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Müssen wir uns nicht fragen, warum?


Mecky

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Nur befürchte ich, dass für die meisten Menschen die benannten Gründe ausschlaggebend sind, dieses Schiff erst gar nicht zu betreten.

 

hm. wenn ich das lese, drängt sich mir die frage auf:

 

warum möchtest du, mecky, dann menschen auf dieses schiff (von dem du sagst, daß man es so sehen kann, wie von shubashi beschrieben, auf das shubashis beschreibung also irgendwie zutreffend zu sein scheint) holen?

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Mir stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage: WAS IST GLAUBE?

 

Ist es das, was hier so glorifiziert wird: Alle gehen am Sonntag in die Messe, weil es eben Tradition ist?

 

Ich denke nicht. Der Gottesdienstbesuch ist ein mögliches Ergebnis des Glaubens. Aber die Verbindung ergibt sich nicht austomatisch. Ich stelle die Frage einmal um: Warum führt mich mein Glaube Sonntags in die Kirche?

 

Der Gottesdienst ist mein bewußter Fixpunkt in der Woche. Hier besinne ich mich konkret darauf zu meinem Glaubenswurzeln zurückzukehren, denn innerhalb der Woche wird dieser Glaube trotz vieler Gegenwehr immer wieder überwuchert vom Alltag. Ich brauche diesen Fixpunkt der Besinnung auf die Mitte. Gerade die Routine ist hilfreich für mich.

 

Ich möchte es mit dem Sport vergleichen. Vielen ist klar, dass regelmäßiger Sport (in sinnvollen Grenzen) sehr gut für die Gesundheit ist. Viele haben sich auch schon vorgenommen, regelmäßig in ein Sportstudio zu gehen und dann wird es langweilig und nach ein paar Wochen oder Monaten ... . All der Vorsatz, all der Sinn half nicht. Wenn man aus der Routige rausfällt ist es vorbei.

 

Läßt sich das auf den Glauben übertragen oder hinkt das Beispiel zu sehr?

 

Auf dieser Basis gründet sich vermutlich das Sonntagsgebot. In die Pädagogik übertragen: Nur durch regelmäßige Wiederholung wird eine Verinnerlichung und damit dauerhaftes Lernen erreicht.

 

Ich möchte aber dazu eine Gegenfrage stellen: Wer ist gläubig? (Welcher Menschentyp soll unsere Gesellschaft in Zukunft prägen. )

 

Ein Mensch feiert regelmäßig Gottesdienst, im Alltag aber stellt er die Ellenbogen aus und ist nur darauf bedacht, seine eigene Person nach vorne zu bringen und die Karriereleiter möglichst schnell nach oben zu klettern. Die Bedürfnisse seiner Mitmenschen interessieren ihn dabei wenig.

Ein anderer geht sonntags kaum in die Kirche, setzt seine Kräfte im Alltag aber nicht nur für sich, sondern vor allem auch für seine Mitmenschen ein.

 

Schatir

 

Es ist ganz einfach - Jesus würde den Anderen als den ansehen, den er gemeint hat. Aber er würde wohl auch zu dem gehen, der es braucht - und das könnte auch der Erste sein, denn er ist irgendwie zerrissen.

Das "ich habe ein Beispiel gegeben" im Abendmahlsaal bezieht sich (nicht nur nach meiner Meinung) auf das Brotbrechen -> Eucharistie und auf die Fußwaschung -> Diakonie. Wenn jemand eines ausklammert, fehlt was.

 

 

Ich bezog mich im Hinblick auf "den Anderen" auf Matthäus 25,35.

bearbeitet von Martin
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Und so mancher fragt sich, warum es gerade dieses Schiff sein muss. Nebendran schwimmen haufenweise Schiffe, wo es zumindest nicht gar so schlimm ist. Und das ist einer der Gründe, warum so viele erst gar nicht im Entferntesten daran denken, das Kirchenschiff zu betreten.
(Hervorhebung von mir)

Vielleicht ist es so, daß man erst dann erkennt, daß es genau dieses Schiff sein muß, wenn man sehen kann, daß dieses ein guter Platz für die "halbertrunkenen Schiffsratten" ist. Aber sich realistischerweise selbst als eine solche sehen zu können, ohne in Fatalismus, Depression oder Weltverachtung zu versinken, dazu bedarf es einer Basis. Ignatius von Loyola formulierte diese Basis in der Sprache des 16. Jahrhunderts so: "sich als Sünder/in berufen zu wissen, Gefährt/in Jesu zu sein". Beide Halbsätze zusammen, in der ganzen Spannung, die sie beinhalten - nie aufgelöst in eine der beiden Richtungen, egal, wie groß die Versuchung dazu sein mag!

Vielleicht ist eine Antwort auf das "Warum?" die Tatsache, daß es uns persönlich und als Gemeinschaft(en) anscheinend nur noch wenig lebensnah gelingt, diese Spannung, diese Basis fruchtbar und froh zu leben. Was natürlich ein neues "Warum?" hervorruft ...

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Nunja, wie es auf Schiffen zugeht, merkt man erst, wenn man auf ebendiesen Schiffen mitfährt. Von außen sieht es meist anders aus. Und das Gras auf der anderen Seite war schon immer grüner und saftiger.

Ich denke nicht, dass es auf anderen Schiffen so viel besser zugeht. Vielleicht anders.

Aber den Kurs aufs Riff fahren viele. Oder zumindest scheint es so. Und oft sind es die Schiffe die sich Menschlichkeit oder Nächstenliebe auf die Segel schreiben, auf denen dann fleißig gemobbt und hintergangen wird- und die eifrigsten Intirgangten werden dann Kapitän.

Wenn ich mich für das Schiff entscheiden habe, möchte ich aber, das es weg vom Kurs aufs Riff kommt und mit daran arbeiten, dass das Ziel erreicht werden kann. Und natürlich- als halb ertrunkene Schiffratte-Zuflucht finden, Luft holen und Kraft tanken. Der Ozean ist sicher kälter, unangenhemer und lebensgefährlicher..

Und, auch wenn es auf dem Schiff zugeht wie beschrieben., es gilt auch: "Das Segel ist die Liebe, der Heilig Geist der Mast"

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Wenn das Schiff untergeht, dann ist man diese Problematik los.

Dann treiben alle zusammen in den Wogen des Meeres. Dann bleibt nur der Mensch, Gott und die Wellen und die Frage, wer denn heute das Deck schrubben soll und wie dies zu geschehen hat, lenkt nicht mehr vom wesentlichen ab.

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Ich glaube, in diesem Leben ist es unsere Aufgabe und unser Menschen-/Rattenschicksal auf Schiffen zu fahren. Dass wir aber erfahren können, dieses meist so gefürchtete Meer ist in Wahrheit der göttliche Grund, der uns alle trägt, ist das höchste, was uns in diesem Leben möglich ist. Was das Kirchenschiff mehr bräuchte, sind Fahrensleute, die dieses größte Geheimnis mitteilen können, uns zeigen können, dass man sich in diesem Meer sogar erfrischen kann. Und dann ist es tatsächlich kein Schrecken mehr, einmal der See auf immer übergeben zu werden, die all ihre Toten wieder freigibt am Tage Seiner Wiederkunft.

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Wenn das Schiff untergeht, dann ist man diese Problematik los.

Dann treiben alle zusammen in den Wogen des Meeres. Dann bleibt nur der Mensch, Gott und die Wellen und die Frage, wer denn heute das Deck schrubben soll und wie dies zu geschehen hat, lenkt nicht mehr vom wesentlichen ab.

Und genau so soll das sein! Weg mit der falschen Sicherheit, ihr Weicheier und Plankenschrubber!

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Und so mancher fragt sich, warum es gerade dieses Schiff sein muss. Nebendran schwimmen haufenweise Schiffe, wo es zumindest nicht gar so schlimm ist. Und das ist einer der Gründe, warum so viele erst gar nicht im Entferntesten daran denken, das Kirchenschiff zu betreten.
(Hervorhebung von mir)

Vielleicht ist es so, daß man erst dann erkennt, daß es genau dieses Schiff sein muß, wenn man sehen kann, daß dieses ein guter Platz für die "halbertrunkenen Schiffsratten" ist. Aber sich realistischerweise selbst als eine solche sehen zu können, ohne in Fatalismus, Depression oder Weltverachtung zu versinken, dazu bedarf es einer Basis. Ignatius von Loyola formulierte diese Basis in der Sprache des 16. Jahrhunderts so: "sich als Sünder/in berufen zu wissen, Gefährt/in Jesu zu sein". Beide Halbsätze zusammen, in der ganzen Spannung, die sie beinhalten - nie aufgelöst in eine der beiden Richtungen, egal, wie groß die Versuchung dazu sein mag!

Vielleicht ist eine Antwort auf das "Warum?" die Tatsache, daß es uns persönlich und als Gemeinschaft(en) anscheinend nur noch wenig lebensnah gelingt, diese Spannung, diese Basis fruchtbar und froh zu leben. Was natürlich ein neues "Warum?" hervorruft ...

 

Nicht nur zu leben, sondern zuerst einmal wahrzunehmen. Das ist ein sehr guter Punkt. Spannung. Wer diese Spannung empfindet, kann weder den Glauben, noch den Gottesdienst als langweilig empfinden.

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Ich glaube, in diesem Leben ist es unsere Aufgabe und unser Menschen-/Rattenschicksal auf Schiffen zu fahren. Dass wir aber erfahren können, dieses meist so gefürchtete Meer ist in Wahrheit der göttliche Grund, der uns alle trägt, ist das höchste, was uns in diesem Leben möglich ist. Was das Kirchenschiff mehr bräuchte, sind Fahrensleute, die dieses größte Geheimnis mitteilen können, ...

 

Ich habe mal sagen hören, dass wir Christen unseren Glauben in einem geschlossenen Umschlag verwahren. Da ist etwas dran.

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Ich glaube, in diesem Leben ist es unsere Aufgabe und unser Menschen-/Rattenschicksal auf Schiffen zu fahren. Dass wir aber erfahren können, dieses meist so gefürchtete Meer ist in Wahrheit der göttliche Grund, der uns alle trägt, ist das höchste, was uns in diesem Leben möglich ist. Was das Kirchenschiff mehr bräuchte, sind Fahrensleute, die ...

 

...den nicht aus dem Blick verlieren, der über das Wasser auf das Schiff zukommt.

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...

die Frage, wer denn heute das Deck schrubben soll und wie dies zu geschehen hat, ...*

Die Antwort ist, das Deck zu schrubben.

 

______________________

*ich habe sinnentstellend zitiert, um die Antwort zu ermöglichen

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warum möchtest du, mecky, dann menschen auf dieses schiff ... holen?

Will ich das überhaupt?

 

Primär geht es mir darum, das Heil zu finden und im Heil zu leben.

Und diese Heilsvorstellung wäre sehr defizitär, wenn ich mir die Illusion machte, dass Heil etwas rein Individuelles und somit menschenlosgelöstes "nur für mich alleine" wäre.

Ich suche primär nicht Schiffsinsassen, sondern Menschen, die sich mit mir zusammen auf den Weg des Heils begeben.

 

Warum gehe ich dazu auf das katholische Schiff?

Es gibt Schiffe, die halte ich für stabiler. Einige sind vor allem sind sie schneller. Auf vielen Schiffen arbeitet eine weitaus bessere Crew.

Aber mich fasziniert zunächst einmal die Schiffsbibliothek. In deren Bücher stehen Gedanken, die vielleicht nicht zusammen mit dem Schiff und den Büchern untergehen. Und so mancher auf diesem Schiff hat diese Gedanken auch gelesen, manche haben sie sogar verstanden, einige leben sogar davon und haben ihr Leben an diese Gedanken geschliffen und handeln entsprechend.

Es ist vielleicht eine mir und einigen anderen geschenkte, besondere Gnadengabe, diese Gedanken und auch deren Auswirkungen in Menschen wahrzunehmen, obwohl die Bücher verstaubt, die Praxis von ganz anderen Themen überlagert und der Drang in die Bibliothek bei der Besatzung ziemlich gering ist. Es ist mir möglich, unter der Kruste von Dreck (z.B. die ganze Traditions-Scheiße von Menschenverachtung, Hexenverbrennung, Frauendiskriminierung, Korinthenkackerei etc.) etwas zu erahnen, das es Wert ist, gerade auf diesem Schiff zu fahren.

 

Ich mache mir auch keine großen Illusionen über die anderen Schiffe. Die einen werden ebenso sinken. Andere fahren zwar ewig weiter, wissen aber nicht wozu - und dann fährt man, fährt man, fährt man ...

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die Frage, wer denn heute das Deck schrubben soll und wie dies zu geschehen hat, ...

Keine Ahnung. Das ist Frauensache. Frag mal die Frauen, die sind nach Gottes Willen hierzu berufen.

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Im MA war Kirche und Kultur eine Sache der Oberschicht, was das einfache Volk wirklich glaubte, interessierte nicht, solange die Disziplin gewahrt wurde. Es entstand dann ein skurriler Volksglaube, der häufig die Grenze zu Aberglauben übersprang. Wer von den wenigen Kulturträgern die kirchliche Lehre und ihren Machtanspruch in Frage stellte, verlor seine Existenzberechtigung.

Und ich sage: Nicht einmal dies schafft die Kirche heute.

 

Daneben finde ich Deine Beschreibung des Mittelalters viel zu einseitig. Für große Teile der mittelalterlichen Menschen war nämlich das, was die Kirche sagte, unumstößliche Wahrheit. Dass Gott die Welt geschaffen hat. Dass Jesus der Heiland ist. Dass die Gebote Gottes die Richtschnur des Handelns sein müssen. Dass nach dem Tod Himmel, Hölle und Fegfeuer auf den Menschen warten.

All diese Überzeugungen waren großflächig unhinterfragte Wahrheiten, an denen man sich orientierte, auch wenn sie im Volk sehr unterschiedlich (oft noch mit altheidnischem Denken vermischt) interpretiert wurden.

Und neben dem "skurrilen Volksglauben" - manchmal sogar mit ihm gemeinsam auftretend - gab es vor allem Glauben. Und dieser Glaube war extrem kulturprägend - sowohl was die hohe Kultur (z.B. in vielen Klöstern), als auch, was die Lebenskultur des einfachen Volkes betraf.

 

Den von mir erwähnten Niedergang kann man nett anhand von Stationen beobachten. Unbeantwortete Hinterfragung in den neu aufkommenden Universitäten. Die fehlende Antwort der Kirche auf die Pestjahre. Dann die erste deutliche Frucht: Das päpstliche Exil in Avignon. Das große abendländische Schisma. Aufkommen drängender Reformwünsche und -forderungen, die nicht aufgegriffen wurden. Eskalation bis hin zur Reformation. Kirchenspaltung - und von nun an ist die Kirche eine kulturelle Witzfigur, ein Spielball anderer Mächte. Hilflos ausgeliefert bereits im Absolutismus. Dann die völlige Entmachtung im Anschluss an die französische Revolution: Säkularisation. Eklatante Beschränkung der Aktionsmöglichkeiten - erst durch den Kulturkampf (liebliches Wort, das aber gut anzeigt, dass es hier um Kultur geht). Dann die inhaltliche Entmachtung durch Erkenntnisse von Marx (Diamat, Histomat), Darwin, Feuerbach, Nietzsche, Freud. Und damit sind wir in der Gegenwart angekommen, wo die inhaltlichen Angriffe schon gar nicht mehr auf einige Beispiele reduzierbar sind, sondern fast durchgängig in unserer Gesellschaft fest verankert sind. Sozusagen das Licht der säkularen Tradition - und das leuchtet und wirkt einschneidend. Deschners Vorwürfe, Boogles Vorwürfe, Dawkins Vorwürfe sind kulturprägendes Volksgut.

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Die heutige religiöse Kultur folgt in etlichem der Alltagskultur. Stetigkeit, Regelmäßigkeit, Ortsfestigkeit sind Gegebenheiten, die in den letzten zwei Generationen stark geschwunden sind. Die moderne Mensch ist habituell rastlos. - Raststätten für sonst rastlose Menschen anzubieten, ist doch eine schöne und wichtige Aufgabe für uns, auch wenn wir (hierzulande) weniger werden. Dieses Leitbild würde auch die innerkirchlichen Streitereien beenden, indem der Blick nach außen gerichtet wird, jeder versucht sein Bestes. Die "Verdunstung" des Glaubens ist ganz einfach erklärt; die Leute erleben schlicht nicht, daß sie etwas davon haben. Das von mir skizzierte Leitbild macht den Sinn des Glaubens wieder augenscheinlich.

Das ist ziemlich deprimierend. Denn es bedeutet, dass die Kirche in der heutigen Alltagskultur nicht überlebensfähig ist.

 

Du nennst Stetigkeit, Regelmäßigkeit, Ortsfestigkeit. Deine Liste ließe sich noch verlängern. Ich befürchte, dass zum Beispiel auch mangelnder Respekt vor der Obrigkeit, Reizbedürftigkeit, aufklärerischen Erklärungsdruck, multikulti und der Druck auf schnell sichtbare Ergebnisse hierhin gehören. Und man könnte noch ziemlich lange mit den analytischen Beispielen fortfahren.

 

Aber dies alles beschreibt meiner Meinung nach nichts anderes, als das Aufgaben- und Problemfeld. Die Aufgabe ist ja, in einer konkreten Gesellschaft Ansatzpunkte zu finden und hier Wege des Glaubens anzubieten. Die Analyse, die Du begonnen hast, bietet ebenso wenig wie das Moralisieren und Bejammern dieser Analyse (was Du nicht getan hast) eine Lösung. Dies alles ist nur der erste Schritt, der zwar notwendig und unumgänglich ist, aber nicht von sich aus weiter führt.

 

Die Frage bleibt: Warum kommt die Kirche und auch die Botschaft des Glaubens in einer solchen Gesellschaft nicht rüber? Warum gibt es für Millionen von Menschen keine begehbare Brücke zwischen ihrer faktischen Lebenskultur und dem Glauben der Kirche?

 

Und neue Fragen gesellen sich hinzu:

Ist Glaube nur was für Lebenskulturen vergangener Zeiten, in denen das Wertesystem eben nicht so bevorzugt auf jenen Werten (bzw Unwerten) beruhte, wie Du sie beschrieben hast?

Sind Glaube und Kirche nur was für bestimmte Lebenskulturen geeignetes?

 

Und man darf auch hier Deine Analyse noch einmal in Frage stellen. Stetigkeit und Regelmäßigkeit sind zum Beispiel keineswegs durchgängig in Abrede. Im Gegenteil: Unser Wirtschaftssystem setzt diese Werte viel härter voraus, als je zuvor. Die Kontrollmechanismen für diese Werte wurden gerade in den letzten Jahren erheblich perfektioniert und mit größter Macht versehen.

 

Und Deine Analyse hat einen engen Fokus. Nicht in den Blick geraten neue Werte wie Flexibilität, Teamfähigkeit, verstehender Durchblick und so weiter.

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Nein, durchaus überlebensfähig. Aber in veränderter Gestalt. - Es ist mE nicht so, daß die meisten Menschen auf unser Angebot nicht reagieren. Aber sie tun es halt nicht so, daß sie sich taufen lassen, anschließend regelmäßig die Gottesdienste besuchen und in der Gemeinde aktiv sind. Unser Fehlen würden ganz viele bedauern, auch wenn sie selbst zu einer 100%-Anhängerschaft nicht bereit sind. - Ob sich ein Mensch bekehrt, liegt nur wenig an unserem Bemühen, viel mehr (oder gar allein?) an Gottes Gnade. Also machen wir in Freude und Zuversicht unser Ding, über Erfolg oder Mißerfolg brauchen wir nicht zu grübeln. Grüße, KAM

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Primär geht es mir darum, das Heil zu finden und im Heil zu leben.

Und diese Heilsvorstellung wäre sehr defizitär, wenn ich mir die Illusion machte, dass Heil etwas rein Individuelles und somit menschenlosgelöstes "nur für mich alleine" wäre.

Ich suche primär nicht Schiffsinsassen, sondern Menschen, die sich mit mir zusammen auf den Weg des Heils begeben.

 

danke für deine antwort, mecky.

 

das mit der suche nach dem heil und der suche nach menschen, mit denen man nach dem heil suchen kann, verstehe ich sehr gut.

auch daß du in der rkk ein wissen und gedanken findest, die du wertschätzt. ich bin überzeugt von diesem wissen in der rkk.

 

was ich nicht verstehe, ist dieses bild von der kirche als schiff, auf dem menschen ermordet werden.

vielleicht kapiere ich dieses bild nicht. denn, um im bild zu bleiben, so toll kann kein buch sein, daß man dafür die ermordung auch nur eines menschen in kauf nehmen darf.

ich nehme an, ich kapiere dieses bild von der kirche als schiff anders als jene, die von diesem bild perlenmäßig begeistert sind. irgendwie kapiere ich es gar nicht ... :angry2:

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Warum gibt es für Millionen von Menschen keine begehbare Brücke zwischen ihrer faktischen Lebenskultur und dem Glauben der Kirche?
Weil keiner ihnen Brücken baut?

 

Die alten Brücken führen die Menschen nicht mehr zur Kirche.

Bei manchen sind die Fundamente weggebrochen (die Wundergläubigkeit des Mittelalters z.B. gibt es so heute nicht mehr), bei anderen fehlt das "Volk" (die Brücke von der Insel der Volksfrömmigkeit zum Glabuen wird heute eher in der Gegenrichtung beschritten).

 

Wir müssen heute neue Brücken bauen. Die da anfangen, wo die Menschen heute leben.

 

Das Problem ist nicht neu, es mussten immer schon neue Brücken gebaut werden. Neu ist vielleicht das Tempo, mit dem diese neuen Brücken benötigt werden.

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Nein, durchaus überlebensfähig. Aber in veränderter Gestalt. - Es ist mE nicht so, daß die meisten Menschen auf unser Angebot nicht reagieren. Aber sie tun es halt nicht so, daß sie sich taufen lassen, anschließend regelmäßig die Gottesdienste besuchen und in der Gemeinde aktiv sind. Unser Fehlen würden ganz viele bedauern, auch wenn sie selbst zu einer 100%-Anhängerschaft nicht bereit sind. - Ob sich ein Mensch bekehrt, liegt nur wenig an unserem Bemühen, viel mehr (oder gar allein?) an Gottes Gnade. Also machen wir in Freude und Zuversicht unser Ding, über Erfolg oder Mißerfolg brauchen wir nicht zu grübeln.

 

Ein wenig Grübel scheint mir dennoch angebracht. Du stellst die These auf, dass es sich bei der vermeintlichen Glaubensverdunstung bzw. dem Kirchenverfall hauptsächlich um eine Verschiebung ginge - von der sichtbaren Kirche zur unsichtbaren.

Den Effekt beobachte ich zumindest als Teil des Ganzen auch. Wer aus der Kirche austritt, zeigt damit ja nicht immer seinen Nichtglauben, sondern stößt sich auf an der sichtbaren Kirche - einigen ihrer Lehrinhalte oder an einigen ihrer öffentlichen Vertreter.

Den anderen Teil - also echter Glaubensverfall oder Glaubensabfall - gibt es allerdings auch, und dieser Teil dürfte nicht gering sein. Und wie es bei denen aussieht, die zwar noch in der Kirche verbleiben, aber nichts mehr mit der Kirche und dem Glauben tun, müsste man in diesem Zusammenhang auch noch erwähnen.

 

Die unsichtbare Kirche kann sich nicht selbst erhalten. Sie ist von der sichtbaren Kirche abhängiger, als sich ihre Gläubigen bewusst sind. Sie brauchen die sichtbare Kirche - und sei es nur als abschreckendes Beispiel ... und um anhand des abschreckenden Beispiels einen vagen Traum zu produzieren, wie es denn "richtig" sein müsste.

 

Die Frage bleibt also weiter virulent, ob und in welcher Form die sichtbare Kirche überlebensfähig ist. Die Frage ist deshalb so wichtig, da sie eine wesentliche Heilsfunktion hat.

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Wir müssen heute neue Brücken bauen. Die da anfangen, wo die Menschen heute leben.

 

Das Problem ist nicht neu, es mussten immer schon neue Brücken gebaut werden. Neu ist vielleicht das Tempo, mit dem diese neuen Brücken benötigt werden.

Das dürfte Konsens sein.

 

Aber wie sollen diese Brücken aussehen? Aus welchem Material sollen sie geschaffen sein?

Das Problem ist wirklich nicht neu. Aber nicht nur das Tempo, sondern auch die Ratlosigkeit scheinen mir für unsere Zeit in ihrem Maß spezifisch zu sein. Uns wird durch den sichtbaren Verfall der Kirche viel deutlicher, als früheren Generationen erkennbar, dass man schon längst hätte mehr Gedanken machen müssen über die Brückenbauweise. Die Offenkundigkeit, wie morsch und unbegehbar viele Brücken geworden sind, scheint mir ein Spezifikum der letzten paar Jahrzehnte.

 

Es ist noch nicht lange her, dass ich immer wieder zu hören bekam "wird schon wieder!" Und dieser zweckoptimistische Satz vermeidet die Einsicht, dass systematische (also eben nicht nur aktuelle, zufällige) Probleme vorliegen.

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Wir müssen heute neue Brücken bauen. Die da anfangen, wo die Menschen heute leben.

Dieser Satz ist übrigens ein Pladoyer für "gaudium et spes". Insbesondere für die ersten Sätze dieser Konzilskonstitution.

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Wir müssen heute neue Brücken bauen. Die da anfangen, wo die Menschen heute leben.

 

Das Problem ist nicht neu, es mussten immer schon neue Brücken gebaut werden. Neu ist vielleicht das Tempo, mit dem diese neuen Brücken benötigt werden.

Das dürfte Konsens sein.

 

Aber wie sollen diese Brücken aussehen? Aus welchem Material sollen sie geschaffen sein?

Vielleicht ist das "woraus" weniger wichtig als das "wo". Um im Bild der Brücken zu bleiben: Früher waren die Menschen weniger verstreut. Mit einer breiten Brücke ermöglichte man vielen Menschen den Weg in die Kirche. Heutzutage gibt es viele Wege, die einen überallhin führen können. Es gibt nicht mehr einen Punkt, wo man die Menschen abholen kann, sondern viele.

Ja, vielleicht ist das ein entscheidender Punkt: Die "großen Plätze", auf denen man früher viele Menschen erreichen konnte, sind heute leer.

Was wir brauchen, sind also viele "Brücken" zu Gott. "Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt" schrieb mal ein uns allen bekannter Theologe. "Wie" diese Brücken dann aussehen ist eigentlich ziemlich egal. Sie sollten halt begehbar sein. Für einzelne dürften sogar wacklige Stege durch die Mariamanteschen Sümpfe der Selbstverleugnung die richtigen Brücken auf dem Weg zu Gott sein.

 

Das Problem ist wirklich nicht neu. Aber nicht nur das Tempo, sondern auch die Ratlosigkeit scheinen mir für unsere Zeit in ihrem Maß spezifisch zu sein. Uns wird durch den sichtbaren Verfall der Kirche viel deutlicher, als früheren Generationen erkennbar, dass man schon längst hätte mehr Gedanken machen müssen über die Brückenbauweise. Die Offenkundigkeit, wie morsch und unbegehbar viele Brücken geworden sind, scheint mir ein Spezifikum der letzten paar Jahrzehnte.

 

Es ist noch nicht lange her, dass ich immer wieder zu hören bekam "wird schon wieder!" Und dieser zweckoptimistische Satz vermeidet die Einsicht, dass systematische (also eben nicht nur aktuelle, zufällige) Probleme vorliegen.

Gut, daß Du dich (und uns) nicht mehr vertrösten lässt!
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Wir müssen heute neue Brücken bauen. Die da anfangen, wo die Menschen heute leben.
Dieser Satz ist übrigens ein Pladoyer für "gaudium et spes". Insbesondere für die ersten Sätze dieser Konzilskonstitution.

Ich hab's mal verlinkt
Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.

 

Ist doch ihre eigene Gemeinschaft aus Menschen gebildet, die, in Christus geeint, vom Heiligen Geist auf ihrer Pilgerschaft zum Reich des Vaters geleitet werden und eine Heilsbotschaft empfangen haben, die allen auszurichten ist.

 

Darum erfährt diese Gemeinschaft sich mit der Menschheit und ihrer Geschichte wirklich engstens verbunden.

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(...)

Die unsichtbare Kirche kann sich nicht selbst erhalten. Sie ist von der sichtbaren Kirche abhängiger, als sich ihre Gläubigen bewusst sind. Sie brauchen die sichtbare Kirche - und sei es nur als abschreckendes Beispiel ... und um anhand des abschreckenden Beispiels einen vagen Traum zu produzieren, wie es denn "richtig" sein müsste.

 

Die Frage bleibt also weiter virulent, ob und in welcher Form die sichtbare Kirche überlebensfähig ist. Die Frage ist deshalb so wichtig, da sie eine wesentliche Heilsfunktion hat.

Es ist wohl richtig, daß es kein Christentum ohne Kirche geben würde, ich halte sie aber nicht für das Wesentliche des Glaubens.

 

Ich deute das "du bist der Fels auf dem ich meine Kirche baue" so, daß der Fels nicht schon die Kirche, sondern dasjenige ist, was die Kirche bewahrt aber selbst ohne Leben ist.

Die Kirche daher als Form und Zweck - als den starren und kalten Fels auf dem die Kirche erst errichtet wird.

Freilich wird da dann die Metapher von der Kirche als Leib Christi fraglich.

Es gibt da ein Ausspruch aus dem Thomas-Evangelium, der mir ganz gut gefällt, wiewohl ich natürlich um die gnostische Wurzel weiß, nämlich:

"wo immer sind drei, sind sie gottlos, aber wo einer alleine ist - so sage ich - bin ich mit ihm. Hebe auf den Stein, und du wirst mich dort finden, spalte ein Stück Holz, - ich bin dort."

 

Demgegenüber gibt des den Ausspruch aus dem Matthäus-Evangelium

"wo zwei oder drei auf meinen Namen hin versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen"

http://books.google.de/books?id=mNZ9lVna4-...ary_r&cad=0

 

Also einmal der persönliche Bezug zu Gott und einmal die religiöse Gemeinde.

Nach meiner Erfahrung ist mir Gott in der Einsamkeit am nähesten. Während andere ihren Gottesbezug im Ritual finden, in der Gemeinde, in der Eucharistie.

 

Während ich also die Kirche zwar als notwendig zum Erhalt des Glaubens erkenne, sehe ich so doch nicht als das wesentliche meines Glaubens.

 

Und ich denke, daß Anzahl derjenigen, die sich Gott in der Messe nahe fühlen, am schwinden sind - das viele die Messe nur noch für etwas befinden, wo man eben hingehen muss oder hingeht.

Und ich bezweifle, daß man diesen Gottesbezug mit einem Rückbezug auf alte und feierlichere Rituale (wieder?) herstellen könnte - es wird aber auch nicht dadurch gelingen, daß man diese modernisiert.

Denn die Kirche hat keine Krise der Form, sondern eine wesentliche, eine spirituelle Krise.

bearbeitet von Sam_Naseweiss
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