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Helene Fischer - Lied treibt Pfarrer ins Kloster


kam

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http://www.focus.de/regional/muenster/gefrusteter-pfarrer-braucht-auszeit-ein-helene-fischer-song-treibt-pfarrer-ins-kloster_id_5289658.html

Ich finde, der Mann hat recht, ein Priester muß sich nicht alles gefallen lassen. Daß es Priester hat und Nachwuchs müssen die Gläubigen sich auch verdienen.

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Weder Focus noch Bild werden mit ihrer plumpen Schlagzeile der Sache gerecht. Schade, dass du mit dem Threadtitel hier noch ins gleiche Horn stößt.

 

Das Posting des Pfarrers enthält viele Aspekte, die man hier diskutieren könnte. Helene Fischer gehört nicht dazu und kommt - wen wundert's - auch nicht in seiner Stellungnahme vor.

 

Die gibts übrigens hier:

https://www.facebook.com/kreuzkirche.muenster/posts/916981931710887

 

Wenn du sie liest, wirst du merken, dass es dem Pfarrer nicht um kuriose Musikdarbietungen bei Trauungen geht, sondern er grundsätzliche Fragen an den Zustand von Kirche stellt, auf die er keine Antwort weiß.

bearbeitet von mbo
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Ich muss auch sagen, der Pfarrer hat da einen sehr diskutierenswerten Text verfasst, den sollte man nicht auf zwei, drei plumpe Schlagworte reduzieren.

Ich finde seine Entscheidung auch sehr verständlich und die Frage, was Kirche in einer Welt soll, die kaum noch Interesse an ihr hegt, eine der wichtigsten, die sie sich stellen muss.

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Der Pfarrer geh nicht ins Kloster, sondern er überlegt, wie sein Weg weitergehen soll.

 

Der Fokus auf die "Servicementalität" ist ein Aspekt aus Vielen. Und die Kirche ist hier Service. Wollte sie wirklich etwas Anderes sein, dann müsste sie sich zurückziehen und hätte noch wenig Einfluss: Auch Kindergärten und Krankenhäuser sind Service, wie Christmetten und Krippenspiele. Wenn ich all das nicht will, dann verzichte ich auf meinen Einfluss und führe Zugangskontrollen ein für die, die noch wirklich Mitglieder sind. Dann brauche ich keine Kirchensteuern und nur wenige schöne Kirchen.

 

Vermutlich ist die Idee des Pfarrers, dass er eine Botschaft hat, dass er den Segen Gottes in eine Ehe bringt und dass er die Bereitschaft der Eheleute dafür spüren möchte. Oder umgekehrt, ganz poiniert: bedeutet "Servicementalität" gleichzeitig, dass es keine Offenheit mehr gibt für Gott?

 

Weiterhin ließe sich fragen: was denn genau diese Bereitschaft umfassen soll: sich Einlassen auf die kirchlichen liturgischen Formen?, aktive Mitgliedschaft in der Kirche inkl. häufigen Kirchenbesuchs? ... Man kann diese Liste beliebig fortsetzen und wahrscheinlich möchte der Pfarrer selbst für sich herausfinden, was er baucht, um als was auch immer weiterarbeiten zu können.

 

Ich gehöre zur selben Generaton wie der genannte Pfarrer. Als ich anfing Theologie zu studieren, waren die Priesteramtskandidaten fast ausschließlich Jungs aus einem behüteten katholischen Milleu, die für ein ebensolches Millieu noch ausgebildet wurden, obwohl schon damals klar war, dass sich die Verhältnisse ändern werden. Man braucht sich nicht über frustrierte Pfarrer wundern, wenn man sie auf etwas ganz Anderes vorbereitet.

 

 

 

 

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Weder Focus noch Bild werden mit ihrer plumpen Schlagzeile der Sache gerecht. Schade, dass du mit dem Threadtitel hier noch ins gleiche Horn stößt.

 

Das Posting des Pfarrers enthält viele Aspekte, die man hier diskutieren könnte. Helene Fischer gehört nicht dazu und kommt - wen wundert's - auch nicht in seiner Stellungnahme vor.

 

Die gibts übrigens hier:

https://www.facebook.com/kreuzkirche.muenster/posts/916981931710887

 

Wenn du sie liest, wirst du merken, dass es dem Pfarrer nicht um kuriose Musikdarbietungen bei Trauungen geht, sondern er grundsätzliche Fragen an den Zustand von Kirche stellt, auf die er keine Antwort weiß.

 

 

Ein sehr interessantes und berührendes Dokument.

Der Pfarrer klagt übrigens auf hohem Niveau, wenn er immerhin noch 10 Prozent Kirchenbesuch hat. Und denen ist die Gemeinde und ihr Pfarrer ganz offensichtlich sehr wichtig, das sieht man an den Reaktionen auf das Posting.

Warum kann er sich daran nicht freuen, warum gibt ihm das keine Kraft mehr?

 

In einem Punkt stimme ich mit ihm nicht überein. Die Leute, die wollen, dass alles immer so bleibt, wie es war, sind nach meinen Beobachtungen eher nicht die, die jeden Sonntag zur Kirche kommen. "Warum soll ich Wildfremden die Hand geben?" fragt mich eine Freundin, die nach 30 Jahren Abstinenz mal wieder in der Kirche war und vom Friedensgruß irritiert ist. Vielleicht, weil es Dank diesen für dich Fremden überhaupt noch eine Kirche gibt, in die du gehen kannst. "Das ist nicht mehr meine Kirche!" Gott sei Dank, dass sie es nicht ist. Die Kirche ist nicht die Kirche derer, die aus was für Gründen auch immer ihre Steuer weiter zahlen und nicht austreten. Sie ist vielmehr die Kirche derer, die dort Gott begegnen.

 

Die Kirchensteuer fließt wegen der guten Konjunktur reichlicher denn je, da fallen die Austritte kaum ins Gewicht. Würde man denen, die das Ganze hauptsächlich finanzieren, ihre schönen Feiern verweigern, wäre die Kirche sehr bald arm. Vielleicht sollte man sich einfach jedes Mal, wenn man für ein Brautpaar, das noch nie das Gotteslob aufgeschlagen hat, eine Show inszenieren muss, die ganze Zeit innerlich wiederholen: wegen Leuten wie euch können wir dieses große Gebäude noch heizen, den Ministranten eine Freizeit finanzieren etc. etc.

Und gelassen bleiben.

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Ich verweise an dieser Stelle auf den Fastenhirtenbrief meines Kardinals:

 

Nein, wir warden zukünftig nicht mehr in jeder Gemeinde einen Hauptamtlichen haben.

 

Ja, es wird immer noch eine Pfarrei mit einem vorsitzenden Pfarrer geben.

 

Ja, es wird in den Gemeinden andere Gottesdienstformen und eine neue Kultur des Bibellesens geben.

 

Ja, die Gemeinden sollen sich Sonntags zur Feier der Eucharistie zusammenfinden.

 

 

Etc., etc.

 

 

Was Eminenz nicht vom Stapel gelassen hat: Ja, die (Laien-)Gottesdienstleiter werden der Eucharistie vorstehen dürfen.

 

Ja, das Brotbrechen ist konstitutiv für das Kirche sein und für das Gemeinde sein.

 

Nein, wir wollen keine südamerikanischen Verhältnisse und den Evangelikalen das Feld überlassen.

 

(Zumindest kamen diese Sätze nicht in der am Sonntag verlesenen Fassung vor.)

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Täuscht mich der Eindruck oder haben die Evangelikalen Zulauf während die Großkirchen (RKK und EKD) schrumpfen. Das Schrumpfen der Großkirchen ist sicher Realität. Aber das wachsen der Evangelikalen?

Und wenn mich dieser Eindruck nicht täuscht: Woran liegt das?

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In Europa ist das Wachstum der Evangelikalen sicher noch kein Thema.

 

Wer sich hier abwendet tut das vollständig und sucht sich nach dem Regen nicht die Traufe.

 

In Südamerika ist der Effekt allerdings wohl tatsächlich sichtbar und hängt vorallem am mangelnden sozialen Engagement der Großkirchen.

Wo die Kirche keine Schulen, Krankenhäuser, etc. unterhält wenden sich die Leute dem zu, der ihnen diese Segnungen bietet.

Dieser Effekt ist bei uns allerdings auch sichtbar: der Staat hat sich diesen Sektor zunehmend unter den Nagel gerissen und wurde so zur Ersatzreligion.

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In Europa ist das Wachstum der Evangelikalen sicher noch kein Thema.

 

Wer sich hier abwendet tut das vollständig und sucht sich nach dem Regen nicht die Traufe.

 

In Südamerika ist der Effekt allerdings wohl tatsächlich sichtbar und hängt vorallem am mangelnden sozialen Engagement der Großkirchen.

Wo die Kirche keine Schulen, Krankenhäuser, etc. unterhält wenden sich die Leute dem zu, der ihnen diese Segnungen bietet.

Dieser Effekt ist bei uns allerdings auch sichtbar: der Staat hat sich diesen Sektor zunehmend unter den Nagel gerissen und wurde so zur Ersatzreligion.

Ich weis nicht... Bei der Schule ist es vielelicht richtig dass da der Staat das Heft in der Hand hat. In einer Weltanschaulich pluralistischen Gesellschaft, wo das Christentum neben Atheismus, Islam Judentum und anderen "Exoten" nur eine Facette Gesellscahftlicher Identität ist, ist es richtig dass der Wettbewerb der Religionen nicht auf dem Pausenhof stattfindet.

 

Wo ich dir sicher zustimmen würde ist das kirchliche Engagement in anderen Bereichen, vom Kindergarten bis zum Pflegeheim. Wenn deine These "Wo die Kirche keine Schulen, Krankenhäuser, etc. unterhält wenden sich die Leute dem zu, der ihnen diese Segnungen bietet" stimmt gilt es dort (wie gesagt mit Ausnahme der Schulen) christliches Profil zu schärfen. Sowohl was Fairness-Kriterien als Arbeitgeber angeht als auch was das Leistungsangebot betrifft, aber auch das Auftreten im Marketing. Oder anders gesagt: Wo Christlicher Glaube drauf steht muss man am Umgang mit den Mitarbeiter, am Umgang mit den Kunden, an der Außendarstellung sehen das christlicher Glaube auch drin ist. (Provokant gesagt: Wenn sich Kirche als Anbieter im sozialen Sektor dadurch auszeichnet dass der richtige Beischlafpartner über die Karierechancen entscheidet, dann kann sie sich auch herausziehen)

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Die Evangelikalen in Südamerika wachsen, weil sie von ihren US-Brüdern heftig unterstützt werden. Es geht dabei auch um politischen Einfluß, dito in Schwarzafrika. Die Kirche gilt den WASPs als unsicherer Kantonist im Kampf gegen den Kommunismus. Diese Einstellung aufzubrechen wäre wohl nur einem Papst aus den USA gegeben.

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Die Evangelikalen in Südamerika wachsen, weil sie von ihren US-Brüdern heftig unterstützt werden. Es geht dabei auch um politischen Einfluß, dito in Schwarzafrika. Die Kirche gilt den WASPs als unsicherer Kantonist im Kampf gegen den Kommunismus. Diese Einstellung aufzubrechen wäre wohl nur einem Papst aus den USA gegeben.

Ich dachte der kalte Krieg ist vorbei... vor zwanzig Jahren hätte man dir sicher zustimmen müssen. Aber heute?

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In Europa ist das Wachstum der Evangelikalen sicher noch kein Thema.

 

Wer sich hier abwendet tut das vollständig und sucht sich nach dem Regen nicht die Traufe.

 

In Südamerika ist der Effekt allerdings wohl tatsächlich sichtbar und hängt vorallem am mangelnden sozialen Engagement der Großkirchen.

Wo die Kirche keine Schulen, Krankenhäuser, etc. unterhält wenden sich die Leute dem zu, der ihnen diese Segnungen bietet.

Dieser Effekt ist bei uns allerdings auch sichtbar: der Staat hat sich diesen Sektor zunehmend unter den Nagel gerissen und wurde so zur Ersatzreligion.

Ich weis nicht... Bei der Schule ist es vielelicht richtig dass da der Staat das Heft in der Hand hat. In einer Weltanschaulich pluralistischen Gesellschaft, wo das Christentum neben Atheismus, Islam Judentum und anderen "Exoten" nur eine Facette Gesellscahftlicher Identität ist, ist es richtig dass der Wettbewerb der Religionen nicht auf dem Pausenhof stattfindet.

 

Wo ich dir sicher zustimmen würde ist das kirchliche Engagement in anderen Bereichen, vom Kindergarten bis zum Pflegeheim. Wenn deine These "Wo die Kirche keine Schulen, Krankenhäuser, etc. unterhält wenden sich die Leute dem zu, der ihnen diese Segnungen bietet" stimmt gilt es dort (wie gesagt mit Ausnahme der Schulen) christliches Profil zu schärfen. Sowohl was Fairness-Kriterien als Arbeitgeber angeht als auch was das Leistungsangebot betrifft, aber auch das Auftreten im Marketing. Oder anders gesagt: Wo Christlicher Glaube drauf steht muss man am Umgang mit den Mitarbeiter, am Umgang mit den Kunden, an der Außendarstellung sehen das christlicher Glaube auch drin ist. (Provokant gesagt: Wenn sich Kirche als Anbieter im sozialen Sektor dadurch auszeichnet dass der richtige Beischlafpartner über die Karierechancen entscheidet, dann kann sie sich auch herausziehen)

 

Glaubst du wirklich, daß Christen, die sich um die Gebote der Kirche offensichtlich nicht scheren, gute "Werbeträger" für die Kirche sind? - Das ist zu weltlich gedacht. Das Interesse an religiösen Fragen und die Suche nach Gott sind hier und heute nur Minderheitsthemen. Gleichwohl ist bei der Mehrheit viel Frust da und nicht etwa überschäumende Lebensfreude. Das Hinterfragen dieses Zustandes wäre ein Ansatz, ein anderer Projekte zur tätigen Umverteilung auf freiwilliger Basis in einem über das bisherige Maß deutlich hinausgehendem Volumen.

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In Europa ist das Wachstum der Evangelikalen sicher noch kein Thema.

 

Wer sich hier abwendet tut das vollständig und sucht sich nach dem Regen nicht die Traufe.

 

In Südamerika ist der Effekt allerdings wohl tatsächlich sichtbar und hängt vorallem am mangelnden sozialen Engagement der Großkirchen.

Wo die Kirche keine Schulen, Krankenhäuser, etc. unterhält wenden sich die Leute dem zu, der ihnen diese Segnungen bietet.

Dieser Effekt ist bei uns allerdings auch sichtbar: der Staat hat sich diesen Sektor zunehmend unter den Nagel gerissen und wurde so zur Ersatzreligion.

Ich weis nicht... Bei der Schule ist es vielelicht richtig dass da der Staat das Heft in der Hand hat. In einer Weltanschaulich pluralistischen Gesellschaft, wo das Christentum neben Atheismus, Islam Judentum und anderen "Exoten" nur eine Facette Gesellscahftlicher Identität ist, ist es richtig dass der Wettbewerb der Religionen nicht auf dem Pausenhof stattfindet.

 

Wo ich dir sicher zustimmen würde ist das kirchliche Engagement in anderen Bereichen, vom Kindergarten bis zum Pflegeheim. Wenn deine These "Wo die Kirche keine Schulen, Krankenhäuser, etc. unterhält wenden sich die Leute dem zu, der ihnen diese Segnungen bietet" stimmt gilt es dort (wie gesagt mit Ausnahme der Schulen) christliches Profil zu schärfen. Sowohl was Fairness-Kriterien als Arbeitgeber angeht als auch was das Leistungsangebot betrifft, aber auch das Auftreten im Marketing. Oder anders gesagt: Wo Christlicher Glaube drauf steht muss man am Umgang mit den Mitarbeiter, am Umgang mit den Kunden, an der Außendarstellung sehen das christlicher Glaube auch drin ist. (Provokant gesagt: Wenn sich Kirche als Anbieter im sozialen Sektor dadurch auszeichnet dass der richtige Beischlafpartner über die Karierechancen entscheidet, dann kann sie sich auch herausziehen)

 

Glaubst du wirklich, daß Christen, die sich um die Gebote der Kirche offensichtlich nicht scheren, gute "Werbeträger" für die Kirche sind? - Das ist zu weltlich gedacht. Das Interesse an religiösen Fragen und die Suche nach Gott sind hier und heute nur Minderheitsthemen. Gleichwohl ist bei der Mehrheit viel Frust da und nicht etwa überschäumende Lebensfreude. Das Hinterfragen dieses Zustandes wäre ein Ansatz, ein anderer Projekte zur tätigen Umverteilung auf freiwilliger Basis in einem über das bisherige Maß deutlich hinausgehendem Volumen.

Kommt auf die Funktion innerhalb des "Betriebs Kirche" an.

Die Bewohner des Pflegeheimes für das ich arbeite und deren Angehörige hat nur zu interessieren wie ich meine Arbeit mache und nicht mit wem ich Poppe. Darüber spreche ich auch in der Regel weder mit Bewohnern noch mit Angehörigen. Wäre es ein kirchliches Pflegeheim in dem ich Arbeite interessiert es nur ob man meinen Glauben meiner Arbeit ansieht (da ich in einer Privaten Einrichtung arbeite spielt mein Glaube keine Rolle)

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Die Evangelikalen in Südamerika wachsen, weil sie von ihren US-Brüdern heftig unterstützt werden. Es geht dabei auch um politischen Einfluß, dito in Schwarzafrika. Die Kirche gilt den WASPs als unsicherer Kantonist im Kampf gegen den Kommunismus. Diese Einstellung aufzubrechen wäre wohl nur einem Papst aus den USA gegeben.

first things first, please.

 

Erst kam Josef Ratzinger mit seinem "Kreuzzug" gegen die Befreiungstheologie.

Dann sind die Evangelikalen in Südamerika gewachsen.

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Ich kann den Pfarrer zum einen Teil verstehen, zum anderen ... naja.

 

Verstehen kann ich sein Gefühl, seine Zeit und sein Leben an ein hoffnungsloses Unternehmen zu verschwenden: Die Leute zu einem Leben aus dem Glauben zu bewegen und so zu den Sakramenten zu führen, dass ihnen der Glaube eine innere Quelle wird.

 

RELATIV gesehen sind 10% Kirchenbesuch ganz nett. Aber bitteschön: 10%! Trotzdem frustrierend.

Aber ich glaube nicht, dass es ihm um Zahlen geht.

 

Wenn die 10% mit leuchtenden Augen und erfülltem Herzen aus der Kirche gingen und sie nun aus dem Glauben ihr Leben neu (und etwas anders) organisieren, wäre er nicht frustriert, sondern überglücklich. Wenn ein Gottesdienst allerdings lediglich als Pflichterfüllung, exotisches Kulturgut oder Bespaßung wirkt, dann ist der Frust grundgelegt.

Er beschreibt das ziemlich gut: Es macht Spaß, eine Hochzeit mit liturgisch Ahnungslosen zu feiern. Das ist eine interessante Herausforderung. Und oft gelingt es, so manchen ins Denken zu bringen. Aber was ist mit der Bedeutung für das Leben? Auch diejenigen, die ins Denken gekommen sind, nehmen dies oftmals nur als eine Serviceleistung hin. "Der Typ da vorne ist zwar ein Pausenclown, aber ein guter, tiefsinniger Pausenclown, der einen ins Denken bringt. Aber eine neue Lebensform daraus ableiten? Sonst noch was? Glauben - und auch noch christlich glauben? Geht's noch?"

Nach einer solchen Veranstaltung kommt der Priester zurück nach Hause und ist erfüllt von seinem vordergründigen Erfolg. Wenn er sich dann erinnert, bei wie vielen Gottesdiensten dasselbe Prinzip vorgeherrscht hat, verfliegt die Hochstimmung. Und wenn nicht ein einziger von der Hochzeits-, Tauf-, Palmsonntags-, Oster-, Weihnachts- oder Erntedanksveranstaltung zur Gottesdienstgemeinde hinzugewonnen kann, dann müsste man ja blöd sein, um den Misserfolg nicht wahrzunehmen.

 

Der Niedergang des "Glaubens mit Lebensbedeutung" lastet dem Pfarrer auf der Seele.

 

Und ihn nerven die vielen schönen Ausreden, mit denen man ihn abgespeist hat. Das ist der zweite Punkt, bei dem ich ihm nachfühle. Wir haben eine ganz ausgeprägte Ausredenkultur, mit der wir uns Jahrzehnte über den kirchlichen Misserfolg hinweggetäuscht haben. Prima Methoden, wie man sich ein Vesper in die Tasche lügt. Und er hat Recht: Auch so Sachen wie Beschränkung des Priesteramtes auf zölibatäre Männer, sogar die Missgriffe der Sexualmoral sind nicht des Pudels Kern. Wer nur auf diesen Missständen (und das sind sie) herumreitet, steht in der Gefahr, das eigentliche Problem zu bagatellisieren. Die Frage nach "Glauben mit Lebensbedeutung" ist das Thema. Und das kann zwar angereichert und ergänzt, nicht aber durch andere Themen ersetzt werden.

 

Wo mir die Ausführungen des Pfarrer überhaupt nicht gefallen, ist gegen Ende. Und das ist dummerweise auch noch die Konsequenz, die er zieht. Er meint Veränderung müsse beim Einzelnen beginnen. Das klingt sehr demütig und sehr bereit zu konsequenter Selbstkritik. Klingt sympathisch. Aber hier liegt nicht das Problem. Tausende von Pfarrern rings auf der Erde und Millionen von Christen könnten heftig Selbstkritik üben. Sie tun es sogar. Aber auf diese Weise wird sich nicht viel ändern.

Er betont, dass er keine Lösung kennt. Wo aber nimmt er den Anspruch her, dass er schon alles wissen müsse, um sich zu Wort zu melden, Kritik zu üben und der Ausredekultur energisch entgegenzutreten? Es klingt so als hätte er Angst davor, man könne ihm Überheblichkeit und Besserwisserei vorwerfen. Und davor scheint er sich präventiv schützen zu wollen.

 

So geht das aber nicht. Der nächste Schritt ist doch offenkundig. Er liegt nackt und exponiert im hellen Sonnenschein:

Kampf gegen die Ausredenkultur. Und drängen auf das eigentliche Thema.

Nur so kann sich grundlegend etwas ändern.

 

Und dies gilt auch dann, wenn die Vorwürfe wegen Besserwisserei und Überheblichkeit tatsächlich kommen. Das wird mit Sicherheit eintreffen. Das ist Teil der Ausredekultur. "Er ist ein Kritikaster, Nestbeschmutzer, sieht alles immer nur negativ, weiß selber keine besseren Lösungen und stört die Traditionspflege!" NATÜRLICH kommt so was. Ganz viele Katholiken sind auf diese Weise gebürstet.

 

Aber da darf man sich nicht zurückziehen. Im Gegenteil! Man muss dieser Ausredekultur und all ihren Trägern gelegentlich den Marsch blasen. Und dazu muss man ihren ganzen Schmonz und auch ihre Vorwürfe und ihren Unwillen ertragen. Konstruktive Kritik ist im Moment nun mal nicht möglich, weil NIEMAND einen Plan hat. Aber: Wenn's weh tut, muss es doch erlaubt sein, mal schlicht und laut und heftig "Aua!" zu schreien. Nur Vertrauen! Das Konstruktive kommt dann auf die Dauer von alleine, auch wenn die "Dauer" gelegentlich Jahrzehnte beträgt.

 

Nur des Zieles (Glauben mit Lebensbedeutung) muss man sich immer bewusst bleiben.

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Als ich anfing Theologie zu studieren, waren die Priesteramtskandidaten fast ausschließlich Jungs aus einem behüteten katholischen Milleu.

das erinnert mich an mein Priesterseminar. Bei uns war das schon damals viel weltoffener. Wir waren das erste Priesterseminar in Deutschland, wo jeder Seminarist seinen eigenen Hausschlüssel hatte. In den Siebzigern. irgendwie bin ich fast ein bißchen stolz darauf, Georgianer zu sein. nein, ich bin stolz darauf. Ich bin Georgianer. Herzogliches Georgianum München, das älteste Priesterseminar Europas, das zweitälteste Priesterseminar der Welt.

 

Walter Dürig, mein damaliger Chef, so haben wir ihn genannt, hat mich aufgenommen ohne wenn und aber. ins Georgianum. Ich war damals der erste protestantische Alumnus in der vielhundertjährigen Geschichte des Herzoglichen Georgianums.

(danke, Chef!)

 

 

Schon 2003 hat Thomas von Mitschke-Collande die Zukunft der Kirche in Deuschland in eher dunklen Farben gezeichnet.

nö. der hat Folien aufgelegt. und genuschelt.

 

Mein damaliger Pfarrer ist dem da mal begegnet, auf einer Tagung. und hat dann gesagt: "Pflichttermin für alle.".

 

und dann hab ich dem dann mal zugehört.

 

in der Pause, draußen, hat ihn dann mal jemand gefragt: "nu, diesen gleichen Vortrag haben Sie doch mal schon letztens den deutschen Bischöfen gehalten. Was war dann die Reaktion?"

 

"Versteinerte Gesichter."

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*muss lachen über den vorigen Post*

Ich war Anfang der 80er in einer Vorlesungsreihe über "Seelsorge heute", wo natürlich der Priestermangel (auch) thematisiert wurde. Ein Referent stellte lapidar fest: "Es gibt keinen Priestermangel, sondern Mängel an Priestern." Priestern wurde geraten, mobiler und flexbler zu sein, mehr Gemeinden per Auto zu betreuen ("Da braucht man als Pfarrer auch einen bequemen Wagen, da man viel Zeit im Gefährt verbringt!"). Man sollte mehr "bewährte Laien" mit auch niederen liturgischen Diensten beauftragen (wahrscheinlich sind die "viri probati" o.ä. gemeint gewesen, ich weiß es nicht mehr). Die Versorgungskirche würde sich gewaltig ändern in eine "sorgende Kirche".

 

Ich war damals schon verwirrt darüber, dass "man" mit so einfach gängigen Formeln abgespeist wurde. Es kam kein Aufschrei von den Rängen, auf denen sich Priester und Priesteramtskandidaten versammelt hatten. Also dachte ich damals: Die sind wohl alle einverstanden damit und arbeiten in diese Richtung. Aber so war es dann doch nicht. Es fehlte und fehlt immer noch ein Plan, eine Vision, wie man die Pflichten einer sorgenden Kirche auf die Schultern vieler und auch laikaler Menschen verteilen könnte.

Die Hauskirche, die Familie, einst als Patentrezept gegen Nachwuchsprobleme und Präsensschwierigkeiten des Klerus gepriesen, ist überfordert und braucht selbst viel Unterstützung von außen.

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Präsensschwierigkeiten des Klerus

Vielleicht ein Fipptehler, vielleicht aber auch eine quasi geniale Wortneuschöpfung.
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*muss noch mehr lachen*

Jo, es war ein Tippfehler, aber jetzt so im Zusammenhang mit diesem Aufsatz, zu dem o.g. Link führt, bekommt das Wort "Präsensschwierigkeiten" eine bedeutungsschwangere Dimension...

 

Diese Krise ist vor allem Krise der Priester und Verantwortlichen, die sich und ihren Dienst an eine untergegangene Gestalt und Form der Kirche binden – ...

 

Da wird es schwierig. Viele Gläubige, Laien und Priester, meinen ja genau zu wissen, welche Gestalt und Form Kirche hat. Steht doch alles im CIC oder im Denzinger oder in einer anderen Schwarte. Ist doch alles sauber abgegrenzt. Definiert. Da weiß man, was man hat. Das gibt dem armen Gläubigen Sicherheit! So kann er sich in Stellvertreter-Kriegen austoben, z. B. an der Front "Verhütungsmittel? Nein oder wenn ja, aus welchem Grund? Gibt es Vergewaltigung auch in der Ehe? Wenn ja, ist das die gleiche Art Vergewaltigung, den Nonnen im Kongo gedroht hat?"

Tut mir leid, ich kann sowas nicht mehr ernsthaft diskutieren. Ich hab schon ein Dauergrinsen wegen "Atemlos duch die Kirch", wenn mir auch der Pfarrer sehr leid tut. Ich kann seinen Frust verstehen.

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Aus Gouvis Link:

1944 analysierte Dietrich Bonhoeffer angesichts der Umwälzungen in Gesellschaft und Kirche scharf dieses Untauglichsein für den Neuanfang: „Unsere Kirche, die in diesen Jahren nur um ihre Selbsterhaltung gekämpft hat, als wäre sie ein Selbstzweck, ist unfähig, Träger des versöhnenden und erlösenden Wortes für die Menschen und für die Welt zu sein. Darum müssen frühere Worte kraftlos werden und verstummen, und unser Christsein wird heute nur aus zweierlei bestehen: im Beten und Tun des Gerechten unter den Menschen. Alles Denken, Reden und Organisieren in den Dingen des Christentums muss neugeboren werden aus diesem Beten und diesem Tun. Bis du groß bist, wird sich die Gestalt der Kirche sehr verändert haben. Die Umschmelzung ist noch nicht zu Ende, und jeder Versuch, ihr vorzeitig zu neuer organisatorischer Machtentfaltung zu verhelfen, wird nur eine Verzögerung ihrer Umkehr und Läuterung sein…“

 


:daumenhoch:

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Tut mir leid, ich kann sowas nicht mehr ernsthaft diskutieren.

 

Welcome to the Club. Anstatt die albernen Stellvertreter-Kriege auszutragen, könnte sich Kirche (also wir alle) vielleicht mal wieder damit beschäftigen, das Evangelium zu verkünden. Aber damit komme ich nicht durch - das steht nämlich weder im CIC noch im KKK, noch hat das ergonomische Konzil von Ottershausen anno dunnemals dazu einen Beschluss gefasst. Schade eigentlich.

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Aus Gouvis Link:

 

 

1944 analysierte Dietrich Bonhoeffer angesichts der Umwälzungen in Gesellschaft und Kirche scharf dieses Untauglichsein für den Neuanfang: „Unsere Kirche, die in diesen Jahren nur um ihre Selbsterhaltung gekämpft hat, als wäre sie ein Selbstzweck, ist unfähig, Träger des versöhnenden und erlösenden Wortes für die Menschen und für die Welt zu sein. Darum müssen frühere Worte kraftlos werden und verstummen, und unser Christsein wird heute nur aus zweierlei bestehen: im Beten und Tun des Gerechten unter den Menschen. Alles Denken, Reden und Organisieren in den Dingen des Christentums muss neugeboren werden aus diesem Beten und diesem Tun. Bis du groß bist, wird sich die Gestalt der Kirche sehr verändert haben. Die Umschmelzung ist noch nicht zu Ende, und jeder Versuch, ihr vorzeitig zu neuer organisatorischer Machtentfaltung zu verhelfen, wird nur eine Verzögerung ihrer Umkehr und Läuterung sein…“

 

 

:daumenhoch:

Da ging es um den Zwist innerhalb der Evangelischen zwischen Bekennern und Deutschen Christen.

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