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Die Passion in den Glaubensgesprächen


altersuender

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Vorbemerkung: bitte keine Verschiebung in ein anderes Board! Andernfalls bitte meine Beiträge vorher zu löschen!

 

Dramatis Personae: von Pontius zu Pilatus

Ein Sprichwort sagt "wie Pontius Pilatus ins Gebet", und bezeichnet damit Geschehnisse, die einem zustoßen, man weiss weder recht wie, noch warum. Wie der römische Prokurator möchte man die Hände in Unschuld waschen. Mel Gibson skizziert in seinem Film tatsächlich einen Mann, der an den Geschehnissen, den Prozess gegen Jesus, nur gezwungenermaßen, ganz gegen den eigenen Willen, Anteil nimmt. Er kam dazu, nun, eben so, wie ins Gebet. Die wenigen antiken Quellen hingegen fügen seinem Bild einige düstere Züge hinzu.

 

Pontius Pilatus (lateinisch für "der mit dem Wurfspieß Bewaffnete"), war der fünfte römische Prokurator in Judäa. Seinen Dienst trat er 26 nach Christus an, also etwa zwei Jahre vor dem vermuteten Beginn von Jesu öffentlichem Wirken. Er enstammt wahrscheinlich dem alten samnitischen Geschlecht der Pontier und gehörte den Equites, dem römischen Ritterstand, an. Die Equites, ursprünglich die Reiter des römischen Heeres, entwickelten sich zu einem eigenen Stand zwischen den Senatoren und dem Volk. Sie waren verpflichtet für ihre Ausrüstung (Pferde, Sklaven, Waffen etc.) selber aufzukommen. Als Mindestvermögen für die Zugehörigkeit zum Ritterstand waren 100.000 Denare erforderlich (als Vergleich dazu: das Verpflegungsgeld eines einfachen Soldaten für ein Jahr betrug 60 Denare). Augustus rekrutierte aus ihnen den Kern seiner Reichsbeamtenschaft und setzte sie als seine persönlichen Vertreter in den Provinzen ein, um mittels ihrer strengen Aufsicht die Steuern einzutreiben.

 

Pilatus also war einer aus der Schar der römischen Reichsbeamten. Seinen Posten in Judäa verdankte er Lucius Aelius Seianus, Kommandeur der Prätorianer, der Leibwache des Kaisers Tiberius. Als enger Vertrauter des Kaisers führte dieser für diesen einige Zeit die Regierungsgeschäfte. Seianus war ein im ganzen Reich berüchtigter Judenhasser. Von seinem Schützling erwartete er, den harten Kurs gegen die Juden durchzusetzen. Und Pilatus bemühte sich auch redlich, diesen Erwartungen zu entsprechen. Als er seinen Dienst antrat, befahl er einer römischen Kohorte nächtens mit unverhüllter Kaiserstandarte, die das Bild des Kaisers trug, in Jerusalem einzumarschieren und diese am Tempelplatz vor der Burg Antonia aufzupflanzen. Seine Vorgänger im Amte hatte die Standarte stets verhüllt, um die religiösen Gefühle der Juden, nach deren Glaube der Bilderkult ein Greuel war, zu schonen. Die Juden entsandten sofort eine Gesandschaft nach Cäsarea, dem gewöhnlichen Amtssitz des Prokurators, und forderten die Entfernung des Greuels. Pilatus weigerte sich. Also demonstrierte eine starke Anzahl Tag und Nacht vor dem Palast des Pilatus, bis sie dieser schließlich, am sechsten Tag des Protests, von bewaffneten Legionären einkreisen ließ und ihnen androhte, sie würden bei Fortsetzung ihres Widerstands allesamt niedergehauen. Da fielen die Juden auf die Knie und riefen: "Lieber tot als dieses dulden!" (nach Flavius Josephus, Jüdische Altertümer XVIII, 3, 1). Pilatus beugte sich dem jüdischen Starrsinn, der ihm wohl völlig unverständlich war: Sterben wegen einer solch' nichtigen Sache?

 

Auch später noch reizte er die Juden, sei es im Auftrag seines Gönners Seianus, sei es aus eigener Abneigung gegen die Juden heraus, oder auch schlicht, weil er dieses Volk am Rand des Reiches samt seiner ihm wohl fremdartig bleibenden Religion weder verstehen konnte, noch wollte. So ließ er unter anderem Kupfermünzen für den täglichen Kleingeldbedarf mit dem Bild eines Opfergerätes aus dem bei den Juden verpönten Kaiserkult prägen. Für den Bau einer Wasserleitung vergriff er sich am Tempelschatz. Als die Juden dagegen protestierten, wies er, wie Josephus Flavius berichtet (Jüdische Altertümer XVIII, 3, 2), Soldaten an, sich in Zivilkleidung unter die Menge zu mischen. Auf ein Zeichen von ihm zogen diese Schlagstöcke aus ihren Gewändern hervor und prügelten auf die Menschenmenge ein. In der ausbrechenden Panik wurden viele von ihnen zu Tode getreten.

 

Vor diesen Menschen also, der die Juden nicht liebte, wurde Jesus geschleift.

 

 

Nach dem Prozeß gegen Jesus, der vermutlich am 7. April des Jahres 30 unserer Zeitrechnung stattfand, diente Pilatus noch weitere 6 Jahre als Prokurator in Judäa. Seinem Gönner Lucius Aelius Seianus allerdings war es nicht mehr möglich eine schützende Hand über ihn zu halten. Wie der römische Historiker Cassius Dio berichtet, wurde nämlich Seianus 31 nach Christus der Verschwörung gegen den Kaiser bezichtigt, verhaftet und hingerichtet. Seinen Leichnam schleppte man an einem Haken zur Gemoniae, der Seufzertreppe, die vom Forum auf das Kapitol führte. Nachdem er dort drei Tage lang dem Pöbel zur Belustigung diente, gab man ihm schließlich ein nasses Grab im Tiber. Dies mag erhellen, warum Pilatus so daran gelegen war, den Titel "Amicus Caesaris", den ihm ausgerechnet Seianus zugeschanzt hatte, zu behalten. Auch mag ihm das Schicksal des römischen Statthalters in Ägypten, Cornellius Gallus, ein warnendes Beispiel gewesen sein. Dieser verlor, wie Sueton in seiner Biographie des Augustus schreibt, unter diesem erst den Titel eines "Amicus Caesaris", dann alle Ämter, dann brach eine Flut von Anklagen und Beschuldigungen über ihn herein, sodass er am Ende den einzig ihm verbliebenen Ausweg wählte: Tod durch eigene Hand. Pilatus gelang es beim Prozess gegen den Mann aus Nazareth diese gefährliche Klippe, den Verlust der Freundschaft des Kaisers, durch Konzessionen an das religiöse jüdische Establishment zu umschiffen. Der Preis war gering: ein wenig gekränkter Stolz; und das Leben eines Juden.

 

6 Jahre nach der Hinrichtung des Mannes aus Nazareth kam es zu einem Konflikt mit den Samaritern. Josephus Flavius (Jüdische Altertümer XVIII, 4, 2) weiss von einem Propheten der Samaritaner zu berichten, der seinen Anhängern versprach, er würde ihnen auf dem Berg Garizim die dort verborgenen heiligen Geräte des Mose zeigen. Eine große Zahl von Samaritern strömte daraufhin auf den Berg. Weil sie aber Waffen bei sich trugen vermutete Pilatus hinter dieser Ansammlung eine Verschwörung, gar einen Aufstand. Er ließ Soldaten aufmarschieren und das Dorf Tirataba angreifen. Viele der dort versammelten Samariter wurden getötet oder gefangengenommen, ihre Anführer hingerichtet. Der Hohe Rat der Samariter legte gegen das brutale Vorgehen des Prokurators Beschwerde bei Vitellius ein, dem römischen Legaten von Syrien. Der enthob um die Zeit des Jahreswechsels 36/37 nach Christus Pilatus des Amtes und schickte ihn nach Rom, um Rechenschaft abzulegen.

 

Rom war unterdessen gerade dabei sich an einen neuen Kaiser zu gewöhnen. Tiberius, der hartnäckig an Leben wie Herrschaft festhielt, war am Ende von einem Kommandaten seiner eigenen Leibwache mit einem Kissen erstickt worden. Nun herrschte Caligula. Ihn erreichte ein Brief, den König Herodes Agrippa I. in Sachen Pontius Pilatus an ihn schrieb: "Pilatus war von Charakter unbeugsam und rücksichtslos hart. Zu seiner Zeit herrschten in Judäa Bestechlichkeiten, Gewalttaten, Räubereien, Bedrückungen, Demütigungen, fortwährende Hinrichtungen ohne Urteilsspruch und grenzenlose unerträgliche Grausamkeit."

 

Zehn lange Jahre hatte Pilatus das störrische Judäa im Sinne Roms mit harter Hand regiert. Nun aber war er, ein Mann des alten Systems, für den neuen Kaiser nicht länger von Nutzen. Ohne ihm Gelegenheit für eine Rechtfertigung zu geben, setzte Caligula ihn ab. Damit entschwindet Pilatus aus der Geschichte, über sein weiteres Schicksal ist nichts sicheres bekannt, auch wenn es einen vagen Hinweis gibt, dass er eines gewaltsamen Todes starb. Philon von Alexandrien nämlich berichtet über ihn in seiner Schrift "Adversus Flaccum". Darin werden von Philon nur jene Verfolger von Juden erwähnt, die ihrer gewaltsamen Taten wegen, wie Philon meinte, ein gewaltsames Ende nahmen.

 

 

Dramatis Personae: Jehosaf Bar Qajfa

Der römische Prokurator in Mel Gibsons Film kam also zu seiner Rolle im Prozeß gegen Jesus wie Pontius Pilatus ins Gebet, nämlich ohne so recht zu wissen, wie ihm geschah. Als eigentlich treibende Kraft in der Zerstörung Jesu, anders kann man die Passion nicht nennen, tritt der Hohepriester Kaiaphas auf. Auch über diesen Mann wissen antike Quellen einiges zu berichten.

 

Im Jahr 1990 stießen Bauarbeiter im Jerusalemer Vorort Nord-Talbiot auf dem "Berg des üblen Rates" auf antike Spuren. Wie in solchen Fällen üblich wurde die israelische Antikenbehörde für eine Untersuchung herbeigezogen. Dabei entdeckte man ein Grab, in dem sich 12 Ossuarien aus Kalkstein befanden. In solche Ossuarien wurden nach der Verwesung des Fleisches die Gebeine von Verstorbenen endbestattet. Fünf dieser Kästen trugen Inschriften. Auf einem Ossuar wurde der Name "Qajfa" entziffert, auf einem anderen, besonders kunstvoll verzierten, "Jehosaf Bar Qajfa". Vater und Sohn also, oder doch zumindest enge Verwandte, das Grab einer Familie mit dem Beinamen "Qajfa", ins griechische, die Sprache des Neuen Testaments, übertragen: Kaiaphas. Jehosaf Bar Qajfa, Jehosaf (Joseph) Sohn (oder: aus der Familie) des Kaiaphas. Im Inneren des Ossuars befanden sich die Knochen eines etwa 60jährigen Mannes: mit ziemlicher Sicherheit die Gebeine jenes Mannes, der im Film - getreu den Berichten der synoptischen Evangelien - die treibende Kraft hinter der Vernichtung des Mannes aus Nazareth war.

 

In den Evangelien wird stets nur der Beiname, Kaiaphas, verwendet, doch Josephus Flavius nennt in seinen "Jüdischen Altertümern" den vollständigen Namen des Hohepriesters: "Joseph mit dem Beinamen Kaiaphas". Zum Hohepriester wurde Kaiaphas im Jahr 16 nach Christus durch den Prokurator Valerius Gratus ernannt. Er löste im Amt seinen Schwiegervate Hannas ab, den Gratus ein Jahr zuvor des Amtes enthoben hatte. 19 Jahre lang konnte er sich an der Macht halten, eine Zeitspanne, reif für das antike Guiness Buch der Rekorde: keiner seiner Vorgänger oder Nachfolger im Jahrhundert um Christus erreichte auch nur annähernd diese Dauer. Das muss ihn über die Jahre viel Geld gekostet haben, da das Amt längst von den Römern wie eine Ware gehandelt wurde. Beim Volk war er wohl kaum beliebt, so wie überhaupt die hohepriesterliche Kaste, die das Amt für Geld kaufte und danach trachtete, es im Besitz der eigenen Familie zu halten, verachtet, ja sogar gehasst wurde. Der Talmud überlieferte diese Verachtung der hohenpriesterlichen Sippschaften, darunter jene des Hannas, der auch Kaiaphas als dessen Schwiegersohn angehörte, in einem Lied:

 

"Weh mir ob des Hauses Boetos: weh ist's mir vor ihren Keulen!

Weh mir ob des Hauses des Hannas: weh ist's mir vor ihren Denunziationen!...

Sie sind Hohepriester, ihre Söhne Schatzmeister, ihre Schwiegersöhne Verwalter, und ihre Knechte schlagen das Volk mit Stöcken."

 

Als Pilatus stürzte, stürzte auch Kaiaphas. Nach Josephus Flavius (Jüdische Altertümer XVIII, 4, 3) nahm ihm Vitellius, der römische Legat von Syrien, der zuvor den Pilatus absetzte, das Amt. So wurde ein Gespann aufgelöst, das über die gesamte Amtszeit des Pontius Pilatus lief. Ein Gespann, das wohl mit Rücksicht auf gemeinsame Interessen so manches einander nicht zu verweigern vermochte. Was wog dagegen das Leben eines Zimmermanns?

 

Im Prozeß gegen Jesu zerriß Kaiaphas sein Gewand mit den Worten "Er hat gelästert!". Der Gotteslästerung beschuldigte er ihn. "... weh ist's mir vor ihren Denunziationen!" Im Familiengrab der "Qajfa" fand sich auch ein Ossuar, in das der Aufschrift nach die Gebeine einer Frau namens Miriam Berat Schimon, Miram Tochter des Simon, zur letzten Ruhe gebettet worden waren. Im Schädel der Frau fand man eine Bronzemünze, ein von Herodes Agrippa I. geprägtes Geldstück aus dem Jahr 42 oder 43 nach Christus. Die Münze war der Verstorbenen wohl in den Mund gelegt worden, Fährgeld für Charon, der in der griechischen Mythologie die Toten mit seinem Nachen über den Styx, den Fluss der Unterwelt, und vor die Tore des Hades, des Totenreiches, bringt. Ein einigermaßen pikanter Fund, zeigt er doch, dass jener Hohepriester Kaiaphas, der Jesus der Gotteslästerung bezichtigte, in seinem Haushalt heidnische Riten und Glaubensbräuche duldete, somit nach dem Verständnis dieser Zeit selbst der Lästerung schuldig war.

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Ich habe den Film gesehen. Hat er mir gefallen? Ich weiss es nicht, ich weiss es wirklich nicht. Hätte er mir überhaupt gefallen sollen? Ist der Kreuzweg etwas, das einem gefällt? Ich vermute, dass Glaubende und Nichtglaubende zweierlei Filme sehen. Mich begleiteten während des Films die Evangelien, oft schon gelesene Passagen, Verse, die sich den Bildern auf der Leinwand hinzufügten, sie kommentierten und ergänzten. Jene, die diese Begleitung nicht haben, welchen Film sehen sie?

 

Ist der Film antisemitsch, wie so oft in der Presse zu lesen stand? Benyamin Cohen, dem Herausgeben von Jewsweek, verlockte es nach dem Film einen Juden zu töten. Maureen Dowd von der New York Times hätte gerne einem Juden die Zähne ausschlagen. Und ich? Ich verließ das Kino mit einer gewissen Traurigkeit, Traurigkeit über uns Menschen, über das, was wir einander anzutun vermögen. Cohens und Dowds Empfindungen, ich kann sie nicht nachvollziehen, kann nicht verstehen, wie man nach dem Par-force-Ritt dieses Films entlang der Via Dolorosa solche Gefühle hegen kann. Nein, antisemitisch ist dieser Film sicherlich nicht.

 

Die Gewalt. Ja, die ist im Film, wenngleich ich meine, dass in etwa alle 2 bis 3 Wochen im Fernsehen Filme gezeigt werden, die grausamer und furchtbarer sind. Durchbrochen werden diese Szenen durch häufige Rückblenden, Erinnerungsfetzen der beteiligten Personen, Jesus vor allem, Maria, auch Petrus. Mehr Rückblenden, als ich eigentlich erwartet hatte. In gewisser Weise sind es gerade sie, die die Grausamkeit der Passion am Leben erhalten. Wären nicht sie mit ihrem jähen Wechsel des Tempos, von der Hektik des Passionsgeschehens ins ruhigere Fahrwasser der Erinnerung, ich hätte mich wohl leichter gegen die Gewalt auf der Leinwand wappnen können. So lockten sie mich immer wieder aus der Reserve, öffneten mich wieder ein wenig ... bis zum nächsten Schlag mit Rute, Stock oder Geisel, dem Hammer auf den Nagelkopf durch Hände und Füße.

 

Ist es ein guter Film? Ich weiss es nicht. Aber spielt das eine Rolle? Mir wurde bewusst, stärker bewusst, dass wir in der Fastenzeit stehen, kurz vor der Karwoche, Karfreitag, vor Christi Passion. Mir wurde bewusst, dass Christus wahrhaftig Mensch war, Mensch aus Fleisch und Blut, keine Idee, kein abstraktes Ideal. Mir wurde bewusst, dass Gott sterben musste, damit ich leben kann. Wahrhaftig: dieser Gott war eines Menschen Sohn. Mir wurde bewusst, dass ich hungere, sehr hungere nach dem, was auf die Passion folgt: Ostersonntag, mich hungert nach der Auferstehung, mich hungert sehr nach Ihm.

 

Ist es ein guter Film? Was spielt das für eine Rolle?

 

_______________

 

 

Eine Szene, die mir gefiel: Jesus im Garten Gethsemane, in Todesangst zu seinem Vater betend. Auftritt des Versuchers als Frau. Mit statuarischer Miene und einer unweiblich tiefen, leicht heiseren Stimme - ein einfaches, aber wirksames Mittel für eine irritierende Verfremdung - nähert er, vielmehr sie, sich Jesus als Stimme der Vernunft, der personifizierte gesunde Menschenverstand: Kann denn ein Mensch das alles ertragen? Kann denn ein Mensch die Schuld der gesamten Menschheit auf sich laden? Ist dies nicht pure Unvernunft? Wem sollte das nutzen? Jesus gibt im Gebet zum Vater dem Versucher die Antwort: "Aber nicht, was ich will, sondern was du willst soll geschehen" (Mk 14, 36). Sein Glaube verwirft des Versuchers Vernunft.

 

Das wäre nach meinem Geschmack ein guter Abschluss der Szene gewesen. Leider will Gibson an dieser Stelle zuviel. Er mengt noch das Bild von Gen 3, 15 hinzu. "Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf, und du triffst ihn an der Ferse." Eine Schlange kriecht unter dem Rock des Versuchers hervor und auf Jesus zu. Dieser erhebt sich nach der Übergabe seines menschlichen Wollens an den Vater ... und zertritt der Schlange Kopf. Etwas zu viel und zu dick aufgetragene Symbolik für mich.

 

Gut dann wieder die Szene nach der Heilung des Malchus, dem Petrus im Widerstand gegen die Verhaftung seines Meisters das Ohr abgeschlagen hatte. Nach der Heilung sitzt Malchus auf dem Boden, vollständig verwirrt, berührt von der Hand des Mannes, den zu verhaften er ausgesandt war; berührt, tiefer und über die Heilung des Ohres hinaus, geheilt, doch ertaubt gegenüber der Rufe seiner Kumpane, die Jesus gewaltsam abführen. Malchus bleibt zurück, sein Blick irrt verloren ins Leere.

 

Eine Szene, die mir nicht gefiel: bei Jesu Sterben stürzt ein Tropfen vom Himmel, wohl eine Träne Gottes, schlägt auf der Erde auf, diese beginnt zu erzittern, die Erde schüttelt sich in Konvulsionen, im Tempel klafft die Erde auseinander, der Vorhang zerreisst. Das war zu wenig Evangelium, und zu viel Hollywood für mich.

 

___________________

 

 

Was mir rein formal auffiel, das Kino, in dem ich den Film sah, ließ ihn in zwei Sälen anlaufen. Davon war jener, in dem ich war, nur zu einem Fünftel gefüllt; und ich wüsste nicht, warum es in dem anderen anders gewesen sein sollte. Ich wäre nicht überrascht, erzielte der Film in deutschsprachigen Landen, überhaupt in weiten Teilen Europas, keinen großen Erfolg. Europa ist nicht Amerika. Mag auch in jedem Dorf eine Kirche stehen, wenn es um gelebten Glauben geht, sind wir nachchristlich. Das - unter anderem - wird der Film demonstrieren. Jesus interessiert nicht mehr. Darum ist auch die Anbiederung mancher Kirchenvertreter, sozusagen beamteter Berufschristen, an den Zeitgeschmack nicht nur peinlich, sondern auch nutzlos. Damit wird niemand dem Glauben an Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, zurückgewonnen.

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Jemand, der den Film gesehen hatte, meinte, dass er danach erst mal nicht mehr zur Eucharistie hat gehen können – denn der Jesus, dessen Folterung der Film dargestellt habe, sei derselbe, dessen Brot er in der Eucharistie zu sich nehme.

 

Es sei ihm anders geworden, und er habe so deutlich empfunden, wie wenig ihm die Gabe des Eucharistie zukomme …

 

Gemeint war es als Kritik am Film, und an der als überwältigend empfundenen Brutalität des Dargestellten. Es ändert nichts an der Qualität oder Nichtqualität des Films; darüber will ich mich hier nicht äußern; aber diese Empfindung schien mir auch ein Stück Gnadenwirken zu sein. Zumindest scheint der Film «The Passion» mitunter einen Beitrag zur Unterscheidnug der Geister zu liefern.

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Danke für deine Initative, Erich, und danke für deinen persönlichen Bericht. Ich selber werde Karfreitag gehen.

 

Gibt es in den anderen Threads an anderer Stelle zu diesem Thema vergleichbare Statements von Christen, die den Film gesehen haben? Falls ja - könnte jemand diese Postings in diesen Thread kopieren?

 

Herzliche Grüße

Martin

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Danke für deine Initative, Erich, und danke für deinen persönlichen Bericht. Ich selber werde Karfreitag gehen.

 

Gibt es in den anderen Threads an anderer Stelle zu diesem Thema vergleichbare Statements von Christen, die den Film gesehen haben? Falls ja - könnte jemand diese Postings in diesen Thread kopieren?

 

Herzliche Grüße

Martin

Och Martin, lässt Du jetzt andere für Dich lesen?

 

In den Katakomben gibt es im Thread Die Passion Christi, Wer hat es gesehen und was denkt ihr auch Statements von Christen, z. B. von Tami, von Stefan Mellentin, und von Mecky.

 

Du darfst aber ruhig auch den ganzen Thread lesen.

*unschuldig guck*

 

Liebe Grüße, Gabriele

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Ich habe die Passion Christi schon letzte Woche gesehen. In der Tat kommt der Hohe Rat da nicht besonders gut weg, Pilatus wird dargestellt als jemand, der gezwungen ist, Jesus zu bestrafen, um keinen weiteren jüdischen Aufstand zu provozieren, der dies aber eigentlich gar nicht will. Aber hatte denn der Hohe Rat eine andere Möglichkeit, als Jesus zu Tode zu bringen? Schließlich hat er sich vor aller Ohren zum Gott erklärt, was nach den jüdischen Gesetzen Blasphemie ist; nirgendwo im Alten Testament steht, daß der Menschensohn die zweite Person der göttlichen Dreifaltigkeit ist; zwar steht in der Danielapokalypse, daß der Menschensohn ein Himmelwesen ist, aber diese späten Schriften wurden ja von der sadduzäischen Mehrheit des Hohen Rates überhaupt nicht anerkannt (die glaubten ja nicht mal an die Auferstehung der Toten; sie glaubten nur an die fünf Bücher Mose). Von daher muß man den Hohen Rat entlasten, es war ein tragisches Fehlurteil, aber dennoch sind wir durch dieses Fehlurteil erlöst: Heute glaubt die Hälfte der Menschheit (2 Milliarden Christen und 1 Mill. Muslime) an eine der Varianten des Judentums.

bearbeitet von dr-esperanto
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Als total dem Suff ergeben und verderbt werden die zwei römischen Schinder im Hof des Pilatus dargestellt. Vielleicht ist diese Charakterisierung von Gibson zu sehr übertrieben worden, aber aus den Evangelien wissen wir immerhin, daß sie um Jesu Gewand gewürfelt haben, und wo Soldaten würfeln, also Glücksspiel treiben, kann man auch annehmen, daß manche von ihnen ständig besoffen waren. Und man braucht ja niemandem zu sagen, daß Alkohol gewalttätig macht.

 

Zu dem Satz "sein Blut komme über uns und unsere Kinder" (=wir Juden übernehmen die volle Verantwortung für Jesu Tod) kann ich sagen, daß Gibson halb gelogen hat: Der Satz wird gleich nach der Szene auf aramäisch gesprochen, in der Pilatus sich die Hände in Unschuld wäscht, man hört deutlich die aramäischen Worte "'ale-na" "über uns", der Satz ist also halb gekürzt worden, er reicht nur bis "seine Blut komme über uns", "über unsere Kinder" ist herausgeschnitten worden, zusätzlich fehlt der Untertitel dazu.

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Was mich wirklich interessieren würde:

 

Könnte mal jemand von denen, denen der Film gefallen hat und denen der Film etwas gegeben hat, erzählen, was ihn an diesem Film so beeindruckt hat?

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Was soll eigentlich diese Szene mit dem Raben, der einem der Gekreuzgten ein Auge entfernt, dem Katholiken sagen? Ist man noch katholisch, wenn man sich dafür nicht so recht begeistern kann? :blink:

bearbeitet von Squire
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Ich selber werde Karfreitag gehen.

Hoffentlich aber als Ergänzung zum Gottesdienst........

Aber ja doch. Nach Möglichkeit würde ich vorher den Film sehen, denn hinterher könnte ich wohl kaum zum Pizza-Essen gehen.

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Was soll eigentlich diese Szene mit dem Raben, der einem der Gekreuzgten ein Auge entfernt, ...? :blink:

Hallo Squire,

 

das hatte ich mich damals auch gefragt. Obwohl ich diese Szene ziemlich originell finde :P :ph34r: , nach dem Motto : "Redest Du so mit Jesus?! Oder "ich werde Dich schon helfen :P !!!"

 

Aber was ich gerne mal von Euch wissen möchte ist:

Jesus wurde von Judas verraten. Im Film heißt es, daß der Schuld auf sich läd (oder so ähnlich), der ihn verraten würde.

 

Nun meine Fragen:

 

- Wäre alles so trotzdem gekommen, wenn Judas Jesus nicht verraten hätte? Oder wie hätte sonst unsere Erlösung stattgefunden?

- In wie weit gehört dennoch das, was Judas getan hat, mit zum Heilsplan?Aber wie so ist er dann "verdammt"?

- Wurde Judas letztendlich doch verziehen, weil er bereute?

 

Das sind Fragen die mich sehr beschäftigen.

 

Liebe Grüße

Tami

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thepassion.jpg

This was unexpected

What do I do now?

Could we start again please

Could we start again please

I think you've made your point now

You've even gone a bit too far to get the message home

Before it gets too frightening

We ought to call a halt

So could we start again please.

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Zum Hineinlesen:

 

Andreas Mertin in:

 

«Sacrificium Intellectus»

 

‹Die Passion Christi› in religionspädagogischer Perspektive

aus: Magazin für Theologie und Ästhetik

 

… Anders als dies in der Mehrzahl der Filmkritiken vorgetragen wird, sehe ich dagegen das Gewaltproblem nicht als das zentrale Problem des Films an. Die Gewalt ist derart grotesk hyperrealistisch inszeniert, dass sie schon wieder zynisch-ironische Züge bekommt. Die dick aufgetragene und leicht erkennbare Hollywood-Schminke macht den Film in dieser Frage zu dem, was er tatsächlich ist: ein Schinken. Meines Erachtens provoziert der Film eher gegenteilige Reaktionen. Jugendliche und junge Erwachsene, die im Kosmos eines David Cronenberg oder Quentin Tarantino mediensozialisiert wurden, werden über das von Gibson Gebotene nicht schockiert sein, sondern sich – in einer Art befreiender Distanzierung – darüber lustig machen. Was bei Cronenberg oder Tarantino nämlich noch medienspezifische Gewaltreflexion ist, ist es bei Gibson nicht mehr. Für die Diskussion etwa der Frage der Folter oder der Abgründe der menschlichen Existenz ist der Film gerade nicht geeignet, verzerrt er doch die Folterknechte derart, dass man sich nicht in ihnen erkennt. Die Banalität des Bösen kommt im Film eben nicht zum Tragen. Böse sind immer die Anderen.

 

Ich teile diese Bewertung ausdrücklich.

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Ich teile sie nur partiell.

 

Der Film ist m.E. keinerlei Gewaltverherrlichung. Die Gewalt ist eklig und zeigt ihr abscheuliches Gesicht.

Richtig ist aber, dass ich auch kaum eine mediale Gewaltreflexion gefunden habe. Ich konnte mich auch nicht identifizieren. Weder mit den Fratzen, noch mit Jesus. Die Fratzen waren unmenschlich und Jesus un-menschlich. Überhaupt kommt in diesem Film nur sporadisch etwas wirklich Menschliches.

 

Ich habe einmal in einem indischen Lokal eine Suppe gegessen, die hat nur nach Wasser und Pfeffer geschmeckt. Sonst nix. Und so kam mir der Film vor.

 

Gerade deswegen würde mich von Leuten interessieren, denen dieser Film offensichtlich eine Identifikation mit Jesus bereitet hat, wie sie das mit der Identifikation gemacht haben. Mir hat sozusagen die "Kraft der Brühe" (Suppenbeispiel) gefehlt: Die dramatische Persönlichkeitsdarstellung sowohl von Jesus alsauch seiner Widersacher.

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Zum Hineinlesen:Andreas Mertin in:«Sacrificium Intellectus» ...

 

Ich teile diese Bewertung ausdrücklich.

 

Und was genau soll dies ausdrücken? Wenn ich nun positive Bewertungen bekannter Theologen zitiere und mich ihnen anschließe, was ist dann gesagt? Nicht mehr, als dass mein ästhetischer Geschmack sich andernorts widerspiegelt. Über den Film sagt es wenig bis gar nichts aus.

 

Was den Film betrifft: ich bin kein glühender Verehrer davon. Persönlich meine ich, dass jeder Film dies ist und nicht mehr: ein Film. Als Film lässt er sich für sich genommen - ungeachtet seines religiösen Themas und Gehalt - sehr wohl bewerten. Als solcher - sozusagen unter Beurteilung des handwerklichen Geschicks - ist er ausgezeichnet. Das erklärt auch zum Teil seinen Erfolg.

 

Vor vielen Jahren - bald werden es 30 sein - sah ich Passolinis Film "Il vangelo secondo Matteo" (Das Erste Evangelium - Matthäus). Trotz der verstrichenen Zeit sind einige Bilder daraus in meinem Gedächtnis gespeichert. Ich bezweifle, dass sich dies bei Mel Gibsons Film ebenso einstellen wird. Dennoch ist der Film eine respektable Darstellung, und was ihm an Kritik zuteil wird, zeichnet sich in der Mehrzahl der Fälle durch Parteilichkeit aus. Die Qualität eines Films ist nicht danach zu beurteilen, ob meine persönlichen Vorstellungen - sei es in religiöser, sei es in anderer Hinsicht - getroffen werden; ebenso nicht danach, ob das Thema und seine Umsetzung meinem persönlichen Geschmack entspricht. Ich kenne etliche Filme, die ich selber als scheußlich finde; und denen ich dennoch hohe Qualität zusprechen muss.

 

Die Unmenschlichkeit, von der Mecky spricht, ist tatsächlich Teil des Films. Ich sah sie sehr markant in der Szene der Geißelung, als die Soldaten sich bei ihrer "Arbeit" verausgabten, daneben fortwährend tranken und einander Scherze zuriefen. Gibson hat diese Bemerkungen nicht per Untertitel übersetzt, das war auch nicht nötig. Die Unmenschlichkeit war also da. Doch gerade damit bewegt sich Gibson sehr nahe am Geschehen. Das gilt nicht nur für die Soldaten, sondern auch für Jesus. Muss ich an dieser Stelle an die Gottesknecht-Prophezeiungen bei Jesaja erinnern? Über jene Gestalt, die wir nicht mehr anzusehen vermögen? Die un-menschlich, kein Mensch mehr ist? Zudem es auch der menschlichen Erfahrung entspricht. Im grausamen Kontext einer Folterung verlieren beide, Folterer wie Opfer, ein Gutteil ihrer Individualität, ihrer Mit-Menschlichkeit. Die einen, weil sie durch ihr Handeln zu Bestien mutieren, dem anderen, weil ihm die Menschlichkeit entrissen wird. Es kann im Kontext der Handlung nur sporadisch etwas wirklich Menschliches geschehen. Das ist eigentlich keine Schwäche des Films, sondern eine seiner Stärken, so man ihn nur an seinem Thema misst.

 

Zum Abschluß noch dies: der Film irritiert, verstört, schreckt auf. Das ist aber nichts schlechtes, im Gegenteil. Wir alle tragen in uns einen kleinen Jesus herum, mit dem wir gut können. Den guten Hirten, den All-Erbarmer, den jeweils ganz persönlichen "lieben Jesus". Dieses schöne Bild aufzustören zu lassen, fort von jenem Jesus, den wir zum Kuscheln in uns domestizierten, dazu mag der Film bei dem einen oder anderen beizutragen vermögen. So er nur bereit ist, ein klein wenig auf den "lieben Jesus" in ihm, der ihm domestiziert so gehorsam ist, zu verzichten. Dazu bedarf es allerdings auch des Muts weiterzuziehen, über eigene Grenzen hinaus.

bearbeitet von altersuender
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Justin Cognito

Was mich immer wieder wundert ist die Aussage, dass wer den Film nicht mag eigentlich ein Problem mit dem Glauben hat. Diese Aussage hab ich erst neulich in zahlreichen LeserInnenbriefen in unserer Kirchenzeitung gelesen. Das schreckt mich dann schon. Denn es ist ein Film. Und ein Film kann kitschig, brutal, einfühlsam, ästhetisch, banal, vielschichtig, interessant, etc. gemacht sein, ein Kriterium für die Gläubigkeit der Betrachterinnen und Betrachter ist er sicher nicht. Ich hab mir den Film nicht angeschaut, weil ich tatsächlich ein Problem mit ausgiebigen Gewaltszenen habe. Aber: wer's mag soll sichs auch anschauen. Für mich reicht vollkommen was in den Evangelien steht. Die drücken meines Erachtens sehr gut aus um was es geht und brauchen dazu auch nicht das Leiden bis ins Detail zu schildern. Aber wie gesagt, natürlich gibt es auch eine Form der Leidensmystik die bis ins Mittelalter zurückgeht und auf der der Film irgendwie zu wurzeln scheint und vor der ich durchaus Respekt habe. Aber bitte vergesst nie: es ist ein Film und nur weil ihn sich jemand nicht anschaut oder schlecht findet sagt das noch nichts über seinen Glauben aus.

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Was mich immer wieder wundert ist die Aussage, dass wer den Film nicht mag eigentlich ein Problem mit dem Glauben hat. Diese Aussage hab ich erst neulich in zahlreichen LeserInnenbriefen in unserer Kirchenzeitung gelesen. Das schreckt mich dann schon. Denn es ist ein Film. Und ein Film kann kitschig, brutal, einfühlsam, ästhetisch, banal, vielschichtig, interessant, etc. gemacht sein, ein Kriterium für die Gläubigkeit der Betrachterinnen und Betrachter ist er sicher nicht. Ich hab mir den Film nicht angeschaut, weil ich tatsächlich ein Problem mit ausgiebigen Gewaltszenen habe. Aber: wer's mag soll sichs auch anschauen. Für mich reicht vollkommen was in den Evangelien steht. Die drücken meines Erachtens sehr gut aus um was es geht und brauchen dazu auch nicht das Leiden bis ins Detail zu schildern. Aber wie gesagt, natürlich gibt es auch eine Form der Leidensmystik die bis ins Mittelalter zurückgeht und auf der der Film irgendwie zu wurzeln scheint und vor der ich durchaus Respekt habe. Aber bitte vergesst nie: es ist ein Film und nur weil ihn sich jemand nicht anschaut oder schlecht findet sagt das noch nichts über seinen Glauben aus.

*unterschreib*

 

Mir geht es genau so, lieber Krystow.

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Aber bitte vergesst nie: es ist ein Film und nur weil ihn sich jemand nicht anschaut oder schlecht findet sagt das noch nichts über seinen Glauben aus.

Das kommt auf die Begründung des Gesagten an. 90% der Kritik ist einfach nur dumm, da schreibt einer vom anderen ab, zelebriert am Gegenstand, dem Film, seine Vorurteile und persönlichen Geschmack. Dann gibt es etwa 10% Kritik, die zu respektieren ist, auch zum Nachdenken anregt. Ebenso gibt es auf der Seite der Befürworter einige Leute, die stark übertreiben und aus dem Film mehr machen, als er als Kunstprodukt sein kann. Es ist wie mit jedem anderen Kunstwerk auch: manche können damit nichts anfangen. Es gibt Leute, die stehen vor Pietro Lorenzettis Fresko der Kreuzigung Christi so 3, 4 Sekunden lang, zucken die Achsel und gehen weiter. Da es nunmal den Rang eines der bedeutendensten Kunstwerke des 14. Jahrhunderts hat, erschöpft sich das "Nichts damit anfangen können" auf diese einfache Geste der Ablehnung. Beim Film, der diese höher Weihe nicht hat, meint halt jeder (Un)Berufene, er müsse geistreich dazu eine Meinung haben. Nur reicht halt der Geist für mehr als einige bewertende Stereotype nicht aus.

 

Der beste Grund mit dem Film nicht zu Rande zu kommen: die Darstellung der Grausamkeit, die mit einer Kreuzigung (inklusive all dem, was ihr vorausging - Geiselung, Dornenkrone etc.) notwendig einhergeht. Es gab sicherlich auch unter Jesu Jünger einige, die es nicht ertragen konnten Zeuge der Kreuzigung zu sein. Darauf kommt es auch nicht an. Die Kreuzigung selbst aber ins eigene Leben hineinzunehmen, und sei es noch so bruchstückhaft und noch so unvollkommen, daran kommt in gewisser Weise keiner vorbei, der Christ sein möchte.

 

Grundsätzlich würde ich jedem, der meint es nur einigermaßen ertragen zu können, raten sich den Film anzuschauen. Gleiches allerdings gilt auch für Pasolinis Jesusfilm, den ich persönlich für gelungener halte; aber das habe ich ja schon mal geschrieben.

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Justin Cognito
Der beste Grund mit dem Film nicht zu Rande zu kommen: die Darstellung der Grausamkeit, die mit einer Kreuzigung (inklusive all dem, was ihr vorausging - Geiselung, Dornenkrone etc.) notwendig einhergeht. Es gab sicherlich auch unter Jesu Jünger einige, die es nicht ertragen konnten Zeuge der Kreuzigung zu sein.

Als ehemaliger Sanitäter hab ich mit Blut und Wunden grundsätzlich kein Problem, was ich aber nicht mag ist explizite Gewalt im Film. Der Vergleich mit den Jüngern hinkt also gewaltig! Es macht doch einen fundamentalen Unterschied ob ich echtem oder dargestelltem Leiden aus dem Weg gehe.

 

Darauf kommt es auch nicht an. Die Kreuzigung selbst aber ins eigene Leben hineinzunehmen, und sei es noch so bruchstückhaft und noch so unvollkommen, daran kommt in gewisser Weise keiner vorbei, der Christ sein möchte.

 

Da stimm ich dir zu.

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Der Film hat nicht das Leben Jesu zum Thema, sondern das Sterben Jesu. Es werden die letzten 12 Stunden geschildert.

 

Einen Aspekt sehe ich an mir selber. Das Kreuz ist für uns Christen im Grunde genommen allgegenwärtig, ich habe mich daran gewöhnt. Was immer ich auch darin sehe, es hat nichts mit dem zu tun, was ein Kreuz eigentlich ist.

 

Besonders aufgefallen ist mir die Stelle - und sie führten ihn weg zur Geißelung. Für mich war das irgendwie belanglos, fast sogar wie eine Verhör-Pause.

 

Und direkt zum Film:

 

War eine Geißelung nicht so, wie dargestellt?

Wurde die Dornenkrone sanft auf den Kopf gelegt?

Sieht der Körper eines gegeißelten, gekreuzigten Menschen aus wie auf vielen Darstellungen - schön, blaß, ästhetisch?

 

Oder anders gefragt - ist der Film letztendlich realistisch, oder grotest überzeichnet?

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Deswegen finde ich den Film von Gibson ja so großartig: Er hat doch als erster die Passion verfilmt (und das wird ihm dann auch noch zum Vorwurf gemacht!)! Und es ist ein Unterschied, ob man einen Passionsbericht nur hört (wie du so schön schreibst: vieles löst nur Achselzucken aus, ist "belanglos", wenn man es nur hört), oder aber in einem Kinosaal hautnah miterleben "muß". Das ist ja das Großartige, was Gibson (noch dazu aus eigener Tasche finanziert wie viele seiner Filme) geschafft hat: Jetzt leiden Millionen Christen auf der ganzen Welt mehr mit Jesus mit. Für mich ist die "Passion Christi" ein ganz großer Segen für die ganze Welt.

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Aus der Lesung von heute, Jesaja 52

 

 

...Viele haben sich über ihn entsetzt, so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein Mensch, seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen. ... ein Mann voller Schmerzen ... er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt. Doch er wurde durchbohrt (von) unsere(n) Verbrechen, (von) unseren Sünden zermalmt. ... durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für sich seinen Weg. Doch der Herr lud auf ihn die Schuld von uns allen.

Er wurde mißhandelt und niedergedrückt, aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, so tat auch er seinen Mund nicht auf. ... Der Plan des Herrn wird durch ihn gelingen. Nachdem er so vieles ertrug, erblickt er das Licht. Denn er trug die Sünden von vielen (allen?) und trat für die Schuldigen ein.

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