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Flo77

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1. Frage: Was suche ich eigentlich?

 

Familiengeschichte ist ein weites Feld und es macht Sinn sich zumindest am Anfang - aber auch später - kleine Ziele zu setzen.

Immerhin: es ist ein Datensammeln, dokumentieren, sortieren und ggf. präsentieren (z.B. Online, als Buch, als Kunst an der Wand, etc.). Will man nu4 die Träger eines bestimmten Namens finden, will man eine Ahnentafel für die Wand erstellen, will man eine Familienchronik schreiben, will man seine - weitverzweigte - Verwandtschaft mal strukturiert abbilden, will man die Geschichte eines Hauses oder eines Ortes recherchieren, der Möglichkeiten sind gar viele.

 

Dann ist die Frage wieviel Zeit (und Geld) will (und kann) man investieren. Es gibt viel Material online (teilweise frei, teilweise kostenpflichtig), es gibt Professionelle, die Einzelrecherchen aber auch größere Forschungsaufträge übernehmen (Achtung: trau schau wem, denn der Begriff "Berufsgenealoge" ist nicht geschützt!). Auch daran sollte sich der Projektumfang ein wenig orientieren, denn wenig ist frustrierender als feststellen zu müssen, daß man ein Projekt aus Zeitgründem einfach nicht fertig bekommt.

 

2. Frage: Was habe ich schon?

Am Anfang steht die Bestandsaufnahme in den eigenen Schränken. Urkunden, Briefe, Tagebücher, Totenzettel, Familienbücher, Ahnenpässe, Fotos, alte Ausweise - nichts ist im ersten Schritt zu unwichtig um nicht gesichtet zu werden. Ganz wichtig: sortieren! Zeitlich, thematisch, nach Personen, wie auch immer, aber einheitlich, damit man später noch was wiederfindet.

 

Die erste Hilfsquelle sind ältere Verwandte. Am einfachsten ist es ein Aufnahmegerät mitlaufen zu lassen (was nebenbei auch noch akustische Memorabilia kreiert). Nach allem Fragen was einem einfällt. Und notieren, wer worüber lieber nicht sprechen wollte (das sind oft die besten Geschichten). Bei Photos auf der Rückseite notieren WER, WANN und WO! Auch dazu die Verwandtschaft befragen.

 

3. Frage: Wie organisiere ich mich?

Genealogieprogramme gibt es wie Sand am Meer und ich weiß aus Erfahrung: nach 30 Vorfahren wird Papier schwierig. Es ist immer hilfreich sich ein Formular für 3, 4 Generationen (Vordrucke gibt es im Netz en masse) neben den Rechner zu legen um die Übersicht der aktuellen Frage zu behalten, aber nur Papier ist sehr platzintensiv und hat den Nachteil, daß man die Ergebnisse schlecht teilen kann.

Viele Programme haben außerdem die Funktion, daß man Bilder und Dokumente einer Person mit abspeichern kann (wobei ich immer Papier als Backup vorhalten würde!).

 

Speichern, speichern, speichern!

 

Viele Vordrucke, die Programme sowieso, nutzen Systeme der Personennummerierung um die Vorfahren in einer logischen Ordnung zu speichern. Nach dem häufigsten System nach Kekulé hat der Proband (also derjenige für den die Tafel erstellt wird) die Nr. 1, der Vater Nr. 2, die Mutter Nr.3, der Vatersvater Nr. 4, die Vatersmutter Nr. 5, der Muttersvater Nr. 6, die Muttersmutter Nr 7, usw. usf.

 

Zum Thema Verwandtschaftsbezeichnungen verweise ich hier mal auf das Netz.

 

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Hat man die Verwandtschaft abgeklappert: Bei jeder Information dokumentieren woher sie stammt und Vorsicht bei allem, was mündlich erzählt wird. Anekdoten und Geschichten sind als solche zu kennzeichnen. Wenn man sie durch Dokumente, schriftliche Zeugnisse erhärten kann (Passagierlisten, Militärakten, usw.) umso besser.

 

In Präsentationen (Tafeln, Bücher) würde ich jede Information, die nicht gesichert ist entweder auslassen oder entsprechend markieren.

 

Hat man die Verwandtschaft abgegrast, kommt der "trockenere" Teil: die Quellensuche.

 

Für das Gebiet des deutschen Reiches werden seit 1871 Standesamtsregister über Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle geführt. Diese Register unterliegen den gesetzlichen Datenschutzfristen und werden gerne nach Ablauf der Frist an die Kommunalarchive übergeben, wo die Suche etwas einfacher (und häufig auch günstiger ist).

Die Kirchenbücher für diese Zeit liegen teilweise noch in den Gemeinden, teilweise in den landeskirchlichen/diözesanen Archiven.

 

Für die Zeit vor 1871 sind die Hauptquellen die Kirchenbücher. Diese Bücher liegen entweder noch in den jeweiligen Gemeinden oder in den diözesanen/landeskirchlichen Archiven.

 

Kirchenbücher findet man heute in großer Zahl online:

 

matricula-online.eu

 

archion.de

 

archive.nrw.de

 

digitales-Archiv.erzbistum-koeln.de

 

Nach Daten kann man auch bei familysearch.org suchen (der Account ist kostenlos), ich würde diese Daten allerdings immer mit der Originalquelle abgleichen wollen. Familysearch hat wie Ancestry.com auch, auch etliches an weiterführendem Archivgut gespeichert, aber das ist dann schon für Fortgeschrittene.

 

 

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Ich hab das mal irgendwann angefangen, nur um festzustellen, daß man nach einiger Zeit einen Kasten voller Zettel und vergilbter Bilder hat, die keinem Lebenden mehr etwas sagen. Nicht einmal Gräber gibt es. Die letzten hat mein Großvater einebnen lassen, um Platz zu haben für sein eigenes.

 

Da meine Vorfahren ähnliche bedeutungslos waren wie ich heute, sammelt man am Ende nur Namen und Zahlen, nicht einmal IT-mäßig eine Herausforderung. Entsprechend habe ich es eingestellt.

 

Aber vielleicht sind eure Vorfahren ja interessanter, oder es gibt sonst Anhaltspunkte, Hinterlassenschaften oder ähnliches. Als Historiker befasse ich mich da lieber mit vergangenen Menschen größerer Bedeutung. ;)

bearbeitet von Marcellinus
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vor 18 Minuten schrieb Werner001:

Ich hoffe auch noch auf die Würzburger….

 

Werner

Was erhoffst du dir von den Würzburgern? Die Taufdokumente meines Vaters verbrannten in der Bombennacht 1945, und meine Großeltern mussten anlässlich seiner Heirat an Eides Statt erklären, dass er wirklich getauft war.

Auch seine Geburtsurkunde sowie die Heiratsurkunde seiner Eltern waren verbrannt.

bearbeitet von Juana
Ergänzung
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vor 1 Minute schrieb Juana:

Was erhoffst du dir von den Würzburgern? Die Taufdokumente meines Vaters verbrannten in der Bombennacht 1945, und meine Großeltern mussten anlässlich seiner Heirat an Eides Statt erklären, dass er wirklich getauft war.

Dass die Bücher Online gestellt werden. Auf den Dörfern, von denen meine Ahnen stammen, ist nichts verbrannt

 

Werner

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vor 6 Minuten schrieb Juana:

Was erhoffst du dir von den Würzburgern? Die Taufdokumente meines Vaters verbrannten in der Bombennacht 1945, und meine Großeltern mussten anlässlich seiner Heirat an Eides Statt erklären, dass er wirklich getauft war.

Auch seine Geburtsurkunde sowie die Heiratsurkunde seiner Eltern waren verbrannt.

Meine Vorfahren stammten aus Krombach (Alzenau).

 

Leider gibt das Archiv nur an, aus welchen Orten Bücher da sind, aber nicht aus welchen Zeiträumen.

https://abbw.bistum-wuerzburg.de/archiv/familienforschung/

 

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Die beiden Eingangspostings von Flo77 bieten einen hervorragenden Einstieg.

 

Eine wesentliche Ergänzung ist noch nachzutragen. Currentschrift lesen (lernen! )

Da habe ich aus der Volksschule 1959/60 schon Grundkenntnisse mitgebracht, die ich dann auch zur beruflichen Nutzung zu meiner fast vollkommenen Zufriedenheit ausbauen konnte. Ich sage nur Urkunden über altrechtliche Dienstbarkeiten und verweise dazu auf einen alten Beitrag von mir. In manche Handschriften muss man sich aber erst mühsam einlesen und bei einigen Einträgen in Matrikelbüchern habe aus dem Schriftbild den Eindruck gewonnen, dass der Verfasser beim Schreiben nicht mehr ganz nüchtern war.

Ein

Prof. Ing. Felix Gundacker

Pantzergasse 30/8

A-1190 WIEN

Tel = 0043 676 40 11 059

www.GenTeam.eu bietet gelegentlich mehrteilige Informationsveranstaltungen an.

Shubashi wird jetzt sicher sagen: Schad, dass Wien so abgelegen liegt. ;)

 

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Es gibt auch noch das forum-ahnenforschung.eu.

 

Da geht es zwar vor allem um Österreich, aber Herr Gundacker stellt dort regelmäßig Veranstaltungshinweise ein.

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Wow.

Meines ist das ja nicht,aber ich habe wirklich Respekt vor der Arbeit und der Sorgfalt,die @Flo77- und Andere- da rein stecken.

In unserer Familie ist es der Bruder meiner Mutter und es war der älteste Bruder meines Vaters,die das gemacht haben.

Insofern weiss ich ganz gut Bescheid. 

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13 hours ago, Marcellinus said:

Ich hab das mal irgendwann angefangen, nur um festzustellen, daß man nach einiger Zeit einen Kasten voller Zettel und vergilbter Bilder hat, die keinem Lebenden mehr etwas sagen. Nicht einmal Gräber gibt es. Die letzten hat mein Großvater einebnen lassen, um Platz zu haben für sein eigenes.

 

Da meine Vorfahren ähnliche bedeutungslos waren wie ich heute, sammelt man am Ende nur Namen und Zahlen, nicht einmal IT-mäßig eine Herausforderung. Entsprechend habe ich es eingestellt.

 

Aber vielleicht sind eure Vorfahren ja interessanter, oder es gibt sonst Anhaltspunkte, Hinterlassenschaften oder ähnliches. Als Historiker befasse ich mich da lieber mit vergangenen Menschen größerer Bedeutung. ;)


Da möchte ich doch gerne mal eine Lanze für Flo brechen - gerade in der Geschichtsforschung ist doch Alltagsgeschichte inzwischen eine sehr etablierte Disziplin. 
In meinem Fall ist mein Interesse gewachsen, als ein Onkel mal in einer Nebenbemerkung erwähnte, wie der polnischstämmige Zweig in den 30er Jahren unter den Nazis keine gute Zeit hatte. Was das konkret bedeutete, weiß ich leider nicht, aber es würde mich schon interessieren. Es gab ja nun nach der Reetablierung der zweiten polnischen Republik 1918 einige Bewegung, die u.a. wohl aus irgendeinem Grund auch meine Urgroßmutter nach Bremen verschlagen haben muss.

Möglicherweise könnte ich also an Menschen, die so komplett unbedeutend wie ich selbst waren, doch einen sehr interessanten Teil europäischer Geschichte nachvollziehen. Fände ich schon sehr spannend!

(und da kommt auch der katholische Hausglaube her, der mit mir in unserer Familie aussterben wird. Meinen protestantischen Nichten eine letzten biographischen Hinweis dazu zu hinterlassen, wäre vielleicht auch für sie interessant.)

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vor einer Stunde schrieb Shubashi:

Da möchte ich doch gerne mal eine Lanze für Flo brechen - gerade in der Geschichtsforschung ist doch Alltagsgeschichte inzwischen eine sehr etablierte Disziplin. 

 

Da rennst du bei mir offene Türen ein. Aber was du da schilderst, ist ja noch Zeitgeschichte, also für mich die Geschichte meiner UrUrgroßeltern. Bis dahin ist das auch alles bekannt. Vom Urgroßvater gibt es noch Bilder, Geschichten, sogar Hinterlassenschaften. Die Großväter habe ich beide noch erlebt und den Rest ja sowieso. Im 1. Weltkrieg war mein Großvater als Landreserveoffizier in Verdun, die Nazizeit war die Jugendzeit meines Vaters und in den Ruinen des 2. Weltkriegs bin ich zur Schule gegangen.

 

Zumindest die Namen der Kinder meines Urgroßvaters sind bekannt, von den meisten weiß man auch, wo sie abgeblieben sind (viele sind nach Amerika ausgewandert, wo sich ihre Spur verliert). Aber dahinter wird es undeutlich und auch belanglos. Es waren Heuerleute, die außer ihrem Namen in den Kirchenbüchern (übrigens so weit wir wissen, alles Lutherische) nichts hinterlassen haben. Was nützt mir da das Wissen, daß um 1725 ein Christian X. in irgendeinem gottverlassenen Kaff in der Nähe geboren ist?

 

Andere mögen eine spannendere Familiengeschichte habe, und ich bin der letzte, der für solche Forschungen kein Verständnis hätte. Aber meine gibt leider nichts her. Das muß man wie vieles einfach hinnehmen. ;)

 

 

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vor 50 Minuten schrieb Marcellinus:

Andere mögen eine spannendere Familiengeschichte habe, und ich bin der letzte, der für solche Forschungen kein Verständnis hätte. Aber meine gibt leider nichts her. Das muß man wie vieles einfach hinnehmen. ;)

 

Was meinst Du mit "bedeutend"?

 

Meine Familie hat über die 380 Jahre, die ich ansatzweise überblicken kann, keine "Promis" in dem Sinne hervorgebracht. Meine Kinder mögen mit zwei Promis weitläufig verwandt sein (was ich nur durch reinen Zufall herausgefunden habe), aber die Jagd nach "großen Namen" finde ich eher albern. Genauso nach hohem Adel. Dessen Beitrag zum Leben der Zeit mag teilweise besser dokumentiert sein, aber keiner dieser Würdenträger war mehr wert als jeder meiner Ahnen.

 

Ich betrachte das eher unter dem Motto "Überlebensstrategien unter merkwürdigen Umständen". Z.B. haben wir Ahnen, die beim Türkenkrieg um Wien umgekommen sind. Wir haben Ahnen, die seit dem 30jährigen Krieg über 150 Jahre unter Dauerkonflikten standen, Ahnen die im protestantischen Holland zur katholischen Minderheit gehörten, wir haben Auswanderer, Rückkehrer, Wirtschaftsflüchtlinge, Zuwanderer, und ein paar Biographien, bei denen man sich denkt "WtF? Mit dir wollte ich auch nicht tauschen..."

 

Daß es die eigenen Vorfahren sind - ohne deren Einzelentscheidungen es einen selbst gar nicht gäbe, macht - finde ich zumindest - ein wenig demütig und auch ein wenig dankbar. Gerade wenn man sieht, was einige durchgemacht haben damit unser Leben heute so aussieht.

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Ich habe beim Ausräumen meines Elternhauses den Ariernachweis meiner Großeltern gefunden ... 

Das war auch nicht uninteressant ... 

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vor 10 Minuten schrieb laura:

Ich habe beim Ausräumen meines Elternhauses den Ariernachweis meiner Großeltern gefunden ... 

Das war auch nicht uninteressant ... 

Spannend wird es, wenn man die Dinger prüft und dann feststellt, das es da so merkwürdige Diskrepanzen gibt 😁

 

 

Meine Großeltern habe erst nach dem Krieg geheiratet und meine Urgroßeltern noch in der Weimarer Republik - es wäre am Anfang wirklich hilfreich gewesen, wenn ich so einen Nachweis gehabt hätte...)

bearbeitet von Flo77
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vor 15 Minuten schrieb Flo77:
vor einer Stunde schrieb Marcellinus:

Andere mögen eine spannendere Familiengeschichte habe, und ich bin der letzte, der für solche Forschungen kein Verständnis hätte. Aber meine gibt leider nichts her. Das muß man wie vieles einfach hinnehmen. ;)

 

Was meinst Du mit "bedeutend"?

 

Daß von einer Person mehr übrig bleibt, ein Haus, ein Grabstein, ein Brief, irgendwas, als nur ein Name und Geburtsdatum im Kirchenbuch. 

 

vor 16 Minuten schrieb Flo77:

Meine Familie hat über die 380 Jahre, die ich ansatzweise überblicken kann, keine "Promis" in dem Sinne hervorgebracht. Meine Kinder mögen mit zwei Promis weitläufig verwandt sein (was ich nur durch reinen Zufall herausgefunden habe), aber die Jagd nach "großen Namen" finde ich eher albern. Genauso nach hohem Adel. Dessen Beitrag zum Leben der Zeit mag teilweise besser dokumentiert sein, aber keiner dieser Würdenträger war mehr wert als jeder meiner Ahnen.

 

Ich betrachte das eher unter dem Motto "Überlebensstrategien unter merkwürdigen Umständen". Z.B. haben wir Ahnen, die beim Türkenkrieg um Wien umgekommen sind. Wir haben Ahnen, die seit dem 30jährigen Krieg über 150 Jahre unter Dauerkonflikten standen, Ahnen die im protestantischen Holland zur katholischen Minderheit gehörten, wir haben Auswanderer, Rückkehrer, Wirtschaftsflüchtlinge, Zuwanderer, und ein paar Biographien, bei denen man sich denkt "WtF? Mit dir wollte ich auch nicht tauschen..."

 

Hätte ich Vorfahren, von denen ähnliches auch nur ansatzweise bekannt wäre, würde auch ich dem ganz sicher nachspüren.

 

vor 16 Minuten schrieb Flo77:

Daß es die eigenen Vorfahren sind - ohne deren Einzelentscheidungen es einen selbst gar nicht gäbe, macht - finde ich zumindest - ein wenig demütig und auch ein wenig dankbar. Gerade wenn man sieht, was einige durchgemacht haben damit unser Leben heute so aussieht.

 

Dafür muß ich allerdings keine Ahnenforschung betreiben. Allgemeines Geschichtsstudium reicht da völlig. :D

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vor 2 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Daß von einer Person mehr übrig bleibt, ein Haus, ein Grabstein, ein Brief, irgendwas, als nur ein Name und Geburtsdatum im Kirchenbuch. 

In einem unserer Hochgebete werden "die Verstorbenen an die niemand mehr denkt" erwähnt.

 

Was die Erinnerungsstücke angeht, bin ich mittlerweile etwas skeptisch. Nicht nur, weil Briefe, Photos, Gegenstände einfach Platz wegnehmen. Daß die Zeit ein Leben quasi überrollt hat, verurteilt ja nicht automatisch zur damnatio memoriae.

 

vor 2 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Hätte ich Vorfahren, von denen ähnliches auch nur ansatzweise bekannt wäre, würde auch ich dem ganz sicher nachspüren.

Vieles ergab sich überhaupt erst aus dem Rohgerüst als dann "Ungereimtheiten" auftauchten, die "den Flow" quasi störten.

 

Wieso hat eine Minderjährige in der Sterbeurkunde ihres Vater eine andere Adresse als dessen Wohnung oder Sterbeanschrift (vor 1910)?

Der (30jährige) Krieg war vorbei, wieso tauchen im Kirchenbuch unseres Dorfes immer wieder fremde Soldaten, Flüchtlinge oder Verwüstungen auf (1640-1795)?

Wieso kam die Einwilligung des Vaters zur Hochzeit einer ü30-Braut über den Bürgermeister einer über 20 km entfernten Nachbarstadt während Mutter und Braut im Ort wohnten (vor 1850).

Wie kam der Forstknecht aus Böhmen in unser Kaff im Rheinland (ca.1770)?

 

Es gibt Fälle, in denen findet man wirklich nur einen Namen und ein Datum, aber selbst diese Namen können zu einer Überraschung führen.

 

Meiner Erfahrung nach entwickelt man zu manchen Vorfahren auch ein innigeres Verhältnis als zu anderen. Insbesondere, wenn ich Daten aus aufbereiteten Quellen bekomme ist das eher ein "ich schreib das jetzt mal runter", wenn man selbst sucht ist das "Kennenlernen" teilweise intensiver ("Ach Maria schon wieder schwanger? Hätten 6 nicht gereicht...")

 

vor 2 Minuten schrieb Marcellinus:

Dafür muß ich allerdings keine Ahnenforschung betreiben. Allgemeines Geschichtsstudium reicht da völlig. :D

Es bekommt ein anderes Gewicht, wenn es die eigene Familie betrifft.

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vor 54 Minuten schrieb Flo77:

Der (30jährige) Krieg war vorbei, wieso tauchen im Kirchenbuch unseres Dorfes immer wieder fremde Soldaten, Flüchtlinge oder Verwüstungen auf (1640-1795)?

Na da würde ich mal Richtung Frankreich schauen

 

Werner

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vor 24 Minuten schrieb Werner001:

Na da würde ich mal Richtung Frankreich schauen

Nicht nur Frankreich...

 

In den 150 Jahren zwischen dem 30jährigen Krieg und der Französischen Besatzung 1795 war unsere Gegend (zwischen Köln und Aachen) quasi permanent Kriegs- und Durchmarschgebiet:

 

Jülich-Klevischer-Erbfolgestreit (1609-1672)

Niederländisch-Französischer-Krieg (1672-1678)
Pfälzischer Erbfolgekrieg (1688-1697)

Spanischer Erbfolgekrieg (1701-1714)

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vor 14 Minuten schrieb Flo77:

Nicht nur Frankreich...

 

In den 150 Jahren zwischen dem 30jährigen Krieg und der Französischen Besatzung 1795 war unsere Gegend (zwischen Köln und Aachen) quasi permanent Kriegs- und Durchmarschgebiet:

 

Jülich-Klevischer-Erbfolgestreit (1609-1672)

Niederländisch-Französischer-Krieg (1672-1678)
Pfälzischer Erbfolgekrieg (1688-1697)

Spanischer Erbfolgekrieg (1701-1714)

 Na bei dreien davon kann man ruhig auf Frankreich zeigen

 

Werner

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vor 19 Stunden schrieb Flo77:

Gerade wenn man sieht, was einige durchgemacht haben damit unser Leben heute so aussieht.

Die sind also Schuld daran, dass wohlstandsverwahrloste Drecksblagen rumplärren können, sie hätten keine Zukunft mehr... :ninja:

bearbeitet von rince
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vor 54 Minuten schrieb rince:

Die sind also Schuld daran, dass wohlstandsverwahrloste Drecksblagen rumplärren können, sie hätten keine Zukunft mehr... :ninja:

Nein, daran sind sie nicht schuld. Im Gegenteil, diese jungen Leute haben immer weniger Ahnung davon, wie schwer das Leben in früheren Zeiten war. Ich habe beim Googeln in einem Archiv über NS-Verfolgte den Namen meines ersten Schwiegervaters gefunden, der Gefangener in einem KZ gewesen war. Diese einfachen Daten sagen nichts darüber aus, was die Konsequenzen dieser Tatsache für seine Familie war. Dieses Leid kann sich heute keiner mehr vorstellen. Heutige Generationen finden eine andere Welt vor, sehr komplex. Aber vor einigen schrecklichen Erfahrungen wurden und werden sie noch verschont. Tatsächlich ist es schon ein Luxus, wenn man ein Leben hat, in dem man selbst keinen Krieg erleben muss.

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22 hours ago, Marcellinus said:

…..Andere mögen eine spannendere Familiengeschichte habe, und ich bin der letzte, der für solche Forschungen kein Verständnis hätte. Aber meine gibt leider nichts her. Das muß man wie vieles einfach hinnehmen.


Du bist da gewissermaßen desillusioniert - ich aber weiß es ja noch nicht.

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