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Müssen wir uns nicht fragen, warum?


Mecky

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Herr Kardinal spricht genau dazu am Ostersonntag:

http://stephanscom.at/news/0/articles/2009/04/12/a16466/

 

"Wir können das Christentum nicht nur soziologisch verkünden und verbreiten. Die Zeit der Christenheit geht in Europa zu Ende - eine Christenheit, die Großes geleistet hat", erklärte Kardinal Schönborn. "Eine ganze Kultur hat die persönliche Erfahrung getragen. Heute muss es umgekehrt sein: Die persönliche Erfahrung muss eine neue Kultur generieren, eine christliche Kultur tragen. Die europäische Gesellschaft trägt nicht mehr oder nicht mehr so stark von ihrer Tradition her"

Hervorhebung von mir.

 

Tut weh zu lesen. Aber alles spricht dafür, dass er Recht hat.

Ich halte das für Blödsinn.

Noch nie war Europa so von den eigentlichen Grundsätzen des Christentums geprägt wie heute.

Friede auf Erden, Nächstenliebe, einer trage des anderen Last....

Viele Christen sehen das nicht, weil sie über die Jahrhunderte vergessen haben, was die eigentlichen Grundsätze des Christentums sind.

Nur weil die Welt nicht mehr nach der Pfeife des Klerus tanzt oder weil man im Werbeferneshen manchmal einen nackten Busen sehen kann, malen sie das ende des Christentums an die Wand.

 

Aber war Europa tatsächlich stärker von den christlichen Grundsätzen geprägt, als das Wort eines Klerikers noch Gesetz und öffentlicher Schmuddelkram unvorstellbar war, als sich aber stattdessen die Menschen regelmässig alle paar Jahre gegenseitig massakrierten und in den Zeiten zwischen den Massakern die ach so christliche, in Sauss und Brauss lebende Obrigkeit ihre ach so christlichen Untertanen verhungern liessen?

 

Werner

 

Wenn die 'eigentlichen christlichen Grundsätze' identisch sind mit dem Programm einer sozial orientierten Partei dann sag das doch bitte Mecky. Dann ist er seine Sorgen mit einem Schlag los, sperrt seine Kirche zu und verausgabt seine Kräfte in einer entsprechenden politischen, oder in einer regierungsunabhängigen humanitären Organisation.

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Herr Kardinal spricht genau dazu am Ostersonntag:

http://stephanscom.at/news/0/articles/2009/04/12/a16466/

 

"Wir können das Christentum nicht nur soziologisch verkünden und verbreiten. Die Zeit der Christenheit geht in Europa zu Ende - eine Christenheit, die Großes geleistet hat", erklärte Kardinal Schönborn. "Eine ganze Kultur hat die persönliche Erfahrung getragen. Heute muss es umgekehrt sein: Die persönliche Erfahrung muss eine neue Kultur generieren, eine christliche Kultur tragen. Die europäische Gesellschaft trägt nicht mehr oder nicht mehr so stark von ihrer Tradition her"

Hervorhebung von mir.

 

Tut weh zu lesen. Aber alles spricht dafür, dass er Recht hat.

Ich halte das für Blödsinn.

Noch nie war Europa so von den eigentlichen Grundsätzen des Christentums geprägt wie heute.

Friede auf Erden, Nächstenliebe, einer trage des anderen Last....

Viele Christen sehen das nicht, weil sie über die Jahrhunderte vergessen haben, was die eigentlichen Grundsätze des Christentums sind.

Nur weil die Welt nicht mehr nach der Pfeife des Klerus tanzt oder weil man im Werbeferneshen manchmal einen nackten Busen sehen kann, malen sie das ende des Christentums an die Wand.

 

Aber war Europa tatsächlich stärker von den christlichen Grundsätzen geprägt, als das Wort eines Klerikers noch Gesetz und öffentlicher Schmuddelkram unvorstellbar war, als sich aber stattdessen die Menschen regelmässig alle paar Jahre gegenseitig massakrierten und in den Zeiten zwischen den Massakern die ach so christliche, in Sauss und Brauss lebende Obrigkeit ihre ach so christlichen Untertanen verhungern liessen?

 

Werner

 

Wenn die 'eigentlichen christlichen Grundsätze' identisch sind mit dem Programm einer sozial orientierten Partei dann sag das doch bitte Mecky. Dann ist er seine Sorgen mit einem Schlag los, sperrt seine Kirche zu und verausgabt seine Kräfte in einer entsprechenden politischen, oder in einer regierungsunabhängigen humanitären Organisation.

Das ist ja ein ganz anderes Thema.

Ich hab auf die Befürchtungen Schönborns (und anderer) geantwortet, die behaupten, das Christentum und die christliche Prägung sei praktisch aus Europa verschwunden.

 

Werner

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Werner 001:

Noch nie war Europa so von den eigentlichen Grundsätzen des Christentums geprägt wie heute.

 

Ein Grundsatz des Christentums ist sicherlich die Auferstehungsbotschaft. In unserer Gemeinde (ca. 3000 Seelen) nahmen an der Osternachsfeier 65 Christen, einschließlich des Kirchenchores meiner Wenigkeit und der Messdienerschar teil. Das ist natürlich ein Beweis für die Prägung durch das Christentum in Europa.

 

MfG

Stanley

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Werner 001:
Noch nie war Europa so von den eigentlichen Grundsätzen des Christentums geprägt wie heute.

 

Ein Grundsatz des Christentums ist sicherlich die Auferstehungsbotschaft. In unserer Gemeinde (ca. 3000 Seelen) nahmen an der Osternachsfeier 65 Christen, einschließlich des Kirchenchores meiner Wenigkeit und der Messdienerschar teil. Das ist natürlich ein Beweis für die Prägung durch das Christentum in Europa.

 

MfG

Stanley

wenn christliche prägung=kirchgang ist hast du recht.

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Herr Kardinal spricht genau dazu am Ostersonntag:

http://stephanscom.at/news/0/articles/2009/04/12/a16466/

 

"Wir können das Christentum nicht nur soziologisch verkünden und verbreiten. Die Zeit der Christenheit geht in Europa zu Ende - eine Christenheit, die Großes geleistet hat", erklärte Kardinal Schönborn. "Eine ganze Kultur hat die persönliche Erfahrung getragen. Heute muss es umgekehrt sein: Die persönliche Erfahrung muss eine neue Kultur generieren, eine christliche Kultur tragen. Die europäische Gesellschaft trägt nicht mehr oder nicht mehr so stark von ihrer Tradition her"

Hervorhebung von mir.

 

Tut weh zu lesen. Aber alles spricht dafür, dass er Recht hat.

Ich halte das für Blödsinn.

Noch nie war Europa so von den eigentlichen Grundsätzen des Christentums geprägt wie heute.

Friede auf Erden, Nächstenliebe, einer trage des anderen Last....

Viele Christen sehen das nicht, weil sie über die Jahrhunderte vergessen haben, was die eigentlichen Grundsätze des Christentums sind.

Nur weil die Welt nicht mehr nach der Pfeife des Klerus tanzt oder weil man im Werbeferneshen manchmal einen nackten Busen sehen kann, malen sie das ende des Christentums an die Wand.

 

Aber war Europa tatsächlich stärker von den christlichen Grundsätzen geprägt, als das Wort eines Klerikers noch Gesetz und öffentlicher Schmuddelkram unvorstellbar war, als sich aber stattdessen die Menschen regelmässig alle paar Jahre gegenseitig massakrierten und in den Zeiten zwischen den Massakern die ach so christliche, in Sauss und Brauss lebende Obrigkeit ihre ach so christlichen Untertanen verhungern liessen?

 

Werner

 

Wenn die 'eigentlichen christlichen Grundsätze' identisch sind mit dem Programm einer sozial orientierten Partei dann sag das doch bitte Mecky. Dann ist er seine Sorgen mit einem Schlag los, sperrt seine Kirche zu und verausgabt seine Kräfte in einer entsprechenden politischen, oder in einer regierungsunabhängigen humanitären Organisation.

das sagte keiner. aber hinter den programmen und hinter der grundsätzlichen akzeptanz dieser programme steckt die christliche prägung.

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Als ich vor einigen Jahren einen kirchlichen Ratgeber zum Thema Erotik vorgeschlagen habe, stand ich selbst kurz vor der Steinigung.

Das ist nun in der Tat äußerst fatal. Und auch gleich noch in mehrerlei Hinsicht. Wem hast du das denn vorgeschlagen?

http://www.mykath.de/index.php?showtopic=9...otisch&st=0

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Ich glaube immer noch nicht so recht daran, dass es wirklich der Vertrauensmangel in die Kirche ist. Zumindest nicht einfach so.

Der spielt eine große Rolle bei ganz fernstehenden Menschen. Da ist dieser Einfluss eine wirklich fast nicht zu überwindende Barriere.

Aber bei vielen Leuten, die man so trifft, spüre ich diese Barriere nicht.

 

Böser Papst, Schwulenhatz, Pille, Kinderschändung ... ja, das spielt alles mit.

 

Ich glaube, Du unterschätzt den Einfluss dieser Dinge ganz gewaltig!

 

Eine Kirche, die das Leben der Menschen, das sie führen als falsch und Sünde darstellt, kann nicht mehr ihre Kirche sein (Stichwort: Sexualmoral, Verhütung). Und die Aussage, dass Gott alles zum Besseren lenkt, straft sich schnell selber Lüge in der Praxis. Um dies zu verstehen und zu akzeptieren, gehört sehr viel Idealismus dazu.

Eine Kirche, bei der Wort und eigenes Tun/Handeln/Verhalten nicht übereinstimmt, wird nicht als 'voll'genommen.

Eine Kirche, die sich den Problemen der heutigen Zeit verweigert (Stichwort: Kondome/Aids) und nur mit uralten Geschichten hantiert, soll als Autorität anerkannt werden?

 

 

"Aber bei vielen Leuten, die man so trifft, spüre ich diese Barriere nicht."

 

Mit welchen Leuten sprichst du konkret darüber? Glaubst du wirklich, dass Gemeindemitglieder dir gegenüber ihre innersten Gedanken wie eine Flagge vor sich her tragen?

Wer traut sich denn schon, diese Dinge im Gespräch in den Mund zu nehmen? Es sind in der Kirche absolute TABUTHEMEN. So fliegt man z. B. aus vielen christlichen Foren, wenn man versucht diese Dinge zu thematisieren!

 

Schatir

Ich glaube nicht, dass ich diese Dinge unterschätze.

Ja, ich glaube, dass mir einige die Wahrheit sagen - allerdings genügt hierzu wirklich nicht eine Pfarrer-Gemeinde Beziehung. Die Leute, die mir gegenüber ehrlich sind benötigen hierfür eine andere Sichtweise und eine andere Beziehungsform. Aber auch so was gibt es.

 

Ich denke trotzdem: Das ist nicht der einzige Punkt. Ich befürchte sogar, dass sich, sollten die Probleme auf diesem Gebiet tatsächlich einmal erledigt werden, hätten wir zwar weniger Kladeradatsch, aber nicht mehr Glaube.

Es könnte sogar noch schlimmer kommen: Sobald diese Themen sich erledigen, verfällt auch die Möglichkeit, den Kirchenschwund und die Glaubensverdunstung hierauf zu schieben. Und dann könnte es gigantisch frustrierend sein zu entdecken, dass man verkündigungsmäßig bei Weitem nicht so viel weiter gekommen ist, wie man sich erhofft hat.

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Ich hab auf die Befürchtungen Schönborns (und anderer) geantwortet, die behaupten, das Christentum und die christliche Prägung sei praktisch aus Europa verschwunden.

Die Prägung wird wohl noch einige Zeit vorhanden bleiben. Aber meiner Meinung nach sprudelt die Quelle ziemlich flau.

Andere Prägungen wachsen, blühen - und dabei auch viele, die nichtchristlich oder sogar anti-christlich sind.

Es gibt auch Quellen, die selbst vom Christentum noch halbwegs geprägt oder zumindst halbwegs kompatibel mit bestimmten christlichen Werten sind. Aber hier floriert neben dem Christlichen eben immer auch das Nichtchristliche mit. Das muss nicht unbedingt schlecht sein - aber es findet keine weitere christliche Prägung statt.

 

Oder bildhaft: Die Kirche ist trotz anhaltend prägender Kraft zum Anachronismus und zum dümpelnden Quellteich verkommen. Es strömt nicht, bordet nicht über, quirlt nicht.

Ich befürchte, dass auch der Quellteich versumpft. Die Feuchtigkeit und kleine Pfützen bleiben dann immer noch übrig und beleben sich bei jedem Regenfall. Aber sie wachsen nicht mehr. Sie faulen und stinken.

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Die Botschaft Christi war immer schon ein Anachronismus. Je mehr die Kirche bei ihm ist, desto mehr ist sie "Salz der Erde", also eine kleine Gruppe in einer mehr oder weniger gleichgültigen Umgebung. Wir haben ein Angebot für alle, aber müssen akzeptieren, wenn viele es nicht annehmen. (TOR! - Entschuldigung.) Grüße, KAM

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KAM

 

kam lebt! :angry2::unsure::angry2::evil::lol: hey, alter, wo hast du gesteckt? B)

 

Auch wenn das hier OT ist: es gibt auch eine Leben ohne Forum (du warst viel länger weg...) Aber daß du wieder da bist, ist ein schönes Osterei!

bearbeitet von kam
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KAM

 

kam lebt! :angry2::unsure::angry2::evil::lol: hey, alter, wo hast du gesteckt? B)

 

Auch wenn das hier OT ist: es gibt auch eine Leben ohne Forum (du warst viel länger weg...) Aber daß du wieder da bist, ist ein schönes Osterei!

 

daß du wieder hier bist, ist auch sehr leiwound, rotgefärbt und eiförmig! :P

 

(so, und jetzt ende unseres ot-geplänkels.)

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(TOR! - Entschuldigung.)

 

Müssen wir uns nicht fragen, warum ...

solche Meldungen in einen Thread über Glaubensschwund geraten?

Oder anders gefragt: Was hat Bayern München, was die Kirche nicht hat?

 

Oder gibt es etwa auch umgekehrt Glaubensaussagen im Fußballreport?

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(TOR! - Entschuldigung.)

 

Müssen wir uns nicht fragen, warum ...

solche Meldungen in einen Thread über Glaubensschwund geraten?

Oder anders gefragt: Was hat Bayern München, was die Kirche nicht hat?

 

Oder gibt es etwa auch umgekehrt Glaubensaussagen im Fußballreport?

 

Was Kirche (in Europa) heute vom Fußball lernen kann: Hingabe der Fans an den eigenen Verein, Opferbereitschaft und Bekennermut. Daß Klinsmann gegen die TAZ klagt und warum, belegt diesen Ansatz. Grüße, KAM

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Die Botschaft Christi war immer schon ein Anachronismus. Je mehr die Kirche bei ihm ist, desto mehr ist sie "Salz der Erde", also eine kleine Gruppe in einer mehr oder weniger gleichgültigen Umgebung. Wir haben ein Angebot für alle, aber müssen akzeptieren, wenn viele es nicht annehmen.

Die Angebote waren schon mal besser. Die Kirche war über viele Jahrhunderte Themengeber und Trendsetter, sie war Träger der Kultur. Und sie war all dies - auf eine Weise, die ich noch nicht ganz verstanden habe - sogar oft trotz ihrer Schattenseiten. Wahrscheinlich wurde sogar vieles, was wir heute als Schattenseite betrachten, zur entsprechenden Zeit gar nicht als Schattenseite oder nicht als selbstzerstörerisches K.O.-Kriterium gesehen.

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Seit einigen Tagen stöbere ich immer wieder mal in diesem Thread herum, auch wenn ich nicht viel geschrieben habe. Ich halte das Thema für eines der allerwichtigsten und inzwischen auch für eines der allerdringendsten. Und gleichzeitig scheint mir das Thema auch das Angsterweckendste zu sein. Auch wenn ich das Thema im real life aufbringe, entdecke ich die immer gleiche Tendenz: Man versucht davon wegzukommen.

 

Ich bin auf Ausweichversuche schon richtig allergisch.

Wie oft hat man mir schon klarzumachen versucht, dass das Ganze doch gar nicht so schlimm wäre. "Es geht mal auf, mal geht es abwärts, ok, im Moment eher abwärts. Aber das kommt schon wieder. Schau doch mal auf den Petersplatz, schau doch mal auf den Weltjugendtag. Ewig kann es ja nicht abwärts gehen. Und in der Kirchengeschichte gibt es viele Phasen, in denen es abwärts ging. Das war schon immer so. Das wird schon wieder."

 

Oder die aktionistische Version:

"Wir müssen nur dies oder jenes tun. Mehr Gerechtigkeit, weniger Zölibat, mehr Familiengottesdienste (andere meinen: mehr Tradition), die Generationen mehr einbeziehen, milieugerechter arbeiten ... bli bla blubb!"

 

Andere wiederum warten auf den nächsten Papst, unter dem dann alles viel besser wird. Oder darauf, dass der Wohlstand sinkt. Dann werden sich die Leute besinnen und massenweise in die Kirchen strömen.

 

Auch die Schönfärbung, dass es in Wirklichkeit doch gar nicht so schlimm sei, ist so ein Ding. "Bitte zieh Deine Schwarzseherbrille ab! Heutzutage sind es weniger Leute, die in die Kirche kommen, aber das sind jetzt nur noch echte Christen. Da entsteht so viel Positives! Und sogar die Jugendlichen sind viel ernsthafter an der Kirche interessiert!"

 

Besonders erfreut bin ich darüber, wenn man die Misere dann mir in die Schuhe schieben will. "Jaja, wären die Pfarrer überzeugender, spiritueller, näher an der Basis, lebensoffener, zeugnisgebender und eifriger, dann wären auch die Gemeinden so. Das wäre attraktiv. Und viele würden dann zur Kirche kommen" Dass sie zum Glauben kommen würden, wagt man meistens dann aber doch nicht zu behaupten. Das wäre selbst diesen Schönfärbern eine zu dreiste Schönfärberei.

 

Mich überzeugt und befriedigt das alles nicht. Überhaupt nicht. Weder die Konzepte von WsK bzw. IKvU noch die Konzepte der Tradis (oder ähnlicher Gruppen) oder Charismatiker. Da ist nichts dabei, von dem ich mir eine Zündung erhoffe - auch nicht im Kleinen.

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Lieber Mecky!

Ich kann deinen letzten Beitrag (ich gestehe, ich habe nur die 1. Seite gelesen und ebendiesen) voll unterschreiben, auch wenn ich es gerne anders hätte.

Ich war neulich seit langem mal wieder "normal" beichten, also nicht im Arbeitszimmer eines Begleiters, sondern in der Kirche im Beichtzimmer. Ich hatte schon Bedenken anderen die Zeit zu stehlen, aber siehe da: außer zwei kleinen Jungs war ich die Einzige - und der Priester (ein Studienkollege) sagte mir, das geht schon seit Jahren so, es kommt höchstens einer in der Fastenzeit und einer in der Adventszeit. Ich hatte irgendwie das Gefühl auf einem anderen Planeten gelandet zu sein als dem, aus dem ich vor Jahrzehnten losgezogen war...

Ich selber lokalisiere die Ursache bei den Eltern, sprich bei meiner Generation. Wenn dich keiner dazu anhält in den Gottesdienst zu gehen als Kind, dann gehst du auch nicht freiwillig oder nur mal um zu gucken. Wenn zuhause nicht gebetet wird, dann lernst du auch nicht beten. Wenn du nicht zur Beichte, zum Kreuzweg etc geschickt wirst, wenn die Eltern am Sonntag lieber lange schlafen, wie soll sich da ein Jugendlicher aufraffen und alleine in den Gottesdienst gehen?

Eine Möglichkeit sehe ich schon darin z.B. eine Bibelfreizeit o.ä. anzubieten, die so toll ist, dass das Bedürfnis entsteht sich danach regelmäßig zu treffen. Und dann diese Frühschichten plus Frühstück oder was auch immer sehr intensiv zu gestalten und erst nach und nach Elemente abzugeben. Die Jugendlichen sind es von der Schule gewohnt Projektarbeit, Referate etc zu machen, aber was sie nicht gewohnt sind ist Kontinuität. Die einzufordern ist vielleicht altmodisch, aber hilfreich.

Ich wohne seit einem dreiviertel Jahr in einem 2000-Seelen-Dorf, das zusammen mit einem Hochhaus-Stadtteil eine Seelsorgeeinheit bildet. Hier auf dem Dorf gibt es eine kleine Barockkirche, die immer voll ist, es gibt Scharen von Minis (dieses Jahr 9 neue, alles Mädels!), einen engagierten PGR, viele Familien - irgendwie wie früher. Im Stadtteil gehen fast nur alte Leute in die moderne Betonkirche, obwohl die Angebote viel mehr sind, gleich neben der Kirche liegt das Bildungszentrum, es gibt da auch um die Ecke die evangelische Gemeinde... zwei Welten und man müsste meinen die Betonkirche, der nebenan residierende Pfarrer und die vielfältigen Angebote würden locken. Pfiffedeckel! Nach der Erstkommunion kommt bis zur Firmung keiner mehr und danach verschwinden sie eh. Auf dem Dorf scheint es irgendwie mehr Druck zu geben. Also wie wär's mit etwas Druck und ins Gewissen reden? Ich weiß ja auch nicht, ob das funktioniert, aber probieren würd ich's.

Ich persönlich wünsche mir manchmal sogar so etwas wie eine Volksmission, Predigten -nicht unbedingt Höllenpredigten, eher Katechese - für bestimmte Altersgruppen am Sonntagnachmittag. Das alles ist allerdings viel Arbeit und nicht jeder ist ein Pater Leppich... aber diese Laissez-fair-Mentalität meiner Generation kotzt mich langsam echt an!

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Hallo Sophia

 

Nein, das kann ich keineswegs unterschreiben. Erziehung allein schafft keinen Glauben. Ich hab oben schon beschrieben, dass ich aus einem religiösen Elternhaus in ländlicher Gegend stamme. Alle Geschwister wurden gleich erzogen, alle in der Tradition erzogen, die du forderst. Wir leben alle noch in ländlicher Umgebung. Aber aus uns sind die Eltern geworden, die du beklagst.

Ich würde fast behaupten: Glaube wird nicht anerzogen, sondern ist angeboren.

 

Demgegenüber möchte ich das Beispiel meines Mannes stellen. Er wuchs damals in einer weniger religiös geprägten Familie auf. Aber die Krankheit hat ihn zurückgeführt. Damals begann er zu beten. Still, heimlich. In der Statistik taucht er aber auch nicht als Gottesdienstbesucher auf.

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Seit einigen Tagen stöbere ich immer wieder mal in diesem Thread herum, auch wenn ich nicht viel geschrieben habe. Ich halte das Thema für eines der allerwichtigsten und inzwischen auch für eines der allerdringendsten. Und gleichzeitig scheint mir das Thema auch das Angsterweckendste zu sein. Auch wenn ich das Thema im real life aufbringe, entdecke ich die immer gleiche Tendenz: Man versucht davon wegzukommen.

 

Ich bin auf Ausweichversuche schon richtig allergisch.

Wie oft hat man mir schon klarzumachen versucht, dass das Ganze doch gar nicht so schlimm wäre. "Es geht mal auf, mal geht es abwärts, ok, im Moment eher abwärts. Aber das kommt schon wieder. Schau doch mal auf den Petersplatz, schau doch mal auf den Weltjugendtag. Ewig kann es ja nicht abwärts gehen. Und in der Kirchengeschichte gibt es viele Phasen, in denen es abwärts ging. Das war schon immer so. Das wird schon wieder."

 

Oder die aktionistische Version:

"Wir müssen nur dies oder jenes tun. Mehr Gerechtigkeit, weniger Zölibat, mehr Familiengottesdienste (andere meinen: mehr Tradition), die Generationen mehr einbeziehen, milieugerechter arbeiten ... bli bla blubb!"

 

Andere wiederum warten auf den nächsten Papst, unter dem dann alles viel besser wird. Oder darauf, dass der Wohlstand sinkt. Dann werden sich die Leute besinnen und massenweise in die Kirchen strömen.

 

Auch die Schönfärbung, dass es in Wirklichkeit doch gar nicht so schlimm sei, ist so ein Ding. "Bitte zieh Deine Schwarzseherbrille ab! Heutzutage sind es weniger Leute, die in die Kirche kommen, aber das sind jetzt nur noch echte Christen. Da entsteht so viel Positives! Und sogar die Jugendlichen sind viel ernsthafter an der Kirche interessiert!"

 

Besonders erfreut bin ich darüber, wenn man die Misere dann mir in die Schuhe schieben will. "Jaja, wären die Pfarrer überzeugender, spiritueller, näher an der Basis, lebensoffener, zeugnisgebender und eifriger, dann wären auch die Gemeinden so. Das wäre attraktiv. Und viele würden dann zur Kirche kommen" Dass sie zum Glauben kommen würden, wagt man meistens dann aber doch nicht zu behaupten. Das wäre selbst diesen Schönfärbern eine zu dreiste Schönfärberei.

 

Mich überzeugt und befriedigt das alles nicht. Überhaupt nicht. Weder die Konzepte von WsK bzw. IKvU noch die Konzepte der Tradis (oder ähnlicher Gruppen) oder Charismatiker. Da ist nichts dabei, von dem ich mir eine Zündung erhoffe - auch nicht im Kleinen.

 

Vertrau auf Gott!

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Ich selber lokalisiere die Ursache bei den Eltern, sprich bei meiner Generation.

Sicher - in unserer Generation hängt einiges schief. Aber diese Schieflage erklärt nur ganz wenig. Man muss ja weiterfragen: Warum hat die Weitergabe des Glaubens auf unsere Generation nicht geklappt? Damit verschiebt sich der Schwerpunkt um eine weitere Generation in die Vergangenheit.

Die Verfallserscheinungen der Kirche und der Glaubensschwund haben eine viel längere Geschichte, als dass sie nur auf eine Generation bzw. einen Generationenwechsel zu schieben wären. Meiner Meinung nach geht es bereits mit dem ausklingenden Hochmittelalter los. Wenn ich noch strenger nachschaue, finde ich den Samen des Verfalls sogar noch früher - nur war er da eher Samen und noch nicht so sehr Frucht bzw. überwogen die positiven Früchte die Verfallsfrüchte.

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Ich selber lokalisiere die Ursache bei den Eltern, sprich bei meiner Generation. Wenn dich keiner dazu anhält in den Gottesdienst zu gehen als Kind, dann gehst du auch nicht freiwillig oder nur mal um zu gucken. Wenn zuhause nicht gebetet wird, dann lernst du auch nicht beten. Wenn du nicht zur Beichte, zum Kreuzweg etc geschickt wirst, wenn die Eltern am Sonntag lieber lange schlafen, wie soll sich da ein Jugendlicher aufraffen und alleine in den Gottesdienst gehen?
Du liegst Altersmäßig ziemlich mittig zwischen mir und meinen Eltern und auch wenn es kein Trost ist, aber ich kann den "Einbruch" der Kontinuität bei uns ziemlich genau auf das Jahr 1987 datieren. Vorher hatte ich fast "vorkonziliare" Bedingungen, danach nur noch RU und mich selbst - war ein bisken arg wenig.

 

Aber ich kann Dir sagen, daß es inkonsequente Eltern auch schon in den 1960er/70er Jahren gab. Mein Großvater hat zwar seine Kinder noch zur Messe geschickt, er selbst ist aber nicht mehr gegangen - das Problem ist also weitaus älter, als man gemeinhin vermuten mag.

 

Ich pers. versuche eigentlich unseren Großen damit zu locken, daß er ja Kinder aus seinem KiGa in der Messe trifft (und ich habe das Glück, daß einer seiner besten Kumpel polnische Eltern hat, gegen die meine eigene Praxis eher legér wirkt), aber das sind höchsten 6-12 (von 70). Darüber, wie man den Rest motivieren könnte, zerbreche ich mir jetzt seit einem Jahr den Kopf, aber eine zündende Idee hatte ich auch noch nicht. Man kann noch nichtmal sagen, daß es an der Liturgie liegt. Die Kleinkindergottesdienste sind zwar den Räumen in denen sie stattfinden entsprechend voll, aber gemessen an der Gesamtzahl der Kinder in unseren Gemeinden und Einrichtungen doch eher schwach besucht.

 

Auf dem Dorf scheint es irgendwie mehr Druck zu geben. Also wie wär's mit etwas Druck und ins Gewissen reden? Ich weiß ja auch nicht, ob das funktioniert, aber probieren würd ich's.
Druck ist das falsche Wort. Es ist nicht bewußt "Druck" der auf dem Dorf ausgeübt wird, sondern (mMn) eher die Tatsache, daß man sich kennt, die Kirche und den Gottesdienst als Teil des nachbarschaftlichen Lebens wahrnimmt, in ein Netzwerk eingebunden ist.

 

Diese Netzwerke sind heute aber nur noch schwach ausgeprägt, bzw. kranken mMn an zwei Dingen: Tendenzen zum einigeln und Knüpfunwilligkeit. Die bestehenden Netzwerke igeln sich ein, lassen keine Neuzugezogenen rein (PGR, KV und einige andere Gremien sind da schon mal sehr gute Indikatoren), sind wenig attraktiv für "Fremde" (auch wenn die schon 10 Jahre in der Gemeinde sind). Auf der anderen Seite haben glaube ich viele Menschen gar nicht mehr gelernt, wie man solche Netzwerke aufbaut und unterhält. Das sehe ich sehr gut an meiner Frau, die einiges an Energie aufwenden musste um ein funktionierendes Netz aufzubauen - da sind viele Knoten locker oder aufgegangen, weil die Angesprochenen sich nicht einlassen wollten/konnten.

 

aber diese Laissez-fair-Mentalität meiner Generation kotzt mich langsam echt an!
Das ist die gleiche Generation, die die Idee hatte, ihre Kinder selbst entscheiden zu lassen (ob sie sich taufen lassen will)...
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Mir stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage: WAS IST GLAUBE?

 

Ist es das, was hier so glorifiziert wird: Alle gehen am Sonntag in die Messe, weil es eben Tradition ist?

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Mir stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage: WAS IST GLAUBE?

 

Ist es das, was hier so glorifiziert wird: Alle gehen am Sonntag in die Messe, weil es eben Tradition ist?

Glaube ist das Vertrauen auf Gott schlechthin, das sich ausdrückt im Leben einer pers. Spiritualität und der Teilnahme am sakramentalen, caritativen und verkündigenden Leben der Kirche (zumindest sehe ich das so).

 

Und mMn geht das eine nicht ohne das andere. Auch wenn ich immer wieder zu hören bekomme "zum Glauben brauche ich die Kirche nicht" - ich meine doch! Ohne die Teilhabe am Leben der Kirche, die Verbundenheit mit anderen Gläubigen kann mMn Glaube nicht wachsen, nicht wurzeln, nicht fruchttragen.

 

Was Sophia oben über die "Volksmission" schrieb ist der springende Punkt. Den RU kann man (zumindest aus meiner Erfahrung) wohl kaum als Katechese, als Hilfestellung seine pers. Gottesbeziehung aufzubauen und zu pflegen, bezeichnen.

 

Die Kirche hat nicht umsonst in ihren eigenen Geboten festgesetzt: Jeden Sonn- und Feiertag die Messe mitfeiern! Die (mMn) beste Katechese ist immer noch das Kirchenjahr und sie dürfte in vielen Fällen die einzige regelmäßige katechetische Veranstaltung für Erwachsene sein die ein relativ breites Publikum erreicht (zumindest ist es bspw. für mich das einzige diesbezügliche Angebot, daß ich regelmäßig wahrnehmen kann).

 

Der Nichtbesuch der Messe ist mMn der seltene Fall in dem die Beseitigung des Symptoms schon ein wichtiger Schritt für die Heilung der ganzen Krankheit ist.

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Nebenbei: die Tradition ist es, die uns am Leben hält. Die Tradition ist die Verbindung zu den Vorfahren und zu den Nachkommen, die Sammlung der Erfahrung von Jahrtausenden aus der wir für die Zukunft schöpfen können. Durch die Übung von Brauch und Ritual knüpft man Bänder in beide Richtungen und kann mit vertrauten (= Sicherheit bietenden) Mustern eine Entwicklung fortführen, einleiten oder verhindern.

 

Die Tradition der Kirche hat vor diesem Hintergrund nochmal eine eigene Qualität.

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