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Allwissenheit <-> freier Wille


Volcheb

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Lieber Erich,

 

auf diese Weise wird das Problem aber nicht aufgelöst. Wenn Du schreibst: „Weil A das getan hat, tun wird“, gehst Du ausschließlich vom Faktum aus, daß das so war/sein wird. Die Frage ist aber: was passiert in der Sekunde, bevor A das schreibt? Liegt von vornherein fest, was geschieht, findet ein gebundener Ablauf, aber keine Entscheidung statt. Könnte sich nach dieser Sekunde „0“ ebenso ereignen wie „1“, kann das eine Entscheidung sein; jedenfalls ist der Ablauf eben nicht gebunden.

 

Damit es aber überhaupt möglich ist, daß B weiß, wie A sich entscheiden wird, muß der Ablauf gebunden sein. Denn sonst wüßte er es nicht, sondern könnte es nur mit irgendeiner Wahrscheinlichkeit vermuten. Beruht das Wissen auf der Reise mit einer Zeitmaschine, gilt das gleiche: nur wenn die Fortentwicklung determiniert ist, kann ich von einem Punkt x in der Zeit zu einem Punkt y in der Zeit reisen und sicher sein, daß das eben „die Zukunft“ ist. Ist die Entwicklung dagegen (ganz oder in gewissem Umfang) offen, kann ich nur von einem Punkt x zu einem Punkt y(n) reisen (der Klammerausdruck meint eine Indexierung, keine Funktion - typographisches Problem), wobei neben y(n) auch y(a), y(b )..., y(m), y(o)... möglich wären. Welcher „Zeitort“ mein Ziel ist, könnte dann nur vermutet werden, anhand von Wahrscheinlichkeit oder auf andere Weise.

 

Und ebenso kann B auch nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit (größer oder gleich 50%, aber immer kleiner als 100%) vermuten, ob A „1“ oder „0“ schreibt - es sei denn, das Verhalten von A wäre vollständig determiniert.

 

Das Problem ist wohl tatsächlich, daß unsere Vorstellungen von Beobachtung als „faktisch“ oder „möglich“ schlicht nicht verwendbar sind, wenn der Beobachter (anders als wir) außerhalb der Zeit steht, also „ewig“ ist. Das zeigt sich übrigens auch schon am Wort „Faktum“: „das Gemachte“ und ebenso „Tatsache“: eine Sache, die „getan worden ist“. Diese Begriffe beinhalten beide zeitliche Aspekte - eben daß sie zustande gekommen sind, bevor man ihnen als Faktum oder Tat-Sache sprechen kann.

 

Das heißt, es ist nicht richtig oder falsch, was man dazu sagt, wie Gott das sieht, was aus unserer Sicht „Zukunft“ ist, sondern schlicht inhaltsleer: die Sprache erreicht hier ihre Definitionsgrenze, ähnlich wie die Sprache der Arithmetik bei der Divison durch Null. „1/x“ kann bei x=0 weder eine falsche noch eine richtige Lösung haben - diese Funktion hat an dieser Stelle schlicht keine Lösung, weil hierfür keine Zahl (also Begriff der Arithmetik) definiert ist.

 

Ebenso wie es aber durchaus sinnvoll ist, über die Lösungen der Funktion 1/x an jeder anderen als der Stelle x=0 zu sprechen, kann es durchaus sinnvoll sein, über die Bedeutung von Gottes Allwissenheit zu sprechen - nur eben nicht in Bezug darauf, was er über unsere Entscheidungen in der Zukunft weiß.

bearbeitet von sstemmildt
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Volker_Biallass

Hallo Sven :blink:

 

Wir können Allwissenheit ebensowenig erfassen, wie wir die Quantenmechanik erfassen können, wir können nur ein Modell davon konstruieren. Und für dieses Modell müssen wir das fallen lassen, ohne dem unser Bewußtsein nicht bestehen kann, nämlich die zeitliche Fixierung auf einen fortlaufenden Punkt.

 

Wenn du nicht versuchst, es dir vorzustellen, sondern es rational modellierst, dann ist es kein Paradoxon mehr, dass es ein Wissen über deine Zukunft und deine Freiheit gibt, sondern dein Identitätsbewußtsein erscheint paradox. Denn wenn du dein Identitätsbewußtsein nur über einige Augenblicke in die Vergangenheit verschiebst, bist du bereits unfrei, weil du agierst, noch bevor du bewußt entscheiden kannst, verschiebst du dein Bewußtsein dagegen einige Augenblicke in die Zukunft, dann existierst du für dich als Handelnden noch gar nicht, und damit überhaupt nicht.

 

bcnu Volker

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Gast Ketelhohn

Ohne die seit Tagen nicht übermäßig fruchtbare Debatte im Detail rezipieren zu wollen, möchte ich immerhin feststellen, das Biallassens Hinweis auf die jedem guten Willensakt notwendig zuvorkommende Gnade ganz berechtigt ist. Es werden jedoch zwei Dinge vermengt: der freie Willensentschluß (liberum arbitrium) im Spannungsfeld von Erbsünde und Gnade auf der einen, der philosophische Scheinwiderspruch von freiem Willensentschluß und göttlicher Vorsehung auf der andern Seite.

 

Argumentativ sollten wir hier sauber unterscheiden. Das philosophische Problem fällt einzig in den Bereich der natürlichen Gottes- und Welterkenntnis, nicht der auf Offenbarung beruhenden Erkenntnis. (Inwieweit den heidnischen Philosophen, die ein gutes Stück auf diesem natürlichen Erkenntniswege fortgeschritten sind, dabei die Gnade helfend zuvorkommen mußte, hat deshalb an dieser Stelle ebenso außer Betracht zu bleiben.)

 

Sven, du scheinst den Kern meiner obigen Argumente nicht zur Kenntnis genommen und darum in der Erkenntnis nicht wesentlich vorangekommen zu sein. Du hängst in der linearen Zeit fest. Das ist schon nach unserm naturwissenschaftlichen Kenntnisstand problematisch. Gott jedoch kann dieser Zeit keinesfalls unterliegen, wenn er ist, was die natürliche Vernunft als Gott erkennt und bezeichnet.

 

Es geht hier um eine Sache, die unsere Vorstellungskraft übersteigt, der Vernunft jedoch in Grenzen zugänglich bleibt. Da wir uns aber seit siebenhundert Jahren angewöhnt haben, unsere Vernunft von der Vorstellungskraft ausgehen zu lassen, möchte ich dieser noch einmal auf die Sprünge zu helfen versuchen.

 

Denn die Vorstellungskraft geht ja notwendigerweise von unseren Erfahrungen aus. Was jenseits des Erfahrungshorizont liegt, das überfordert sie. Bei allerhand naturwissenschaftlichen Erkenntnissen geht es uns genau so: Vieles, was wir über den Mikro- oder Makrokosmos wissen (oder zu wissen meinen), können wir uns nicht vorstellen. Zum Beispiel die Moleküle, die Polymerketten, aus welchen jene Tasten bestehen, in die ich gerade haue.

 

Ebenso die angenommene und errechnete Krümmung des dreidimensionalen Raums in einer vierten Dimension. Hier kann ich mir allenfalls mit gedanklichen Krücken helfen, etwa der Vorstellung der zweidimensionalen, in der dritten Dimension gekrümmten Kugeloberfläche. Oder ich kann mir Molekülmodelle bauen. Allein dies bleiben Krücken, tatsächlich vorstellen kann ich mir die Sache selber nicht.

 

So ist es auch mit der „Ewigkeit“. Was also kann ich darüber sagen? – Oben war mein Ausgangspunkt die Erkenntnis, daß Ewigkeit nicht die immerfort währende, endlose Zeit ist, sondern etwas ganz anderes, ein scharfer Gegensatz.

 

Die Zeit ist niemals Gegenwart. Denn Gegenwart ist immer punktuell, der Punkt aber flieht nicht nur, er ist selber gleich Null, hat keine Ausdehnung. Sobald ich der Zeit eine Ausdehnung gebe, ist sie Zukunft oder Vergangenheit. Das ändert sich auch nicht, wenn ich sie endlos dehne. Das Ewige dagegen ist die vollkommene Gegenwart, der zur Fülle gewordene Punkt, oder besser: die Einheit aller Punkte.

 

Das Ewige flieht nicht mehr. Statt Wandel Stabilität. Diese Dimension der Ewigkeit aber umgreift gewissermaßen die Zeitlichkeit, wie man sich auch anhand des obigen Beispiels von der Kugel verdeutlichen kann. Der Punkt der Kugeloberfläche kennt in einer zweidimensionalen Geometrie bloß seine Nachbarpunkte in der Ebene. Darüber hinaus kann er vielleicht noch manches extrapolieren, aber er bleibt in der Ebene.

 

Jeder Punkt des Kugelkörpers dagegen, der durch drei Dimensionen definiert ist, hat auch jeden Punkt der Kugeloberfläche unmittelbar im Blick. Ähnlich ist es mit der Ewigkeit: Sie steht jenseits oder außerhalb der linearen Zeit und hebt diese damit auf, ohne jedoch die einzelnen Zeit-Punkte auszulöschen. Vielmehr schließt sie diese ein.

 

Wer aus der Ewigkeit schaut, schaut also aus einer anderen Dimension des Seins, in welcher Wollen und Vollbringen eins sind. Es liegt an unserm Zustand der Wandelbarkeit, daß wir dies voneinander trennen. Das ein anderer beides zusammenschaut, ändert jedoch nichts daran, daß in der linearen Zeit, welche die Grundbedingung meiner irdischen Existenz ist, ich es bin, der will, und wieder ich, der vollbringt.

 

(Das der jenseitige Zuschauer mehr ist als der Jenseitige und mehr als ein Zuschauer, das wiederum ist hier nicht das Thema: Das lehrt mich allein die Offenbarung.)

bearbeitet von Ketelhohn
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Unser gesamtes Denken ist in einem bestimmten Zusammenhang entstanden und nur in diesem Zusammenhang ist es auch (streng genommen) gültig. An dieser Stelle muss ich Robert recht geben, wenn ich auch eine andere Schlussfolgerung daraus ziehe.

 

Den Zusammenhang bezeichnet man als Mesokosmos. Dazu gehört der Bereich, der unmittelbar (ohne technische Hilfen) unseren Sinnen und unserer Anschauung zugänglich ist. Er umfasst Strecken von wenigen Zehntelmillimetern bis zu ein paar tausend Kilometern, ca. -50° bis +50° Celsius, Geräusche von ~16Hz bis ~20.000 Hz (bei Kontakt mit unseren Schädelknochen auch noch etwas mehr), den Bereich des sichtbaren Lichts, Geschwindigkeiten von ein paar Millimetern pro Sekunde bis ein Schallgeschwindigkeit etc. pp. Kleinere Bereiche umfassen beispielsweise den Mikrokosmos, größere Bereiche den Makrokosmos. Jenseits der Mesokosmos beginnt der Bereich, den wir uns für gewöhnlich nicht mehr anschaulich vorstellen können - was nicht identisch ist mit "nicht erfassbar" oder "nicht verstehbar". Es ist schon einhalbes Wunder, dass wir den Bereich jenseits der Mesokosmos überhaupt verstehen können. Es hat sich aber gezeigt, dass das geht.

 

Die Relativitätstheorie umfasst Phänomene, die unseren Sinnen unmittelbar nicht mehr zugänglich sind. Nahe der Lichtgeschwindigkeit passieren Dinge, die unserer Intuition völlig widersprechen. Im Mikrokosmos können wir uns nicht mehr vorstellen, wie Atome überhaupt aussehen - was u. a. daran liegt, dass man bei Objekten, die kleiner sind als die Wellenlänge des sichtbaren Lichts, nicht mehr sinnvollerweise den Ausdruck aussehen benutzen kann.

 

Auch, wenn man die Frage: "Wie sieht denn ein Atom aus"? zunächst noch für eine sinnvolle Frage hält - sie ist es nicht. Die Frage ist unsinnig, die Antwort in jedem Fall auch. Am ehesten wird man der Frage gerecht, wenn man eine handvoll mathematischer Formeln aufschreibt.

 

Zum Mesokosmos - und damit dem anschaulich zugänglichen Bereich dieser Welt - gehört auch die Zeit selbst. Tatsächlich ist Zeit eine Voraussetzung, um überhaupt etwas wahrnehmen zu können. Wenn wir aus unserer Wahrnehmung die Zeit "herausnehmen" könnten - was nicht geht - dann käme etwas dabei heraus, was unserer Anschauung spottet.

 

Aber genau das versucht Robert - er versucht, die Zeit aus unserer Erkenntnis "herauszunehmen". Was dabei herauskommt, kann nur reiner Unsinn sein, paradox, gegen unsere Intuition gerichtet. Sobald wir im Mikro- oder Makrokosmos unsere Anschauung strapazieren, wird das Ergebnis unsinnig sein (das muss nicht sein, aber die Erfahrung lehrt, dass dies häufig der Fall ist, meist an gänzlich unerwarteter Stelle).

 

Das Problem mit Paradoxien ist - sobald man solche in seiner Argumentation hat, kann man beliebige Schlussfolgerungen daraus ziehen. Das fällt häufig nicht auf, meist zieht man dann genau die Schlussfolgerungen, die man gerne ziehen möchte und hält das auch noch für selbst-evident. Das aber ist es nicht, denn was des einen Selbst-Evidenz ist des anderen reiner Unsinn.

 

Und deswegen ist die Idee eines "außerzeitlichen Gottes" für mich nichts weiter als reiner Unsinn, einbegriff, mit dem ich nichts anfangen kann, der undefiniert ist. Es ist der Versuch, Intuition auf ein Paradoxon anzuwenden - das muss einfach schief gehen.

 

Wenn Gott einen Standpunkt außerhalb der Zeit einnehmen kann, dann kann man daraus zwei logisch gültige, aber einander entgegengesetzte Schlüsse ziehen, beide gleich plausibel:

 

(1) Zeitliche Abläufe sind vollständig determiniert.

(2) Zeitliche Abläufe sind gleichzeitig vollständig determiniert und nicht vollständig determiniert.

 

Robert möchte gerne zu (2) kommen, Sven kommt zu (1). Mir will aber eher scheinen, dass beide Schlüsse ungültig sind. Auf jeden Fall gibt es zwischen beiden Positionen ein mexikanisches Patt.

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Volker,

das ist fürchterlich dummes Zeug, was Du da schreibst. Erst einmal ist nicht die Relativitätstheorie für "Zeit" relevant, sondern die Quantenmechanik. Dann: Plausibilität ist ein ziemlich dämliches Argument in der Physik - denn plausibel ist z. B., dass die Sonne um die Erde kreist, und nicht umgekehrt. Was Robert geschrieben hat, ist hingegen physikalisch völlig korrekt. Dein einziges Gegenargument in Deinen Wortwolken hingegen "kann ich mir nicht vorstellen" - "ist nicht plausibel".

 

Bedaure, Mangel an eigener Phantasie ist in der Physik als Argument völlig unakzeptabel. Und Deine "beiden logischen Schlüsse" beruhen auf einer Reihe physikalisch widerlegter Annahmen; der Wahrheitsgehalt ist also beliebig. :blink:

 

Lucia.

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Gott und Mathematik

 

Gott = eine unbekannte Variable ?

Mathematik = eine Methode mit vielen Lösungswegen ?

 

Nee Nee Nee. Ob da ein 3-Satz reicht ? :blink:

 

Mumpitz. Gott und Glauben lässt sich nicht mit mathematischen Formeln oder einer Annäherungsrechnung erklären oder bestimmen. Diese Quantenspringerei führt vorerst höchstens ins Vakuum.

 

 

Freier Wille wäre -

sich jetzt eine schöne heiße Tasse Kaffe zu genehmigen

in die Kirche oder Partei ein- oder auszutreten

was Mensch in seiner bescheidenen Lebenszeit alles machen oder auch nicht machen kann

 

 

Allwissenheit ist die Erkentniss nichts zu wissen

bearbeitet von Bischof
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Volker,

das ist fürchterlich dummes Zeug, was Du da schreibst. Erst einmal ist nicht die Relativitätstheorie für "Zeit" relevant, sondern die Quantenmechanik. Dann: Plausibilität ist ein ziemlich dämliches Argument in der Physik - denn plausibel ist z. B., dass die Sonne um die Erde kreist, und nicht umgekehrt. Was Robert geschrieben hat, ist hingegen physikalisch völlig korrekt. Dein einziges Gegenargument in Deinen Wortwolken hingegen "kann ich mir nicht vorstellen" - "ist nicht plausibel".

Du hast nicht ein Wort verstanden von dem, was ich gesagt habe - meine Kritik richtet sich gegen die Annahme, etwas müsse plausibel sein.

 

Ich habe lediglich gesagt, dass unsere Anschauung (und auf der basiert unser Kriterium von "Plausibilität" ) außerhalb des Mesokosmos versagt und das, wenn wir dort "plausibel" schließen ganz leicht Fehlschlüssen unterliegen.

 

Und der Vorwurf, mein Beispiel mit der Relativitätstheorie sei dummes Zeug ist eine ziemlich dümmliche Anmache, weil ich ein Beispiel aus dem Makrokosmos genommen habe. Und dort war es die Relativitätstheorie, die unsere mesokosmischen Vorstellungen über den Verluaf der Zeit über den Haufen geworfen hat, nicht die Quantenmechanik. Wenn ich ein Beispiel aus dem Mikrokosmos gewählt hätte, dann sähe die Sache anders aus.

 

Deswegen ist Deine Kritik meilenweit neben dem,was ich geschrieben habe. Vielleicht solltest Du es lesen und nicht meine Beiträge nach Reizworten durchscannen?

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Gast Ketelhohn

»Aber genau das versucht Robert - er versucht, die Zeit aus unserer Erkenntnis "herauszunehmen".«

 

Unsinn. Ich stelle fest, daß unser Vorstellungsvermögen über den Horizont unserer Erfahrungswelt – und dazu gehört gerade auch die Zeitlichkeit als Grundbedingung unserer dem Wandel unterworfenen Existenz – nicht hinausschauen kann. Die Vernunft jedoch macht an diesem Horizont nicht halt. Sie vermag über den Sinneshorizont hinaus zu erkennen, und sie liefert der Vorstellung, die nach Bildern verlangt, durch Analogien immerhin Schatten des Erkannten, wenn auch keine eigentlichen Bilder.

 

Anhand weniger Beispielen aus unterschiedlichen Gebieten der Naturwissenschaften habe ich das illustriert und von daher die Analogie genommen, die der Vorstellung das Verhältnis von Zeit und Ewigkeit schattenhaft veranschaulichen sollte.

 

Ich habe an dieser Stelle nicht versucht, das Verhältnis von Zeit und Ewigkeit argumentativ zu begründen; vielmehr habe ich es so, wie bereits mehrfach dargestellt, vorausgesetzt. Eine gute Zusammenfassung der philosophischen Begründung – übrigens ganz in den Bahnen der natürlichen Vernunfterkenntnis, ohne Rückgriff auf irgendeine Offenbarung – gibt der von mir nun schon vielfach angepriesene Boethius.

 

Ich konnte hier bloß aus der oben angegebenen Zusammenfassung zitieren. Der lateinische Text würde die Debatte kaum vom Fleck bringen, und die mir vorliegende deutsche Übersetzung ist urheberrechtlich geschützt. Ich empfehle darum dem an der Sache Interessierten warm den Erwerb des Buches.

 

Im übrigen ist gesagt, was zu sagen war.

bearbeitet von Ketelhohn
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Übrigens noch eine interessante Frage in Bezug auf die "Außerzeitlichkeit" Gottes:

 

Kann Gott in das Geschehen der Welt eingreifen oder nicht?

 

Angenommen, ein Ereignis X passiert. Kann Gott dieses Ereignis verhindern? Das Ereignis ist ja "eigentlich" bereits geschehen. Wenn Gott eingegriffen hat, dann hat er diesen Eingriff bereits gesehen. Bedeutet dies, dass Gott keine Wahl hat und nun eingreifen muss, also quasi dazu gezwungen ist, X zu verhindern? Und was ist, wenn Gott sich anders entscheidet, dann hätte er dies ebenfalls sehen müssen. Darauf gibt auch Boethius keine gute Antwort. Denn wie man leicht sehen kann, führt dies entweder zu einem unendlichen Regress, den Gott entweder nicht abbrechenkann oder der dazu führt, dass weitere Folgeereignisse für Gott unvorhersehbar werden (d. h., sobald Gott eingreift, wird auch für ihn die Zukunft unvorhersehbar), oder aber, die Determiniertheit des Universums wirkt sich auch auf Gott aus, der daher ebenfalls in seinem Verhalten dem Universum gegenüber vollständig determiniert ist und sich nicht anders verhalten kann. Gott, eine an das Universum angeschlossene Maschine!

 

Das lässt sich nur dann als Problem auflösen, wenn man annimmt, dass Gott niemals in das Geschehen im Universum eingreift.

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Lieber Volker,

 

Du irrst Dich, wenn Du meinst, daß Robert und ich etwas unterschiedliches meinen - und Robert irrt sich, wenn er meint, ich hätte ihn nicht verstanden.

 

Tatsächlich stimme ich Robert zu (und habe ihm auch in meinen letzten Postings zugestimmt, wenn ich auch einen anderen Denkansatz und zum Teil ein anderes "Projekt" verfolge).

 

Robert sagt ja gerade, daß wir etwa über Ewigkeit nicht vernünftig reden können, wenn wir (entsprechend unserer Gewohnheit) unser Reden auf das beziehen, das unserer Anschauung zugänglich ist. Nun ist diese (anschauungsorientierte) Redeweise ja außerordentlich nützlich - und deshalb ging es mir da um eine klare Grenzbestimmung: einfach, damit man ihre Nützlichkeit nicht "verschenkt", indem man zu früh aufhört, sie zu verwenden. Selbstverständlich aber auch, damit man aufhört, sie zu verwenden, sobald sie nichts mehr taugt - denn wie Du richtig sagst, kommt dann bloß noch Unsinn heraus.

 

Dein Fehler ist aber, von der Begrenztheit dieser bestimmten Art zu reden darauf zu schließen, daß man darüber hinaus überhaupt nichts sinnvolles mehr sagen könnte. Ein "ewiger" Gott wird dadurch keine sinnlose Behauptung, weil man nicht alles darüber in einer bestimmten Weise zu reden ausdrücken kann.

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Dein Fehler ist aber, von der Begrenztheit dieser bestimmten Art zu reden darauf zu schließen, daß man darüber hinaus überhaupt nichts sinnvolles mehr sagen könnte. Ein "ewiger" Gott wird dadurch keine sinnlose Behauptung, weil man nicht alles darüber in einer bestimmten Weise zu reden ausdrücken kann.

Lieber Sven,

 

das wäre sicher falsch, zu meinen, man könne in keineri Art und Weise sinnvoll darüber reden. Allerdings muss man dann schon präzise begründen können (und zwar in diesem Fall mit ganz besonderer Sorgfalt!), warum die eigene Redeweise denn doch sinnvoll ist.

 

Genau das vermisse ich bei Theologen recht häufig. Man konstatiert, dass man in herkömmlicher Weise nicht sinnvoll darüber reden kann, redet dann darüber - aber ohne eine ausreichende Begründung dafür, warum die Redeweise jetzt überhaupt Sinn transportiert. Manchmal wird es begründet, aber die Begründungen sind dann dünn und anfechtbar. Manche der Begründungen sind auch recht gut, gebe ich zu - deswegen gehöre ich auch nicht zur Pedrino-Fraktion sonder bin ebenfalls der Meinung, dass man über bestimmte Dinge sinnvoll reden kann.

 

Aber die Grenze des sinnvoll Redens wird genau dann erreicht, wenn man auf Paradoxien stößt. Aber viele Theologen machen keinen Halt und übersehen, dass man dann beliebige Schlussfolgerungen ziehen kann, d. h. oft auch gegenteilige.

 

Bei der "Außerzeitlichkeit Gottes" sehe ich die Grenze des Sinnvollen überschritten und ich sehe auch keine akzeptable Begründung, wie man doch noch Sinn da hineinbekommt. Siehe mein Paradoxon, dass Gott sich mit Determinismus oder einem unendlichen Regress "infizieren" würde, sobald er versucht, in ein Universum einzugreifen. Über den unendlichen Regress kann man nämlich nicht mehr sinnvoll reden. Oder siehst Du da eine Chance?

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Lieber Volker,

 

Allerdings muss man dann schon präzise begründen können (und zwar in diesem Fall mit ganz besonderer Sorgfalt!), warum die eigene Redeweise denn doch sinnvoll ist.

Nö. Wem sollte ich das begründen? Und wie?

 

Nehmen wir einmal die Redeweise, die sich auf Ursachen und Wirkungen bezieht. „Begründen“ läßt die sich nicht. Sie ist lediglich nützlich: wenn ich sie de lege artis anwende, geht es mir damit besser. Es gibt offensichtlich dazu auch große Übereinstimmungen zwischen den Menschen: nicht nur ich fahre damit gut, sondern auch andere.

 

Sie ist pikanterweise aber nicht alternativlos - und es gibt keine andere Begründung, weshalb ich über Welt auf diese Weise reden sollte, als das schlichte existenzielle Erleben, daß es irgendwie klappt. Das ist nun aber eine "Begründung", die zwar nicht paradox ist, aber mit Schlüssen ebenfalls nicht das geringste zu tun hat.

 

Ob „Schlüsse funktionieren“, ist kein Metakriterium für verschiedene Redeweisen, sondern ein Kriterium innerhalb einer bestimmten Redeweise. Schlüsse führen zu Ableitungen innerhalb eines bestimmten Systems, einer bestimmten Redeweise. Komme ich zu Paradoxien, also zum Zusammenbrechen der Möglichkeiten, noch etwas sinnvolles zu sagen, habe ich damit die Grenzen dieses Systems erreicht.

 

Aber die Grenze des sinnvoll Redens wird genau dann erreicht, wenn man auf Paradoxien stößt. Aber viele Theologen machen keinen Halt und übersehen, dass man dann beliebige Schlussfolgerungen ziehen kann, d. h. oft auch gegenteilige.

Das machen viele Theologen, Philosophen und Naturwissenschaftler - etwa dann, wenn ein Wissenschaftler behauptet, den „freien Willen“ widerlegt zu haben. Denn damit treibt er keine Wissenschaft mehr, sondern Philosophie - und ruft eben dort etwa das Paradox hervor, daß wir Wissenschaft ja zu bestimmten Zwecken betreiben, daß ohne freien Willen aber das Wort „Zweck“ keinen Sinngehalt mehr hat.

 

Deswegen bin ich auch so dahinter her, daß die Grenzen der verschiedenen Arten, wie wir über das reden, was uns umtreibt, präzise bestimmt werden.

 

Bei der "Außerzeitlichkeit Gottes" sehe ich die Grenze des Sinnvollen überschritten und ich sehe auch keine akzeptable Begründung, wie man doch noch Sinn da hineinbekommt. Siehe mein Paradoxon, dass Gott sich mit Determinismus oder einem unendlichen Regress "infizieren" würde, sobald er versucht, in ein Universum einzugreifen.

Dieses Beispiel ist gerade wieder so ein Fall: indem Du Gott als Ursache irgendeiner Wirkung (also sein Eingreifen) mit dem Reden über seine Ewigkeit zusammenbringst, ignorierst Du die Grenzen der Redeweisen. Jedes Reden von Ursachen und Wirkungen besteht in der Vorstellung zeitlicher Abfolgen - oder, um es mit Einstein zu sagen: keine Wechselwirkung ist instantan, findet „gleichzeitig“ statt. Damit müssen Schlüsse notwendigerweise scheitern. Wir können über Gottes Ewigkeit nicht im gleichen Satz reden, in dem wir über Ursachen und Wirkungen reden.

 

Wir können aber über existenzielle Zustände durchaus reden und uns dabei auf Gottes Ewigkeit beziehen. Denn dabei reden wir nicht über Veränderungen und wie sie bewirkt werden, sondern über das was ist: gegenwärtig - so wie die Ewigkeit Gottes keine Vergangenheit und Zukunft, sondern nur Gegenwart kennt.

 

Nur habe ich den Verdacht, daß Du darüber gar nicht sprechen willst, weil für Dich überhaupt nur Vorgänge interessant sind. Was ist, interessiert Dich nur insoweit, als es wurde und wird. Eine Rose interessiert Dich nicht als Rose, sondern nur als gewesener Samen und werdender Kompost, um einmal „blumig“ zu werden. Ein Mensch interessiert Dich nur als Produkt dessen, was zu seinem Werden beigetragen hat, und als Ursache dessen, was er verändert.

 

Das halte ich auch für sehr wichtig. Aber es ist, wenn das alles ist, was einen interessiert, doch eine Selbstbeschränkung.

bearbeitet von sstemmildt
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