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Wie wirkt Gott in der Welt?


Danny_S.

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Auf den ersten Blick eine ziemlich triviale Frage.
Vermutlich werden die meisten sofort zu folgender Antwort neigen: „Durch Menschen, die sich auf seine Botschaft einlassen und ihm vertrauen.
Das würde ich keineswegs in Abrede stellen, jedoch stelle ich mir die Frage, ob Gott auch direkt in die materiellen Abläufe eingreift.
Unweigerlich muss ich an dieser Stelle an das berühmt gewordene Wort Rudolf Bultmanns auf dem Jahr 1941 denken:

 

Zitat

Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben.

 

Dass Jesus Wunder gewirkt hat, indem er die Naturgesetzte durchbrach, um so seine Sendung zu legitimieren, sehe ich nicht als Problem an.
Die entscheidende Frage lautet vielmehr: Greift Gott nur ein, indem er die Naturgesetze durchbricht? Wenn ja, wäre dies insofern problematisch, als dass wir heute über sehr genaue Messtechniken und -methoden verfügen und nichts auf übernatürliche Eingriffe hindeutet.
Präzise gefragt: Wie kann Gott in die materiellen Strukturen des Kosmos eingreifen, ohne den Energie- und Impulserhaltungssatz zu verletzen?
Kann ein Rekurs auf die Quantentheorie einen Ausweg aus der Misere bahnen?

Erstaunlich, dass in theologischen Zeitschriften wie der Herder Korrespondenz, der Theologischen Revue, Theologie und Glaube usw. praktisch keinerlei Beiträge zu diesem m.E. durchaus bedeutsamen Thema zu finden sind.
In diesem Kontext geht es bspw. ganz konkret um die Frage, ob fürbittende Gebete eine Wirkung haben können.
Hier muss ich an ein bekanntes Wort Albert Schweitzers denken:

 

Zitat

Gebete ändern nicht die Welt, aber Gebete ändern Menschen und Menschen ändern die Welt.

 

Schweitzer scheint ein verkappter Deist gewesen zu sein und mit ihm viele moderne Christen, die Gott bestenfalls einen Eingriff auf der mentalen Ebene des Menschen zugestehen, mehr aber auch nicht. Ebensowenig kann ich mich des Eindrucks erwehren, dass sich die heutige Theologie nach wie vor um das Thema herumdrückt.

Klar: Theologen sind keine Naturwissenschaftler, aber ein klein wenig sollten sie doch schon zum Thema sagen können, oder?

Im Übrigen ist damit ein weiteres Mal die Auffassung Rahners widerlegt, dass es sich bei Glaube und Naturwissenschaften um zwei Wirklichkeitsbereiche handle, die nicht in einen Konflikt miteinander geraten könnten.

bearbeitet von Danny_S.
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Meine Antwort auf diese Frage lautet: Falls Gott direkt auf der Welt eingreift, dann hat er sehr seltsame Prioritäten, die jedenfalls nicht zu dem passen, was über ihn gelehrt wird

 

Werner

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vor 23 Minuten schrieb Danny_S.:

Werner, betest Du denn auch zu Gott um das Wohl anderer?

Eigentlich nicht (mehr), nein. Ich denke aber, dass so ein Gebet für den Betenden durchaus eine psychologische Stütze sein kann, aber nur, wenn wann man daran glaubt 

 

Werner

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Die Frage ist "imho" schon sehr bedeutend, selbst wenn man sie nur in historischer Perspektive mit Blick auf die bisherige Heilsgeschichte stellt. Wenn Gott bisher noch nicht in die Geschichte dieser Welt eingegriffen hat (und folglich die Offenbarung keine ist), dann ist auch die Hoffnung, Gott werde noch ultimativ in die Geschichte eingreifen und das allgemeine Eschaton einleiten, hinfällig. 

 

Oft habe ich bei zeitgenössischen Christen den Eindruck, die Vorstellung, dass Gott in der Welt wirkt und Herr über die Geschichte ist, sei ihnen anstößig. Ich werde da eher an einen Deisten-Gott erinnert, der das Uhrwerk der Welt einmal vor unendlich langer Zeit angestoßen und sich dann an den Rand seiner Kreation als bloßer Beobachter zurückgezogen hat. Sozusagen William Blakes "Der Alte der Tage" als Programm. Zu so einem Gott um Hilfe, Erlösung oder Trost zu rufen, ist ein müßiges Unterfangen. 

 

Im Übrigen, wenn es um die Wirkungsweise Gottes in der Welt geht, so gefällt es Gott, Menschen sein Werk tun zu lassen. Das ist sozusagen der Regelfall. Große Zeichen seiner direkten Wirkmacht, seien es die Wunder des Alten Bundes oder die Taten Christi, sind exzeptionell. Auch die Wunder, welche die Heiligen unserer Zeit in Gottes Vollmacht wirken. Vor etlichen Jahrzehnten war ein Bild in katholischen Einrichtung sehr populär: Ein Kruzifix ohne Arme mit der Unterschrift: "Ich habe keine anderen Hände als eure". Das ist der Imperativ, der an den Christen herangetragen wird. Arme, Hände, Instrumente Gottes in der Welt zu sein. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 47 Minuten schrieb Danny_S.:

… und mit ihm viele moderne Christen, die Gott bestenfalls einen Eingriff auf der mentalen Ebene des Menschen zugestehen, mehr aber auch nicht.

 

Dreimal darfst du raten, warum. ;)

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vor 2 Stunden schrieb gouvernante:

Warum findest Du das Thema bedeutsam?

 

Betrachten wir das fürbittende Gebet im Rahmen der Feier der Eucharistie.

Oder denken wir an die Allerheiligenlitanei, an die vielen Wallfahrtsorte mit unzähligen Votivtafelen, usw..

Eine Glaubenspraxis ist ohne Gebet überhaupt nicht denkbar!

Selbst hier im Forum gibt es die Rubrik "Bitte um Euer Gebet".

Wenn Gebete allerdings nur eine Wirkung auf den Beter haben, dann sei zumindest die Frage erlaubt, ob es nicht effektivere Wege gibt, dasselbe Ziel zu erreichen (bspw. Psychotherapie, Meditation, autogenes Training...).

 

Ich glaube schon, dass sich die Theologie um diese Thematik Gedanken machen sollte, denn hier geht es "ums Eingemachte".

In der oben genannten Theologischen Revue ist vor einigen Monaten ein Beitrag von Ansgar Beckermann, betitelt: "Naturalismus. Entwurf eines wissenschaftlich fundierten Welt- und Menschenbilds", erschienen: https://www.uni-muenster.de/Ejournals/index.php/thrv/article/view/4472

Wenn man in einer theologischen Zeitschrift einem Atheisten, Monisten und Materialisten wie Beckermann das Wort gibt, ohne einen theologischen Gegenentwurf zu präsentieren, wundert mich langsam gar nichts mehr!

Ich sehe jedenfalls keine Kompatibilität zwischen einem christlichen Weltbild und dem heute vorherrschenden Naturalismus, der, so die Meinung vieler gebildeter Zeitgenossen, das einzig wissenschaftlich fundierte Weltbild sei. Das Höchste, wozu sich moderne Menschen noch hinreißen lassen, ist tatsächlich der Glaube an eine moderne Form eines "Uhrmachergottes", sprich: der Deismus. Dabei muss ganz klar gesagt werden: Wir Christen sind keine Deisten! Wir glauben an die Wirkmächtigkeit Gottes in seiner materiellen Schöpfung. Unser Problem ist bloß: Wir scheinen bis heute keine Theorie entwickelt zu haben, jene zu plausibilisieren.

Wenn Gott eingreift, dann darf dies nicht in einer Art und Weise geschehen, dass dabei der erste Hauptsatz der Thermodynamik verletzt wird, denn sonst haben wir heutzutage ganz schlechte Karten, um unter gebildeten Menschen Zuspruch zu finden.

 

 

 

 

 

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vor 40 Minuten schrieb Danny_S.:

Unser Problem ist bloß: Wir scheinen bis heute keine Theorie entwickelt zu haben, jene zu plausibilisieren.

Wer ist wir? Mein Problem ist es jedenfalls nicht.

 

Ich glaube an ein Wirken Gottes in der Welt  Gott steht außerhalb der Naturgesetze, die Er erschaffen hat. Er ist von den Toten auferstanden, Er ist allmächtig!

 

Ich muss keine Theorien entwickeln und ich muss nichts plausibilisieren. Ich muss ihn und sein Wirken nicht begreifen, ich kann das gar nicht, denn ich bin nur ein Mensch.

 

Und ich habe kein Problem damit.

bearbeitet von Kara
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@Danny_S.

Das Christentum hat fast 2.000 Jahre Zeit gehabt, sein Weltbild plausibel zu machen. Nannte sich "Gottesbeweise". Die materialistische Religionskritik hat sie alle anhand ihrer innere Widersprüche widerlegt. Naturwissenschaften haben dann in kaum 300 Jahren die gesamte religiöse Welterklärung abgeräumt, und durch Modelle ersetzt, die sich durch Tatsachenbeobachtungen belegen lassen.

 

Das Ergebnis war und ist ein methodischer Naturalismus, nicht diese philosophische Schimäre, die überall dort, wo sie den Glauben der Religionen durch positive "Wahrheiten" zu ersetzen versucht, ähnlich zweifelhaft ist wie die Religionen selbst. Die Naturwissenschaften haben sich nicht durchgesetzt, weil sie philosophisch schöner aussehen, sondern weil sie funktionieren. So einfach ist das!

 

Aber was ist dein Problem? Gescheitert ist nur die religiöse Welterklärung. Da sind die Naturwissenschaften einfach uneinholbar besser. Aber jenseits davon kannst du doch alles Mögliche und Unmögliche glauben. Du mußt nur damit leben, daß andere deinen Glauben nicht teilen. Weil sich Fantasien nun mal nicht beweisen lassen, ist das ein Schicksal, das dein Glaube mit anderen Fantasievorstellungen teilt. 

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Das naturwissenschaftliche Weltbild oder besser: Naturwissenschaft funktioniert. Das wird kaum jemand bestreiten. Sie funktioniert in den Bereichen, in denen sie relevant ist: Apfel fällt von Baum. Gravitation. Naturgesetz. Auch Technik und Medizin, die auf Naturwissenschaft basieren, funktionieren. Jeder von uns betätigt täglich den Lichtschalter, fährt in einem Auto oder nimmt bei Krankheit Penicillin. Das war es aber dann auch. Das naturwissenschaftliche Weltbild erschöpft sich in Beschreibung und Funktionalität. So mag es als Weltbild hinreichen, als Weltanschauung eher weniger. 

 

Daher glaube ich auch nicht, so zumindest mein Eindruck, dass bis auf militante Humanisten (Giordano-Bruno-Stiftung z. B.) und Pseudointellektuelle (etwa der GWUP), viele Menschen eine wirklich naturalistische Weltanschauung besitzen oder es behaupten, sie zu besitzen. Der Großteil der Welt interessiert sich für naturwissenschaftliche Zusammenhänge nur in ihren funktionalen Aspekten: Strom soll fließen, Krankheit geheilt werden, das Auto fahren. Eine Ideologie (wörtlich "Anschauung", ferner Weltanschauung) lässt sich daraus nicht entwickeln. Übrigens benutzen auch alle religiösen Menschen (vielleicht von manchen Sekten abgesehen) Wissenschaft und Technik. Oder zugespitzt gesagt: Auch in Mekka betätigt man den elektrischen Lichtschalter. Nur macht man daraus keine Affäre. 

 

Kurzum: Über Religiosität oder das "Wegwischen" religiöser Vorstellungen in den Gesellschaften sagt das Vorhandensein von naturwissenschaftlich fundierten Einrichtungen meines Erachtens genau gar nichts aus. 

bearbeitet von Studiosus
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Ich mach es mir vielleicht etwas zu einfach mit der Antwort, aber für mich gilt: Gott wirkt. Das „Wie“ ist für mich eher unwichtig. Alleine die Vorstellung, dass Gott alles ist, erfüllt mich mit einer solchen Bewunderung und Erleichterung. Die Frage „Wie“ stelle ich mir manchmal im Zusammenhang extrem schlimmer Ereignisse: dem Ukraine-Krieg, Missbrauch an Kindern und Jugendlichen, Mord usw. usw. Hier suche ich länger schon eine Antwort dafür (gemäß dem häufig gehörten Satz „wie kann Gott dies zulassen?“). Ich habe mir vor einiger Zeit sehr intensiv zu solch extremen Ereignissen in Zusammenhang mit Gott Gedanken gemacht und mir eine weitere wahrscheinlich sehr primitive Antwort darauf gegeben: er (sie/es/…) wird wissen, warum. Gott wirkt, Gott ist alles. All dies ist unverständlich genug, warum sollten wir dann die anderen Geschehnisse auch noch final verstehen? Ja, ich finde es schlimm und tragisch, dass all dies passiert und es gibt für mich auch keine Legitimation für Kindesmissbrauch, dass es „Gottes Wille“ sei. Definitiv nicht. Aber Gottes Wille, Gottes Wirken ist für mich so allumfassend, dass ich hierzu definitiv keine rationellere Antwort finden werde. 

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vor 2 Stunden schrieb Marcellinus:

@Danny_S.

Das Christentum hat fast 2.000 Jahre Zeit gehabt, sein Weltbild plausibel zu machen. Nannte sich "Gottesbeweise". Die materialistische Religionskritik hat sie alle anhand ihrer innere Widersprüche widerlegt. Naturwissenschaften haben dann in kaum 300 Jahren die gesamte religiöse Welterklärung abgeräumt, und durch Modelle ersetzt, die sich durch Tatsachenbeobachtungen belegen lassen.

 

Sagt der Geisteswissenschaftler. Und mindestens eine Biologin und ein Arzt (also beide eher naturwiss. geschult) zweifeln nicht an Gottes Wirken. Wie kann das sein?

 

(Ach ja, Gottesbeweise haben nichts mit dem christlichen Weltbild zu tun, aber das nur nebenbei...)

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@Studiosus: Die Frage ist, ob man es dabei belassen kann, Naturwissenschaften auf Technik zu reduzieren.

 

@Kara: Wirkt Gott, indem er die Naturgesetze durchbricht oder eröffnen Letztere den Raum für das Wirken Gottes?

Wenn Gott nur wirkt, indem er die Naturgesetze, bspw. den Energie- und Impulserhaltungssatz, verletzt, haben wir insofern ein Problem, als dass solches seit Aufkommen der modernen, hochpräzisen Messmethoden nicht beobachtet werden konnte.

Manchmal denke ich mir: Hätte Mose doch damals ein Handy mit integrierter Kamera dabeigehabt, als der Dornbusch brannte und nicht verbrannte, oder die Israeliten, als sie durch das Rote Meer zogen, welches links und rechts wie eine Säule stand!

Was ich sagen will, ist: Ich respektiere Deine Argumentation, denn sie zeugt von einem sehr tiefen Glauben, aber Du wirst hoffentlich nachvollziehen können, dass genau solche Darstellungen, wie wir sie im AT vorfinden, es dem Menschen in der heutigen Zeit erheblich erschweren, besagte Schilderungen als Tatsachenberichte aufzufassen.

Viel lieber wäre mir daher, wenn ein Weg gefunden werden könnte, wie Gott ohne Verletzung der Naturgesetze in die materiellen Strukturen der Welt eingreifen kann. Das meinste ich mit Plausibilisierung. Mit einem Verweis auf die Quantentheorie lassen sich zwar die biblischen Wunderberichte nicht erklären, aber man hätte damit vielleicht wenigstens eine Möglichkeit gefunden, zu erklären, wie Gott eingreifen kann, ohne die Erhaltungssätze der Physik zu verletzen. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass unsere Gesellschaft immer säkularer wird und die religiöse Gleichgültigkeit bis hin zum Atheismus mehr und mehr an Boden gewinnen.

 

@LALeO: Du machst es Dir keineswegs zu einfach. So wie Du handhabe ich es auch. Meine Erfahrung ist: Je intensiver ich mich mit theologischen Fragen beschäftige, desto deutlicher merke ich, dass es eine Grenze unserer menschlichen Einsicht gibt. Es gibt Dinge, die wir einfach nicht verstehen können; dazu zählt nicht nur die Frage, wie Gott in der materiellen Welt wirkt, sondern auch, was es mit einem so merkwürdigen Phänomen wie unserem Bewusstsein auf sich hat, das gleichzeitig zum Alltäglichsten gehört, was wir kennen. Echte Theologie scheint stets in Glauben überzugehen. Problematisch wird das Ganze erst, wenn man sich im Rahmen einer Dissertation mit derartigen Fragen beschäftigt und dann ins Stocken gerät.

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vor 7 Minuten schrieb rorro:

Sagt der Geisteswissenschaftler. Und mindestens eine Biologin und ein Arzt (also beide eher naturwiss. geschult) zweifeln nicht an Gottes Wirken. Wie kann das sein?

 

Viele Menschen haben ein in sich widersprüchliches Weltbild. Und ich würde mich nicht als „Geisteswissenschaftler“ bezeichnen. ;)

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vor 7 Stunden schrieb Danny_S.:

Im Übrigen ist damit ein weiteres Mal die Auffassung Rahners widerlegt, dass es sich bei Glaube und Naturwissenschaften um zwei Wirklichkeitsbereiche handle, die nicht in einen Konflikt miteinander geraten könnten.

Wo siehst du denn konkret die Auffassung Rahners widerlegt ? Hast du dafür denn auch ein nachvollziehbares Beispiel ?

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vor 8 Stunden schrieb Danny_S.:

Auf den ersten Blick eine ziemlich triviale Frage.

 

Nein. Das ist eine Frage, die schlichtweg voraussetzt, dass Gott existiert und dann auch noch in der Welt wirkt.

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vor 8 Stunden schrieb Danny_S.:

Auf den ersten Blick eine ziemlich triviale Frage.
Vermutlich werden die meisten sofort zu folgender Antwort neigen: „Durch Menschen, die sich auf seine Botschaft einlassen und ihm vertrauen.
Das würde ich keineswegs in Abrede stellen, jedoch stelle ich mir die Frage, ob Gott auch direkt in die materiellen Abläufe eingreift.

Die entscheidende Frage lautet vielmehr: Greift Gott nur ein, indem er die Naturgesetze durchbricht? 


Präzise gefragt: Wie kann Gott in die materiellen Strukturen des Kosmos eingreifen, ohne den Energie- und Impulserhaltungssatz zu verletzen?
 

Warum sind dir denn diese Fragen so wichtig ? Warum ist es für dich wichtig, dass "Gott auch direkt in die materiellen Abläufe eingreift" ? Warum muss den Gott in die Abläufe der Welt eingreifen, indem er die Naturgesetze durchbricht ? 

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vor 24 Minuten schrieb Die Angelika:
vor 8 Stunden schrieb Danny_S.:

Auf den ersten Blick eine ziemlich triviale Frage.

Nein. Das ist eine Frage, die schlichtweg voraussetzt, dass Gott existiert und dann auch noch in der Welt wirkt.

 

Dann die Frage, was das ist, ein "Gott", und was man meint, wenn man sagt, es "existiert". ;)

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GermanHeretic
vor 17 Stunden schrieb Danny_S.:

Wirkt Gott, indem er die Naturgesetze durchbricht oder eröffnen Letztere den Raum für das Wirken Gottes?

 

Auch wenn ich ich mich hiermit bestimmt wiederhole, sieht man "Gott" als den stoischen Logos, dann löst sich das Ganze wunderbar auf: "Gott" ist die Naturgesetze. Oder besser die Naturgesetzlichkeit.

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Ich finde deine Frage durchaus wichtig und möchte gerne eine Antwort aus meiner Sicht versuchen.

 

Ich finde, Marcellinus hat etwas sehr wichtiges angesprochen. Im Grunde ist die dahinterstehende Frage, wer Gott eigentlich ist. Im Grunde löst sich deine Frage in Luft auf, wenn wir uns Gott nicht als irgendein "Wesen" vorstellen. Gott als irgenwie getrennt von uns "Hier sind wir und dort ist Gott." Ich kaue da selber schon eine Weile dran rum. Ich kann mir Gott nicht (mehr) als ein "Wesen" vorstellen, das irgendetwas "tut". Ich mag den Satz (ich glaube er stammt von Thomas Merton): Gott ist nicht jemand anders.

 

Gott ist in allem, und alles ist in Gott. Ich glaube, man könnte auch sagen: Gott wirkt in allem und alles wirkt durch Gott. Wahrscheinlich denken da manche, das sei nicht mehr christlich. Dazu möchte ich zunächst mal sagen, wenn es das ist, was ich glauben kann, ist es zweitrangig, welches "Etikett" dieser Glaube bekommt. Mich überzeugt aber sehr, was der Benediktiner David Steindl-Rast dazu sagt. @Danny_S. Du beklagst, dass es kaum eine Theologie gibt, die aufgeklärte Menschen überzeugt. Vielleicht sagt dir Steindl-Rast zu. Hier ist sehr viel dazu erklärt: https://www.bibliothek-david-steindl-rast.ch/bibliothek/texte/texte-von-bruder-david/210-von-eis-zu-wasser-zu-dampf

 

Daraus:

Gott ist für Jesus nicht die für den Theismus kennzeichnende Gottheit, die, von uns getrennt, uns gegenübersteht; Jesus erlebt sich als mit Gottes eigenem Leben lebendig. Dass er von Gott als «Vater» spricht, schafft Raum für liebende Beziehung, trennt aber nicht; für semitisches Empfinden sind Vater und Sohn eins. Jedenfalls wird er schon in frühen Zeugnissen als ein Mensch dargestellt, der die göttliche Wirklichkeit für andere so überzeugend vergegenwärtigt, dass er nicht nur im Namen Gottes spricht, sondern selber Wort Gottes ist. [...] Hier hat der Mensch am Sein Gottes Anteil, ist völlig eingetaucht in die göttliche Wirklichkeit. Gott ist keine Gottheit (auch nicht die oberste), sondern «in Gott leben wir, handeln und sind» (Apg17,28).

Jesus selbst sieht dieses Einssein mit Gott keineswegs als ein Privileg, das ihm allein zusteht. Er will dieses mystische Bewusstsein allen zugänglich machen. Im Johannes-Evangelium ist das so ausgedrückt: «Alle aber, die ihn aufnahmen, ermächtigte er, Gottes Kinder zu werden» (1,12). Und Paulus prägt immer neue Wortformen, um klar zu machen, dass wir alle «in» Christus am Leben Gottes Anteil haben.

 

Auch in diesem Vortrag kann man das nachhören. Ca. ab 25:00 Min:

Im Theismus ist Gott der ‘ganz-Andere’, der himmlische Herrscher oben, getrennt von uns. Im Gegensatz dazu kommt diese Erfahrung dem Pantheismus (alles ist Gott) so nahe wie möglich, ohne pantheistisch zu sein. Im Unterschied zum Pantheismus gibt der Panentheismus dem Herzstück der Religion ‒ der Dankbarkeit Raum: Gott übersteigt alles unendlich, ist aber doch in allem und alles ist in Gott. Die Trinität ist in diesem Verständnis panentheistisch zu verstehen und nicht theistisch.

 

Ich glaube nicht an einen Gott, als eine Art Wesen, das die Welt erschaffen hat und dann hin und wieder eingreift um irgendwas zu korrigieren.

 

 

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Wie wirkt Gott in diese Welt hinein?

 

Das ist eine der ganz essenziellen Fragen und (bei genauerem Hinsehen) überhaupt nicht trivial.

 

Die Frage stellt sich verschärft, nachdem sich die traditionelle Antwort "durch naturwidrige Wunder" weitgehend erledigt hat.

Solche Wunder haben ein paar ganz gewaltige Nachteile. 

Sie widersprechen dem heutigen Weltbild. Viele wurden naturwissenschaftlich schon überführt.

Aber noch schlimmer: Man erlebt so wenige naturdurchbrechende Wunder. 

Die großen Wunder-Berichte stammen von anno tubak, als man sich mit der Natur noch nicht so gut auskannte. 

Zudem sind solche Wunder auch ein Zeichen für eine sehr unsorgfältig vollbrachte Schöpfung. Sie sind Flickschusterei.

Und sie sind immer nur punktuell. Immer dort, wo der Schöpfer nicht anständig gearbeitet hat. Da braucht man dann eine "Ausbesserung" durch Wunder.

Am Deutlichsten finde ich aber die Gegenfrage: "Wo blieben denn die Wunder in Auschwitz, wo sie dringend nötig gewesen wären? In Butscha?"

 

Okay. Wunder in diesem Sinne kann man getrost abhaken.

Das macht die Frage "wie wirkt Gott in die Welt" umso dringlicher.

Wenn nicht durch Wunder: Wodurch denn dann?

 

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Und er sprach zu dem Gelähmten: steh auf, Deine Sünden sind Dir vergeben. Und der Gelähmte stand auf, nahm seine Bahre und ging davon...

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vor 23 Stunden schrieb Marcellinus:

Dann die Frage, was das ist, ein "Gott", und was man meint, wenn man sagt, es "existiert".

 

Da liegt, denke ich, schon der Hase im Pfeffer.

 

Die Formulierung "ein Gott" entspringt einer polytheistischen Denke. 

Gemeint ist da nicht wirklich Gott (als der Urgrund allen Seins),

sondern eher lokale, punktuelle Gottheiten, die sich in einem Pantheon tummeln.

 

Solche "Götter" sind lokalpatriotische Vorstellungen. Ich könnte auch sagen: Stammesgottheiten - auch falls der Stamm vielerlei solche Gottheiten verehrt.

Selbst wenn man die ganze Erdbevölkerung als Stamm zusammenfasst, ist das angesichts der Größe des Universums immer noch sehr lokal gedacht.

Sollten wir einmal mit Aliens kommunizieren können, dann würde diese lokale Begrenzung wohl schnell auffallen.

Es stünden unsere lokalen Erdvorstellungen den Alienvorstellungen gegenüber.

Gottheiten wirken entsprechend der jeweiligen Mythologie. 

 

Dem gegenüber stehen sehr interessante Vorstellungen aus anderen Religionen.

Besonders interessant finde ich hier den Hinduismus, der millionenfach Gottheiten kennt.

Nichts Besonderes zunächst einmal.

Aber daneben kennt der Hinduismus noch Atman und Brahman. 

Und er stellt die drei obersten Gottheiten (Brahma, Wishnu, Shiva) nicht immer in die Reihe seiner vielen Gottheiten,

sondern er sieht sie als die drei "kosmischen Prinzipien".

 

Da stellt sich die Frage des Wirkens ganz anders.

Gottheiten wirken entlang der ihnen zugeschriebenen Aufgabengebiete durch bestimmte "Taten" oder auch Worte.

Aber kosmische Prinzipien wirken völlig anders. Sie wirken aus sich selbst heraus.

Shiva repräsentiert das Prinzip der Zerstörung des Alten und wird damit zum Motor, der den Wandel der Welt erst möglich macht.

Man muss dieses Prinzip nicht unbedingt Shiva nennen. Aber es ist allenthalben zu sehen. Zerstörung (und damit Platz für Neues) ist in der Welt überall. Wahrscheinlich sogar bei den Aliens - und sei es, dass sie Milliarden von Lichtjahren von uns entfernt sind.

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vor 7 Minuten schrieb Flo77:

Und er sprach zu dem Gelähmten: steh auf, Deine Sünden sind Dir vergeben. Und der Gelähmte stand auf, nahm seine Bahre und ging davon...

Hört sich nach etwas Psychosomatischem an

 

Werner

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