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Gottes Werk — und Teufels Beitrag?


Peter Esser

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Es ist mir nicht klar,

warum an einer Quelle zu waschen,

eine besondere Anforderung an das eigene Gewissen stellen sollte.

bearbeitet von pmn
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Ein biblisches Beispiel:

 

«So kam Naaman mit seinen Pferden und Wagen und hielt vor dem Haus Elischas. Dieser schickte einen Boten zu ihm hinaus und ließ ihm sagen: Geh und wasch dich siebenmal im Jordan! Dann wird dein Leib wieder gesund, und du wirst rein. Doch Naaman wurde zornig. Er ging weg und sagte: Ich dachte, er würde herauskommen, vor mich hintreten, den Namen Jahwes, seines Gottes, anrufen, seine Hand über die kranke Stelle bewegen und so den Aussatz heilen. Sind nicht der Abana und der Parpar, die Flüsse von Damaskus, besser als alle Gewässer Israels? Kann ich nicht dort mich waschen, um rein zu werden? Voll Zorn wandte er sich ab und ging weg.

Doch seine Diener traten an ihn heran und redeten ihm zu: Wenn der Prophet etwas Schweres von dir verlangt hätte, würdest du es tun; wie viel mehr jetzt, da er zu dir nur gesagt hat: Wasch dich und du wirst rein. So ging er also zum Jordan hinab und tauchte siebenmal unter, wie ihm der Gottesmann befohlen hatte. Da wurde sein Leib gesund wie der Leib eines Kindes und er war rein.»

 

(2 Kön 5, 10ff)

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Peter,

 

ich bin nicht gegen Gehorsam.

 

Ich bin aber gegen Gehorsamregeln, wo man die notwendige Aufforderung, sich des eigenen Gewissen zu bedienen, suchen muss.

 

 

612 Diese stolzen Gedanken kannst du gleich aufgeben: du bist, was der Pinsel in der Hand des Künstlers ist. - Sonst nichts.

bearbeitet von pmn
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Lieber Peter,

 

weil wir in puncto Gehorsam meistens die großen Gewissensentscheidungen vor Augen haben. Die meisten Gehorsamsprüfungen finden auf sehr viel einfacheren, alltäglicheren Ebenen statt … und erfordern sehr viel mehr Disziplin.

 

Bernadette hat die Tugend des Gehorsams gegen allen Augenschein gelebt. Sie hat sich (im Vertrauen auf eine Anweisung) an einer Quelle gewaschen, die gar nicht da war; sie hat in den Dreck gegriffen und sich den Mist durchs Gesicht geschmiert. Die Quelle entsprang erst am nächsten Tag.

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Das ist für mich blinder Gehorsam, denn das erlaubt noch nicht nicht mal die Nachfrage Gott gegenüber.

Es setzt eine Unfehlbarkeit des Berufenen voraus.

 

Auch dieser Gehorsam setzt nicht das Gewissen außer Kraft. Das wäre Häresie. Aber was wäre geschehen, wenn Bernadette Soubirous nicht der seltsamen Aufforderung der «Dame», sich an der (nicht vorhandenen) Quelle zu waschen, gefolgt wäre?

 

Dem «gesunden Menschenverstand» hätte es wohl entsprochen, die Quelle Quelle und die Dame Dame sein zu lassen.

Hallo Peter,

 

da habe ich mich unklar ausgedrückt.

So wie ich die Worte verstehe, wird nicht ein absoluter Gehorsam gegenüber Gott verlangt ( das natürlich auch! ) sondern dem gegenüber der sich als Beruferner *fühlt`* und den Mitglieder die Vorschriften * im Sinne Gottes* auferlegt. Wenn ich blind einem folgen soll, der von Gott *berufen* scheint, dann muß ich von einer Unfehlbarkeit ausgehen.

Besonders im Zusammenhang mit dem von pmn genannten Zusatz.

 

Oder habe ich hier irgendetwas grundsätzlich falsch verstanden?

Es geht doch hier um den Gehorsam gegenüber dem *Leiter* oder *Vorgesetzen* der im Sinne Gottes den Gehorsam fordert?

 

Ellen

bearbeitet von Eifellady
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Lieber Peter,

 

bei "Gehorsamsregel" suche ich aber nach den Notwendigen Regulativen.

Und die sehe ich in erster Linie im eigenen Gewissen (und dieses muß schon in den Regeln gefördert werden, nicht negiert. Sonst nennt man das Gehirnwäsche)

 

Wenn dieses Regulativ in den Regeln von Anfang an nicht vorhanden sind,

oder nur mit Umweg über drei Ecken zu finden ist, dann haben diese Regeln einen riesen Mangel.

 

Dann liegt nämlich die Veranwortung nur beim Führenden.

 

Und grausam wird es für den Geführten, wenn er erst im Nachhinein erkennt, das er für Unheiliges missbraucht wurde, sprich verführt..

 

 

gruss

peter

 

 

(Kleiner Nachtrag:

Es ist für mich ein riesen Unterschied, ob ich von einem Menschen spreche oder von ihm in einem Gegenstandsysmbol rede -Pinsel -stählerner Sporn, Holz usw. Da wird der Mensch nämlich zu einen Gegenstand, und er ist nicht mehr ein "Du")

bearbeitet von pmn
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Und wenn der Leiter GOTT gegenüber gehorsam ist, dann ist alles im Lot

Wenn nun aber mein Gewissen den Anordnungen des Leiters wiederspricht? Was ist dann? Muss ich mein Gewissen mit Schmerzen töten um den Gemeinschaftsregeln zu entsprechen? Da stimmt doch was nicht im System.

 

Ich denke jeder muss seinen Weg finden. Wenn sich ein Mensch in der Gemeinschaft Opus dei wohl fühlt, sei es ihm gegönnt. Persönlich aber halte ich nichts von Zwängen. Daher wäre es für mich undenkbar mich den Regeln dieser Gemeinschaft zu stellen. Ich möchte mich jeden Tag neu entscheiden können und zwar nach meinem Gewissen und ohne Zwang. Soweit ich die Regeln dieser Gemeinschaft verstehe - ich neheme hier gerne Kritik entgegen - erinnern sie mich sehr an das Mittelalter und diese Zeit sollte wirklich abgeschlossen sein.

Was mir z. B. zu denken gibt: Wenn ich meinen Körper fordern will, so habe ich dazu Möglichkeiten genug, mich um Kranke zu kümmern oder den Garten umzugraben oder .... . Sich aber zwingen zu lassen, täglich einen dornengespickten Gürtel zu tragen, ist doch Schwachsinn. Man ist doch auch für seinen von Gott gegebenen Körper verantwortlich. Auf der einen Seite hält die Kirche die Gläubigen z. B. im Beichtspiegel an, Abstand von Drogen zu halten um den Körper nicht zu schädigen, auf der anderen Seite werden da masochistische Praktiken zur Verunstaltung eben dieses Körpers gefordert. Wo bleibt da die Logik?

 

Ich denke das Dasein unseres Körpers hat andere Aufgaben, als sich permanent Schmerzen zuzufügen oder die natürlichen Bedürfnisse eben dieses Körpers ständig zu unterdrücken. Unser Dasein innerhalb dieses Körpers ist ja auch nur releativ kurz. Ich sehe es als ein Geschenk. Die Sinne dieses Körpers sollten uns heilig sein: riechen, schmecken, fühlen, hören, sehen - das sind doch wundervolle Dinge, aus denen wir nicht nur ständig lernen können, sondern ich sehe sie auch als eine Möglichkeit sich auf das ewige Leben vorzubereiten. Um das im richtigen Rahmen zu tun, habe ich Jesus und die 10 Gebote. Gott aber hat so viel Vertrauen zu uns Menschen, dass er uns jeden Tag auf ein neues die Chance gibt, sich für oder gegen ihn zu entscheiden. Er ist ein liebevoller Vater/Mutter, der uns nicht zwingt, sondern uns die Entscheidung überlässt. Die Konsequenz dieser Entscheidung müssen wir natürlich tragen. Aber das ist eine Sache zwischen Gott und dem einzelnen Menschen. Ich glaube aber nicht, dass er uns diesen Körper gegeben hat, um ihn ständig zu unterdrücken. In meinen Augen ist das der falsche Weg.

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Zum Thema Gehorsam: Hat nicht der Hl. Padre Pio eine ganze Weile lang nicht die Hl. Messe gelesen, aus Gehorsam? Ich weiß jetzt nicht wie lange das war, aber im Nachhinein betrachtet war diese Weisung mit Sicherheit unangebracht, ob seiner Heiligkeit schon zu Lebzeiten.

 

Der Gehorsam ist, glaube ich, ein wesentlicher Bestandteil zum Weg der Heiligkeit und der gesamte Sinn all dessen, wird wohl nur dem erschlossen, der den Weg des Gehorsams absolut und uneingeschränkt beschreitet.

 

Wir alle sind eigentlich zur Heiligkeit berufen.

 

an utha-r

 

Jeder Mensch hat mehr oder weniger Talente mit auf den Weg bekommen, jedem gemäß seiner Berufung!

bearbeitet von Accreda
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Wenn nun aber mein Gewissen den Anordnungen des Leiters wiederspricht? Was ist dann? Muss ich mein Gewissen mit Schmerzen töten um den Gemeinschaftsregeln zu entsprechen?
@Utah

Nein, diesbezüglich habe ich mal einen Priester des Opus Dei angesprochen. Bei dem hier angesprochenen Gehorsam geht es eher um Fragen wie: "Geh jetzt nach Kasachstan ohne Geld und baue dort ein Studentenapostolat auf." Die eigene Bequemlichkeit wird einem schnell vorgaukeln, dass gewichtige Gründe gegen die Annahme dieser Aufforderung sprechen.

 

Zu den Bussübungen: Laut Eigeninformation werden im Opus Dei keine Bussübungen betrieben, die den Körper schädigen. Das wäre nicht Sinn der Sache. Und die Bussübungen sind keinesfalls ein Fixum, dass für jeden Numerarier verpflichtend ist. Wenn es Gründe gibt, die dagegen sprechen, werden sie nicht durchgeführt. Was ich bei den Mitgliedern des Opus Dei wirklich bewundere, ist ihre Körperkontrolle. Und das ist fast durch die Bank so. Das schnelle Aufstehen, regelmäßiger Sport, gesunde Ernährung mag auch ein positives Moment der Bussübungen sein. Ich würde solche Dinge zwar nicht machen, werde aber meinen Stab nicht über denen brechen, die es tun, und damit einer jahrhundertealten Tradition folgen.

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Zum Thema Gehorsam: Hat nicht der Hl. Padre Pio eine ganze Weile lang nicht die Hl. Messe gelesen, aus Gehorsam? Ich weiß jetzt nicht wie lange das war, aber im Nachhinein betrachtet war diese Weisung mit Sicherheit unangebracht, ob seiner Heiligkeit schon zu Lebzeiten.

 

Der Gehorsam ist, glaube ich, ein wesentlicher Bestandteil zum Weg der Heiligkeit und der gesamte Sinn all dessen, wird wohl nur dem erschlossen, der den Weg des Gehorsams absolut und uneingeschränkt beschreitet.

 

Wir alle sind eigentlich zur Heiligkeit berufen.

 

an utha-r

 

Jeder Mensch hat mehr oder weniger Talente mit auf den Weg bekommen, jedem gemäß seiner Berufung!

Aber ich sehe da ein ganz großes Problem darin, wenn der absolute Gehorsam einem Menschen gegenüber geschieht.

Wenn noch nicht einmal das Gewissen als letzte Instanz berufen werden darf.

Das macht den Menschen willenlos und damit ist auch die Gefahr gegeben das dieses mißbraucht wird.

Oder gibt es für dich einen Menschen der ständig unfehlbar ist?

 

Ellen

bearbeitet von Eifellady
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Ich denke, man muss das Thema Gehorsam schon noch ein bisschen hinterfragen. Mir scheint, der Verweis darauf, wer alles "gehorsam" war, und dass Gehorsam eine katholische Tugend sei, führt hier in die Irre. Man muss schon genau hinschauen, was im "Weg" mit "Gehorsam" gemeint ist:

 

Es ist nämlich die vollständige Unterwerfung unter den Willen des geistlichen Führers, der nicht-hinterfragende Gehorsam, der Gehorsam in jeder Lebenslage und unter allen Umständen. Der geistliche Führer ist das Gewissen. Jede Gewissensentscheidung wird dem geistlichen Führer delegiert. Zu diesem Zweck sind dem geistlichen Führer das eigene Seelenleben, die eigenen Gedanken, die geheimsten Träume, ja sogar die Briefe die man erhält und schreibt, komplett (und natürlich vollkommen freiwillig) offenzulegen, denn ohne diese Information kann der geistliche Führer die Rolle des Gewissens ja nicht wahrnehmen. Genau so steht es im "Weg", und genau so wird es, habe ich den Eindruck, auch gelebt. Bei jedem einzelnen Numerarier. Oder irre ich mich?

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Franciscus non papa

mich beschleicht in dem zusammenhang der verdacht, dass es für den einen oder anderen einfach eine gewisse faszination hat: ein unbequemer weg (gehorsam) der aber eine gewisse sicherheit vorzugeben scheint.

 

und so, wie ich menschen kennengelernt habe, ist die versuchung gross, nicht selbst zu denken, sondern sich von autoritäten die antworten vorgeben zu lassen, wenn es möglich ist, damit gleichzeitig eine gewisse garantie zu erhalten, es sei dann alles richtig.

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Gerade habe ich folgendes gefunden: 207 Für diesen heiligen Abscheu, den du vor dir selbst empfindest, sei dankbar wie für eine besondere Gunst. Quelle

 

Frage: Wie kann man das mit dem Gebot der Nächstenliebe vereinbaren?

Wenn ich mich selbst verabscheue, wie kann ich dann andere lieben?

Widerspricht das nicht einem der höchsten Gebote Gottes?

 

Ellen

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451 Wir wollen nicht verurteilen. - Jeder sieht die Dinge aus seiner Sicht... und mit seinem Fassungsvermögen, das nahezu immer recht begrenzt ist. Oft sind unsere Augen verdunkelt und getrübt durch die Finsternisse der Leidenschaft.

Darüber hinaus ist die Sicht mancher Menschen, ähnlich wie die mancher moderner Maler, derart subjektiv und krankhaft, daß sie einige willkürliche Züge hinwerfen und uns versichern, das sei unser Bild oder unser Verhalten ...

Wie wenig taugen die menschlichen Urteile! - Urteilt nicht, ohne euer Urteil vorher im Gebet zu läutern.

Mit diesen Worten möchte ich mich aus dieser wieder sehr aufschlussreichen Diskussion verabschieden.
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Franciscus non papa
451 Wir wollen nicht verurteilen. - Jeder sieht die Dinge aus seiner Sicht... und mit seinem Fassungsvermögen, das nahezu immer recht begrenzt ist. Oft sind unsere Augen verdunkelt und getrübt durch die Finsternisse der Leidenschaft.

Darüber hinaus ist die Sicht mancher Menschen, ähnlich wie die mancher moderner Maler, derart subjektiv und krankhaft, daß sie einige willkürliche Züge hinwerfen und uns versichern, das sei unser Bild oder unser Verhalten ...

Wie wenig taugen die menschlichen Urteile! - Urteilt nicht, ohne euer Urteil vorher im Gebet zu läutern.

Mit diesen Worten möchte ich mich aus dieser wieder sehr aufschlussreichen Diskussion verabschieden.

hm - so nebenbei dann noch ein urteil über moderne kunst - was dieser escriva doch von allem zu sagen wusste.... - grrrr

 

und vonwegen kein urteil: was ist denn in diesem zusammenhang das wort "krankhaft"? sowas wie "entartete kunst"???

 

*duckundwegrenn*

bearbeitet von Oestemer
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ich möchte anregen, daß wir erst mal bei dem Problem "Gehorsam" bleiben, damit es hier nicht so durcheinandergeht.

 

Ich habe die Einwände so verstanden, daß nicht Gehorsam an sich abgelehnt wird (den es ja in vielen gemeinschaften, besonders den Orden, gibt), sondern die implizierte Annahme, der Vorgesetzte habe immer Recht. Sokrates hat die Frage in seinem letzten Posting m.E. gut zugespitzt.

 

Peter E. hatte vorher schon darauf verwiesen, daß eine Suspendierung des Gewissens häretisch wäre.

 

Genau das wäre aber der Fall, wenn, die Sokrates gesagt hat, der Vorgesetzte die Funktion des Gewissens übernimmt - es wird ja gerade untersagt, nach Gründen zu fragen , um eine eigene Gewissensentscheidung zu ermöglichen.

 

Gibt es - in "Der Weg" oder anderen Regelwerken des O.D. - Anhaltspunkte, dies auch anders - kirchenkonform sozusagen - zu verstehen? Gibt es beispielsweise irgendwo eine Art "salvatorische Klausel", die festhält, daß nur das im Sinne des O.D. ist, das auch der Lehre der Kirche entspricht? In diesem Falle wäre der unbedingte Gehorsam in der Weise eingeschränkt, daß die Gehorsamspflicht nur auf Anweisungen zutrifft, die der Lehre der Kirche nicht widersprechen. Mir wäre dann bedeutend wohler.

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Möchte gerne jetzt mal einen Vergleich heranziehen, der mir passend erscheint:

 

Also, da werden aus einem - sagen wir 500teiligen Puzzle - einige wenige Puzzleteil von allen Seiten betrachtet und zerlegt und wieder zusammengebaut und alle strengen sich an, aus diesen wenigen Puzzleteilen sich das Bild vorzustellen. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. (Das Pferd von hinten aufzäumen, ja das paßt hier dazu :blink: )

 

Orden, Diözesen, die Kirche, alle sind hierarchisch aufgebaut. Wie also könnte eine Hierarchie (nicht zu verwechseln mit Diktatur) ohne Gehorsam bestehen? Oder anders gesagt: Die Kirche hätte keinen festen Bestand ohne den Gehorsam. Das schließt Fehlentscheidungen nicht aus, denn Priester, Bischöfe und der Papst, das sind alles Menschen.

bearbeitet von Accreda
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Liebe® Accreda — ich denke, dass die verschiedenen Grundpositionen zum Thema Gehorsam nun ganz gut dargelegt sind.

 

Es scheibt aber nun viel auf einen Kernpunkt zuzulaufen, den Sokrates folgendermaßen charakterisiert hat: «Der geistliche Führer ist das Gewissen. Jede Gewissensentscheidung wird dem geistlichen Führer delegiert.»

 

Ist das – in dieser radikalen (und meiner Ansicht nach überzogenen) Form richtig?

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Es ist alles richtig, Accreda, was in Deinem letzten Posting steht. Nur: Es ist ein Unterschied, ob ich der Kirche, die von Seinem Geist geleitet wird, gehorsam bin, oder einem Vorgesetzten. Ein - im wahrsten Sinne des Wortes - himmelweiter Unterschied.

 

Und selbst was den Gehorsam gegen die Kirche angeht, so ist mein Gewissen nicht suspendiert. im Gegenteil: Thomas von Aquin hat schon festgestellt, daß ich, wenn nach wirllicher Prüfung mir mein Gewissen etwas anderes sagt als die Kirche, diesem nicht nur folgen darf, sondern folgen muß. Der Hl. Josemaria dagegen - und das ist der Knackpunkt - scheint die Einschlatung dieses Gewissens schon für Hochmut zu halten.

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Hallo Thomas,

 

ich möchte anregen, daß wir erst mal bei dem Problem "Gehorsam" bleiben, damit es hier nicht so durcheinandergeht.

 

Warum? Das Thema des Threads war doch nicht allein auf den Gehorsam bezogen.

Ich denke, da gibt es doch kaum noch Diskussionraum. Es ist ja wohl eindeutig für jeden, dass eine ständige Unfehlbarkeit eines Menschen nicht gegeben ist.

Wer sich jemanden blind unterwirft, der nicht unfehlbar ist und sein eigenes Gewissen nicht benutzen darf- postuliert das nicht eine *Klassengesellschaft* vor Gott?

So nach dem Motto: Du bist nicht in der Lage den Heiligen Geist zu empfangen, wenn du nicht tust was ich dir sage?

Würde das bedeuten, dass nicht jeder Mensch in der Lage ist, die Weisungen des Heiligen Geistes zu *empfangen*?

Und wenn wie ich zitiert habe, der Mensch sich seiner *heiligen Abscheu sich selber gegenüber* nicht dankbar zeigt- stellt er sich denn da nicht über andere?

"Du bist Gottes nicht würdig, weil du dich nicht selber verabscheust!"

Ich frage mich ehrlich ob das noch der christlichen Lehre entsprichst.

Sich geringschätzen, sich aufopfern der anderen wegen ist ja in Ordnung, aber sich verabscheuen- tut mir leid, dass kann ich mit meinem Verständnis vom Christsein nicht vereinbaren.

 

Ellen

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Der Hl. Josemaria dagegen - und das ist der Knackpunkt - scheint die Einschlatung dieses Gewissens schon für Hochmut zu halten.

 

Ich hoffe doch nicht. Denn sonst kommt das Josef-Dilemma zum Tragen. Das geht etwa so: «Der PAPST hat immer recht, sagt Josef, entgegen der Auffassung des PAPSTES.»

 

Wer sonst als das Gewissen soll mir sagen, wie und wem ich zu gehorchen habe? (Etwa den eigenen «Standespflichten» mehr als der Forumsdyamik!)

bearbeitet von Peter Esser
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Und selbst was den Gehorsam gegen die Kirche angeht, so ist mein Gewissen nicht suspendiert. im Gegenteil: Thomas von Aquin hat schon festgestellt, daß ich, wenn nach wirllicher Prüfung mir mein Gewissen etwas anderes sagt als die Kirche, diesem nicht nur folgen darf, sondern folgen muß. Der Hl. Josemaria dagegen - und das ist der Knackpunkt - scheint die Einschlatung dieses Gewissens schon für Hochmut zu halten.

 

2 Heilige, die sich widersprechen?? .... ist eine eingehende Prüfung wert ...

 

Es ist alles richtig, Accreda, was in Deinem letzten Posting steht. Nur: Es ist ein Unterschied, ob ich der Kirche, die von Seinem Geist geleitet wird, gehorsam bin, oder einem Vorgesetzten. Ein - im wahrsten Sinne des Wortes - himmelweiter Unterschied.

 

Wo steht geschrieben, daß der Vorgesetzte nicht vom Hl. Geist geleitet wird? Ist das jetzt des Rätsels Lösung? :blink:

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Hmm, also anscheinend wurden meine Einwände überlesen. Hier daher eine Predigt des Heiligen über die Freiheit des Gewissens:

32 Im Laufe meiner langen priesterlichen Arbeit, in der ich die Liebe zur persönlichen Freiheit nicht nur gepredigt, sondern geradezu hinausgeschrien habe, traf ich gelegentlich auf ein gewisses Mißtrauen, so als befürchte man, die Betonung der Freiheit könnte den Glauben gefährden. Nun, die Kleinmütigen mögen sich beruhigen: nur eine irrige Freiheitsauffassung verstößt gegen den Glauben: eine Freiheit, die ohne Ziel, ohne Norm, ohne Gesetz, ohne Verantwortung ist; mit einem Wort - eine zügellose Freiheit. Leider wird die von manchen verfochten; und das stellt in der Tat einen Angriff auf den Glauben dar.

 

Deshalb ist es unzutreffend, von Gewissensfreiheit zu sprechen, wenn damit moralisch die Ablehnung Gottes gerechtfertigt werden soll. Wir sprachen ja schon davon, daß wir uns den heilbringenden Absichten Gottes zu widersetzen vermögen; wir können es, aber wir dürfen es nicht tun. Nähme jemand bewußt diese Haltung ein, dann wäre das Sünde, Übertretung des ersten und grundlegenden Gebotes: Du sollst Gott lieben mit deinem ganzen Herzen.

 

Ich trete mit allem Nachdruck für die Freiheit der Gewissen ein, zu der auch wesentlich gehört, daß niemand einen Menschen daran hindern darf, Gott zu verehren. Das legitime Verlangen nach der Wahrheit muß respektiert werden: Zwar hat der Mensch die unerläßliche Pflicht, den Herrn zu suchen, Ihn zu erkennen und Ihn anzubeten, aber niemand auf Erden darf einem anderen die Ausübung eines Glaubens aufzwingen, den dieser nicht hat; und ebensowenig darf sich jemand das Recht herausnehmen, den zu behelligen, der diesen Glauben von Gott empfangen hat.

 

33 Unsere Mutter, die Kirche, hat sich immer für die Freiheit ausgesprochen und sie hat alle Spielarten des Fatalismus - die alten wie die neuen - verworfen. Sie hat erklärt, daß jeder Mensch Herr seines Schicksals ist - zum Guten wie zum Bösen: Wer Gutes getan hat, wird eingehen zum ewigen Leben, wer aber Böses, ins ewige Feuer. Diese ungeheuerliche Entscheidungsmacht, die in deiner, in meiner, in unser aller Hand liegt und die ein Zeichen unserer Würde ist, beeindruckt uns immer wieder von neuem. Die Sünde ist dermaßen ein willentliches Übel, daß sie in keiner Weise Sünde wäre, wenn sie nicht ihren Ausgangspunkt im Willen hätte. Diese Behauptung ist so einsichtig, daß sich darüber die wenigen Weisen und die vielen Unwissenden einig sind, die die Welt bevölkern.

 

Von neuem erhebe ich das Herz zu meinem Herrn und Gott, um Ihm dafür zu danken. Nichts hätte Ihn daran gehindert, uns unfähig für die Sünde zu erschaffen, mit einer unwiderstehlichen Neigung zum Guten, aber Er fand, daß seine Diener besser wären, wenn sie Ihm in Freiheit dienten. Wie groß ist die Liebe, wie groß die Barmherzigkeit unseres Vaters! Wenn ich auf solche Werke der Liebe Gottes gegenüber seinen Kindern blicke, auf Wohltaten, die geradezu von einem göttlichen Verrücktsein vor Liebe künden, dann möchte ich tausend Herzen und tausend Münder haben, um Gott den Vater, Gott den Sohn und Gott den Heiligen Geist ohne Ende zu preisen. Beherzigt es allezeit, daß Gott, der durch seine Vorsehung das All regiert, keine unfreien Knechte, sondern freie Söhne will. Auch wenn wir wegen des Falls unserer Stammeltern mit der Neigung zur Sünde, proni ad peccatum, geboren werden, hat Er doch der Seele eines jeden von uns einen Funken seines göttlichen Geistes geschenkt, die Sehnsucht nach dem Guten, das Verlangen nach nie mehr endendem Frieden. Und Er führt uns zu der Erkenntnis, daß die Wahrheit, das Glück und die Freiheit nur dann unser sind, wenn wir den Samen des ewigen Lebens in uns keimen lassen.

 

34 Das Geschöpf kann Gott zurückweisen und das Saatkorn der neuen und endgültigen Glückseligkeit verschmähen. Handelt es aber so, dann hört es auf, Kind zu sein, und wird zum Sklaven. Jedes Ding ist das, was ihm seiner Natur nach gebührt. Wenn es daher nach etwas Unpassendem strebt, bewegt es sich nicht seiner eigenen Seinsweise gemäß, sondern unter fremdem Antrieb; und das ist knechtisch. Der Mensch ist seiner Natur nach ein Vernunftwesen. Wenn er sich vernunftgemäß verhält, bewegt er sich selbst als das, was er ist; und das entspricht der Freiheit. Wenn er sündigt, handelt er außerhalb der Vernunft, und dann läßt er sich vom Antrieb eines anderen leiten und unterwirft sich fremden Schranken. Deshalb ist der, der die Sünde annimmt, Knecht der Sünde (Jo 8, 34).

 

Laßt mich noch einmal darauf zurückkommen: Jeder Mensch ist irgendeiner Art von Knechtschaft unterworfen; das ist eine offenkundige Erfahrung, die wir in oder um uns machen. Die einen beten das Geld an, die anderen die Macht; wieder andere verschreiben sich einem halbwegs beruhigenden Skeptizismus oder sie liegen vor dem goldenen Kalb der Sinnlichkeit auf den Knien. Eine ganz entsprechende Erfahrung wird uns aber auch im Umgang mit den erhabeneren Dingen zuteil. Wir gehen in einer Arbeit auf, widmen uns einem mehr oder weniger wichtigen Vorhaben, wir engagieren uns für eine wissenschaftliche, künstlerische, literarische oder religiöse Aufgabe. So läßt auch jeder leidenschaftliche Einsatz eine ?Knechtschaft? entstehen, aber eine, der man sich freudig um der angestrebten Ziele willen hingibt.

 

35 Wenn aber Knechtschaft gegen Knechtschaft steht - denn Dienen, ob wir es wollen oder nicht, gehört zur Eigenart des Menschen-, dann gibt es keine bessere Wahl, als sich aus Liebe in die göttliche Knechtschaft zu geben. In demselben Augenblick, da wir das tun, ändert sich unsere Stellung, und wir werden aus Sklaven zu Freunden und Kindern. Hier liegt der Unterschied: Wir widmen uns allen guten weltlichen Anliegen mit dem gleichen Einsatz und Eifer wie die anderen, aber die Seele ist dabei erfüllt von tiefem Frieden, von Freude und Gelassenheit - auch inmitten der Widerwärtigkeiten; denn nicht das Vergängliche, sondern das Ewig-Bleibende trägt uns: Wir sind nicht Kinder der Magd, sondern der Freien.

 

Woher kommt diese Freiheit? Von Christus, unserem Herrn. Es ist die Freiheit, mit der Er uns erlöst hat. Deshalb lehrt Er: Wenn euch der Sohn frei macht, werdet ihr wahrhaft frei sein. Wir Christen brauchen nicht nach Erklärungen für den wahren Sinn dieses Geschenkes zu suchen, denn die einzige Freiheit, die den Menschen erlöst, ist die von Christus uns erworbene.

 

Ich pflege gern vom Abenteuer unserer Freiheit zu sprechen, denn genau das ist euer und mein Leben. In Freiheit - als Kinder, ich wiederhole es, nicht als Sklaven - folgen wir dem Weg, den der Herr einem jeden von uns gezeigt hat. Wir gehen ihn froh und gelassen und genießen ihn als Geschenk Gottes.

 

In Freiheit, ohne Zwang, entscheide ich mich für Gott: weil ich es so will, und ich entscheide mich dafür, zu dienen und mein Dasein in Hingabe an die anderen zu verwandeln - aus Liebe zu meinem Herrn, zu Jesus Christus. Dann darf ich kraft dieser Freiheit behaupten, daß nichts auf dieser Erde mich trennen wird von der Liebe Christi.

Aus Freunde Gottes.

Und aus der zweiten Aphorismensammlung die Spur des Sämanns, die als Ergänzung zum Weg geschrieben wurde.

388  Sag - meinst du wirklich, du wüßtest alles, nur weil dir Autorität übertragen wurde?

Hör gut zu! Ein fähiger Leiter weiß vor allem, daß er von den anderen lernen kann und lernen soll!

 

389  Gewissensfreiheit im Sinne einer Befreiung vom Gewissen? Nein! Wieviel Unheil hat den Völkern und den einzelnen dieser schreckliche Irrtum gebracht, der erlaubt, den tiefsten Gesetzen im eigenen Innern zuwiderzuhandeln.

Freiheit des Gewissens - ja! Sie beruht aber darauf, daß das Gewissen unverrückbare Gesetze erkennen kann und ihnen folgen will. Mit anderen Worten: daß es ein ernstlich geformtes Gewissen ist.

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>>Jede Gewissensentscheidung wird dem geistlichen Führer delegiert<<

 

Frage: hat Jesus gegen sein Gewissen gehandelt, als er meinte: Nicht mein, sondern DEIN Wille geschehe??

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