

22 Als er aber hörte, dass in Judäa Archelaus an Stelle seines Vaters Herodes regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und weil er im Traum einen Befehl erhalten hatte, zog er in das Gebiet von Galiläa

23 und ließ sich in einer Stadt namens Nazaret nieder. Denn es sollte sich erfüllen, was durch die Propheten gesagt worden ist: Er wird Nazoräer genannt werden.

 

 

Das Evangelium nach Matthäus Kapitel 3

14 Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir?

15 Jesus antwortete ihm: Lass es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit (die Gott fordert) ganz erfüllen. Da gab Johannes nach.

16 Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen.

 

Das Evangelium nach Matthäus Kapitel 4

13 Er verließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali.

14 Denn es sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist:

15 Das Land Sebulon und das Land Naftali, / die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan, / das heidnische Galiläa:

 

Das Evangelium nach Matthäus Kapitel 5

16 So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

17 Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.

 

Das Evangelium nach Matthäus Kapitel 8

17 Dadurch sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Er hat unsere Leiden auf sich genommen und unsere Krankheiten getragen.

18 Als Jesus die vielen Menschen sah, die um ihn waren, befahl er, ans andere Ufer zu fahren.

 

Das Evangelium nach Matthäus Kapitel 12

16 Aber er verbot ihnen, in der Öffentlichkeit von ihm zu reden.

17 Auf diese Weise sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist:

18 Seht, das ist mein Knecht, den ich erwählt habe, / mein Geliebter, an dem ich Gefallen gefunden habe. Ich werde meinen Geist auf ihn legen / und er wird den Völkern das Recht verkünden.

...

49 Und er streckte die Hand über seine Jünger aus und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder.

50 Denn wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.

 

 

Das Evangelium nach Matthäus Kapitel 13

13 Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen, weil sie hören und doch nicht hören und nichts verstehen.

14 An ihnen erfüllt sich die Weissagung Jesajas: Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen; / sehen sollt ihr, sehen, aber nicht erkennen.

15 Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden / und mit ihren Ohren hören sie nur schwer / und ihre Augen halten sie geschlossen, / damit sie mit ihren Augen nicht sehen / und mit ihren Ohren nicht hören, / damit sie mit ihrem Herzen / nicht zur Einsicht kommen, / damit sie sich nicht bekehren und ich sie nicht heile.

...

34 Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge durch Gleichnisse; er redete nur in Gleichnissen zu ihnen.

35 Damit sollte sich erfüllen, was durch den Propheten gesagt worden ist: Ich öffne meinen Mund und rede in Gleichnissen, / ich verkünde, was seit der Schöpfung verborgen war.

36 Dann verließ er die Menge und ging nach Hause. Und seine Jünger kamen zu ihm und sagten: Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker.

 

Das Evangelium nach Matthäus Kapitel 21

3 Und wenn euch jemand zur Rede stellt, dann sagt: Der Herr braucht sie, er lässt sie aber bald zurückbringen.

4 Das ist geschehen, damit sich erfüllte, was durch den Propheten gesagt worden ist:

5 Sagt der Tochter Zion: / Siehe, dein König kommt zu dir. / Er ist friedfertig / und er reitet auf einer Eselin / und auf einem Fohlen, / dem Jungen eines Lasttiers.

 

Das Evangelium nach Matthäus Kapitel 26

53 Oder glaubst du nicht, mein Vater würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schicken, wenn ich ihn darum bitte?

54 Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, nach der es so geschehen muss?

55 Darauf sagte Jesus zu den Männern: Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knüppeln ausgezogen, um mich festzunehmen. Tag für Tag saß ich im Tempel und lehrte und ihr habt mich nicht verhaftet.

...

55 Darauf sagte Jesus zu den Männern: Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knüppeln ausgezogen, um mich festzunehmen. Tag für Tag saß ich im Tempel und lehrte und ihr habt mich nicht verhaftet.

56 Das alles aber ist geschehen, damit die Schriften der Propheten in erfüllung gehen. Da verließen ihn alle Jünger und flohen.

57 Nach der Verhaftung führte man Jesus zum Hohenpriester Kajaphas, bei dem sich die Schriftgelehrten und die Ältesten versammelt hatten.

 

Das Evangelium nach Matthäus Kapitel 27

8 Deshalb heißt dieser Acker bis heute Blutacker.

9 So erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist: Sie nahmen die dreißig Silberstücke - das ist der Preis, den er den Israeliten wert war -

10 und kauften für das Geld den Töpferacker, wie mir der Herr befohlen hatte.

 

PS: Datenbank in Visual Basic programmiert. Find ich wirklich praktisch.

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Ich glaube nicht, dass man Matthäus so interpretieren kann, dass der alte Bund beendet sei.

Solche Argumentationen übersehen die vielen alttestamentlichen Zitate bei Mt. Er sieht, denke ich, den neuen Bund als "Erfüllung" des alten. (Ich vermute, Du kennst die Diskussion um das Wort "Erfüllung").

Immer wieder kommen Erfüllungssprüche - ich werde mal eine Zusammenstellung posten.

 

Matthäus sieht sich in einer Tradition, in einer Kontinuität mit dem alten Bund steht.

 

Gerade deshalb (um das Neue herauszuheben) bringt Mt die Aussagen Jesu gelegentlich antithetisch.

 

Was nicht geht, ist dass man das Gleichnis von den bösen Winzern einfach nur als eine Ausdehnung des Gottesvolkes versteht. Nein: Da steht eine Entscheidung an. Für oder gegen Jesus. Und ich verstehe das auch so: Wer sich nicht Jesus zuwendet, sondern ihn verwirft, ja ihn bekämpft, verurteilt und tötet, hat damit nicht nur den Neuen Bund abgelehnt. Sondern er ist auch bezüglich des alten Bundes fragwürdig: Er weigert sich, die Aussagen und den Sinn des Gesetzes, der Propheten und der Schriften zu erfüllen. Seine Gerechtigkeit ist nicht größer, als die der Pharisäer, die die im alten Bund geforderte Gerechtigkeit eben NICHT richtig erfüllen.

Der Satz "Wer sich nicht Jesus zuwendet, sondern ihn verwirft" bezieht sich auf die Juden, die Jesus eben nicht als Messias anerkennen. Wenn man dies fordert, erklärt man zugleich, dass die Juden diese Forderung eben nicht erfüllen.

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Es bleibt allerdings die Frage, wie man nun den Sprung vom Alten zum Neuen Bund und die betreffenden Bibelstellen sehen soll. Es ist nicht zu leugnen, dass eine Spaltung geschieht durch die Juden, die Jesus als Messias annehmen und die, die ihn ablehnen, zum Ausdruck gebracht durch Gleichnisse wie das von den bösen Winzern (Mt 21,33ff). Während man früher den Fehler machte, hier ein Ende des Alten Bundes herein zu deuten, muss man doch - gerade wenn man Röm 11 ernst nimmt! - sagen, dass die "Verwerfung" des Alten Bundes (ich weiss leider kein besseres Wort!) darin besteht, die Ausschließlichkeit des Bundes verloren zu haben zu Gunsten eines Bundes, der offen ist für alle Völker. Gleichzeit läuft der Alte Bund weiter, denn "unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt" (Röm 11,29).

Dieser Passus ist m.E. grob antisemitischen. Eine "Verwerfung" des Judentums aus der Erweiterung des Bundes Gottes zu sehen ist hanebüchen. Denn es ist wohl davon auszugehen, dass es angesichts der Heilsnotwendigkeit auch dann eine Einbeziehung anderer Völker in den Bund gegeben hätte....das Ergebnis für die Juden wäre also ident gewesen, sie hätten die Exklusivität verloren - wäre das dann auch eine Verwerfung der Juden gewesen?

 

Ich nehme an, Udalricus meint folgendes Gleichnis in Mt 21

33 Hört noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land.

34 Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Anteil an den Früchten holen zu lassen.

35 Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, einen dritten steinigten sie.

36 Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; mit ihnen machten sie es genauso.

37 Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben.

38 Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, damit wir seinen Besitz erben.

39 Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um.

40 Wenn nun der Besitzer des Weinbergs kommt: Was wird er mit solchen Winzern tun?

41 Sie sagten zu ihm: Er wird diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist.

42 Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, / er ist zum Eckstein geworden; / das hat der Herr vollbracht, / vor unseren Augen geschah dieses Wunder?

43 Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt.

44 Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen der Stein aber fällt, den wird er zermalmen.

45 Als die Hohenpriester und die Pharisäer seine Gleichnisse hörten, merkten sie, dass er von ihnen sprach.

46 Sie hätten ihn gern verhaften lassen; aber sie fürchteten sich vor den Leuten, weil alle ihn für einen Propheten hielten.

 

Wenn man hier Antisemitismus vorwerfen will, muss man diesen Vorwurf wohl dem Evangelisten Matthäus machen.

Aber ich denke, dass es sich hier nicht um Antisemitismus dreht, sondern um die Auseinandersetzung einer aufstrebenden religiösen Gruppe (Christen) mit ihrem Hauptgegner.

Die sprachliche Fassung ist ja ein wenig uneinheitlich:

"Das Reich Gottes wird EUCH weggenommen." Wer ist denn "euch"? Geht es da wirklich um "die Juden"? als Volk?

Das legt sich zwar zunächst nahe, denn als Gegensatz wird gewählt: "und einem anderen VOLK gegeben".

 

Aber in Vers 45 stellt Matthäus ziemlich klar, wer gemeint war: Die Hohenpriester und Pharisäer bemerken selbst, dass er von ihnen spricht.

Also: Die Rede ist nicht pauschal von den Juden, sondern primär von den Hohenpriestern und Juden.

 

Das neue Volk würde ich auch nicht als eine nationale oder etnische Gruppe sehen, sondern eine religiöse: Matthäus meint meiner Meinung nach die Kirche, das neue Volk Gottes, die Anhänger Jesu.

Die Zugehörigkeit zu diesem neuen Volk sortiert sich aber nicht nach ethnischen oder rassischen Kriterien, sondern es geht um eine Entscheidung.

Und das wäre zumindest nicht eine antisemitische Sache.

Vielleicht ist nicht das Evangelium antisemitisch - obwohl es genug Belegstellen gibt, dass sich das junge Christentum auf Kosten des Judentums an die römischen Machthaber angebiedert hat. Die Passionsgeschichten sind dafür der schlagende Beweis. Antisemitisch ist es jedenfalls die Entwicklungen der KK seit Johannes XXIII und Johannes Paul II bis zu Franziskus zu ignorieren, Ich zitiere nochmals Papst Franziskus:

 

„Die Kirche erkennt offiziell an, dass das Volk Israel weiterhin Träger der Verheißung ist. In keinem Moment sagt sie: ‚Ihr habt das Spiel verloren, jetzt sind wir an der Reihe.‘ Das ist eine Anerkennung des Volkes Israel. (…) Zudem kann man das jüdische Volk nicht des Gottesmordes beschuldigen, wie es lange Zeit geschehen ist. Wenn man die Passionsgeschichte liest, ist das ganz klar.“

 

(Jorge Bergoglio (Papst Franziskus) / Abraham Skorka, Über Himmel und Erde. Jorge Bergoglio im Gespräch mit dem Rabbiner Abraham Skorka. Herausgegeben von Diego F. Rosemberg. Aus dem Spanischen von Silke Kleemann und Matthias Strobel, München 2013, 198).

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Du hast mit Sicherheit darin Recht, dass Luther den Antisemitismus nicht erfunden hat. Pogrome gegen Juden ziehen sich durch 1500 Jahre Kirchengeschichte. Meiner Meinung nach beginnen sie bereits in den Urgemeinden. So werden im Johannesevangelium "die Juden" als Synonym für Gegner Jesu verwendet.

Ich habe mich schon manchmal gefragt, ob Johannes vielleicht einer der Vertriebenen war, als die Hellenisten aus Jerusalem herausgeschmissen wurden.

Allzu freundlich geht er in seinem Evangelium, wie Du bereits gesagt hast, nicht um.

Ich könnte mir Johannes in etwa so antijudaistisch vorstellen, wie einige Ostvertriebene antikommunistisch sind.

Das wäre dann noch nicht echter Antisemitismus, aber ein ziemlich guter Nährboden dafür.

 

Bei Matthäus bin ich da viel zurückhaltender. Die meisten als antisemitisch inkriminierten Matthäusstellen halte ich für falsch verstanden.

Das Problem bei Matthäus ist seine völkische Betrachtungsweise. Nach der Erfahrung des 3. Reiches (wo es sogar einen völkischen Beobachter gab) ist diese Sichtweise natürlich immer verdächtig. Dennoch glaube ich bei ihm nicht, dass er wirklich was gegen Juden hatte, womöglich noch aus rassischen Gründen.

 

Es hat gute Gründe, die historische Fachterminologie "Antisemitismus", "völkisch" nicht in Kontexten zu verwenden, wo sie nicht paßt. Beide Begriffe lassen sich erst auf Phänomene anwenden, die im Lauf des 19. Jahrhunderts entstanden sind.

Warum ich durchgehend von Antisemitismus spreche habe ich hier ausführlich erklärt. Die Unterscheidung bringt kaum wirkliche Erkenntnisse, sondern dient hauptsächlich der Abschwächung der christlichen Mitschuld am Holocaust.

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Du hast mit Sicherheit darin Recht, dass Luther den Antisemitismus nicht erfunden hat. Pogrome gegen Juden ziehen sich durch 1500 Jahre Kirchengeschichte. Meiner Meinung nach beginnen sie bereits in den Urgemeinden. So werden im Johannesevangelium "die Juden" als Synonym für Gegner Jesu verwendet.

Ich habe mich schon manchmal gefragt, ob Johannes vielleicht einer der Vertriebenen war, als die Hellenisten aus Jerusalem herausgeschmissen wurden.

Allzu freundlich geht er in seinem Evangelium, wie Du bereits gesagt hast, nicht um.

Ich könnte mir Johannes in etwa so antijudaistisch vorstellen, wie einige Ostvertriebene antikommunistisch sind.

Das wäre dann noch nicht echter Antisemitismus, aber ein ziemlich guter Nährboden dafür.

 

Bei Matthäus bin ich da viel zurückhaltender. Die meisten als antisemitisch inkriminierten Matthäusstellen halte ich für falsch verstanden.

Das Problem bei Matthäus ist seine völkische Betrachtungsweise. Nach der Erfahrung des 3. Reiches (wo es sogar einen völkischen Beobachter gab) ist diese Sichtweise natürlich immer verdächtig. Dennoch glaube ich bei ihm nicht, dass er wirklich was gegen Juden hatte, womöglich noch aus rassischen Gründen.

Matthäus war mit ziemlicher Sicherheit selbst Jude (d.h. Judenchrist) und allein daher nicht antisemitisch in einem "völkischen" Sinne.

Unser früherer Bundeskanzler Bruno Kreisky war auch Jude. Von ihm stammt der Ausspruch: Wenn die Juden ein Volk sind, sind sei ein mieses.

 

Der teilweise Selbsthass der Juden ist ein altbekanntes Phänomen....sieh auch bei Karl Kraus

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Der Satz "Wer sich nicht Jesus zuwendet, sondern ihn verwirft" bezieht sich auf die Juden, die Jesus eben nicht als Messias anerkennen. Wenn man dies fordert, erklärt man zugleich, dass die Juden diese Forderung eben nicht erfüllen.

Natürlich bezieht er sich auf die Juden - die stehen ihm eben am Nächsten. Wäre Matthäus kein Jude, sondern Leiter eines deutschen Exklave-Fanclubs für Kamphaus, würde er sich auf die Deutschen beziehen - ohne dadurch antideutsch, antikirchlich oder antideutschkirchlich zu sein. Auch wenn er deutliche Worte an Tebartz und seine deutschen Getreuen sprechen würde.

Und so sehr bezieht er sich, wie ich oben zu differenzieren versuchte, nicht so sehr auf das Judentum als Volk und schon gar nicht als Rasse.

Und er braucht natürlich auch einen literarischen Antipart zu Jesus. Sonst wäre sein Buch ja auch dermaßen langweilig.

All das macht noch keinen Antisemiten.

 

Ich denke sogar, dass man bei redlichem Verständnis aus dem Matthäusevangelium auch nicht viel antisemitisches MACHEN kann. Im Gegensatz zum Johannesevangelium. Dieses pauschale "Und Jesus sprach zu den Juden ..." ist Johannes-Stereotyp. Und das kann man schon sehr bedenklich auffassen.

 

Trotzdem stimmt natürlich: Bei böswilliger Interpretation kann man aus dem Matthäusevangelium tatsächlich schlimme Dinge herauslesen. Und dies kann man mit bedauerlich einfachen Mitteln und sehr volkstümlich tun. Leider.

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Trotzdem stimmt natürlich: Bei böswilliger Interpretation kann man aus dem Matthäusevangelium tatsächlich schlimme Dinge herauslesen. Und dies kann man mit bedauerlich einfachen Mitteln und sehr volkstümlich tun. Leider.

Und man hat es völlig unreflektiert und mit grauslichen Folgen jahrhundertelang getan....

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