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netzwerk katholischer priester


jolie

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Vielleicht sind eher allgemeine Entwicklungen in der Gesellschaft schuld.

 

Hier ein interessantes Zitat zum Thema:

Es gibt aber auch Bedingungen der Kirchenkrise, die ganz unabhängig von der Kirche selbst sind. Um das wahrzunehmen, ist es allerdings erforderlich, über den katholischen Tellerrand hinauszublicken. Wer die Kirche nicht auch als eine von vielen Institutionen sehen kann und weiß, dass alle Institutionen zur Zeit eine Krise durchleben, der wird immer wieder nur kontextblinde binnenkirchliche Problemanalysen erstellen, die an der Sache vorbeigehen. Es gibt eine Krise der Gewerkschaften ﷓ die Austrittszahlen liegen hier höher als die Zahl der Kirchenaustritte. Es gibt eine Krise der Politiker ﷓ vor wenigen Jahren auch vom damaligen Bundespräsidenten von Weizsäcker thematisiert. Es gibt eine Krise der Schule ﷓ wir Psychotherapeuten behandeln heute mehr Lehrer, die Angst haben vor ihren Schülern, als Schüler, die Angst haben vor ihren Lehrern. Auch an der Universität mehren sich die Probleme ﷓ Professoren haben die Aura des Elitären verloren. Die Ärzteschaft ist ebenso krisengeschüttelt ﷓ allerorten schießen Geistheiler und andere sogenannte alternative Heilkünstler mit lautem Mediengeklingel aus dem Boden und erschüttern die Unvergleichlichkeit der Halbgötter in Weiß. Es gibt eine Krise der Polizei - schon vor 30 Jahren sang der österreichische Kabarettist Georg Kreisler: Wer schützt den Schutzmann? Und last but not least: Es kriselt auch im Militär nach dem Ende des Ost﷓West﷓Konflikts fragen viele junge Menschen nach dem Sinn der Armee. Da ist die Krise der katholischen Kirche nur eine unter vielen Institutionskrisen. Offensichtlich binden sich Menschen im Zeitalter der Individualisierung nicht mehr gerne dauerhaft an Verbände und Autoritäten. Die Tatsache, dass auch die Kirche unter diesem allgemeinen soziologischen Trend zu leiden hat, darf nicht als Entschuldigung für mangelnde eigene Bemühungen um notwendige Veränderungen missbraucht werden. Aber es wäre provinzielle Kirchturmpolitik, diese soziologischen Phänomene einfach zu ignorieren ﷓ wie es in den meisten Analysen der Kirchenkrise dennoch geschieht.

(aus: Manfred Lütz: Der blockierte Riese. Psycho-Analyse der katholischen Kirche, 1999)

 

Wenn ich mir die veränderte Haltung vieler Eltern (und Schüler) zur Schule anschaue, hat er Recht: das selbstverständliche Akzeptieren von Institutionen mit Regeln (und in der Kirche ihrer Liturgie) geht immer mehr verloren, ich frage automatisch: Was bringt es mir?Was meint Ihr, wie viele Leute würden aus dem Staat austreten, wenn sie es könnten?

Laura

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du hast recht, es spielen verschiedene faktoren eine rolle. aber es ist offensichtlich, dass z.b. die wahllose und flächendeckende austeilung der kommunion an familienfesten (erstkommunion, jubiläen) den glauben an die realpräsenz nicht gerade stärkt. und wenn man dann noch beobachtet, wie vele leute mittlerweile nach der kommunion mit zwei fingern "grapschen", dann ist es schon ein kunststück, den kindern dabei noch klarzumachen, dass in der eucharistie jesus gegenwärtuig ist. mit einer CD oder mit urlaubsbildern würde  man ehrfürchtiger umghehen . die würde man sorgfältiger in empfang nehmen als viele heute die hostie. hastu das noch nie erlebt?????????

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Seufz. Leider.

 

Selbst Umberto Eco schreibt: »… habe ich einmal mit angesehen (in einer katholischen Universität außerhalb Italiens, die auch nicht-katholische Professoren einstellt, von denen sie lediglich formale Respektsbekundungen bei akademisch-religiösen Feiern verlangt), wie einige meiner Kollegen zur heiligen Kommunion gingen, ohne an die Transsubstantiation zu glauben und daher auch ohne vorherige Beichte. Schaudernd verspürte ich, nach all den Jahren, noch immer den Schrecken des Sakrilegs.«

 

Vielleicht gibt es doch noch viel bei den Religionskritikern zu lernen.

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Liebe Laura,

 

>Was meint Ihr, wie viele Leute würden aus dem Staat austreten, wenn sie es könnten?<

 

wenn sie dann die Steuern sparen könnten, wie bei der Kirchensteuer? Es wären anschließend mehr in der Kirche als im Staat.

 

Herzliche Grüße

Martin

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