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Gottes Sohn


Gnom

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Also, Martin, ich mach' mal einen Anfang, auch wenn's angesichts der Fülle von Material schwer fällt.

 

Am 28. April 1980 veröffentlichten die Deutschen Bischöfe eine "Erklärung über das Verhältnis der Kirche zum Judentum". Darin wird u.a. der Artikel 4 aus "Nostra aetate" aufgegriffen und weiter entfaltet, was mich allerdings zu dem Hinweis reizt, dass die französischen Bischöfe das nicht nur sieben Jahre früher getan haben ["Die Haltung der Christen gegenüber dem Judentum. Lehrmäßige Überlegungen und pastorale Orientierungen."]. Sie haben dabei nicht nur klarer und unmissverständlicher argumentiert, sondern sind noch einen oder zwei Schritte weiter gegangen als ihre deutschen Kollegen. Der Rabbiner Nathan Levinson kommentierte die Erklärung der französischen Bischöfe so: "Das Papier würdigt das jüdische Volk als einen Partner der Kirche und macht es nicht zum Missionsobjekt. Es betont die Unlösbarkeit des Bundes zwischen Gott und Israel und daher das Fortbestehen dieses Volkes."

 

Unangenehm berührt in der Erklärung der deutschen Bischöfe hat mich der Satz, der ziemlich am Anfang steht: "Heute entdecken auch jüdische Autoren das Jude-Sein Jesu". Heute??? Hat es nicht Mitte des 19. Jahrhunderts schon eine ganze Reihe jüdischer Autoren gegeben, die sich sehr eingehend und vor allem positiv mit Jesus auseinandersetzten? Stellvertretend nenne ich hier, neben Abraham Geiger, nach dem das erst vor zwei oder drei Jahren neu gegründete Abraham-Geiger-Kolleg, eine Ausbildungsstätte für Rabbiner, an der Universität Potsdam benannt ist, auch Leo Baeck. Letzterer schrieb 1901:

 

"Die meisten Darsteller des Lebens Jesu unterlassen es, darauf hinzuweisen, dass Jesus in jedem seiner Züge durchaus ein echter jüdischer Charakter ist, dass ein Mann wie er nur auf dem Boden des Judentums, nur dort und nirgend anders, erwachsen konnte. Jesus ist eine echt jüdische Persönlichkeit, all sein Streben und Tun, sein Tragen und Fühlen, sein Sprechen und Schweigen, es trägt den Stempel jüdischer Art, das Gepräge des jüdischen Idealismus, des Besten, was es im Judentum gab und gibt, aber nur im Judentum damals gab. Er war ein Jude unter Juden; aus keinem anderen Volke hätte ein Mann wie er hervorgehen können und in keinem anderen Volke hätte ein Mann wie er wirken können."

 

Damit wäre Deine selten dämliche Frage (Entschuldigung, Martin, aber sie IST selten dämlich), ob Jesus doch besser nach Athen gekommen wäre, bereits vor mehr als hundert Jahren beantwortet.

 

 

 

Leo Back wurde bekanntlich 1943 ins KZ Theresienstadt deportiert. Und im selben Jahr 1943 erschien in der franziskanischen Vierteljahresschrift "Wissenschaft und Weisheit" ein schleimiger Artikel eines auch nach dem Kriege weiter hoch angesehenen katholischen Theologen, Karl Adam:

 

"Es ist mir persönlich ein erhebender Gedanke, dass in dem Genbestand, in der Erbmasse, welche Maria ihrem göttlichen Sohn übertrug, dank einer geheimnisvollen, die Entwicklung ihres Geschlechts überwachenden Führung Gottes die besten, edelsten Anlagen und Kräfte lebendig waren, über die das Menschengeschlecht überhaupt zu verfügen hatte. Diese Ansicht gründet sich auf die Glaubenswahrheit, dass Maria ohne Erbsünde empfangen wurde - >>ohne Erbsünde<<, also auch ohne die Folgen der Erbsünde, also in vollendeter Reinheit und Schöne, also mit edelsten Anlagen und Kräften. Es ist dieses Dogma von der immaculata conceptio Mariens, welche all jene böswilligen Fragen und Klagen, als ob wir in Jesus trotz all seiner Vorzüge einen >Juden-Stämmling< erkennen müssten, in katholischer Sicht zu einer völlig abwegigen Frage macht. Denn es bezeugt uns, dass Jesu Mutter Maria in keinerlei physischem oder moralischem Zusammenhang mit jenen hässlichen Anlagen und Kräften stand, die wir am Vollblutjuden verurteilen. Sie ist durch Gottes Gnadenwunder, jenseits dieser jüdischen Erbanlagen, eine überjüdische Gestalt.

 

Die meisten deutschen Bischöfe wissen inzwischen, dass sie 1980 einem alten, antijudaistischen Klischee erlegen sind, als sie schrieben: "Heute entdecken auch jüdische Autoren das Jude-Sein Jesu." Richtig hätte der Satz gelautet: "Heute entdecken auch katholische/christliche Autoren (wieder) das Jude-Sein Jesu."

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LK 20, 36. Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind.

 

Ist Jesus durch seine Auferstehung zum Sohn Gottes geworden?

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Verstehe nicht recht, Martin.

 

Hier spricht Jesus doch von den Menschen. Wäre er erst durch die Auferstehung zum Sohn Gottes ›geworden‹, dann wäre er doch ein ›Adoptivkind‹ wie wir.

 

Und dann wäre er ›Sohn Gottes‹ nicht als eingeborener Sohn.

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In gewisser Weise ist jeder Mensch Kind Gottes.

Jeder ist von ihm geschaffen und wird von ihm geliebt und lebt auf sein Erbarmen hin.

 

Die Juden sind Gottes auserwähltes Volk. Insofern sind sie auf eine andere Art Kinder Gottes.

 

Und wir Christen sind durch die Taufe Leib Christi, haben also an dessen besonderer Gotteskindschaft und seinem noch innigeren Verhältnis zum Vater teil.

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Nur einer ist der Sohn des ewigen Vaters, Jesus Christus, Gott Sohn von Ewigkeit zu Ewigkeit, gezeugt, nicht geschaffen. Der Mensch ist Geschöpf und schon insofern dem Sohn von Ewigkeit, dem Wort Gottes, nicht vergleichbar. Überdies sind wir durch die Sünde von Gott getrennt (egal, ob Jude oder Heide, Steffen; und merke wohl: »Ihr habt den Teufel zum Vater«), das heißt: verloren und verdåmmt. Gleichsam Adoptivsöhne Gottes können wir werden im Blute unseres Erlösers, kraft Seiner Einfleischung, Seines Kreuzestodes und Seiner glorreichen Auferstehung.

 

(Geändert von Ketelhohn um 16:49 - 23.November.2002)

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Einfleischung? – Inkarnation? Diese Übertragung ist mir bislang noch nicht begegnet. Wirft ein ganz neues Licht auf den Begriff »eingefleischter Christ«.

 

Ansonsten: Yepp, Robert. Jawoll und Amen dazu!

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Wird z.B. im griechischen Text das gleiche Wort gebraucht für Sohn-Gottes-Jesus und  "LK 20, 36. Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind." Oder in den Seligpreisungen "selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden".

 

Ist von diesen anderen, die wir sind, IMMER im Plural die Rede?

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Hallo Martin,

 

Jesus steht in einem ganz einzigartigen Gottesverhältnis.

So zeigen ihn die Evangelien selten eingereiht in den Kreis der übrigen Beter, vielmehr hat er eine Sonderstellung (Mk 1,35; 6,46; 14,32-42; Joh 17,1)

 

"mein Vater" - "euer Vater"

 

"Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott"(Joh 20,17)

 

"Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand kennt den Son, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will."(Mt 11,27)

 

vgl. auch Mk 1,1; Mt 16,16; Joh 1,34)

und v.a. das Bekenntnis des Thomas:

 

"Mein Herr und mein Gott!" (Joh. 20,28)

 

(Geändert von Steffen um 19:20 - 23.November.2002)

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Ist das nur Zufall, daß Jesus als der Sohn angesprochen wird, und wir anderen im Plural. Ist das überall so - oder nur in den zitierten Teststellen?

 

Sind wir dann seine Brüder und Schwestern?

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Es gibt einen alten Satz über das christliche Gebet:

Durch Christus im Hl. Geist zum Vater.

Das ist zugleich auch die Formel unserer Sohnschaft, denn wir heißen nicht nur Kinder Gottes, wir sind es.

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Liebe Lucia,

 

wenn wir Kinder Gottes sind und Jesus der Sohn Gottes, so wird es einen Unterschied geben. Ist es Zufall, oder ist die Verwendung des Plural für uns (Ist das durchgängig im NT?) und die Verwendung des Singular für Jesus ein Hinweis darauf?

 

Herzliche Grüße

Martin

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