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Auswirkungen der fortschreitenden Säkularisierung der Gesellschaft auf das ethische Handeln der Menschen


Danny_S.

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Lange Zeit vertraten sowohl Amtsträger als auch Laien die Haltung, die fortschreitende Säkularisierung unserer Gesellschaft würde zu einem immer größeren ethischen Verfall und einer wachsenden Zahl an ethischen Dammbrüchen führen.

Wenn ich mich aber in unserer heutigen Gesellschaft umschaue, habe ich den Eindruck, dass das genaue Gegenteil der Fall ist.

 

Noch nie waren die Menschen in ethischer Hinsicht so sensibel wie heute.

Das beginnt bei der Rückgabe der Benin-Bronzen und geht bis hinein in die Sprache: Die Uni Münster wird nicht mehr nach Kaiser Wilhelm II. benannt, jede Ungleichheit zwischen Mann und Frau soll doch die Gendersprache beseitigt werden, es gibt keine Mohrenköpfe mehr und bald auch keine Zigeunerschnitzel (wobei der Fleischverzehr bei immer mehr Menschen verpönt ist), und „geistig Behinderte“ heißen, wie ich unlängst anhand der Berichterstattung der Tagesschau und der heute-Sendung festgestellt habe, ab sofort „geistig Beeinträchtigte“ (wobei für mein Empfinden „geistig beeinträchtigt“ weitaus problematischer ist als „geistig behindert“).

Der Themenbereich Umwelt- und Klimaschutz ist ein weiteres Feld oder nehmen wir die Migrationspolitik: Wer sich für eine Begrenzung der illegalen Migration starkmacht, wird heute sofort als Vertreter unethischer Positionen angesehen und in eine rechte Ecke gerückt.

Die Gleichstellung queerer Menschen könnte ebenfalls genannt werden.

Kurzum: All jene Befürchtungen haben sich nicht nur nicht bewahrheitet, sondern das Gegenteil ist eingetreten!

 

Auf der anderen Seite haben gerade die vergangenen Jahre gezeigt, welchen Machtmissbrauch es unter dem Dach der Kirche gegeben hat, wobei sich nicht leugnen lässt, dass ihre hierarchischen Strukturen einen solchen begünstigt haben.

Konservative Christen verweisen in diesem Kontext weiterhin gerne auf das Thema Abtreibungen; ansonsten sehe ich jedoch keine Belege, die die anfängliche These stützen.

In gewisser Weise ist die Entwicklung nachvollziehbar: Wo Menschen nicht mehr an eine ausgleichende postmortale Gerechtigkeit glauben, werden sie umso mehr bemüht sein, an gerechteren Verhältnissen zu arbeiten.

Wie seht ihr das?

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Am 3.7.2023 um 10:39 schrieb Danny_S.:

In gewisser Weise ist die Entwicklung nachvollziehbar: Wo Menschen nicht mehr an eine ausgleichende postmortale Gerechtigkeit glauben, werden sie umso mehr bemüht sein, an gerechteren Verhältnissen zu arbeiten.

Wie seht ihr das?

 

Ja, das sehe ich auch so. Ob es ein Leben nach dem Tod gibt, ist Glaubenssache, dass es ein Leben vor dem Tod gibt, das ist Fakt.

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vor 1 Minute schrieb Higgs Boson:

dass es ein Leben vor dem Tod gibt, das ist Fakt.

Eine Existenz vielleicht.

 

Ob es ein Leben ist, ist Definitionssache.

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vor 2 Minuten schrieb Flo77:

Eine Existenz vielleicht.

 

Ob es ein Leben ist, ist Definitionssache.

 

Rein biologistisch betrachtet, ist diese Existenz Leben.

 

Ansonsten geht es genau darum, das diese Existenz lebenswert ist.

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vor 10 Minuten schrieb Flo77:

Eine Existenz vielleicht.

 

Ob es ein Leben ist, ist Definitionssache.

Und das nach dem Tod ist besser? Für alle Ewigkeit rumhocken und verzückt sein?

 

Werner

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vor 40 Minuten schrieb Higgs Boson:

Rein biologistisch betrachtet, ist diese Existenz Leben.

 

So isses!

 

vor 40 Minuten schrieb Higgs Boson:

Ansonsten geht es genau darum, das diese Existenz lebenswert ist.

 

Eigentlich ist das nicht die Frage. Wer seine Existenz nicht für lebenswert hält, wird sich nicht fortpflanzen. Übrig bleiben die anderen. Wir alle sind die Nachkommen von denen, die überleben wollten. 

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Wenn ich mir die Korruption und soziale Ungerechtigkeit auf dieser Welt anschaue, dann sehe ich die Sache nicht ganz so rosig.

 

Ungeachtet dessen, dass es keinen signifikanten Unterschied in Sachen Gläubige oder Ungläubige gibt, was ethisches Denken und Handeln betrifft.

bearbeitet von nannyogg57
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vor 17 Minuten schrieb nannyogg57:

Wenn ich mir die Korruption und soziale Ungerechtigkeit auf dieser Welt anschaue, dann sehe ich die Sache nicht ganz so rosig.

 

Natürlich gibt‘s das alles, nur ist es nichts Neues.

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Am 3.7.2023 um 10:39 schrieb Danny_S.:

Auf der anderen Seite haben gerade die vergangenen Jahre gezeigt, welchen Machtmissbrauch es unter dem Dach der Kirche gegeben hat, wobei sich nicht leugnen lässt, dass ihre hierarchischen Strukturen einen solchen begünstigt haben.

Konservative Christen verweisen in diesem Kontext weiterhin gerne auf das Thema Abtreibungen; ansonsten sehe ich jedoch keine Belege, die die anfängliche These stützen.

 

Was mir in dem Kontext klar geworden ist, die Kirche als Machtfaktor, ist dass es dadurch einen Shift im Fokus der Lehre gegeben hat.

 

War das ursprüngliche Christentum apokalytisch, dass die ZJ dagegen alt aussehen, hat die Zeit, in der zum Einen das Ende der Welt dann doch nicht kam und durch weltliche Macht ersetzt wurde, dazu geführt, dass das aktuelle Christentum das Ende zwar theoretisch immer noch irgendwie erwartet, aber nicht vor dem Abendessen.

 

Eine unmittelbare Endzeiterwartung wie sie Jesus noch verkündet hat, relativiert so Sachen wie Geld, Ehe und Kinder. Wer davon ausgeht, dass er seine Rente im Reich Gottes verbringt, ist wenig motiviert in finanzielle Versorgung zu investieren. ZJ machen uns das heute noch vor, der Jugend wird seit Jahrzehnten davon abgeraten eine höhere Bildung anzustreben und stattdessen lieber predigen zu gehen. Viele Verkündiger der ZJ verzichten aus genau diesem Grund auf Kinder, auch wenn das langsam aber sicher aus der Mode kommt. (Warum wohl?) Aktuelles Christentum schüttelt darüber den Kopf, doch es liegt genau auf der Linie dessen, was Jesus wohl meinte, als er sagte, man solle alles Geld den Armen geben. Wenn das Reich Gottes auf Erden vor dem Nachmittagskaffee anbricht, ist weltliche Habe nur Tand.

 

So ist es durchaus verständlich, dass mit dem Verlust des Endzeitfokus, die 'Arme Kirche' nicht mehr umgesetzt werden wollte. Selbst wenn sie im Lauf der Kirchengeschichte immer wieder gefordert wurde, so doch nie aufgrund ihres ursprünglichen Motivs, sondern weil man darin entweder eine Forderung Jesu sah (Bettelorden) oder eine Konsequenz aus der sozialen Gerechtigkeit (Theologie der Befreiung).

 

Auch wenn soziale Gerechtigkeit, wie sie beispielsweise im Tenach immer wieder gefordert wird, wie sie im sogenannten 'Almosengeben' als religiöse Pflicht einen festen Platz in Judentum und Islam hat, den christlichen theologischen Grundprinzipien nicht widerspricht, sie hat es nie zu einem wirklichen fundamentalen Stützpfeiler gebracht. Sie ist im katholischen Kontext im Besten Fall nur eines von vielen 'guten Werken' wie Wallfahrt, Kirchenbau usw.

 

Dass dabei dann die Naherwartung durch einen jenseitigen Himmel ersetzt wurde, machte das Ansammeln von Tand auf der einen Seite attraktiv, da man nicht davon ausgehen musste, dass nach dem Nachtisch einfach alles weg ist, auf der anderen Seite konnte man das Wohl der Menschen getrost vernachlässigen, weil ja der Himmel mit allem was darinnen ist nach diesem irdischen Jammertal wartet.

 

Auch wenn soziale Gerechtigkeit von einzelnen Christen immer wieder entdeckt wurde. Es erscheint immer viel wichtiger, ob einzelne Worte im Gottesdienst korrekt formuliert sind und ob der Mesner die richtige liturgische Farbe aufgelegt hat.

 

Der Prophet Amos bspw. hatte zu solcherlei eine sehr eindeutige Meinung, die ggf., wenn sie dran ist, vermutlich sogar vorgelesen wird. Aber da es sich dabei um Tieropfer im Tempel statt um liturgische Worte handelt und die christlichen Pastoren nicht mit dem Schlachtbeil rumlaufen, kann man den tieferen Sinn getrost ignorieren.

 

 

bearbeitet von Higgs Boson
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Am 5.7.2023 um 14:14 schrieb Marcellinus:

Wer seine Existenz nicht für lebenswert hält, wird sich nicht fortpflanzen.

Es sei den "der Trieb" gewinnt hin und wieder mal die Oberhand. Fortpflanzen muss ja nicht immer geplant erfolgen 😉 

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Am 3.7.2023 um 10:39 schrieb Danny_S.:

In gewisser Weise ist die Entwicklung nachvollziehbar: Wo Menschen nicht mehr an eine ausgleichende postmortale Gerechtigkeit glauben, werden sie umso mehr bemüht sein, an gerechteren Verhältnissen zu arbeiten.

Wie seht ihr das?

Ich kann nicht so recht nachvollziehen wie ein individueller Glaube an eine "ausgleichende postmortale Gerechtigkeit", dessen Angemessenheit theologisch zu diskutieren wäre, ein  Gegenbild darstellen sollte zur Vorstellung einer "fortschreitende Säkularisierung unserer Gesellschaft", einer Vorstellung ein Kollektiv betreffend.

Was das Arbeiten "an gerechteren Verhältnissen" - eine auf den ersten Blick säkulare Zielsetzung - mit dem Glauben des Einzelnen zu tun haben sollte, ist auch nicht klar.

Mir scheint, dass dein Denken bereits so stark "säkularisiert" ist, dass dir die wesentlichen Glaubensinhalte abhanden gekommen sind.

bearbeitet von SteRo
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vor 2 Stunden schrieb SteRo:

Was das Arbeiten "an gerechteren Verhältnissen" - eine auf den ersten Blick säkulare Zielsetzung - mit dem Glauben des Einzelnen zu tun haben sollte, ist auch nicht klar.

 

Das glaube ich Dir gerne.

Magst Du mal in das erste Kapitel von Jesaja reinschauen und ganz kurz überlegen, worin die 'Sünden' des Volkes bestand?

 

*Spoileralarm* mangelnder Glaube war es nicht - im Gegenteil.

 

Und dann vergleiche das mit Matthäus 25, am besten ab Vers 31. Was wird da von Böcken und Schafen gefordert?

 

*Spoileralarm* Glaube ist es nicht.

 

Sagen wir es mal so, es gibt wichtigeres, als wahrer Glaube, sollte man Bibel und Tenach ernst nehmen. Das macht Glauben nicht unwichtig, er ist eine wunderbare Sache, aber alles andere als entscheidend.

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vor 4 Stunden schrieb Higgs Boson:

 

Das glaube ich Dir gerne.

Magst Du mal in das erste Kapitel von Jesaja reinschauen und ganz kurz überlegen, worin die 'Sünden' des Volkes bestand?

 

*Spoileralarm* mangelnder Glaube war es nicht - im Gegenteil.

 

Und dann vergleiche das mit Matthäus 25, am besten ab Vers 31. Was wird da von Böcken und Schafen gefordert?

 

*Spoileralarm* Glaube ist es nicht.

 

Sagen wir es mal so, es gibt wichtigeres, als wahrer Glaube, sollte man Bibel und Tenach ernst nehmen. Das macht Glauben nicht unwichtig, er ist eine wunderbare Sache, aber alles andere als entscheidend.

Und das als Erwiderung auf meine Worte "Was das Arbeiten "an gerechteren Verhältnissen" - eine auf den ersten Blick säkulare Zielsetzung - mit dem Glauben des Einzelnen zu tun haben sollte, ist auch nicht klar. " ???

 

Du gehst mit keiner Silbe auf meinen Einwand ein. Wenn du über Glauben (im Allgemeinen) vor der letzten Offenbarung ("das erste Kapitel von Jesaja") und Glauben (im Allgemeinen) nach der letzten Offenbarung ("Matthäus 25, am besten ab Vers 31") reden willst, ist das in Ordnung, aber das geht an meinen Worten, auf die du dich zu beziehen vorgibst, vorbei. Meine Worte: "Was das Arbeiten "an gerechteren Verhältnissen" - eine auf den ersten Blick säkulare Zielsetzung - mit dem Glauben des Einzelnen zu tun haben sollte, ist auch nicht klar. "

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Das würde ich so nicht sagen. Was zZ abgeht, hat mit Ethik wenig zu tun. Die ethischen Grundsätze haben sich in der westlichen Gesellschaft die letzten Jahrzehnte über nicht verändert und sie werden auch nicht stärker beachtet.

Der Verlust von etablierter Religion hat eher dazu geführt, daß sich Menschen eine neue gesucht haben. Wir haben in der Buchstabensalat-Community Prozessionen, Märtyrer, eine Ikonografie und einen unerschütterlichen Aberglauben an unwissenschaftlichen Blödsinn sowie die völlige Abkehr von sinnvollen semantischen Definitionen bestimmter Begriffe, über die diskutiert wird. Darauf wird eine strikte Moral gesetzt, deren winzigste Nichtbefolgung einen Ausschluß aus der Gemeinschaft nach bester Sektenmanier erzeugt, die sog. cancel culture. Hinzu kommen politische und wirtschaftliche Interessen, die den Kult befeuern.

Es ist mehr Religion statt mehr Ethik, und zwar der eher negative Aspekt von Religion. Wer mit dem Christentum oder der Kirche nicht (mehr) klarkommt, für den gibt es echt bessere Alternativen als dieser jegliche Vernunft leugnende Kram, der gerade passiert.

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vor 35 Minuten schrieb GermanHeretic:

Wer mit dem Christentum oder der Kirche nicht (mehr) klarkommt, für den gibt es echt bessere Alternativen als dieser jegliche Vernunft leugnende Kram, der gerade passiert.

 

Oder man versucht es zumindest eine Zeit lang ohne "Ersatzreligion", was angesichts der Tatsache, daß Religion im Leben der meisten Menschen, egal ob Kirchenmitglied oder nicht, eh keine Rolle mehr spielt, keine echte Herausforderung sein sollte. ;)

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vor 1 Minute schrieb Marcellinus:

Oder man versucht es zumindest eine Zeit lang ohne "Ersatzreligion", was angesichts der Tatsache, daß Religion im Leben der meisten Menschen, egal ob Kirchenmitglied oder nicht, eh keine Rolle mehr spielt, keine echte Herausforderung sein sollte. ;)

 

Das bezweifele ich so langsam. Offensichtlich benötigen die allermeisten Menschen einen religiösen Halt, und egal ob sie ihren Halt "Religion" oder was anderes nennen, sie praktizieren es dennoch. (Du bist da vielleicht außen vor. :) )

Veganismus, Buchstabensalat, Kommunismus - das sind alles vorgeblich säkulare Ideologien, die aber in sich sowas von religiös sind. Und da lassen sich bestimmt noch genügend andere Beispiele finden.

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vor 3 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Oder man versucht es zumindest eine Zeit lang ohne "Ersatzreligion", was angesichts der Tatsache, daß Religion im Leben der meisten Menschen, egal ob Kirchenmitglied oder nicht, eh keine Rolle mehr spielt, keine echte Herausforderung sein sollte. ;)

 

Nur scheint das, der Verzicht auf Ersatzreligionen bei Ablegen der alten Religion, nicht so einfach zu sein. 

 

Und die Beobachtung der Wirklichkeit legt eher nahe, dass sich jeder in eine Art Ersatzreligion flüchtet, ob ihm das bewusst ist oder nicht. Einer betet (im übertragenen Sinne) die vom Klimawandel bedrohte Erde an, ein anderer erhebt sein säkulares Weltbild zur Quasi-Religion. Da sind viele bei Licht besehen weit weniger konsequent als vermutet. 

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Gerade eben schrieb Studiosus:

Nur scheint das, der Verzicht auf Ersatzreligionen bei Ablegen der alten Religion, nicht so einfach zu sein. 

 

Und die Beobachtung der Wirklichkeit legt eher nahe, dass sich jeder in eine Art Ersatzreligion flüchtet, ob ihm das bewusst ist oder nicht. Einer betet (im übertragenen Sinne) die vom Klimawandel bedrohte Erde an, ein anderer erhebt sein säkulares Weltbild zur Quasi-Religion. Da sind viele bei Licht besehen weit weniger konsequent als vermutet. 

 

Der Nachweis würde mich interessieren. 

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vor einer Stunde schrieb GermanHeretic:
vor 1 Stunde schrieb Marcellinus:

Oder man versucht es zumindest eine Zeit lang ohne "Ersatzreligion", was angesichts der Tatsache, daß Religion im Leben der meisten Menschen, egal ob Kirchenmitglied oder nicht, eh keine Rolle mehr spielt, keine echte Herausforderung sein sollte. ;)

 

Das bezweifele ich so langsam. Offensichtlich benötigen die allermeisten Menschen einen religiösen Halt, und egal ob sie ihren Halt "Religion" oder was anderes nennen, sie praktizieren es dennoch. (Du bist da vielleicht außen vor. :) )

Veganismus, Buchstabensalat, Kommunismus - das sind alles vorgeblich säkulare Ideologien, die aber in sich sowas von religiös sind. Und da lassen sich bestimmt noch genügend andere Beispiele finden.

 

Natürlich gibt es das alles, und besonders bei vorher religiös engagierten Menschen findet man, daß sie sich hinterher einen ideologischen Ersatz holen. Andererseits denke ich nicht, daß es die allermeisten Menschen sind. Bei denen beobachte ich, daß die Religion oftmals schon über ein oder zwei Generationen langsam verschwunden ist, ohne daß es zu einer Art "Ersatzglauben" kommt. In der Öffentlichkeit sieht das manchmal anders aus, weil ideologische Moden oft über die ÖRRs gepushed werden, und deshalb größer aussehen, als sie sind. 

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Am 3.7.2023 um 10:39 schrieb Danny_S.:

Wo Menschen nicht mehr an eine ausgleichende postmortale Gerechtigkeit glauben, werden sie umso mehr bemüht sein, an gerechteren Verhältnissen zu arbeiten.

Wie seht ihr das?

 

Ich halte das für gut.

Wenn ausgleichende postmortale Gerechtigkeit dazu führt, dass man Ungerechtigkeiten ergeben hinnimmt oder als unfromm gilt, wenn man sie nicht demütig hinnimmt, dann ist ausgleichende postmortale Gerechtigkeit schlichtweg Jenseitsvertröstung, Opium fürs Volk.

 

Allerdings halte ich einiges an aktuellem Gerechtigkeitsstreben zwar vom Gedanken her für sinnvoll, von der Ausführung her aber für teilweise verfehlt. 

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Am 7.7.2023 um 01:15 schrieb Higgs Boson:

Der Prophet Amos bspw. hatte zu solcherlei eine sehr eindeutige Meinung, die ggf., wenn sie dran ist, vermutlich sogar vorgelesen wird. Aber da es sich dabei um Tieropfer im Tempel statt um liturgische Worte handelt und die christlichen Pastoren nicht mit dem Schlachtbeil rumlaufen, kann man den tieferen Sinn getrost ignorieren.

 

hör ich da sowas wie eine Spur Sarkasmus?

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Am 10.7.2023 um 11:16 schrieb SteRo:

Ich kann nicht so recht nachvollziehen    [.......... ]         

 

Wenn du schon merkst, dass du das nicht so recht kannst, dann lass doch bitte sowas:

Zitat

  Mir scheint, dass dein Denken bereits so stark "säkularisiert" ist, dass dir die wesentlichen Glaubensinhalte abhanden gekommen sind.

 

einfach stecken. 

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Man kann es auch anders sehen: Wo der Mensch das Gericht Gottes nicht mehr fürchtet, da wird er nur noch dort, wo ihn seine Mitmenschen beobachten und ggfs. bestrafen können, versuchen Gutes zu tun und Böses zu unterlassen. Gewissermaßen eine ausschließlich horizontale Begründung für ethisches Verhalten, die sich mehr oder weniger in dem erschöpft, was durch das Gesetz oder den jeweiligen Konsens der Gesellschaft zulässig ist. 

 

Wo der Mensch hingegen weiß, dass er nicht nur seinen Mitgeschöpfen verpflichtet ist, sondern auch seinem Schöpfer und Gott wird Rechenschaft geben müssen, da wird er sich auch mühen, nicht zu sündigen, wo ihn keiner sieht oder wo er vom Arm des Gesetzes nicht belangt werden kann.

 

Kurzum: Der Gedanke an eine übermenschliche, jenseitige Gerechtigkeit ist die Voraussetzung für eine individuelle und kollektive Besserung der Menschheit. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 2 Minuten schrieb Studiosus:

Man kann es auch anders sehen: Wo der Mensch das Gericht Gottes nicht mehr fürchtet, da wird er nur noch dort, wo ihn seine Mitmenschen beobachten und ggfs. bestrafen können, versuchen Gutes zu tun und Böses zu unterlassen. Gewissermaßen eine ausschließlich horizontale Begründung für ethisches Verhalten, die sich mehr oder weniger in dem erschöpft, was durch das Gesetz oder den jeweiligen Konsens der Gesellschaft zulässig ist. 

 

Wo der Mensch hingegen weiß, dass er nicht nur seinen Mitgeschöpfen verpflichtet ist, sondern auch seinem Schöpfer und Gott wird Rechenschaft geben müssen, da wird er sich auch mühen, nicht zu sündigen, wo ihn keiner sieht oder wo er vom Arm des Gesetzes nicht belangt werden kann.

Man wendet also das Prinzip an: "Wenn  du nicht brav bist kommt der Weihnachtsmann nicht"m wie bei Kleinkindern.
Dann ist Religion nur eine Beleidigung der menschlichen Intelligenz

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vor 15 Minuten schrieb Spadafora:

"Wenn  du nicht brav bist kommt der Weihnachtsmann nicht"

 

In der Tat, der Mensch ist so einfach veranlagt, wenn auch manche Exemplare dieser Spezies sich das nicht eingestehen. 

 

Der Vorteil, der ein göttliches Gericht gegenüber einer rein weltlich-immanenten Gerechtigkeit hat, liegt auf der Hand: Wenn es keine Instanz gibt, die im wahrsten Sinne des Wortes alles sieht, dann kann ich, wenn ich mir sicher sein kann, nicht erwischt zu werden oder weil es ausnutzbare Gesetzeslücken gibt, lügen, betrügen, ausbeuten, misshandeln wie ich will. Auf Erden wird mich keine Rache ereilen, die Opfer bleiben Opfer und die Täter Täter. Das ist u. a. der Grund, weshalb selbst der Königsberger noch die Vorstellung einer jenseitigen Gerechtigkeit als Postulat der Vernunft ins Spiel gebracht hat. 

 

Natürlich geht die ethische Diskussion heute eher dahin, die Autonomie des Subjekts zu betonen. Das ist auch gut und billig. Das Problem dabei ist freilich, dass wenn man auf Einsicht setzt, man von einem idealisierten Bild des Menschen ausgehen muss. Das ist aber eher Wunschdenken mit Blick auf 8 Milliarden Menschen. Wenn ich die Lust und die Möglichkeit habe und weiß, dass es keine Konsequenzen haben wird, dann stehle ich eben die frisch gebackene Pastete von der Fensterbank und esse sie. Bildlich gesprochen. 

bearbeitet von Studiosus
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