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Papsttreue


gouvernante

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Wo soll denn in 1 Kor 11,27-29 eine Berechtigung für Sakramentenausschluss sein?

 

Vielleicht mal zur Übersicht: 1Kor 11

27 Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn.
28 Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken.

29 Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt.

 

Da steht höchstens was davon, dass man sich selbst prüfen soll.

 

Das Interessante ist, dass Mariamante nicht der erste ist, der mir mit dieser Bibelstelle antwortet. In dieser Bibelstelle haben schon viele eine Berechtigung gefunden. Sie alle haben eines gemeinsam: Zeigen können sie mir diese Berechtigung nicht. Das scheint mir wieder so ein Traditionsteil zu sein. Irgendeiner redet Blödsinn. Und dann reden genügend andere den Blödsinn hinterher. Und wenn ganz viele Blödsinn reden, wirkt das auf viele so, als ob es trotzdem wahr wäre. Auf diese Weise fühlen sich dann noch mehr Leute ermuntert und sogar aufgefordert, Blödsinn reden. Und so entsteht eine Blödsinns-Tradition, die über viele, viele Generationen zum Selbstläufer werden kann.

bearbeitet von Mecky
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Alle kirchliche Entscheidungsgewalt wäre ohne Apg 15,28 (in heutigen Augen die arroganteste Vereinnahming Gottes, die man sich vorstellen kann) unvorstellbar.

 

 

Auch hier erst mal den Text: "28 Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen, euch keine weitere Last aufzuerlegen als diese notwendigen Dinge"

 

Nö, das ist keine arrogante Vereinnahmung. Denn auch ich habe dasselbe beschlossen. Und damit geht die Sache in Ordnung.

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du verwechselst die Evangelien bisweilen mit einer Proseminararbeit. Sorry, das muss hier doch mal gesagt werden.

Da hast Du aber daneben getroffen. Ich zeige lediglich auf, dass die Evangelien nicht in geringster Weise die Anforderungen eines Proseminars erfüllen ... und dass man diesem Umstand Rechnung tragen muss.

 

Dieser Thread hier ist ein gutes Beispiel. Hier wird immer wieder versucht, aus Evangelientexten etwas herauszuholen, wozu sie überhaupt nicht geeignet sind. Insbesondere für rechtliche oder moralische Prinzipien kann man in direkter Weise mit Bibeltexten nicht viel anfangen.

 

Es bestehen gleich mehrere Unsicherheiten.

 

Erst einmal die Unsicherheit über die Texte selbst. Wir müssen Theorien aufstellen, wer sie geschrieben hat. Ein Paulusbrieftext ist keineswegs eine Garantie, dass der Text tatsächlich von Paulus stammt.

Wir wissen auch wenig über den Zusammenhang, in dem biblische Aussagen gemacht wurden und wie sie in eine Theologie einzuordnen sind.

 

Paulus will, dass die Frau schweige. Paulus. Nö, meinen die meisten: Nicht Paulus, sondern Trittbrettfahrer.

Mose hat die Gesetze Gottes überbracht. Nö, nicht Mose. Und auch nicht überbracht, sondern einfach nur formuliert. Und die AT-ler wissen heute noch weniger, als man früher zu wissen vermeinte.

 

Und dann erst kommt die dickste Unsicherheit: Was meint denn Gott zu den jeweiligen Texten? Was meint er dazu, wenn jemand formuliert, dass die Frau zu schweigen habe? Selbst an menschliche Motive kommen wir nur unsicher heran - noch viel weniger können wir die Gründe Gottes erkennen oder sogar verstehen.

 

Ich halte die ganzen Argumentationen via biblischer Textbelege für Scharlatanerei, für ein Mittel zur Beherrschung von Leuten, die sich da nicht so gut auskennen.

Wenn man Dir sagt, dass Homosexuelle Gott ein Gräuel sind, WEIL das ja so in der Bibel steht, können Dir das Ausmaß, die Konsequenzen und die Methodik solcher Scharlatanerie fühlbar begegnen.

Ebenso die Wiederverheirateten, denen man Sakramente zu verweigern versucht, WEIL man so tolle biblische Grundlagen habe.

 

Ich halte diese ganzen Argumentationen für im Prinzip verdorben. Ausdruck von Machtwillen, nicht Ausdruck von Glauben oder Religiösität. Und zumeist sind diese Argumentationen das Mittel von Leuten mit höchst menschenfeindlichen Ansichten. Mit angeblich unhintergehbar sicherer Belege göttlicher Herkunft werden Menschen abgewertet, verfolgt, verbrannt und in Verzweiflung gestürzt.

 

Das Verfolgen und Verbrennen steht glücklicherweise nicht mehr auf der Tagesordnung des Christentums. Wir überlassen das momentan gewissen Formen des Islam. Aber das seelische Verkrüppeln, Verführen, das Abwerten und das Stürzen in Verzweiflung sind noch hie und da vorhanden. Aber die Hauptwirkung solcher "Argumentationen" ist der Vertrauensverlust. Mit solchen Argumentationen macht man die Kirche momentan hervorragend lächerlich. Wie wenn man ein großes Plakat über die Kirche hängen würde: "Club der Obertrottel". Und tatsächlich sind ja auch einige gefährliche Spinner mit an Bord, denen nur schwer zu widersprechen ist, weil sie sich eben auf die unhintergehbaren Wahrheiten der Offenbarung stützen.

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Es bestehen gleich mehrere Unsicherheiten.

Evangelische Probleme. Dafür gibts das Lehramt.

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Und das Lehramt bezieht sich auf ...

Auf den Hl Geist. Das ist immer noch besser als das Gedöns um schlecht überlieferte und schlecht übersetzte Texte.

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Franciscus non papa

 

du verwechselst die Evangelien bisweilen mit einer Proseminararbeit. Sorry, das muss hier doch mal gesagt werden.

Da hast Du aber daneben getroffen. Ich zeige lediglich auf, dass die Evangelien nicht in geringster Weise die Anforderungen eines Proseminars erfüllen ... und dass man diesem Umstand Rechnung tragen muss.

 

 

Du beweist es - durch Deine Beurteilung.

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Wo soll denn in 1 Kor 11,27-29 eine Berechtigung für Sakramentenausschluss sein?

 

 

also bitte - wir brauchen keine Exegese. Dafür gibt es (wie kam schon deutlich in diesem Zusammenhang erwähnte) ja das Lehramt. Das Lehramt hat (im "Katechismus der Katholischen Kirche") festgelegt, dass Paulus mit dieser Bibelstelle gemeint hat, dass jeder, der sich einer schweren Sünde bewußt ist, bevor er zur Kommunion gehen darf, zur sakramentalen Beichte gehen muß.

bearbeitet von Petrus
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Und das Lehramt bezieht sich auf ...

Auf den Hl Geist. Das ist immer noch besser als das Gedöns um schlecht überlieferte und schlecht übersetzte Texte.

 

Das Problem liegt nicht bei schlecht überlieferten Texten, sondern in der Überlieferungsweise schlechter Texte. :)

 

Nein, ich finde die Bibeltexte nicht durchgängig schlecht, aber es war einfach eine zu gute Vorlage. Und schlechte Texte sind ja auch in der Bibel vorhanden.

 

Das Lehramt bezieht sich ja, wenn man die lehramtlichen Verlautbarungen anschaut, nur wenig auf den Heiligen Geist. Bibelzitate dagegen findet man massenweise, manchmal so aufdringlich, dass man für jedes "und" oder "aber" hintendran noch ein Bibelstellenzitat findet, in dem man nachlesen kann, dass dieses Wort auch in der Bibel vorkommt. Und gelegentlich sind solche Zitate sogar unsachgemäß oder irreführend.

 

Das ist kein evangelisches Phänomen und keine evangelische Unart. Der Hinweis "die sind aber noch viel schlimmer!" löst sowieso keine Fragestellung. Wer Unfug redet, ändert nichts an dem Unfug, wenn er feststellt, dass auch andere Unfug reden. Ein Schüler, der lauter Fünfer schreibt, bleibt auch dann sitzen, wenn sein Mitschüler lauter Sechser schreibt.

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Wo soll denn in 1 Kor 11,27-29 eine Berechtigung für Sakramentenausschluss sein?

 

 

also bitte - wir brauchen keine Exegese. Dafür gibt es (wie kam schon deutlich in diesem Zusammenhang erwähnte) ja das Lehramt. Das Lehramt hat (im "Katechismus der Katholischen Kirche") festgelegt, dass Paulus mit dieser Bibelstelle gemeint hat, dass jeder, der sich einer schweren Sünde bewußt ist, bevor er zur Kommunion gehen darf, zur sakramentalen Beichte gehen muß.

 

Und das Lehramt zitiert durchaus diese Bibelstelle. Ohne allerdings zu erklären, wo in dieser Bibelstelle die Berechtigung für den Sakramentenausschluss stehen soll.

 

Ich habe sowieso den Eindruck, dass sich das Lehramt keine große Mühe mit Begründungen macht. Bibelzitate scheinen in vielen lehramtlichen Dokumenten eine Begründung hervorragend zu ersetzen.

 

Keine Begründung? Egal! Hauptsache man kann irgendeinen Bibelvers zitieren!

Das ist keine Begründung, sondern eher der reichlich holprige Versuch eines Autoritätsbeweises.

 

Dummerweise gibt es aber keine wirklich passende Bibelstelle, mit der man einen Sakramentenausschluss belegen könnte. Also nimmt man halt irgendwas, was sich mit Ziehen und Zerren noch am Ehesten auf diese Spur bringen ließe.

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Es könnte durchaus sein, dass Jesus Frauen begegnet ist, deren Schicksal durch die mosaische Erlaubnis zum Scheidungsbrief in eine Katastrophe geriet. Immerhin ist er laut Johannes auch einer Frau begegnet, die wegen Ehebruchs durch die Straßen getrieben und ihrer Steinigung entgegengetrieben wurde. Genau wissen wir das nicht, denn so viel Wahrheitsliebe bringen die Evangelien nicht zusammen.

 

Es könnte durchaus sein, dass Jesus durch diese Schicksale erkannt hat, dass diese Schicksale nicht dem Willen und Plan des Schöpfers geschuldet sind, sondern der Selbstgerechtigkeit hartherziger Menschen. Leider lesen wir in der Bibel kaum etwas über die Gedanken und Worte Jesu, sondern lediglich das, was Bibelschreiber oder Gemeinden dann aus solchen Gedanken gemacht haben - meist mit vielfältigem Eigeninteresse. Und heute wissen wir dann nicht, was wirklich auf Jesus zurückgeht, was auf den Evangelisten zurückgeht, was auf Augenzeugen zurückgeht und was auf Gemeinde zurückgeht. Wir wissen weder, was konkret Jesus gesagt hat, noch haben wir Anhaltspunkte in welchem Zusammenhang er es gesagt hat (gerade der Zusammenhang wurde ja aufgelöst) und wie er es gemeint hat.

 

Alle Rekonstruktionsversuche sind höchst unsicher und geben vorrangig die Meinung des Rekonstrukteurs und der Evangelisten wieder.

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Statt diese Unsicherheit zu akzeptieren und uns zu fragen, was wir nun aufgrund dieser Situation tun können,

schützt man vielfach eine Sicherheit und ein Wissen vor, das gar nicht vorhanden ist.

 

Und dabei übersieht man den eigentlichen Wert der Evangelientexte.

Da wird von jemandem erzählt, dem die Not verurteilter und rausgeschmissener Frauen nicht gleichgültig ist. Da wird von jemandem erzählt, der für solche Frauen erhebliche Risiken eingegangen ist.

Da wird von jemandem erzählt, der nicht daran glaubt, dass es Gottes Plan und Wille ist, dass Frauen in solche Not geraten.

Da wird von jemandem erzählt, der den Frauenbedrängern Hartherzigkeit vor den Latz knallt.

 

Mir tun solche Bibelstellen erst mal in der Seele gut. Ich identifiziere mich mit diesem Jesus: Genau so wünsche ich mir, dass auch ich mich in einer ähnlichen Situation verhalten hätte.

Ich beginne über das nachzudenken, was Gottes Willen und Plan für den Menschen ist. Das Ergebnis dieses Nachdenkens ist nicht durch die biblische (unsichere) Geschichte ersetzbar: Der Plan und Wille Gottes ist sowieso nicht in Buchstaben pressbar.

 

Stattdessen macht man aus dem biblischen Geschichten Kristallisationspunkte für Hartherzigkeit, Unbarmherzigkeit und Machtausübung.

Man versucht, aufgrund unsachgemäß zitierter Bibelstellen, Menschen die Vereinigung mit Jesus zu verweigern. Mit den Bibelstellen scheint sich auch die Hartherzigkeit zu verewigen. Diese fließt ebenso in die "Tradition" mit ein. Und nach 2000 Jahren kann man auf eine alte, 2000-jährige, also alt-ehrwürdige, Tradition verweisen. Eine Tradition der Unbarmherzigkeit, Hartherzigkeit und Machtausübung.

 

Wenn dann jemand (z.B. Papst Franziskus) diese Tradition durchbrechen will, wird ihm Traditionsbruch vorgeworfen. Irgendwie zurecht.

 

Das ist ungefähr so, wie man Friedrich Spee vorwerfen konnte, dass er die jahrhundertelang gepflegte Tradition der Hexenverfolgung und -verbrennung zerbrochen habe. Böser Friedrich! Böser Traditionszerbrecher! Böser Hermeneutiker des Bruchs! Traditionen kaputt machen ist böse!

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Und dabei übersieht man den eigentlichen Wert der Evangelientexte. Da wird von jemandem erzählt, dem die Not verurteilter und rausgeschmissener Frauen nicht gleichgültig ist. Da wird von jemandem erzählt, der für solche Frauen erhebliche Risiken eingegangen ist. Da wird von jemandem erzählt, der nicht daran glaubt, dass es Gottes Plan und Wille ist, dass Frauen in solche Not geraten. Da wird von jemandem erzählt, der den Frauenbedrängern Hartherzigkeit vor den Latz knallt.

 

Zumindest haben sich die Evangelisten das gut ausgedacht - wenn ich deine bisherigen Kritiken ernst nähme.

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Stimmt. Gut ausgedacht.

Allerdings gibt es eine riesige Konkurrenz an gut ausgedachten Geschichten. Und es wäre ein absoluter Gewinn für das Christentum, wenn man herausarbeiten könnte, wie gut diese Geschichten ausgedacht sind. Womöglich sogar so gut ausgedacht, dass sie mit anderen Geschichten mithalten können. Oder: Dass in diesen Geschichten Goldstücke zu finden sind, die in anderen Geschichten nicht zu finden sind - womöglich sogar prinzipiell dort nicht vorkommen können.

 

Diese Goldstücke müssten dann allerdings so aufgearbeitet werden, dass sich die biblischen Geschichten innerhalb der Konkurrenz behaupten können.

 

Du nimmst meine Kritik nicht ernst. Das ist ein mikroskopisches Stäubchen. Ganz viele nehmen die biblischen Geschichten nicht mehr ernst. Das ist viel schlimmer.

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Stimmt. Gut ausgedacht.

Allerdings gibt es eine riesige Konkurrenz an gut ausgedachten Geschichten. Und es wäre ein absoluter Gewinn für das Christentum, wenn man herausarbeiten könnte, wie gut diese Geschichten ausgedacht sind. Womöglich sogar so gut ausgedacht, dass sie mit anderen Geschichten mithalten können. Oder: Dass in diesen Geschichten Goldstücke zu finden sind, die in anderen Geschichten nicht zu finden sind - womöglich sogar prinzipiell dort nicht vorkommen können.

 

Diese Goldstücke müssten dann allerdings so aufgearbeitet werden, dass sich die biblischen Geschichten innerhalb der Konkurrenz behaupten können.

Und das ist DEIN Job. Das hat man DIR beigebracht, damit bist DU beauftragt!

 

(.... selbst dann, wenn Du die Homiletik verschlafen haben solltest...)

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Und das ist DEIN Job. Das hat man DIR beigebracht, damit bist DU beauftragt!

 

(.... selbst dann, wenn Du die Homiletik verschlafen haben solltest...)

 

Zum Einen bin ich sehr überrascht, dass Du weißt, was man mir beigebracht hat.

Noch überraschender ist, dass Du anscheinend auch informiert bist, wie ich meinen Job ausführe.

 

Das Aufzeigen von Goldstücken in der Bibel mache ich, so gut es eben geht. Ich halte mich übrigens dabei für gar nicht mal so ungeschickt, zumindest habe ich es an einigen Punkten besser geschafft, als so manch anderer. Meine Predigten kommen auch ganz gut an. Mein Schulunterricht noch mehr. Und meine Schülergottesdienste (sage ich mal in aller Bescheidenheit) suchen ihresgleichen, ebenso die Katechesen.

 

In bescheidenem Rahmen kann ich eigentlich sehr zufrieden sein. Aber der bescheidene Rahmen ist sehr eng. Genau wie 1000 andere Pfarrer muss ich mit ansehen, dass ein Großteil meiner Bemühungen versickern.

 

Dass es bei Papst Franziskus auch so ist, zeigt ja schon das hiesige Threadthema. Genau dort, wo er ein Goldstück aufpoliert und allen vor Augen stellt, wo er es selbst auch durch Ausstrahlung und Tat in sich selbst integriert hat, trifft er auf energischen Gegenwind. Franziskus sagt "Barmherzigkeit" und schon kommt der Club der Schmutzfinken und versucht, dies schon wieder zu unterminieren. Und hinter den paar wenigen Kardinal-Schlaubergern steht nicht nur eine große Gruppe der Kirche, sondern es steht auch die Tradition der Kirche. Ergebnis ist, dass Franziskus seine Barmherzigkeit noch als Privatperson pflegen kann - aber kirchlich wirksam wird sie nicht. Die Kirche strotzt weiterhin vor Unbarmherzigkeit. Ihm geht es wie mir: In bescheidenem Rahmen kann er zufrieden sein, aber der bescheidene Rahmen ist sehr eng.

 

Die Kirche bleibt weiterhin ein Mahnmal von Uneinsichtigkeit und Unbarmherzigkeit gegenüber Wiederverheirateten.

Den bescheidenen Erfolgen steht ein gigantischer Aufwand gegenüber und (in großen Kreisen) ein Ansehensverlust.

Und bei denen, die empfänglich für sein Werben für Barmherzigkeit sind, bezieht sich die Begeisterung nun eher auf ihn, den kirchenuntypischen Papst, den Durchbrecher der großen Tradition. Die Wirksamkeit bezieht sich viel zu sehr auf seine Einzelperson und viel zu wenig auf die Kirche insgesamt. Wenn seine Überzeugtheit nicht riesig ist, dann wird er sich in der Kirche als Fremdkörper vorkommen.

 

Und dieses Fremdkörpergefühl beobachte ich auch bei ziemlich vielen meiner Kollegen (inklusive Gemeindereferenten und Pastoralreferenten, Mesnern und PGR-Vorsitzenden etc.). Sie haben gerade bei ihren kostbarsten Goldstückvollzügen immer das Gefühl, gegen die Kirche gestellt zu werden. Sie fühlen sich oftmals schon gar nicht mehr richtig als Katholiken anerkannt. Wer z.B. barmherzig zu den falschen Leuten ist (z.B. Wiederverheiratete), der wird schon als Abweichler empfunden.

 

Und noch eins weiter. Wer sich gegen die Unbarmherzigkeit und Unmenschlichkeit und Bosheit in der Kirche, in Kirchendokumenten oder in der Bibel stellt, der gehört mit zum Club der Abweichler, Nestbeschmutzer, Traditionsverräter.

 

Es ist kirchlich nicht klargestellt, dass die Unterzeichner der Priesterinitiative für Kommunionempfang von Wiederverheirateten, die eigentlichen Katholiken, die eigentlichen Kirchenvertreter sind. Im Gegenteil. Diejenigen, die Wiederverheirateten die Kommunion gereicht haben, werden als nichtkatholischer empfunden. Katholisch ohne Herzenshärte? Na, wo kommen wir denn da hin!

 

Urbild ist übrigens der Jesus der Evangelien. Prima dargestellt ist, wie er sich für Sünder, Zöllner, Dirnen und Aussätzige einsetzte, wie er dem am haarez die Nähe des Gottesreiches verkündete und mit diesen Leuten Mahl und Gemeinschaft feierte. Das war nicht anerkannt. Der geschichtliche Jesus, falls er tatsächlich so gehandelt hat, wie es die Evangelien beschreiben, ist darüber sogar in Vergessenheit geraten. Sollte Jesus tatsächlich jemals eine Ehebrecherin vor der Steinigung bewahrt haben, dann hat man vorsichtshalber gleich noch den moralischen Satz "Sündige fortan nicht mehr" drangeklebt. Ohne so was geht's wohl nicht. Vielleicht hat er es ja wirklich gesagt, vielleicht sogar im erwähnten Zusammenhang. Weiß man nicht. Aber man interpretiert diesen Satz vorsorglich als Nicht-Goldstück, sondern als moralische Verpflichtung. Und man diskutiert, ob die Solidarität Jesu bestehen bleibt, falls die Gute noch mal gesündigt hat. Und gesündigt haben: Da kann ja nur ein weiterer Ehebruch gemeint sein. Dass sie regelmäßig ihre Kinder verdroschen hat, ist völlig aus dem Blick. Ja, es ist nicht einmal erwähnt, ob sie so was tat. Allerdings auch nicht, dass sie es nicht tat. Und wenn sie es nicht tat, dann hat sie (biblisch gesehen) ihre Kinder eben nicht richtig geliebt. Ein einziges, wirres Schlamassel.

 

Jesus wurde verzweckt für die Interessen späterer Interessenshaber. Seine ganzen Bemühungen, Goldstücke anzufertigen, wurden überformt, relativiert, "ergänzt", in neue Zusammenhänge gezerrt. Und heutige Interessenshaber nutzen dies weidlich aus.

 

Soll man jetzt Jesus vorwerfen, er habe seinen Job nicht richtig gemacht?

 

Wer ist am Drücker? Irgendwelche Einzelpersonen, auf die man die Goldsuche und Goldpflege und die Goldanwendung abschieben kann? Papst Franziskus? Mecky?

Ich sage: Nein. Sondern dies ist vorrangig Job der Kirche. Und die Einzelpersonen können nur daran teilhaben - sonst geht das grundlegend schief.

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Klar ist er. Aber warum soll ein Briefträger nicht fordern dürfen, dass die Post etwas unternimmt? nur weil er auch zur Post gehört?

 

Werner

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Fordern darf er viel. Er sollte nur klar benennen können, was er von wem will.

Und ich würde wohl auch festhalten, dass ein Priester in der RKK über deutlich mehr Gestaltungsmacht verfügt als ein Briefträger.

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Erst war ich mir bei Gouvernantes Frage nicht sicher, wie ich sie auffassen soll. Die Frage kann informell gemeint sein: "Wer ist Kirche" bedeutet: "Bei wem konkret liegt der Handlungsbedarf? Wer muss nun was tun?"

 

Aber nach der zweiten Nachfrage und dem neuerlichen Statement ist es klar: Wieder einmal eine Nebelkerze. So eine Art moralischer Druck: "DU bist am Drücker, denn DU bist Kirche."

Die Verschiebung des Handlungsauftrages an den Einzelnen.

 

Genau dies funktioniert aber schon lange nicht mehr. Der Auftrag, die Goldstücke in dem Beet der Bibel herauszufinden ist nämlich der Auftrag der gesamten Kirche. Und anders wird es nicht funktionieren.Selbstverständlich spielen da Priester, Gemeindereferenten, Pastoralreferenten, Religionslehrer und andere eine wichtige Rolle.

Aber, wie ich schon oben beschrieben habe: Das genügt nicht. All diese Einzelaktionen werden verpuffen. Und dies nach erheblichem Aufwand.

 

Dann betont der Einzelne (wie z.B. die Priesterinitiative) die Barmherzigkeit. Aber da gibt es festgefügte Strukturen und Bestimmungen von überregionaler Wirksamkeit. Und da gibt es Lehraussagen. Und da gibt es rechtliche Bestimmungen, die von hochrangigen Barmherzigkeitsgegnern ihrem Interesse entsprechend gehandhabt werden sollen.

Die Priesterinitiative hat sich unter persönlichem Risiko mit Zollitsch angelegt.

Lüdicke hat sich aus dem Fenster gelehnt.

Heraus kam eine Handhabung partikulärer Art, die übrigens vielerseits kritisiert wird.

 

Ein solches kirchliches Handeln ist nicht dazu geeignet, die biblischen Anleitungen zur Barmherzigkeit in den Vordergrund zu schieben. Vielmehr hebt ein solches Ereignis die innere Zerrissenheit der Kirche und die Barmherzigkeitsunwilligkeit entscheidender weltkirchlicher Kirchenorgane hervor. Was ist denn in der Bischofssynode gekommen?

 

Der Versuch, das Geschehen auf untergeordnete Einzelpersonen abzudrücken, ist sehr unfair. Es richtet sich auch gegen die Unterschreibenden der damaligen Priesterinitiative. DIE haben ihren Beitrag geleistet. DENEN kann man keinen Vorwurf machen. Aber sie wurden mit einer Handhabung abgespeist und ruhig gestellt, ohne dass sich ihr Anliegen auf die Kirche übertragen hätte. Frustriert handeln sie eben im Bereich ihrer Pfarreien, ohne dass man ihr Handeln als kirchliches Handeln identifizieren würde. Im Gegenteil: Ihr Handeln kann jederzeit als antikirchlich und renitent angesehen werden.

 

Sie haben NICHT erreicht, dass solche Schwachsinns-Argumentationen mit 1 Kor 11 aus dem Verkehr gezogen werden.

Sie haben NICHT erreicht, dass die Kirche als Wahrerin von Goldstücken erkennbar würde.

Sie haben KEINEN Einfluss auf eine kirchliche Barmherzigkeitsoption.

 

Und dann schiebt Gouvernante ausgerechnet den Priestern den schwarzen Peter zu. DIE sollen doch mal handeln und die Goldstücke ausgraben, polieren und mit dem Gold was tun.

Das völlig wirkungslos auf die Kirche.

 

Man wird diese Priester vielleicht mit den Goldfunden identifizieren. Aber nicht die Kirche.

Es ist kein Zufall, dass es mir über die Jahre gelungen ist, Menschen von den von mir gefundenen Goldstücken etwas zu vermitteln. Aber sie verbinden das mit mir, nicht mit der Kirche. Die mögen mich, nicht aber die Kirche. Das hat mich lange Zeit geärgert und frustriert. Inzwischen lach ich mir den Ast ab. Da wendet sich das Vertrauen der Leute** nämlich völlig korrekt mir zu, der ich Goldstücke zu bieten habe. Nicht aber der Kirche, die sich fleißig bemüht, die Goldstücke in Verruf zu bringen und durch seltsame Argumentationen (sozusagen echte dubia an allem Wertvollen) als unkatholisch darzustellen.

 

--------------------

** Allerdings nur der Leute, die mit mir in Kontakt kommen. Keineswegs die vielen, die nur mit "der Kirche" in Kontakt stehen - z.B. durch Taufschein oder einer positiven Einstellung zur Kirche.

bearbeitet von Mecky
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Werner hat Dir geantwortet, dass er Kirche in diesem Fall als Organisation versteht.

Und Du reagiertest nicht "das will ich von Mecky selber hören" oder "glaube ich nicht!", sondern:

 

"Ah. Und Mecky ist nicht Teil der Organisation?"

 

Da scheint mir das Bestreben, mir den schwarzen Peter zuzuschieben, geradezu ins Gesicht zu springen.

Das schöne alte Verfahren, das ich oben beschrieben habe: "Stelle keine Anforderungen an die Kirche, sondern nur an Dich selbst".

Damit kann man jeden Widerspruch und jede Kritk prima ersticken.

 

Wenn Du wenigstens dazu stehen würdest, dass Du versucht hast, mir den schwarzen Peter zuzuschieben und mich auf diese Weise ruhig zu stellen ...

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Ein persönliches Beispiel:

Es wäre mir vermutlich relativ leicht, einen Priester zu finden, der mich als Schwulen so nimmt, wie ich bin. "Praktizierend", in einer Partnerschaft lebend usw. Und natürlich wäre dieser Priester auch "Teil der Kirche ".

Trotzdem würde ich mich weiter durch die Organisation abgelehnt fühlen, und sie lehnt mich ja auch ab.

Das Verhalten Meckys wird also immer als das Verhalten Meckys sein, so lange die Organisation offiziell etwas anderes tut/verkündet/fordert

 

Werner

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