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“dream big, work hard” oder „carpe diem“?


joey1

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“dream big, work hard” oder „carpe diem“?

 

was ist die lohnendste und auf Dauer erfüllendste Lebensweise?  Ich bin 26 Jahre alt, lebe seit gut fünf Jahren in einer eigenen Wohnung (die mir zwar etwas klein vorkommt, aber ich möchte nicht in die Abhängigkeit bei den Eltern zurück) und verdiene derzeit rund 1150 EUR monatlich -vorraussichtliche Steigerung die nächsten Jahre sehr zurückhaltend. Was ich verdiene, reicht gut für einen angenehmen Lebensstandard - ich allein. Ich kann mir nicht die großen Sprünge leisten. Also: acht- statt Einjahreswagen und den auch nur alle vier - fünf Jahre; die Wohnung dürfte nicht viel größer sein, sonst würde es mit den Finanzen schon knapp. Nicht selten dreht sich das Karussell der Sorgen um die Finanzen.  Nun, mit einer guten Vermögensberatung habe ich inzwischen etliche unnötige Ausgaben ausgemerzt bzw. bin auf dem Weg, mit angepassteren Versicherungen und Vorsorgen mehr nach meinen Verhältnissen angepasst zu leben und so monatlich Geld zu sparen. Aber trotzdem, die Situation ist einfach ständig so: es ist nie eine Mark zuviel am Konto, eher ein paar zu wenig. Also: mehr verdienen?

oder : mit weniger auskommen?

 

Zwei bekannte Einrede- Sätze fallen mir ein, die mich beide schon lange auf ihre Art ansprechen und faszinieren: „dream big, work hard“ und als Gegenpol „carpe diem - pflücke, nutze den Tag“.

 

Ich befinde mich an einem Punkt in meinem Leben, wo ich mich mehr zu einer dieser Seiten hin entscheiden muss. Ich habe eine Freundin gefunden (sie ist nicht die Erste, doch die Erste, mit der ich ernsthaft an Zukunft zu denken beginne.) Wenn ich mal die Standartsituation heraufbeschwöre: Heirat, Kind, Mutter bleibt daheim, so muss ich schon jetzt sagen: geht nicht! Mit meinem lumpigen Einkommen kann ich schlicht keine drei Köpfe (gut, sagen wir zweieinhalb) ernähren - Kindergeld wäre ein kleiner Puffer, aber wohl nicht mehr.

Ich fühle mich in der Wahl meiner Lebensphilosophie hin - und hergerissen: Wenn ich mich jetzt in Karriere stürze, hart arbeite, so kann ich kaum glücklich sein, die Zeit verrinnt mit Geschäftigkeit und plötzlich ist man alt geworden (hat vielleicht mehr Geld verdient, aber wo blieb die Lebensfreude?- womöglich kriegte man schon mit 45 nen Herzinfarkt.)

Oder man lässt das Leben auf sich zukommen, genießt, aber lebt immer am Rande des Existenzminimums und wird nie entspannt sein können vor Sorge um den nächsten Tag oder die nächsten Jahre.

 

Was ist der bessere Weg? oder gibt es einen dritten, besseren? Ich brauche wirklich Meinungen und Rat, um meine Entscheidung finden zu können. Aktuell gäbe es für mich die Möglichkeit, mich über drei Jahre hin parallel zur Arbeit fortzubilden (hieße also: noch weniger Zeit für die Freundin als eh schon, aber womöglich Chancen auf besseren Verdienst in drei  - vier Jahren....)

 

danke für jede ernst gemeinte Meinung.

 

Joey

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Das mit der Lebensphilosophie kommt mir immer dann, wenn ich an meine Altersvorsorge denke. Soll ich nicht lieber jetzt mit meinem Geld was Sinnvolles anstellen, anstatt ans Alter zu denken? Zum Beispiel spenden an die Leute, die es wirklich notwendig haben und bei denen Geld oder nicht Geld wirklich eine existenzielle Frage ist?

 

Ich schreib einfach meine Gedanken hin, wie sie mir gelegentlich durch den Kopf gehen.

 

Dann bin ich irgendwann alt und pensioniert und habe wenig Geld. Nun ja - eigentlich brauch ich auch gar nicht viel. Diese Einstellung kann ich mir allerdings auch nur deshalb in dieser Form leisten, weil ich für niemanden verantwortlich bin, als mich selbst.

 

Die Dinge, die ich brauche, habe ich eigentlich beisammen - meine Gitarre, meine Stereoanlage, meinen Computer, mein Auto. An käuflichen Dingen bin ich also gut versorgt, für's Essen und die Miete reicht's auch - und es bleibt genug übrig.

 

Ich frage mich, ob ich mit Geld wirklich noch mehr rausholen kann, oder ob diese Karte bei mir nicht schon bei Weitem ausgereizt ist. Ja - aber dieser Gedanke an die Zukunft.

Sicherheit. Als ob ich in Zukunft durch größere Ansprüche glücklicher werden würde.

Aber was, wenn was dazwischen kommt? Ein Rechtsstreit, ein Autounfall, eine Krankheit, Erwerbsunfähigkeit?

 

Ich hab schon verschiedene Altersheime gesehen. Da gibt es große Unterschiede. Aber den alten Leuten ging es eigentlich in allen diesen Heimen ähnlich gut oder schlecht. Ihr Problem war nicht so sehr das Ambiente, sondern die Einsamkeit, die Nutzlosigkeit ihres inaktiven Lebens, etc.

 

Vielleicht kann ich mich mit mehr Geld länger von solchen Heimen fernhalten? Aber andererseits finde ich die Idee, mit Gleichaltrigen zusammenzusein gar nicht so übel - ich hoffe darauf, dass meine Generation nicht so entsetzlich hilflos ist, wie die jetzigen Alten, die auf Arbeit, Arbeit, Arbeit als Lebensinhalt getrimmt wurden.

 

Das Wesentliche wird auch in Zukunft nicht für Geld käuflich sein.

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na ja, wenn man bedenkt, daß in teureren Heimen ein bißchen mehr Personal da ist, das verhindert, daß du einfach aus Flüssigkeitsmangel verblödest...

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Hallo Joey,

 

mir geht es genau anders herum. Ich bin 42 Jahre alt und verdiene deutlich mehr als du. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder und nach dem Geld schaut bei uns eigentlich niemand.

 

Aber der Preis dafür sind ein Arbeitstag, der locker 12 Stunden umfaßt, es können auch mehr werden. Ich sehe meine Familie morgens ganz kurz und abends nicht viel länger. Das Wochenende rettet uns deshalb, weil wir bewußt versuchen, möglichst viel gemeinsam zu machen.

 

Und die Frage, die ich mir stelle lautet: Wozu? Mehr Auto, mehr Wohnen, mehr Essen, mehr Spielzeug oder Elektronik? Eine Krankenversicherung, die aber auch alles abdeckt?

 

Erste Schritte mit der gesamten Familie in Richtung finanzielle Unterstützung sozialen Engagements - aus Zeitnot hätte ich wenig eigene Chancen. Bewußtes Sparen aus dem Willen, nicht der Notwendigkeit heraus.

 

Aber reicht das? Was würde ich tun, wenn ich nicht einen Beruf hätte, der vergleichsweise hoch dotiert ist? Wenn ich nicht schon drin stecken würde? Was würde ich tun, wenn ich auf einmal allein wäre?

 

Würde ich alten und einsamen Menschen Zeit und Zuneigung schenken, mich in der Obdachlosenhilfe engagieren, Gefangene besuchen, mich in der Jugendarbeit engagieren? Würde ich meine Zeit für mich behalten oder würde ich sie verschenken (anstatt sie wie im Moment zu verkaufen?)

 

Andere Fragen, in einem anderen Lebensabschnitt, aus einer anderen Ausgangslage. Aber genau so existentiell. Meine Lebensuhr ist (statistisch gesehen) schon weiter abgelaufen als deine.

 

Herzliche Grüße

Martin

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Lieber Joey!

 

Wer sagt denn, daß Du allein für alles verantwortlich bist? Deine Freundin bzw. Deine spätere Frau wird vielleicht auch ein wenig arbeiten und Geld verdienen oder!?

Und wenn Ihr Kinder bekommt, dann ist das doch meist mit einer finanziellen Regelung durch den Staat abgedeckt (kenne mich nicht aus) ?

 

Und wenn die Kinder ein wenig größer sind, kann Deine Frau wieder arbeiten, vielleicht halbtags und Deine Eltern könnten sich an der Erziehung mitbeteiligen!?

 

Ich denke, das Geld sollte kein Hinderungsgrund sein, zu heiraten. Aber Deine Frau muß dann mit anpacken! Mutter kann dann nicht einfach gänzlich daheim bleiben, wie Du schreibst. Eine Ehe ist ein Vertrag von beiden. Und wenn das eine Einkommen nicht reicht... Zumindest bis das Kind kommt, wird Deine Frau also auch arbeiten müssen.

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>>Zwei bekannte Einrede- Sätze fallen mir ein, die mich beide schon lange auf ihre Art ansprechen und faszinieren: „dream big, work hard“ und als Gegenpol „carpe diem - pflücke, nutze den Tag“.

 

Ich befinde mich an einem Punkt in meinem Leben, wo ich mich mehr zu einer dieser Seiten hin entscheiden muss. <<

 

Eine echte Entscheidung zwischen diesen als Extreme aufgestellten Lebensentscheidungen kann nicht für das ganze Leben getroffen werden - höchstens für Lebensabschnitte. Wobei dann das Umschwenken von "Harter Arbeit" zu "Genießen" sicherlich genauso schwierig ist wie umgekehrt.

 

Von einem "carpe diem"  wäre ich z. Zt. aussichtlos überfordert. Deswegen bin ich schon zufrieden, wenn ich ein "carpe minutum" bestenfalls ein "carpe horum" zustande bringe.

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Schönen sonnigen Tag!

 

vielen Dank zuerst an alle für die Mitteilung ihrer Sicht bzw. Meinung :-)

 

Ich habe natürlich dieses Thema nicht ohne Grund in Kath.de gestellt, es gäbe sicher auch psychologisch "fundiertere" Lebenshilfe- Foren im internet.

Was mich also noch besonders interessieren würde: wie kann ich an diese Frage aus der Sicht Jesu herangehen? Wie kann ich seine Lebensform, seine Botschaften zu meiner Entscheidungsfindung benützen?

 

mir fällt spontan der Satz ein, wo er sinngemäß sagt: "sorgt Euch nicht... die Vögel des Himmels werden vom Vater versorgt, und seid Ihr nicht viel mehr wert als sie?"

 

viele Grüße,

Joey

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>> wie kann ich an diese Frage aus der Sicht Jesu herangehen? << (joey1)

 

Da die Sicht Jesu eine recht kurzsichtige war (er sah den Weltuntergang und das sich daran anschließende Reich Gottes auf Erden in greifbarer Nähe), kann ich nur davon abraten, an diese Frage aus der Sicht Jesu heranzugehen.

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>> Wie kann ich seine [Jesu] Lebensform, seine Botschaften zu meiner Entscheidungsfindung benützen << (joey1)

 

Was die Lebensform angeht, könnte man Jesus glatt beneiden (die Sterbeform finde ich nicht so doll). Er ging keiner geregelten Arbeit nach, sondern zog es vor, durch die Gegend zu vagabundieren, hier und da unentgeltlich ein paar Wunder zu wirken und große Reden zu schwingen. Wenn er von dem Trubel die Schnauze voll hatte, zog er sich in die Einsamkeit zurück.

 

So etwas muß man sich natürlich leisten können. Dank seiner zahlreichen Verehrerinnen, die ihn finanziell über Wasser hielten, konnte sich Jesus das leisten. Wie die ihn begleitenden Jünger an die nötige Kohle kamen, ist im Neuen Testament nicht überliefert. Da sie alle einen ordentlichen Beruf erlernt hatten, nehme ich an, daß sie sich ab und an durch Gelegenheitsarbeiten ihre Brötchen verdient haben. Des weiteren ist davon auszugehen, daß ein Teil der zahlreichen von Jesus Geheilten für ihre Heilung etwas springen ließ. Auch auf diese Weise dürfte Geld in die Kasse gekommen sein.

 

Was man von Jesus lernen kann, ist vielleicht folgendes: Man soll sich nicht um die Meinung der anderen scheren, sondern das tun, was man persönlich für richtig und wichtig hält - und das in aller Konsequenz, notfalls bis zum bitteren Ende. (Ist natürlich leichter gesagt als getan)

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>Was man von Jesus lernen kann, ist vielleicht folgendes: Man soll sich nicht um die Meinung der anderen scheren, sondern das tun, was man persönlich für richtig und wichtig hält - und das in aller Konsequenz, notfalls bis zum bitteren Ende. (Ist natürlich leichter gesagt als getan)<

 

Auf die Idee bin ich schon recht früh gekommen. Dazu hatte ich allerdings Jesus wirklich nicht nötig.

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ich nehme an, mit cano und lissie habe ich Antworter bekommen, die sich nicht wirklich Sorgen um ihr Auskommen machen müssen?

 

(und auch nie machen mussten. Wie sonst wären so unsensible Beiträge auf eine existenzielle Frage zu erklären)

 

(Geändert von joey1 um 19:38 - 29.Januar.2002)

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Naja, Joey, nicht wirklich. Wenn ichs mir recht überlege, hatte ich immer den großen Luxus, durch eine Familie aufgefangen zu sein, die alles bis auf den letzten Groschen mit mir teilen würde. Wir waren zwar nie reich, aber immer mehr oder weniger gut "abgesichert". Und der Druck, daß mir, wenn ich mal eine Weile nichts tue oder es mir in den Sinn kommt, etwas neues studieren zu wollen, der Geldhahn abgestellt wird, den gab es nie. Im Gegenteil.

 

Das ist, wie gesagt, auch wenn ich nicht unbedingt steinreich bin, ein ganz, ganz großer Luxus.

 

Um auf Deine Frage zurückzukommen: "Dream big, work hard oder carpe diem" fehlt mir jetzt natürlich die Erfahrung, hart für etwas arbeiten zu müssen, für das ich nicht wirklich hart arbeiten will. Dennoch käöme mir ein Leben ohne Harte Arbeit äußerst unbefriedigend vor, es gibt Zeiten, in denen ich geradezu süchtig danach bin, sie wie ein workaholic auszufüllen. Wenn ich die Sache als wichtig erachte, wenn ich die Arbeit zu meiner eigenen Angelegenheit machen kann.  Einem "carpe diem"-Prinzip steht das allerdings nicht im Wege, es ist kein Widerspruch. Denn  den Tag zu "pflücken", den Augenblick auszunutzen, das muß nicht unbedingt nur durch Müßiggang und Herumhängen geschehen. (Obwohl ich auch gut und gerne ganze Nachmittage in den Münchner Biergärten bei endlosen Gesprächen über Gott und die Welt verbringen könnte. ;) )

 

Es gibt nichts Tragischeres, als das wichtigste was wir haben, nämlich unsere Zeit, in den Dienst einer Arbeit zu stellen, die uns nicht erfüllt. Bei vielen Menschen hat man geradezu das Gefühl, ihre "Entlohnung" für ihre Arbeitszeit ist im Grunde genommen nichts anderes als ein Schmerzensgeld.

 

Es gibt aber auch nichts Schöneres, als das wichtigste was wir haben, nämlich unsere Zeit, zufriedenstellend und erfolgreich ausgefüllt zu haben. Mit erfolgreich meine ich allerdings nicht etwa, daß man viel Kohle dafür bekommt, das soziale Prestige dadurch steigt oder daß man einen "machtpoosten" innehat, sondern, daß man seine tägliche Arbeit für sich selber zufriedenstellend ausgeführt hat. Auch eine Putzfrau kann ein erfolgreiches berufliches Dasein führen (die jahrzehntelange Putzfrau in der Arztpraxis meiner Tante war, was ihren Arbeitsbereich betraf, eine wahrhafte Königin, sie wurde respektiert wie kaum eine andere Mitarbeiterin und führte ihre Arbeit auch im Wissen um  eigene Wichtigkeit mit entsprechender Würde aus). Und auch  ein Top-Manager kann aufgrund seiner Haltung zum Job im Grunde ein bedauernswerter Sklave seiner Arbeit sein.

 

 

Grüße,

 

 

Lissie

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Zitat von Cano am 15:47 - 29.Januar.2002

 

Was die Lebensform angeht, könnte man Jesus glatt beneiden (die Sterbeform finde ich nicht so doll). Er ging keiner geregelten Arbeit nach, sondern zog es vor, durch die Gegend zu vagabundieren, hier und da unentgeltlich ein paar Wunder zu wirken und große Reden zu schwingen. Wenn er von dem Trubel die Schnauze voll hatte, zog er sich in die Einsamkeit zurück.

 

So etwas muß man sich natürlich leisten können. Dank seiner zahlreichen Verehrerinnen, die ihn finanziell über Wasser hielten, konnte sich Jesus das leisten. Wie die ihn begleitenden Jünger an die nötige Kohle kamen, ist im Neuen Testament nicht überliefert. Da sie alle einen ordentlichen Beruf erlernt hatten, nehme ich an, daß sie sich ab und an durch Gelegenheitsarbeiten ihre Brötchen verdient haben. Des weiteren ist davon auszugehen, daß ein Teil der zahlreichen von Jesus Geheilten für ihre Heilung etwas springen ließ. Auch auf diese Weise dürfte Geld in die Kasse gekommen sein.


Lieber Cano,

 

auch wenn das nicht direkt zum Thema gehört, so möchte ich doch etwas zum Lebensstil von Jesus anmerken (wobei ich mich wundere, daß Du in dieser Frage offenbar versuchst, eng am biblischen Text zu bleiben): Nach 15 Jahren Arbeitsleben als Zimmermann zieht er 2-3 Monate durch einen Teil von Galiläa, der einem Gebiet von etwa 10*20 Kilometern entspricht. Wer schon einmal dort war, kann bestätigen, daß es sich hier um Ein- bis Zweitagesreisen handelt. Währenddessen blieben die Apostel auch durchaus ihrer Arbeit als Fischer treu, weil das zeitlich gesehen absolut kein Problem darstellte.

 

Daß er Einladungen von Freunden annahm, kann man ihm kaum verübeln. Daß er bei Einladungen durch VIPs kein Blatt vor den Mund nahm und auch gerne einmal dem Gastgeber den Spiegel vorhielt, unterstreicht, daß es ihm wirklich nicht darum ging ausgehalten zu werden.

 

Viele Grüße,

Wolfgang

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Zitat von joey1 am 12:43 - 29.Januar.2002

 

Was mich also noch besonders interessieren würde: wie kann ich an diese Frage aus der Sicht Jesu herangehen? Wie kann ich seine Lebensform, seine Botschaften zu meiner Entscheidungsfindung benützen?

 

mir fällt spontan der Satz ein, wo er sinngemäß sagt: "sorgt Euch nicht... die Vögel des Himmels werden vom Vater versorgt, und seid Ihr nicht viel mehr wert als sie?"

 

viele Grüße,

Joey

Lieber Joey,

 

zunächst einmal verstehe ich das von Dir genannte Bibelzitat nicht als Antwort auf die Frage nach seinem beruflichen Lebensentwurf. Jesus spricht immer wieder davon, daß man über die Alltagssorgen viel zu oft das Wesentliche außer Acht läßt, viel zu wenig Gottesvertrauen mitbringt, sich zu wenig auf Gott einläßt. Das beinhaltet auch einen Schuß "carpe diem". Dies wird unterstützt durch seine Warnung davon, sein Glück auf materiellem Gewinn aufzubauen; das scheitert nahezu immer.

 

Andererseits schreibt Paulus, daß er fast überall Arbeit angenommen hat, um niemandem zur Last zu fallen, und daß der Arbeiter ein Recht auf seinen Lohn habe. Zuviel "carpe diem" in einer Gesellschaft rutscht sehr leicht ins Ausnutzen anderer Gesellschaftsmitglieder ab.

 

Irgendwo dazwischen liegt der Mittelweg, den jeder nach seinen Neigungen selbst bestimmen muß. Der von Lissie beschriebene Weg hat mir ganz gut gefallen.

 

Mein Tip: Aus finanziellen Überlegungen heraus solltest Du niemals auf eine feste Partnerschaft oder gar eine Familie verzichten, beides gibt Dir viel mehr als Dir eine gesicherte Existenz zu geben vermag. Meinem Bruder ging das so. Als Einzelunternehmer im Speditionsgewerbe kam er alleine noch einigermaßen über die Runden, auch wenn die Branche ziemlich hart von der Konjunkturflaute getroffen wurde. Dennoch hat er den Schritt gewagt, eine Familie zu gründen und zumindest in den ersten Jahren Alleinversorger zu sein - er hat keinen Tag bereut, auch wenn er jetzt noch besser rechnen muß, seine Familie erweist sich als wesentliche Stütze.

 

Viele Grüße,

Wolfgang

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Hallo, Joey!

 

Einen Job zu haben und Karriere zu machen, ist sicher etwas tolles, aber es wird Dich auf Dauer zu einem einsamen Menschen machen.

 

Wenn Du einen Menschen gefunden hast, den Du liebst und mit dem Du eine Familie gründen möchtest, und dieser Mensch wünscht das ebenfalls - dann wisse Dich als einen besonders glücklichen Menschen, und bewahre Dir dieses Glück.

 

Du verdienst 1150 €. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich die gerne. Ich bekomme, wenn ich alle meine Nebenjobs, Kindergeld und Unterhalt etc. zusammenkratze vielleicht 550 € für meinen Sohnemann und mich. Okay, ich studiere noch, und ich muß auch keine Miete zahlen, und ich freue mich auf die Zeit, wo es endlich etwas mehr wird, damit man da ohne größere Probleme von leben kann.

 

Eine Familie wird es immer irgendwie schaffen. Du bist ja nicht alleine, Du hast dann Deine Frau, die, solange der ersehnte Nachwuchs noch nicht da ist, auch zum Familieneinkommen beitragen kann, und auch später, wenn der Nachwuchs "aus dem Gröbsten heraus ist". In der Zwischenzeit bekommt man Kindergeld und Erziehungsgeld, damit kommt man schon ganz gut durch.

 

Alles weitere werdet Ihr gemeinsam (nicht Du alleine) regeln.

 

Alles Liebe,

 

Andrea

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vielen Dank, lissie, woge, u.v.a. moonshadow für die differenzierten aber doch helfenden Meinungen.

 

Hab heute auch noch eine Bekannte getroffen und bei einem längeren Gespräch ermutigte sie mich, die Weiterbildung anzugehen, es beeinträchtigt meine Zeit mit meiner Freundin nicht wirklich wesentlich, da diese auch die kommenden Jahre noch weiter weg sein wird um zu studieren. Ich werde mich nun erstmal informieren über Möglichkeiten und Chancen/ Risiken. Und ganz wichtig: auch mit IHR ausführlich drüber reden, denn bisher waren das ausschließlich meine eigenen Sorgen, und Ihr habt mir Mut gemacht, dass ich das nicht allein tragen brauche, das war für mich die wichtigste Erkenntnis.

 

Gottes Segen und liebe Grüße,

joey

 

P.S. weiter schreiben ist deswegen nicht verboten - ich werd alles lesen ;-)

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Hallo Andrea,

mir scheint, du idealisierst die Familie ein wenig viel !

So toll und so ein Allheilmittel,  ist sie nämlich de facto nun  auch wieder nicht.

Sicherlich, es gibt gemeinsame Interessen am Anfang.

Wie schnell sie wie Seifenblasen zerplatzen, müsste eigentlich jedem klar sein.

An ihre Stelle treten dann die Privat-(interessen)egoismen, der einzelnen Kinder, des Mannes, der Frau, des Freundes, des....

Ein bisschen Realitätssinn, schadet nicht.

Umso besser, wenn die Befürchtungen nicht eintreffen und man von Glück sprechen kann, wenn es irgendwie gut läuft - besser als bei vielen anderen !

john

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Hallo john,

"daß es irgendwie gut läuft" ist doch kein Zufall oder "Glück"; da muß von allen Seiten was dran getan werden. Wenn ich eine Ehe mit dem Hintergedanken schließe "wenn's schief geht, dann lassen wir uns eben wieder scheiden" - dann ist das Scheitern fast schon vorprogrammiert. Wegen fehlenden Ehewillens ist das - aus katholischer Sicht nicht einmal eine Ehe - auch wenn sie von den Beteiligten vielleicht so genannt wird.

"Ja" zu Ehe heiß für mich "lebenslänglich" und schließt auch das Ja zur Familie mit ein. Das bedeutet auch, daß man seine eigenen Interessen zugunsten der Familie hintenan stellen kann, daß man Probleme gemeinsam bewältigt, Lasten gemeinsam trägt - aber auch Feste zusammen feiert, die Freude teilt. Und auch: diese Einstellung den Kindern nahe zu bringen; daß sie auch was beitragen.

 

Grüße,

Lucia

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"daß es irgendwie gut läuft" ist doch kein Zufall oder "Glück"; da muß von allen Seiten was dran getan werden. Wenn ich eine Ehe mit dem Hintergedanken schließe "wenn's schief geht, dann lassen wir uns eben wieder scheiden" - dann ist das Scheitern fast schon vorprogrammiert. Wegen fehlenden Ehewillens ist das - aus katholischer Sicht nicht einmal eine Ehe - auch wenn sie von den Beteiligten vielleicht so genannt wird.

"Ja" zu Ehe heiß für mich "lebenslänglich" und schließt auch das Ja zur Familie mit ein. Das bedeutet auch, daß man seine eigenen Interessen zugunsten der Familie hintenan stellen kann, daß man Probleme gemeinsam bewältigt, Lasten gemeinsam trägt - aber auch Feste zusammen feiert, die Freude teilt. Und auch: diese Einstellung den Kindern nahe zu bringen; daß sie auch was beitragen.

 

Ja Lucia da kann ich dir beipflichten.Bin nun schon 21 Jahre verheiratet,

kann sagen so mit allen Tiefen und Höhen hat es sich trotzdem gelohnt,wenn man so sagen darf.Es war eine lehrreiche Zeit die ich nicht missen möchte.

Wir haben geheiratet als mein Mann gerade bei der Bundeswehr war und ich

ein Kind erwartete.(nicht deswegen).Die finanzielle Lage war nicht rosig da ich ja wegen dem Kind und der fehlenden Oma nicht mitarbeiten konnte.

Wir haben uns eben so durchgewurschtest.Man muß sich allerdings

schon vorher im klaren sein daß wenn ich nicht soviel verdiene, der

Lebensstandart noch nicht so toll ausgällt.Das kam aber dann mit

der Zeit.Man sollte schon vorher abwägen und sich nicht einfach

weil es doch so schön ist in eine gemeinsame Zukunft stürzen, wie es

hier schon gesagt wurde.Andererseits muß ich sagen die Liebe hat die

fehlenden Finanzen mehr als ausgeglichen.

Gruß Omega

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Hallo Lucia, Hallo Omega,

Es ist ja alles schön und gut – nur, so ganz nehme ich euch euere Einstellung zur Ehe nun doch nicht ab !

Ich war 11 Jahre verheiratet, als meine damalige Frau – und die Mutter meiner beiden Mädchen, sich Hals über Kopf in einen anderen verliebte.

Für mich brach eine Welt zusammen – trotzdem beschloss ich zu kämpfen.

Ich war nicht chancenlos, aber hatte trotzdem die ganze Zeit, die schlechteren Karten.

Dreimal innerhalb von nahezu 2 Jahren zog ich aus –und zweimal kehrte ich wieder nach Hause zurück, was auch dem Willen meiner Frau entsprach.

Letztendlich hatte ich dann doch verloren.

Ich war etwas klüger geworden und sicherlich blieben auch ein paar Illusionen auf der Strecke.

Fast auf die Woche genau, bin ich nun seit 8 Jahren in einer anderen Beziehung, wo ich sehr glücklich bin.

Meine Freundin, ist zum zweitenmal geschieden.

Und nach all den « Turbulenzen », mit welchen das Leben uns so überraschte, sind wir froh,  ( klingt jetzt vielleicht etwas kitschig oder abgedroschen ? !) dass wir uns gefunden haben.

Und es ist für uns absolut klar, dass wir zusammenbleiben werden.

Es ist eine Beziehung, in der ich mich eigentlich sauwohl fühle.

Nur – eine hunderprozentige Garantie, kann keiner dem anderen geben.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir irgendwann heiraten – muss aber nicht sein !

 

Und wie das Leben so spielt, so leben meine beiden Töchter nun seit beinahe einem Jahr bei mir.

Wozu ich das alles erzähle ?

Weil ich der Meinung bin, dass das Leben eben kein «  langsam, fliessender, ruhiger Fluss »

ist, sondern eher sein Gegenteil.

 

Die lebenslange Ehe, scheint mir allerdings ein ziemlich utopisches Ziel zu sein !

Und ein sehr zweifelhaftes.

Vielleicht müsste man sie neu erfinden, neu definieren.

Sie befristen durch Zeitverträge, bzw. (mindestens) für die Dauer der gemeinsamen Kindererziehung.

Was ja nicht ausschliesst, dass man nachher noch zusammenbleibt.

Sie scheint mir ausserdem – ich spreche immer noch von einer lebenslangen ( also einer sehr langen Ehe) – was sehr unnatürliches zu sein, in punkto Sexualität, künstlicher Einengung, Vorspielen falscher Tatsachen usw.

Was oder wem nützt es letztendlich, wenn der Gegenüber einen nur noch nervt, gähnen lässt, Kopfschütteln auslöst, das Sexualleben völlig uninteressant wird – man sich womöglich ekelt etc. ?

Und man « die besten Jahre seines Lebens an jemanden verschenkt », anstatt sich zu befreien

aus einem Zustand, welcher nur noch traurig und unnatürlich ist.

liebe Grüsse,

john

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Lichtlein: >Wenn ich eine Ehe mit dem Hintergedanken schließe "wenn's schief geht, dann lassen wir uns eben wieder scheiden" - dann ist das Scheitern fast schon vorprogrammiert. <

 

Vermutlich wäre die gesunde Einstellung nicht ein gleichgültig klingendes "dann lassen wir uns eben wieder scheiden", sondern ein den Glücksfall schätzendes "ich wäre sehr dankbar und wünsche mir sehr, daß  es nichjt schief geht".

 

>"Ja" zu Ehe heiß für mich "lebenslänglich"<

 

Das wäre ein wenig so, als würde ich davon ausgehen, daß mein "Ja" zu meiner lebenslänglichen Gesundheit mir eine solche auch garantiert.  Und wenn ich dann wider Erwarten doch krank werde, gehe ich eben nicht zum Arzt, denn was nicht sein darf, das kann auch nicht sein.

 

Die Liebe läßt sich nicht binden - wir können für sie tun, was in unserer Macht steht, aber sie ist nicht immer bestechlich. Leider....

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