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Bewusst konsumieren


duesi

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vor 12 Stunden schrieb duesi:

Das ist vermutlich auch die Kunst dabei, den Mittelweg zu finden. Die Treue zu sich selbst nicht zu übertreiben.

Beim Thema "Tolle Reise" verstehe ich den Punkt nicht.

Eine tolle Reise ist für mich eine Reise, die ein Erlebnis bietet. 5000 Euro im Luxushotel auf Rügen und dann nur auf dem Balkon gewesen ist am Tisch für mich nicht der Bringer.

(und auch ziemlich doof, wo das doch in Holland interessanter und günstiger geht)

 

Blutmond auf der Wiese 500m vorm Haus kostet nur ne Flasche Sekt und reicht für 2h Tischgespräch.

 

Bei Autos ist das so ne Sache. Ich kenne eigentlich keine längere Geschichte über einen Merzedes. Die längste Geschichte die ich erzählen kann geht über einen Polo Fox für 750 Euro gekauft (mit 35 PS). Der war dann auch im Abgang spannend.

 

Was die Chance auf Geschichten angeht ist das Reisen per Bahn übrigens dem Auto überlegen. Leider auf Dauer auch recht teuer wenn man mehr als einer ist.

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vor 29 Minuten schrieb Kulti:

Beim Thema "Tolle Reise" verstehe ich den Punkt nicht.

Ja, wenn ich zurückdenke, stimmt das teilweise. Eine meiner spannendsten Freizeitgeschichten war eine Radtour mit meiner Studentenbachbarin an den Weinbergen am Rhein entlang mit Besuch eines Schmetterlingsparks und einer Falkenflugvorführung. Bei weitem nicht meine teuerste Reise.

 

Bei einem Paris-Aufenthalt mit Freundin und ihren zwei Kindern kam Erzählenswertes weniger durch die Attraktivität der Stadt zustande als durch die Querelen der Kinder, die permanent unterhalten werden wollten.

 

Tendenziell habe ich dennoch das Gefühl etwas Geld in die Hand nehmen zu müssen, um was erzählenswertes zu erleben.

 

 

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vor 6 Minuten schrieb duesi:

Tendenziell habe ich dennoch das Gefühl etwas Geld in die Hand nehmen zu müssen, um was erzählenswertes zu erleben.

Ich denke neben Geld gibt es noch zwei Währungen um etwas Erzählenswertes zu erleben: Zeit und Information.

 

"Ich bin das Stück des Jakobswegs gegangen, das 20 km in unserer Nähe beginnt. Wirklich eine schöne Ecke." Keine Geschichte die auf dem Bankkonto direkt zu sehen ist, aber Zeit zum Erleben und ausdenken erfordert.

 

Was dazu noch passt: Ich habe neulich im Radio jemanden gehört, der von Mikroabenteuern erzählt hat. Die haben für ihn drei Merkmale: Man muss aus seiner Komfortzone raus, sie brauchen nicht viel Vorbereitung und sie brauchen auch nicht viel Reisezeit.

Sein Beispiel war "Einen Sonnenaufgang erleben" - man muss dafür früher aufstehen als gewohnt (komfortzone) aber ansonsten braucht man nichts weiter.

Na ja, ich hätte noch gerne eine Tasse Kaffee dazu.

 

Als Tischgespräch wäre es dann "Ich bin heute um 05:30 aufgestanden und habe noch ein paar Fledermäuse gesehen. Und dann hatte ich einen herrlichen Sonnenaufgang bei meinem Lieblingskaffee".

Okay, es könnte sein dass dann das Gegenüber vom Sonnenaufgang auf Korfu erzählt. Aber hey, das gehört dazu - du hast demjenigen das nochmalige Erleben seiner Reise nach Korfu geschenkt.

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vor 10 Stunden schrieb Kulti:

Wie man es nicht macht sieht man übrigens wenn man nach 3 Wochen Hitze loszieht um sich eine kurze Hose zu kaufen.

ähm ... ich habe gerade einen Schwung Winterpullover gekauft ...

 

vor 10 Stunden schrieb rince:

Ich habe noch kurze Hosen, die ich vor 7 oder 8 Jahren gekauft habe... :) 

 

Und das Hawaii-Hemd, dass ich vor 20 Jahren auf Hawaii gekauft habe.

Ich habe eine Sommer-Regenjacke, die es inzwischen mind. 21 Jahre mit mir aushält. Vor allem: Die ist immer noch dicht - das habe ich mit keinem Nachfolgemodell (für Herbst oder Winter) erreicht.

 

vor 8 Stunden schrieb Kulti:

...

Was dazu noch passt: Ich habe neulich im Radio jemanden gehört, der von Mikroabenteuern erzählt hat.

...

 

Danke für diesen neuen Begriff! Mein Urlaub letztes Jahr war davon reichlich bestückt.

Beispiel: Durch eine Kleinstadt (ca. 22.000 Einwohner) bin ich gefühlte 50 Mal mit dem Zug durchgefahren. Also gesehen habe ich wirklich nur das Bahnhofsgebäude und ich dachte mir schon so oft, was wohl dahinter noch so kommt. Siehe da: Es war ein wirklich sehr schöner Tag mit vielen überraschenden Eindrücken, die ich sooooo nicht erwartet habe.

Oder anderes Beispiel: In unserer Kreisstadt (knapp 60.000 Einwohner) war ich das letztes Mal vor 20 Jahren. Teilweise war es für mich ein Zeitreise, manches neues oder restauriertes habe ich entdeckt. Fazit war jedoch: Da brauchste erst 2040 wieder hinfahren. Ist aber auch eine Erkenntnis!

Weitere dieser Ausflüge sind für die Nach-Corona-Zeit geplant und ich freue mich drauf. So wie ich mich auch auf den nächsten großen Urlaub nach Thüringen freue, der dieses Jahr leider ausfällt.

 

Nachtrag: Richtig krass wurde es, als ich mich mit einem externen Kollegen (wohnhaft in der Kreisstadt) über eben Tagesausflug ausgetauscht habe. Wir hatten "Material" für Stunden :D

bearbeitet von UHU
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Ich habe nochmal über den Punkt "Geld in die Hand nehmen müssen um mithalten zu können" nachgedacht.

Bei sowas muss der Gegenwert stimmen.

 

Ich erinnere mich an einen Kinoabend mit 2 Jungs und einem Mädel. Sie durften sich ihre Popcorngröße und ihr Getränk selber aussuchen.

Waren dann 150 Euro für einen Kinoabend (sie haben halt nicht XS gewählt). Der Film war zwar lustig, aber insgesamt ein schlechter Gegenwert.

 

Die Reise nach Kroatien mit Kind für 2500 Euro eine Woche hat dann allerdings voll gepasst. Da denke ich nicht übers Geld nach sondern über die Bilder im Kopf.

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Am 25.6.2020 um 14:55 schrieb jouaux:

Oder man muss es nur anders benennen um es wichtig und teuer zu machen. 


Statt "Ich war im Schmetterlingsgarten in Neuwied" musst Du sagen "Ich erforschte das exotische Paradies der Fürstin Gabriela zu Sayn-Wittgenstein-Sayn-Sayn".


Oder statt "ich fahr nen Kombi" eben "ich lenke einen Shooting Brake"

Das erwähnte exotische Paradies ist schön...

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vor 1 Minute schrieb rince:

morgen gibt es frische Leber vom türkischen Laden. Jammi :)

Ich liebe Kalbsleber. Besonders mit Äpfeln, Zwiebeln und Rotweinsauce. 😋 Wohl bekomm's!

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Ich nehme die Äpfel und die Zwiebeln. Gerne auch Bratkartoffeln.

Aber geht mir fort mit Innereien.

Meine Eltern machten immer zweimal Leber und dreimal Fleischkäse. Wir Kinder mochten Leber alle nicht.

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Am 24.6.2020 um 19:32 schrieb duesi:

Ja, da bin ich ja gerade dabei.

 

Ist jedoch einfacher gesagt als getan, wenn man von Kind auf (freikirchliche Sozialisation) darauf getrimmt war, um jeden Preis seiner Überzeugung zu folgen und sich auf keinen Fall anderen Menschen zuliebe verbiegen zu lassen. Ein Kinderlied, das wir damals oft gesungen haben, lautete:

 

Sei ein lebendger Fisch, schwimme doch gegen den Strom!

Auf und wag es frisch! Freude und Sieg ist dein Lohn.

Nur die toten Fische schwimmen immer mit dem Strom.

Lassen sich von allen andern treiben.

Haben weder Kraft noch Mut, was anderes zu tun.

Wollen in der großen Masse bleiben.

 

Erfahrungsgemäß fühlt es sich aber gar nicht so lebendig an, immer gegen den Strom zu schwimmen. Es kostet auf Dauer viel Kraft. Und irgendwann hört einem keiner mehr zu. Ist es wirklich die christliche Berufung, um des Glaubens willen eine Jesus-Erfahrung zu machen? "Es verließen ihn aber alle....."


Hinter so einem Lied steckt meines Erachtens nicht das Bemühen, den Einzelnen in seinem individuellen Sein zu bestärken, auch wenn es so tut als, würde es das.

Es vermittelt ja, dass das Gegen-den-Strom-Schwimmen ein Wert an sich sei - was ja überhaupt nicht stimmt. Gemeinschaft mit anderen zu erleben ist doch ein menschliches Grundbedürfnis und ein wirklicher Wert. Mit anderen gemeinsam unterwegs zu sein, gemeinsame Erlebnisse zu teilen oder zu spüren, dass da noch jemand ganz ähnliche Werte, Sehnsüchte, Ideen,.. hat, kann ungemein beglückend sein.

Eigentlich kommt es mir so vor, als wolle das Lied auch genau das erreichen. Seine implizite Botschaft ist: Entferne dich nur ja nicht von unserer Gemeinschaft! Orientiere dich an dem, was wir dir sagen und lass dich ja nicht davon irritieren, wenn andere anders tun! Bleib bei uns, hinterfrag nicht, was hier als richtig gilt. Es erzeugt und stabilisiert eine spezifische Gruppenidentität über die Abgrenzung von anderen: Wir sind anders als die, und eigentlich auch besser. Es ist gut, wenn du dich abgrenzt gegen alle andern!

Das finde ich extrem ungut. Indem es nicht offen sagt: Wir möchten, dass du bei uns bleibst und dich abgrenzt gegen alle anderen, sondern so tut, als diene es der Stärkung des Muts, man selbst zu sein, verwirrt es völlig. Kraftvoll und stark und lebendig ist in dieser Ideologie ja nicht, wer gut auf sich hinspürt und tut, was für ihn stimmt, sondern wer die Ideologie der Gemeinschaft lebt. Und wer dann auf einmal merkt, dass das, was die anderen leben, den eigenen Bedürfnissen eigentlich mindestens so sehr entspricht und man gern bei den anderen mitmachen möchte, der wird plötzlich zum "toten Fisch". Ich kann das nicht gut erklären, aber dein ständiges Suchen danach, wie du dich wann wo bei wem verhalten sollst, zeigt das doch: Du hast das nicht lernen dürfen, einfach du selbst zu sein und das zu tun, was für dich richtig ist. Ein Kind, das wirklich dabei unterstützt wird, hinzuspüren, was Seines ist und das dann auch zu tun, käme, glaube ich, nie auf die Idee, zu sagen: "Andere Menschen schauen viel positiver auf mich, wenn meine Kleidung ein bisschen was hergibt und ich ab und an von einer tollen Reise oder einem neuen Konsumprodukt erzählen kann." Es fragt doch gar nicht danach, wie die anderen Menschen auf es schauen. Sondern es ist einfach, wie es ist.

Ich bin durchaus der Meinung, dass es in jedem Leben zu Situationen kommen kann, wo man sich "gegen den Strom" stellen muss, wenn man sich selbst treu bleiben will. Aber das spürt man dann schon, da muss man das nicht vorher als Ideal hochstilisieren.

 

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Hm,es erinnert mich eher an  " wir werden siegen"( Terry Pratchett).

Ein Lied,das halt junge Leute singen bis sie irgendwann feststellen,dass sie nicht mehr so jung sind und zu denen geworden sind,die sie besiegen wollten.

 

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vor 24 Minuten schrieb Ennasus:


Hinter so einem Lied steckt meines Erachtens nicht das Bemühen, den Einzelnen in seinem individuellen Sein zu bestärken, auch wenn es so tut als, würde es das.

Es vermittelt ja, dass das Gegen-den-Strom-Schwimmen ein Wert an sich sei - was ja überhaupt nicht stimmt. Gemeinschaft mit anderen zu erleben ist doch ein menschliches Grundbedürfnis und ein wirklicher Wert. Mit anderen gemeinsam unterwegs zu sein, gemeinsame Erlebnisse zu teilen oder zu spüren, dass da noch jemand ganz ähnliche Werte, Sehnsüchte, Ideen,.. hat, kann ungemein beglückend sein.

Eigentlich kommt es mir so vor, als wolle das Lied auch genau das erreichen. Seine implizite Botschaft ist: Entferne dich nur ja nicht von unserer Gemeinschaft! Orientiere dich an dem, was wir dir sagen und lass dich ja nicht davon irritieren, wenn andere anders tun! Bleib bei uns, hinterfrag nicht, was hier als richtig gilt. Es erzeugt und stabilisiert eine spezifische Gruppenidentität über die Abgrenzung von anderen: Wir sind anders als die, und eigentlich auch besser. Es ist gut, wenn du dich abgrenzt gegen alle andern!

Das finde ich extrem ungut. Indem es nicht offen sagt: Wir möchten, dass du bei uns bleibst und dich abgrenzt gegen alle anderen, sondern so tut, als diene es der Stärkung des Muts, man selbst zu sein, verwirrt es völlig. Kraftvoll und stark und lebendig ist in dieser Ideologie ja nicht, wer gut auf sich hinspürt und tut, was für ihn stimmt, sondern wer die Ideologie der Gemeinschaft lebt. Und wer dann auf einmal merkt, dass das, was die anderen leben, den eigenen Bedürfnissen eigentlich mindestens so sehr entspricht und man gern bei den anderen mitmachen möchte, der wird plötzlich zum "toten Fisch". Ich kann das nicht gut erklären, aber dein ständiges Suchen danach, wie du dich wann wo bei wem verhalten sollst, zeigt das doch: Du hast das nicht lernen dürfen, einfach du selbst zu sein und das zu tun, was für dich richtig ist. Ein Kind, das wirklich dabei unterstützt wird, hinzuspüren, was Seines ist und das dann auch zu tun, käme, glaube ich, nie auf die Idee, zu sagen: "Andere Menschen schauen viel positiver auf mich, wenn meine Kleidung ein bisschen was hergibt und ich ab und an von einer tollen Reise oder einem neuen Konsumprodukt erzählen kann." Es fragt doch gar nicht danach, wie die anderen Menschen auf es schauen. Sondern es ist einfach, wie es ist.

Ich bin durchaus der Meinung, dass es in jedem Leben zu Situationen kommen kann, wo man sich "gegen den Strom" stellen muss, wenn man sich selbst treu bleiben will. Aber das spürt man dann schon, da muss man das nicht vorher als Ideal hochstilisieren.

 

Hallo Susanne, schön, mal wieder etwas von dir zu lesen. Ich finde deine wie immer nachdenkenswerten und einfühlsamen Gedanken immer sehr lesenswert. An einigen Stellen stimmen deine Betrachtungen. An anderen triffst du nicht genau das, was dieses Lied für mich und meine Altersgenossen damals bedeutet hat und was sich in meinem und unseren Denken damals abgespielt hat. Aber das ist kein Kritikpunkt. Du beschreibst, wie sich meine Überlegungen aus der Perspektive deiner Sozialisation und deiner Gefühlswelt anfühlen. Damit kein falscher Eindruck aufkommt, möchte ich deshalb kurz auf ein paar Punkte eingehen.

 

1. Dieses Lied hat für uns damals kein "hör auf die Gemeinschaft und hinterfrag es nicht" ausgedrückt. Ganz im Gegenteil, das weiß ich nicht nur aus eigenem Empfinden, sondern auch aus den Gesprächen mit anderen, hat es uns ermutigt, selbst nachzudenken. Natürlich hatten wir den gemeinsamen Glauben, dass die Bibel Gottes Wort ist und absolute Autorität hat. Aber was das im Einzelnen bedeutet, da hat sich jeder ermutigt gefühlt, das durch eigenes Beten und lesen und diskutieren selbst herauszufinden. Und es war nicht nur die Ermutigung da, gegen den Strom der Gesellschaft zu schwimmen. Sondern auch die Ermutigung, Dinge innerhalb der Gemeinde zu hinterfragen, seinen eigenen Weg zu finden, mit anderen über solche Dinge offen zu sprechen. Wir haben da schon mit der Zeit sehr differenzierte Meinungen gebildet und waren durchaus nicht immer in allem einig. 

 

2. Du hattest den Eindruck, ich hätte nie gelernt, in mich hineinzuspüren, was für mich richtig ist. Das stimmt so auch nicht ganz. Durch den Glauben, dass die Bibel Gottes Brief an uns Menschen ist, hat es sich für mich ganz natürlich angefühlt, sich immer wieder mit der Bibel zu beschäftigen. Was richtig ist, ist, dass ich mein eigenes natürliches Empfinden und Verhalten immer wieder anhand der Bibel kritisch unter die Lupe genommen habe. Vielleicht hat mir das eine gewisse kindliche Unbeschwertheit genommen. Das könnte sein. Aber es war nicht so, dass ich kein natürliches Empfinden habe. Die immer wieder aufkommende Frage, wie ich dies und das sehen sollte und wie ich hier und da reagieren sollte, die bei dir den Eindruck erweckt, ich könne nicht in mich hineinspüren, fühlt sich für mich ganz natürlich an. Dadurch dass für uns üblich war, sich solche Selbsthinterfragungen immer wieder zu stellen und darüber schon als Kinder zu diskutieren, nicht weil wir es mussten, sondern weil mir mit dem, was wir in der Bibel gelesen haben, übereinstimmen wollten, das hat natürlich mein Fühlen und Denken geprägt.

 

3. Die Frage, was andere über mich denken, hat mich als Kind ziemlich wenig beschäftigt. Solange ich viele Sozialkontakte hatte und regelmäßig unter Menschen war, hatte ich auch wenig Grund, über solche Fragen nachzudenken. Das Zitat, das du als negativ empfunden hast "Andere Menschen schauen viel positiver auf mich, wenn meine Kleidung ein bisschen was hergibt und ich ab und an von einer tollen Reise oder einem neuen Konsumprodukt erzählen kann", dieses Zitat stammt aus einer Zeit weit später im Erwachsenenalter. Das Gemeindeumfeld ist weg. Die Frau ist weg. Ich sitze mit Leuten am Tisch. Aber die Themen, die mich interessieren, auf die antwortet keiner. In Forendiskussionen bekomme ich auf Beiträge, die ich persönlich für intelligent halte, kein Feedback. Da ist es doch ganz natürlich, darüber nachzudenken, woher es kommt, dass Menschen mich für unsympathisch halten. Woher es kommt, dass Menschen mich ignorieren. Natürlich kann ich nicht everybody's darling sein. Aber das Streben danach, akzeptiert zu werden, ist nichts unnatürliches. Also vermeide ich Grundsatzdiskussionen, wenn meine Gesprächspartner daran kein Interesse haben. Schaue stärker darauf, welche Themen auch andere interessieren. Achte auf einen Kleidungsstil, der nicht nur meinen Präferenzen entspricht, sondern mit dem ich mich auch sehen lassen kann. "in mich hineinspüren" und "natürlich sein" und "ich selbst sein" ist leider kein Weg aus der sozialen Isolation. Dazu gehört eben auch ein Stück Anpassungsbereitschaft und "nicht nur in mich hineinspüren", sondern eben auch ein wenig "in die anderen hineinspüren".

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Nun ja,wenn auf einen Beitrag niemand oder nur wenige antwortet,kann das mehrere Gründe haben.

 

Niemand kann alle Beiträge lesen

 

Der Beitrag ist nicht so intelligent,wie ich meine ( wobei dann jemand reagiert...)

 

Der Beitrag er intelligent und andere User wollen darauf auch intelligent antworten,haben dazu aber keine Zeit oder keinen" Drive"", es fällt ihnen nichts ein, oder oder oder

 

Manchmal ist es von einzelnen auch tatsächlich Ablehnung oder Feindseligkeit . Aber nicht von allen Forenmitgliedern.

 

 

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Ist ja auch nicht als Vorwurf gemeint. Es ist okay, dass nicht jeder mit jedem Thema, das mich beschäftigt, etwas anfangen kann. Oder Zeit hat, Themen, die ich schon sehr tief behandelt habe, eingehend zu beackern. Ist auch okay, dass nicht jeder meine Standpunkte sympathisch findet. Hier gibt es eine ältere Gemeinschaft von Menschen, die sich schon länger regelmäßig austauschen. Und das verlangt halt von mir etwas Anpassungsbereitschaft, wenn ich da "dazugehören" möchte. Mal ganz davon abgesehen, dass dies nicht das reale Leben ist, sondern höchstens ein kleiner Teil davon.

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vor 20 Minuten schrieb duesi:

Mal ganz davon abgesehen, dass dies nicht das reale Leben ist, sondern höchstens ein kleiner Teil davon.

 

Überhaupt kein Teil davon. ;)

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Am 23.6.2020 um 18:47 schrieb duesi:

Hier kam mehrfach der Standpunkt auf, dass die Konsumenten für Schweinereien von Produzenten verantwortlich zu machen seien, wenn sie Billigprodukte (zum Beispiel billiges Fleisch oder billige Kleidung) kaufen. Dieser Standpunkt scheint mittlerweile ein nicht mehr hinterfragter Allgemeinplatz zu sein.

[,,,]

Insgesamt halte ich das Gerede davon, dass wir eine bessere Welt hätten, wenn wir nur bewusster konsumieren würden, für ziemlichen Schwachsinn. Dieser Schwachsinn wird auch nicht besser dadurch, dass viele ihn für richtig halten. Für Schweinereien sind diejenigen verantwortlich, die sie verursachen. Und nicht diejenigen, die keine Zeit haben, 24 Stunden Recherchen über die zu kaufenden Produkte anzustellen und kein Geld haben, sich den Gewissensablass kaufen zu können. 

 

 

Wenn man einfach "die Konsumenten für Schweinereien von Produzenten verantwortlich" macht, dann fällt man dann gewissermaßen auf der einen Seite vom Pferd runter.

Die andere Seite wäre, wenn man einfach die Produzenten für ihre Art und Weise der Produktion verantwortlich macht. Das machst du hier unterschwellig, indem du die Aktionen von Produzenten als "Schweinereien" bezeichnest.

Ich denke, dass es ein Wechselspiel ist.

Natürlich ist niemand gezwungen, irgendwelche Schweinereien bei der Produktion von Waren zu begehen. Andererseits sind die allermeisten dieser sog. Schweinereien völlig im Bereich des Legalen. Sollte man also diejenigen, die die Gesetze machen, zur Verantwortung ziehen? Ja, könnte man.

Es ist aber grundsätzlich auch (fast) niemand gezwungen, bei Produzenten zu kaufen, die aus seiner Sicht Schweinereien begehen.

Selbstverständlich gibt es Menschen, die sich schlichtweg nur per Schweinereien hergestellte Billigware leisten können. Ich meine aber, dass der ein oder andere, der es sich durchaus leisten könnte, solche Ware nicht zu kaufen, hinter dem Hinweis auf diese Menschen seine eigene Bequemlichkeit und seinen eigenen Unwillen versteckt und lieber Systemkritik berteibt, als seinen eigenen kleinen SChritt in Richtung kauf von ohne SChweinereien produzierte Waren zu gehen. Damit wäre schon etwas getan. Wenn es ein Einzelner tut, ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein und bringt im PRinzip nichts. Aber das kann andere zum Nachmachen bewegen.

Ich erinnere mich noch an meine Studienzeit. Damals war gerade eine große Diskussion um die Hühnereiproduktion entstanden. Das sei unmöglich, das könne und dürfe nicht sein, da müsse etwas getan werden, usw. usf. Dann fingen immer mehr Leute an, Eier aus artgerechter Haltung nachzufragen und verweigerten den Kauf anderer Eier. Sie nahmen längere Einkaufswege in Kauf, um zu den gewünschten Hühnereiern zu kommen. Die waren natürlich entschieden teurer als die Hühnereier von SChweinereien machenden Produzenten. Aber na gut, dann war das eben so. Diese Leute konnten es sich leisten, also taten sie es. Und irgendwann fanden sich Hühnereier aus artgerechter Produktion an jeder Ecke, zwar immer noch teurer als die anderen, aber nicht mehr ganz so teuer wie anfangs. 

Nun ist es in Sachen Fleischproduktion schlichtweg so, dass ohnehin zu viel an Fleisch und Wurst gegessen wird. Es tut uns gesundheitlich nicht einmal so sonderlich gut, insbesondere eben, wenn es auch noch aus Schweinereien machender Produktion stammt. Wieso also nicht seinen Fleischkonsum einschränken und dafür teureres, aber eben auch besseres Fleisch kaufen? Ich gestehe, dass ich bis zum heutigem Tag da auch sehr inkonsequent war. ICh hatte zwar meinen Fleischkonsum eingeschränkt, aber kaum darauf geachtet, wo das von mir gekaufte Fleisch eigentlich herkam. Mein GEwissen beruhigte ich damit, dass ich ja sowieso kaum Fleisch und Wurst esse. Heute habe ich einen Schlusspunkt gesetzt und bin zu unserem Metzger gefahren, um dort meinen BEdarf an Fleisch und Wurst nach neuen Maßstäben zu decken. Und ich bin entschlossen, das beizubehalten.

 

Beim Thema Kleidung bin ich da noch ziemlich inkonsequent. Ich kaufe im Prinzip zu viel an Kleidung, einfach weil ich immer wieder gerne mal was Anderes trage. Da habe ich eine Art Mischkonzept: ich kaufe teilweise gute Second-Hand-Ware, teilweise neue qualitativ hochwertige zeitlose Stücke (ja ich habe da Teile, die ich schon vor 20 Jahren gekauft habe und immer noch trage), lasse mich dann aber immer wieder mal von einem Kleidungsstück anspringen, ohne auf dessen Herkunft und Herstellungsweise zu achten. Da muss ich wohl noch etwas in mich gehen.

 

Ich möchte betonen, dass ich keineswegs die Konsumenten allein für die unselige Situation verantwortlich mache. Ich finde es nur merkwürdig, dass manche Menschen nicht bereit sind zu sehen, dass die VErantwortlichkeiten nicht so eindeutig sind. Es geht immer um Angebot und Nachfrage. Wenn weniger aus Schweinereien stammende Ware nachgefragt wird, wird auf Dauer weniger davon angeboten werden. Andere Ware kann, wenn sie häufiger nachgefragt wird, durchaus nicht nur einfach in höheren Stückzahlen hergestellt werden, sondern dadurch auch eventuell zu günstigeren Preisen angeboten werden. Denn wer mehr Textilien herstellt, kann die dafür benötigten Stoffe eventuell auch zu einem niedrigeren Preis bekommen. 

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vor 54 Minuten schrieb duesi:

"in mich hineinspüren" und "natürlich sein" und "ich selbst sein" ist leider kein Weg aus der sozialen Isolation. Dazu gehört eben auch ein Stück Anpassungsbereitschaft und "nicht nur in mich hineinspüren", sondern eben auch ein wenig "in die anderen hineinspüren".

 

So isses! Ich denke, es ist ein wesentlicher Teil deines Problems, daß du in einer Gemeinschaft aufgewachsen bist, die sich erheblich von der Mehrheitsgesellschaft unterscheidet. Ich vermute, im Umfeld einer freikirchlichen Gemeinde könntest du dich auch heute noch intuitiv bewegen, hättest ein intuitives Verständnis für die Wünsche und Bedürfnisse der anderen, auch deren Wünsche an dich. Dein Problem scheint mir zu sein, daß du dieses intuitive Verständnis für die unterbewußten Signale der Mehrheitsgesellschaft nicht hast. Daher mußt du bewußt darüber nachdenken, und das ist anstrengend, dauert lange, und kommt manchmal etwas angestrengt daher. Du mußt das lernen wie eine fremde Sprache. Das ist möglich, aber man wird dir noch eine Zeit lang den „fremden Akzent“ anhören und -sehen. Und ja, es ist ein Anpassungsprozeß. 

 

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Am 23.6.2020 um 21:09 schrieb UHU:

Vielleicht hilft die Frage weiter: Brauche ich das jetzt wirklich?

Ich breche die Frage mal ganz weiter runter - nur beispielhaft:

Brauche ich eine neue Hose, weil die alte kaputt ist und nicht weil ich die Farbe gerade in ist und ich sie deswegen brauche?

Brauche ich einen neuen Laptop, weil der alte kaputt ist oder weil irgendwelche Updates nicht mehr kommen (an sich eine Frechheit - aber anderes Thema) oder weil ich immer den neusten haben "muß"?

Brauche ich ein anderes Auto, weil das alte dermaßen reparaturbedürftig oder weil ich den Nachbar übertrumpfen "muß"?

 

Alles Fragen, die man sich stellen kann aber nicht muß und nach den ehrlichen Antworten kann man dann auch noch mal entscheiden, ob oder ob nicht ...

 

Diese Frage würde meines Erachtens wirklich ein bisschen helfen. So weit schaffe ich es aber noch nicht bei Textilien. Deshalb habe ich einen Zwischenschritt eingeplant und mir vorgenommen, nur mehr jedes vierte Kleidungsstück zu kaufen, das ich toll finde. Und damit es auch dabei bleibt, setze ich das so "gesparte" Geld ein für irgendwelche karitativen Zwecke. Da läuft mir ja  nun wahrlich genug über den Weg. 🙂

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Am 23.6.2020 um 23:44 schrieb Marcellinus:
Am 23.6.2020 um 23:03 schrieb duesi:

Ja, selbstverständlich brauch ich nicht im allgemeinen Konsumwettbewerb unhinterfragt mitmachen. Ich würde aber Konsum aus sozialen Gründen nicht unbedingt grundweg für schlecht halten. Ich bin ja eigentlich im Grunde meines Herzens ein Minimalist. Ich könnte mit sehr wenig auskommen und den Großteil meines Einkommens an gemeinnützige Organisationen spenden. Aber mit dieser Einstellung ist es nur schwer, in Gesellschaft zurechtzukommen. Andere Menschen schauen viel positiver auf mich, wenn meine Kleidung ein bisschen was hergibt und ich ab und an von einer tollen Reise oder einem neuen Konsumprodukt erzählen kann. Die Frage "brauche ich das?" hilft hier nicht weiter. Denn ein wenig soziale Kontakte brauche ich durchaus. Und die Menschen, die meine Gesellschaft auch als spartanischer Minimalist zu schätzen wissen, die habe ich noch nicht getroffen.

 

Probleme habt ihr! ;) Wir haben von ein paar Wochen ein neues Auto gekauft, einfach, weil das alte einen Punkt erreicht hatte, an dem man gerade noch etwas dafür bekam, und die Reparaturen noch nicht überhand nahmen, und TÜV und allerlei Reparaturen wären auch drangewesen. Da wir aber eigentlich mit dem alten zufrieden waren, und weil es sich so ergab, haben wir eine aktuelle Version unseres alten Wagens gekauft, fünf Jahre jünger, besser ausgestattet, und preiswerter noch dazu (Corona muß ja auch was Gutes haben). Und das Beste: nicht einmal unsere Nachbarn haben gemerkt, daß wir ein neues Auto haben. Denn wir haben es für uns gekauft, nicht für andere!

 

Sprichst du duesi immer in der 2. Person Plural an? *irritiertguck*

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Gerade eben schrieb Die Angelika:

 

Sprichst du duesi immer in der 2. Person Plural an? *irritiertguck*

 

Ich habe ihn zitiert, aber nicht allein gemeint. 

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