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Schuld und Vergebung


Martin

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Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg

 

Mt 20,1f Denn mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen sein Haus verließ, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben.

Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg.

Um die dritte Stunde ging er wieder auf den Markt und sah andere dastehen, die keine Arbeit hatten.

Er sagte zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist.

Und sie gingen. Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder auf den Markt und machte es ebenso.

Als er um die elfte Stunde noch einmal hinging, traf er wieder einige, die dort herumstanden. Er sagte zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?

Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben. Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg!

Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter, und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen bei den letzten, bis hin zu den ersten.

Da kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denar.

Als dann die ersten an der Reihe waren, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch sie erhielten nur einen Denar.

Da begannen sie, über den Gutsherrn zu murren,

und sagten: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt; wir aber haben den ganzen Tag über die Last der Arbeit und die Hitze ertragen.

Da erwiderte er einem von ihnen: Mein Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart?

Nimm dein Geld und geh! Ich will dem letzten ebenso viel geben wie dir.

Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich (zu anderen) gütig bin?

So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten.

 

Empören wir uns nicht über die vermeintliche Ungerechtigkeit, sondern erfreuen wir uns an der unermeßlichen Barmherzigkeit Gottes! :blink:

bearbeitet von Accreda
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Lieber Martin,

 

die Möglichkeiten Gottes halte ich schlicht und ergreifend für unbeschränkt, da kann der Mensch tun und lassen, was er will.

 

Kann jemand, der diesen Wunsch hat, wirklich an Gott vorbeileben?

 

Oh ja, Paulus ist hierfür mein Lieblingsbeispiel: Er hatte nicht nur diesen Wunsch, sondern wähnte sich sogar auf dem richtigen Weg. Trotzdem lebte er voll an Gott vorbei, bis ihn die Erleuchtung traf.

 

Oder aus der anderen Perspektive - kann jemand, der diesen Wunsch sein Leben lang nicht hatte, diesen jetzt auf einmal wirklich "haben"?

 

Gleiches Beispiel. Wenn dich die Erkenntnis trifft, kann sich das Leben von einem Moment auf den anderen radikal ändern - das ist jedoch kein Muss! Viele müssen vielleicht nur kleinere oder mittlere Korrekturen anbringen. Oftmals spüren Menschen, dass da etwas ist und bewegen sich auch schon in die richtige Richtung, und wenn dann die Erkenntnis kommt, ist es mehr eine Bestätigung, was ihnen ihr Herz schon immer gesagt hatte.

 

Es geht doch darum, dass dieses Angebot der Vergebung jedem offensteht. Aber kann es angenommen werden? Nicht mit den Lippen, oder als "Deal", sondern mit dem Herzen. Und wenn es aus "Stein" ist, was dann?

 

Ein Herz mag von Stein umgeben sein, aber es ist niemals aus Stein. Manchmal bröckelt die Mauer langsam, manchmal mit einem großen Knall, aber keine Mauer ist so fest, dass sie nicht eingerissen werden könnte.

 

Liebe Grüße,

Wolfgang

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Es geht doch darum, dass dieses Angebot der Vergebung jedem offensteht.

Genau, Martin, jedem.

 

Auch dem, der bislang sein Herz davor verschlossen hat.

Auch dem, der schon sehr viele Gelegenheiten hatte, sich Gott zuzuwenden, aber alle Gelegenheiten ungenutzt verstreichen liess.

Auch dem, der seinem Tod gegenübersteht.

Auch dem, der bislang ein Herz aus Stein hatte.

 

Wie sein Herz in diesem Moment aussieht, weiß Gott alleine.

 

Unser Pfarrer verärgerte die Gemeinde mit der Aussage, dass er nicht ausschließt, dass Hitler im Himmel sein könnte. Das ist ja auch ganz schön provokativ: Selbst diese Verkörperung des Bösen, selbst er könnte sich in den letzten Minuten seines Erdendaseins bekehrt haben und mit ganzem Herzen sich Gott zugewendet haben.

 

Liebe Grüße, GAbriele

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Solche Aussagen entsprechen nicht dem, was Menschen sich so vorstellen. Als Barmherzigkeit werden sie es gelten lassen, dennoch aber ungerecht (und peinlich, empörend, anstößig) finden. Und falsche Schlüsse daraus ziehen.

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Jesus Christus prangert nicht von ungefähr die menschlichen Gerechtigkeitsmaßstäbe an. Man muss sich schon für die unendliche Liebe Gottes öffnen, um Seine Gerechtigkeit zu verstehen.

 

Für Gott ist es gerecht, dass auch der noch gerettet wird, der sich in der letzten Sekunde bekehrt - Seine Liebe lässt gar nichts anderes zu, und diese Liebe ist eben nicht nur barmherzig, sondern auch gerecht.

 

Wer immer auf die (menschliche) Gerechtigkeit pocht und laut ruft "Der darf doch nicht gerettet werden, bei dem Leben, das er geführt hat!", übersieht, dass er sich sofort sein eigenes Urteil spricht - denn vor dem strahlenden Licht Gottes ist Hitler vielleicht tiefschwarz, wir selbst sind aber maximal dunkelgrau. Gott sei Dank ist unsere Gerechtigkeit nicht Seine Gerechtigkeit.

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Was ist eigentlich dann mit den ungläubigen? Also jenen, die dem falschen glauben nachgehangen sind? Und vielleicht in dessen namen gemordet haben? Ich denke da an die taten, die islamistische fundamentalisten im namen gottes begehen (el-kaida terror). Glaube kaum, dass sich die kurz vor ihrem tode "unserem" gott zuwenden, und zwar mit ganzem herzen. Da sie ja auch menschen sind, und seit christus ja auch die heiden (also auch wir) auf gnade hoffen können, sind die jetzt ausgenommen?

Und daraus folgend: Was geschieht mit jenen, die vor jesus verstorben sind und keine juden waren?

Danke

Max

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Solche Aussagen entsprechen nicht dem, was Menschen sich so vorstellen. Als Barmherzigkeit werden sie es gelten lassen, dennoch aber ungerecht (und peinlich, empörend, anstößig) finden. Und falsche Schlüsse daraus ziehen.

Dürfen dann solche Aussagen nicht gemacht werden, weil sie anstößig sind?

Oder weil falsche Schlüsse daraus gezogen werden (können)?

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Was ist eigentlich dann mit den ungläubigen? Also jenen, die dem falschen glauben nachgehangen sind? Und vielleicht in dessen namen gemordet haben? Ich denke da an die taten, die islamistische fundamentalisten im namen gottes begehen (el-kaida terror). Glaube kaum, dass sich die kurz vor ihrem tode "unserem" gott zuwenden, und zwar mit ganzem herzen. Da sie ja auch menschen sind, und seit christus ja auch die heiden (also auch wir) auf gnade hoffen können, sind die jetzt ausgenommen?

Und daraus folgend: Was geschieht mit jenen, die vor jesus verstorben sind und keine juden waren?

Danke

Max

Das Bild von Jesus als dem Hirten, der verlorenen Schafen nachgeht, zeigt vielleicht die Richtung an.

 

Und zur anderen Frage sagt unser Glaubensbekenntnis, dass Jesus in das Reich des Todes hinabstieg. Warum, wenn nicht um die bereits verstorbenen zu retten.

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Ich denke da an die taten, die islamistische fundamentalisten im namen gottes begehen (el-kaida terror). Glaube kaum, dass sich die kurz vor ihrem tode "unserem" gott zuwenden, und zwar mit ganzem herzen. Da sie ja auch menschen sind, und seit christus ja auch die heiden (also auch wir) auf gnade hoffen können, sind die jetzt ausgenommen?

 

Ich sehe keinen echten Unterschied darin, ob man sich als Getaufter oder Ungetaufter Gott nicht zuwendet - wobei "sich Gott zuwenden" in der Katholischen Kirche nicht heisst, dass man Mitglied unserer Kirche sein muss. Nicht einmal die Taufe ist letzte Voraussetzung, wenngleich ein zentral wichtiger Schritt. Wenn ich mich nicht täusche, wurde während des II. Vaticanums der Begriff des "passiven Christentums" eingeführt. Der Katechismus sagt dazu, dass man davon ausgehen darf, dass man bei nicht getauften Menschen, deren Gewissen sie christlich handeln lässt, davon ausgehen kann, dass sie sich hätten taufen lassen, wenn sie die volle Erkenntnis gehabt hätten, und dass Gott in Seiner Gnade sich dieser Ungetauften erbarmen wird.

 

Die Katholische Kirche hat noch niemals von irgendeiner Person gesagt, dass sie nach dem Tod sicher verworfen wurde - dies schließt Getaufte wie Ungetaufte ein.

 

Und daraus folgend: Was geschieht mit jenen, die vor jesus verstorben sind und keine juden waren?

 

Mein löchriges Gedächtnis vermutet die Antwort auf exakt diese Frage im Römerbrief. Paulus stellt dort klar, dass alle, die das Gesetz nicht kannten, auch nicht durch das Gesetz gerichtet werden. Sinngemäß müsste es dort heißen, dass gerettet wird, wer aus der Liebe heraus lebt, die Gott ihm ins Herz gelegt hat, auch wenn er nie von ihm gehört hat.

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wobei "sich Gott zuwenden" in der Katholischen Kirche nicht heisst, dass man Mitglied unserer Kirche sein muss. Nicht einmal die Taufe ist letzte Voraussetzung,

Bist Du sicher, Wolfgang?

Da habe ich mich vor einiger Zeit seitenlang mit Raphael gefetzt, ob nur Katholiken in den Himmel kommen oder auch z.B. Orthodoxe und Protestanten, (etwa ab hier), und Du erklärst hier in zwei Halbsätzen, dass die Mitgliedschaft in der römisch-katholischen Kirche nicht Voraussetzung ist?

Also wenn ich das damals schon gewusst hätte, wäre mir echt einiges erspart geblieben. :blink:

 

Liebe Grüße, Gabriele

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Liebe Gabriele,

 

kommentarlos einige Abschnitte aus dem KKK, welche die Haltung zu anderen Konfessionen und Nichtchristen darlegen:

 

818 „Denen aber, die jetzt in solchen Gemeinschaften geboren sind und mit dem Glauben an Christus erfüllt werden, können keine Vorwürfe wegen der Sünde der Trennung gemacht werden und die katholische Kirche begegnet ihnen in brüderlicher Achtung und Liebe ... sie werden aufgrund des Glaubens in der Taufe gerechtfertigt, Christus einverleibt, und darum gebührt ihnen der Ehrenname des Christen, und mit Recht werden sie von den Kindern der katholischen Kirche als Brüder im Herrn anerkannt" (UR 3).

 

819 Zudem sind außerhalb der sichtbaren Grenzen der katholischen Kirche „vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden" (LG 8): „das geschriebene Wort Gottes, das Leben der Gnade, Glaube, Hoffnung und Liebe und andere innere Gaben des Heiligen Geistes und sichtbare Elemente" (UR 3) [Vgl. LG 15]. Der Geist Christi bedient sich dieser Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften als Mittel zum Heil. Ihre Kraft kommt aus der Gnaden- und Wahrheitsfülle, die Christus der katholischen Kirche anvertraut hat. Alle diese Güter stammen von Christus, führen zu ihm [Vgl. UR 3] und drängen von selbst „auf die katholische Einheit hin" (LG 8).

 

...

 

836 „Zu dieser katholischen Einheit des Gottesvolkes ... sind alle Menschen berufen. Auf verschiedene Weise gehören ihr zu oder sind ihr zugeordnet die katholischen Gläubigen, die anderen an Christus Glaubenden und schließlich alle Menschen überhaupt, die durch die Gnade Gottes zum Heile berufen sind" (LG 13).

 

...

 

839 „Diejenigen endlich, die das Evangelium noch nicht empfangen haben, sind auf das Volk Gottes auf verschiedene Weise hingeordnet" (LG 16):

Das Verhältnis der Kirche zum jüdischen Volk. Indem die Kirche, das Gottesvolk im Neuen Bund, sich in ihr eigenes Mysterium vertieft, entdeckt sie ihren Zusammenhang mit dem jüdischen Volk [Vgl. NA 4], „zu dem Gott, unser Herr, zuerst gesprochen hat" (MR, Karfreitag 13: große Fürbitte 6). Im Unterschied zu den anderen nichtchristlichen Religionen ist der jüdische Glaube schon Antwort auf die Offenbarung Gottes im Alten Bund. Das jüdische Volk besitzt „die Sohnschaft, die Herrlichkeit, die Bundesordnungen, ihm ist das Gesetz gegeben, der Gottesdienst und die Verheißungen, sie haben die Väter, und dem Fleisch nach entstammt ihnen der Christus" (Röm 9,4-5), denn „unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt" (Röm 11,29).

 

841 Die Beziehungen der Kirche zu den Muslimen. „Die Heilsabsicht umfaßt aber auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die Muslime, die sich zum Festhalten am Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einzigen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird" (LG 16)1.

 

843 Die Kirche anerkennt bei den anderen Religionen, daß sie, wenn auch erst „in Schatten und Bildern", nach Gott suchen. Er ist ihnen noch unbekannt, aber doch nahe, da er allen Leben, Atem und alles gibt und er will, daß alle Menschen gerettet werden. Somit betrachtet die Kirche alles, was sich in den Religionen an Wahrem und Gutem findet, „als Vorbereitung für die Frohbotschaft und als von dem gegeben ...‚ der jeden Menschen erleuchtet, damit er schließlich das Leben habe" (LG 16) [Vgl. NA 2; EN 53].

 

Und noch ein Hinweis zum beliebten Satz „Außerhalb der Kirche kein Heil":

 

846 Wie ist diese von den Kirchenvätern oft wiederholte Aussage zu verstehen? Positiv formuliert, besagt sie, daß alles Heil durch die Kirche, die sein Leib ist, von Christus dem Haupt herkommt: „Gestützt auf die Heilige Schrift und die Überlieferung lehrt [das Konzil], daß diese pilgernde Kirche zum Heile notwendig sei. Der eine Christus nämlich ist Mittler und Weg zum Heil, der in seinem Leib, der die Kirche ist, uns gegenwärtig wird; indem er aber selbst mit ausdrücklichen Worten die Notwendigkeit des Glaubens und der Taufe betont hat, hat er zugleich die Notwendigkeit der Kirche, in die Menschen durch die Taufe wie durch eine Tür eintreten, bekräftigt. Darum können jene Menschen nicht gerettet werden, die sehr wohl wissen, daß die katholische Kirche von Gott durch Jesus Christus als eine notwendige gegründet wurde, jedoch nicht in sie eintreten oder in ihr ausharren wollen" (LG 14).

 

847 Diese Feststellung bezieht sich nicht auf solche, die ohne ihre Schuld Christus und seine Kirche nicht kennen: „Wer nämlich das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott jedoch aufrichtigen Herzens sucht und seinen durch den Anruf des Gewissens erkannten Willen unter dem Einfluß der Gnade in den Taten zu erfüllen versucht, kann das ewige Heil erlangen" (LG 16) [Vgl. DS 3866-3872].

 

848 „Wenngleich Gott Menschen, die das Evangelium ohne ihre Schuld nicht kennen, auf Wegen, die er weiß, zum Glauben führen kann, ohne den es ‚unmöglich‘ ist, ihm ‚zu gefallen‘ (Hebr 11,6), so liegt doch auf der Kirche die Notwendigkeit und zugleich das heilige Recht der Verkündigung der Frohbotschaft" (AG 7) an alle Menschen.

 

Für mich klingt das eindeutig.

 

Liebe Grüße,

Wolfgang

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