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Das US-amerikanische Christentum


Shubashi

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vor 9 Stunden schrieb rorro:

 

Nun, was dazu gehört und was nicht, damit es auch jetzt und zukünftig funktioniert, ist bestenfalls Ergebnis einer gesellschaftlichen Debatte und des demokratischen Wettbewerbs.

 

Amerikaner kommen da zu einem anderen Ergebnis als wir.

 

Das dürfen die.

Natürlich dürfen "die" das. Auch wenn ich meine Zweifel habe, daß "die" das US -amerikanische Volk sind.

 

Und natürlich dürfen "die" sich dafür entscheiden mehr Säuglinge sterben zu lassen (als jedes andere Industrieland), mehr Mütter im Kindbett sterben zu lassen (als jedes andere Industrieland), insgesamt eine kürzere Lebenserwartung zu haben (als jedes andere Industrieland), die erlaubte Lebenserwartung nach "Rassen" zu staffeln und ein Leben in einem permanenten Angstzustand zu verbringen. Von der Bildungsmisere ganz zu schweigen.

 

Ich darf das aber sehr seltsam und sehr un-evangeliumsgemäß finden.

 

Und nur um das Klarzustellen: unter den letzten beiden Regierungen hat man auch bei uns die Axt an den Stamm und die Wurzeln gelegt. Das ist mir durchaus klar und während ich bei den Amis eher kopfschüttelnd davor stehe, versuche ich dreimal täglich dem Berliner Zirkus im Reichstag (und den angeschlossenen Lokalitäten) seine Sünden an unserem Land zu vergeben um einigermaßen reinen Herzens mein Vaterunser beten zu können. 

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vor 22 Stunden schrieb rorro:

Die freiwillige karitative Tätigkeit hat dort einen viel höheren Stellenwert als bei uns. Da wird das nicht wegdelegiert, sondern jeder ist dazu aufgerufen und ab der sozialen Mittelklasse gehört "volunteering" zum guten Ton (womöglich auch darunter, doch das weiß ich nicht).

 

Ich habe zwar jetzt nicht die Angaben von @Flo77 nachgeprüft, sie scheinen aber durchaus nicht unglaubwürdig zu sein.

 

Jedenfalls scheint das System dort nicht sicherzustellen, dass die nicht abgetriebenen, geborenen Kinder angemessen versorgt sind. Die Tatsache, dass in den USA mehr Menschen im Gefängnis sitzen als in jedem anderen Land der Welt, relativ und absolut (selbst in absoluten Zahlen mehr als in China) wird eben auch das Fehlen eines sozialen Sicherungssystems zurückgeführt. Neben anderen Gründen natürlich, wie einer ausgeprägten Punitivität, gerade auch unter Konservativen.

 

vor 20 Stunden schrieb rorro:

Amerikaner kommen da zu einem anderen Ergebnis als wir.

 

Das dürfen die.

 

Ja, das dürfen die. Das war aber nicht die Frage. Die Frage war, ob das eine Art des Christentums ist, dessen Kampf gegen die Abtreibung moralisch glaubwürdig ist.

 

Wenn jemand einerseits will, dass der Staat Frauen unter Strafandrohung dazu zwingt, dass sie gegen ihren Willen Kinder austragen, gleichzeitig aber dagegen ist, dass der Staat sich so weit um Mutter und Kind kümmert, dass diese sich wenigstens angemessen ernähren können, dann wirft das jedenfalls Fragen auf.

 

Genauso wie die schon erwähnte ungewöhnliche Punitivität, die vor 20 Jahren noch dazu führte, dass Minderjährige hingerichtet wurden und heute noch dazu führt, dass geistig Behinderte hingerichtet werden. (Dass die USA das einzige westliche Land mit Todesstrafe sind, bedarf angesichts dessen nicht einmal einer gesonderten Erwähnung.)

 

All das scheint die die christliche Rechte nicht zu interessieren. Aber gut, das sind Straftäter. Kommen wir also zu den Unschuldigen. Nach Schätzungen sind durch die internationale Politik der USA seit dem 2. Weltkrieg Millionen Menschen umgekommen (hier noch ein Beispiel). Was ist mit denen? Und soll es auch hier heißen: "Die Amerikaner dürfen das"?

Auch das scheint den meisten christlichen Lebensschützern ziemlich egal zu sein. (Klar, die Medien. Aber das erklärt nicht alles.)

 

Und nochmals: Selbst von den nicht-katholischen konservativen Christen, die prinzipiell nichts gegen Verhütung haben, scheinen viele kein besonderes Interesse daran zu haben, dass Frauen (bzw. Paare), die potentiell bereit sind, abzutreiben, stattdessen verhüten (gerne auf eine Weise, die niemand als "Frühabtreibung" bezeichnen kann). Nicht mal im Sinne eines "kleineren Übels".

 

Ich bezweifle nicht, dass es redliche Abtreibungsgegner gibt, die wirklich aus Respekt vor dem Leben zu ihrer Haltung kommen. Aber angesichts des Dargelegten stellt sich doch die Frage, ob es einem Großteil nicht um etwas anderes geht - nämlich letztlich die Leute dafür bestrafen zu wollen, dass sie Sex hatten. Das würde zumindest erklären, warum man nicht für Verhütung ist und auch, wieso weder die erst einmal geborenen Babys noch anderes menschliche Leben von besonderem Wert zu sein scheint.

 

 

Edited by iskander
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vor 27 Minuten schrieb iskander:

Ich habe zwar jetzt nicht die Angaben von @Flo77 nachgeprüft, sie scheinen aber durchaus nicht unglaubwürdig zu sein.

Also bitte...

 

https://www.healthsystemtracker.org/chart-collection/quality-u-s-healthcare-system-compare-countries/

 

https://www.commonwealthfund.org/publications/issue-briefs/2023/jan/us-health-care-global-perspective-2022

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Am 28.11.2024 um 23:52 schrieb rorro:

 

Nun, was dazu gehört und was nicht, damit es auch jetzt und zukünftig funktioniert, ist bestenfalls Ergebnis einer gesellschaftlichen Debatte und des demokratischen Wettbewerbs.

 

Amerikaner kommen da zu einem anderen Ergebnis als wir.

 

Das dürfen die.

Natürlich dürfen die das.

Es könnte auch Ergebnis einer Debatte um ein funktionierendes Sozialsystem sein, dass man Behinderte nicht staatlich alimentiert bzw. bei Embryonen, bei denen Anzeichen für eine Behinderung bestehen, nur die Abtreibung zahlt.
Christlich wäre das wohl eher nicht.
(Und, nein, nicht nur die Nazis haben solche  Überlegungen angestellt. Die schwedischen Sozialdemokraten unter Hjalmar Branting hatten dieselben Gedanken.

Edited by MartinO
Namen verwechselt
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Am 27.11.2024 um 13:20 schrieb rorro:

Beginnen hat es mit der Didaché. Und das Lehramt hat sich immer so geäußert und nichts daran geändert.

Was übrigens die Frage aufwirft, warum der Eigentumsbegriff der Didache nicht lehramtlich weiterverfolgt wurde.

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vor einer Stunde schrieb Flo77:

Was übrigens die Frage aufwirft, warum der Eigentumsbegriff der Didache nicht lehramtlich weiterverfolgt wurde.

 

Ich habe sie gerade ganz gelesen und keinen "Eigentumsbegriff" gefunden. Die Didache ruft zum freigebigen Helfen auf (ohne Rückforderung), warnt aber auch, das Gut des Nächsten zu begehren (also gibt es wohl so etwas wie Privateigentum).

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vor 9 Minuten schrieb rorro:

 

Ich habe sie gerade ganz gelesen und keinen "Eigentumsbegriff" gefunden. Die Didache ruft zum freigebigen Helfen auf (ohne Rückforderung), warnt aber auch, das Gut des Nächsten zu begehren (also gibt es wohl so etwas wie Privateigentum).

Auch.

 

 

Ich meinte 4, 8:

"Wende dich nicht ab von dem Bedürftigen, teile vielmehr alles mit deinem Bruder und nenne nichts dein eigen; denn wenn ihr in die unvergänglichen Güter euch teilet, um wie viel mehr in die vergänglichen?"

(BKV)

 

Es gibt Übersetzungen, in denen "nenne nichts dein eigen" noch stärker als "bezeichne nichts als deinen Besitz" übersetze wird.

 

Wenn man diesen Gedanken zur letzten Konsequenz führt kommt man zu einer Gütergemeinschaft (wie sie in der Apostelgeschichte ja auch angedeutet wird).

 

Gut, ich stimme völlig zu, daß das hier im Zusammenhang mit der Beschreibung des "Weg des Lebens" erwähnt wird und sich die Didache sehr bewusst ist, daß das Joch Jesu in seiner Gänze nicht (immer) tragbar/umsetzbar ist (Kap. 6, 2), aber da das Lehramt ja auch sonst gerne das Ideal verabsolutiert wäre auch die Übernahme dieser Forderung nur konsequent gewesen. Hätte Paulus bei der Heidenmission allerdings vielleicht auch weniger Erfolg gehabt.

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vor 1 Stunde schrieb Flo77:

Ich meinte 4, 8:

"Wende dich nicht ab von dem Bedürftigen, teile vielmehr alles mit deinem Bruder und nenne nichts dein eigen; denn wenn ihr in die unvergänglichen Güter euch teilet, um wie viel mehr in die vergänglichen?"

(BKV)

 

Es gibt Übersetzungen, in denen "nenne nichts dein eigen" noch stärker als "bezeichne nichts als deinen Besitz" übersetze wird.

 

Wenn man diesen Gedanken zur letzten Konsequenz führt kommt man zu einer Gütergemeinschaft (wie sie in der Apostelgeschichte ja auch angedeutet wird).

 

Gut, ich stimme völlig zu, daß das hier im Zusammenhang mit der Beschreibung des "Weg des Lebens" erwähnt wird und sich die Didache sehr bewusst ist, daß das Joch Jesu in seiner Gänze nicht (immer) tragbar/umsetzbar ist (Kap. 6, 2), aber da das Lehramt ja auch sonst gerne das Ideal verabsolutiert wäre auch die Übernahme dieser Forderung nur konsequent gewesen. Hätte Paulus bei der Heidenmission allerdings vielleicht auch weniger Erfolg gehabt.

 

Danke. Die Didache ist sowieso ein interessantes Studienmaterial.

 

Ich finde nicht, daß die Kirche in ihrer Soziallehre davon so abweicht. Das Privateigentum wird auch in der Didache vorausgesetzt. Es wird gefordert, daß es letztlich dem Allgemeingut dienen soll, auf freiwilliger Basis.

 

Wo siehst Du da einen Unterschied zur Katholischen Soziallehre?

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vor 5 Minuten schrieb rorro:

 

Danke. Die Didache ist sowieso ein interessantes Studienmaterial.

 

Ich finde nicht, daß die Kirche in ihrer Soziallehre davon so abweicht. Das Privateigentum wird auch in der Didache vorausgesetzt. Es wird gefordert, daß es letztlich dem Allgemeingut dienen soll, auf freiwilliger Basis.

 

Wo siehst Du da einen Unterschied zur Katholischen Soziallehre?

Ich hab heute noch einiges zu erledigen und das ist ein größerer Block (zumal ich nicht von einem Gegensatz spreche sondern von einer Abschwächung), aber ganz kurz vorweg: Die katholische Soziallehre ist die Basis der Caritas. Das ist aber nur die eine Seite, wenn man die "einfache Lebensführung" als die andere - von der Kirche unausgesprochene - nimmt.

 

Ich hoffe ich komme noch dazu, das mal ins Detail zu gehen (auch unter dem Aspekt mit wem zu teilen ist).

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