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Hauskreis


Olli

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Hi,

 

heute habe ich zum erstenmal (zumindest in dieser Form) in unserem Hauskreis meine Glaubenszweifel vorgetragen. Ich habe geschildert, wie ich viele Dinge aus der Bibel nicht verstehe, und wie ich oftmals hinter vielen Dingen, die ich gesagt habe, nicht wirklich mit ganzem Herzen gestanden habe.

Ich habe auch gesagt, dass ich noch nie im Leben etwas Übernatürliches gesehen oder erlebt habe, und dass ich keinen Grund habe, etwas derartiges zu glauben, bevor ich nicht selbst etwas derartiges erlebt habe.

Es wurde positiv aufgenommen, und betont, dass meine Ehrlichkeit wichtig sei. Leider gehts mir nun danach nicht etwa befreit, sondern ich fühle mich nun ziemlich bescheiden, obwohl es mir eine wichtige Sache ist.

 

viele Grüsse

 

Olli

bearbeitet von Olli
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Ich kann nur spekulieren, aber würde es Dir besser gehen, wenn Deine "Beichte" etwas mehr Entrüstung verursacht hätte? Manchmal fühlt man sich ja nicht ernst genommen, wenn andere einem 'verständnisvoll' auf die Schulter klopfen. "Du, das wird schon wieder. Das bist nicht Du, das ist nur eine Phase."

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Für mich ist in solchen Situationen auch das Gebet sehr wichtig. Gott einmal direkt zu sagen: Was willst du eigentlich von mir - ich soll an dich glauben und du versteckst dich vor mir! Das ist doch Schwachsinn!

 

Du bleibst im Recht, Herr, wenn ich mit dir streite; dennoch muß ich mit dir rechten! Jer 12,1
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Ich kann nur spekulieren, aber würde es Dir besser gehen, wenn Deine "Beichte" etwas mehr Entrüstung verursacht hätte? Manchmal fühlt man sich ja nicht ernst genommen, wenn andere einem 'verständnisvoll' auf die Schulter klopfen. "Du, das wird schon wieder. Das bist nicht Du, das ist nur eine Phase."

Stimmt, (das hatte ich ein wenig überlesen) eine direkt auf die Glaubenszweifel bezogene Antwort wäre sicher "einfühlsamer" und hilfreicher gewesen. Ansonsten erweckt es den Anschein, dass man das so abtut. Vielleicht kommen die Reaktionen erst noch.

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Ich glaube ich weiß, wie es dir geht.

 

Ich habe fest geglaubt (vor dem Schlafen gebetet uvm), bis ich etwa 17 wurde, da fing ich an zu zweifeln. ICh fühlte mich unsicher und hatte auch schlechtes Gewissen, als ich das Beten aufgab, aber dann ging es.

 

Ich weiß nicht, in wie weit ich es darf, dir was zu raten, aber ich schlage mal vor, dass du dir einfach Zeit für dich selber nimmst und es für dich selber abwigst, ob du glauben oder nicht glauben oder wenn glauben, wie und an was glauben sollst.

 

Meiner Meinung nach, kannst nur du diese Frage beantwortest, aber du sollst sie beantworten und nicht einfach so, unbearbeitet ins unbewusstsein verschieben oder so.

 

Nun hoffe ich, dass das, was ich meine, ich auch so überbringen konnte.

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Fuer Don Camillo war der Glaube noch viel einfacher als er das heute ist (es gibt all diese wundervollen Schilderungen, wie Don Camillo lange Gespraeche mit dem Jesus am Kreuz haelt). Und fuer Peppone war der Atheismus noch viel einfacher als er das heute ist.

 

Ich muss mir mal die alten Don Camillo Buecher wieder neu bestellen, oder aus Kartons raussuchen.

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Hi,

 

heute habe ich zum erstenmal (zumindest in dieser Form) in unserem Hauskreis meine Glaubenszweifel vorgetragen. Ich habe geschildert, wie ich viele Dinge aus der Bibel nicht verstehe, und wie ich oftmals hinter vielen Dingen, die ich gesagt habe, nicht wirklich mit ganzem Herzen gestanden habe.

Ich habe auch gesagt, dass ich noch nie im Leben etwas Übernatürliches gesehen oder erlebt habe, und dass ich keinen Grund habe, etwas derartiges zu glauben, bevor ich nicht selbst etwas derartiges erlebt habe.

Es wurde positiv aufgenommen, und betont, dass meine Ehrlichkeit wichtig sei. Leider gehts mir nun danach nicht etwa befreit, sondern ich fühle mich nun ziemlich bescheiden, obwohl es mir eine wichtige Sache ist.

 

viele Grüsse

 

Olli

In Deinem Hauskreis werden sie Dir dann vermutlich sagen, daß solche Phasen des Zweifelns normals seien und daß sie jeder Gläubige hätte. Und daß sie vorüber gehen.

 

Vorüber gehen sie aber nur, wenn Du wieder zurück fällst und wieder stärker zu glauben beginnst. Die sinnvollere Möglichkeit wäre aber, Du stärkst diese Zweifel und denkst weiter fleißig selbständig nach. Vielleicht schaffst Du es dann zum Agnostiker. Das wäre eine super Persönlichkeitsleistung, vor der man nur den Hut ziehen könnte.

 

Mallory

 

(Wird der Kirchenaustritt aktuell, findet man einfache Formulare als Stapel beim Pförtner von jedem Amtsgericht. Der Vorgang ist Formsache und kostenlos. Die Kirchensteuer entfällt ab dem Folgemonat.)

bearbeitet von Bloody Mallory
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Fuer Don Camillo war der Glaube noch viel einfacher als er das heute ist (es gibt all diese wundervollen Schilderungen, wie Don Camillo lange Gespraeche mit dem Jesus am Kreuz haelt). Und fuer Peppone war der Atheismus noch viel einfacher als er das heute ist.

 

Ich muss mir mal die alten Don Camillo Buecher wieder neu bestellen, oder aus Kartons raussuchen.

Hi und guten Morgen

 

ja, das gefällt mir irgendwie ... :blink:

 

Ich kann jetzt nicht jedem individuell antworten, da ich gleich zur Arbeit muss: vielen Dank für jede Antwort...

 

Naja, ich denke, die Dinge brauchen Zeit, und ich werde auch wieder eine etwas bessere Verfassung bekommen als zur Zeit.

 

viele Grüsse

 

Olli

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Lieber Olli,

 

Glaubens- und gesunder Selbstzweifel gehören meiner Ansicht nach zum Glauben und zum Leben. Ich denke mal, daß das einfach mal eine Pause ist, in der man die Richtung neu bestimmt. Man steht an einer Wegkreuzung und muß sehen, welchen der Wege man einschlägt.

 

Ich selbst hatte tiefe Glaubenszweifel und für mich war es einfach nicht mehr richtig zu glauben. Die Trennung von der Kirche, die natürlich auch eine warme Heimat war, fiel mir unsagbar schwer, aber es war eine ehrliche Konsequenz, die ich ziehen mußt. Als ich den Schritt gemacht hatte, fühlte ich mich befreit.

 

Das ist viele Jahre her und ich bin mir heute noch sicher, daß meine Entscheidung an dieser Wegkreuzung die richtige war. Ich habe aber viele Freunde, für die es richtig gewesen ist, weiter in der Kirche zu bleiben. Auch ein Priester ist dabei, was mir zeigt, daß auch die Leute, die sich "professionell" mit Glauben beschäftigen, nicht vor solchen (gesunden) Zweifeln gefeit ist. Dieser priesterliche Freund ist jetzt einer der verständnisvollsten und liebsten Freunde, die ich habe. Er war zwar schon immer nett, aber jetzt erst weiß er richtig, an welchem Platz er steht und kann auch in sich selbst zufrieden sein.

 

Ich wünsche Dir viel Glück bei Deiner Wegfindung.

 

Liebe Grüße

Barbara

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Hi Barbara,

 

danke... also bei mir ist es auch so, dass beruflicher Stress dazu kommt. Das spielt auch ne grosse Rolle. Nun am Wochenende fahren wir weg, zufälligerweise besuchen wir ein befreundetes Pastoren-Ehepaar (er ist Pastor der evangelisch-methodistischen Kirche). :blink:

 

Naja, ich glaub ich brauch ein Larifari-Relax-Wochenende... am besten tun mir Dinge, die nicht so ernsthaft sind in solchen Fällen... gehe gleich mal zum Schachspielen...

 

Olli

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Naja, ich glaub ich brauch ein Larifari-Relax-Wochenende... am besten tun mir Dinge, die nicht so ernsthaft sind in solchen Fällen... gehe gleich mal zum Schachspielen...

 

Olli

Viel Glück, Olli, ich drücke Dir die Daumen. :blink:

Fürs Wochenende und fürs Schachspielen ....

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Hi,

 

heute habe ich zum erstenmal (zumindest in dieser Form) in unserem Hauskreis meine Glaubenszweifel vorgetragen. Ich habe geschildert, wie ich viele Dinge aus der Bibel nicht verstehe, und wie ich oftmals hinter vielen Dingen, die ich gesagt habe, nicht wirklich mit ganzem Herzen gestanden habe.

Ich habe auch gesagt, dass ich noch nie im Leben etwas Übernatürliches gesehen oder erlebt habe, und dass ich keinen Grund habe, etwas derartiges zu glauben, bevor ich nicht selbst etwas derartiges erlebt habe.

Es wurde positiv aufgenommen, und betont, dass meine Ehrlichkeit wichtig sei. Leider gehts mir nun danach nicht etwa befreit, sondern ich fühle mich nun ziemlich bescheiden, obwohl es mir eine wichtige Sache ist.

 

viele Grüsse

 

Olli

Hallo Olli,

 

wichtig ist es schon einmal, dass du den Mut gefunden hast, über deine Zweifel zu reden.

Es ist nach meiner Erfahrung der erste (richtige) Schritt, seine Zweifel nicht mehr zu verstecken- sie im Grunde sich selber richtig einzugestehen, dazu zu stehen und auch darüber zu reden.

Das du dich irgendwie "nichtig" fühlst, liegt meiner Meinung nach daran, dass der Druck erst einmal etwas weg ist. Das das, was dich bis dahin sehr bedrückt hat, jetzt offen ausgesprochen ist und dass diese Ehrlichkeit auf verständnisvolle Menschen traf, die kein Drama aus deiner Situation machten.

Das bedeutet nicht, dass diese Zweifel dir weniger wichtig werden oder gar weniger werden, es zeigt nur der Beginn der Phase an, den Schritt getan zu haben, der m.E. nach sehr wichtig ist, darüber zu sprechen, ohne sich irgendwie schlecht deswegen zu fühlen, weil die anderen einem das Gefühl geben, es ist nicht schlechtes oder schlimmes. Es ist quasi etwas *normales*, was dir widerfährt.

Irgendwie hat man ( so ging es mir) Gewissenbisse, dass man zweifelt. Irgendwie fürchtet man auch den sozialen Druck ( was werden die anderen sagen, wie werden sie es aufnehmen). Deshalb zögert man wohl auch so lange, bis man es sich selber offen zugesteht und auch offen damit umgeht. Den Mut hat, es offen anzusprechen, auch wenn es zu unverständlichen Stimmen kommen sollte.

Deshalb finde ich, du bist auf dem richtigen Weg, mit deinen Zweifeln umzugehen.

Ob sich diese Auseinandersetzung mit den Zweifeln vom Glauben abbringt oder wieder zurück bringt, ist nicht vorhersehbar.

Doch wenn man das Leben als eine Suche nach Sinn sieht, das Leben als einen Art Weg sieht, von dem man nicht weiß, wohin er einen führt, ist es wichtig, sich offen zu halten. Sich offen zu halten für die Eindrücke, die man erfährt, die Erfahrungen die man macht.

Meines Erachtens hast du jetzt diesen Schritt vollzogen- du läßt die Zweifel zu, du stehst zu deinen Zweifeln als einen Teil deiner Persönlichkeit.

Sprich mit Menschen über diese Zweifel, denn durch diese Gespräche (eigene Erfahrung) wird es immer klarer, wo die Zweifel liegen. Oft bekommt man noch eine andere Sichtweise dadurch- die einen wieder andere Aspekte bringt, die den Glauben wieder etwas festigen können - es aber auch zu weiteren Zweifeln kommt- bzw. einem in gewissen Punkten eine Art *Sicherheit* gibt, in diesem Zweifel *recht* gehabt zu haben. Für einen selber recht gehabt zu haben- im Grunde einen Stein für das eigene Lebens- und Glaubensbild gefunden zu haben.

 

Lieber Olli, ich weiß ja wie schwer so etwas ist, deshalb kann ich dir schon nachempfinden, wie es dir geht.

Wie die Sache auch für dich ausgeht, ich wünsche dir die Kraft, es zu tragen.

Denn die Entscheidung, sich selber einstehen zu müssen, nicht mehr glauben kann sehr schmerzhaft sein.

Doch mir hat es Befreiung gebracht. Doch ich versuche mich auch weiterhin nicht zu sperren- auch wenn ich anfangs sehr zynisch war gegenüber den Glaubenden. Doch irgendwie ist es auch eine Art Wut- eine Art Neid, denn Glauben war für mich etwas sehr positives- solange ich mich nicht eingehend damit beschäftigt hatte ( also im Grunde nicht viel von der Bibel wußte, - mich nicht für die Worte von Kardinälen usw. interessierte).

Deshalb sehe ich im Glauben heute eher eine Selbsttäuschung- die positive Auswirkungen auf einen haben kann- und von daher nicht zu verurteilen ist.

Solange dieser Glauben für den Menschen individuell gut und schön ist- und solange von Institutionen wie der Kirche keine Allgemeinansprüche erhoben werden- die Moral usw. betreffend- sehe ich im Glauben eines Menschen auch nichts schlechtes- im Gegenteil, für viele Menschen ist der Glauben gut.

Doch nur dann, solange keine Ansprüche gegenüber anderen gemacht werden, die ihren Weg und ihren Sinn und ihre Vorstellung vom Leben auf anderen Dingen begründen, als auf den Glauben.

 

Alles Gute für dich auf dem Weg der Entscheidungsfindung!

 

Viele Grüße

Ellen

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Hi,

 

heute habe ich zum erstenmal (zumindest in dieser Form) in unserem Hauskreis meine Glaubenszweifel vorgetragen. Ich habe geschildert, wie ich viele Dinge aus der Bibel nicht verstehe, und wie ich oftmals hinter vielen Dingen, die ich gesagt habe, nicht wirklich mit ganzem Herzen gestanden habe.

Ich habe auch gesagt, dass ich noch nie im Leben etwas Übernatürliches gesehen oder erlebt habe, und dass ich keinen Grund habe, etwas derartiges zu glauben, bevor ich nicht selbst etwas derartiges erlebt habe.

Es wurde positiv aufgenommen, und betont, dass meine Ehrlichkeit wichtig sei. Leider gehts mir nun danach nicht etwa befreit, sondern ich fühle mich nun ziemlich bescheiden, obwohl es mir eine wichtige Sache ist.

 

viele Grüsse

 

Olli

Lieber Olli!

 

Einfach mal mein Eindruck: Du scheinst mit einem Druck zu kämpfen: glauben zu müssen.

 

So was macht meiner Meinung nach gehemmt, unglücklich und womöglich sogar krank.

 

Es klingt so, als wäre es Dir eine Überwindung gewesen, über Deine Zweifel zu sprechen; als hättest Du erst einem starken Druck gehorcht, der sich in Dir aufgebaut hat. Dieser Druck ist meiner Meinung nach eine vitale Lebensader, auf die Du hören solltest.

 

Glaube ist nichts Moralisches, was man muss. Wenn Glaube nicht zunächst ein Bedürfnis ist, dann zwängt einen das Moralische furchtbar ein.

 

Weiter fällt mir auf, dass sich Deine Gedanken um Glaubensinhalte drehen. Offensichtlich stellst Du an Dich den Anspruch, Du müsstest nicht nur glauben, sondern wärst sogar bestimmten Inhalten verpflichtet, die Du eigentlich gar nicht einsiehst. Dann steckst Du aber ganz schön in der Zwickmühle. Der (moralische) Satz: "Du musst an dies oder jenes glauben" ist ungefähr so hilfreich wie der Satz: "Du musst jetzt aber fröhlich sein!" Nicht, dass fröhlich sein kein Wert wäre. Aber es lässt sich ums Verrecken nicht befehlen - nicht einmal Du selbst kannst es Dir befehlen. Und mit dem Glauben ist es genau so.

 

Meiner Meinung nach ist Dein Leiden nicht der Glaubenszweifel, sondern eine Übermoralisierung und eine gesunde Abwehr gegen Heteronomie. Im Kampf gegen diese beiden Geißeln der Menschheit kann ich Dir nur ganz, ganz viel Erfolg wünschen.

bearbeitet von Mecky
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Ich habe früher auch mal an Gott geglaubt. Ich habe auch zu Gott gebetet, und die Bibel gelesen. Hier im Forum sind öfter Formulierungen zu lesen wie "Wurzel, Fundament" und dergleichen, aber ich habe für mich festgestellt, dass das alles Euphemismen, sogar Lügen sind. Worauf beruhte das alles letztlich ? Was ist das für ein Fundament ? Gott soll mich lieben, aber wie erfahre ich das eigentlich ? Ich habe es nie erfahren, und so wie es sich für mich darstellt, ist es für die allermeisten Gläubigen auch so. Worin besteht diese Liebe ? Ich kann beliebig tief fallen, Gott würde nicht einschreiten. Aber die Menschen die mich lieben würden dies verhindern wollen. Aus diesem Grunde halte ich die Behauptung "Gott liebt mich" sogar für eine Beleidigung gegenüber den Menschen die mich lieben und für mich da sind.

Es gibt noch sehr viel mehr Gründe, die ich hier nicht alle aufzählen kann (ich verstehe z.B. die Bibel nicht).

 

Wenn man zweifelt, dann sollte man sich selbst gegenüber so ehrlich sein und diesen einräumen dass diese Zweifel berechtigt sein könnten. D.h. ich muss mich den unangenehmen Fragen auch stellen, und nicht einerseits sagen dass die Theodizeefrage ungelöst ist, aber andererseits mich so zu verhalten als ob sie gelöst sei (im Glaubenssinne positiv). Wenn ich mir die unangenehmen Fragen erst gar nicht stelle, dann bin ich gläubig, das ist nichts besonderes, aber das ist ein billiger Glaube.

Es muss etwas geben dass gegen Gott sprechen kann, ansonsten spricht auch nichts für ihn. *) Ich für mich habe entschieden, was das ist. Dann habe ich konsequent entschieden dass Gott keine Rolle in meinem Leben spielt.

 

 

 

*) Es passiert etwas Gutes : "Gott ist lieb und gut, danke Gott."

Es passiert etwas Schlechtes : "Das war nicht Gott, das waren wir Menschen. Warum das passiert ist, diese Frage dürfen wir und nicht stellen. Aber trotzdem : Gott ist lieb und gut, danke Gott.". Kein Wunder dass der Glaube immer stärker wird.

bearbeitet von maxinquaye
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Hi,

 

heute habe ich zum erstenmal (zumindest in dieser Form) in unserem Hauskreis meine Glaubenszweifel vorgetragen. Ich habe geschildert, wie ich viele Dinge aus der Bibel nicht verstehe, und wie ich oftmals hinter vielen Dingen, die ich gesagt habe, nicht wirklich mit ganzem Herzen gestanden habe.

Ich habe auch gesagt, dass ich noch nie im Leben etwas Übernatürliches gesehen oder erlebt habe, und dass ich keinen Grund habe, etwas derartiges zu glauben, bevor ich nicht selbst etwas derartiges erlebt habe.

Es wurde positiv aufgenommen, und betont, dass meine Ehrlichkeit wichtig sei. Leider gehts mir nun danach nicht etwa befreit, sondern ich fühle mich nun ziemlich bescheiden, obwohl es mir eine wichtige Sache ist.

 

viele Grüsse

 

Olli

Sorry, Olli, wenn ich das so hart sagen muss, aber es scheint mir ein ziemlich schizophrener Hauskreis zu sein, wenn man dort so zimperlich sein muss, seine Zweifel auszudrücken - also Angst haben muss dass zu sagen, was man ehrlich denkt.

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Hi,

 

heute habe ich zum erstenmal (zumindest in dieser Form) in unserem Hauskreis meine Glaubenszweifel vorgetragen. Ich habe geschildert, wie ich viele Dinge aus der Bibel nicht verstehe, und wie ich oftmals hinter vielen Dingen, die ich gesagt habe, nicht wirklich mit ganzem Herzen gestanden habe.

Ich habe auch gesagt, dass ich noch nie im Leben etwas Übernatürliches gesehen oder erlebt habe, und dass ich keinen Grund habe, etwas derartiges zu glauben, bevor ich nicht selbst etwas derartiges erlebt habe.

Es wurde positiv aufgenommen, und betont, dass meine Ehrlichkeit wichtig sei. Leider gehts mir nun danach nicht etwa befreit, sondern ich fühle mich nun ziemlich bescheiden, obwohl es mir eine wichtige Sache ist.

 

viele Grüsse

 

Olli

Sorry, Olli, wenn ich das so hart sagen muss, aber es scheint mir ein ziemlich schizophrener Hauskreis zu sein, wenn man dort so zimperlich sein muss, seine Zweifel auszudrücken - also Angst haben muss dass zu sagen, was man ehrlich denkt.

Das muß nun wirklich nicht sein.

 

Es ist eben schwer seine Zweifel offen auszusprechen. Jedenfalls wenn diese so stark sind. Von daher kann hier kein Urteil über den Hauskreis gesprochen werden.

Wenn Olli sich dort nicht wohlfühlen würde, wäre er wohl kaum in diesem drin- denke ich mir einmal.

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Lieber Olli,

 

zunächst mal danke ich Dir dafür, dass Du diesen thread aufgemacht hast! Die bisherigen postings sind doch alle oder fast alle sehr schön.

 

Vielleicht hilft es Dir, wenn ich Dir auch meine Zweifel und meinen Umgang damit schildere. Nach meiner Erfahrung gibt es mindestens zwei Sorten: solche, die einen immer begleiten wie Bugwellen ein Schiff, die aber das innere Gleichgewicht trotzdem nicht wirklich beeinträchtigen und solche, die plötzlich wie die Spitze des Eisbergs vor einem auftauchen und das Schiff auseinanderreißen.

 

Bei mir tauchte der Eisberg eigentlich nicht plötzlich auf, sondern ich war mir lange bewusst, dass ich darauf zusteuerte. Vielleicht passt ein anderes Bild noch besser. Der Glaube war wie ein Haus, in das mich andere geführt hatten, und in dem ich mich lange Zeit sehr wohl gefühlt hatte. Dabei spielte das soziale Umfeld der Gemeinde eine sehr große Rolle. Ich war eine tragende Säule der Jugendarbeit unserer Gemeinde, leitete Bibelkreise, in denen ich das weitergab, was man mir über die Bibel und den Glauben beigebracht hatte. Wenn irgendwelche Schäden an den Wänden des Hauses sichtbar wurden, dann verputzte sie immer irgend jemand. Diese Phase endete, als ich mit dem Studium begann. Ich ging weiterhin gern in die Kirche, sprach aber mit niemandem mehr über meinen Glauben.

 

So nach und nach stellte ich fest, dass ich vieles nicht mehr glaubte. Besonders absurd kamen mir alle Erklärungen vor, die die Bibel als direktes Wort Gottes retten wollten, indem sie viele "Stellen" irgendwie uminterpretierten. Mit der Lehre von der Auferstehung konnte ich nichts mehr anfangen. Irgendwann hatte ich so viele Steine aus den Hauswänden entfernt, dass das ganze Haus in sich zusammenbrach und zu einem Trümmerhaufen wurde.

 

An dem Punkt hätte ich natürlich auch alles liegen lassen können. Aber ich fand mich nicht damit ab. Konnte es denn sein, dass alles nur Selbsttäuschung gewesen war? Ich war doch so glücklich gewesen mit dem Glauben, ließ sich das nicht irgendwie wiederherstellen? Ich grub also nach einem Fundament und zwar mit der Möglichkeit vor Augen, keins zu finden. Dabei kann einem, glaube ich, niemand helfen. Als ich mein Fundament dann doch ausgemacht hatte (und zwar in mir drin und nicht irgendwo außerhalb von mir), konnte ich auch wieder einen Glauben darauf aufbauen. An jenem Punkt hätte es möglicherweise auch eine andere Religion oder Weltanschauung sein können. Doch da ich nun mal mit dem Christentum vertraut und aufgewachsen bin, nahm ich die herumliegenden Steine, klopfte sie ab und prüfte, ob sie auf meinem Fundament halten. Die allermeisten Steine konnte ich wieder verwenden.

 

Liebe Grüße von umbrucarli

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Blödes Statement...

Dieses blöde Statement ist meine Assoziation zu Ollis Posting.

Sicherlich mag da mit reinspielen, dass ich zu Hauskreisen eine negative Voreinstellung habe.

Wenn Olli sich in seinem Hauskreis wohlfühlt wird es ihn wohl kaum tangieren.

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Ich habe früher auch mal an Gott geglaubt. Ich habe auch zu Gott gebetet, und die Bibel gelesen. Hier im Forum sind öfter Formulierungen zu lesen wie "Wurzel, Fundament" und dergleichen, aber ich habe für mich festgestellt, dass das alles Euphemismen, sogar Lügen sind. Worauf beruhte das alles letztlich ? Was ist das für ein Fundament ? Gott soll mich lieben, aber wie erfahre ich das eigentlich ? Ich habe es nie erfahren, und so wie es sich für mich darstellt, ist es für die allermeisten Gläubigen auch so. Worin besteht diese Liebe ? Ich kann beliebig tief fallen, Gott würde nicht einschreiten. Aber die Menschen die mich lieben würden dies verhindern wollen. Aus diesem Grunde halte ich die Behauptung "Gott liebt mich" sogar für eine Beleidigung gegenüber den Menschen die mich lieben und für mich da sind.

Es gibt noch sehr viel mehr Gründe, die ich hier nicht alle aufzählen kann (ich verstehe z.B. die Bibel nicht).

 

Wenn man zweifelt, dann sollte man sich selbst gegenüber so ehrlich sein und diesen einräumen dass diese Zweifel berechtigt sein könnten. D.h. ich muss mich den unangenehmen Fragen auch stellen, und nicht einerseits sagen dass die Theodizeefrage ungelöst ist, aber andererseits mich so zu verhalten als ob sie gelöst sei (im Glaubenssinne positiv).  Wenn ich mir die unangenehmen Fragen erst gar nicht stelle, dann bin ich gläubig, das ist nichts besonderes, aber das ist ein billiger Glaube.

Es muss etwas geben dass gegen Gott sprechen kann, ansonsten spricht auch nichts für ihn. *) Ich für mich habe entschieden, was das ist. Dann habe ich konsequent entschieden dass Gott keine Rolle in meinem Leben spielt.

 

 

 

*) Es passiert etwas Gutes : "Gott ist lieb und gut, danke Gott."

Es passiert etwas Schlechtes : "Das war nicht Gott, das waren wir Menschen.  Warum das passiert ist, diese Frage dürfen wir und nicht stellen. Aber trotzdem : Gott ist lieb und gut, danke Gott.". Kein Wunder dass der Glaube immer stärker wird.

Danke für dieses posting.

 

Aus diesem Grunde halte ich die Behauptung "Gott liebt mich" sogar für eine Beleidigung gegenüber den Menschen die mich lieben und für mich da sind.

 

Dieser Satz erschien mir zunächst ganz rätselhaft. Ich bin doch nicht gekränkt, wenn jemand, den ich liebe, sich auch von Gott geliebt fühlt? Oder vielleicht doch? Wenn ich meinen (messbaren) Einsatz mit Gottes (scheinbarer?) Gleichgültigkeit vergleiche? Oder wie fände ich es, wenn mir jemand sagte: Gott hat dich mir geschickt, durch dich erfahre ich Gottes Liebe. Wäre ich gekränkt, weil mir nicht zugetraut wird, aus eigener Kraft zu lieben?

 

Wenn man zweifelt, dann sollte man sich selbst gegenüber so ehrlich sein und diesen einräumen dass diese Zweifel berechtigt sein könnten. D.h. ich muss mich den unangenehmen Fragen auch stellen

 

Ja, da bin ich völlig Deiner Meinung.

 

und nicht einerseits sagen dass die Theodizeefrage ungelöst ist, aber andererseits mich so zu verhalten als ob sie gelöst sei (im Glaubenssinne positiv).  Wenn ich mir die unangenehmen Fragen erst gar nicht stelle, dann bin ich gläubig, das ist nichts besonderes, aber das ist ein billiger Glaube.

 

Ja und nein. Die unangenehmen Fragen kommen ja nur daher, weil ich im tiefsten Inneren nach Gerechtigkeit schreie. Ich könnte sie zum Schweigen bringen, wenn ich entscheiden würde, dass es keinen Gott und also auch keine Gerechtigkeit gibt. Dann würde auch dieses lästige "wieso geht es mir gut und anderen nicht?" vielleicht mal aufhören. Für mich wäre das dann allerdings "billiger Unglaube".

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Hallo umbucarli,

 

du hast die Trümmer aufgesammelt? Ich vermute aber, da ist kein Gebäude daraus mehr entstanden, oder?

 

Zu deiner Frage: Ich glaube nicht, dass es Gerechtigkeit gibt (jedenfalls Gerechtigkeit über das von Menschen erbringbare Maß hinaus, und das ist wenig genug), und auch keinen Gott.

 

Diese Einsicht ist durchaus nicht "billig" im Sinne von einfach, aber doch im Sinne von "Recht und billig". Da ist kein Gott.

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Hallo umbucarli,

 

du hast die Trümmer aufgesammelt? Ich vermute aber, da ist kein Gebäude daraus mehr entstanden, oder?

Doch. Eine solide Hütte, vielleicht ohne Putz. Besser als ein brüchiger Palast.

 

Zu deiner Frage: Ich glaube nicht, dass es Gerechtigkeit gibt (jedenfalls Gerechtigkeit über das von Menschen erbringbare Maß hinaus, und das ist wenig genug), und auch keinen Gott.

 

Diese Einsicht ist durchaus nicht "billig" im Sinne von einfach, aber doch im Sinne von "Recht und billig". Da ist kein Gott.

 

Jeder muss mit den Fragen in seinem Inneren leben, und Unglaube will wahrscheinlich genauso erarbeitet sein wie Glaube.

 

Liebe Grüße von umbrucarli

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Ich bin doch nicht gekränkt, wenn jemand, den ich liebe, sich auch von Gott geliebt fühlt? Oder vielleicht doch? Wenn ich meinen (messbaren) Einsatz mit Gottes (scheinbarer?) Gleichgültigkeit vergleiche?

 

Jemand der von Dir tagtäglich umsorgt wird, vergleicht Deine Liebe und Zuwendung zu ihm mit Liebe Gott zu ihm hat ? Worin genau drückt sich Gottes Liebe zu Dir aus ? Bei meinen Mitmenschen kann ich es Dir sagen, bei Gott nicht. Und natürlich ist es dann eine Herabsetzung der Liebe der Mitmenschen.

 

Ich könnte sie zum Schweigen bringen, wenn ich entscheiden würde, dass es keinen Gott und also auch keine Gerechtigkeit gibt. Dann würde auch dieses lästige "wieso geht es mir gut und anderen nicht?" vielleicht mal aufhören. Für mich wäre das dann allerdings "billiger Unglaube".

 

Nein. Die Frage lautet : "Was heisst hier in dem Zusammenhang 'billig' ?".

"Billig" heisst Fragen zu ignorieren deren Antworten mir nicht genehm sind, obwohl sie die Fragen erklären. Die Antwort, dass es keinen Gott gibt, ist eben nicht billig, weil sie Welt sehr gut erklären kann. Warum kamen bei dem Tsunami wieder die Alten, Schwachen, Frauen und Kinder um ? Wenn es keinen Gott gibt dann gibts eine Erklärung. Aber mit Gott ? Und jetzt setzt die Arbeit ein um das Weltbild wieder geradezubiegen. Geradebiegen klappt immer, das hat schon bei allen Religionen funktioniert.

bearbeitet von maxinquaye
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Jemand der von Dir tagtäglich umsorgt wird, vergleicht Deine Liebe und Zuwendung zu ihm mit Liebe Gott zu ihm hat ? Worin genau drückt sich Gottes Liebe zu Dir aus ? Bei meinen Mitmenschen kann ich es Dir sagen, bei Gott nicht. Und natürlich ist es dann eine Herabsetzung der Liebe der Mitmenschen.

Was ich gelernt habe, ist, dass Gott nicht "außerhalb der Welt" hilft.

Es sind genau die Menschen, die mir die Zuwendung und Liebe und Ansehen gegeben habe, in denen ich (im Rückblick!!) so was wie Geführtsein und Geborgensein usw. erkennen konnte.

Immer mehr habe ich gelernt und ist es für mich unübersehbar geworden, dass es kein Zufall ist, wem ich begegne und was mich anrührt usw.

 

Wo jemand eine Konkurrenz oder einen Widerspruch zwischen der Liebe Gottes und der Liebe zu den (bzw der) Menschen herstellen will, da stimmt was nicht.

Ich war irgendwann auch an dem Punkt, von dem Umbrucarli schreibt, wo bloß Trümmer herumlagen (wobei mein Haus davor bei weitem nicht so stabil gewesen ist, wie ihres gewesen sein muss) und habe mich einfach einmal dafür entschieden, die Trümmer nicht gleich ersatzlos zu entsorgen.

 

Irgendwann hat sich dann ein Teil zum andern gefügt, immer wieder, scheinbar zufällig, bis auf einmal wieder ein Haus sichtbar geworden ist. Zuerst ist mir auch noch vorgekommen, es könnte auch ein beliebiges anderes sein, das ich würde beziehen wollen - mittlerweile weiß ich, dass es genau das ist, was ich zum Überleben brauche: nämlich genau aus dem Grund, weil ich immer genauer sehe, dass die jüdisch-christliche Religion genau das will: Beziehungswissen vermitteln, lieben lehren (zwischen Menschen!!)

 

Aber ich glaube, das kann man nicht durch Worte vermitteln. Wer wissen will, ob es stimmt, muss sich einfach einlassen und tun.

(Was alles andere als heißen soll, dass man Fragen und zweifel unterdrücken soll!)

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