Jump to content

Das Gespräch am Jakobsbrunnen


Mecky

Recommended Posts

Ich meine, dass es um den entscheidenden Schritt geht, nicht mehr zu fragen, was von außen kommen kann, also was ich "nehmen" kann, sondern was von innen kommen kann, was ich also geben kann. Das ist der Schritt von Passivität zu Aktivität, vom Suchtverhalten ("Sucht" kommt übrigens nicht von "suchen", sondern von "siechen") zum Erwachsenwerden.

 

Damit weitet sich auch die Perspektive von dem weg, was uns Menschen geben können, zu dem hin, "wer wir sind": Weit mehr, als was wir wiedergespiegelt bekommen können. Das zu tun, was unsere Aufgabe ist, ist eben nicht Folge von Umwelteinflüssen, also nicht Reflex auf die Anforderungen der Menschen an uns, sondern ist sozusagen das, was wir bereits originär mitbringen.

Inge, aber wenn wir das wollen, diesen Schritt von der Passivität in die Aktivität machen, so wie du ihn da beschreibst (ich versteh das genauso und mich wundert immer, wenn der Schwerpunkt so darauf gelegt wird, dass wir uns von Gott lieben lassen sollen. Die Gebote heißen eindeutig: "Liebe...." und nicht "Lass dich lieben"), dann stellt sich doch sofort die Frage, was das konkret heißt, zu lieben.

UNd da glaub ich eigentlcih schon, dass das immer Antwort sein muss auf das, was uns von außen anredet, Reaktion auf das, was jemand oder eine bestimmte Situation von uns braucht.

Natürlich sind wir auch von Anfang an befähigt, Antwort zu geben. Aber ich glaube, dass das, was wir bereits originär mitbringen, auf Dauer zu wenig ist. Es braucht unsere ständige Bereitschaft, uns wandeln zu lassen, zuzunehmen an Präsenz und Intensität und an Ich-Stärke.

Und die Nahrung dafür beziehen wir, glaub ich, genau aus der Wirksamkeit der Bezogenheit.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Johanna!

 

Ich hab meine erstes Posting nicht speziell auf dich bezogen.

Ich hatte da alles kurz überflogen und mich so als Gesamteindruck gewundert.

Einfach weil ich immer noch glaube, dass die Auseinandersetzung mit dem angeblichen Suchtverhalten der Frau eher ein Nebenthema in dieser Stelle ist und das aber außer mir niemand so zu sehen schien.

Aber die Erzählung ist so vielschichtig, dass wahrscheinlich kein Widerspruch besteht zwischen einer psychologisierenden Lesart und dem, was mir daran wichtig ist.

Ich denk, das was man heraushört, hat für jeden etwas mit dem zu tun, wo er grad steht und jedes wirkliche Bemühen um Verständnis ist drum wichtig und richtig.

(Ich kann das, was du schreibst, schon nachvollziehen – wobei ich aber eigentlich eben n i c h t sehe, dass die Frau auf einer Ebene fixiert und sich selbst entfremdet ist. In der Stelle werden ständig Tabus gebrochen und Grenzen überschritten und die Frau lässt sich sehr bereitwillig darauf ein und von Jesus führen. Ich glaub auch nicht, dass Suchtverhalten von vornherein zum gesellschaftlichen Außenseiter macht, ganz im Gegenteil. Erst wenn dabei eine bestimmte Grenze überschritten ist, wird man das. Die wäre vermutlich bei sechs Liebhabern aber schon überschritten, da dürftest du schon Recht haben :blink: )

(Wenn man psychologisieren will, könnte man es übrigens auch anders sehen. Es muss nicht unbedingt um ein Suchtverhalten gegangen sein – das hat mich nämlich auch irritiert, dass das allen so klar schien, dass es darum geht.

Immerhin unterscheidet Jesus zwischen fünf Männern, die sie „hatte“ und dem sechsten, der n i c h t ihr Mann ist – das könnte man z.B. auch so hören, dass sie fünfmalige Witwe gewesen ist. Oder fünfmal verlassen worden ist. Oder man könnte es – analog zu der Sünderin, die Jesus die Füße gewaschen hat, auch ganz positiv hören, nämlich dass es da um ein Frau gegangen ist, die „viel geliebt hat“)

 

Es ist nur so, dass ich 100%ig davon überzeugt bin, dass es bei den 6 Männern und der Beziehung der Frau zu ihnen, auch um ein Symbolbild geht. Und zwar eines, das im Zusammenhang steht mit dem Wachstum des Symbolverstands. Ich versteh es nur noch nicht, aber ich glaube, dass das Psychologisieren bei dieser Stelle eben genau so ein konkretistisches Herangehen ist, zu dessen Überwindung sie eigentlich beitragen will.

 

Vielleicht redet die Zahl sechs davon, dass ihr Symbolverstand einfach noch nicht fertig ist. Vielleicht bräuchte sie einen "siebten Mann" dazu, damit ihr voller Menschenverstand erwachen könnte. Ich weiß nicht. Ich versteh es noch nicht richtig, aber irgendwie in die Richtung denke ich.

 

 

Lieben Gruß

 

Susanne

bearbeitet von Ennasus
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Geniale und konsequente Komposition

Wer komponierte diese Musik???

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Susanne,

 

"die fünf, und der nicht Mann"/Ehemänner.

Zur Symbolsprache: Eine Anmerkung.

 

Ich möchte diesen Aspekt mit einem Gedanken über 2 Könige 17, Vers 30 bedenken.

 

Samarien hat demnach fünf Stämme (=fünf Männer) und sie beten auch noch (v32) Jahwe (gleich dem sechte Mann) an.

 

Jesus ist also nicht ein Hellseher, der fünf ehemalige Ehemänner anspricht,

sondern den Glauben der Samariter.

 

Daher spricht die Frau auch jetzt nicht über den sechsten Ehemann, sondern kommt direkt auf die Anbetung von Jahwe mit dem Hinweis, welche Berg gilt denn jetzt: "Der eigene Berg oder der Berg in Jerusalem."

 

Jetzt kommt Jesus mit dem Vater ...,

die Frau antwortet, das kann nur der Messias sagen (und vereinen),

Jesus sagt: Ich bin es.

Und die Frau sagt es weiter...

 

 

Es handelt sich in meinen Augen um ein höchst theologisches Gespräch, was da scheinbar so leicht beim Wasserholen am Jakobsbrunnen stattfindet.

 

gruss

peter

bearbeitet von pmn
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Susanne,

 

"die fünf, und der nicht Mann"/Ehemänner.

Zur Symbolsprache: Eine Anmerkung.

 

Ich möchte diesen Aspekt mit einem Gedanken über 2 Könige 30 bedenken.

 

Samarien hat demnach fünf Stämme (=fünf Männer) und sie beten auch noch (v32) Jahwe (gleich dem sechte Mann) an.

 

Jesus ist also nicht ein Hellseher, der fünf ehemalige Ehemänner anspricht,

sondern den Glauben der Samariter.

 

Daher spricht die Frau auch jetzt nicht über den sechsten Ehemann, sondern kommt direkt auf die Anbetung von Jahwe mit dem Hinweis, welche Berg gilt denn jetzt: "Der eigene Berg oder der Berg in Jerusalem."

 

Jetzt kommt Jesus mit dem Vater ...,

die Frau antwortet, das kann nur der Messias sagen (und vereinen),

Jesus sagt: Ich bin es.

Und die Frau sagt es weiter...

 

 

Es handelt sich in meinen Augen um ein höchst theologisches Gespräch, was da scheinbar so leicht beim Wasserholen am Jakobsbrunnen stattfindet.

 

gruss

peter

Danke Peter!

 

Muss ich sofort nachlesen.....

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Susanne,

 

noch zu 2 Könige 17, 30 ff:

 

Die fünf "Männer":

Babylon, Kuta, Hamat, Awwiter, Sepharwajim.

 

der sechste "Mann":

Jahwe

(V. 34: dessen Gebote nicht befolgt werden.)

 

Berg: Höhenheiligtümer

 

gruss

peter

bearbeitet von pmn
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Susanne,

 

noch zu 2 Könige 30 ff:

 

Die fünf "Männer":

Babylon, Kuta, Hamat, Awwiter, Sepharwajim.

 

der sechste "Mann":

Jahwe

(V. 34: dessen Gebote nicht befolgt werden.)

 

Berg: Höhenheiligtümer

 

gruss

peter

Danke, ich brauch noch Zeit, das genauer anzuschauen.

 

Kleine Korrektur : ich hab jetzt eine Weile gesucht :blink: .... es steht nicht bei 2 Kön 30, sonder 2 Kön,17

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

2 Könige 17, 30ff

um genau zu sein ;-)))

 

 

sorry.

 

ps.:

2 Könige 30 gibt es nicht,

gott sein Dank,

noch raum für fragen per pm ;-)))))

bearbeitet von pmn
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ein inspirierter Johannes?

weit ab von jedem realen Geschehen. Ja neee, NT ist Märchenstunde oder geistige Musik - freie Komposition a´la Orff :blink::)

bearbeitet von Erich
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Geniale und konsequente Komposition

Wer komponierte diese Musik???

Ein inspirierter Johannes?

Oder Jesus selbst, der das Thema durch sein Leben und seine Botschaft vorgab?

Oder der heilige Geist, der ihn inspirierte?

Oder der Vater selbst, der den Inspirierten durch sein Wort schuf?

 

Aber ich nehme an, Erich wollte keine Frage stellen, sondern schon die einzig mögliche Lösung suggerieren: Alles war eben historisch so, wie es im Johannesevangelium steht.

 

Wie inspirierend.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ein inspirierter Johannes?

weit ab von jedem realen Geschehen. Ja neee, NT ist Märchenstunde oder geistige Musik - freie Komposition a´la Orff :blink::)

Was spricht dagegen, dass das genauso so sehr Wort Gottes ist wie ein historischer Tatsachenbericht?

 

Willst du Gott vorschreiben, wie er sich uns mitteilen darf?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

solch ein Gespräch am Brunnen könnte schon historisch möglich sein.

wie tröstlich, dass es möglich sein könnte. Man freue sich: das NT könnte vielleicht auch die Wahrheit berichten.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

solch ein Gespräch am Brunnen könnte schon historisch möglich sein.

Damit hätte ich auch keine Probleme. Aber die Aussage der Bibelstelle hängt nicht von der Historizität des Ereignisses ab. Erich nimmt das Ganze nur als Gelegenheit, defätistisch dazwischen zu quaken, ohne selbst etwas zum Thema beizutragen. So verlagert er geschickt das Thema, das hier eigentlich interessiert diskutiert wird, auf Erich-Standart-Sprüche. Natürlich mit Vorwurf.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Willst du Gott vorschreiben, wie er sich uns mitteilen darf?

Ich nehme Gott beim Wort:

Er sagt von sich "Ich bin die Wahrheit...". Nach diesem Anspruch sollte doch das, was über ihn in der Bibel steht wahr sein und keine reine Dichtung. Ist das zuviel verlangt?? :blink:

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Aber die Aussage der Bibelstelle hängt nicht von der Historizität des Ereignisses ab.

nur wenn man ein gespaltenes Verhältnis zur Wahrheit hat, ist die Historizität der Bibel irrelevant.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Aber die Aussage der Bibelstelle hängt nicht von der Historizität des Ereignisses ab.

nur wenn man ein gespaltenes Verhältnis zur Wahrheit hat, ist die Historizität der Bibel irrelevant.

Womit wir das Threadthema verlassen und uns endlich wieder Erich zuwenden können, der mit einem seiner Lieblingsthemen mal wieder Vorwürfe machen kann.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Jesus sagt: "Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat."

Für mich ist dieser Satz der zentrale Knackpunkt geworden, von dem aus sich der Rest der Geschicht erschließt. Die Antwort auf Durst und Begehrlichkeit.

 

Bevor wir einander anbellen,

reden wir doch mal über meinen Knochen:

2 Könige 17,30

und um das gespräch am Jakobsbrunnen.

 

 

 

Geht es um fünf oder sechs "EHEMÄNNER" ?

bearbeitet von pmn
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

Geht es um fünf oder sechs "EHEMÄNNER" ?

 

 

Meines Erachtens hatte sie fünf Ehen hinter sich und jetzt -heute würde man sagen- einen Lebensabschnittsgefährten.

 

(Diese Stelle hat mich zwei Jahre Referendarzeit mit Spott verfolgt, weil ich in meinem allerersten Unterrichtsversuch "zitiert" hatte: "sieben Männer hast du gehabt ......": Es ist das einzige, was ich noch von der Stunde weiß. Später habe ich irgendwo (bei Volker Eid?) gelesen, dass bis drei Entlassungen noch toleriert wurden, dann aber hatte die Frau den Ruf, sie sei jemand mit der es kein Mann aushalten kann.)

 

Elisabeth

bearbeitet von Elima
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Aber die Aussage der Bibelstelle hängt nicht von der Historizität des Ereignisses ab.

nur wenn man ein gespaltenes Verhältnis zur Wahrheit hat, ist die Historizität der Bibel irrelevant.

Womit wir das Threadthema verlassen und uns endlich wieder Erich zuwenden können, der mit einem seiner Lieblingsthemen mal wieder Vorwürfe machen kann.

Wobei ich glaube, dass der Erich diesmal ungewollt näher am Threadthema ist, als es ausschaut: genau darum geht es doch in der Stelle, dass Jesus die Frau lehrt, dass die entscheidende Wahrheit eben nicht die Wahrheit im Außen ist, dass es nicht um das konkretistisch-wortwörtliche Verstehen geht, sondern darum, die äußere Wirklichkeit als ein Gleichnis für die innere zu verstehen zu lernen.

 

Wobei ich das zumindest auch so sehe wie der Erich: ob Jesus real gelebt hat, gekreuzigt wurde, tot war und wieder lebt, ist nicht egal. Das ist schon entscheidend!

 

Aber an der Wahrheit dieser Johannesstelle ändert sich nichts, wenn es "nur" eine Komposition ist. Die ist und bleibt unabhängig davon wahr.

 

@ Peter: deinen Knochen werd ich mir am Abend vornehmen :blink: .

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Meine Predigt vom Sonntag

 

Dieses Gespräch zwischen der Frau und Jesus ist faszinierend. Es bleibt nicht bei einem Thema. Da ist vom Wasser die Rede, vom Messias, vom rechten Ort der Anbetung, und natürlich von Männern. In diesem Falle gleich einmal von mehreren Männern.

Ebenso vielfältig wie die Gesprächsthemen scheinen auch die Männererfahrungen dieser Frau zu sein. Sie scheint es nicht zu lieben, bei einem einzigen Thema oder Mann zu bleiben. Was will diese Frau eigentlich?

 

Sie hat ja schon so vieles und Vielfältiges. Und doch befriedigt sie das nicht. Kein Thema ist so, dass es ihre Suche beendet, noch könnte es ein Mann sein. Das klingt fast wie eine Sucht. Nicht unbedingt eine explizite, als krankhaft erkannte Sucht, sondern eher wie die typischen Alltagssüchte, wie sie jeder Mensch kennt.

 

So, wie es schon bei Kindern vorkommt, wenn sie abends betteln: "Mama, darf ich noch ein bisschen aufbleiben? Nur noch ein bisschen?" Das, was sie wollen deckt sich nicht unbedingt mit dem, was sie brauchen. Und wenn die Mama fünf Minuten zusätzlich gewährt, ist der Wunsch noch nicht erstorben und sie bitten um eine weitere Verlängerung - bis sie einsehen, das dieses Suchtverhalten blödsinnig und morgen ja auch wieder ein Tag ist.

 

Jesus nimmt ein anderes Beispiel. Für ihn ist es das Wasser, das den Durst löscht. Hat man davon getrunken, denkt man erst einmal, dass es jetzt gut ist. Aber man bekommt schnell wieder und wieder und wieder Durst. Und so ist es doch mit Vielem. Wir jagen diesem und jenem hinterher, wie diese Frau den Männern. Und es gibt nichts, was uns dauerhaft befriedigen könnte.

 

Wenn sich das Suchen einengt, dann wird es zur Sucht. Der Alkoholiker sucht völlig gesund nach Freiheit von Problemen, nach seelischer Ruhe, nach Vergessen. Er hat seine Suche auf die Alkoholmethode spezialisiert - aus seiner gesunden Suche wurde eine Sucht. Und aller Alkohol der Welt kann seine Probleme nicht lösen und behindert seine Suche mehr, als dass er sie fördert.

 

Bei der Frau sind es die Männer. Sie sucht wohl wie jeder Mensch nach Annahme, Lust, Geborgenheit, Trost, nach jemandem, der ihr finanzielle Sicherheit gibt. Sie hat sich dabei auf Männer spezialisiert. Was soll ihr Jesus auf dieser Suche mitgeben?

 

Soll er sich zu einer geglückten Mischung aus Arnold Schwarzenegger, Albert Einstein, Beichtvater und Don Joan werden und ihr sagen: "Hallo hier bin ich! Ich bin Dein Märchenprinz?"

Ich befürchte, dass er die Suche dieser Frau nicht beenden würde, selbst wenn es ihm gelänge, zum idealen Menschen zu werden.

 

Er setzt an einem ganz anderen Punkt an. Nachdem er das Spielchen der Frau lange genug mitgespielt hat, kommt er gegenüber seinen Jüngern zum Kern. Er erzählt von sich. Er sagt ihr, was für ihn eine Speise ist, die nicht mehr des dauernden Nachschubs von außen und der weiteren Steigerung bedarf.

 

"Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zuende zu führen."

 

Das ist eine total andere Einstellung, als sie die Frau hat. Die Frau hat sich auf's Konsumieren verlegt. Und da braucht man immer Nachschub - ob es sich um Wasser, Brötchen, Gesprächsthemen oder Männer handelt, ist dabei völlig gleich. Immer ist es eine Erwartung an die Außenwelt. Das, was von außen kommt, soll sie innerlich erfüllen. Und gemeinerweise tut dies die Außenwelt nicht. Sie ist damit überfordert.

 

Jesus denkt das genau andersrum. "Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat." Jesus lebt aus dem Bewusstsein, dass er bereits erfüllt ist, und zwar mit einer Sendung, einem Auftrag. Sein Leben hat ein Ziel. Und zwar kein nebensächliches und kein beliebiges und kein unbedeutendes Ziel. Es ist ein Auftrag von Gott. Da ist kein Platz mehr für innere Leere, die mit Konsum ausgefüllt werden muss. Sein Auftrag erfüllt ihn vollständig, sein Leben lang, bis er schließlich am Kreuz abschließend sagen kann: "Es ist vollbracht!". Oder anders: "Meinen Auftrag auf Erden habe ich erfüllt."

 

Nicht die Außenwelt wird missbraucht, Jesus das Gefühl des Erfülltseins zu geben - das ist eine völlige Überforderung! Nichts Äußeres, kein Mann, kein Thema, kein Genussmittel kann uns erfüllen.

Sondern Gottes Auftrag erfüllt ihn.

 

Und dies ist bei Jesus nicht anders, als bei allen anderen Menschen. Menschen ohne Ziel, ohne Botschaft, ohne das Bewusstsein, dass sie einen Auftrag in diesem Leben haben, sind arm dran - bis hin zur bejammernswerten Erbärmlichkeit. Und so lange sie ihre Sendung durch Gott - und niemand anderes kann ihnen dies geben - nicht finden, wird sich alles nur verschlimmern.

 

Jeden von uns hat Gott an eine Stelle in dieser Welt gesetzt. In eine Familie. An einen Arbeitsplatz. Jedem von uns hat er seine Fähigkeiten mitgegeben. Jedem hat er Lebensthemen und Unfähigkeiten, Leiden, Sorgen, Freunden und Interessen mitgegeben. Wer in diesen Vorgaben, die uns Gott oft schon fast zu Beginn des Lebens mitgibt, nicht einen Auftrag erkennt, ist verloren und wird zum Opfer des Konsums und wird unglücklich. Und weise ist der, der aus den vielen einzelnen Anzeichen langsam und mehr und mehr erkennt, wozu er hier auf Erden von Gott gesandt ist.

 

Er trägt nämlich in sich eine Quelle, der Wasser selbst dann nicht versiegt, wenn alle Konsum-Wasserhähne zugedreht sind. Er trägt die Quelle Gottes mit sich, der seinem Auftrag ewigen Wert und ewige Bedeutung mitgibt.

 

Amen.

Hallo mecky,

 

ohne die weitere Diskussion gelesen zu haben, möchte ich hier einige Dinge antworten.

 

Johannes arbeitet oft mit zwei Verständnis-Ebenen, wie dies etwa bei dem Nikodemusgespräch zum Ausdruck kommt, dessen Thema ja nicht ganz verschieden ist von dem Thema des Jakobsbrunnen.

In beiden Gesprächen kommt es zu Missverständnissen, weil die Gesprächspartner nicht das Symbol sehen.

 

Man könnte daraus schließen, dass die Frau am Jakobsbrunnen zu sehr 'der Welt' verhaftet ist, wie auch Nikodemus. Aber beide haben offensichtlich einen Sinn für die andere, von Jesus repräsentierten Wirklichkeit. Denn sie lassen sich auf seinen Gedankengang ein.

 

Wichtig erscheint mir in beiden Fällen auch, dass der Impuls von außen kommt. Nikodemus und die Frau werden nicht aus sich weise, sondern durch Jesus. Und das halte ich für eine ganz klare Botschaft des Johannes-Evangeliums. Man kann nur durch Jesus, durch die Annahme seiner Taufe und seines Kreuzestodes (vgl. hier etwa die Fußwaschungsszene) zur Wahrheit gelangen.

 

Jesus gibt das Wasser, die Frau holt es sich nicht. Und genau diesen wesentlichen Aspekt beleuchten Deine Gedanken nicht unbedngt. Im Resumee, den letzten Gedanken, Deiner Predigt, verweist Du den Menschen auf sich selbst und nicht auf die befreiende Kraft Jesu.

 

Abgesehen von dem Aspekt, dass der Text hier etwas anderes sagt als Deine Auslegung, ist es natürlich nicht ganz ungefährlich, die Menschen allein auf sich zu verweisen.

 

Viele Grüße,

 

Matthias

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dazu als Anmerkung: im Judentum - und wohl auch bei den Samaritern - war Scheidung möglich. Dazu bedurfte es entsprechend dem fünften Buch Mose der Ausstellung eines Scheidungsbriefes. Einen solchen Scheidungsbrief konnte aber nur der Mann ausstellen. Dazu musste er der Frau auch noch den von ihr in die Ehe eingebrachten Besitzanteil wieder aushändigen, dann war er von der Frau geschieden. Der Mann musste für die Ausstellung des Scheidungsbriefes keinen Grund angeben, auch eine allfällige Schuldfrage blieb aussen vor. Es genügte für den Mann, die Frau nicht mehr zu wollen, ungeachtet der Wünsche der Frau. Diese musste den Scheidungsbrief hinnehmen, durfte aber von sich aus dieses Recht nicht in Anspruch nehmen.

 

Wenn also die Männer nicht verstarben, dann ist die Frau am Brunnen eine, die von 5 Männern fortgeschickt wurde, 5 mal bereits verlassen wurde, 5 mal verschmäht. Wonach eine solche mehrmals verschmähte und zurückgestoßene Frau wohl in ihrem Inneren dürstete? Unter diesem Gesichtspunkt gewinnt diese Passage eine andere Qualität.

 

Zur Historizität: nicht wer von einer Historizität ausgeht, muss das belegen, sondern wer die Behauptung aufstellt, die Stelle wäre sozusagen ein frommer Text. Ich gehe prinzipiell immer davon aus, dass im NT - den Evangelien und der Apostelgeschichte - von tatsächlichen Ereignissen berichtet wird, wenn auch diese Ereignisse dann in den jeweiligen Abschnitt "hineinkomponiert" wurden.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

Geht es um fünf oder sechs "EHEMÄNNER" ?

 

 

Meines Erachtens hatte sie fünf Ehen hinter sich und jetzt -heute würde man sagen- einen Lebensabschnittsgefährten.

 

(Diese Stelle hat mich zwei Jahre Referendarzeit mit Spott verfolgt, weil ich in meinem allerersten Unterrichtsversuch "zitiert" hatte: "sieben Männer hast du gehabt ......": Es ist das einzige, was ich noch von der Stunde weiß. Später habe ich irgendwo (bei Volker Eid?) gelesen, dass bis drei Entlassungen noch toleriert wurden, dann aber hatte die Frau den Ruf, sie sei jemand mit der es kein Mann aushalten kann.)

 

Elisabeth

Oj Elisabeth,

 

ich hab die Ironie meiner Frage nicht so richtig herausgestellt.

Oh weh !!!

 

Es ging mir um die fünf Männer/Stämme von Samarien.

Jesus redet meiner Meinung nach über den Glauben!

 

Es geht gerade nicht! um fünf Ehemänner!.

 

Um das Gespräch am Jakobsbrunnen zu verstehen,

ist eben jesus kein Hellseher, der die Ehemänner der Frau zählt.

Jesus spricht über die fünf Herren der Samariter.

 

 

gruss

peter

 

 

PS:

"Geht es WIRKLICH NUR um fünf oder sechs "EHEMÄNNER" ?"

 

Wollte nachfragen:

Geht es nicht um die fünf Stämme mit ihrem Götzenglauben,

und dem sechsten Jahwe-Glauben an den sie sich, die Samariter, nicht halten?

 

dachte, das wäre aus dem Threadverlauf klar.

 

:blink:

bearbeitet von pmn
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

×
×
  • Neu erstellen...