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Evangelium vom 4. Fastensonntag


Martin

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Lieber Cano,

 

es kommt darauf an, was der Vater will. Wenn er perfekte Söhne will, dann hat er wirklich Pech. Wenn er sich als Helfer für seine Söhne sieht, wenn wenn er sein Glück in deren Leben und Wohlergehen erfreuen will, dann liegt er mit dem, was er tut genau richtig - auch wenn es für ihn sicher schmerzhaft ist, dass der eine wie der andere Sohn sich selbst Schaden zugefügt haben.

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Lieber Ralf!

 

Ich gehe mit dem älteren Sohn härter ins Gericht, weil ich ein anderes Interesse als der Vater habe. Der Vater will BEIDE Söhne annehmen.

 

So ganz lieblich ist aber die Geschichte mit dem Älteren Sohn auch im Munde Jesu nicht. Die anwesenden Pharisäer und Schriftgelehrten werden schon verstanden haben, dass sie gemeint sind. Gerade das freundliche Zugehen des Vaters auf den älteren Sohn (Realebende: Auf die Phar. u. Schriftg.) macht ja noch mal Druck: Schaut mal, Gott geht doch auch auf euch zu. Er will auch Euch eine Brücke bauen. Was seid ihr neidisch auf die Zöllner, Dirnen und Sünder?

 

Hoffentlich kommt bei dieser Geschichte allen neiderfüllten Lesern das in den Sinn, was ihnen gegeben ist. Denn dies ist die einzige Heilung gegen zerfressenden und sozialbehindernden Neid.

 

Das Aufdecken der inneren Berufungsunklarheit und Unehrlichkeit ist für jeden einen Gewinn, der nach der eigenen Berufung sucht und von Sich-in-die-Tasche-Lügen loskommen will. Diese Aufklärung ist nicht ohne Druck, aber ihr Ziel ist nicht Verletzung, sondern Aufbau. Hilfreiche Leute erkenntman u.a. daran, dass sie einem gelegentlich die ungeschminkte Wahrheit sagen, auch wenn's zunächst wehtut.

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Zitat von Mecky am 13:35 - 25.März.2001

Lieber Cano,

 

es kommt darauf an, was der Vater will. Wenn er perfekte Söhne will, dann hat er wirklich Pech. Wenn er sich als Helfer für seine Söhne sieht, wenn wenn er sein Glück in deren Leben und Wohlergehen erfreuen will, dann liegt er mit dem, was er tut genau richtig - auch wenn es für ihn sicher schmerzhaft ist, dass der eine wie der andere Sohn sich selbst Schaden zugefügt haben.


 

Mecky,

 

bist Du sicher, daß der Vater nicht den Älteren Sohn auf dem "rechten" Weg wähnt und das Fest für den Jüngeren aus Freude über dessen Rückkehr auf den "rechten" Weg feiert?

 

Und den "rechten Weg" definiert er über sich selber:

 

"Mein Kind, du bist immer bei MIR, und alles, was mein ist, ist auch dein.

Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern;

denn dein Bruder war tot und lebt wieder;

er war verloren und ist wiedergefunden worden. "

 

Wer also nicht beim Vater ist, der ist VERLOREN.

Das ist eitel. Aber menschlich....

 

 

Ich gebe ja zu, daß mir der Vater trotzdem sympathisch ist. Vielleicht feiert er das Fest ja auch einfach nur aus Herzlichkeit und Wiedersehensfreude. Vielleicht legt er ja gar kein Gewicht darauf, ob er "beschissen" wird oder nicht, Hauptsache, seine Kinder sind bei ihm. Dann wäre er wiederum gar nicht eitel, sondern so wie mein Opa: Ein Vater der seine Kinder ganz ohne Bedingungen und ganz ohne falschen Stolz liebt.

 

Dennoch: Er scheint mir die MOTIVE seiner Söhne falsch zu interpretieren... Sie sind ihm nicht EGAL, er bezieht sie auf sich selbst.

 

 

Lissie

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Liebe Lissie!

 

Dieses Gleichnis wurde den Pharisäern und Schriftgelehrten erzählt, als sie sich darüber aufregten, dass Jesus sich mit -für sie- unmöglichen Menschen abgibt.

 

Dies ist der Schlüssel für die Interpretation. Hinter dem Gleichnis steckt die Absicht, den Phar. u. Schriftg. einen Spiegel vorzuhalten und sie zur Einsicht zu bringen, dass sie durch all ihre religiöse Leistung kein Recht haben, auf andere hochmütig hinabzuschauen und sie vom einzigen zu trennen, was hilft.

 

Es hat also keinen Sinn, isoliert zu fragen: Wusste der Vater um die Motive seiner Söhne. Sondern man muss weiterfragen: Wusste Jesus um die Motive

a) der Sünder und Zöllner

B) der Pharisäer und Schriftgelehrten.

 

Anscheinend wusste Jesus sehr wohl um die Verlogenheit der Pharisäer, die er oft genug kritisiert. Ob er sich romantische Illusionen um die Motive der Sünder gemacht hat, kann ich nicht entscheiden, darüber steht zu wenig geschrieben.

 

Ausgangspunkt für Jesus war für Jesus keine (moralische) Motivanalyse. Sein Selbstbewusstsein war ein anderes: "Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken". In dem Gleichnis nimmt er Position ein: Der Vater hilft, weil der jüngere Sohn ihn BRAUCHT. Nicht seine Leistung oder Mißleistung ist die Voraussetzung, sondern seine Hilfsbedürftigkeit. (Immer daran denken: Jesus spricht hier von den Sündern an seinem Tisch). Dies ist das Kriterium für die Hilfe des Vaters (Gottes, Jesu, aller derer, die Jesus nachfolgen...)

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Mecky: "Dieses Gleichnis wurde den Pharisäern und Schriftgelehrten erzählt, als sie sich darüber aufregten, dass Jesus sich mit -für sie- unmöglichen Menschen abgibt."

 

Frage: Würde sich Jesus heutzutage mit BMut &Co an einen Tisch setzen??

 

Was würde er zu denen sagen, die BMut nicht im gleichen Forum mailen wollen??

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Meines Wissens stand Jesus ungemein auf miteinander.

Wenn Schreier in der Wüste weiter bevorzugen, alleine zu schreien vermute ich, daß Jesus dessen Entscheidung unterstützt hätte.

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Lieber Hermann!

 

Wenn Du mit Deiner Frage auf eine direkte Antwort abzielst, dann gibt es jetzt eine Fehlanzeige: Was-wäre-wenn-Fragen lassen sich nun mal so schlecht beantworten.

 

Wenn Du dagegen ein Nachdenken anregen möchtest, dann hast Du meiner Meinung nach einen Volltreffer gelandet.

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Liebe Christenfreunde,

 

wenn Ihr Eurem schwerkranken Genossen wirklich helfen wollt, dann solltet Ihr vielleicht daran denken, ein Ticket nach Neckargmünd zu kaufen und ihn dort Auge in Auge von der Notwendigkeit professioneller Hilfe zu überzeugen.

 

Daß Amateurhilfe nicht greift, haben ja wohl Martins massive Hilfsangebote bewiesen.

 

Also meine Herren, wo bleibt die Tat? Jesus hätte es sich nicht so einfach gmacht - oder?

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Lieber Martin,

 

>>in jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen.<<

 

mir fällt gerade auf, dass der Einstieg zu diesem Evangelium zu einigen unserer Threads passt. Meine Frage wäre nämlich: Warum kamen gerade die "Zöllner und Sünder" zu Jesus, um ihn zu hören?

 

Die mir sinnvoll erscheinende Antwort wäre, weil er sich besonders um die Sünder kümmerte und weil er ihnen gerade nicht drohte, sondern Hoffnung auf Gnade, ja mehr noch auf besondere Liebe machte. Die Frohbotschaft des Gleichnisses ist ja gerade, dass der Vater bzw. Gott sich besonders über Rückkehrende (reumütige Sünder) freut und er eher mit denen Probleme hat, die diese Freude nicht teilen können

 

Fundamental anders herum verhält sich unsere Kirche, bzw. das immer noch gültige Kirchenrecht, im Bezug auf wiederverheirat Geschiedene. Eine reumütige Rückkehr wird solchen Menschen verwehrt, ähnlich wie es im Gleichnis der Bruder forderte. Ganz abgesehen davon, dass viele dieser Geschiedenen von ihrem Partner verlassen wurden um andere Partner zu heiraten und diese Geschiedenen nicht ihr Leben lang allein sein wollte, wie es offenbar das Kirchenrecht fordert.

 

Noch augenscheinlicher paßt das von Phärisäern aufgebracht kritisierte Verhalten Jesu "Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen" im Bezug auf den Vorwurf, die Kirche würde ihre Glaubwürdigkeit verlieren, wenn sie abtreibungswilligen Frauen eine Beratung anbietet und das sogar noch per Schein bestätigt. In gleicher Weise haben die Pharisäer Jesus vorgeworfen, dass er das Ansehen dieser Sünder stützt, mit denen er es wagt sogar zu speisen.

Natürlich hat er sich dabei, die Hände schmutzig gemacht, war vielleicht sogar in Bordellen oder am bekannten Treffpunkten von Kriminellen. Jesus macht uns aber deutlich, dass uns das nicht davon abhalten soll, nach verloren Schafen zu suchen, Menschen die Frohboschaft zu bringen.

 

Der Vorwurf des Bruders an seinen Vater, wenn er den verlorenen Sohn wieder aufnimmt, würde er im nachhinein dessen sündiges Verhalten rechtfertigen, hat der Vater nicht gelten lassen.

 

Ob Jesus es gelten läßt, dass wir das Kirchenrecht in ähnlicher Weise begründen, wir können nicht barmherzig sein, weil sonst die Unauflöslichkeit der Ehe gefährtdet wäre oder im zweiten Beispiel, die Beratung von Abtreibungswilligen darf uns nicht interessieren, weil wir es vielleicht nicht schaffen sie umzustimmen.

 

In beiden Fällen macht uns dieses Evangelium deutlich, dass Barmherzigkeit, Gnade und die Verkündigung der Frohbotschaft davon bei Jesus immer Vorrang vor der Verkündigung von Sündenfolgen hat. Er hat böse Folgen zwar nicht ausgespart, aber sie stehen immer nur als "ultima ratio". Jesus will die Menschen nicht aufgrund von Angst sondern mit der Liebe seines Vaters überzeugen. Daher Martin stimme ich dir voll zu, eine angstmachende Drohbotschaft von Jesus gibt es nicht, im Gegensatz zum AT. Das NT hebt sich hier deutlich ab, auch wenn die Evangelien zum Teil erst in den schon entwickelten Gemeinden geschrieben wurden, in denen man glaubte Drohungen wie im AT als Mittel der Überzeugungen einsetzen zu müssen (man denke z.B. an die Ankündigung Jesu an die weinenden Frauen auf dem Kreuzweg vom Untergang Jerusalemns), ein Ereignis, von dem die Evangelisten natürlich im Gegensatz zu Jesus schon wußten.

 

Mit freundlichen Grüßen vom Zwilling

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Hallo Zwilling!

 

Ich weiß zwar nicht, warum Du wieder das Thema aufwärmst, aber Beratung gibt es ja nachwievor, oft in größerem Maße, bei den kirchlichen Stellen.

Du scheinst ja zu behaupten, auch Jesus hätte einen Schein ausgestellt. Glaubst Du das? Kann ich zwar verstehen, glaube ich aber nicht.

Dass die Ehe unauflöslich sein soll, stammt ja auch von ihm selbst. Glaubst Du, er hätte Neu-Verheirateten "seinen Segen" gegeben? Ich bin mir da nicht schlüssig. Würde er sich nicht selbst widersprechen, so nach dem Motto, es ist gegen Gottes Wille, aber dann halt doch okay.

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Zitat von Ralf am 16:14 - 25.März.2001

 

Ich weiß zwar nicht, warum Du wieder das Thema aufwärmst, aber Beratung gibt es ja nachwievor, oft in größerem Maße, bei den kirchlichen Stellen.

Du scheinst ja zu behaupten, auch Jesus hätte einen Schein ausgestellt. Glaubst Du das? Kann ich zwar verstehen, glaube ich aber nicht.

Dass die Ehe unauflöslich sein soll, stammt ja auch von ihm selbst. Glaubst Du, er hätte Neu-Verheirateten "seinen Segen" gegeben? Ich bin mir da nicht schlüssig. Würde er sich nicht selbst widersprechen, so nach dem Motto, es ist gegen Gottes Wille, aber dann halt doch okay.

Lieber Ralf,

 

ich wärme das Thema wieder auf, weil es genau zum heutigen Evangelium paßt.

 

Ich versuchte deutlich zu machen, dass Barmherzigkeit und der besondere Einsatz für die Sünder keinen Widerspruch zu den weiterhin gültigen Geboten sind.

 

Es gibt Situationen, wo manche Gebote auch von Jesus in die zweite Reihe verdrängt werden, nämlich hinter das erste Gebot. Du sollst deinen Gott lieben.........diesem gleich, liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

 

Es sind vor allem zwei unterschiedliche Dinge auf etwas zu hören, was Jesus oder die zehn Gebote sagen, und wie man es eventuell wieder in Ordnung bringt, bzw. Menschen durch Barmherzigkeit und Liebe auf einen neuen Weg führt.

Sie stehen nun einmal nicht, wie es der Bruder meint im Widerspruch zu einem früheren Verhalten und sie stehen auch nicht zu einem noch laufenden Verhalten (Sünder).

 

Selbst wenn es vielleicht erst dazu dient, nach einer erneuten Sünde (z.B. Abtreibung) diese als falsch zu erkennen, ist es für Jesus richtig, trotz Unterstellungen sich mit den Sündern zu befassen, ihnen nicht zu drohen, sondern ihnen Gnade und Barmherzigkeit zu versprechen.

 

In dieser für uns nur schwer verständlichen unendlichen Liebe auch zum sündigen Menschen, drückt sich Gottes Allmacht und Güte aus. Auch wenn wir ihn in dieser Beziehung kaum erreichen, möchte er von uns, dass wir diese Liebe und Gnade weitergeben (Gleichnis vom ungerechten Verwalter, der eine erlassene Schuld nicht auch bei seinen Schuldern erläßt).

 

Mit freundlichen Grüßen vom Zwilling

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Hallo Zwilling!

 

Ich glaube, wir sind nicht soweit mit unseren Ansichten entfernt voneinander.

Die Liebe zum Sünder möchte ich überhaupt nicht in Frage stellen, das gilt für alle Arten von SünderInnen, natürlich auch für die, die abgetrieben haben oder andere dazu drängten (nur als Beispiel). Rückhaltlose Vergebung, ein freudiges Umarmen, ein Fest bei der Rückkehr sollte es ein. Leider vermitteln viele Kirchenvertreter ein anderes Bild, so nach: naja, wir sind mal nicht so.

Aber glaubst Du, Jesus hat z.B. das Gebot über die Ehe aufgestellt, obwohl es gegen das absolute Liebesgebot gerichtet ist (für den Fall einer Trennung und Wiederheirat)? Glaubst Du, Jesus wollte quasi testen, welches seiner Worte den Nachfolgern wichtiger erscheint? Glaubst Du nicht, das ganze ist quasi "ein in sich schlüssiges Paket", vom Anfang bis zum Ende?

 

Bei den Themen Wiederheirat oder Scheinausgabe geht es (zumindest mir) nicht um die Barmherzigkeit gegenüber den Sündern, sondern um die Frage nach der Beurteilung der Handlung, der Sünde.

Denn auch im Gleichnis gilt: zurückkommen (Eingeständnis des Fehlers) musste der Sohn von sich aus. Da hat ihn keiner gedrängt.

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Die Predigt der KAtholischen Morgenfeier im Bayerischen Rundfunk:

 

"Die Geschichte von einer Liebe ohne Grenzen

 

Kinder hören für ihr Leben gerne Geschichten. Märchen genauso wie selbst erlebte Geschichten aus ihrem noch kurzen Leben. Sie üben eine solche Faszination auf sie aus, dass sie sie immer wieder hören wollen. "Wie war das, als bei unserem letzten Urlaub auf dem Bauernhof sich ein Kälbchen verletzt hat und fast verblutet wäre?" Diese Frage höre ich seit Monaten von meinen Töchtern. Wenn ich ihnen dann zum zwanzigsten Mal erzähle, wie der Bauer das Kälbchen eingefangen, beruhigt und verbunden hat, sind sie mucksmäuschenstill. Es geht ihnen nicht darum, eine Erinnerungslücke zu schließen. Sie kennen jedes Detail dieser Geschichte. Und wehe, man lässt etwas aus! Nein, sie wollen sie noch einmal erleben. Irgend etwas an dieser Geschichte war für sie ein Schlüsselerlebnis, das sie noch einmal nachvollziehen wollen: noch einmal den Schauer nachempfinden - nun außerhalb jeder Gefahr -, noch einmal die Erleichterung spüren, dass alles gut ausgegangen ist. Von dieser Geschichte können sie einfach nicht genug bekommen. Sie hören sie für ihr Leben gern. Der Reiz dieser Geschichte wird erst nachlassen, wenn eine neue Geschichte an die Stelle der alten tritt. Aber ihren Zauber wird sie nie verlieren.

 

Die biblische Geschichte, die wir am heutigen vierten Fastensonntag hören, ist auch eine solche Geschichte. Sie hat eine ähnliche Wirkung. Sie zieht uns in ihren Bann. Es ist die Geschichte vom verlorenen Sohn oder treffender: die Geschichte vom barmherzigen Vater. Wir kennen sie längst, wir haben sie schon Dutzend Mal gehört. Und doch übt sie einen Zauber aus, dem wir uns nicht entziehen können. Sie findet ihr Echo auch außerhalb der Kirchenmauern. Sie ist ein Stück Weltliteratur. Kein geringerer als Goethe hat von ihr gesagt: Ich gäbe alle meine Werke dafür, wenn ich mir diese Geschichte zuschreiben könnte! Mag sie ein Gefühl der Geborgenheit in uns hervorrufen oder zum Widerspruch reizen - kalt lässt sie kaum jemanden, höchstens solche, die mit Gott und ihrem Leben fertig sind.

 

Die Geschichte vom barmherzigen Vater ist der harte Kern der frohen Botschaft, eine Art Evangelium im Evangelium. In ihr ballt sich unser Glaube zusammen. Wenn Jesus nur diese eine Geschichte erzählt hätte - wir wüssten genug von dem, den er seinen himmlischen Vater nennt. Genau betrachtet sind es drei Geschichten, die er erzählt: Die Geschichte eines fortgegangenen und die eines daheimgebliebenen Sohnes. Die Geschichten der beiden Brüder sind verstrickt - Gott sei Dank verstrickt - in die Geschichte eines bedingungslos liebenden, eines grenzenlos barmherzigen Vaters. Hören wir diese drei Geschichten!

 

Jesus sagte: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab sie ihm.

(Lk 15,11-16)

 

Die Geschichte des jüngeren Sohnes ist die Geschichte von einem der auszieht und tief unten landet. Ein Loser auf der ganzen Linie, wie Jugendliche sagen würden. Dabei hätte er es im Elternhaus nicht schlecht gehabt. Sein Vater ist immerhin ein Großbauer; er hat sogar Tagelöhner unter Vertrag. Aber nein, jung, wie er ist, treibt es ihn weg, er will etwas erleben, die Welt kennenlernen. Nichts hält ihn mehr. Er fordert sein Erbteil vom Vater. Kaum hat er sein Kapital abgezogen, packt er seine Sachen und verschwindet ins Ausland. Er genießt seine Freiheit in vollen Zügen. Das viele Geld kommt ihm dabei gerade recht. Er lebt in Saus und Braus und merkt erst, als es schon zu spät ist, dass er sein ganzes Vermögen mit beiden Händen zum Fenster hinausgeworfen hat. Schluss mit dem Leben als Playboy und Partylöwe. Die Freunde machen sich aus dem Staub. Eine Hungersnot gibt ihm den Rest: Nicht nur das Konto ist leer, auch die Küche bleibt kalt. In seiner Not muss er sich einem Heiden aufdrängen und ihn um Hilfe bitten. Ein Jude, der sich einem Ungläubigen anbiedert - das ist Abfall vom Glauben der Väter. Erst der moralische Abstieg, jetzt der religiöse Verfall. Schlimmer kommt es nur noch, als man ihn zum Schweinehüten schickt. Tiefer kann er nicht mehr fallen. Einer, der die Sau rauslassen wollte, landet bei den Schweinen. Und bekommt nicht mal ihren Schweinefraß. Die Lage ist aussichtslos. So etwas kann ganz schnell gehen. Das ist heute nicht anders: Ein schwarzer Freitag an der Börse reicht. Wenn dann die Ehe zu wackeln beginnt, steht man am Nullpunkt - auch wenn man Hummer und Spargelspitzen isst. Man ist schneller unten, als man denkt. Geschichten von verlorenen Söhnen und Töchtern gibt es genug.

 

 

Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm den Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern.

(Lk 15,17-24)

 

Der Sohn denkt zurück an die Zeit zu Hause. Wie gut geht es da selbst den Tagelöhnern auf dem elterlichen Hof. Der Gedanke an daheim wird immer lebendiger. Heimweh keimt in ihm auf. Schließlich steht sein Entschluss fest: "Ich will zurück zu meinem Vater!" Nicht das schlechte Gewissen treibt ihn heim, sondern die nackte Sorge um das eigene Überleben. Blamage hin oder her; er hat keine andere Wahl. Doch wie soll das gehen? "Ich kann mich doch unmöglich so zu Hause blicken lassen! So heruntergekommen, alles verschleudert, direkt aus der Gosse...", wird er sich gefragt haben. Und was wird der Vater zu seinem ausgeflippten Taugenichts sagen? Einen Anspruch auf Kleidung und Essen hat er nicht mehr. Seine Abfindung hat er ja schon erhalten. Die einzige Möglichkeit, zu Hause wieder landen zu können, ist die Einstellung als Tagelöhner. "Ich werde zurückkehren, meinem Vater sagen, was ich mir geleistet habe und wie sehr es mir leid tut" nimmt er sich vor. Der Gang zurück kostet ihm allergrößte Überwindung. Doch es kommt alles ganz anders, als er sich das in seinen kühnsten Träumen ausgemalt hat. Der Vater kommt ihm entgegengerannt! Wie wenn er all die Jahre insgeheim hinter dem Fenster gestanden und auf ihn gewartet hätte! Er kürzt ihm den Heimweg ab. Unvorstellbar, dass ein alter Orientale so etwas macht. Das nimmt ihm doch jede Würde. Aber der Vater hat Mitleid mit dem Sohn. Noch bevor der etwas sagen kann, schließt ihn der Vater in seine Arme, drückt und küsst ihn. Alles hätte der Sohn erwartet, nur das nicht! Von wegen: "Du bist doch selber schuld. Sieh zu, wo du bleibst!" Von wegen "Warum musstest du auch das Geld haben und einfach weglaufen?" Von wegen: " Ich habs Dir ja prophezeit, dass Du Schiffbruch erleidest. Strafe muss sein!" Der Vater macht keine Vorwürfe. Er nennt keine Bedingung für die Heimkehr. Er demütigt ihn nicht einmal leise. Kein Spießrutenlaufen, sondern eine Aufnahme, die an Herzlichkeit nicht mehr zu übertreffen ist. Erst jetzt kommt der Sohn dazu, sein Schuldbekenntnis zu stammeln. Die Liebe seines Vaters ist ihm zuvorgekommen. Diese Liebe macht alles neu: Sie macht aus dem Verlorenen einen Wiedergefundenen. Sie lässt den, der tot war, leben. Sie verwandelt die Rückkehr des Sohnes zur Umkehr. Er wird wieder als Sohn angenommen. Der Heruntergekommene erhält ein Ehrenkleid, der Ring gibt ihm Macht zurück und die Schuhe machen ihn zu einem freien Mann. Er soll nicht mehr länger barfuß als Sklave herumlaufen. Doch damit nicht genug. Der Vater scheut keine Kosten für den, der ihn mit der Auszahlung seines Erbes finanziell ganz schön strapaziert hat: Er lässt das Mastkalb schlachten und feiert ein rauschendes Fest. Wie kann das sein? Dass der Vater noch einmal Gnade vor Recht ergehen lässt, gestehen wir ihm ja gerade noch zu. Aber muss er gleich noch ein Fest feiern, dass sich die Balken biegen? Der Vater kann gar nicht anders. Die Freude über seinen toten und wiedergefundenen Sohn geht mit ihm durch. Sie duldet keinen Aufschub. Sie stellt alles in den Schatten: Ob so ein herzlicher Empfang auch pädagogisch wertvoll ist. Ob der Sohn nicht nur auf dem Fest, sondern auch seinem Vater bald wieder auf dem Kopf herumtanzen wird. Die Freude über die Wiederkehr des Sohnes vertreibt solche erzieherischen Überlegungen. Seine Umkehr ist ein Grund zu feiern, kein Grund, geknickt zu sein. Das Herz siegt über den Verstand. Wie in jeder zünftigen Liebesgeschichte.

 

 

Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mir Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.

(Lk 15,25-32)

 

Der ältere Sohn ist wie immer auf dem Feld, bei der Arbeit. Müde und erschöpft kommt er nach Hause. Ausdauernd, fleißig und pflichtbewusst ist er - nicht nur heute, eigentlich immer, besonders, seit der kleine Bruder weg ist. Er hat den Hof zu seiner Lebensaufgabe gemacht. Einer muss den Laden schließlich zusammenhalten, wenn sich der andere schon vom Acker macht. "Ich rackere mich hier ab - und dann das! Da taucht dieser Luftikus aus heiterem Himmel wieder auf, und schon feiert der Vater seinetwegen ein riesiges Fest. Das soll einer verstehen! Jetzt wird der auch noch dafür belohnt, dass er uns hier im Stich gelassen hat. Welche Ungerechtigkeit!" Kein Wunder, dass dem Älteren die Galle überläuft. Er überzieht den Vater mit Vorwürfen. "Immer bin ich benachteiligt worden! Immer kriegt der da alles!" In seiner Wut wird er auch noch ungerecht. Dabei merkt er gar nicht, dass der Vater auch zu ihm herausgekommen ist. Dass er ihm nachgeht und ihm gut zuredet. Dass er ihm mit der gleichen Güte entgegenkommt wie vorher seinem Jüngsten. Der Vater ringt um seinen Ältesten. Er rechtfertigt sich gar für seine Freude, für die er sich doch gar nicht rechtfertigen kann. Er verteidigt sein Fest, das er sich von nichts und niemandem verderben lassen will. Das Fest des Wiedersehens ohne den Ältesten feiern - das kommt ihm nicht in den Sinn! Der Vater will nicht nur den bei sich haben, der ihm den Rücken gekehrt hat. Er will erst recht nicht ohne den sein, der immer zu ihm gehört hat. Ob der Ältere sich der Einladung verschließt oder doch noch mitfeiert - das erzählt uns diese Geschichte nicht. Aber sie lässt keinen Zweifel aufkommen: Auch der ältere Bruder, wie sehr er auch grollt und trotzt, ist reich beschenkt von der Liebe, die seinen verlorenen Bruder wiedergefunden hat.

 

 

Hand aufs Herz, liebe Hörerinnen und Hörer: Zu welchem der beiden Söhne fühlen Sie sich mehr hingezogen? Mir fällt die Antwort auf diese Frage schwer. Stärken und Schwächen halten sich irgendwie die Waage. Sobald ich einen sympathischer finde, fallen mir sofort seine Schlagseiten auf. Der jüngere Sohn ist wagemutig, unternehmungslustig, voller Freiheitsdrang. Er nimmt sein Leben in die Hand. "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt". Der Volksmund scheint sich auf seine Seite zu schlagen. Aber sein Wagemut geht gründlich schief. Draufgängerisch, wie er ist, manövriert er sich in eine Lebenslage, in der ich nicht mit ihm tauschen will. In den älteren Sohn kann ich mich gut einfühlen: Er, der beim Vater bleibt und ihm treu zugetan ist, fühlt sich betrogen. Sein Fleiß wird nicht entsprechend honoriert. Er fühlt sich zu kurz gekommen. Deshalb begleitet er die Wiedervereinigung von Vater und Sohn mit Murren. Das ist normal. Wiedervereinigungen haben es an sich, dass die vermeintlich fleißigen Söhne und Töchter zu murren pflegen, wenn den heruntergekommenen Heimkehrern vermeintlich zu viel Gutes getan wird. Aber auch der Ältere kann die Sympathiewertung nicht für sich entscheiden. Dass er sich nicht freuen kann, als sein Bruder zurückkommt, dass er ihm das Fest nicht gönnt, dass da lang angestaute Aggressionen durchbrechen - das macht mich ihm gegenüber skeptisch. Auch er ist ein verlorener Sohn. Denn er ist seinem Vater schon längst fremd geworden, obwohl beide unter einem Dach zu Hause sind. Auch dieser ältere Sohn hätte eine Rückkehr zum Vater nötig. Beide Söhne geben ein verlorenes Bild ab: Der eine als Gescheiterter, der sein Erbe durchgebracht hat und nun als Jammergestalt nach Hause kommt; der andere als Geizhals, selbstgerecht und ohne einen Funken Bruderliebe. Eine schöne Verwandtschaft! Gott sei Dank gibt es den Vater. Er gibt keinen der beiden verloren. Er will sie beide wiederfinden und beide wieder zusammenführen. Dem einen kommt er entgegen. Dem anderen läuft er hinterher. Hätte er noch mehr Söhne oder Töchter - er wüsste schon Wege, wie er sie finden und in seine Arme schließen kann.

 

Das macht den Zauber dieser Geschichte vom barmherzigen Vater und seinen beiden verlorenen Söhnen aus: Die Liebe dieses Vaters gilt beiden. Sie grenzt niemanden aus. Sie kennt überhaupt keine Grenzen, so wie sie überhaupt keine Bedingungen stellt. So wie sie den beiden verlorenen Söhnen der Geschichte gilt, geht sie auf alle Verlorenen zu, um sie in ihre Arme zu schließen. Die Verlorenen - frühere Zeiten haben darunter die Hölle verstanden. Mag die Hölle auf Erden noch so groß sein, mögen wir noch so verloren sein und tief drin stecken: Gott gibt uns nicht verloren. Er schreibt uns nicht ab. So tief können wir gar nicht fallen. Gott will uns wiederfinden. Er möchte gar nicht Gott sein ohne die Menschen, die verloren zu gehen drohen. So ist Gott. "Ein glühender Backofen voller Liebe" hat Martin Luther einmal gesagt, durch und durch barmherzig, voller Liebe, wie eine Mutter immer bereit, die verlorenen Söhne und Töchter zu drücken und herzhaft zu küssen. Ein einziger zitternder Mensch genügt, um ihn in Bewegung zu setzen. Schon macht er sich auf zu den Holzwegen, auf denen der Verlorene unterwegs ist. Und wenn er nur geduldig wartet, bis der wiederkommt. So wie der Vater geduldig auf den jüngeren Sohn wartet - mit größter Leidenschaft. Die Geduld, mit der der Vater seinen jüngeren Sohn zurückerwartet, ist ja der lange Atem seiner Leidenschaft. Und er kann sich freuen wie ein Kind, wenn er ihn wiedergefunden hat. Diese Freude kann man nur feiern. Zu dieser unbändigen Freude passt nur ein zünftiges Fest. Denn nur auf einem solchen Fest werden die Taten und Untaten bedeutungslos. Niemand interessiert sich mehr dafür, wenn getanzt und gesungen wird. Für die Verlorenen ist die Aussicht auf solch ein Fest sehr verlockend. Wer solche Aussichten hat, der gibt sich selbst nicht mehr verloren - wie verloren er auch scheint. Er lässt sich locken von der Sehnsucht auf ein besseres Leben. Er macht sich auf den Weg, weil er hoffen darf, dass er wiedergefunden wird.

 

 

Liebe Hörerinnen und Hörer, die Geschichte vom barmherzigen Vater und seinen beiden verlorenen Söhnen hat ihren ganz eigenen Zauber. Auch wenn sie fast zu schön ist, um wahr zu sein. Man mag ihr gar nicht so recht trauen, wie man zünftigen Liebesgeschichten gegenüber immer etwas misstrauisch ist. Doch die Geschichte vom barmherzigen Vater, die Jesus erzählt, ist eine Geschichte, an der sich die Kirche nicht satt hören kann. Christinnen und Christen aller Jahrhunderte haben sie für ihr Leben gern gehört. Denn sie erzählt von der Gewissheit, dass Gott jetzt und erst recht am Ende unseres Lebens uns voll Freude in seine Arme nimmt und sagt: Wie schön, dass du da bist! Die Aussicht, dass unsere eigene Lebensgeschichte, wie zerzaust sie auch ist, in diese Geschichte der Liebe ohne Grenzen verstrickt werden soll, diese Aussicht macht das Leben erst lebenswert. Dafür ist es nie zu spät.

 

Ich will schließen mit einem Segensspruch: Der Herr, der Mächtige, Ursprung und Vollender aller Dinge, segne dich, gebe dir Gedeihen und Wachstum, Gelingen deinen Hoffnungen, Frucht deiner Mühe, und behüte dich vor allem Argen, sei dir Schutz in Gefahr und Zuflucht in Angst. Der Herr lassen leuchten sein Angesicht über dir, wie die Sonne über der Erde Wärme gibt dem Erstarrten und Freude gibt dem Lebendigen, und sei dir gnädig, wenn du verschlossen bist in Schuld, er löse dich von allem Bösen und mache dich frei. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich, er sehe dein Leid und höre deine Stimme, er heile und tröste dich und gebe dir Frieden, das Wohl des Leibes und der Seele, Liebe und Glück. So will es der Herr, der von Ewigkeit zu Ewigkeit bleibt. So steht es fest nach seinem Willen für dich. Amen."

 

 

http://www.br-online.de/bayern2/kirchenfun...km20010325.html

 

Autor: Rainer Dvorak

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Lieber Martin, ich versuche mal, mich noch bei dem Evangelium einzuklinken.

 

 

 

„Jetzt müssen wir uns freuen und ein Fest feiern, denn dein Bruder ist tot und lebt wieder, er war verloren und ist wiedergefunden worden“.

Dieser Satz steht am Ende des Evangeliums, vom barmherzigen Vater. Sie sind eine Einladung an uns. Er möchte, dass wir uns mit ihm freuen und mit ihm feiern, weil der Sohn, der, der verloren war, wiedergefunden wurde. Er lädt uns dazu ein, dem Sünder, der von „anständigen Christen“ verurteilt und beurteilt wird, mit der gleichen Liebe zu begegnen, wie es unser Vater im Himmel tut. Jesus fordert uns auf, an die Liebe, die der Vater hat für jeden hat, nicht die eigenen Maßstäbe an zulegen. Der Vater verlangt von dem älteren Sohn, das er sich mit ihm über die Rückkehr seines Bruders freut. Auch wir sollen all die Menschen als Geschwister ansehen, die wir verachten, und denen wir uns überlegen fühlen. Das führt zu einer wahren Bekehrung, denn es befreit uns von der Überzeugung besser zu sein als andere. Wir verfallen so nicht in eine  religiöse Intoleranz.

 

Jesus spricht in diesem Gleichnis aber auch die Schwierigkeiten der Kinder mit dem Vater an. Keiner der Söhne verstand es eine richtige Beziehung mit dem Vater zu leben.

Der jüngere Sohn mußte einen sehr langen Weg zurücklegen, bevor es zu einer tiefen Begegnung mit dem Vater kam. Von dem älteren Sohn wissen wir nicht, ob er diesen Weg  jemals beschritten hat. Das Gleichnis zeigt uns in aller Deutlichkeit, Gott ist wirklich Vater und Mutter aller Menschen. Die Gestalt des barmherzigen Vaters trägt väterliche und mütterliche Züge zugleich. Wir können von ihm sprechen, wie von einem Vater in dessen Armen wir sicher sind, wie von einer Mutter, der wir das Leben verdanken und die uns hält und beschützt, die uns in die Arme nimmt , wenn wir zurückkehren und um Vergebung bitten. Gott stellt keine Bedingungen für seine Liebe.  

Viele Fragen bleiben in diesem Evangelium offen.  Nimmt der ältere Sohn die Einladung des Vaters an. Geht er mit zum Festmahl. Die Erzählung bricht ab und läßt alles offen. So können wir mit unseren Gedanken in das Geschehen eintreten. Wie ist da mit uns, die ein „anständiges Leben“ führen,? Wie verhalten wir unns gegenüber unseren Mitmenschen, wenn sie gescheitert sind? Vielleicht finden wir noch die Kraft ihnen zu helfen und ihnen zu verzeihen, wenn sie darum bitten. Aber mit ihnen feiern? Sich mit ihnen freuen ?

Oft denken wir die Liebe Gottes ist „ungercht“. Wir können sie uns nicht durch Leistung erzwingen. Sie ist immer Geschenk.

 

Eine gute Woche wünscht dir Anna

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Hallo Martin,

 

mir ist zum ersten Mal ein ganz neue Aspekt an der Geschichte ins Auge gesprungen.

 

Es täte dem Sohn, der zu hause geblieben ist, sicherlich gut, wenn der Vater ihm zwischendurch mal anerkennend auf die Schulter klopfen würde, ihm seine Freude über sein Dableiben und sein Kümmern zeigen würde.

 

Übertragbar nur für den "Menschenvater" oder auch für Gott?

Gruß

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Zitat von Baerbel am 12:21 - 27.März.2001

Hallo Martin,

mir ist zum ersten Mal ein ganz neue Aspekt an der Geschichte ins Auge gesprungen.

Es täte dem Sohn, der zu hause geblieben ist, sicherlich gut, wenn der Vater ihm zwischendurch mal anerkennend auf die Schulter klopfen würde, ihm seine Freude über sein Dableiben und sein Kümmern zeigen würde.

Übertragbar nur für den "Menschenvater" oder auch für Gott?

Gruß

 

Hallo Baerbel,

 

dein Aspekt ist sehr interessant und nachdenkenswert.

 

Aus dem Gleichnis geht meiner Meinung nach nicht deutlich hervor, ob der Vater dem älteren Sohn Anerkennung gezeigt hat oder nicht.

 

Ein Satz aus dem Gleichnis hat mich allerdings stutzig gemacht:

>>Der Vater antwortete ihm:

Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein.<<

 

Kann man das so interpretieren, dass der Vater dem älteren Sohn seine Liebe (und seine Anerkennung ?) zwar zeigt, der Sohn sich dessen aber nicht bewußt ist?

 

Wie gesagt, spannender Aspekt!

 

Liebe Grüsse

Angelika

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<Zitat Angelika< Kann man das so interpretieren, dass der Vater dem älteren Sohn seine Liebe (und seine Anerkennung?) zwar zeigt, der Sohn sich dessen aber nicht bewußt ist?

 

Liebe Angelika,

Der Vater im Evangelium liebt den älteren Sohn sehr.  Er versteht nicht warum sein Sohn so reagiert, das er sich weigert am Festmahl teilzunehmen. Er nimmt sich ihm gegenüber ganz zurück. Er wird zum Bittenden. Das zeigt seine tiefe aufrichtige Liebe ihm gegenüber. Er hat ihn immer geliebt und möchte das alle an seinem Festmahl teilnehmen.

Ich selbst kann mich sehr gut in die Rolle des älteren Sohnes hineinversetzen. Ich war auch immer zu Hause und wenn meine Geschwister am Wochenende kamen, wurde  alles aufgefahren. Ich war oft wütend darüber. Heute aber weiß ich das meine Eltern mich genau so liebten. Nur weil ich immer da nahm ich es als eine Selbstverständlichkeit hin. Ich war ja bei ihnen geborgen und hatte alles was ich brauchte.

 

Genau so ist es mit unserer Gottesbeziehung. Gott ist immer da. Wir müssen uns dieser Liebe und Zuneigung nur immer wieder bewußt werden und sie auch pflegen durch Gebet , Betrachtungen, Gottesdienste usw. Nur dann wird sie nicht zur Routine sie wird spürbar und gegenseitig.

Herzliche Grüße  Anna

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Liebe Anna, Angelika, Bärbel,

 

ich möchte fast noch einen Schritt weitergehen. Der ältere Sohn geht davon aus, daß er allein Anspruch auf den Vater hat. Auf "was" des Vaters ist mir nicht ganz klar - auf seine Liebe ? Er hat seiner Auffassung nach ein Recht auf den Vater, ein Recht , daß er sich verdient hat, einen Anspruch, den er sich erarbeitet hat.

 

Der Vater vertritt die Auffassung, daß seine Liebe ein Geschenk ist, das er seinen Kindern schenkt, die zu ihm kommen.

 

Herzliche Grüße

Martin

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