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Wie man sich gegen Amokläufer wehren kann


Domingo

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Eine Meldung, die evtl. auch noch mal darüber nachdenken läßt, ob das Kernproblem der Schulschießereien wirklich zu wenig Feuerkraft in der Zivilbevölkerung ist:

Die Waffen- und Munitionskäufe der Bürger haben inzwischen ein derartiges Niveau erreicht, dass die Fabrikationskapazitäten der Industrie nicht mehr ausreicht.

Wäre eine Aktion: „Rette Amerikas Schüler - spendet Munition!“ jetzt nicht dringend geboten? 😇

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10 minutes ago, phyllis said:

 

Ich weiß nicht, ob noch jemand Mike Royko kennt, den Kolumnisten der Chicago Tribune, aber in ziemlich viele englischsprachigen Zeitungen zu lesen. Leider schon über 20 Jahre tot, aber für mich der klassische geistreiche, witzige Konservative, der inzwischen vermutlich ausgestorben ist. 

Er hat in etlichen seiner Kolumnen über „gun rights“ geschrieben, inzwischen gibt es aber eigentlich nichts neues dazu zu sagen.

Diese hier passt sicher auch ganz gut zum Thema „Sichere Schulen durch mehr bis an die Zähne bewaffnete Lehrer!“

 

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7 hours ago, Juana said:

Es ist nicht notwendig, alle Leute mit Schusswaffen auszustatten, um Schaden anzurichten oder abzuwehren.

 

Richtig, es kommt auf die Einstellung an. Auch bewaffnete Passanten helfen nichts, wenn sie (wie es schon passiert ist) bei einem derartigen Vorfall nichts tun und nur weglaufen, und Unbewaffnete haben schon mit einem Feuerlöscher einen Angriff gestoppt. Gerade deswegen halte ich es für gefährlich, diese Mentalität zu verbreiten, "gute" Menschen müssten immer vor Gewalt zurückschrecken. 

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1 hour ago, Shubashi said:

 

Ich weiß nicht, ob noch jemand Mike Royko kennt, den Kolumnisten der Chicago Tribune, aber in ziemlich viele englischsprachigen Zeitungen zu lesen. Leider schon über 20 Jahre tot, aber für mich der klassische geistreiche, witzige Konservative, der inzwischen vermutlich ausgestorben ist. 

Er hat in etlichen seiner Kolumnen über „gun rights“ geschrieben, inzwischen gibt es aber eigentlich nichts neues dazu zu sagen.

Diese hier passt sicher auch ganz gut zum Thema „Sichere Schulen durch mehr bis an die Zähne bewaffnete Lehrer!“

 

 

Schön, dass er auf Pistolen abhebt anstatt auf die unsäglichen AR-15s (ok, die gab es damals in der Form/Verbreitung wohl nicht), die für ungefähr 0,01% aller Vorfälle mit Schusswaffen verantwortlich sind, während Pistolen mehr als 95% davon ausmachen.

 

Interessant auch, dass er schreibt, es wird in Amerika nie wirksame "gun control" Maßnahmen geben (obwohl es schon Tausende von "gun control" Gesetze gibt). Beim "gun control" muss ich inzwischen an die Diskussionen denken, die man hier vor über einem Jahrzehnt über die katholische Sexualmoral geführt hat. Da gab es einen User namens Kam, der auf die oft vorgetragene Behauptung, die katholische Sexualmoral funktioniere ja nicht und es gebe in hochkatholischen Gegenden mehr uneheliche Geburten als irgendwo anders, zu antworten pflegte, die kath. Sexualmoral funktioniere perfekt: Wenn sich die Leute bloß daran hielten, gäbe es keine ungewollten Babys mehr.

 

Ich denke, um sich gegen Bedrohungen zu wehren, kommt es auf drei Dinge, in dieser Reihenfolge, an:

 

1. Einstellung (Bereitschaft einzugreifen und ggf. Gewalt auszuüben);

2. Ausbildung (man weiß, wie man kämpft; falls man eine Waffe besitzt, kennt man sie sehr gut und hat viel damit geübt); 

3. Ausstattung (welche Mittel/Waffen man zur Verfügung hat).

 

In der Schweiz haben wir mit den Dienstwaffen 2. und 3. (1. ist wohl schwer anzutrainieren); da gilt es wörtlich, dass "the law requires every household [...] to have a gun and ammunition". In den USA gilt 3., 2. - soweit ich sehen kann, hingegen nur auf dem Papier. Ich denke auch, dass es kaum Sinn macht, Leuten den Waffenbesitz aufzuzwingen, ohne gleichzeitig eine Struktur wie eben eien Miliz zu erschaffen (wie man es in der Schweiz tut), wo die Leute ausgebildet und gleichzieitg einer gewissen Disziplin unterworfen sind. Vermutlich sind die USA in diesem Sinne zu sehr in die Richtung "meine Rechte stehen im Vordergrund - und was sind Pflichten überhaupt"? Komischerweise in diesem Fall von den Konservativen hochgehalten (in ihrer Rhetorik; aber dann hat Reagan und auch Trump sehr viel "gun control" verabschiedet), die sonst diese Haltung bei den Linken angreifen.

 

1. ist aber das Wichtigste, wie ich schon in meinem vorigen Post geschrieben habe. 

 

 

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vor 1 Stunde schrieb Domingo:

Ich denke auch, dass es kaum Sinn macht, Leuten den Waffenbesitz aufzuzwingen, ohne gleichzeitig eine Struktur wie eben eien Miliz zu erschaffen (wie man es in der Schweiz tut), wo die Leute ausgebildet und gleichzieitg einer gewissen Disziplin unterworfen sind. Vermutlich sind die USA in diesem Sinne zu sehr in die Richtung "meine Rechte stehen im Vordergrund - und was sind Pflichten überhaupt"?

 

Ich denke, das ist ein wichtiger Hinweis! Die Schweiz ist ebenso wie die USA entstanden bevor es ein staatliches Gewaltmonopol gab. Danach ist sie allerdings, auch und vor allem durch die ständigen Bedrohungen von außerhalb, gesungen gewesen, ein starkes Militär aufzubauen, das sich der feudalen Regimes erwehren konnte, die allein die Existenz einer Bauerrepublik als Bedrohung ansahen. So ist etwas entstanden, was jemand mal als "eine Armee, die sich ein Volk hält" bezeichnet hat. Dieses Modell hat so gut funktioniert, daß die Schweizer lange Zeit die schlagkräftigsten Söldner gestellt haben, von denen die Schweizer Garde des Vatikan als einzige noch übrig geblieben ist. 

 

Das hat sicherlich zu einer starken Disziplinierung geführt, zusammen mit den Volksversammlungen, die lange Zeit Versammlungen der wehrfähigen Männer gewesen sind. Individuelle Gewalttaten mag es immer gegeben haben, aber sie werden doch sehr im Zaum gehalten, wenn jeder Gewalttäter damit rechnen muß, am Tatort Männer anzutreffen, die auf militärische Gewaltanwendung in Gruppen trainiert sind. 

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Noch was: Es ist wohl interessant, noch auf das dritte Video der Reihe aufmerksam zu machen, wo Mr. Monk (von 10:46 an) auf die häufigsten Einwände gegen seine Vorschläge eingeht. Ich denke insbesondere an die Einstellung, man solle Lehrern keine Knarre geben, weil dann Unfälle vorprogrammiert seien; er bringt den naheliegenden Gegeneinwand vor, dass wir jedem 18jährigen, der gerade die Polizeiakademie absolviert hat, wie selbstverständlich eine Knarre geben, und niemand scheint ein Problem damit zu haben. Das ist ja besonders deswegen komisch, weil es in den USA die Demokraten sind, die merhheitlich dagegen sind; sie wollen die Sicherheit der Bürger an die Polizei delegieren (die man aber gleichzeitig abschaffen - sorry, die Finanzierung abstellen soll), bewaffneten Lehrern könne man ja nicht trauen. Ja die Einzigen, die überhaupt Waffen haben und tragen dürfen sollen, sind Polizisten, welche anscheinend gleichzeitig ihre Dienstwaffen sehr gerne dazu benutzen, arme unschuldige Schwarze abzuknallen...

 

Es ist schon verständlich, dass man nicht jeden X-Beliebigen mit einer Pistole in der Öffentlichkeit rumlaufen lassen will; Lehrer sind aber (hoffentlich) keine X-Beliebigen, sie müssen mW Führungs- wie auch Leumundzeugnisse vorlegen, und sie würden die Waffe auch nicht überall herumtragen, sondern an ihrem Arbeitsplatz. Selbst wenn man die strengen kanadischen Regelungen zum Erwerb von Pistolen zugrunde liegt (die auch in manchen US-Staaten gelten), die meisten Lehrer und sonstigen Schulangestellten dürften ihnen genügen, oder?

 

Es fällt mir schwer, diese Einstellung nachzuvollziehen.

bearbeitet von Domingo
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vor 2 Stunden schrieb Domingo:

Ich denke insbesondere an die Einstellung, man solle Lehrern keine Knarre geben, weil dann Unfälle vorprogrammiert seien; er bringt den naheliegenden Gegeneinwand vor, dass wir jedem 18jährigen, der gerade die Polizeiakademie absolviert hat, wie selbstverständlich eine Knarre geben, und niemand scheint ein Problem damit zu haben.

Der 18jährige Jungpolizist ist im Rahmen seiner Berufsausbildung an der Knarre ausgebildet worden und, ganz wichtig, der Einsatz kann zur regulären Berufsausübung eines Polizisten gehörten.

Der Lehrer hat einen ganz anderen Beruf zu dessen Ausübung er keine Waffe benötigt. Ob es sinnvoll ist, Lehrer für den extrem seltenen Fall eines Amoklaufes an der Waffe auszubilden (und natürlich auch ständig fortzubilden) halte ich für sehr fragwürdig.

Es braucht gut überlegte Handlungsanweisungen, was im Falle eines Falles zu tun ist. Wie bei Feueralarm.

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2 hours ago, Domingo said:

....Es fällt mir schwer, diese Einstellung nachzuvollziehen.

 

Es ist einfach nur wie mit jedem gesellschaftlichen Problem: es gibt stets viele unterschiedliche Meinungen dazu. 

D.h. es ist sinnvoll, erstmal diese Vielzahl von Standpunkten zu verifizieren, wozu idR Untersuchungen und Umfragen einen empirischen Zugang bieten.

(Was mich überhaupt dazu bringt, über dieses eher exotische Thema nachzudenken: These, Quellen, Relevanz)

Von der extrem weitgespannten Schlußfolgerung einer allgemeinen sicherheitspolitischen Relevanz haben wir uns schon verabschiedet, richtig? Ansonsten würde ich sowas nämlich sinnvollerweise eher unter dem Stichwort „Zivilcourage“ diskutieren.

Was die Quellen angeht: inzwischen hat doch schon eine Mehrheit der US-Bundesstaaten hier gesetzliche Wege geschaffen, auch bewaffnetes Personal in den Schulen zu etablieren, vorzugsweise als „School resource officers“ - worüber es übrigens auch wenig Dissens unter den schulpolitisch relevanten Akteuren zu geben schein. Umstritten ist v.a. die Bewaffnung von Lehrern, wofür es mir auch überaus logische Gründe zu geben scheint: a.) entspricht es kaum dem Berufsbild, b.) erhöhen mehr Waffen das Risiko in Schulen (eine Studie listet 30 Schusswaffenzwischenfälle durch Personal  für den Zeitraum von 2014 bis 2018 auf, gegenüber 20 Schulschießereien).

 

Um es kurz zu machen: dieser Mr Monk benennt einen einzigen, sehr eng begrenzten technischen Blickwinkel für ein komplexes gesellschaftliches Problem. Das reicht schlicht nicht aus, um zu einer Lösung zu kommen, weshalb die Diskussion in den USA (und selbstverständlich auch bei uns) schon viel weiter ist. 

Studien:

https://www.rand.org/research/gun-policy/analysis/laws-allowing-armed-staff-in-K12-schools.html

 

https://phys.org/news/2021-02-consensus-arming-school-resource-officers.html

 

Edit:

Ein ganz anderer Aspekt ist mir noch eingefallen:

Wie wünschenswert ist es überhaupt Schulen mit eigener Polizei auszustatten. Der Staat fördert das in den USA bereits seit 1999, aber wer möchte in einem Land leben wo bereits Erstklässler in Handschellen aus dem Unterricht geschleppt werden?

https://eji.org/news/family-sues-pittsburgh-public-school-for-abusing-and-handcuffing-7-year-old-child/

 

https://www.chalkbeat.org/2020/6/23/21299743/police-schools-research

 

 

 

 

bearbeitet von Shubashi
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9 hours ago, Shubashi said:

Von der extrem weitgespannten Schlußfolgerung einer allgemeinen sicherheitspolitischen Relevanz haben wir uns schon verabschiedet, richtig?

 

Ja, für den Augenblick schon. Dieser Thread kann auf jeden Fall meinetwegen der engen Fragestellungen bzgl. Schulschießereien gewidmet bleiben. Dir breitere Diskussion kann evtl. in einem neuen Thread wieder aufgenommen werden.

 

Quote

dieser Mr Monk benennt einen einzigen, sehr eng begrenzten technischen Blickwinkel für ein komplexes gesellschaftliches Problem.

 

Gewiss. Mir erschien es nur als interessant, dass Polizisten anscheinend minsestens genauso viele Fehler mit ihren Waffen begehen wie jeder andere auch (und während Amokläufen anscheinend noch mehr als andere), und doch bestehen viele Leute darauf, Polizisten sollten beewaffnet sein, aber andere nicht. Das Argument mit der Ausbildung und dem Berufsweg scheint mir weniger einleuchtend als den Meisten, weil ich denke, es braucht nicht soviel Ausbildung, um mit einer Pistole dezent umgehen zu können, und - damit es klar wird! - ich auch keinen Fall dafür bin, Nichtpolizisten, die es nicht wollen, das Tragen einer Waffen zur Pflicht zu machen.

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vor einer Stunde schrieb Domingo:

 

Gewiss. Mir erschien es nur als interessant, dass Polizisten anscheinend minsestens genauso viele Fehler mit ihren Waffen begehen wie jeder andere auch (und während Amokläufen anscheinend noch mehr als andere), und doch bestehen viele Leute darauf, Polizisten sollten beewaffnet sein, aber andere nicht. Das Argument mit der Ausbildung und dem Berufsweg scheint mir weniger einleuchtend als den Meisten, weil ich denke, es braucht nicht soviel Ausbildung, um mit einer Pistole dezent umgehen zu können, und - damit es klar wird! - ich auch keinen Fall dafür bin, Nichtpolizisten, die es nicht wollen, das Tragen einer Waffen zur Pflicht zu machen.

Im Lauf der Diskussionen im letzten Jahr kam auch zur Sprache, dass zumindest in Teilen der USA die Polizeiausbildung fast nur aus dem Üben des Waffengebrauchs bestehe. 

Ich kann nicht beurteilen, inwieweit das stimmt bzw. in wie vielen Gebieten das so ist - schließlich hat in den USA jede Stadt eigene Polizeieinheiten - aber wenn es so sein sollte, hielte ich das für bedenklich: Die Polizei sollte Möglichkeiten deutlich unterhalb des Waffeneinsatzes haben, um sich in einer Situation durchzusetzen, sofern das möglich ist (Z.B.: Wie spreche ich die Anführer der Gruppen an? Wie greifen wir Rädelsführer gezielt heraus?)

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56 minutes ago, MartinO said:

Im Lauf der Diskussionen im letzten Jahr kam auch zur Sprache, dass zumindest in Teilen der USA die Polizeiausbildung fast nur aus dem Üben des Waffengebrauchs bestehe. 

Ich kann nicht beurteilen, inwieweit das stimmt bzw. in wie vielen Gebieten das so ist - schließlich hat in den USA jede Stadt eigene Polizeieinheiten - aber wenn es so sein sollte, hielte ich das für bedenklich: Die Polizei sollte Möglichkeiten deutlich unterhalb des Waffeneinsatzes haben, um sich in einer Situation durchzusetzen, sofern das möglich ist (Z.B.: Wie spreche ich die Anführer der Gruppen an? Wie greifen wir Rädelsführer gezielt heraus?)

 

Ich habe bisher immer angenommen, der Großteil der Polizeiausbildung bestehe aus den letzgenannten Dingen, und gerade deswegen seien Polizisten eben nicht unbedingt besonders kompetente Schützen oder Kämpfer. (Selbst beim Militär sind viele keine guten Schützen, es sei denn, sie gehören zu Elite- oder Spezialeinsatztruppen.) Und ich höre oft, wegen des Mangels an guter Nahkampfausbildung griffen viele Ordnungshüter zu Tasern oder Pistolen, wenn ein milderes Mittel ausreichend wäre, was für viele der Fälle exzessiver Gewaltanwendung durch die Polizei verantwortlich sei. Was Du im ersten Satz schreibst, höre ich jetzt zum ersten Mal.

bearbeitet von Domingo
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3 hours ago, Domingo said:

Das Argument mit der Ausbildung und dem Berufsweg scheint mir weniger einleuchtend als den Meisten, weil ich denke, es braucht nicht soviel Ausbildung, um mit einer Pistole dezent umgehen zu können

 

In einer der verlinkten Studien stand was dazu: gerade 18% der durchschnittlichen Gesetzeshüter schaffen es, ihr beabsichtigtes Ziel im Einsatz auch zu treffen - was ja der Grund für ständig trainierende Spezialeinheiten ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Lehrer aus Versehen eine Schülerin oder einen Kollegen erschießt, ist also nicht ganz trivial. Wozu dann noch kommt, dass die eintreffende Polizei nicht weiß, ob da dann ein Lehrer schießt - oder der Attentäter.

In Erfurt beendete übrigens auch ein Lehrer den Amoklauf - indem er den Täter ansprach und dann einsperrte. 

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Es ist nicht so, dass wir in den Schulen nicht schon einmal darüber gesprochen haben, wie sich Schüler*innen und Lehrkräfte bei einem Amoklauf zur Wehr setzen können.

 

Ein Gespräch war mit einer netten älteren Kollegin, die bald darauf in Rente ging. Der Gedanke, sie müsste nun auf ihre alten Tage im Lehrerpult eine Knarre verwahren um im Notfall auf einen Amokläufer zu schießen, hatte etwas extrem Surreales.

 

Die Schülerschaft einer 8. Klasse dagegen sprach sich sehr wohl dafür aus. Erst der Gedanke, ihr sehr resoluter Klassleiter hätte dann immer eine Knarre griffbereit, brachte sie von dem Gedanken ab.

 

Insgesamt halte ich trotz meiner logischerweise hohen Meinung von meinen Kolleginnen und Kollegen doch nicht die Gesamtheit der Lehrerschaft für geeignet, tatsächlich permanent Zugriff auf eine Waffe zu haben.

 

Eine Waffe oder Waffen in der Schule, die bei einem Amoklauf schnell und unkompliziert zur Verfügung stehen würden, um jemand anderen, der bewaffnet ist, abzuknallen, müssten nämlich gleichzeitig so gesichert sein, dass sie keinesfalls in falsche Hände geraten.

 

Zu Hause braucht man dafür einen Waffenschrank, muss Waffe und Munition getrennt aufbewahren, den Schlüssel sorgfältig bewachen und trotzdem gelingt das nicht immer.

 

Wie soll das in einer Schule gelingen, einem praktisch halböffentlichen Ort?

 

Dann bräuchte man wohl eine eigene Security an den Schulen, nur das würde Sinn machen.

 

bearbeitet von nannyogg57
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9 hours ago, Shubashi said:

In einer der verlinkten Studien stand was dazu: gerade 18% der durchschnittlichen Gesetzeshüter schaffen es, ihr beabsichtigtes Ziel im Einsatz auch zu treffen

 

Mein Begriff von "dezentem" Umgang mit einer Schusswaffe ist wohl von meiner Militärdiensterfahrung geprägt (wie alles, was ich zum Thema Feuerwaffen schreibe). Da hat man uns zuerst Waffensicherheit beigebracht (klar: wenn man sich selbst oder einen Kameraden aus Versehen erschießt, läuft das dem eigentlichen Zweck des Ganzen zuwider...), dann Waffenwartung (klar: wenn das Gewehr mitten im Gefecht aufhört zu funktionieren, hilft alles andere nicht), und erst dann ein kleines bisschen Zielen. Da ich aber bei den Sappeuren und nicht bei der Infanterie (und erst recht nicht bei irgendeiner Eliteeinheit) war, kam das Zielen nach meiner Erinnerung eher kurz.

 

Quote

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Lehrer aus Versehen eine Schülerin oder einen Kollegen erschießt, ist also nicht ganz trivial. Wozu dann noch kommt, dass die eintreffende Polizei nicht weiß, ob da dann ein Lehrer schießt - oder der Attentäter.

 

Da sind Monks Ausführungen durchaus interessant: Er weist darauf hin, dass kein Zivilist in solchen Situationen je einen Unschuldigen getroffen hat, die Polizei aber sehr wohl; und dass das Szenario, wo ein Polizist den guten Menschen erschießt, der den Täter aufgehalten hat, so gut wie nie vorkommt: Mir ist nur dieser eine Fall bekannt, der ist aber kein normaler Amoklauf, und da war die Polizei denn auch anscheinend schon auf dem Weg zum Tatort, während sie bei Schulschießereien erst 5 Minuten später (im besten Fall) ankommt, so dass sie kaum einen guten Menschen erschießen wird, der innerhalb der ersten Minute eingreift. Und überhaupt sind alle die Fehler, die bewaffnete Lehrer begehen könnten, schon mal con Polizisten oder Sicherheitsangestellten begangen worden.

bearbeitet von Domingo
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7 hours ago, nannyogg57 said:

Der Gedanke, sie müsste nun auf ihre alten Tage im Lehrerpult eine Knarre verwahren um im Notfall auf einen Amokläufer zu schießen, hatte etwas extrem Surreales.

 

Wenn überhaupt, dann in einem Holster, das sie am eigenen Leib trägt.

 

Wie ich aber schon gesagt habe, soll keiner gegen seinen Willen angehalten werden, den bewaffneten Beschützer zu spielen. Ich finde Deinen Beitrag sehr anregend, da es mir mit diesem Thread und mit einem anderen, den ich in Kürze anfangen will, hauptsächlich um die Psychologie der Gewaltanwendung geht. Hier mache ich aber eine Pause, weil es jetzt an der Westküste Nordamerikas sehr spät ist und ich sicher nicht mehr in der Lage bin, ein weiteres kohärentes Posting zu verfassen.

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vor 11 Stunden schrieb Shubashi:

 

In einer der verlinkten Studien stand was dazu: gerade 18% der durchschnittlichen Gesetzeshüter schaffen es, ihr beabsichtigtes Ziel im Einsatz auch zu treffen - was ja der Grund für ständig trainierende Spezialeinheiten ist.

 

Das liegt aber auch an der verwendeten Munition. Die Polizei verwendet 9mm Luger, Vollmantel. Die schlägt auf den typischen Kampfentfernungen locker durch einen Körper durch und kann noch hinter dem Ziel befindliche Personen treffen. Besser wäre wirklich Teilmantel oder Hohlspitz, die bleiben eher stecken, und vielleicht etwas geschmeidigeres wie .38 Sp.

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2 hours ago, Domingo said:

Er weist darauf hin, dass kein Zivilist in solchen Situationen je einen Unschuldigen getroffen hat, die Polizei aber sehr wohl; und dass das Szenario, wo ein Polizist den guten Menschen erschießt, der den Täter aufgehalten hat, so gut wie nie vorkommt

 

Hm, das wäre ja geradezu eine Leugnung des „Murphy‘s law“. Ich habe dafür jetzt keine sinnvolle Untersuchung zur Hand, aber diesen kleinen Aufsatz, der beschreibt, dass es sogar einen Rechtsgrundsatz in Missouri gibt, der Opfer, bei denen eifrige Helfer sich gegenseitig über den Haufen schießen, vor Gericht grundsätzlich dem auslösenden Straftäter mitangerechnet werden können. 

Ich schließe daraus prophylaktisch, dass also auch für Schießereien mit zahlreichen Beteiligten und Parteien gilt: wenn dabei was schiefgehen kann, tut es das auch.

https://scholarship.law.missouri.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=2543&context=mlr

 

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32 minutes ago, GermanHeretic said:

Das liegt aber auch an der verwendeten Munition. Die Polizei verwendet 9mm Luger, Vollmantel.

 

Nicht in den USA. Da schießt sogar die Sozialversicherung „Hohlspitz“

(dachte man zumindest. Dann war‘s aber doch der Wetterdienst.)

https://www.cbc.ca/news/world/u-s-social-security-orders-174-000-hollow-point-bullets-1.1220907

 

(Meine Bitte: gerade in abseitigen Diskussionen lohnt sich das Verifizieren vermeintlich sicher gewusster Fakten. Man findet dann bestimmt heraus, dass die Wirklichkeit noch viel verrückter ist, als ursprünlich gedacht.)

 

Edit PS:

Dass gerade solche Diskussion meine Schwäche für Alltagsirrsinn beflügeln, dürfte klar sein.

Nächster Thread:

Discuss - „Make machine guns merrier meteorologists?“

 

 

bearbeitet von Shubashi
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5 hours ago, Shubashi said:

Hm, das wäre ja geradezu eine Leugnung des „Murphy‘s law“.

 

Ich dachte, Murphy's law sei ein statistisches Gesetz, das nur auf statistisch signifikante Mengen anzuwenden ist. Und hier haben mir viele gesagt, Schießereine in der Art seien sehr seltene Phänomene.

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16 hours ago, nannyogg57 said:

...

 

Mich würde sehr interessieren, was die Leute in Israel von diesem ganzen Thema halten ( @elad ?)

 

Edit: In den genannten Videos wird irgendwo gesagt, arabische Attentäter seien deswegen auf Sprengstoffgürtel umgeschwenkt, weil die Israelis auf Schützen viel zu gut zu reagieren wüssten. So sehr ich meine schweizerische Militärausbildung hier raushängen lasse, ich muss zugeben, dass wir Schweizer, wie die Amerikaner, Poser sind im Vergleich zu den Israelis.

bearbeitet von Domingo
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12 minutes ago, Domingo said:

In den genannten Videos wird irgendwo gesagt, arabische Attentäter seien deswegen auf Sprengstoffgürtel umgeschwenkt, weil die Israelis auf Schützen viel zu gut zu reagieren wüssten.

 

Da könnte man aber einwenden, wenn man hierzulande zu wirksame Mittel gegen Amokläufer entwickelte, würden sie ebenfalls auf womöglich tödlichere Formen des Massenmordes rüberwechseln...🙇‍♂️

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12 minutes ago, Domingo said:

 

Ich dachte, Murphy's law sei ein statistisches Gesetz, das nur auf statistisch signifikante Mengen anzuwenden ist. Und hier haben mir viele gesagt, Schießereine in der Art seien sehr seltene Phänomene.


Hängt davon ab, ob man die Menge „Massenschießerei“ mit diversen Beteiligten heranzieht oder eben explizit die Teilmenge „in Schulen“.

Die Teilmenge müsste dann Kriterien aufweisen, die sie von der Gesamtmenge qualitativ erheblich unterscheidet.

Z.B. dass überproportional Leute vom Schlage Falkenauge, Calamity Nanny, Wild Bill oder Doc Holiday dort arbeiten.

Oder eben auch Mr Monk.

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6 hours ago, Shubashi said:

Discuss - „Make machine guns merrier meteorologists?“

 

Eher:

 

Discuss: "How do you form interrogative sentences in English?"

 

Sorry, heute bin ich alberner drauf als sonst.

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Just now, Domingo said:

 

Eher:

 

Discuss: "How do you form interrogative sentences in English?"

 

Sorry, heute bin ich alberner drauf als sonst.


Alliteration schlägt Syntax. 
Niemals darf Grammatik als Ausrede dienen, einen blöden Witz nicht zu machen.

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