Jump to content

Im Anfang war das Wort...


Werner001

Recommended Posts

Long John Silver

Ich habe mal einen Blick in Gen 1 Hebräisch und Griechisch geworfen.

 

Interessant scheint mir, dass das Wort "Wort" (griech λόγος, hebr. דָּבָר) in Gen 1 nicht vorkomt. Es ist davon die Rede, das Gott etwas sagt (וַיֹּ֥אמֶר) oder ruft, aber das sind andere Wortstämme sowohl im Hebräischen als auch im Griechischen.

Wenn Johannes sich hier als auf den Schöpfungsakt durch das Sprechen Gottes bezieht, dann zitiert er hier nicht Gen 1 wörtlich, sondern er spielt nur darauf an unter der Verwendung einer eigenen Sprache und damit vermutlich auch Bedeutungsebene.

Wenn man davon ausgeht (das ist zumindest eine These iin diesem Zusammenhang), das Johannes hier einen gnostischen Hymnus verwendet, den er christlich umdeutet, dann ist der präexistente Logos doch so etwas wie ein personifiziertes Handeln Gottes (eine Hypostase). So etwas findet sich auch schon im Buch der Weisheit, wo die Weisheit Gottes zu einer eigenen Person wird.

Der Logos - ursprünglich ein Handeln oder eine Eigenschaft Gottes - wird zu einem selbständigen Wesen - zu einer eigenständigen Instanz, durch die die Schöpfung erst möglich wird. Diese eigenartige Spannung zwischen Handlung Gottes einerseits und eigenständige Instanz andererseits wird in den Versen 1-3 ausgefaltet. An sich ist das Ganze etwas unlogisch, aber es funktioniert im Rahmen einer gnostischen Vorstellungswelt. Logos und Gott sind irgendwie verbunden aber doch auch unterschieden.

In den Versen 4-5 gibt es einen Übegang. Es wird das Thema Licht eingeführt. In der Gnosis wird oft zwischen einem guten Gott und einem bösen Schöpfergott unterschieden. Da das Wort nicht dem bösen Schöpfergott gleichen soll, wird hier ein Übergang geschaffen. Auch der ist nicht ganz logisch: es wird nicht erklärt, warum die Welt, also die Schöpfung dunkel ist, wenn doch der Logos, durch den alles geschaffen wurde, Licht ist.

Es folgt der Einschub über Johannes den Täufer und in den Versen 9-14 wird das Wort und das Licht mit Jesus Christus identifiziert, als fleichgewordenem Logos.

 

Johannes spannt hier also einen weiten Bogen und muss eine Menge investieren um einerseits den Logos als Schöpfungsinstanz präexistent und überlegen zu präsentieren, der aber andererseits doch nur für das Gute in der Welt verantwortlich ist..

Hier haben wir dann das Leitmotiv des Ganzen Evangeliums: Jesus - Herr über die Schöpfung und ihr Voraus - kämpft gegen die finstere Welt, sammelt die Kinder des Lichtes um sich und arangiert sien Leben als ein großes Schauspiel, das am Ende zwar am Kreuz endet, aber nur deshalb, weil das so schon von Jesus so geplant war.

 

Ich habe eigentlich das Johannes-Evangelium immer sehr gut verstanden, wie ich denke, auch ohne mich mit der Idee beschaeftigt zu haben, dass das irgendetwas gnostisch angehauchtes sei (was ich auch nicht annehme). Ich empfinde diese angeblichen sprachlichen Probleme mit dem Prolog als theologische Korinthenkackerei, wenn ich ehrlich bin. Ich befuerchte auch, dass es ein eher katholisches theologisches Problem ist (siehe auch das Grosse Credo), bei den Protestanten gibt es das Kleine Glaubensbekenntnis, und man sieht, dass einfach, kurz und buendig auch ausreicht. Je mehr man versucht, bestimmte Dinge in unangreifbare theologische Worte zu kleiden, desto mehr laedit dieses Vorgehen ein, sich in Nebenpfade und Kleinigkeiten zu verstricken und zu verkneifen und das Gesamte aus dem Auge zu verlieren.

 

Ich halte Jesus nicht fuer Gott (das widerspricht der Vorstellung der Trinitaet), das Johannes-Evangelium ist fuer mich das Evangelium vom Guten Hirten und nicht von irgendwelchen philosophischen Seiltaenzen, die Johannes angedichtet werden. Hier wird einiges ueberstrapaziert, was weder dem Inhalt des Evangeliums gerecht wird noch seinem geistigem Entwurf.

 

Es wird nicht umsonst gesagt, dass manches sich nur dann erschliesst innerlich, wenn man es verdaut hat. Bei Ezechiel steht: "Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, iss, was du vor dir hast! Iss diese Schriftrolle und gehe hin und rede zum Haus Israel! Und da tat ich meinen Mund auf und er gab mir die Rolle zu essen und sprach zu mir : Du Menschenkind, du musst diese Schriftrolle, die ich dir gebe, in dich hinein essen und deinen Leib damit fuellen. Da ass ich sie, und sie war in meinem Mund so suess wie Honig. "(3,1:3)

 

Das bedeutet etwas anderes, als mit der Lupe nach theologischen Spitzfindigkeiten zu suchen. Nicht umsonst gibt es die Methode, religioese Texte auswendig zu lernen und immer wieder zu wiederholen wie ein Mantra. Nicht, weil man sie dann intellektuell vielleicht besser begriffe, sondern weil sie dadurch ueber lange Zeit arbeiten und sich erschliessen koennen. Learning by heart, dieser Ausdruck weist darauf hin. Was man im Herzen begriffen hat, verliert man nicht mehr.

 

Ich denke, mit dem Johannes-Evangelium ist es auch so. Entweder ich lasse mich innerlich darauf ein oder nicht.

bearbeitet von Long John Silver
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

In der Gnosis wird oft zwischen einem guten Gott und einem bösen Schöpfergott unterschieden. Da das Wort nicht dem bösen Schöpfergott gleichen soll, wird hier ein Übergang geschaffen. Auch der ist nicht ganz logisch: es wird nicht erklärt, warum die Welt, also die Schöpfung dunkel ist, wenn doch der Logos, durch den alles geschaffen wurde, Licht ist.

 

Es geht ja bei diesem Thread um eine Art Erbsenzählerei. Deshalb zumindest am Rande.

Die Gnosis handelt weniger von einem bösen Schöpfergott und einen guten Gott. Jahwe als der Schöpfer sei nicht böse, sondern minderbemittelt und der andere Gott sei weniger gut, sondern gnädig.

Es geht in der Gnosis mit den beiden Göttern also nicht gut gegen böse, sondern unfähig gegen gnädig.

 

Laut Marcion, welcher der Gnosis zumindest sehr nahe steht, sei Jahwe nicht böse, sondern eben unfähig, was jeder an der Schöpfung erkennen kann. Die Schöpfung ächzt, sagt Paulus, weil sie unvollkommen sei. Sie stöhnt, weil sie im Falle des Menschen der Mensch von dem unfähigen Gott, von Jahwe in das Fleisch gesteckt wurde, welches sündigen müsse.

 

 

Das ist für Markion sicher richtig, aber wir wissen nicht, ob hier Markion im Hintergrund steht. Es gibt in der Gnosis halt viele verschiedene Ansätze.

 

Aber abgesehen davon: die Spannung zwischen Logos und Gott ist m.E. hier schon deutlich.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

Ich habe mal einen Blick in Gen 1 Hebräisch und Griechisch geworfen.

 

Interessant scheint mir, dass das Wort "Wort" (griech λόγος, hebr. דָּבָר) in Gen 1 nicht vorkomt. Es ist davon die Rede, das Gott etwas sagt (וַיֹּ֥אמֶר) oder ruft, aber das sind andere Wortstämme sowohl im Hebräischen als auch im Griechischen.

Wenn Johannes sich hier als auf den Schöpfungsakt durch das Sprechen Gottes bezieht, dann zitiert er hier nicht Gen 1 wörtlich, sondern er spielt nur darauf an unter der Verwendung einer eigenen Sprache und damit vermutlich auch Bedeutungsebene.

Wenn man davon ausgeht (das ist zumindest eine These iin diesem Zusammenhang), das Johannes hier einen gnostischen Hymnus verwendet, den er christlich umdeutet, dann ist der präexistente Logos doch so etwas wie ein personifiziertes Handeln Gottes (eine Hypostase). So etwas findet sich auch schon im Buch der Weisheit, wo die Weisheit Gottes zu einer eigenen Person wird.

Der Logos - ursprünglich ein Handeln oder eine Eigenschaft Gottes - wird zu einem selbständigen Wesen - zu einer eigenständigen Instanz, durch die die Schöpfung erst möglich wird. Diese eigenartige Spannung zwischen Handlung Gottes einerseits und eigenständige Instanz andererseits wird in den Versen 1-3 ausgefaltet. An sich ist das Ganze etwas unlogisch, aber es funktioniert im Rahmen einer gnostischen Vorstellungswelt. Logos und Gott sind irgendwie verbunden aber doch auch unterschieden.

In den Versen 4-5 gibt es einen Übegang. Es wird das Thema Licht eingeführt. In der Gnosis wird oft zwischen einem guten Gott und einem bösen Schöpfergott unterschieden. Da das Wort nicht dem bösen Schöpfergott gleichen soll, wird hier ein Übergang geschaffen. Auch der ist nicht ganz logisch: es wird nicht erklärt, warum die Welt, also die Schöpfung dunkel ist, wenn doch der Logos, durch den alles geschaffen wurde, Licht ist.

Es folgt der Einschub über Johannes den Täufer und in den Versen 9-14 wird das Wort und das Licht mit Jesus Christus identifiziert, als fleichgewordenem Logos.

 

Johannes spannt hier also einen weiten Bogen und muss eine Menge investieren um einerseits den Logos als Schöpfungsinstanz präexistent und überlegen zu präsentieren, der aber andererseits doch nur für das Gute in der Welt verantwortlich ist..

Hier haben wir dann das Leitmotiv des Ganzen Evangeliums: Jesus - Herr über die Schöpfung und ihr Voraus - kämpft gegen die finstere Welt, sammelt die Kinder des Lichtes um sich und arangiert sien Leben als ein großes Schauspiel, das am Ende zwar am Kreuz endet, aber nur deshalb, weil das so schon von Jesus so geplant war.

 

Ich habe eigentlich das Johannes-Evangelium immer sehr gut verstanden, wie ich denke, auch ohne mich mit der Idee beschaeftigt zu haben, dass das irgendetwas gnostisch angehauchtes sei (was ich auch nicht annehme). Ich empfinde diese angeblichen sprachlichen Probleme mit dem Prolog als theologische Korinthenkackerei, wenn ich ehrlich bin. Ich befuerchte auch, dass es ein eher katholisches theologisches Problem ist (siehe auch das Grosse Credo), bei den Protestanten gibt es das Kleine Glaubensbekenntnis, und man sieht, dass einfach, kurz und buendig auch ausreicht. Je mehr man versucht, bestimmte Dinge in unangreifbare theologische Worte zu kleiden, desto mehr laedit dieses Vorgehen ein, sich in Nebenpfade und Kleinigkeiten zu verstricken und zu verkneifen und das Gesamte aus dem Auge zu verlieren.

 

Ich halte Jesus nicht fuer Gott (das widerspricht der Vorstellung der Trinitaet), das Johannes-Evangelium ist fuer mich das Evangelium vom Guten Hirten und nicht von irgendwelchen philosophischen Seiltaenzen, die Johannes angedichtet werden. Hier wird einiges ueberstrapaziert, was weder dem Inhalt des Evangeliums gerecht wird noch seinem geistigem Entwurf.

 

Es wird nicht umsonst gesagt, dass manches sich nur dann erschliesst innerlich, wenn man es verdaut hat. Bei Ezechiel steht: "Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, iss, was du vor dir hast! Iss diese Schriftrolle und gehe hin und rede zum Haus Israel! Und da tat ich meinen Mund auf und er gab mir die Rolle zu essen und sprach zu mir : Du Menschenkind, du musst diese Schriftrolle, die ich dir gebe, in dich hinein essen und deinen Leib damit fuellen. Da ass ich sie, und sie war in meinem Mund so suess wie Honig. "(3,1:3)

 

Das bedeutet etwas anderes, als mit der Lupe nach theologischen Spitzfindigkeiten zu suchen. Nicht umsonst gibt es die Methode, religioese Texte auswendig zu lernen und immer wieder zu wiederholen wie ein Mantra. Nicht, weil man sie dann intellektuell vielleicht besser begriffe, sondern weil sie dadurch ueber lange Zeit arbeiten und sich erschliessen koennen. Learning by heart, dieser Ausdruck weist darauf hin. Was man im Herzen begriffen hat, verliert man nicht mehr.

 

Ich denke, mit dem Johannes-Evangelium ist es auch so. Entweder ich lasse mich innerlich darauf ein oder nicht.

 

 

Die Frage ist, unter welchem Aspekt man den Prolog behandelt. Es ist ein exegetisches - ggf. auch ein religionsgeschichtliches - und kein konfessionelles Problem. Ich bin ja überhaupt nicht auf die Glaubensbekenntnisse eingegangen.

Und viele evangelische Exegeten würden nach meiner Erfahrung ähnlich auf den Text blicken. Allerdings gibt es auch die kanonische Exegese, die vermutlich hier eher auf die Funktion der Argumente im engeren (Prolog) und weiteren (Johannesevangelium) Kontext dieser Stelle abheben würde. Die also noch einmal ganz anders darauf schaut und dann weniger über gnostische Hintergründe als vielmehr über Jesus als Licht der Welt im Johannesevangelium Beziehungen zum Prolog diskutieren würde (beispielsweise die Zusammenhänge von Prolog und "ich bin" Aussagen Jesu).

 

Aus meiner Sicht ist hier die Spannung einfach da - unabhängig davon, welchen Wert das Johannesevangelium für mich persönlich hat. Aber das hat natürlich auch mit meinem spezifisch exegetischen Blick zu tun, mit dem ich auf das Evangelium blicke.

 

Die Frage, ob es sich hier um Erbsenzählerei handelt oder nicht, hängt dann wieder davon ab, wie man die Stelle weiter verwenden will. Wenn man eine ganzheitliche spirituelle Sicht auf das Evangelium hat und von daher auch den Prolog liest, fällt diese Spannung wahrscheinlich gar nicht ins Gewicht.

Wenn jemand aber hier große theologische Argumentationen auf diese Stelle aufbaut (beispielsweise hinsichtlich der Christologie) kann es schon einen wesentlichen Unterschied machen, ob ich die Spannung in der Stelle hier auswerte oder nicht.

 

Nur sind das alles weiterführende Fragen, die dann mehr oder weniger auf einer Analyse des Textes aufbauen. Insofern: die Spannung in der Argumentation des Prologes ist da, auch wenn sie für viele keine große Bedeutung hat.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Long John Silver

 

 

Ich habe mal einen Blick in Gen 1 Hebräisch und Griechisch geworfen.

 

Interessant scheint mir, dass das Wort "Wort" (griech λόγος, hebr. דָּבָר) in Gen 1 nicht vorkomt. Es ist davon die Rede, das Gott etwas sagt (וַיֹּ֥אמֶר) oder ruft, aber das sind andere Wortstämme sowohl im Hebräischen als auch im Griechischen.

Wenn Johannes sich hier als auf den Schöpfungsakt durch das Sprechen Gottes bezieht, dann zitiert er hier nicht Gen 1 wörtlich, sondern er spielt nur darauf an unter der Verwendung einer eigenen Sprache und damit vermutlich auch Bedeutungsebene.

Wenn man davon ausgeht (das ist zumindest eine These iin diesem Zusammenhang), das Johannes hier einen gnostischen Hymnus verwendet, den er christlich umdeutet, dann ist der präexistente Logos doch so etwas wie ein personifiziertes Handeln Gottes (eine Hypostase). So etwas findet sich auch schon im Buch der Weisheit, wo die Weisheit Gottes zu einer eigenen Person wird.

Der Logos - ursprünglich ein Handeln oder eine Eigenschaft Gottes - wird zu einem selbständigen Wesen - zu einer eigenständigen Instanz, durch die die Schöpfung erst möglich wird. Diese eigenartige Spannung zwischen Handlung Gottes einerseits und eigenständige Instanz andererseits wird in den Versen 1-3 ausgefaltet. An sich ist das Ganze etwas unlogisch, aber es funktioniert im Rahmen einer gnostischen Vorstellungswelt. Logos und Gott sind irgendwie verbunden aber doch auch unterschieden.

In den Versen 4-5 gibt es einen Übegang. Es wird das Thema Licht eingeführt. In der Gnosis wird oft zwischen einem guten Gott und einem bösen Schöpfergott unterschieden. Da das Wort nicht dem bösen Schöpfergott gleichen soll, wird hier ein Übergang geschaffen. Auch der ist nicht ganz logisch: es wird nicht erklärt, warum die Welt, also die Schöpfung dunkel ist, wenn doch der Logos, durch den alles geschaffen wurde, Licht ist.

Es folgt der Einschub über Johannes den Täufer und in den Versen 9-14 wird das Wort und das Licht mit Jesus Christus identifiziert, als fleichgewordenem Logos.

 

Johannes spannt hier also einen weiten Bogen und muss eine Menge investieren um einerseits den Logos als Schöpfungsinstanz präexistent und überlegen zu präsentieren, der aber andererseits doch nur für das Gute in der Welt verantwortlich ist..

Hier haben wir dann das Leitmotiv des Ganzen Evangeliums: Jesus - Herr über die Schöpfung und ihr Voraus - kämpft gegen die finstere Welt, sammelt die Kinder des Lichtes um sich und arangiert sien Leben als ein großes Schauspiel, das am Ende zwar am Kreuz endet, aber nur deshalb, weil das so schon von Jesus so geplant war.

 

Ich habe eigentlich das Johannes-Evangelium immer sehr gut verstanden, wie ich denke, auch ohne mich mit der Idee beschaeftigt zu haben, dass das irgendetwas gnostisch angehauchtes sei (was ich auch nicht annehme). Ich empfinde diese angeblichen sprachlichen Probleme mit dem Prolog als theologische Korinthenkackerei, wenn ich ehrlich bin. Ich befuerchte auch, dass es ein eher katholisches theologisches Problem ist (siehe auch das Grosse Credo), bei den Protestanten gibt es das Kleine Glaubensbekenntnis, und man sieht, dass einfach, kurz und buendig auch ausreicht. Je mehr man versucht, bestimmte Dinge in unangreifbare theologische Worte zu kleiden, desto mehr laedit dieses Vorgehen ein, sich in Nebenpfade und Kleinigkeiten zu verstricken und zu verkneifen und das Gesamte aus dem Auge zu verlieren.

 

Ich halte Jesus nicht fuer Gott (das widerspricht der Vorstellung der Trinitaet), das Johannes-Evangelium ist fuer mich das Evangelium vom Guten Hirten und nicht von irgendwelchen philosophischen Seiltaenzen, die Johannes angedichtet werden. Hier wird einiges ueberstrapaziert, was weder dem Inhalt des Evangeliums gerecht wird noch seinem geistigem Entwurf.

 

Es wird nicht umsonst gesagt, dass manches sich nur dann erschliesst innerlich, wenn man es verdaut hat. Bei Ezechiel steht: "Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, iss, was du vor dir hast! Iss diese Schriftrolle und gehe hin und rede zum Haus Israel! Und da tat ich meinen Mund auf und er gab mir die Rolle zu essen und sprach zu mir : Du Menschenkind, du musst diese Schriftrolle, die ich dir gebe, in dich hinein essen und deinen Leib damit fuellen. Da ass ich sie, und sie war in meinem Mund so suess wie Honig. "(3,1:3)

 

Das bedeutet etwas anderes, als mit der Lupe nach theologischen Spitzfindigkeiten zu suchen. Nicht umsonst gibt es die Methode, religioese Texte auswendig zu lernen und immer wieder zu wiederholen wie ein Mantra. Nicht, weil man sie dann intellektuell vielleicht besser begriffe, sondern weil sie dadurch ueber lange Zeit arbeiten und sich erschliessen koennen. Learning by heart, dieser Ausdruck weist darauf hin. Was man im Herzen begriffen hat, verliert man nicht mehr.

 

Ich denke, mit dem Johannes-Evangelium ist es auch so. Entweder ich lasse mich innerlich darauf ein oder nicht.

 

 

Die Frage ist, unter welchem Aspekt man den Prolog behandelt. Es ist ein exegetisches - ggf. auch ein religionsgeschichtliches - und kein konfessionelles Problem. Ich bin ja überhaupt nicht auf die Glaubensbekenntnisse eingegangen.

Und viele evangelische Exegeten würden nach meiner Erfahrung ähnlich auf den Text blicken. Allerdings gibt es auch die kanonische Exegese, die vermutlich hier eher auf die Funktion der Argumente im engeren (Prolog) und weiteren (Johannesevangelium) Kontext dieser Stelle abheben würde. Die also noch einmal ganz anders darauf schaut und dann weniger über gnostische Hintergründe als vielmehr über Jesus als Licht der Welt im Johannesevangelium Beziehungen zum Prolog diskutieren würde (beispielsweise die Zusammenhänge von Prolog und "ich bin" Aussagen Jesu).

 

Aus meiner Sicht ist hier die Spannung einfach da - unabhängig davon, welchen Wert das Johannesevangelium für mich persönlich hat. Aber das hat natürlich auch mit meinem spezifisch exegetischen Blick zu tun, mit dem ich auf das Evangelium blicke.

 

Die Frage, ob es sich hier um Erbsenzählerei handelt oder nicht, hängt dann wieder davon ab, wie man die Stelle weiter verwenden will. Wenn man eine ganzheitliche spirituelle Sicht auf das Evangelium hat und von daher auch den Prolog liest, fällt diese Spannung wahrscheinlich gar nicht ins Gewicht.

Wenn jemand aber hier große theologische Argumentationen auf diese Stelle aufbaut (beispielsweise hinsichtlich der Christologie) kann es schon einen wesentlichen Unterschied machen, ob ich die Spannung in der Stelle hier auswerte oder nicht.

 

Nur sind das alles weiterführende Fragen, die dann mehr oder weniger auf einer Analyse des Textes aufbauen. Insofern: die Spannung in der Argumentation des Prologes ist da, auch wenn sie für viele keine große Bedeutung hat.

 

 

Ich wollte deine exegetischen Ausfuehrungen nicht kleinreden. Mir ist auch klar, dass Werner, den das Thema so interessiert, ein etwas anderes Gottesbild hat, in das diese nicht personale schoepferische Urkraft ein ganz andere Wertigkeit besitzt (jedenfalls habe ich ihn bis jetzt so verstanden).

 

Das Johannes-Evangelium und vor allem der Prolog beruehrt aber spirituell eine solche Bandbreite, dass das Herausbrechen von Uebersetzungsproblemen oder die Frage nach Denkschulen automatisch zu kurz greifen muss. Es geht, wie ich sagte, um die Trinitaet in diesem Prolog, und so leid es mir auch tut fuer alle Leute, die intellektuelle Versuche gemacht haben und noch machen mit diesem Thema - es ist nichts, was sich auf diese Weise erschliessen laesst. Wenn ich wie vor ein paar Tagen von "dem Wort" spreche und darauf ein riesiger Rattenschwanz an angeblichen Problematiken skizziert wird, bekomme ich leicht ein Schaudern. Ich habe logos und "das Wort" immer gleichgesetzt und werde es auch weiterhin tun auf einer gewissen Ebene, weil es einfacher ist, obwohl nach meinem Empfinden logos nicht genau das wiedergibt, was mit "Wort" gemeint ist, damit ist mehr gemeint, und zwar genau das mehr, was das christliche Denken von dem philosophischen Begriff Logos unterscheidet. Und genau dieses "mehr" an Bedeutung zeichnet das Johannes-Evangelium aus.

 

Natuerlich ist es auch in gewisser Weise wichtig, ueber solche Unterschiede zu sprechen oder besser gesagt, ueber die verschiedene Wahrnehmungen eines Textes zu sprechen. Tatsache ist aber auch, dass noch so viele tausende von Seiten und noch so ausgefeilte theologische Bekenntnisse, die sich auf allen Ebenen abzusichern versuchen, nicht durch den Kopf direkt ins "Wort" bringen koennen, um was es sich handelt, weder was die Trinitaet betrifft noch sonst etwas, das mit Glauben zu tun hat, es wird immer bei Versuchen bleiben. Ich habe deshalb darauf hinweisen wollen, dass Gott sein "Wort", "sein Gesetz", wie es auch in der Bibel steht, direkt in unser Herz schreibt, in unsere Eingeweide, und nicht in unseren Kopf oder auf die Seiten noch so kluger Buecher. Diese Einsicht fehlt mir hin und wieder in bestimmten Diskussionen.

bearbeitet von Long John Silver
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

 

 

Ich habe mal einen Blick in Gen 1 Hebräisch und Griechisch geworfen.

 

Interessant scheint mir, dass das Wort "Wort" (griech λόγος, hebr. דָּבָר) in Gen 1 nicht vorkomt. Es ist davon die Rede, das Gott etwas sagt (וַיֹּ֥אמֶר) oder ruft, aber das sind andere Wortstämme sowohl im Hebräischen als auch im Griechischen.

Wenn Johannes sich hier als auf den Schöpfungsakt durch das Sprechen Gottes bezieht, dann zitiert er hier nicht Gen 1 wörtlich, sondern er spielt nur darauf an unter der Verwendung einer eigenen Sprache und damit vermutlich auch Bedeutungsebene.

Wenn man davon ausgeht (das ist zumindest eine These iin diesem Zusammenhang), das Johannes hier einen gnostischen Hymnus verwendet, den er christlich umdeutet, dann ist der präexistente Logos doch so etwas wie ein personifiziertes Handeln Gottes (eine Hypostase). So etwas findet sich auch schon im Buch der Weisheit, wo die Weisheit Gottes zu einer eigenen Person wird.

Der Logos - ursprünglich ein Handeln oder eine Eigenschaft Gottes - wird zu einem selbständigen Wesen - zu einer eigenständigen Instanz, durch die die Schöpfung erst möglich wird. Diese eigenartige Spannung zwischen Handlung Gottes einerseits und eigenständige Instanz andererseits wird in den Versen 1-3 ausgefaltet. An sich ist das Ganze etwas unlogisch, aber es funktioniert im Rahmen einer gnostischen Vorstellungswelt. Logos und Gott sind irgendwie verbunden aber doch auch unterschieden.

In den Versen 4-5 gibt es einen Übegang. Es wird das Thema Licht eingeführt. In der Gnosis wird oft zwischen einem guten Gott und einem bösen Schöpfergott unterschieden. Da das Wort nicht dem bösen Schöpfergott gleichen soll, wird hier ein Übergang geschaffen. Auch der ist nicht ganz logisch: es wird nicht erklärt, warum die Welt, also die Schöpfung dunkel ist, wenn doch der Logos, durch den alles geschaffen wurde, Licht ist.

Es folgt der Einschub über Johannes den Täufer und in den Versen 9-14 wird das Wort und das Licht mit Jesus Christus identifiziert, als fleichgewordenem Logos.

 

Johannes spannt hier also einen weiten Bogen und muss eine Menge investieren um einerseits den Logos als Schöpfungsinstanz präexistent und überlegen zu präsentieren, der aber andererseits doch nur für das Gute in der Welt verantwortlich ist..

Hier haben wir dann das Leitmotiv des Ganzen Evangeliums: Jesus - Herr über die Schöpfung und ihr Voraus - kämpft gegen die finstere Welt, sammelt die Kinder des Lichtes um sich und arangiert sien Leben als ein großes Schauspiel, das am Ende zwar am Kreuz endet, aber nur deshalb, weil das so schon von Jesus so geplant war.

 

Ich habe eigentlich das Johannes-Evangelium immer sehr gut verstanden, wie ich denke, auch ohne mich mit der Idee beschaeftigt zu haben, dass das irgendetwas gnostisch angehauchtes sei (was ich auch nicht annehme). Ich empfinde diese angeblichen sprachlichen Probleme mit dem Prolog als theologische Korinthenkackerei, wenn ich ehrlich bin. Ich befuerchte auch, dass es ein eher katholisches theologisches Problem ist (siehe auch das Grosse Credo), bei den Protestanten gibt es das Kleine Glaubensbekenntnis, und man sieht, dass einfach, kurz und buendig auch ausreicht. Je mehr man versucht, bestimmte Dinge in unangreifbare theologische Worte zu kleiden, desto mehr laedit dieses Vorgehen ein, sich in Nebenpfade und Kleinigkeiten zu verstricken und zu verkneifen und das Gesamte aus dem Auge zu verlieren.

 

Ich halte Jesus nicht fuer Gott (das widerspricht der Vorstellung der Trinitaet), das Johannes-Evangelium ist fuer mich das Evangelium vom Guten Hirten und nicht von irgendwelchen philosophischen Seiltaenzen, die Johannes angedichtet werden. Hier wird einiges ueberstrapaziert, was weder dem Inhalt des Evangeliums gerecht wird noch seinem geistigem Entwurf.

 

Es wird nicht umsonst gesagt, dass manches sich nur dann erschliesst innerlich, wenn man es verdaut hat. Bei Ezechiel steht: "Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, iss, was du vor dir hast! Iss diese Schriftrolle und gehe hin und rede zum Haus Israel! Und da tat ich meinen Mund auf und er gab mir die Rolle zu essen und sprach zu mir : Du Menschenkind, du musst diese Schriftrolle, die ich dir gebe, in dich hinein essen und deinen Leib damit fuellen. Da ass ich sie, und sie war in meinem Mund so suess wie Honig. "(3,1:3)

 

Das bedeutet etwas anderes, als mit der Lupe nach theologischen Spitzfindigkeiten zu suchen. Nicht umsonst gibt es die Methode, religioese Texte auswendig zu lernen und immer wieder zu wiederholen wie ein Mantra. Nicht, weil man sie dann intellektuell vielleicht besser begriffe, sondern weil sie dadurch ueber lange Zeit arbeiten und sich erschliessen koennen. Learning by heart, dieser Ausdruck weist darauf hin. Was man im Herzen begriffen hat, verliert man nicht mehr.

 

Ich denke, mit dem Johannes-Evangelium ist es auch so. Entweder ich lasse mich innerlich darauf ein oder nicht.

 

 

Die Frage ist, unter welchem Aspekt man den Prolog behandelt. Es ist ein exegetisches - ggf. auch ein religionsgeschichtliches - und kein konfessionelles Problem. Ich bin ja überhaupt nicht auf die Glaubensbekenntnisse eingegangen.

Und viele evangelische Exegeten würden nach meiner Erfahrung ähnlich auf den Text blicken. Allerdings gibt es auch die kanonische Exegese, die vermutlich hier eher auf die Funktion der Argumente im engeren (Prolog) und weiteren (Johannesevangelium) Kontext dieser Stelle abheben würde. Die also noch einmal ganz anders darauf schaut und dann weniger über gnostische Hintergründe als vielmehr über Jesus als Licht der Welt im Johannesevangelium Beziehungen zum Prolog diskutieren würde (beispielsweise die Zusammenhänge von Prolog und "ich bin" Aussagen Jesu).

 

Aus meiner Sicht ist hier die Spannung einfach da - unabhängig davon, welchen Wert das Johannesevangelium für mich persönlich hat. Aber das hat natürlich auch mit meinem spezifisch exegetischen Blick zu tun, mit dem ich auf das Evangelium blicke.

 

Die Frage, ob es sich hier um Erbsenzählerei handelt oder nicht, hängt dann wieder davon ab, wie man die Stelle weiter verwenden will. Wenn man eine ganzheitliche spirituelle Sicht auf das Evangelium hat und von daher auch den Prolog liest, fällt diese Spannung wahrscheinlich gar nicht ins Gewicht.

Wenn jemand aber hier große theologische Argumentationen auf diese Stelle aufbaut (beispielsweise hinsichtlich der Christologie) kann es schon einen wesentlichen Unterschied machen, ob ich die Spannung in der Stelle hier auswerte oder nicht.

 

Nur sind das alles weiterführende Fragen, die dann mehr oder weniger auf einer Analyse des Textes aufbauen. Insofern: die Spannung in der Argumentation des Prologes ist da, auch wenn sie für viele keine große Bedeutung hat.

 

 

Ich wollte auch deine exegetischen Ausfuehrungen nicht kleinreden. Mir ist auch klar, dass z.B. Werner, den das Thema so interessiert, sowieso ein etwas anderes Gottesbild hat, in das diese nicht personale schoepferische Urkraft ein ganz andere Wertigkeit (jedenfalls habe ich ihn bis jetzt immer so verstanden).

 

Das ganze Johannes-Evangelium und vor allem der Prolog beruehrt aber spirituell eine solche Bandbreite, dass das Herausbrechen von Uebersetzungsproblemen oder die Frage nach Denkschulen automatisch zu kurz greifen muss. Es geht, wie ich sagte, um die Trinitaet in diesem Prolog, und so leid es mir auch tut fuer alle Leute, die intellektuelle Versuche gemacht haben und noch machen mit diesem Thema - es ist nichts, was sich auf diese Weise erschliessen laesst. Wenn ich wie vor ein paar Tagen von "dem Wort" spreche und darauf ein riesiger Rattenschwanz an angeblichen Problematiken skizziert wird, bekomme ich leicht ein Schaudern. Ich habe logos und "das Wort" immer gleichgesetzt und werde es auch weiterhin tun auf einer gewissen Ebene, weil es einfacher ist, obwohl nach meinem Empfinden logos nicht genau das wiedergibt, was mit "Wort" gemeint ist, damit ist mehr gemeint, und zwar genau das mehr, was das christliche Denken von dem philosophischen Begriff Logos unterscheidet. Und genau dieses "mehr" an Bedeutung zeichnet das Johannes-Evangelium aus.

 

Natuerlich ist es auch in gewisser Weise wichtig, ueber solche Unterschiede zu sprechen oder besser gesagt, ueber die verschiedene Wahrnehmungen eines Textes zu sprechen. Tatsache ist aber auch, dass noch so viele tausende von Seiten und noch so ausgefeilte theologische Bekenntnisse, die sich auf allen Ebenen abzusichern versuchen, nicht direkt ins "Wort" bringen koennen, um was es sich handelt, weder was die Trinitaet betrifft noch sonst etwas, das mit Glauben zu tun hat, es wird immer bei Versuchen bleiben. Ich habe deshalb darauf hinweisen wollen, dass Gott sein "Wort", "sein Gesetz", wie es auch in der Bibel steht, direkt in unser Herz schreibt, in unsere Eingeweide, und nicht in unseren Kopf oder auf die Seiten noch so kluger Buecher. Diese Einsicht fehlt mir hin und wieder in bestimmten Diskussionen.

 

du beklagst dein schaudern und bist eine, nicht die einzige quelle desselben.

 

"herr jesus" sagte meine oma und "gott ist groß" sagt der muslim. basta. beide ließen, bzw. lassen mir meine theologische unbedarftheit.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

 

 

Ich wollte auch deine exegetischen Ausfuehrungen nicht kleinreden. Mir ist auch klar, dass z.B. Werner, den das Thema so interessiert, sowieso ein etwas anderes Gottesbild hat, in das diese nicht personale schoepferische Urkraft ein ganz andere Wertigkeit (jedenfalls habe ich ihn bis jetzt immer so verstanden).

 

Das ganze Johannes-Evangelium und vor allem der Prolog beruehrt aber spirituell eine solche Bandbreite, dass das Herausbrechen von Uebersetzungsproblemen oder die Frage nach Denkschulen automatisch zu kurz greifen muss. Es geht, wie ich sagte, um die Trinitaet in diesem Prolog, und so leid es mir auch tut fuer alle Leute, die intellektuelle Versuche gemacht haben und noch machen mit diesem Thema - es ist nichts, was sich auf diese Weise erschliessen laesst. Wenn ich wie vor ein paar Tagen von "dem Wort" spreche und darauf ein riesiger Rattenschwanz an angeblichen Problematiken skizziert wird, bekomme ich leicht ein Schaudern. Ich habe logos und "das Wort" immer gleichgesetzt und werde es auch weiterhin tun auf einer gewissen Ebene, weil es einfacher ist, obwohl nach meinem Empfinden logos nicht genau das wiedergibt, was mit "Wort" gemeint ist, damit ist mehr gemeint, und zwar genau das mehr, was das christliche Denken von dem philosophischen Begriff Logos unterscheidet. Und genau dieses "mehr" an Bedeutung zeichnet das Johannes-Evangelium aus.

 

Natuerlich ist es auch in gewisser Weise wichtig, ueber solche Unterschiede zu sprechen oder besser gesagt, ueber die verschiedene Wahrnehmungen eines Textes zu sprechen. Tatsache ist aber auch, dass noch so viele tausende von Seiten und noch so ausgefeilte theologische Bekenntnisse, die sich auf allen Ebenen abzusichern versuchen, nicht direkt ins "Wort" bringen koennen, um was es sich handelt, weder was die Trinitaet betrifft noch sonst etwas, das mit Glauben zu tun hat, es wird immer bei Versuchen bleiben. Ich habe deshalb darauf hinweisen wollen, dass Gott sein "Wort", "sein Gesetz", wie es auch in der Bibel steht, direkt in unser Herz schreibt, in unsere Eingeweide, und nicht in unseren Kopf oder auf die Seiten noch so kluger Buecher. Diese Einsicht fehlt mir hin und wieder in bestimmten Diskussionen.

 

 

 

Da bin ich komplett Deiner Meinung. Die Frage, welche spirituellen Konsequenzen solche exegetischen Beobachtungen haben, ist natürlich absolut legitim.

Ich habe meine Zugang zu diesem Evangelium auch nicht über den Logosbegriff gefunden.

 

Mich würde aber folgendes interessieren: Der spirituelle Zugang zur Schrift ist ja etwas sehr persönliches. Diese Texte lösen bei mir bestimmte Bilder aus und berühren mein Herz in einer ganz bestimmten Weise. Das geschieht bei jedem auf seine eigene Weise.

Andererseits, wenn ich mit jemanden darüber sprechen möchte, was ein bestimmter Text für mich bedeutet, dann muss ich ja irgendwie eine gemeinsame Ebene finden. Wie schafft man man das aus Deiner Sicht? Und was bedeutet für Dich eine gemeinsame Ebene?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

 


Ich halte Jesus nicht fuer Gott (das widerspricht der Vorstellung der Trinitaet),

Das versteh in nun ehrlich gesagt nicht. Genau das ist doch Trinität, dass Jesus Gott ist.

 

Werner

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

Ich habe eigentlich das Johannes-Evangelium immer sehr gut verstanden, wie ich denke, auch ohne mich mit der Idee beschaeftigt zu haben, dass das irgendetwas gnostisch angehauchtes sei (was ich auch nicht annehme).

...

Ich halte Jesus nicht fuer Gott (das widerspricht der Vorstellung der Trinitaet), das Johannes

 

Der Unterschied zwischen Judentum und Gnosis ist der gerechte Gott gegen den gnädigen. Die Juden kennen nur den gerechten Gott und die Gnosis kennt beide Gottheiten.

Im Christentum wird der gerechte Gott mit dem gnädigen implizit als einer vorgestellt.

 

Bei diesen drei Richtungen ist nur das Judentum unabhängig. Das Chjristentum und die Gnosis haben eine Schnittmenge.

 

Während die Gnosis den gerechten und den gnädigen Gott explizieren, ist er im Christentum nur impliziert. Christentum ist ohne gnostisch Artefakte nicht möglich.

Es werden sich im Christentum immer Spuren des Konfliktes zwischen der gerechten und der gnädigen Seite Gottes finden.

 

Ich halte die Ansicht, sich als Christ gänzlich der Gnosis enthalten zu können, für einen Irrtum.

 

Wenn du Jesus nicht für Gott hältst, für wen oder was hältst du ihn?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Long John Silver

 

 

Wenn du Jesus nicht für Gott hältst, für wen oder was hältst du ihn?

 

Da kam Jesus in die Gegend der Stadt Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, daß des Menschen Sohn sei? Sie sprachen: Etliche sagen, du seist Johannes der Täufer; die andern, du seist Elia; etliche du seist Jeremia oder der Propheten einer. Er sprach zu ihnen: Wer sagt denn ihr, daß ich sei? Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jona's Sohn; denn Fleisch und Blut hat dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. (Matth, 16,13-20

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Long John Silver

 

Ich halte Jesus nicht fuer Gott (das widerspricht der Vorstellung der Trinitaet),

Das versteh in nun ehrlich gesagt nicht. Genau das ist doch Trinität, dass Jesus Gott ist.

 

Werner

 

 

Es gibt einen Grund, dass wir im Glaubensbekenntnis nicht sagen: " Ich glaube an Gott, den allmaechtigen Vater, der .... geboren ist von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben, hinab gestiegen in das Reich des Todes, am Dritten Tag wieder auferstanden von den Toten ... und an die christliche Kirche, die Vergebung der Suenden und die Auferstehung des Fleisches". Sondern dass wir Vater, Sohn und Heiliger Geist ausfuehrlich benennen.

 

Sonst koennten wir es lassen, wenn es nicht so wichtig waere fuer uns. Wir koennten einen einzigen Stempel darauf machen, Gott, Gott, Gott und damit waere alles klar.

 

Darueber, warum das nicht getan wird, ist schon viel geredet worden hier. Sicher lagern in den Archiven des Forums eine Zahl sehr gute Beitraege ueber das Thema.

 

Nach meiner Erfahrung wird Jesus als God-Man bezeichnet. Zu sagen, "Jesus ist Gott" bedeutet eine ziemliche Verkuerzung des geschichtlichen Geschehens an das wir glauben, naemlich dass Gott und ein Mensch eine unverbruechliche und hundertprozentig authentische Verbindung hatten. Bei solchen Verkuerzungen kommt meines Erachtens nichts heraus ausser - Verkuerzung eben. Nach unserem Glauben handelt es sich hier nicht einfach um ein Inkarnation, sondern um ein geschichtliches Geschehen an und in einem bestimmten Menschen.

 

Es gibt in der Offenbarung des Johannes die Beschreibung, dass nur Jesus, das Lamm Gottes, das Buch mit den Sieben Siegeln oeffnen kann. Gott selbst braucht dieses Buch nicht zu oeffnen, er kennt den Inhalt. Es braucht Gottes Sohn, einen Menschen, um es (stellvertretend) fuer uns zu oeffnen.

bearbeitet von Long John Silver
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

 


dass nur Jesus, das Lamm Gottes, das Buch mit den Sieben Siegeln oeffnen kann. Gott selbst braucht dieses Buch nicht zu oeffnen, er kennt den Inhalt. Es braucht Gottes Sohn, einen Menschen, um es (stellvertretend) fuer uns zu oeffnen.
gott öffnet es. gott als sohn öffnet es. der sohn ist die öffnung, die offenbarung. nun mußt die offenbarung nur noch verstehen. du bist noch nicht am ende.
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

 

Ich halte Jesus nicht fuer Gott (das widerspricht der Vorstellung der Trinitaet),

Das versteh in nun ehrlich gesagt nicht. Genau das ist doch Trinität, dass Jesus Gott ist.

 

Werner

 

 

Es gibt einen Grund, dass wir im Glaubensbekenntnis nicht sagen: " Ich glaube an Gott, den allmaechtigen Vater, der .... geboren ist von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben, hinab gestiegen in das Reich des Todes, am Dritten Tag wieder auferstanden von den Toten ... und an die christliche Kirche, die Vergebung der Suenden und die Auferstehung des Fleisches". Sondern dass wir Vater, Sohn und Heiliger Geist ausfuehrlich benennen.

 

 

 

Sicher gibt es dafür einen Grund.

 

Natürlich wurde Gott der Vater nicht durch Maria geboren, sondern Gott der Sohn. Dieser Jesus ist ganz Mensch und ganz Gott. Genau das besagt die Trinität. Wenn du Jesus nicht für Gott hältst, teilst du dieses Trinitäts-Verständnis offensichtlich nicht. Aber tröste dich, der verkappte Arianismus ist wohl weiter verbreitet als Rom lieb sein dürfte ;)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Long John Silver

 

Ich halte Jesus nicht fuer Gott (das widerspricht der Vorstellung der Trinitaet),

Das versteh in nun ehrlich gesagt nicht. Genau das ist doch Trinität, dass Jesus Gott ist.

 

Werner

 

 

Hallo, Werner, ich habe jetzt heraus bekommen, was mich an der Formulierung so stoerte. Habe bei Luther nachgelesen. Es ist wohl ein Problem der Formulierung. Luther nannte die "Personen" der Trinitaet jeweils "der Eine Gott", womit er meint, dass Jesus nicht der Vater ist und der Vater nicht der Sohn noch der Heilige Geist der Vater oder der Sohn sei.

 

Ich wollte also sagen, Jesus ist nicht der Vater.

 

Es geht bei der Trinitaet um Beziehungen zu einander. Ja, und genau dieses Spannungsverhaeltnis versucht Johannes in seinem Prolog in Worte zu fassen.

 

Ich habe mich etwas davon beeinflussen lassen, dass die verkuerzte Formulierung "Jesus ist Gott" manche Leuten zu den skurrilsten Vorstellungen verleitet, was man hier im Forum schon oft beobachtet hat.

bearbeitet von Long John Silver
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

 


Ich wollte also sagen, Jesus ist nicht der Vater.

Ja, so ist das klar.

Im Credo ist das ja so gemeint:

 

ich glaube an Gott

- den Vater

- den Sohn

- den Heiligen Geist

und....

 

Werner

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

 


Dieser Jesus ist ganz Mensch und ganz Gott. Genau das besagt die Trinität.
bis jetzt hast nur bis zwei gezählt. du vergißt den heiligen geist.
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Long John Silver

 

 

 

 

Ich wollte auch deine exegetischen Ausfuehrungen nicht kleinreden. Mir ist auch klar, dass z.B. Werner, den das Thema so interessiert, sowieso ein etwas anderes Gottesbild hat, in das diese nicht personale schoepferische Urkraft ein ganz andere Wertigkeit (jedenfalls habe ich ihn bis jetzt immer so verstanden).

 

Das ganze Johannes-Evangelium und vor allem der Prolog beruehrt aber spirituell eine solche Bandbreite, dass das Herausbrechen von Uebersetzungsproblemen oder die Frage nach Denkschulen automatisch zu kurz greifen muss. Es geht, wie ich sagte, um die Trinitaet in diesem Prolog, und so leid es mir auch tut fuer alle Leute, die intellektuelle Versuche gemacht haben und noch machen mit diesem Thema - es ist nichts, was sich auf diese Weise erschliessen laesst. Wenn ich wie vor ein paar Tagen von "dem Wort" spreche und darauf ein riesiger Rattenschwanz an angeblichen Problematiken skizziert wird, bekomme ich leicht ein Schaudern. Ich habe logos und "das Wort" immer gleichgesetzt und werde es auch weiterhin tun auf einer gewissen Ebene, weil es einfacher ist, obwohl nach meinem Empfinden logos nicht genau das wiedergibt, was mit "Wort" gemeint ist, damit ist mehr gemeint, und zwar genau das mehr, was das christliche Denken von dem philosophischen Begriff Logos unterscheidet. Und genau dieses "mehr" an Bedeutung zeichnet das Johannes-Evangelium aus.

 

Natuerlich ist es auch in gewisser Weise wichtig, ueber solche Unterschiede zu sprechen oder besser gesagt, ueber die verschiedene Wahrnehmungen eines Textes zu sprechen. Tatsache ist aber auch, dass noch so viele tausende von Seiten und noch so ausgefeilte theologische Bekenntnisse, die sich auf allen Ebenen abzusichern versuchen, nicht direkt ins "Wort" bringen koennen, um was es sich handelt, weder was die Trinitaet betrifft noch sonst etwas, das mit Glauben zu tun hat, es wird immer bei Versuchen bleiben. Ich habe deshalb darauf hinweisen wollen, dass Gott sein "Wort", "sein Gesetz", wie es auch in der Bibel steht, direkt in unser Herz schreibt, in unsere Eingeweide, und nicht in unseren Kopf oder auf die Seiten noch so kluger Buecher. Diese Einsicht fehlt mir hin und wieder in bestimmten Diskussionen.

 

 

 

Da bin ich komplett Deiner Meinung. Die Frage, welche spirituellen Konsequenzen solche exegetischen Beobachtungen haben, ist natürlich absolut legitim.

Ich habe meine Zugang zu diesem Evangelium auch nicht über den Logosbegriff gefunden.

 

Mich würde aber folgendes interessieren: Der spirituelle Zugang zur Schrift ist ja etwas sehr persönliches. Diese Texte lösen bei mir bestimmte Bilder aus und berühren mein Herz in einer ganz bestimmten Weise. Das geschieht bei jedem auf seine eigene Weise.

Andererseits, wenn ich mit jemanden darüber sprechen möchte, was ein bestimmter Text für mich bedeutet, dann muss ich ja irgendwie eine gemeinsame Ebene finden. Wie schafft man man das aus Deiner Sicht? Und was bedeutet für Dich eine gemeinsame Ebene?

 

 

Ich habe einige Zeit ueber deine Frage nachgedacht. Eine gemeinsame Ebene ist zum Beispiel fuer mich das gemeinsame Beten vor der Beschaeftigung mit einem Text (Bibelkreis).

 

In einem Fall wie hier: Werner wollte ueber den Text sprechen, welche gemeinsame Ebene er voraussetzt, weiss ich nicht. Das muesste er selbst beantworten.

 

Eine gemeinsame Ebene ist fuer mich sicher die Achtung vor den Gottesbildern und dem Glaubensverstaendnisder anderen, auch wenn ihre Sicht nicht teile.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

×
×
  • Neu erstellen...