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Der gute (?) Hirte


Martin

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EVANGELIUM der 2. Adventswoche                                                                                          Mt 18, 12-14

 

12 Was meint ihr? Wenn jemand hundert Schafe hat und eines von ihnen sich verirrt, lässt er dann nicht die neunundneunzig auf den Bergen zurück und sucht das verirrte?

13 Und wenn er es findet - amen, ich sage euch: er freut sich über dieses eine mehr als über die neunundneunzig, die sich nicht verirrt haben.

14 So will auch euer himmlischer Vater nicht, dass einer von diesen Kleinen verloren geht.

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(Ute) Entschuldigt bitte die Einmischung in Innerkatholisches, aber diese Geschichte hat mich bereits zu gläubigen Zeiten verunsichert:

 

Da rennt ein Hirte einem einzigen verirrten Schaf hinterher. Das ist durchaus lobenswert. Aber er überlässt die restliche Herde sich selbst. Das kann Vertrauen sein (gerechtfertigtes oder fälschliches) oder auch Leichtsinn. Bei einer normalen Schafherd würde ich (allerdings als Nichtschäfer) eher auf Leichtsinn tippen.

 

Diese Geschichte setzt meiner Ansicht nach darauf, dass man geneigt ist, die Sicherheit des einen verirrten Schafte höher anzusetzen bereit ist als die der gesamten anderen Herde.

 

Psychologisch eindrucksvoll.

 

Aber?

 

-----

Mäpstin Ute I.

http://welcome.to/atheist

 

 

 

(Geändert von Martin um 17:31 - 11.Dezember..2001)

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Danke, Martin.

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Mir ist das genau so gegangen, liebe Ute. Es war ein Tages-Impuls im letzten Glaubenskurs und ich habe nur gedacht. Seltsam, was ist denn, wenn die Wölfe kommen - die können doch die ganze Herde niedermachen. Wenn dann der Hirte wiederkommt, mit VIELLEICHT einem gefundenen Schaf, dann sind vielleicht die anderen 99 tot oder weggelaufen oder gestohlen ???

 

Das klingt doch nicht nur nicht vernünftig, das ist absolut leichtfertig.

 

Und dann dachte ich mir: Vielleicht sind die anderen in Sicherheit, weil ...

 

Oder es sind noch andere da, die auf die Herde aufpassen können - auf das Glaubensumfeld übertragen, könnte sich der Sohn auf den Weg machen und der Vater, der Heilige Geist ist bei der Herde.

 

Von hier an hatte ich das Bild für mich akzeptiert.

 

Herzliche Grüße

Martin

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Oder das verlaufene Schaf hat sich gar nicht verlaufen, sondern hat sich nur vor dem anstehenden Schlachttermin gedrückt.

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Habt ihr schon mal von Schäferhunden gehört? Während der Hirt losgeht, das verlorene Schaf zu suchen, hütet der Hund die Herde. Und sollte doch wieder eins ausbüchsen, nun, so wird der Hirte sich erneut auf die Suche begeben.

 

Beiläufig frage ich mich, ob das Bild wohl auf Bischof und Generalvikar passen mag. Oder sollte der Bischof selber der Hund sein? – Hm.

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Lieber Martin!

 

In dem Gleichnis geht es um Menschen, nicht um Schafe, aber das war dir sicher schon klar. Geht ein Mensch aus der Gemeinde in die Irre und die Gemeinde läßt ihn laufen oder verachtet ihn sogar noch, lassen sich vielleicht noch mehr Menschen darauf ein und gehen mit (mit den falschen Propheten). So sollen wir als Christen die in die Irre gegangenen nicht verachten und sie damit noch anfälliger machen für Falschpropheten, sondern auf den einen, umherirrenden Menschen müssen wir Rücksicht nehmen, mehr Rücksicht als auf die 99, die nicht in die Irre gegangen sind.  

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Ich frag mich nur, was der "gute" Hirte macht, wenn er das "verirrte" Schaf gefunden hat und es ihm sagt "leck mich, Deine Herde nervt mich schon seit lange".

 

Auch wenn ich nicht immer an die Geschichte des Christentums  erinnern  will (das macht ja schon pedrino ) komme ich diesmal nicht umhin, darauf zu verweisen, daß wir eine Antwort auf meine Frage in ebendieser Geschichte finden.....

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Liebe lissie!

 

Der gute Hirte wird das Schaf nicht finden solange das Schaf denkt "leck mich..." Das Schaf muss sich schon finden lassen.

 

Auf die Geschichte des Christentums zu verweisen wäre mir in dem Zusammenhang wirklich zu einfach. (Auch wenn ich deine Einstellung hätte) Du kannst ja nicht die Verantwortung an die Geschichte abgeben. Wir leben hier, jetzt und heute und wollen auch jetzt so leben, wie Jesus es uns gezeigt hat. Das schließt die Liebe zu den verirrten Schafen mit ein!

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Wir können mit dem Bild nicht mehr viel anfangen, weil es bei uns keine nomadisierenden Hirten mit ihren Herden gibt. Das übliche bei den Nomadenvölkern im Nahen Osten war (und ist z. T. heute auch noch so) jedoch, daß ein Hirte nicht mutterseelenallein nur mit Hund und Hammeln durch die Gegend zog, sondern daß da noch die ganze Sippe mitwanderte, Söhne, (unverheiratete) Töchter, Brüder (mit Familie), Enkel ... . Wenn der Hirte also raus mußte, weil ein Schaf weg war, waren noch Leut genug im Lande, die die restlichen Viecher hüten konnten.

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Zitat von Babuschka am 16:09 - 12.Dezember..2001

Liebe lissie!

 

Der gute Hirte wird das Schaf nicht finden solange das Schaf denkt "leck mich..." Das Schaf muss sich schon finden lassen.

 

Auf die Geschichte des Christentums zu verweisen wäre mir in dem Zusammenhang wirklich zu einfach.

 

Liebe Babuschka,

 

gerade dies solltest du aber tun. Christ zu sein war nicht nur Pflicht, sondern Zwang, leider oft tödlicher Zwang.

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Zitat von EXPLORER am 18:27 - 12.Dezember..2001

Zitat von pedrino am 17:32 - 12.Dezember..2001


 

bla.                       bla.                      bla.
Zitat von pedrino am 17:32 - 12.Dezember..2001


Zitat von Babuschka am 16:09 - 12.Dezember..2001

Liebe lissie!

 

Der gute Hirte wird das Schaf nicht finden solange das Schaf denkt "leck mich..." Das Schaf muss sich schon finden lassen.

 

Auf die Geschichte des Christentums zu verweisen wäre mir in dem Zusammenhang wirklich zu einfach.

 

Liebe Babuschka,

 

gerade dies solltest du aber tun. Christ zu sein war nicht nur Pflicht, sondern Zwang, leider oft tödlicher Zwang.


 

Ja lieber Explorer,

 

die Wahrheit kann sehr weh tun. Aber diejenigen, die unter der "Wahrheit" der Kirche zu leiden hatten, mussten größere Schmerzen ertragen. Ich wünsche sie dir nicht.

 

Das Aufzählen der "Ursachen" dieser Schmerzen erspare ich dir.

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Lieber Pedrino,

 

Aber diejenigen, die unter der "Wahrheit" des atheistischen Kommunismus/Sozialismus zu leiden hatten, mussten größere Schmerzen ertragen. Ich wünsche sie dir nicht.

 

Lieben Gruß

Erich

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Hi Babuschka,

 

 

>Auf die Geschichte des Christentums zu verweisen wäre mir in dem Zusammenhang wirklich zu einfach. (Auch wenn ich deine Einstellung hätte) Du kannst ja nicht die Verantwortung an die Geschichte abgeben. Wir leben hier, jetzt und heute und wollen auch jetzt so leben, wie Jesus es uns gezeigt hat. Das schließt die Liebe zu den verirrten Schafen mit ein! <

 

Zunächst einmal sei in diesem Zusammenhang erwähnt, daß zur Interpretation oder gar Analyse eines jeden Kulturproduktes (egal von welcher Qualität es sein mag) u.a. der Gesamtkontext seiner Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte zu Hilfe genommen werden kann und mitunter - je nachdem um welche Art von Werk es sich handelt - auch muß.

 

Wir haben es hier nicht mit einer No-Name-Geschichte ohne kulturellen Kontext zu tun und können sie somit auch kaum rein werkimmanent analysieren. Auch wenn wir nichts über den Autor wissen, auch wenn wir seine mögliche Message kaum wirklich zu kennen behaupten dürfen, so kennen wir eine andere wichtige Instanz sehr wohl: Die Produzenten, bzw. Herausgeber der Story, sowie die auf deren Fahnen wehende Ideologie: Sprich Kirche und Christentum.

 

Kaum jemand wird also auf die Idee kommen, wenn er das Stichwort "guter Hirte" hört, es handle sich um eine Geschichte aus einem praktischen Handbuch für Schäfer. Nein, die kirchlich/christliche Lehre schwingt im Hinterkopf eines jeden Interpreten unweigerlich mit. Und je nach Perspektive ziehen es die einen vor, die eher angenehmen Seiten dieser Lehre in "Moral von der Geschicht" zu wittern, andere werden vielleicht aber eher hellhörig wenn sie daran denken, wie "der gute Hirte"  in diesem Glaubenssystem mitunter mit seinen armen "Schafen" umzugehen pflegt.  In der Geschichte ist nichts anderes passiert, als die 8leider oft sehr bittere) Umsetzung einer dieser kruden Verhaltensregeln, die immer noch INNERHALB des "Gesamtwerkes  Christentum" zu finden sind.

 

Es liegt also auf der Hand, danach zu fragen, ob es im Gesamtwerk der Herausgeber nur nette, liebe Geschichten über den rührenden Schäfer gibt, der das arme, verirrte Lämmchen wieder heimholt, oder nicht auch andere, weniger erfreuliche Regeln über den Umgang mit "Abtrünnigen"  - und die diesbezüglichen Bibelstellen oder Kirchenveröffentlichungen sind ja wohl hinlänglich bekannt.

 

Ein Verweis auf die Geschichte ist sicherlich nicht ausreichend, denn man müßte bei jedem einzelnen historischen  Beispiel einen Zusammenhang zwischen Werken (in diesem Fall den einzelnen Biblemärchen) und geschichtlichen Ereignissen herstellen. Derzeit ist mir das leider zu arbeitsaufwendig - es wurde zudem auch schon  von kompetenterer Seite unternommen.

 

Soviel nur als Zusammenfassung: Einem kleinen, harmlos anmutenden Märchen mit scheinbar menschenfreundlicher Philosophie (und ich schließe hier keinesfalls aus, daß der Autor es auch so gemeint haben könnte) kann man - wenn man es im Lichte des Christentums lesen will (und ich nehme an, das tun wir hier alle, auch Du) durchaus auch andere Stellen des Gesamtwerkes gegenüberstellen.  Unter Umständen auch die Umsetzung des Gesamtwerke in der Vergangenheit.  Das gehört zur Rezeptionsgeschichte und stellt damit ein legitimes Mittel bei Interpretation und Analyse dar.

 

 

 

Grüße,

 

 

Lissie

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Hallo Lissie,

 

da die Geschichte vom Schaf und dem Hirten älter ist als die christliche Kirche (höchstens wohl genauso alt), halte ich es durchaus für möglich die Geschichte ohne Bezug auf die christliche Kirche zu interpretieren. Einen Ursprungstext aus einer Zeitl zu deuten, die zeitlich hinter der Textenstehung, lag macht keinen Sinn.

 

Ob die Kirche ihrem Anspruch ein guter Hirte zu sein gerecht wird, steht auf einem anderen Blatt. Hierüber läßt sich anhand der Geschichte diskutieren und die Geschichte läßt sich in diesem Sinne persiflieren. Aber das hat dann mit Textinterpretation nichts mehr zu tun.

 

Ich habe den Eindruck, Du verwischt hier Textinterpretation mit Kirchenanalyse.

 

Viele Grüße

Heidi

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Zitat von Heidi am 22:29 - 12.Dezember..2001

Ob die Kirche ihrem Anspruch ein guter Hirte zu sein gerecht wird,

Wenn ich den Schrifttext nehme, steht da: so will auch euer himmlischer Vater nicht, daß einer von diesen Kleinen verloren geht. Für mich heißt das: Gott ist mit dem Hirten gemeint, nicht Kirchens (egal zu welcher Zeit). Jetzt könnt Ihr natürlich wieder mit dem Theodizee-Problem loslegen, aber das Argument mit der Kirchengeschichte ist meines Erachtens "danebengeschossen".

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>Ich habe den Eindruck, Du verwischt hier Textinterpretation mit Kirchenanalyse. <

 

Keineswegs Heidi,

 

und selbstverständlich kannst du die Geschichte vor jedem möglichen Hintergrund interpretieren - wenn Du´s sinnvoll hinkriegst sogar in Bezug zum Feminismus  oder der Homöopathie. ;)   Nur anmerken sollte man dies. Daß ich in einem christlichen Forum jedoch darauf verzichte, bei einer Diskussion über eine Bibelstelle anzumerken, daß und warum ich einen Bezug zum Gesamtsystem Christentum herstelle (das ist übrigens mehr, als nur die Institution  "Kirche", es ist eine komplexe Großideologie mit praktischen Auswirkungen auf Vergangenheit und Gegenwart, sprich historischer bedeutung) dürfte ja auf der Hand liegen. Es ist nunmal unausgesprochen unser Hauptthema hier - wir befinden uns auf "kath.de" und der hier vorliegende Thread hatte seinen Anfang in den "katholischen Glaubensgesprächen" genommen.

 

Übrigens: Egal woher die Geschichte stammt - es ist auch nicht uninteressant, darüber nachzudenken, warum sie ins christliche Schrifttum aufgenommen wurde. Auch wenn sie nicht  originär christlich ist. (Was ist das schon?)

 

In einem Forum mit dem Thema "Tierhaltung" wäre ich aber vermutlich anders an die Story rangegangen ;) .

 

 

Liebe Grüße,

 

Lissie

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Man, was'n grün Lucia!

 

_____________

 

 

Wenn Du Dich auf meinen Text beziehst, dann gibt es dort kein "Argument mit der Kirchengeschichte", sonder nur die Möglichkeit die Kirchengeschichte über die Hirtengeschichte zu diskutieren und zu persiflieren!

 

Das ist durchaus möglich. Immerhin hat 'Pastor' ja auch was mit 'Hirte' zu tun. Oder irre ich mich?

 

Viele Grüße

Heidi

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Zitat von Heidi am 22:54 - 12.Dezember..2001

 

Das ist durchaus möglich. Immerhin hat 'Pastor' ja auch was mit 'Hirte' zu tun. Oder irre ich mich?

Hallo Heidi!

Gruslich grün, gelle - das mach der Fettdruck.  

Klar, pastor ist lateinisch Hirte. Jesus hat auch zum Petrus gesagt "Weide meine Lämmer" - daher nennen sich ja viele Priester auch nicht Pfarrer (Pfarr-Herr?) sondern Pastor. Aber die Kirche selber als Hirte - hat sie diesen Anspruch? Das war's was ich in Zweifel gezogen habe.

Liebe Grüße,

Lucia

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Lichtlein: > Gott ist mit dem Hirten gemeint, nicht Kirchens (egal zu welcher Zeit). <

 

Das würde ich auch so sehen.

 

> aber das Argument mit der Kirchengeschichte ist meines Erachtens "danebengeschossen". <

 

Nur wenn Du davon ausgehst, daß der christliche Gott (und  um den geht es doch hier, oder?) kein Produkt der Kirche ist, bzw. die Kirche eine Institution, die sich alles, was sich um den C-Gott dreht, mehr oder minder auf Erden  "verwaltet".  Wer aber eine menschengemachte Botschaft hinter den als göttlich herausgegebenen "Offenbarungen" annimmt  (mitunter auch verzweckte Botschaften), der kommt nicht ganz umhin, neben den einzelnen Botschaften auch die politischen (im weitesten Sinne) Umsetzungen zu sehen, sofern diese mit der Botschaft vereinbar sind.

 

Und zu manch einer "Frohbotschaft" - egal ob von Kirchenmenschen oder Gott persönlich herausgegeben - fällt dem Außenstehenden dann halt auch die entsprechende Kehrseite ein, die Drohbotschaft.

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"Mt 18, 12-14

12 Was meint ihr? Wenn jemand hundert Schafe hat und eines von ihnen sich verirrt, lässt er dann nicht die neunundneunzig auf den Bergen zurück und sucht das verirrte?

13 Und wenn er es findet - amen, ich sage euch: er freut sich über dieses eine mehr als über die neunundneunzig, die sich nicht verirrt haben.

14 So will auch euer himmlischer Vater nicht, dass einer von diesen Kleinen verloren geht."

 

Dieses Gleichnis kommt gleich zweimal in verschiedenen Zusammenhängen vor: Mt 18 und Lk 15.

Bei Lukas ist der Zusammenhang: Jesus wird wegen seines Mahles mit den Sündern und Zöllnern (verlorene Schafe) von den Schriftgelehrten kritisiert. Das Gleichnis zielt auf den Satz: Ebenso wird im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nögtig haben umzukehren" - eine barsche Zurechtweisung der Schriftgelehrten. Sie stehen nun da wie die Neidhammel (kann es sein dass dieser Ausdruck sogar von diesem Gleichnis herrührt?), die sehr wohl in der Welt zurechtkommen ohne Betreuung - die aber neidisch auf die Zuwendung des Hirten gegenüber dem Schaf sind, das den Hirten wirklich braucht. Sünde ("Verlorenheit des Schafes&quot wird hier nicht mehr als Grund zum Vorwurf, sondern als Grund zur Zuwendung gesehen. Ein gewichtiger Schritt.

 

Bei Matthäus ist der Zusammenhang ein wenig anders: Es geht nicht um die Schriftgelehrten, sondern um die Jünger selbst. Zuvor kommt ein Abschnitt über die Jünger, von denen jeder der GRÖßTTE sein will, dann ein Abschnitt mit einer Warnung vor der Verführung und Verachtung der "KLEINEN".

Das Gleichnis zielt auf den Satz: "So will euer himmlischer Vater nicht, dass einer von diesen kleinen verloren geht."

Matthäus kommt nicht von der Sünde oder von der Schwäche her, sondern von der Stärke: Die Verpflichtung/Verantwortung der Starken gegenüber den Schwächeren. Es ist nicht vom Hirten die Rede, sondern in der Matthäusversion wird JEDER angesprochen (Wenn JEMAND hundert Schafe hat...).

 

Beide Versionen kommen darin überein, dass Jesus Zuwendung zu denen predigt, die schwach sind.

 

Zuwendung und Hilfeleistung gegenüber Schwachen/Sündern halte ich keineswegs für trivial - es läuft meist anders. Vorwürfe und Ausnützen sind mindestens genauso landläufige Praktiken.

Während Matthäus eher ein moralisches Interesse verkündet ("Sorge für die Kleinen!&quot, greift Lukas eher den existenziellen Aspekt heraus: "Im HIMMEL wird mehr Freude...": Gottes Anliegen ist nicht der Vorwurf, nicht die Verurteilung, sondern die Hilfe.

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Zitat von pedrino am 17:32 - 12.Dezember..2001

 

Liebe Babuschka,

 

gerade dies solltest du aber tun. Christ zu sein war nicht nur Pflicht, sondern Zwang, leider oft tödlicher Zwang.  

 

 

Lieber Pedrino!

 

An der Reaktion von Explorer kann ich erkennen, dass dieses Thema hier durch ist und dass es wohl nicht wirklich von Interesse ist. Aber natürlich muss ich dir Recht geben und wenn man all die Grausamkeiten bedenkt, die im Namen unseres HERRN schon geschehen sind, ist es leicht vom Glauben abzufallen. Ich glaube auch nicht, dass wir das vergessen sollten! (Und die Antwort von Explorer gefällt mir nicht, auch nicht, wenn du mit dem Thema wohl öfter hier vertreten bist.) ABER ich denke trotzdem, wir sind für uns verantwortlich, der HERR hat uns Verstand gegeben, dass wir ihn einsetzen. Wir sollen uns hier und heute Jesus zum Vorbild nehmen und unsere Herzen nicht durch die Vergangenheit verhärten lassen.

 

Mir gefällt das Gleichnis von Mt so gut, weil es eben nicht wie bei Lk die Sünde voraussetzt. So geht es Mt wahrscheinlich weniger um das Schaf, welches in die Irre ging, sondern mehr um die Gemeinde, die auch die „Kleinen“ hoch wertschätzen soll, denn es ist der Wille des Vaters, dass keines der „Kleinen“ verloren geht.

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Zitat von lissie am 22:51 - 12.Dezember..2001

>...und selbstverständlich kannst du die Geschichte vor jedem möglichen Hintergrund interpretieren - wenn Du´s sinnvoll hinkriegst sogar in Bezug zum Feminismus  oder der Homöopathie.

 

.....In einem Forum mit dem Thema "Tierhaltung" wäre ich aber vermutlich anders an die Story rangegangen .


 

Hallo Lissie,

 

sicher kann man die Story vor jedem Hintergrund interpretieren. Die Frage ist nur, wann aus dem Hintergrund der Vordergrund wird und die Story ihren eigentlichen Sinn verliert.

 

Letztes Jahr wollte ich endlich mal was von Shakespear sehen - um mitreden zu können. Ich bin also ins Schauspielhaus und habe irgendein Stück von ihm angeschaut.

Auf der Bühne wimmelte es von Fernsehern, in denen unterschiedliche Videos abspielten. Jeder Schauspieler hatte die Aufgabe mindestens einmal nackt über die Bühne zu hüpfen, manch einer auch mehrmals, und die Texte machten auch nicht den Eindruck als wären sie der damaligen Zeit gemäß.

Es war eine Interpretation von Shakespear, sicher. Aber mitreden über Shakespear kann ich immer noch nicht, denn was bei der Interpretation vom Orginal übriggeblieben ist, ist mir unklar. Im Endeffekt:  Rausgeschmissenes Geld (...weil so schön waren die Männer auch nicht.)

 

Sollte man solche Interpretationen nicht "frei nach ..." betiteln?

 

 

So und zurück zur Hirtengeschichte:

Wie hättest Du in einem Tierhaltungsforum argumentiert? ... hälst Du es für artgerecht Tierhaltung?

 

Viele Grüße

Heidi

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Hi Heidi,

 

>sicher kann man die Story vor jedem Hintergrund interpretieren. Die Frage ist nur, wann aus dem Hintergrund der Vordergrund wird und die Story ihren eigentlichen Sinn verliert. <

 

Das ist eigentlich keine Frage, das versteht sich meist von selbst. Als legitimes Interpretationsinstrument lassen sich folglich bei weitem nicht alle "Hintergründe" verwenden.

 

Was den "eigentlichen" Sinn einer Story betrifft, wäre ich aber vorsichtig. Eine öffentliche "Story" ist   Kulturgut, gewinnt durch ihre (geschichtliche) Verwendung, Marketing, Rezeption eine Menge an Eigendynamik, Konnotationen und "message", die man im luftleeren Raum leicht übersehen könnte, die aber nichtsdestoweniger zu dem Gesamtkomplex dazugehören.  Zu diesen außertextuellen Faktoren (also Faktoren, die nicht unmittelbar in der "Story" selber zu finden sind) gehören nicht nur Dinge, die unmittelbar in die Entstehungszeit der Geschichte selber fallen, sondern auch solche, die mit ihrer weiteren Verwendung zu tun haben.  

 

Ich schweife jetzt vielleicht zu sehr ab, daher nur ganz kurz: Selbstverständlich kann man eine im Kulturschatz des Christentums verwaltete Story in Relation zu anderen bekannten christlichen Botschaften setzen, und damit die 8offene oder verschleierte)  Botschaft der spezifischen Story illustrieren oder in einen Gesamtzusammenhang stellen auch wenn diese nicht unmittelbar in der Fabel selbst enthalten ist.  Ein etwas plattes Beispiel: Wenn Du einen Ufa-Film aus den frühen dreißiger Jahren siehst, in dem ein Jude als hinterhältiger Betrüger dargestellt wird, dann wirst Du doch sicherlich auch einen Zusammenhang zu weiteren rassischen "Botschaften" herstellen, auch wenn diese keineswegs explizit in dem Film enthalten sein sollten.  Der Film gehört in den kulturellen Gesamtkomplex "Nationalsozialismus". Ergänzendes Wissen diesbezüglich ist nur hilfreich bei einer umfassenden Analyse. Wenn ich hingegen einen israelischen Film von heute sehe, in dem ein Jude der Bösewicht ist (was sich angesichts der Häufigkeit von Juden in Israel ja geradezu anbietet ), kann ich das nicht in einen soziokulturellen Zusammenhang setzen.

 

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>Sollte man solche Interpretationen nicht "frei nach ..." betiteln?<

 

Nein, muß man nicht extra,  denn eine Inszenierung hat IMMER mindestens einen unsichtbaren zweiten Autor, nämlich den Regisseur.  Das hiesige Publikum weiß das, geht meist davon aus, es mit "Regietheater" zu tun zu haben und nicht mit einem Literatur/Theater-Museum.  Ich kann damit aber auch nicht viel anfangen, sog. "moderne" Inszenierungen scheinen mir meist verquast und verkrampft und nicht wirklich originell. Und vor allem meistens schlecht gemacht!

 

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>Wie hättest Du in einem Tierhaltungsforum argumentiert? ... hälst Du es für artgerecht Tierhaltung? <

 

Über artgerechte Schafherdenhaltung, Hirtenqualifikation u.ähnl. weiß ich leider nichts. Vermutlich hätte ich in diesem Fall erst mal geschwiegen und die Diskussion der Schafherdenkenner verfolgt.

 

 

Liebe Grüße,

 

 

Lissie

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