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Demut


lara

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Hallo Claudia,

 

Wichtige Fragen,

unzwerge Antworten:

 

1.Wie geht das mit tongue.gif?

 

Ich habe keine Ahnung. Sollte das Smilie sein, das Du in deinem Posting benutzte.

Nach dem "editiren" war der weg. Ich weiss nicht warum.

Ich find ja nicht im Messenger meine gesendeten nachrichten. Ich werd langsam saurigdemütig...

 

2.

"Die Nanny", ist eine Serie mit einem sexy Kindermädchen,

der Butler (-Schauspieler) ist auch der Gegenspieler in Enterprise-New Generation.

als Gegenspieler von Data/ Sherlock Homes ... ;--)))

 

 

Zurück zum Thema:

 

Deine Meinung:

"Eigentlich hatte ich schwersten christlichen Protest erwartet... blink.gif"

 

Wer weiss, worauf er steht und in was er lebt und durch was,

kann wahrhaft demütig sein und Demut leben.

Das setzt die Anerkennung des Nächsten voraus,

und den Grund, worauf alle stehen und leben.

 

 

gruss

peter

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Hallo Peter,

 

"Die Nanny", ist eine Serie mit einem sexy Kindermädchen,

der Butler (-Schauspieler) ist auch der Gegenspieler in Enterprise-New Generation.

als Gegenspieler von Data/ Sherlock Homes ... ;--)))

 

Jetzt bringste mich schwer in Nöte... ich muß mir wohl diese Folge doch nochmal vorkramen und schauen, was Du gemeint hast...??? Mir will echt nicht einfallen, wer da mitspielt...

 

Deine Meinung:

"Eigentlich hatte ich schwersten christlichen Protest erwartet... blink.gif"

 

Wer weiss, worauf er steht und in was er lebt und durch was,

kann wahrhaft demütig sein und Demut leben.

Das setzt die Anerkennung des Nächsten voraus,

und den Grund, worauf alle stehen und leben.

 

Ich versteh nicht ganz, worauf Du hinaus willst... aber Du hast ja auch in meinem Gladi-Thread geantwortet, vielleicht kommen wir da ein bissel weiter...

 

Viele Grüße,

Claudia

bearbeitet von Claudia
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christus-apostolis-pedes-lavat.jpg

@Claudia und pmn, ganz kurz muss ich mal dazwischengrätschen.

 

Das obige Bild von der Fußwaschung und das in dem „Schönheits-Thread“- gepostete der Marienverkündigung, haben weniger mit Demut als mit Hingabe zu tun.

Man täte gut daran, diese beiden hohen Tugenden nicht zu verwechseln.

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Wie bitte, Lara?

 

»Wisset ihr, was ich euch getan habe? Ihr heißet mich Meister und Herr und saget recht daran, denn ich bin’s auch. Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr untereinander die Füße waschen. Ein Beispiel habe ich euch gegeben, daß ihr tut, wie ich euch getan habe. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: der Knecht ist nicht größer als sein Herr, noch der Apostel größer als der, der ihn gesandt hat. wenn ihr solches wisset, selig seid ihr, wenn ihr’s tut.« (Joh 13, 12)

 

(Einmal nach Dr. Martinus Luther zitiert …)

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»Wisset ihr, was ich euch getan habe? Ihr heißet mich Meister und Herr und saget recht daran, denn ich bin’s auch. Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr untereinander die Füße waschen. Ein Beispiel habe ich euch gegeben, daß ihr tut, wie ich euch getan habe. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: der Knecht ist nicht größer als sein Herr, noch der Apostel größer als der, der ihn gesandt hat. wenn ihr solches wisset, selig seid ihr, wenn ihr’s tut.« (Joh 13, 12)

Hm, darin wird eine gewisse hierarchische Vorstellung ausgedrückt - der Knecht (vemutlich steht dort im Original "Sklave" und nicht Knecht) ist nicht größer als der Herr, der Apostel nicht größer als der, der ihn gesandt hat. Demnach, wenn dies mit Demut zu tun hat, ist es artverwandt mit Unterordnung.

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doulos; Knecht, Sklave, »Gebundener« …

 

(Aber die richtigen Griechen mögen mich korrigieren … (*bravlern*))

Soweit ich weiß, wir die Deutung "Knecht" außerhalb von Theologenkreisen aber nicht vertreten ...

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»Wisset ihr, was ich euch getan habe? Ihr heißet mich Meister und Herr und saget recht daran, denn ich bin’s auch. Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr untereinander die Füße waschen. Ein Beispiel habe ich euch gegeben, daß ihr tut, wie ich euch getan habe. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: der Knecht ist nicht größer als sein Herr, noch der Apostel größer als der, der ihn gesandt hat. wenn ihr solches wisset, selig seid ihr, wenn ihr’s tut.« (Joh 13, 12)

Hm, darin wird eine gewisse hierarchische Vorstellung ausgedrückt - der Knecht (vemutlich steht dort im Original "Sklave" und nicht Knecht) ist nicht größer als der Herr, der Apostel nicht größer als der, der ihn gesandt hat. Demnach, wenn dies mit Demut zu tun hat, ist es artverwandt mit Unterordnung.

Im Gegenteil: hier geht es genau um das Gegenteil, nämlich um die Einebnung von Rangunterschieden im praktischen Vollzug. Wenn Christus sich nicht zu schade zum Dienst an anderen war, dann gilt dies umso mehr für jene, die sich seiner Nachfolge verpflichten.

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Im Gegenteil: hier geht es genau um das Gegenteil, nämlich um die Einebnung von Rangunterschieden im praktischen Vollzug. Wenn Christus sich nicht zu schade zum Dienst an anderen war, dann gilt dies umso mehr für jene, die sich seiner Nachfolge verpflichten.

In diesem Fall: Dass man sich selbst in diesem Leben erniedrigen sollte, um im nächsten erhöht zu werden.

 

Das ist die praktische Seite an der Demut: Hier erniedrigen sich die Menschen oder lassen sich erniedrigen. Und was später kommt, weiß keiner.

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Kleine Anekdote aus dem Studium:

 

Bei "wir spielen Praxis" :blink: war ich in der Arztrolle und begrüßte den neuen "Patienten" mit dem Satz "Guten Tag Herr X. Womit kann ich Ihnen dienen?".

Ziemlich floskelhaft (wenn auch bewusst gewählt) und ohne Pathos.

 

Da wir anschließend alles auseinanderklamüserten, wurde auch dieser Satz angesprochen und von vielen kritisiert. Während ich meinte, dass ärztliches Handeln eine Dienstleistung sei und neben dem Wort Leistung eben auch Dienst dabei sei, der Satz somit voll gerechtfertigt sei, waren andere der Meinung, sich damit unterwürfig zu verhalten.

 

Die Wahrnehmung ist wohl eine andere.

 

Aber da Ihr ja schon soweit seid, dass Demut von Dien-Mut kommt, Mut zu Dienen, die Wahrnehmung dieses Wortes aber (nicht zuletzt aufgrund des ähnlichen Wortes Demütigung) offensichtlich sehr unterschiedlich ist, hat dieser Thread doch schon was erreicht.

 

Übrigens stellt man dies mit vielen anderen Worten auch fest, eine gewisse Loslösung der Ursprungsbedeutung: bei "geil" ist der Ursprung noch bekannt (wird aber bestimmt nicht immer so gebraucht), bei "gelassen sein" sieht das wohl anders aus - meines Wissens nach (ich müsste jetzt noch mal genauer nachsuchen bei ihm) ist dieses Wort eine "Erfindung" von Meister Eckhart - und sein Hintergrund der Verwendung ist wohl auch kaum noch präsent.

 

Ach ja, humoristische OTs lösche ich übrigens nie.

bearbeitet von Ralf
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»[…] waren andere der Meinung, sich damit unterwürfig zu verhalten« (Ralf)

 

Lieber Ralf, die Reaktion vieler Katholiken hier auf das polemisch uns entgegengehaltene Reizwort von der Unterwürfigkeit – um jeden Preis nämlich nachweisen zu wollen, daß das mit Demut nichts zu tun habe – zeigt, welche Probleme auch wir mit der Demut haben.

 

Mir kommt die Unterscheidung zwischen ekler Unterwürfigkeit und edler Demut ein wenig vor wie der Unterschied zwischen einem hergelaufenen Drecksnigger und meinem schwarzen Boy.

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Ich muss ehrlich sagen, dass es mich schon überrascht hat, mit welcher Vehemenz die Gleichsetzung von "Demut" und "Unterwürfigkeit" bestritten wurde und wie sehr von katholischer Seite versucht wurde, das Wort durch "Umdefinition" quasi zu entschärfen.

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Darf man Fehler nicht zu beheben versuchen, Volker? Allerdings waren wohl alle Versuche vergeblich, da das ganze mit Entschärfung nun wirklich nichts zu tun hat.

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Ich wollte nur noch darauf hinweisen, dass ich bei der Debatte in der kleinen Studentenrunde eine gläubige Muslimin voll auf meiner Seite hatte.

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»[…] waren andere der Meinung, sich damit unterwürfig zu verhalten« (Ralf)

 

Lieber Ralf, die Reaktion vieler Katholiken hier auf das polemisch uns entgegengehaltene Reizwort von der Unterwürfigkeit – um jeden Preis nämlich nachweisen zu wollen, daß das mit Demut nichts zu tun habe – zeigt, welche Probleme auch wir mit der Demut haben.

 

Mir kommt die Unterscheidung zwischen ekler Unterwürfigkeit und edler Demut ein wenig vor wie der Unterschied zwischen einem hergelaufenen Drecksnigger und meinem schwarzen Boy.

Weil, Robert,

 

diese Art der Unterwürfigkeit eine Form der Unterwerfung ist, und zwar eine, erzwungen durch Gewalt. Das ist von der Selbsteinsicht und Selbsteinschätzung weit entfernt. Und weil ich nicht zugestehen will, dass hier die deutsche Sprache in 'Neudeutsch' umgewandelt wird: ich habe einfach keine Lust, in Zukunft die Erzählungen und Romane Adalbert Stiferts (um nur ein Beispiel zu nennen) mit Erläuterungen und Fußnoten hinsichtlich der Wortbedeutung und des Sprachgebrauchs lesen zu müssen, um sie noch im gemeinten Sinne verstehen zu können. Das stimmt mich bedenklich (bedenklich im Sinne von 'betroffen' - jetzt sind wir also soweit, dass all diese Begriffe und ihre Bedeutungsinhalte tatsächlich definiert werden müssen!), dass Du in den Chor der atheistischen 'Neudeutscher' einstimmst.

 

Demut ist imo immer auf die eigene Person bezogen, eine Haltung gleich der Bescheidenheit und der realistischen Selbsteinschätzung. Unterwürfigkeit als Ergebnis der Unterwerfung ist ein Akt der fremden Gewalt. Demut gewinnt gerade durch den Akt der Freiwilligkeit an Brisanz. Unterwerfung, das ist doch nichts Besonderes, das sehe ich alltäglich in den Nachrichten im Fernsehen. Aber die freiwillig gewählte Bereitschaft den anderen dienlich zu sein, sich selber an den letzten Platz zu stellen ohne Ansehen der Person, das ist radikal. Ich denke in diesem Zusammenhang an Charles de Foucauld, dem kleinen Bruder Jesu: "Ich möchte nicht Erster Klasse durch das Leben fahren, währen der, den ich liebe, sein Leben in der letzten verbrachte." - Das ist Demut, und nicht ihre unchristliche Verzerrung, die Unterwürfigkeit.

bearbeitet von altersuender
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Ich möchte nicht Erster Klasse durch das Leben fahren, während der, den ich liebe, sein Leben in der letzten verbrachte.

Im Regelfalle ist der, wohl besser diejenige, die du liebst, an deiner Seite. Nimm sie lieber zu dir in die Erste Klasse. Das andere ist nicht Demut, sondern Dummheit.

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Nein, Erich. Der Aspekt der gewaltsamen Unterwerfung, den du ins Spiel bringst, ist dem Begriff der Unterwürfigkeit gerade fremd. „Unterwürfig“ ist nicht „unterworfen“. Laß mich das anhand einiger Zitate illustrieren:

 

»Doch höher stets, zu immer höhern Höhen

Schwang sich der schaffende Genie.

Schon sieht man Schöpfungen aus Schöpfungen erstehen,

Aus Harmonien Harmonie.

Was hier allein das trunkne Aug' entzückt,

Dient unterwürfig dort der höhern Schöne;

Der Reiz, der diese Nymphe schmückt,

Schmilzt sanft in eine göttliche Athene;

Die Kraft, die in des Ringers Muskel schwillt,

Muß in des Gottes Schönheit lieblich schweigen;

Das Staunen seiner Zeit, das stolze Jovisbild,

Im Tempel zu Olympia sich neigen.«

(Schiller, Die Künstler)

 

Ganz positiv bleibt die Unterwürfigkeit auch im Folgenden, gerade weil sie nicht blind und sinnlos ist:

 

»Buttler.

Daß der Respekt, die Neigung, das Vertraun,

Das uns dem Friedland unterwürfig macht,

Nicht auf den ersten besten sich verpflanzt,

Den uns der Hof aus Wien herübersendet.«

(Schiller, Piccolomini I,2)

 

Auch bei Schiller finden wir daneben aber schon wertneutrale, auf äußerliche Haltung bezogene Verwendung des Begriffs:

 

»Stauffacher:

[…]

Da kam daher von Küssnacht, seiner Burg,

Der Vogt mit seinen Reisigen geritten.

Vor diesem Hause hielt er wundernd an,

Doch ich erhub mich schnell, und unterwürfig

Wie sich’s gebührt, trat ich dem Herrn entgegen,

Der uns des Kaisers richterliche Macht

Vorstellt im Lande […]«

(Schiller, Tell I,2)

 

Graduell wächst bei solchem auf die äußerliche Haltung bezogenen Sprachgebrauch die negative Konnotation, wo diese Haltung verfehlt erscheint:

 

»Ferdinand (tritt gelassen und standhaft unter sie hin). O nicht doch! Seit außer Furcht! Ich bin zugegen. (Zum Präsidenten mit Unterwürfigkeit.) Keine Übereilung, mein Vater! Wenn Sie sich selbst lieben, keine Gewaltthätigkeit! - Es gibt eine Gegend in meinem Herzen, worin das Wort Vater noch nie gehört worden ist - Dringen Sie nicht bis in diese.« (Schiller, Kabale und Liebe II,6)

 

Negative Konnotation findet sich aber auch dort, wo die innere Haltung des Sprechers, seine Gesinnung, sich gegen die geforderte äußere Haltung auflehnt:

 

»Elisabeth.

[…]

Doch eine Königin, die ihre Tage

Nicht ungenützt in müßiger Beschauung

Verbringt, die unverdrossen, unermüdet

Die schwerste aller Pflichten übt, die sollte

Von dem Naturzweck ausgenommen sein,

Der eine Hälfte des Geschlechts der Menschen

Der andern unterwürfig macht«

(Schiller, Maria II,2)

 

So viel zu Schiller. – Im neunzehnten Jahrhundert kann man feststellen, wie der Begriff allmählich immer deutlicher und verbreiteter ins Negative gewendet wird, oder besser: wie sein Inhalt immer stärker abgelehnt und negativ bewertet wird, von einem Ernst Moritz Arndt, zum Beispiel, bis hin zu einem Nietzsche. Bei diesem ist schon die antichristliche, antigöttliche Wendung explizit vollzogen, die sich bei seinen Nachfolgern dann noch weiter zuspitzte. Ich hatte neulich in ähnlichem Zusammenhang bereits einige Zitate gebracht; ich wiederhole sie mit der ernsthaften Bitte, sie zur Kenntnis zu nehmen:

 

»Das 19. Jahrhundert zeigte in ganz Europa drei Systeme ausgebildet nebeneinander bestehend. Das eine war das ursprüngliche, auf Freiheit der Seele und der Idee der Ehre ruhende [..] Abendland; das andere das vollendete römische Dogma der demutsvollen, unterwürfigen Liebe im Dienste einer einheitlich regierten Priesterschaft; das dritte war der offene Vorbote des Chaos: der schrankenlose, materialistische Individualismus mit dem Ziel einer wirtschaftspolitischen Weltherrschaft des Geldes als einigende, typenbildende Kraft.

 

[…] Nun drang durch das Christentum ein anderer seelischer Wert ein und beanspruchte die erste Stelle: die Liebe, im Sinne von Demut, Barmherzigkeit, Unterwürfigkeit und Askese.

 

[…] Aber wie der Gedanke einer Weltmonarchie einen hypnotisierenden Einfluß auf starke Persönlichkeiten ausgeübt hat von Alexander bis Napoleon, so auch der Gedanke einer die ganze Welt beherrschenden Kirche. Und wie dieser erste Gedanke einst Millionen in seinen Bann zwang, so auch der zweite als Idee […] Auf die inneren Beweggründe geprüft, war dieses Ringen wesentlich ein Kampf um die Vorherrschaft dessen, was als metaphysischer und charakterlicher Höchstwert zu gelten hätte: Liebe, Demut, Entsagung, Unterwürfigkeit oder Ehre, Würde, Selbstbehauptung, Stolz.

 

[…] die Liebe wurde nur von den Anhängern und niederen Graden des römischen Systems gefordert und geübt; die Führung brauchte, um dauerhaft zu sein und starke Naturen anzuregen, Glanz, Macht, Gewalt über Seelen und Leiber der Menschen. Ohne Frage ist durch dieses System eine große seelische Opferfähigkeit gezüchtet worden: das, was die katholische Kirche mit Stolz ihre „Caritas“ nennt. Aber gerade hier, in ihrer schönsten menschlichen Auswirkung, zeigt sich ein ebenso starker Unterschied in der Wertung und Auswirkung einer scheinbar gleichen Tat.

 

Wie die Gnade Gottes nur durch die Kirche vermittelt wird, so sind auch Wohltat und Barmherzigkeit nur ein Geschenk der Kirche an den Unglücklichen, an den Sünder. Es ist dies ein sehr klug abgewogenes Werben um einen gebrochenen Menschen, mit dem Zweck, ihn an ein Machtzentrum zu binden und ihm seine vollkommene Nichtigkeit vor Gott, zugleich aber dessen Macht, dargestellt durch die triumphierende Kirche, zu Gemüte zu führen.

 

[…] müßte die Unterstützung seitens einer Gemeinschaft für einen in Not Geratenen nicht im Namen der herablassenden Liebe und Barmherzigkeit, sondern im Namen der Gerechtigkeit und Pflicht gepredigt werden. Dies hätte nicht eine unterwürfige Demut, sondern ein inneres Emporrichten zur Folge, nicht das Brechen der Persönlichkeit, sondern ihre Stärkung, d. h. das Neuerwecken des Ehrbewußtseins.

 

Die [..] Vorstellung vom „Knecht Gottes“, der vom willkürlichen, absolutistischen Gott Gnade zuerteilt erhält, ist somit übergegangen auf Rom und Wittenberg, klammert sich noch immer an Paulus, als den eigentlichen Schöpfer dieser Lehre, womit gesagt sein soll, daß die Kirchen nicht christlich, sondern paulinisch sind, da doch Jesus fraglos das Eins-Sein mit Gott als Erlösung und Ziel pries, nicht die herablassende Gnadengewährung eines allmächtigen Wesens, dem gegenüber auch die größte menschliche Seele ein reines Nichts darstellte.

 

Diese Gnadenlehre ist natürlich jeder Kirche sehr willkommen, sofern sie und ihre Führer als die „Stellvertreter Gottes“ auftreten und folglich auch die Macht des Gnaden-Spendens in ihren Zauberhänden vereinigen können. Ganz anders mußte sich nun zum Begriff der Gnade ein Genius wie Eckehart stellen. Auch er findet schöne Worte über die Liebe und Gnade Gottes: Wo in einer Seele die Gnade sei, da sei diese „lauter und gottähnlich und gottverwandt“. Schon hier die Wendung zur Höhe, nicht zur Tiefe und Unterwürfigkeit.

 

[…] Mit seiner antirömischen Religion, Sittenlehre und Erkenntniskritik scheidet sich nun Eckehart bewußt, ja schroff von allen Grundgeboten sowohl der römischen, wie der späteren lutherischen Kirche. An Stelle […] einer monistischen Vergewaltigung fordert er das Anerkennen der Zwiefachheit alles Lebens; an Stelle der Unterwürfigkeitslehre und einer Knechtseligkeit predigte er das Bekenntnis der Seelen- und Willensfreiheit; an die Stelle der kirchlichen Anmaßung von der Stellvertreterschaft Gottes setzt er die Ehre und den Adel der seelischen Persönlichkeit; an die Stelle der verzückten, sich hingebenden unterwürfigen Liebe tritt das aristokratische Ideal der persönlichen seelischen Abgeschlossenheit und Abgeschiedenheit; an die Stelle der Vergewaltigung der Natur tritt ihre Vollendung.«

 

Liebe Brüder, ich finde es gut, richtig und notwendig, sich gegen einen polemischen Kampfbegriff zur Wehr zu setzen, der die eigene Haltung – oder eher das von einem selber im Vertrauen auf die Gnade angestrebte Ziel – in den Schmutz zieht. Doch ich fürchte, daß ihr in der Gefahr steht, euch nicht gegen jene negative Bewertung eurer Haltung zu wehren, sondern euch unvermerkt von der Sache selber schamhaft distanziert.

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Was soll denn das sein? Nostalgische Obrigkeitsphilologie? Normative Litteratur-Semantik? Da hat wohl einer ein Jahrhundert Sprachwissenschaft verschlafen. :unsure:

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Es leben nicht alle so ahistorisch wie Du.

Das war aber weniger historisch als mehr rückwärtsgewandt.

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Es leben nicht alle so ahistorisch wie Du.

Ich hoffe mal, dass Du nicht vor hast, Deinen Beruf "historisch zu leben".

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Mal verkürzt zusammengefasst:

 

Demut: sich selbst richtig einschätzen, mit Annahme eigener Grenzen, bei anderen ebenfalls das Licht und die Schatten aushalten können.

 

Christliche Demut: siehe oben, einschließlich das Wissen darum, dass man vor Gott klein (gering) ist, und Talente u.a. Gnadengeschenke des Herrn sind.

 

Hingabe: Begegnung mit anderen auf der Ebene der Vor-Gott-Gleichwertigen (nicht aus >Mitleid< oder >Selbsterkasteiung<), und den Auftrag des Herrn erfüllen: (Matt 25,40) >Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr mir getan.<

 

War aber gut, dass wir darüber gesprochen haben!

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O Lara, du bist fast so hochmütig wie ich.

 

... hochmütig ...

 

mbild049.jpg

Salvador Dali, Purgatorio, Canto 11

 

Und wär' ich nicht gehindert durch den Felsblock,

Der meinen Nacken, den hochmütigen, bändigt,

Weswegen ich das Antlitz tief muß tragen ...

 

...

 

Ich bin Omberto: und nicht bringt allein mir

Schaden der Stolz; denn meine ganze Sippe

hat er mit sich gerissen ins Verderben.

 

Und hier denn muß ich diese Steinlast tragen

Dafür so lang, bis Gott genug geschehen

- Tat ich's im Leben nicht! - hier bei den Toten ."

Dante, Purgatorio, Verse 52-54; 67-72

 

Es mag kein Trost sein, doch werde ich an Eurer Seite mit stolzer Steinlast gehen.

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Ich hoffe mal, dass Du nicht vor hast, Deinen Beruf "historisch zu leben".

Unter anderem werde ich auch das tun (müssen und wollen), Stefan, um nicht die Zeitgebundenheit des aktuellen "Wissens" zu vergessen.

 

Newton meinte mal (inhaltlich): Wenn wir weiter sehen, dann, weil wir auf Schultern von Riesen stehen.

 

Ach ja: zufällig schreibe ich eine medizin-historische Doktorarbeit (wenn ich sie denn mal demnächst weiterschreibe).

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