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Ist Bestrafung christlich?


Einsteinchen

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Ich habe ein gewisses Problem mit der Gerechtigkeit im Christentum.

Jesus war doch so barmherzig. Nie hat er bestraft. Die Ehebrecherin hat er verschont. Gleichnisse hat er erzählt vom Nachlaß von unermesslicher Schuld.

Muß man sich da nicht schuldig fühlen, wenn man jemand ins Gefängnis steckt? Nicht zu reden von der Todesstrafe.

 

Ein bißchen bin ich ein christlicher Anarchist.

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Aber du klammerst jetzt sicher nicht jene Stellen aus, wo Jesus von Strafgerichten spricht, oder?

 

Und wenn Jesus heilte dann gab er oft auch die Antwort: Gehe hin und sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres widerfährt.

 

Ich glaube man sollte "Strafe" nicht in solcher Enge sehen. Wenn jemand z.B: Alkokhol trinkt, und am nächsten Tag fürchterliche Kopfschmerzen hat wäre es auch falsch zu sagen: "Gott straft mich jetzt, weil ich den Alkohol mißbraucht habe".

 

Vieles was von Menschen als "Strafe Gottes" aufgefasst wurde ist m.E Konsequenz menschlich verkehrten Handelns. Auch hier schiebt der Mensch Verantwortung ab, will die Konsequenz seiner Fehler und der Folgen der Sünden nicht sehen, und spricht von einem "strafenden" Gott.

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Ich habe eigentlich gedacht, dass damit Kriegsgefangene gemeint sind. Gefängnisstrafe in unserem Sinn, gab es die überhaupt in der damaligen Zeit? Also bei den Römern gab es Geldstrafe, Exil und Todesstrafe. Der Kerker war nur bis zur Verurteilung bzw. Hinrichtung wichtig. Wie es etwa bei den Griechen war, weiß ich nicht.

 

Elisabeth

bearbeitet von Elima
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Die Griechen hatten ähnliche Methoden wie die Römer. Auch bei diesen diente der Kerker als "Untersuchungshaft". Das Urteil lautete entweder Freispruch, Tod oder Verbannung (s.Sokrates).

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Ein bißchen bin ich ein christlicher Anarchist.

Dank Jesus ?

Ja. Ich traue mich nicht zu bestrafen, ich habe das Empfinden, daß ich die Verbrecher gewähren lasse, da ich ihnen die Reue bis zum letzten Augenblick zugestehe, die Hölle kommt leider noch früh genug. :ph34r:

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Die Griechen hatten ähnliche Methoden wie die Römer. Auch bei diesen diente der Kerker als "Untersuchungshaft". Das Urteil lautete entweder Freispruch, Tod oder Verbannung (s.Sokrates).

Da hatte ich mich unklar ausgedrückt, ich meinte, wie es war etwa zur Zeit Jesu.

 

Elisabeth

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Und wenn Jesus heilte dann gab er oft auch die Antwort: Gehe hin und sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres widerfährt.

Das soll Jesus gesagt haben?

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Ein bißchen bin ich ein christlicher Anarchist.

Dank Jesus ?

Ja. Ich traue mich nicht zu bestrafen, ich habe das Empfinden, daß ich die Verbrecher gewähren lasse, da ich ihnen die Reue bis zum letzten Augenblick zugestehe, die Hölle kommt leider noch früh genug. :ph34r:

Den eigenen Wangenstreich auszuhalten ist das eine ...

 

Den Wangenstreich über andere zu verhindern, das zweite.

 

 

Verbrecher gehören ins Gefängnis,

aber das Urteil, das sie "Gottlos" sind, können wir nicht aussprechen.

 

Das gehört allein Gott.

 

 

gruss

peter

 

 

(im poll war ich bis jetzt der einzige Christ, der nicht an die Kraft der Hölle glaubt.)

bearbeitet von pmn
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Ich habe eigentlich gedacht, dass damit Kriegsgefangene gemeint sind. Gefängnisstrafe in unserem Sinn, gab es die überhaupt in der damaligen Zeit? Also bei den Römern gab es Geldstrafe, Exil und Todesstrafe. Der Kerker war nur bis zur Verurteilung bzw. Hinrichtung wichtig. Wie es etwa bei den Griechen war, weiß ich nicht.

 

Elisabeth

Ich denke in dem Zusammenhang geht es auch oft um Schuldknechtschaft. Wer seine Schulden nicht zurückzahlen konnte, wurde entweder solange eingesperrt bis jemand für ihn zahlte, oder er musste für den Gläubiger als dessen unfreier Knecht arbeiten ...

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Für die ersten Christen war der Umgang mit Gefangenen (auch Sklaven) ein geringes Problem im Vergleich mit dem erwarteten Ende der Welt (und der Gerechtigkeit von Gott her, die mit diesem Ende einhergeht) ....

 

Barmherzigkeit ohne struktur-revolutionäre Aktivität (weil es sich gar nicht mehr auszahlt) waren im Angesicht des nahenden Endes irgendwie naheliegend - oder?

 

Nur wenn das Ende nicht mehr so nahe erwartet wird, schaut es eben anders aus .....

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Für die ersten Christen war der Umgang mit Gefangenen (auch Sklaven) ein geringes Problem im Vergleich mit dem erwarteten Ende der Welt (und der Gerechtigkeit von Gott her, die mit diesem Ende einhergeht) ....

 

erwarten wie heutzutage dieses Ende nicht mehr?? Hab ich das Ende verpaßt??

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Ich habe ein gewisses Problem mit der Gerechtigkeit im Christentum.

Jesus war doch so barmherzig. Nie hat er bestraft. Die Ehebrecherin hat er verschont. Gleichnisse hat er erzählt vom Nachlaß von unermesslicher Schuld.

Muß man sich da nicht schuldig fühlen, wenn man jemand ins Gefängnis steckt? Nicht zu reden von der Todesstrafe.

 

Ein bißchen bin ich ein christlicher Anarchist.

Hallo Einsteinchen,

 

leider hat die historisch-liberal-kritische Exegese seit dem 19.Jahrhundert ein falsches Bild von Jesus gemalt: Jesus der Barmherzige, Jesus der Mensch, etc...

 

Das ist aber nur die eine Hälfte der Wahrheit. Die andere hat man schlichtweg ignoriert, wie etwa das Johannesevangelium, weil es angeblich älter war als die anderen oder man hat das göttliche und übernatürliche (sprich Wunder, Engelerscheinungen, Auferstehung, etc...) zum Reich der Fabeln und Legenden degradiert.

 

Es gibt in den 4 Evangelien jede Menge Hinweise, wo Jesus sehr radikal sich zu bestimmten Dingen äußerte.

 

Ich nenne nur als Beispiel, dass Jesus sowohl das Hassen geboten hat (Lk 14,26: »Wer nicht Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder und Schwestern und sich selbst hasst, kann nicht mein Jünger sein«) als auch die Nächstenliebe und Feindesliebe.

 

Damit wollte er sagen, wenn die eigene Familie/Freunde dem Evangelium im Weg steht, dann sollte man einen Schnitt machen. Nur wenn man alte Zöpfe abschneidet, kann was neues entstehen. Man kann nicht Jesus dienen, wenn man noch alte Herren hat. In Grunde genommen gibt es nur den Dualismus, entweder ja oder nein,schwarz oder weiss,Leben oder Tod. Ein "jein" oder "vielleicht" gibt es nicht.

 

Zu deiner zweiten Frage, ob man sich schuldig fühlen sollte, wenn man jemanden ins Gefängnis steckt. Nun, wenn wir keinen mehr verurteilen dürfen, dann hätten wir nur Anarchie.

Klar geregelt ist das doch in Römer 13,1 bis 13,7. Die Obrigkeit ist von Gott eingesetzt. Wenn jetzt ein Richter einen Verbrecher zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, dann hat er die Legimitation von Gott.

 

Wenn du mehr wissen willst, empfehle dir hierzu das Buch von Klaus Berger "JESUS".

bearbeitet von tomlo
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Für die ersten Christen war der Umgang mit Gefangenen (auch Sklaven) ein geringes Problem im Vergleich mit dem erwarteten Ende der Welt (und der Gerechtigkeit von Gott her, die mit diesem Ende einhergeht) ....

 

erwarten wie heutzutage dieses Ende nicht mehr?? Hab ich das Ende verpaßt??

... bis er kommt, in Herrlichkeit!

 

Nein, Erich, du hast nichts verpasst. Aber offensichtlich gelingt den wenigsten so zu leben, als könne dieser Augenblick jederzeit da sein.

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... bis er kommt, in Herrlichkeit!

 

Nein, Erich, du hast nichts verpasst. Aber offensichtlich gelingt den wenigsten so zu leben, als könne dieser Augenblick jederzeit da sein.

wohl denen, die darauf vorbereitet sind...

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Wer ein Verbrechen begeht, sündigt. Für Sünden muß gebüßt werden, wenn sie vergeben werden sollen. Schuld muß Sühne nach sich ziehen. In der Gefängnisstrafe hat der Verbrecher Gelegenheit zur Sühne. Ob er sie nutzt, ist ihm überlassen. Unterstützt dabei wird er. Gleichzeitig ist die Gefängnisstrafe Schutz der Gesellschaft. Es ist selbstverständlich nicht unchristlich, zu strafen.

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Und wenn Jesus heilte dann gab er oft auch die Antwort: Gehe hin und sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres widerfährt.

Das soll Jesus gesagt haben?

Also auf die Schnelle fand ich folgende Stelle bei Johannes 8/11:

 

Jesus und die Ehebrecherin

 

1 Jesus aber ging zum Ölberg.

2 Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel. Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es.

3 Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte

4 und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt.

5 Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du?

6 Mit dieser Frage wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn zu verklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde.

7 Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.

8 Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde.

9 Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand.

10 Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt?

11 Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!]

 

 

 

zweite Stelle noch deutlicher: Johannes 5, 1-16

 

Die Heilung eines Gelähmten am Sabbat in Jerusalem

 

1 Einige Zeit später war ein Fest der Juden und Jesus ging hinauf nach Jerusalem.

2 In Jerusalem gibt es beim Schaftor einen Teich, zu dem fünf Säulenhallen gehören; dieser Teich heißt auf Hebräisch Betesda.

3 In diesen Hallen lagen viele Kranke, darunter Blinde, Lahme und Verkrüppelte.

4 []

5 Dort lag auch ein Mann, der schon achtunddreißig Jahre krank war.

6 Als Jesus ihn dort liegen sah und erkannte, dass er schon lange krank war, fragte er ihn: Willst du gesund werden?

7 Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich, sobald das Wasser aufwallt, in den Teich trägt. Während ich mich hinschleppe, steigt schon ein anderer vor mir hinein.

8 Da sagte Jesus zu ihm: Steh auf, nimm deine Bahre und geh!

9 Sofort wurde der Mann gesund, nahm seine Bahre und ging. Dieser Tag war aber ein Sabbat.

10 Da sagten die Juden zu dem Geheilten: Es ist Sabbat, du darfst deine Bahre nicht tragen.

11 Er erwiderte: Der Mann, der mich gesund gemacht hat, sagte zu mir: Nimm deine Bahre und geh!

12 Sie fragten ihn: Wer ist das denn, der zu dir gesagt hat: Nimm deine Bahre und geh?

13 Der Geheilte wusste aber nicht, wer es war. Jesus war nämlich weggegangen, weil sich dort eine große Menschenmenge angesammelt hatte.

14 Später traf ihn Jesus im Tempel und sagte zu ihm: Jetzt bist du gesund; sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres zustößt.

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Unterstützt dabei wird er.

Kannst du das mal näher erläutern. Beziehst du dich auf den Strafvollzug in Deutschland oder anderswo?

Ich meine das Angebot von Gefängnisseelsorgern, Sozialarbeitern u. ä. Ich kann mir aber auch vorstellen, daß viele davon kaum oder gar nicht erreicht werden. Aber man kann ja niemanden zwingen, etwas anzunehmen.

 

(edit: Ja, ich meine vor allem Deutschland bzw. Europa.)

bearbeitet von soames
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Unterstützt dabei wird er.

Kannst du das mal näher erläutern. Beziehst du dich auf den Strafvollzug in Deutschland oder anderswo?

Ich meine das Angebot von Gefängnisseelsorgern, Sozialarbeitern u. ä. Ich kann mir aber auch vorstellen, daß viele davon kaum oder gar nicht erreicht werden. Aber man kann ja niemanden zwingen, etwas anzunehmen.

 

(edit: Ja, ich meine vor allem Deutschland bzw. Europa.)

In der täglichen Arbeit von Gefängnisseelsorgen und Sozialarbeitern geht es wohl vor allem um die Beschwerlichkeiten des Knastalltages. Die zu diesem Zeitpunkt meist weit zurückliegende Tat gehört i.d.R. eher zu den kleineren Problemen der Insassen (sofern es sich nicht gerade um Schwerkriminalität handelt).

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Und die helfen ihnen nicht, sich mit dem Grund ihres Aufenthaltes in der Anstalt auseinanderzusetzen und damit zur Resozialisierung beizutragen? Das klingt etwas defizitär. Kennst Du Dich bei dem Thema etwas besser aus? Was machen die Seelsorger und Sozialarbeiter mit den Leuten?

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Und die helfen ihnen nicht, sich mit dem Grund ihres Aufenthaltes in der Anstalt auseinanderzusetzen und damit zur Resozialisierung beizutragen? Das klingt etwas defizitär. Kennst Du Dich bei dem Thema etwas besser aus? Was machen die Seelsorger und Sozialarbeiter mit den Leuten?

Nach dem, was ich bisher gehört habe, haben Gefängnisaufenthalte wenig mit Auseinandersetzung über eigenes Fehlverhalten zu tun. Gefängnisinsassen haben oft alle möglichen Probleme wie z.B. Drogensucht, Armut, Familienprobleme usw. Hinzu kommen die Unzulänglichkeiten des Strafvollzuges wie veraltete Haftanstalten, fehlende Therapieangebote, lächerlich geringe Arbeitslöhne usw. In einer solchen Umgebung hat man wirklich anderes zu tun als sich mit braven christlichen Bußübungen zu befassen. Das ist - nach dem was ich gehört habe - den meisten in der Gefängnisarbeit tätigen Pfarrern und Sozialarbeitern auch bekannt. Moralprediger haben da sicherlich kaum eine Chance.

bearbeitet von Squire
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Für die ersten Christen war der Umgang mit Gefangenen (auch Sklaven) ein geringes Problem im Vergleich mit dem erwarteten Ende der Welt (und der Gerechtigkeit von Gott her, die mit diesem Ende einhergeht) ....

 

erwarten wie heutzutage dieses Ende nicht mehr?? Hab ich das Ende verpaßt??

Und trotzdem heiraten die Leute (angeblich auch gute Christinnen und Christen) und bekommen Kinder .... und beschäftigen sich damit wie sie "innerweltlich" mit VerbrecherInnen umgehen sollen ....

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