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Warum so viele Depressionen, Selbstmorde?


Mariamante

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Hier habe ich noch ein wenig Zahlenmaterial gefunden:

 

http://www.gbe-bund.de/pls/gbe/ergebnisse....nr=3&p_janein=J

 

Und hier zum Thema Depressionen:

 

http://www.gbe-bund.de/pls/gbe/ergebnisse....nr=3&p_janein=J

Da öffnet sich bei mir bei beiden Links die gleiche Seite.

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Kennst du das Buch von Walter Kramer, wie man Statistiken fälschen kann?

Der Mann heisst Krämer. Und natürlich kann man mit Statitisken manipulieren. Diese Manipulationen kann man aber auch aufdecken. Statistik ist keine Geheimwissenschaft. Krämer hat sein Buch "So lügt man mit Statistik" ja nicht geschrieben, um die Statistik zu verteufeln, sondern um die Tricks der schwarzen Schafe zu enthüllen. In der Psychologie und anderen Wissenschaften ist Statistik ein wichtiges Werkzeug - und i.d.R sind das keine statistischen Laien, die dort mit Statistik zu tun haben. Die kennen die Tricks.

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Für die rein rationalistische Logik ist das Paradoxon ein Horror. Ist es die Angst, die sich davor scheut zu erkennen, dass es auch Weisheit über die rationale Logik hinaus gibt?

Nein, denn diese "Weisheit" nennt man ja landläufig "Unvernunft". Und die zu erkennen, solange man nicht selber betroffen ist, tut nicht weh. :blink:

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Jetzt habe ich mich registriert, und dann gehen auch die Texte wieder. (Stichwort "Suizide" in die Suche eingeben - besonders der dritte Text, der dann kommt, ist sehr detailliert und aufschlußreich).

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Es lohnt sich wirklich, sich da einzuloggen. Ist weniger Arbeit, als wenn ich jeden zweiten Absatz zitiere.

Suchen kann man aber auch ohne Einloggen. Beginnt der Text, den Du meinst, mit: "Gefühle wie Niedergeschlagenheit, Trauer oder Verzweiflung gehören..."?

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Es lohnt sich wirklich, sich da einzuloggen. Ist weniger Arbeit, als wenn ich jeden zweiten Absatz zitiere.

Suchen kann man aber auch ohne Einloggen. Beginnt der Text, den Du meinst, mit: "Gefühle wie Niedergeschlagenheit, Trauer oder Verzweiflung gehören..."?

Nein, das ist der über Depressionen. Der dritte Text zum Stichwort "Suizide" ist über Suizide. Und beginnt so:

 

Unter Suizid (Selbstmord und -beschädigung) versteht man nach neueren Definitionen eine Handlung mit Todesfolge, die mit bewußter Absicht durchgeführt wird. Da sich die Erfahrung der Unausweichlichkeit und Endgültigkeit des Todes erst in der Präpubertät einstellt, ist fraglich, ab welchem Alter man tatsächlich von Suizid sprechen kann.

 

Als Suizidversuch (Selbstbeschädigungsversuch) bezeichnet man ein Verhalten, das in selbstmörderischer Absicht mit nichttödlichem Ausgang erfolgt. Dazu zählen auch Handlungen, die unterbrochen wurden, bevor eine tatsächliche Schädigung eintrat. Suizid-Gesten sind Handlungen, die keine ernsthafte Lebensgefahr nach sich ziehen. Suiziddrohungen umfassen alle verbalen Äußerungen oder Handlungen, die selbstschädigendes Verhalten ankündigen. Suizid-Ideen (Absichten) sind Gedanken an suizidale Handlungen.

 

 

 

Suizide

 

Häufigkeit und Trends

 

1995 gab es in Deutschland 12 888 Todesfälle wegen Suizid (ICD 9-Nr. E 950-E 959). Es handelte sich zu 71,6% um Männer und zu 28,4% um Frauen. Die standardisierte Sterbeziffer lag in Deutschland bei 14,6 je 100 000 Einwohner, im Osten war sie mit 17,5 deutlich höher als im Westen mit 13,9. Von 1980-1995 sind die Todesfälle wegen Suizid im Westen bei Männern um 26,8% und bei Frauen um 43,1% zurückgegangen, im Osten um 40,1% bzw. 60,3% (siehe Abb. 5.16.1).

 

 

 

Abb. 5.16.1 Suizidsterblichkeit

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: StBA, Todesursachenstatistik.

 

Die Sterbeziffern sind auf die neue Europastandardbevölkerung standardisiert. Der Geschlechtsvergleich ist eingeschränkt.

 

 

 

 

1995 lag in Deutschland die standardisierte Sterbeziffer der Männer mit 20,4 je 100 000 Einwohner um ein Vielfaches über jener der Frauen von 7,5; im Osten war der Abstand mit 29,3 gegenüber 8,4 sogar noch größer.

 

Im europäischen Vergleich der Sterblichkeit nimmt Deutschland einen mittleren Platz ein. Bezogen auf die verlorenen Lebensjahre je 100 000 Einwohner unter 70 Jahren weisen Finnland und Österreich bei Männern und Luxemburg bzw. Portugal bei Frauen die höchsten Werte auf. Die niedrigsten Werte haben Griechenland und Italien (Männer) und Großbritannien und die Niederlande (Frauen).

 

Innerhalb Deutschlands variierten die standardisierten Suizidraten 1995 zwischen 11,0 je 100 000 Einwohner im Saarland und 22,4 in Bremen. Innerhalb der Flächenstaaten wiesen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bei den Männern die höchsten Werte auf. Allerdings wurden in diesen Ländern historisch schon immer überdurchschnittliche Suizidraten registriert (Müller; Bach [1994]).

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Ich bestreite nicht, dass Religion den Menschen einen Halt im Leben geben kann. Ich bestreite nur, dass dies 1. in jedem Fall eine Folge ist, und ich bestreite, 2. dass der Effekt so groß ist, wie behauptet wird.

Hi Volker,

 

1. habe ich auch nie behauptet, würde ich auch falsch finden, aber 2. ist sehr subjektiv und daher kannst Du diese Aussage gar nicht so treffen, oder?

 

Was Depressionen angeht, schon, denn Gläubige sind eben eher depressiv als Ungläubige. Aber gehen wir zunächst die Fakten durch:

 

Wenn die Depressionen zunehmen, dann müsste auch die Selbstmordrate steigen - es ist zumindest plausibel, dass beides zusammenhängt. Nun sinkt aber die Selbstmordrate (siehe Link von Sylle, statistisches Bundesamt). Also kann man nicht ohne weiteres behaupten, dass die Depressionen zunehmen.

 

Nun wurde ein Zusammenhang angenommen zwischen Weltanschauung und Depressionsneigung, was von der Buggle-Studie bestätigt wird. Da die Gläubigkeit insgesamt abnimmt und die Selbstmodrate ebenfalls, könnte man sagen, dass der Trend ebenfalls ein Indiz für die Richtigkeit der Buggle-Studie ist.

 

Aber ganz so einfach ist das nicht - denn wir können aus der Buggle-Studie auch entnehmen, dass ein Trend vom Strenggläubigen zum Laugläubigen die Depressivität ebenfalls zunehmen lassen müsste, und dies ist nicht der Fall.

 

Entweder also es stimmt nicht, dass eine Zunahme von Depressionen mit einer Zunahme von Suiziden einhergeht, oder es stimmt, aber in keinem Fall bestätigt dies die Behauptung, dass Suizide und Depressionen zunehmen, weil die Gläubigkeit abnimmt. An der behauptung stimmt nur, dass die Gläubigkeit insgesamt abnimmt, mit relativ konstanter Geschwindigkeit, aber nicht ganz so schnell wie die Abnahme der Suizide. Daraus ziehe ich den Schluss, dass der Effekt nicht so groß ist, wie man erwarten müsste.

 

Und: Da es einen Effekt hat, hat es natürlich positive wie negative Folgen - und dass in der Gesamtbilanz die Folgen tendenziell eher negativ als positiv sind.

Vor solchen Schlußfolgerungen würde ich mich schwer hüten, weil wir gar keine Gesamtbilanz haben können. Wir können nicht alle Länder, alle Umstände, alle Voraussetzungen einbeziehen, um eine solche zu haben.

 

Der Schluss auf die tendenziell negativen Folgen geschah im Zusammenhang mit den Depressionen - das hätte ich vielleicht dazu sagen sollen. Hier stehen zwei Aussagen zueinander im Widerspruch:

 

Erstens die Behauptung, dass der Glauben eine stabilisierende Funktion hat,

 

zweitens die Tatsache, dass bei abnehmendem Glauben der Verlust der stabilisierenden Funktion des Glaubens zu einer Zunahme von Selbstmord und Depressionen führen müsste.

 

Da wir also eine Abnahme des Glaubens plus eine Abnahme der Selbstmorde haben, kann die Bilanz des Glaubens hinsichtlich der Depressionen insgesamt auch nicht positiv sein. Im Gegenteil, man muss es begrüßen, wenn mehr Menschen ihren Glauben verlieren, weil dies die Rate der Depressionen sinken lässt. Das gilt auch für den Fall, dass der Effekt nicht so groß ist, wie ich zugunsten der Gläubigen angenommen habe.

 

Ich denke, aus dieser Depressionsstudie kann man noch eine Schlussfolgerung ziehen, die vielleicht relativ unerwünscht ist: Eine feste, "unerschütterliche" Weltanschauung sorgt für eine größere psychische Stabilität, ganz gleich, was der Inhalt dieser Anschauung ist.

DAS finde ich unheimlich wichtig!

 

Denn worum geht es in diesem Thread?

 

Wenn wir diesen Deinen Satz aufgreifen, uns die Realität anschauen und feststellen: die Bindung an eine feste unerschütterliche Weltanschauung nimmt stetig ab (zum einen wendet man sich von der ab, die die Kirchen bieten, zum anderen findet man schwer Ersatz), u.a. daher nehmen Depressionen zu, die psychische Stabilität nimmt auch ab.

 

Die Zunahme von Depressionen wird allerdings durch die Tatsachen nicht gestützt. Deswegen ja auch meine Annahme, dass der Effekt nicht so groß sein kann, wie angenommen.

 

Das wiederum ist kein Grund, eine feste religiöse Anschauung für alle wieder zu etablieren, weil man dann zwischen Pest ( religiöse Weltanschauung mit allen Folgen) und Cholera (zunehmende psychische Instabilität) wählt... es ist vielmehr ein Grund, entweder nach vernünftigeren weltanschaulichen Alternativen zu suchen und andere psychische Stabilisatoren (Partnerschaft, Familie) zu fördern und hoch zu halten.

 

Dem würde ich zustimmen. Feste, unverrückbare Anschauungen haben nämlich auch negative Effekte, gleich, ob es sich um atheistische oder theistische Anschauungen handelt.

 

Und die zweite Alternative - daß die Leute, die sich von der Kirche abwenden, eine umfassendere Alternative auf die Beine stellen, so isses ja auch nicht. Die, die sich bewußt abwenden, sehen es gar nicht ein, negieren teilweise noch menschliche Grundbedürfnisse nach fester Bindung, identität, Partnerschaft und Nachwuchs - kurz: nach langlebigen Werten und stabilen Größen im Leben.

 

Die Stabilität des Glaubens resultiert daraus, dass der Glauben immun ist gegen Tatsachen oder Argumente, die gegen ihn sprechen. Ich bezweifle, dass man diese Stabilität haben kann, ohne einen anderen Glauben zu schaffen, der auch immun ist gegen Tatsachen oder Argumente. Und da so ein Glauben - gleich, ob atheistisch oder theistisch - schweren Schaden anrichten kann, halte ich es auch nicht für wünschenswert, so einen Glauben zu etablieren, auch nicht als einen "atheistischen Gegenglauben".

 

In einer schnellebigen Gesellschaft würde eine Suche nach "langlebigen" Werten die Individuen auch schnell handlungsunfähig machen. Die Frage ist, ob dies nicht ein zu hoher Preis ist. An sich schnell ändernde Bedingungen kann man sich nur anpassen, wenn man auch in der Lage ist, seine Ansichten schnell zu ändern. Ob die hohe Änderungsrate wünschenswert ist, ist eine andere Frage, nur scheint mir: sie ist nicht aufzuhalten, also sind Überlegungen in diese Richtung müßig.

 

Was erwarten wir also anderes als einen gleichbleibenden Anteil der Selbstmorde TROTZ vieler dazu gewonnener und lange erkämpfter Freiheiten für das Individuum?

 

Aber diese Erwartung ist falsch bzw. wird von der Realität nicht erfüllt!

 

...aber ein gewichtigeres Argument als daß ICH Halt in MEINER Weltanschauung finde, gibt es doch gar nicht für MEINE Weltanschauung!

Sie muß doch in allererster Linie FÜR MICH funktionieren und in zweiter erst *richtig* oder *stimmig* sein.

Es gibt genug Leute, die können mit unstimmigen Weltanschauungen gut leben - das ist okay, solange sie andere nicht einschränken.

 

Ja - und das führt in der Summe zu einer "Individualisierung" der Weltanschauungen und zu einem "was kümmert es mich, ob es stimmt, Hauptsache, ich bin glücklich damit". Das ist der wirklich "moderne Trend" im Glauben.

 

Ergo ist es auch nicht wichtiger, daß eine Weltanschuung RICHTIG ist, sondern vor allem, WAS man daraus macht.

 

Das ist ein sehr fragwürdiges Argument - es kann nur stimmen, wenn man eine Individualisierung der Weltanschauung befürwortet. Dann aber wiederum gehen damit weitere gesellschaftliche Bindungskräfte flöten.

 

Außerdem haben falsche Weltanschauungen oft auch negative Konsequenzen - ich habe als Beispiel den Rassismus gebracht. Denn was man daraus macht, hat in jedem Fall Konsequenzen für andere Menschen. Was man also fördern müsste, wären harmlose, stabile Weltanschauungen, die dadurch stabil sind, dass sie gegen Tatsachen und Kritik immun sind, und die keinen Einfluss mehr auf das öffentliche Leben haben. Ups, das beschreibt ziemlich genau das moderne Christentum. Aber ich fürchte, solche Anschauungen werden immer irgendwann mit gesellschaftlichem Konsens kollidieren, wie in der Frage der Abtreibung etc.

 

Und deswegen - verzeih, wenn ich das wieder sage...:blink: - sehe ich die Aufgabe des Atheismus viel mehr in der Suche einer Alternative als in der weiteren, noch gründlicheren und noch ausgefeilteren Demontage des ohnehin hierzulande niedergehenden Christentums. Letzteres ist supergründlich und schon lange und intensiv betrieben worden - v.a. auf Deiner Seite! - und nun ist der andere Teil dran.

 

Ich bin der Ansicht, dass man jede falsche Weltanschauung bekämpfen sollte, vor allem jede, die mit Absolutheitsanspruch auftritt. Der Niedergang solcher Anschauungen in einem Vakuum kann nicht so schlimm sein wie ihr Aufstieg ...

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Danke, Lissie. Im Groben bestätigen die Zahlen, was ich behauptet habe:

  • Erstens, die Selbstmordrate und die Depressionen stehen in einem engen Zusammenhang,
  • zweitens, die Selbstmordrate nimmt ab, was bedeutet, dass die Depressionen auch abnehmen (und sei es durch bessere Behandlung).

In keinem Fall kann man daraus schließen, dass mit der Abnahme der Gläubigkeit auch eine Zunahme an Depressionen und Suiziden einhergeht, eher im Gegenteil.

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Übrigens - und ich denke, daß dürfte mal ein Punkt sein, in dem wir uns ausnahmsweise alle einig sind- bedeutet die Tatsache, daß die Selbstmorde insgesamt sinken nicht, daß nicht immer noch jeder oder fast jeder Selbstmord einer zuviel ist und wir weiter an einem Senken der diesbezüglichen Statistiken interessiert sein sollten. (Dasselbe gilt natürlich auch für endogene oder schwere exogene Depressionen!)

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Übrigens - und ich denke, daß dürfte mal ein Punkt sein, in dem wir uns ausnahmsweise alle einig sind- bedeutet die Tatsache, daß die Selbstmorde insgesamt sinken nicht, daß nicht immer noch jeder oder fast jeder Selbstmord einer zuviel ist und wir weiter an einem Senken der diesbezüglichen Statistiken interessiert sein sollten. (Dasselbe gilt natürlich auch für endogene oder schwere exogene Depressionen!)

Tut mir leid, dass ich Dir in diesem Fall ein Loch in Deinen Ballon machen muss, aber ich bin anderer Meinung.

 

Ich finde, dass zum Selbstbestimmungsrecht eines erwachsenen und bewussten Menschen auch das Recht gehoert, den Zeitpunkt des eigenen Todes waehlen zu koennen, falls einem daran gelegen ist. Mit "erwachsen und bewusst" meine ich hier, dass das Denkvermoegen nicht durch Alkohol, Drogen, Geisteskrankheit, oder uebermaessige Merkbefreiung infolge Dogmenabhaengigkeit eingeschraenkt ist. Natuerlich ist die Mehrheit (wahrscheinlich sogar die ueberwaeltigende Mehrheit) der Selbstmorde Symptom von Erkrankung, aber ich kann zum Beispiel nichts schlimmes an einem Selbstmord finden, um dem Endstadium einer Krankheit wie Krebs, Parkinson oder MS zu entgehen. Im Allgemeinen finde ich nichts verwerfliches an einem Selbstmord, wenn mit ueberwaeltigender Wahrscheinlichkeit der Rest des Lebens nicht mehr Lebenswert ist, und wenn man damit seinen Verpflichtungen den Mitmenschen gegenueber am besten nachkommt.

 

Hier ist ein Paradebeispiel: Der Abschiedsbrief von Stefan Zweig. Er schied 1941 oder 1942 im Brasilianischen Exil zusammen mit seiner Frau freiwillig aus dem Leben, nachdem seine letzten Manuskripte (die Schachnovelle) an den Verleger abgeschickt waren. Der auessere Anlass war glaube ich der Fall von Singapur, nachdem es so aussah, als wenn der Vormarsch der Achsenmaechte nicht mehr zu stoppen war. Er war schon ein paar Jahre vorher aus dem Exil in England nach Brasilien geflohen, weil er nach dem Luftkrieg befuerchtete, dass die Britischen Inseln bald ueberrannt werden wuerden:

 

Ehe ich aus freiem Willen und mit klaren Sinnen aus dem Leben scheide, drängt es mich, eine letzte Pflicht zu erfüllen: diesem wundervollen Lande Brasilien innig zu danken, dass es mir und meiner Arbeit so gut und gastlich Rast gegeben. Mit jedem Tage habe ich dies Land mehr lieben gelernt, und nirgends hätte ich mir mein Leben lieber vom Grunde aus neu aufgebaut, nachdem die Heimat meiner Sprache für mich untergegangen ist und meine geistige Heimat Europa sich selber vernichtet.

 

Aber nach dem 60. Jahre bedürfte es besonderer Kräfte, um noch einmal völlig neu zu beginnen. Und die meinen sind durch die langen Jahre heimatlosen Wanderns erschöpft. So halte ich es für besser, rechtzeitig und in aufrechter Haltung ein Leben abzuschließen, dem geistige Arbeit immer die lauterste Freude und persönliche Freiheit das höchste Gut dieser Erde gewesen.

 

Ich grüße alle meine Freunde! Mögen sie die Morgenröte noch sehen, nach der langen Nacht! Ich, allzu Ungeduldiger, gehe ihnen voraus.

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Ich finde, dass zum Selbstbestimmungsrecht eines erwachsenen und bewussten Menschen auch das Recht gehoert, den Zeitpunkt des eigenen Todes waehlen zu koennen, falls einem daran gelegen ist.

Da geb ich Dir sogar Recht, Baumfäller. Und als jemand, der auch schon eine Depression hinter sich hat, kann ich jedem in ähnlicher Situation nur wärmstens empfehlen dieses Recht allein dem Herrgott zu übertragen. Es entlastet den Menschen von vielen Grübeleien, hilft den Teufelskreis der Gedanken zu durchbrechen und setzt der Selbstzerstörung klare Grenzen.

 

Weiterhin: Es wird die Zeit kommen – ich sehe schon ihre Ausläufer am Horizont – wo jeder alte und kranke Mensch seine Existenz zu rechtfertigen hat. Man wird sagen: Was Du lebst noch – willst du nicht die Gesellschaft von der finanziellen Belastungen, die durch dich entstehen, entlasten. Hier, schluck nur kurz die Pille und all unsere Probleme sind gelöst. Zeig mir dann den Depressiven oder Schwerkranken, der die Pille nicht schluckt.

 

Schöne humane Welt – ja nee, is klar!

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Müßte man da nicht annehmen, daß die Depressionen sinken, die Selbstmorde, die Sinnkrisen?

Warum sollte man? Ich denke, Depressionen und Sinnkrisen haben ihre Ursachen zu 90% in Bereichen, die sich nicht durch staatliche oder andere öffentliche Massnahmen beeinflussen lassen.

Abkehr von Autoritäten und der Verlust von Halt im nicht mehr vermittelten strengen Weltbild bzw der Verlust der Gemeinschaft sind nicht so wirklich staatlich verordnet.

 

Die Menschen fühlen sich zunehmend nicht mehr eingeengt, etwa durch Glaubensvorschriften bis in den Intimbereich oder das Vorschreiben von Denkweisen, was ja schon in der Kindererziehung ihre Wurzeln hat. Wenn das weitgehend aufgelöst wird, und sich mensch damit wohler fühlt, sollte sich das auch in der Zahl der psychischen Krankheiten und Selbstmorde niederschlagen. Das hat es ja wohl auch, wie der Vergleich 1985- heute belegt. Aber trotzdem beklagt die Gesellschaft (speziell die Wirtschaft) eine steigende Zahl an depressiven Zuständen. Begründet diese auch (Druck auf dem Arbeitsmarkt...)

 

Sind das jetzt Resultate staatlicher Maßnahmen? Ich denke, teilweise ja, aber sehr mittelbar.

bearbeitet von Claudia
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Einen Versuch mache ich noch:

Wenn ein böser Mensch ein paar tausend Literflaschen Cola vergiftet, dann ist dein persönliches Risiko wann größer ?

 

1) Wenn du 30 Flaschen trinkst.

 

2) Wenn du 60 Flaschen trinkst

Okay, also haben die Leute mehr (Lebens-)Zeit, um Selbstmord zu begehen.

 

Okay.

 

Und nun nochmal zur Relevanz dieser Erkenntnis für die absolute Zahl der Selbstmorde hierzulande??

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Hallo Volker,

 

wir vermengen hier zwei Themen: zum einen die Depression im Zusammenhang zum Suizid, zum anderen der Zusammenhang von Weltbild und Depressionsneigung. Das sollten wir trennen. Laß mich das mal etwas zurück stellen, sonst schaffe ich meine Hausarbeit nicht und werde darüber noch depressiv...:blink: Ich hab noch einige Einwände, aber die später.

 

Und über die Buggle-Studie reden wir, wenn sie in Deutsch auftaucht, okay...?

Ja - und das führt in der Summe zu einer "Individualisierung" der Weltanschauungen und zu einem "was kümmert es mich, ob es stimmt, Hauptsache, ich bin glücklich damit". Das ist der wirklich "moderne Trend" im Glauben.

Das ist AUCH Trend im Glauben, hat aber mit dem Glauben weit weniger zu tun als mit den gesellschaftlichen Trends. Diese Idee ist überall verbreitet, in Politik, Wirtschaft, in Familien usw. Warum sollte der Glaube davon verschont bleiben?

Ich bin der Ansicht, dass man 1. jede falsche Weltanschauung bekämpfen sollte, vor allem 2. jede, die mit Absolutheitsanspruch auftritt.

Ersteres wirst Du bei näherem Nachdenken zurück nehmen, denn Du widersprichst Dir, wenn Du sagst: *ich würde nicht jedem Menschen seinen Glauben nehmen. Wenn er keinem was tut und den Glauben braucht, gibt es keine Veranlassung dazu*.

 

Zudem ist derjenige, der meint *jede falsche* zu bekämpfen, auch jemand, der sich anmaßt, die Richtige zu kennen. Damit tritt er mit genau demselben Absolutheitsanspruch auf, den Du - zurecht - bekämpfst.

 

Zwietes ist völlig richtig und dafür wirst Du von mir jede erdenkliche Unterstützung bekommen.

bearbeitet von Claudia
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Einen Versuch mache ich noch:

Wenn ein böser Mensch ein paar tausend Literflaschen Cola vergiftet, dann ist dein persönliches Risiko wann größer ?

 

1) Wenn du 30 Flaschen trinkst.

 

2) Wenn du 60 Flaschen trinkst

Okay, also haben die Leute mehr (Lebens-)Zeit, um Selbstmord zu begehen.

 

Okay.

 

Und nun nochmal zur Relevanz dieser Erkenntnis für die absolute Zahl der Selbstmorde hierzulande??

Guten Morgen, Claudia...

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Hier, schluck nur kurz die Pille und all unsere Probleme sind gelöst.

Möchtest Du lieber die Rote oder die Blaue? (Ähnlichkeiten zu Filmen sind rein zufällig..)...

 

Ich stimme Baumfäller zu, jeder Mensch hat auch das Recht sein Leben aufzugeben.

 

Das Problem das ich eher sehe sind die Gründe, die oft gar nicht so schlimm sind wie die betreffenden Personen denken.

 

Viele Suizide sind sinnlos, wobei da nicht die betreffende Person versagt hat, sondern auch und vor allem ihr näheres Umfeld (Familie, Freunde, Bekannte usw.).

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Viele Suizide sind sinnlos, wobei da nicht die betreffende Person versagt hat, sondern auch und vor allem ihr näheres Umfeld (Familie, Freunde, Bekannte usw.).

Dummerweise gibt ist trotz tausender von Ratgebern noch kein "Leitfaden zum Umgang mit Suizidgefährdeten" auf dem Buchmarkt - will sagen: Es ist wohl sehr einfach für das Umfeld in einer solchen Situation Fehler zu machen...

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Viele Suizide sind sinnlos, wobei da nicht die betreffende Person versagt hat, sondern auch und vor allem ihr näheres Umfeld (Familie, Freunde, Bekannte usw.).

Dummerweise gibt ist trotz tausender von Ratgebern noch kein "Leitfaden zum Umgang mit Suizidgefährdeten" auf dem Buchmarkt - will sagen: Es ist wohl sehr einfach für das Umfeld in einer solchen Situation Fehler zu machen...

Das ist richtig, aber das ist ein generelles Problem das nicht mit Glauben, Unglauben oder sonst etwas in dert Art zu tun hat.

 

Ich denke Reden kann da durch nichts ersetzt werden.

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(...) das ist ein generelles Problem das nicht mit Glauben, Unglauben oder sonst etwas in dert Art zu tun hat.

Das habe ich auch nciht behauptet.

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