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Fremdenfeindlichkeit aus christlicher Sicht


duesi

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Es ist ja einerseits eine politische Frage mit derzeitigem Bezug. Andererseits interessiert mich mehr die theologische Komponente. Was sind die Forderungen des Evangeliums in dieser Hinsicht und was kann man eurer Meinung nach zwingend daraus folgern?

 

Die Ansicht, dass Fremdenfeindlichkeit nicht christlich ist, dürfte ja aus Sicht der meisten zustimmungsfähig sein. Sogar die AfD würde sich radikal davon abgrenzen, je fremdenfeindlich zu sein.

 

Es ist meine Beobachtung, dass die meisten hier im Forum sehr politisch unterwegs sind. Und man wird ja irgendwie schulisch auch dazu erzogen. So ist es vor allem für Engagierte sehr in Mode, dass jeder zu jeder politischen Frage meint, seinen Senf dazu geben zu müssen. Ich meine: Nichts gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung! Und politischer Schlagabtausch mit Streitkultur ist ja auch in einer Demokratie unabdingbar. Und daher mit Sicherheit auch in einem katholischen Kirchenforum.

 

Dennoch, wenn ich beispielsweise die Frage der afrikanischen Flüchtlinge betrachte und das grenzenlose Leid der Ertrinkenden und Verdurstenden, so muss ich ratlos eingestehen: Ich habe keine Patentlösung dafür, wie man die Probleme lösen kann. Ist es besser, mächtige Militärs aufzubringen und sich radikal abzuschotten, damit sich keiner mehr auf den Weg macht und dann vor Ort zu helfen? Ist es besser, die Grenzen radikal zu öffnen und unsere Kultur überlaufen zu lassen? Welche Zwischenlösungen gibt es? Es verwundert mich immer wieder, mit welchem Brustton der Überzeugung sich die meisten hier meinen, eindeutig positionieren und abgrenzen zu müssen, so als hätten sie die Weisheit mit Löffeln gefressen und wüssten, wie man die Probleme lösen könnte. Manchmal sieht man ein paar Beiträge, die von wirklicher Kompetenz und Sachverstand geprägt sind. Aber das ist selten. Ich sehe mich weder in der Lage, irgendwem eindeutig Fremdenfeindlichkeit noch irgendwem eindeutig Gutmenschentum noch jemandem sonst irgend etwas anderes vorwerfen zu können.

 

Jedoch denke ich auch, dass man als Christ nicht kalt gegenüber den Problemen und dem menschlichen Leid sein kann. Welche Wege gibt es, tätig zu werden? Als Patentingenieur denke ich, dass Bildung ein wichtiger Baustein für menschliche Entwicklung ist. Außerdem braucht es eine Stärkung des Handwerks, das übrigens ein großer Erfolgsfaktor Deutschlands gegenüber anderen eher allgemeinbildungsorientierten Staaten ist. Einmal kam ein muslimischer Syrer in meine Kanzlei. Er hatte eine wirklich geniale Erfindung gemacht. Weil er sehr schwierig an sein syrisches Geld kam, hat einer der Patentanwälte ihm den Preis ermäßigt. Ich hatte auch ein Gespräch mit ihm alleine, in dem er mich von sich aus auf meinen Gottglauben ansprach. Daraus entwickelte sich ein sehr positives Gespräch. Ich denke, dass sind Bereiche, wo ich sinnvoll meinen Beitrag leisten kann. Wenn es um Völkerverständigung und kulturellen Austausch der Kulturen geht. Und wenn es um wirtschaftliche Entwicklung geht. Da kann ich auch meinen Senf dazu geben, weil ich zumindest etwas davon verstehe.

 

Wie seht ihr das? Welche Folgerungen sollte man aus christlicher Sicht aus den Forderungen des Evangeliums im Hinblick auf das Thema Fremdenfeindlichkeit ableiten? Ist es Pflicht, sich politisch zu positionieren und eindeutig zu allem Stellung zu beziehen? Oder eher: Schuster, bleib bei deinen Leisten! Oder etwas dazwischen? Oder genügt es schon, in der persönlichen Begegnung mit den Fremden sich von Vorurteilen zu reinigen und eine interessierte wohlwollende Grundhaltung anzunehmen (die aber zuweilen auch enttäuscht werden kann)? Ab wann fängt Fremdenfeindlichkeit an (aus Sicht des Evangeliums und der Kirche)?

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öhm....jetzt haben wir halt zwei Threads mit sehr ähnlicher Thematik...vielleicht könnte man die irgendwie miteinander verbinden zu einem?

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vor 24 Minuten schrieb duesi:

Dennoch, wenn ich beispielsweise die Frage der afrikanischen Flüchtlinge betrachte [...] Einmal kam ein muslimischer Syrer in meine Kanzlei. Er hatte eine wirklich geniale Erfindung gemacht. Weil er sehr schwierig an sein syrisches Geld kam, hat einer der Patentanwälte ihm den Preis ermäßigt.[...]

Die Afrikaner sind nicht zwangsläufig Flüchtlinge und selbst echte Flüchtlinge sind nicht zwangsläufig mittellos.

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vor 14 Minuten schrieb Flo77:

Die Afrikaner sind nicht zwangsläufig Flüchtlinge und selbst echte Flüchtlinge sind nicht zwangsläufig mittellos.

Vielleicht sollte ich das Wort "Flüchtlinge" in Anführungsstrichen setzen. Ich kenne natürlich die Unterscheidung zwischen einem gesetzlich anerkannten Flüchtlingsstatus (der aber erst einmal festgestellt werden muss, was nur im Land möglich ist) und einem Migrantenstatus. Das Problem der Begegnung mit Fremden und der Fremdenfeindlichkeit betrifft ja insgesamt weltweite Wanderungsbewegungen, die sowohl Ursachen haben, die einen Flüchtlingsstatus ermöglichen als auch andere Ursachen. Und der von mir genannte Flüchtling war nicht mittellos. Doch wenn das Geld im Land auf einmal nur noch ein Drittel wert ist und du aufgrund eines Bürgerkriegs um dein Leben fürchten musst, bekommst du auch Probleme, obwohl du immer redlich gearbeitet hast. Insofern ist die Unterscheidung vielleicht hilfreich. Zunächst beantwortet das aber meine Frage nicht, was wir für uns persönlich aus dem Evangelium und der Lehre der Kirche für Konsequenzen angesichts dieser vielschichtigen Problematik ableiten sollten.

bearbeitet von duesi
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Konvertiert sie und macht sie zu Einheimischen. Solange sie Fremde im Herzen bleiben und ihre alten Götzen beibehalten, bleiben sie Fremde und wenn wir die Arme noch so weit aufreißen.

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vor 8 Minuten schrieb Flo77:

Konvertiert sie und macht sie zu Einheimischen. Solange sie Fremde im Herzen bleiben und ihre alten Götzen beibehalten, bleiben sie Fremde und wenn wir die Arme noch so weit aufreißen.

Hättest du die Freundlichkeit zu erläutern wie du dir das praktisch vorstellst?

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Mir sind so viele Menschen aus meiner unmittelbaren Umgebung inzwischen fremd. Viel fremder als die muslimischen Afghaninnen und die muslimische Lehrerin aus Dagestan, mit denen ich befreundet bin. Wozu berechtigt mich das?

 

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vor 4 Minuten schrieb Flo77:

Konvertiert sie und macht sie zu Einheimischen. Solange sie Fremde im Herzen bleiben und ihre alten Götzen beibehalten, bleiben sie Fremde und wenn wir die Arme noch so weit aufreißen.

Evangelisierung und Missionierung funktioniert nur in einem Geist der Nächstenliebe, in dem man den anderen respektvoll mitteilt, was einem am eigenen Glauben wichtig ist und was einen an den Überzeugungen der anderen stört. Eine Konversion KANN eine mögliche Folge sein. Aber man muss auch respektvoll akzeptieren, wenn sie nicht erfolgt.

 

Dazu gehört aber erst einmal, dass man selbst großes Vertrauen in die Überlegenheit der eigenen Überzeugung hat und seinen Frieden in Gott hat. Wenn man den Glauben nur als Mittel betrachtet, eine gemeinsame Werteordnung zu errichten, ist das eher ein Zeugnis dafür, dass man selbst nicht diesem Gott huldigt, den man mit den Lippen verehrt, sondern dass man selbst im Herzen Götzendiener ist.

 

Kennst du Elijah21? Die Verantwortlichen berichten darüber, dass sogar sehr viele Muslime, die in den letzten Jahren nach Deutschland gekommen sind, sehr offen sind, den christlichen Glauben kennen zu lernen. Sie sind oft enttäuscht von ihrer eigenen Weltanschauung, in der sie auch teilweise einen Grund für ihre Misere zu erkennen glauben. Und dafür ist oft nicht einmal das Erlernen der jeweiligen Sprachen nötig. Es existieren genügend Konvertiten, die ihren eigenen Landleuten die Botschaft des Evangeliums weitersagen können.

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Weiterhin hat sich der christliche Glaube in den meisten Abschnitten seiner Geschichte als Minderheitenglaube bewährt. Daher gehört m.E. zum Christsein auch, dass man Gott für das eigene Leben mehr vertraut als der Volksgemeinschaft, der Rechtsordnung oder der Homogenität der Bevölkerung. Jesus sendet uns wie Schafe mitten unter die Wölfe. Das bedeutet auch, dass wir als Christen vor denen, die uns wie Wölfe scheinen, keine Angst zu haben brauchen.

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vor 5 Stunden schrieb Xamanoth:

Hättest du die Freundlichkeit zu erläutern wie du dir das praktisch vorstellst?

Wo kein Wille ist, da braucht es keinen Weg.

 

Dieses Volk und diese Kirche sind derart identitätsvergessen und kraftlos, daß sich die Frage nach dem wie-könnte-man-? doch gar nicht stellt.

 

Mission ist ja schon im Religionsunterricht unerwünscht und in den übrigen traditionellen Wirkfeldern der Kirche (Pflege, Politik) sieht es ja noch schlechter aus.

 

Hinter der Religionsfreiheit versteckt unterstützt man alle möglichen Religionsgemeinschaften, lässt sich an den Rand drängen und hilft durch die hausgemachten Skandale auch noch aktiv an der eigenen Marginalisierung mit.

 

Für mich ist Düsis Vision von der Minderheitenkirche als Ideal völlig indiskutabel. Damit ist keine christliche Gesellschaft zu bauen (s. z.B. Ägypten, etc.)

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vor 33 Minuten schrieb Flo77:

Für mich ist Düsis Vision von der Minderheitenkirche als Ideal völlig indiskutabel. Damit ist keine christliche Gesellschaft zu bauen (s. z.B. Ägypten, etc.)

Ich schrieb nicht, dass die Minderheitenkirche mein Ideal ist. Ich wünschte, alle Menschen wären getauft und würden an Christus glauben. Und ich bete zusammen mit dem Thimotheus-Brief dafür, dass alle zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Doch das macht noch keine bessere Welt. Das Problem der Sünde im menschlichen Herzen wird dadurch nicht gelöst, wie die Jahrhunderte monarchisch-christlicher Herrschaft eindeutig gezeigt haben. Es führt letztendlich zur Introspektion. Und unsere Aufgabe als Christen ist nicht in erster Linie, eine christliche Gesellschaft zu bauen. Sondern Licht der Welt und Salz der Erde zu sein. Das Salz in der Suppe kann die Suppe sehr schmackhaft machen. Doch es würde seine Funktion verfehlen, wenn jetzt die ganze Suppe Salz wäre. Auf der anderen Seite, um im Bild zu bleiben, ist das Salz natürlich auch nicht nützlich, wenn es fade wird (das passiert bei unserem Kochsalz nicht, aber bei traditionellem Kristallsalzen schon). Und dementsprechend ist eine Kirche, die nicht unbequem für die Wahrheit streitet, genauso zielverfehlend. In dieser Hinsicht schließe ich mich deiner Kritik von Identitätsvergessenheit und Kraftlosigkeit durchaus teilweise an. Doch ein Problem ist, dass man alles von den Autoriäten erwartet. Jeder einzelne von uns ist berufen, an der Mission der Kirche mitzuwirken. Und die ist nicht nur missionarisch, sondern auch karitativ. In diesem Kontext ist auch meine Frage zu verstehen: Welche Aufgabe können wir, ich und du, jeder persönlich aus den Problemen der Wanderungsbewegungen für unser Handeln aus dem Evangelium ableiten. Und die christliche Kirche in Ägypten empfinde ich als sehr vorbildlich in vielerlei Hinsicht. Sie ist als Minderheitenkirche viel kraftvoller und identitätsstiftender als die deutschen Kirchen. Auch wenn das Leben als Christ in Ägypten immer wieder mit Momenten des Leides und Erfahrungen der Verfolgung konfrontiert ist. Aber gerade darin beweist die Kirche ihre Stärke.

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Johannes Hartl hat letztes Jahr davon gesprochen, dass es in Ägypten eine Konferenz verschiedener christlicher Leiter aus unterschiedlichen Denominationen gegeben hat. Dies hat mehrere islamische Staatenlenker so beeindruckt, dass sie die christlichen Leiter eingeladen haben, um darüber zu referieren, wie man trotz unterschiedlicher Standpunkte friedlich und einmütig zusammenkommen kann.

 

Ist das nicht eine Art, Licht der Welt und Salz der Erde zu sein? Ganz ohne, dass es dabei immer zur Konversion kommen muss?

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1 hour ago, gouvernante said:

Keine christliche Gesellschaft, aber ein sehr lebendiger Leib Christi. Der beeindruckend Zeugnis für den Glauben ablegt.

Dann sprich mal etwas ausführlicher mit Leuten, die solchen Gemeinschaften angehören. Die empfinden diese Situation kein bisschen als gut oder schön.

Das ist wie die Oma, die erzählt "ja, damals im Krieg, da haben sich die Nachbarn noch alle geholfen, wenn einer ausgebombt war, nicht so wie heute, wo man die hälfte der Nachbarn nicht mal kennt". Ja, ist wohl so. Aber die Umstände von damals sind trotzdem nicht erstrebenswert.

 

Werner

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Naja,Zwangsmissionierung ist daneben und hilft auch nicht weiter.

Ich war ja draufund dran einen Thread zu sozialer Verantwortung zu eröffnen, aber anscheinend ist es interesanter,sich  in noch einem Thread über " Fremde" auszulassen. 

Und erst mal Zwangsmissionierung zu fordern. 

bearbeitet von mn1217
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7 hours ago, Flo77 said:

Die Afrikaner sind nicht zwangsläufig Flüchtlinge und selbst echte Flüchtlinge sind nicht zwangsläufig mittellos.

Die Afrikaner kann man am ehesten mit den Forty-niners vergleichen, den Glücksrittern, die nach den Goldfunden von 1849 Richtung Kalifornien aufgebrochen sind.

Die wussten auch ganz genau, dass es lebensgefährlich ist (die Todesrate dürfte noch größer gewesen sein als unter den Afrikanern heute), das hielt sie aber nicht ab, ihr Glück zu versuchen. Auch damals waren es nicht Leute, die am Verhungern waren, sondern solche, die sich die gefährliche Reise leisten konnten. Auch damals waren es zu 95% leistungsfähige Männer.

Als die 50 Afrikaner jetzt in Malta an Land gehen konnten, zeigten sie keine Zeichen der Erleichterung o. ä., sondern das Victory-Zeichen, dito, wenn mal wieder 150 in Ceuta mit Gewalt eingedrungen sind.

Ich gestehe es jedermann zu, sein Glück zu versuchen. Ich sehe mich aber nicht in der Verpflichtung, jeden dabei vorbehaltlos unterstützen zu müssen.

Wohlgemerkt, ich unterstütze ein Reihe von Menschen bei solchen Anliegen, aber da ist es meine persönliche Entscheidung.

Bei diesem Thema sind Worte wie "Fremdenfeindlichkeit" reine Totschlagargumente.

ich unterstütze hauptsächlich "Fremde", und es gibt massenhaft "Einheimische" bei denen mir die Galle hochkommt, wenn ich daran denke, dass ich sie mit meinen Steuern zu unterstützen gezwungen bin.

Ich sehe deshalb auch das Thema "christliche Nächstenliebe" hier nur sehr eingeschränkt. Natürlich muss man einen aus dem Wasser holen, wenn er zu ertrinken droht. Aber ihn an das nächstgelegene Ufer zu bringen ist menschliche Selbstverständlichkeit. Ich sehe aber niemenden in der Verpflichtung, (um noch mal die Forty-niner aufzugreifen) ihn nach Kalifornien zu bringen, einen Claim zu besorgen, Ausrüstung zu kaufen und solange für ihn zu sorgen, bis er Gold gefunden hat.

 

Werner

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vor einer Stunde schrieb duesi:

Johannes Hartl hat letztes Jahr davon gesprochen, dass es in Ägypten eine Konferenz verschiedener christlicher Leiter aus unterschiedlichen Denominationen gegeben hat. Dies hat mehrere islamische Staatenlenker so beeindruckt, dass sie die christlichen Leiter eingeladen haben, um darüber zu referieren, wie man trotz unterschiedlicher Standpunkte friedlich und einmütig zusammenkommen kann.

 

Ist das nicht eine Art, Licht der Welt und Salz der Erde zu sein? Ganz ohne, dass es dabei immer zur Konversion kommen muss?


Unter den geflohenen Menschen, mit denen ich zu tun habe, beginnen sich auch immer mehr für das Christentum zu interessieren.
Ganz ohne dass auch nur ansatzweise jemand versucht hätte, sie in Flos Sinn zu missionieren.
Das Interesse freut mich, aber ich habe fast ein besseres Gefühl bei denen, die sich dabei trotzdem in ihrer muslimischen oder auch säkularen Identität zuhause fühlen als bei denen, die innerhalb von Monaten zum Christentum konvertiert sind. (Obwohl ich auch zumindest einen Afghanen kenne, bei dem es wohl wirklich richtig ist.)

Zum Thema Mission allgemein: In den letzten Tagen ist mir ein Interview mit Prof. Christian Bauer untergekommen, in dem er von einer "Ökumene mit den Säkularen" spricht.
Ein Satz gefiel mir darin sehr.
 

Zitat

 

„Mission – also die „extrovertierte“ Seite der Pastoral – ist das Wesen der Kirche, sagt das letzte Konzil. Die spannende Frage ist nun, was man konkret darunter versteht. Und da scheiden sich die Geister. Mission heißt für mich zunächst einmal, dass die Kirche aus sich herausgehen muss – aber nicht primär um andere zu bekehren, sondern um von und mit ihnen zu lernen.

Mission also nicht, weil die anderen, gerade die Säkularen, uns brauchen (das tun sie in der Regel nicht), sondern wir sie – ihre anderen Geschichten vom Leben und damit auch ihre anderen Geschichten von Gott. Mission wäre dann die entdeckerische Selbstentgrenzung der Kirche auf ihren je größeren Gott!

 

 

 


Quelle

Das finde ich schön! Mission als Zuhören, als Offensein für das Andere, als Lernen, als Weitung der eigenen Grenzen, der eigenen Gottesbeziehung.

bearbeitet von Ennasus
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Was werner schreibt,fordern ja nicht wirklich viele. Fakt ist, dass es oft kein rettende Ufer gibt, weil alle zu machen.

 

1849 ist 170 Jahre her. Man sollte zwischenzeitlich dazugelernt haben.

( und völlig OT: Werner,  ich werde jetzt den ganzen Tag "Oh my darling Clementine" im Kopf haben...)

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11 minutes ago, mn1217 said:

1849 ist 170 Jahre her. Man sollte zwischenzeitlich dazugelernt haben.

Das heiß, heute sähest du die Bewohner Kaliforniens in der Pflicht, die Goldsucher in Nevada abzuholen, sicher über die Sierra Nevada zu bringen und zu versorgen, bis sie Gold gefunden haben?

 

Werner

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vor 1 Stunde schrieb Werner001:

Dann sprich mal etwas ausführlicher mit Leuten, die solchen Gemeinschaften angehören. Die empfinden diese Situation kein bisschen als gut oder schön.

Das ist wie die Oma, die erzählt "ja, damals im Krieg, da haben sich die Nachbarn noch alle geholfen, wenn einer ausgebombt war, nicht so wie heute, wo man die hälfte der Nachbarn nicht mal kennt". Ja, ist wohl so. Aber die Umstände von damals sind trotzdem nicht erstrebenswert.

 

Werner

Es ist ein tiefes menschliches Bedürfnis, in Frieden, Sicherheit und einer gerechten Gesellschaftsordnung zu leben. Doch Friede wird eben nicht, wenn wir es uns bequem einrichten. Wir dürfen das Gute an unserer Gesellschaftsordnung genießen, solange es da ist. Und auch da gibt es genügend Probleme. Und auch die Ägypter werden trotz Problemen und einer vergleichsweise nicht erstrebenswerten Situation auch Gelegenheiten zur Freude am Leben finden. Mag sein, dass du die Lösung für die Probleme der Welt woanders siehst als in der Glaubensnachfolge und -hingabe. Und wenn dir Gott Verstand gegeben hat, um Lösungen zu finden, ist das vielleicht auch deine Berufung. Ich jedoch sehe in Jesus den Friedensfürst, durch den erst Frieden und Gerechtigkeit möglich wird. Daher sehe ich es nicht als umsonst an, wenn Christen in vergleichsweise nicht erstrebenswerten Zuständen leben müssen, um dort Licht der Welt zu sein. Das kann uns auch eines Tages treffen, wenn wir keine Lösungen finden. Und dann sollten wir vorbereitet sein.

bearbeitet von duesi
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Mir ist in diesem Thread noch nicht ganz klar wohin er führen soll, weil ich die Probleme "Fremdenfeindlichkeit" und "Migration" nicht unbedingt schon in so einem eindeutigen Verhältnis wie es hier in verschiedenen Beiträgen angenommen wird.

 

Wenn ich z.B. in die Bibel schaue, sehe ich einerseits Rücksichtnahme auf den Fremden, weil das Volk Israel so einige Exilerfahrungen hinter sich hat, zum anderen aber immer auch die Bereitschaft, sich der Bedrohung durch "Fremde", die dann definitv vom Volk Gottes unterschieden werden, kriegerisch entgegegen zu stellen.

Jesus steht auch in dieser Tradition, aber er ist kein Politiker: Israel ist besetzt, um Politik soll sich der Kaiser kümmern. Aber er hat eben diesen Blick, der

bereit ist, sich auf den Menschen hinter seiner Volks- oder Religionszugehörigkeit einzulassen und bei jedem das Wunder der Gotteskindschaft wahrzunehmen.

 

Ich glaube, dieser Blick ist das wahre Geschenk unserer Religion, der uns auch helfen wird, in Begegnungen das Richtige zu tun und durch die "Hülle" des "Fremden"  das Geheimnis zu entdecken.

 

Etwas anderes ist nun mal die "Politik", und da sind alle Entscheidungen nun mal etwas schwieriger, sei es für "Israel" vor tausenden von Jahren, oder das Europa der EU heute. Und da das "Richtige" zu finden, befähigt uns der "Glaube" auch nicht mehr als beim verstehen der ÖPNV-Preise in Köln oder Stuttgart.

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3 minutes ago, duesi said:

Es ist ein tiefes menschliches Bedürfnis, in Frieden, Sicherheit und einer gerechten Gesellschaftsordnung zu leben. Doch Friede wird eben nicht, wenn wir es uns bequem einrichten. Wir dürfen das Gute an unserer Gesellschaftsordnung genießen, solange es da ist. Und auch da gibt es genügend Probleme. Und auch die Ägypter werden trotz Problemen und einer vergleichsweise nicht erstrebenswerten Situation auch Gelegenheiten zur Freude am Leben finden. Mag sein, dass du die Lösung für die Probleme der Welt woanders siehst als in der Glaubensnachfolge und -hingabe. Und wenn dir Gott Verstand gegeben hat, um Lösungen zu finden, ist das vielleicht auch deine Berufung. Ich jedoch sehe in Jesus den Friedensfürst, durch den erst Frieden und Gerechtigkeit möglich wird. Daher sehe ich es nicht als umsonst an, wenn Christen in vergleichsweise nicht erstrebenswerten Zuständen leben müssen, um dort Licht der Welt zu sein. Das kann uns auch eines Tages treffen, wenn wir keine Lösungen finden. Und dann sollten wir vorbereitet sein.

Wenn du die Lösung der Probleme der Welt in deiner Glaubensnachfolge und -hingabe siehst, bist du ziemlich naiv. ich vermute aber, das tust du nicht. Deine Glaubenshingabe ändert an der Situation in der Welt rein gar nichts. Du kannst wie eine Kerze deine nähere Umgebung ein bisschen erleuchten, aber die Welt machst du damit nicht hell. Nun komm bitte nicht, wie an dieser Stelle fast schon zwangsläufig zu erwarten ist, mit "aber warum soll ich nun auch noch meine Kerze ausmachen". Sollst du ja gar nicht. Du sollst nur nicht glauben, dass du damit die Welt erleuchtest.

Ich habe nirgends geschrieben, dass es umsonst ist, wenn Christen, ach reden wir doch Tacheles, z. B. unter dem Islam leben müssen. Ich habe mich nur gegen die Idealisierung dieses traurigen Zustandes gewehrt, als es hieß "aber" unter solchen Umständen gebe es wenigstens noch tolle Glaubenszeugnisse.

Ja, wenn ein Massenunfall auf der Autobahn passiert, kann man noch aktive Hilfe am Nächsten erleben, wenn alle mit anpacken. Trotzdem wünscht man das keinem.

 

Werner

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vor 4 Minuten schrieb Shubashi:

Etwas anderes ist nun mal die "Politik", und da sind alle Entscheidungen nun mal etwas schwieriger, sei es für "Israel" vor tausenden von Jahren, oder das Europa der EU heute. Und da das "Richtige" zu finden, befähigt uns der "Glaube" auch nicht mehr als beim verstehen der ÖPNV-Preise in Köln oder Stuttgart.


Nein, aber wir könnten zumindest einiges wissen, was n i c h t richtig sein kann.

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3 minutes ago, Shubashi said:

Mir ist in diesem Thread noch nicht ganz klar wohin er führen soll, weil ich die Probleme "Fremdenfeindlichkeit" und "Migration" nicht unbedingt schon in so einem eindeutigen Verhältnis wie es hier in verschiedenen Beiträgen angenommen wird.

Dieses Verhältnis ist in den Medien und weiten Teilen der Politik in den letzten Jahren zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Wer ungeregelte Migration kritisch sieht, ist fremdenfeindlich. Dass das auch hier vertreten wird, ist nur logische Folge.

Ich wehre mich seit Jahren dagegen, ziemlich erfolglos.

 

Werner

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vor einer Stunde schrieb Werner001:

Die Afrikaner kann man am ehesten mit den Forty-niners vergleichen, den Glücksrittern, die nach den Goldfunden von 1849 Richtung Kalifornien aufgebrochen sind.

Die wussten auch ganz genau, dass es lebensgefährlich ist (die Todesrate dürfte noch größer gewesen sein als unter den Afrikanern heute), das hielt sie aber nicht ab, ihr Glück zu versuchen. Auch damals waren es nicht Leute, die am Verhungern waren, sondern solche, die sich die gefährliche Reise leisten konnten. Auch damals waren es zu 95% leistungsfähige Männer.

Als die 50 Afrikaner jetzt in Malta an Land gehen konnten, zeigten sie keine Zeichen der Erleichterung o. ä., sondern das Victory-Zeichen, dito, wenn mal wieder 150 in Ceuta mit Gewalt eingedrungen sind.

Ich gestehe es jedermann zu, sein Glück zu versuchen. Ich sehe mich aber nicht in der Verpflichtung, jeden dabei vorbehaltlos unterstützen zu müssen.

Wohlgemerkt, ich unterstütze ein Reihe von Menschen bei solchen Anliegen, aber da ist es meine persönliche Entscheidung.

Bei diesem Thema sind Worte wie "Fremdenfeindlichkeit" reine Totschlagargumente.

ich unterstütze hauptsächlich "Fremde", und es gibt massenhaft "Einheimische" bei denen mir die Galle hochkommt, wenn ich daran denke, dass ich sie mit meinen Steuern zu unterstützen gezwungen bin.

Ich sehe deshalb auch das Thema "christliche Nächstenliebe" hier nur sehr eingeschränkt. Natürlich muss man einen aus dem Wasser holen, wenn er zu ertrinken droht. Aber ihn an das nächstgelegene Ufer zu bringen ist menschliche Selbstverständlichkeit. Ich sehe aber niemenden in der Verpflichtung, (um noch mal die Forty-niner aufzugreifen) ihn nach Kalifornien zu bringen, einen Claim zu besorgen, Ausrüstung zu kaufen und solange für ihn zu sorgen, bis er Gold gefunden hat.

 

Werner

Ich versuche mal zu sortieren, was von deiner Antwort eine Antwort auf meine Fragestellung sein kann.

 

Also, du folgerst für dich aus der christlichen Botschaft die Entscheidung, eine Reihe von Menschen bei dem Anliegen, ihr Glück zu versuchen, zu unterstützen. Weiterhin folgerst du daraus die Notwendigkeit, sich politisch zu positionieren. Und zwar so, dass Seenotrettung gewährleistet ist, aber Migration begrenzt wird. Weiterhin folgerst du daraus, dass du deine Unterstützung nicht nach Herkunft sortierst. So bezeugst du, dass du hauptsächlich "Fremde" unterstützt. Auch deine Sympathie verteilst du nicht nach Herkunft, sondern nach anderen Kriterien. Eine Sache, die noch unklar bleibt: Du sagst, du würdest niemanden in der Verpflichtung sehen, jedem Ankömmling einen neuen Start zu ermöglichen. Meine Frage dazu: Siehst du Christen in der Pflicht, sich politisch so zu positionieren, dass die Gesellschaft nicht mit der Starthilfe von Ankömmlingen unnötig belastet wird? Oder siehst du diese politische Einstellung oder ob sich jemand überhaupt dazu politisch positioniert, als eine Frage des persönlichen Ermessens und des persönlichen Gewissens?

bearbeitet von duesi
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