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Liebe / Nächster / Feinde


Martin

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Offensichtlich hatte er genauso viel Angst wie jeder Mensch. Wie wird er mit dieser Angst fertig: Nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe.

 

Selbst seine letzten Worte "Eli, Eli, lema sabachthani?" (Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen) zeigen noch sein fehlerhaftes Leben in komprimierter Form. Doch gibt es da einen gravierenden Unterschied zum fehlerhaften Leben der Menschen.

 

...

 

Genau das ist auch das Problem von Anna und Frank. Anna schüttet ihre Liebe auf Frank aus, in der Absicht, von Frank nicht mehr angegriffen zu werden. Ihr fehlt dieses "nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe". Frank wird so lange weiter mobben, bis Anna die absichtslose (göttliche) Liebe lebt, mit ihrer Liebe keine Absicht mehr verfolgt. Mit unendlicher Geduld wird ihr das Göttliche diese Aufgabe stellen. (Ein Tor, der jetzt die Mobbingfolgen als Strafe ansieht). Hat Anna diese Aufgabe gelöst, ist sie erlöst.

Lieber Christian,

 

ja, Jesus Christus hatte soviel Angst wie wir, denn Er ist ganz Mensch. Aber wie kommst Du darauf, dass Er - auch ganz Gott - ein fehlerhaftes Leben geführt hat? Aufgrund des von Dir zitierten Satzes am Kreuz (der im übrigen ein Zitat von Psalm 22 ist)? Ich vermute einmal, dass Du noch andere Gründe nennen kannst, diese würden mich sehr interessieren. Für mich stellt dieser Satz übrigens keinen Vertrauensverlust zu Gott dar, sondern ganz im Gegenteil den Moment, in welchem Jesus Christus unsere Sünden auf sich nimmt und dadurch die absolute Gottferne erfährt.

 

Was Anna anbelangt, teile ich nicht Deine Meinung, dass sie ihre Liebe zum Selbstzweck auf Frank ausschüttet. Sie beginnt doch nicht erst im Moment des Mobbings damit! Ganz im Gegenteil setzt sie ihre Liebesbemühungen unverändert fort, obwohl sie nicht erwidert werden. Dass sie auf Besserung der Situation HOFFT, steht auf einem anderen Blatt.

 

Im übrigen findet sich irgendwo bei Paulus die Frage, weshalb wir in der ungerechten Welt so viel Kraft einsetzen, um Gerechtigkeit zu erfahren, und nicht vielmehr vertrauensvoll ertragen, was uns an Ungerechtigkeit widerfährt. Das ist doch der Kern der Sache, dass wir nicht genügend auf die Liebe und Gerechtigkeit Gottes vertrauen.

 

Liebe Grüße,

Wolfgang

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Lieber Wolfgang,

 

ja, Jesus Christus hatte soviel Angst wie wir, denn Er ist ganz Mensch. Aber wie kommst Du darauf, dass Er - auch ganz Gott - ein fehlerhaftes Leben geführt hat?

 

Fehler bedeutet für mich: es fehlt etwas. Jesus fehlte oft die Gelassenheit, z.B. im Umgang mit den Pharisäern, sein Verhalten gegenüber den Händlern im Tempel. Ich sehe das völlig wertfrei.

 

Aufgrund des von Dir zitierten Satzes am Kreuz (der im übrigen ein Zitat von Psalm 22 ist)? ... Für mich stellt dieser Satz übrigens keinen Vertrauensverlust zu Gott dar, sondern ganz im Gegenteil den Moment, in welchem Jesus Christus unsere Sünden auf sich nimmt und dadurch die absolute Gottferne erfährt.

 

Wir meinen wohl das Gleiche, benutzen jedoch andere Worte...

 

Was Anna anbelangt, teile ich nicht Deine Meinung, dass sie ihre Liebe zum Selbstzweck auf Frank ausschüttet. Sie beginnt doch nicht erst im Moment des Mobbings damit! Ganz im Gegenteil setzt sie ihre Liebesbemühungen unverändert fort, obwohl sie nicht erwidert werden. Dass sie auf Besserung der Situation HOFFT, steht auf einem anderen Blatt.

 

Von Selbstzweck habe ich nichts geschrieben, sie verfolgt eine Absicht (Hoffnung auf Besserung der Situation). Und damit ist sie in der Falle des Unterscheidungsvermögens, in die Du mit dem Schreiben dieses Absatzes ebenfalls hineingetappt bist. Das ist in Ordnung (in der Ordnung).

 

Das selbe Thema wie oben. Sünde kommt von absondern. Ich sondere mich ab, wenn ich dieses befürworte und jenes ablehne - wenn ich unterscheide. Der letzte Satz am Kreuz zeigt für mein Verständnis, daß da kein Unterscheidungsvermögen mehr da ist, ebenso wie es vollständig da ist. Mein Gott, mein Gott (direktes Ansprechen und damit völlige Gottnähe), warum hast du mich verlassen (völlige Gottferne). Und dann kommt die Erlösung. Wird das erkannt, wird die Befreiung erkannt. Bis dahin sind es lediglich Worte, auf die man hoffen kann (und währenddessen man auch zweifeln darf).

 

Im übrigen findet sich irgendwo bei Paulus die Frage, weshalb wir in der ungerechten Welt so viel Kraft einsetzen, um Gerechtigkeit zu erfahren, und nicht vielmehr vertrauensvoll ertragen, was uns an Ungerechtigkeit widerfährt. Das ist doch der Kern der Sache, dass wir nicht genügend auf die Liebe und Gerechtigkeit Gottes vertrauen.

 

Paulus war der PR-Manager des Christentums und startete die erste und wohl auch die erfolgreichste Werbung. Erfolgreiche Werbung zeichnet sich dadurch aus, das sie etwas wegläßt und Wünsche weckt, etwas haben zu wollen.

 

In der Werbebranche heute heißt dieses Konzept AIDA (Attention, Interest, Desire, Action). Aufmerksamkeit wecken, Interesse wecken, Wunsch wecken, Aktion wecken (ich gehe los das kaufen, weil ich es (vermeintlich) haben will).

 

Und so kommt die Gerechtigkeit darein. Erst die Fähigkeit der Unterscheidung zwischen Gut und Böse führt zu Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit. Ohne Unsterblichkeit ist das diese Welt. Jesus sagte "Mein Reich ist nicht von dieser Welt" und "sein" Reich ist jederzeit da. Pilatus war in diesem Reich, als er sagte "ich sehe keine Schuld an ihm". In Worte ist das nicht zu fassen, da sie von dieser Welt sind. Alles was ich darüber sagen könnte, würde das Wesentliche verfehlen.

 

Herzliche Grüße

Christian

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Lieber Martin,

 

>>theoretisch gibt es zwei Möglichkeiten: Jesus kann nicht verzeihen und bittet Gott, dieses zu tun. Oder: Jesus hat verziehen und weil er weiß, dass die anderen nicht bitten werden, bittet er an ihrer Stelle (wie auch wir vergeben unseren Schuldiger). Ich sehe die zweite Variante als die gemeinte an.<<

 

ich habe eine etwas andere Sicht: Es steht geschrieben: Dtn 32,35

Mein sind Rache und Vergeltung, zur Zeit, da ihr Fuß ins Wanken gerät; denn nah ist der Tag ihres Unheils, es eilt, was ihnen verhängt ist.

 

Als Christus am Kreuz stirbt wäre die Zeit Gottes gekommen, Rache auszuüben, weil sie seinen geliebten Sohn zu Tode foltern. Hier bittet Jesus Gott, seinen Vater sich rauszuhalten.

 

Gruss

Erich

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Lieber Erich,

 

das ist das eine dritte Möglichkeit.

 

Bei dir könnte dies bedeuten, dass die Schuldigen solange hätten bitten können, wie sie wollen, die Schuld könnte ZU groß sein und nur Jesus selber kann diese Schuld hinwegnehmen. Ohne Jesus keine Vergebung der Schuld. Fehlinterpretiert?

 

Weiterhin könnte es bedeuten, dass Gott aktiv Rache übt und Schmerz zufügt - Schwefelsee mit allen Schikanen. Gerechtigkeit. Kannst du dir das vorstellen? Kann das Gerechtigkeit sein?

 

 

Um beim ersten Teilaspekt anzufangen, könnte dies bei mir bedeuten, dass Jesus für die Schuld der Schuldigen bittet und das allein seine Bitte die Schuld aufhebt, ohne dass die Schuldigen hierzu beitragen müssen. Das hätte nichts mit Gerechtigkeit zu tun, sonden allein mit Barmherzigkeit. Unfassbar im allgemeinen und aus der Situation heraus im Besonderen - in Qual und Todesangst.

 

Und was die Konsequenz angeht: Sie ist bei mir nicht aktiv auf der Seite Gottes, sondern aktiv auf der Seite des Schuldigen. Wenn er nicht seine Schuld sieht, um Vergebung bitten und die Liebe und Gegenwart Gottes ableht, dann ist er von Gott getrennt und wird wollend untergehen in sich selbst.

 

Herzliche Grüße

Martin

 

 

 

PS:

 

Die Lesung von heute ist ganz interessant dazu:

 

 

Joh 1, 5 - 2, 2

 

 

5 Das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkünden: Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm.

6 Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis leben, lügen wir und tun nicht die Wahrheit.

7 Wenn wir aber im Licht leben, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut seines Sohnes Jesus reinigt uns von aller Sünde.

8 Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre, und die Wahrheit ist nicht in uns.

9 Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht.

10 Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.

1 Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt. Wenn aber einer sündigt, haben wir einen Beistand beim Vater: Jesus Christus, den Gerechten.

2 Er ist die Sühne für unsere Sünden, aber nicht nur für unsere Sünden, sondern auch für die der ganzen Welt.

bearbeitet von martin
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Lieber Martin,

 

>> Fehlinterpretiert?<<

 

ja. Es gibt keine Vergebung von Schuld ohne Schuldbekenntnis, sondern nur die Rache Gottes. Der Schächer am Kreuz bekannte seine Schuld, bat Jesus um „Hilfe“ und bekam das Paradies. Jesus nimmt nun – durch seine Vergebungsbitte an den Vater - alle aus dem Rachekreislauf heraus und gibt jedem die Möglichkeit dem Schächer zu folgen und ihn um Hilfe zu bitten.

 

>>Weiterhin könnte es bedeuten, dass Gott aktiv Rache übt und Schmerz zufügt - Schwefelsee mit allen Schikanen. <<

 

Du wirst doch sicher auch der Meinung sein, dass der Himmel kein Ort für Mörder, Lügner und sonstige Bösewichte ist. Sie werden ausgeschlossen. Das wird die Rache Gottes sein und bestimmt schmerzhaft sein. Geh mal zu einer Promi-Disko und schau Dir die an, die nicht rein dürfen. Deren Ärger potenziert dürfte der Ärger derer sein, die nicht in den Himmel kommen.

 

 

>>Gerechtigkeit. Kannst du dir das vorstellen? Kann das Gerechtigkeit sein?<<

 

wenn jemand keine Vergebung annehmen will, bleibt nur die Gerechtigkeit.

 

 

>>Um beim ersten Teilaspekt anzufangen, könnte dies bei mir bedeuten, dass Jesus für die Schuld der Schuldigen bittet und das allein seine Bitte die Schuld aufhebt, ohne dass die Schuldigen hierzu beitragen müssen. <<<

 

genau das bedeutet die Vergebung der Sünden durch Jesus Christus. Er hat meine Schuld getragen – ich brauche sie nicht mehr abzuleisten.

 

>>Wenn er nicht seine Schuld sieht, um Vergebung bitten und die Liebe und Gegenwart Gottes ableht, dann ist er von Gott getrennt und wird wollend untergehen in sich selbst.<<

 

so isses. Ohne Schuldeingeständnis hat Dir das Christentum nix zu sagen.

 

 

Alles Gute

Erich

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