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Wie betet ihr?


Wasu

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Am liebsten abends und exzessiv und alleine. Oder auf Spaziergängen. Manchmal sogar beim Autofahren.

 

Meistens liebe ich freie Gebete. Aber ich bin nicht immer in Form. Dann bete ich ganz langsam das Vater Unser. Vers für Vers und beziehe jeden Vers auf mein Leben und frage, was das für mich jetzt bedeutet. Meistens komm ich dann gar nicht durchs ganze VU durch. Ein Vers nimmt mich so gefangen, dass ich dann doch wieder frei bete.

 

Beim Spazieren wird mein Gehen zu einem Trödeln. Und ich brauch immer richtig Zeit um zu beten. So viel Zeit, dass ich keine Begrenzung spüre.

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Wir haben scheinbar einiges gemeinsam, Wasu.

 

Beim Vater Unser kann ich schon ein einem einzelnen Wort versinken, da wird mir manchmal schon der Vers zu lang.

 

Nachts, wenn ich wach werde und nicht wieder einschlafen möchte, wenn es mir gelingt, nicht aufzuwachen, sondern wach zu werden, wenn alles ganz still ist - es ist einfach unglaublich.

 

Und der Zeitaspekt ist elementar. Frei von Zeitbegrenzungen, keine Uhr, keine Fristen.

 

Und zum Start ein Loslassen des Alltags, eine absolute Hinwendung.

 

:)

 

Herzliche Grüße

Martin

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Danke für die Links. Habe sie mit rechts geklickt.

 

Interessant, was Heidi fragt. >>Was ist das Gebet anderes als ein Sinnieren über einen Text? Was ist das Gebet anderes als Nachdenken unter bestimmten (christlichen) Prämissen? Was ist das Gebet anderes als ein Selbstgespräch? Was ist das Gebet anderes als ein "Abschalten vom Alltag".<<

 

Klare Frage, klare Antwort. Es ist Einübung in ein Vertrauen auf Gott, der die Grenze der eigenen Persönlichkeit überschreitet. Es ist ein DU. Auch wenn ein Atheist sagt, dass das Du nur eingebildet sei. Es richtet sich an ein Du.

 

(Geändert von Wasu um 12:18 - 15.Februar.2002)

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Jetzt hab ich mich selbst sabotiert. Ich wollte eigentlich vor allem mal hören, wie es anderen mit dem Beten geht.

Gibt es bei A&A's irgendwas analoges, über das sie uns erzählen können? Selbstgespräche, selfconditioning, Verhandlungen mit einem anonymen Schicksal?

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>Gibt es bei A&A's irgendwas analoges, über das sie uns erzählen können? Selbstgespräche, selfconditioning, Verhandlungen mit einem anonymen Schicksal?  <

 

Ja. Ich neige (blöderweise, wie ich selber finde) manchmal dazu, das Schicksal zu personifizieren. Ich führe dann zwar eher selten richtige Dialoge mit ihm, empfinde es aber mitunter so, als habe das Schicksal eine Art Willen, eine Absicht - also so, als hätte es sich auch anders "verhalten" können. Meist ist das so, wenn ich unzufrieden mit "dem Schicksal" bin. Oder mich in einer "Pechsträhne" wähne, für die ich dann einen Schuldigen brauche.

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Zitat von Cano am 12:42 - 15.Februar.2002

 

Über vereinzelte Stoßgebete bin ich bislang noch nicht hinausgekommen. Und das letzte Mal ist auch schon sehr sehr lange her.

 

@Cano. So was wie Lissie kennst Du also nicht?

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>> @Cano. So was wie Lissie kennst Du also nicht? << (Wasu)

 

Nein, ich brauche kein Schicksal, dem ich für alles die Schuld geben kann. Dafür habe ich bereits meine Frau.

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Übel, übel, lieber Cano. Die arme Frau! Aber das heißt doch eigentlich, dass Du DOCH so was wie ein Schicksal brauchst. Oder zumindest deine Frau braucht's.

 

Mir geht es noch mal anders. Den Trieb mit dem Schicksal zu verhandeln, kenn ich auch. Und den Frust dabei. Weil das Schicksal unpersönlich ist. Wenn ich bete, habe ich wenigstens jemand vor Augen, den ich anschreien und dem ich die Krätze auf den Hals wünschen kann.

 

Es ist so ähnlich wie bei Computerspielen. Der Computer ärgert sich nicht, wenn er verliert. Frust, Frust, Frust. Und ich würde ihn soo gerne quälen. Aber auf der Ebene läuft da nix.

 

Wenn ich nicht Gott hätte, würd ich womöglich dazu übergehen, Menschen zu belasten.

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>> Wenn ich nicht Gott hätte, würd ich womöglich dazu übergehen, Menschen zu belasten. << (Wasu)

 

Mir genügt es bereits, mein Bankkonto zu belasten.

 

Und bevor hier Mißverständnisse entstehen, sei klargestellt, daß ich mich auch nicht an meiner Frau abreagiere - jedenfalls nicht, wenn es um Schuldzuweisungen geht.

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Wasu: >Den Trieb mit dem Schicksal zu verhandeln, kenn ich auch. Und den Frust dabei. Weil das Schicksal unpersönlich ist. Wenn ich bete, habe ich wenigstens jemand vor Augen, den ich anschreien und dem ich die Krätze auf den Hals wünschen kann. <

 

"Gott" bliebe letztendlich für mich etwas genauso Unpersönliches wie "das Schicksal". Eine unerforschbare, vermutlich nicht-personale Größe.

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Ich hätt so gern ein paar Antworten von Christen.

Und ich hätt so gern ne Antwort von Cano. @Cano, du spielst schon wieder Versteckis.

 

Und Lissie, dich kann ich verstehen. Aber es macht mich ein bisschen traurig. Ganz einfach so im Vergleich mit meinen Gebetserfahrungen. Du hast keinen Gott, den du anschreien kannst. Wenn ich mir das vorstelle, macht es mich nicht nur ein bisschen traurig. Weil ich doch weiß, wie befreiend das ist und wie dankbar ich Gott bin, dass ich ihn anschreien darf. Ich fühl mich dann total angenommen. Ich liebe ihn gerade deswegen.

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Hallo Wasu,

ich weiß nicht, ob ich Christ bin, ich versuche aber christ zu sein. Bei Deinem Posting mußte ich an jenes Posting denken, was ich vorhin an Erich geschrieben habe:

 

Hallo Erich,

 

bei deinem beitrag, fallen mir einige gedanken ein.

Gedankensplitter:

 

ich sehe Gott als Freund. (Blödes Wort, aber das wort Vater bedeutet immer auch kind). Ich lebe in Ihm und freue mich über ein Blatt, einen Dauerregen, der mich total durchnäßt usw..

Wenn ich Dinge sehe, die mich schocken (KZ, 11.September) kann ich Ihn anschreien, fluchen, sauer sein bis zum geht nicht mehr. Ihn anbrüllen, mit "Ihm" brüllen. Und wenn die wut und der schock dann raus ist, lebe ich besser.

Gott ist nicht mehr der Kindheitsgott, der ins Zimmer sieht und wo man, wenn man gegen Regeln verstößt, in die Hölle kommt.

Er ist das absolute Leben.

Und wenn ich lese, was Jesus in seinen Gleichnissen immer und immer wieder sagt, dann ist er nicht "lästig".

 

Kennt du die Geschichte, wo gott mit dem menschen am strand entlang läuft. der Mensch dreht sich um und sagt, ich sehe manchmal nur ein paar fußspuren. Wo warst du Gott? Gott antwortet, ich habe dich getragen.

 

Zum Thema Alptraum: gehe mal im Alptraum auf das zu, was dich ängstigt und frage, "Was soll das ?", Wer bist Du?".

(Die angst hört auf, zumindest bei mir)  

Im alptraum findest du nur dich selbst.

 

Zum Zitat: suchet das reich gottes ....

Das stimmt, der rest wird einem wirklich nachgeschmissen!

(das mein ich nicht negativ)

 

aus

http://www.kath.de/cgi-bin/ikonboard/topic...4&topic=335

 

 

gruss

peter

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Denken in Dialogen - ja.

 

Z. B kann ich Dialoge mit oder gegeen meinen Verstand führen.

 

Oder ich denke mir Gespräche aus und Antworten von Leuten, von denen ich mir gute Antworten vorstellen kann.

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Liebe Heidi,

 

das reicht nicht aus. Ich habe den Eindruck, daß Input von außen kommt, wenn ich ruhig werde, mich abkopple aus "dem Alltag". Nicht nur Wärme und Frieden, Geborgenheit, sondern auch Lösungsansätze, die ich vorher nicht gesehen habe (sehen wollte).

 

Deine Interpretation des Geschehens wird sicherlich zu ganz anderen "Ursachen" kommen - aber erreichst du auch diese "Früchte" auf dem Weg der anderen Ursache?

 

Herzliche Grüße

Martin

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Nixalsverdrus


Zitat von Martin am 11:16 - 16.Februar.2002

Hallo Wasu, hallo Peter,

>Gott anschreien< ?

Wie kommt ihr denn auf die Idee?

Herzliche Grüße

Martin

Vielleicht von Job inspiriert.

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Lieber Martin,

 

das mit dem Gott anschreien kenne ich auch nur zugut. Gegenfrage: Hast du nie eine Wut auf den, der diese Welt so geschaffen hat, wie sie ist und wie sich auch Dich immer wieder bedrängt?

Klar habe ich rationale Gedanken, warum er sie so gestalten musste (dazu hab ich ja schon viel geschrieben). Aber im konkreten Augenblick, wo ich meinem eigenen Elend oder - fast noch schlimmer - dem Elend anderer Menschen begegne, da regt sich spontan Wut. Und diese Wut kann erhebliche Ausmaße annehmen. Wenn ich an Auschwitz denke, dann richtet sich eine solche Wut nur in zweiter Linie gegen die Mörder und Quäler von Menschen - denn auch sie waren begrenzt. Wer weiß, wenn ich ihr Schicksal kennen würde, ob ich mir nicht unsicher wäre, ob ich nicht unter ähnlichen Umständen genau so geworden wäre. In erster Linie richtet sich die Wut gegen den, der unter keinen Begrenzungen steht. Erich Fromm hat mal gesagt (Ich glaube in Psychoanalyse und Religion): "Lieber Gott, verzeih du mir meine kleinen Sünden, die ich schwacher Mensch begehe. Dann will ich auch nicht kleinlich sein und dir die großen Sünden vergeben, mit denen du unbedrängt die Menschheit quälst." Der dahinterstehende Gedankengang ist falsch. Aber emotional kann ich das voll und ganz unterschreiben.

 

Und wenn ich eine Wut auf Gott habe, dann WEIß er das. Und jegliches niedlich-brave Gebet wäre ein verlogenes Verbrechen gegen ihn. Ich kann nur als der beten, der ich bin - und alle Scheinheiligkeit wird von Gott durchschaut. Und es würde auch nichts helfen.

 

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass solche Gebete sehr fruchtbar sind. Irgendwann schweigt mein Groll. Und erst dann, wenn ich mich abgeregt habe, komme ich zu anderen Gebetserfahrungen. Ja, dann kann es mir sogar leid tun, dass ich wider meine rational durchdachte Einstellung Gott solche Vorwürfe gemacht habe. Dann stehe ich als Sünder vor Gott. Und hier entwickelt sich dann mein ganz persönliches Vertrauensverhältnis zu ihm. Dass er mich nicht als (verlogen) perfekten Menschen, sondern als Sünder liebt. Gott steht himmelhoch über meinen Vorwürfen, sie kratzen nicht an seinem Selbstbewusstsein, reizen ihn nicht zu Rache und Strafe. Strafe empfinde ich eher, wenn ich solche Gebete nicht bis zu ihrem ruhigen Ende durchbete, sondern abbreche. Dann unterlaufen mir nämlich - wohl aus der Erregung heraus - die dümmsten Dinge.

Gerade nach solchen Gebeten und der Ruhe, die dann eintritt fühle ich mich von Gott angenommen - und zwar voll. Mit meiner Wut, mit meiner Zwiespältigkeit zwischen Ratio und Emotionen.

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Ich bete am liebsten, wenn ich alleine bin, beim Spazierengehen oder unter der Dusche. In der Badewanne klappt das seltsamerweise am besten. Oder auch mal in der Kirche, wenn es ruhig ist und ich allein bin.

 

 

Alles Liebe,

 

Andrea

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Hallo Martin,

 

Mecky hat es wunderbar beschrieben.

Ich würde dasselbe nur in andere Worte kleiden.

 

 

Herzliche Grüße

peter

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Moonshadow: >In der Badewanne klappt das seltsamerweise am besten.<

 

Geht mir auch so, wenn auch nicht was das Beten betrifft. Ich habe die besten Einfälle beim Baden, kann am besten Entspannen, werde mir über Probleme, Sachverhalte, etc. am besten bewußt, etc.  Fazit: Wenn wir mal selber bauen sollten, steht oben auf der Liste für den Architekten: Eigenes Badezimmer  für jeden Hausbewohner. Denn wenns ums Badteilen geht, bin ich nicht sehr beliebt...

 

 

Lissie

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Hallo Martin,

 

ich frage mich schon, wo der Input herkommt, gerade, wenn überraschende Gedanken entstehen. Aber wirklich von Außen? ... nein gefühlsmäßig würde ich genau in die andere Richtung tippen.

 

Zu einer befriedigenden Interpretation des Geschehens bin ich noch nicht gekommen. Was mir jedoch als wesentlich zum Erlangen der "Früchte" erscheint, ist die Überzeugung, dass Antworten möglich sind (und dass ich sie irgendwann auch einmal finden werde). Dabei bleibt es egal, wo sie dann im Endeffekt herkommen mögen.

 

Was meinst Du mit: "Das reicht nicht aus?"

 

Viele Grüße

Heidi

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