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Müssen wir uns nicht fragen, was tun?


Schatir

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Ich denke auch, dass der Pflichtzölibat nicht der Grund für die anhaltende "Glaubensverdunstung" (schöner Begriff!!!) ist. Vielmehr dient er als Vorwand, wenn andere Argumente nicht mehr ziehen oder widerlegt sind! Bestes Beispiel ist der "Mitgliederschwund" bei den evangelischen Kirchen, der sogar noch stärker ist als bei der katholischen Kirche.

Ich denke, es ist die Beliebigkeit, mit der heute gelebt wird. Der Mensch wird meistens nur noch als "Zellklumpen" beschrieben, der eine zeitlang spielen darf, eine zeitlang eine Ausbildung genießt, dann aber bitteschön zum Brottosozialprodukt einiges beitragen soll und im Alter den Jungen nicht lange auf der Tasche liegen soll. Achja, Beerdigung im Pappsarg im Krematorium.

Jetzt gehöre ich auch nicht zu denen, die ständig rosenkranzbetend durch die Straßen laufen (nein, ich habe Fehler, aber ich versuche, sie klein zu halten). Aber sobald eine Forderung von Seiten der Kirchen aufgestellt wird, ist die Empörung groß mit dem Hinweis: "Ich bin ein mündiger Mensch, ich weiß selbst was gut ist!" Vielleicht sollte man hier ansetzen und den Werbeslogan "Unterm Strich zähl ich" etwas kritisch hinterfragen.

 

Warum? Dieser Slogan ist nur Ausdruck des aktuellen Lebensgefühls: letztendlich bin ich wichtig als Person und Persönlichkeit. Ich möchte als Person ernst genommen werden und respektiert werden, dass ich selbst Entscheidungen treffe für meine Lebensplanung: welche Richtung ich einschlage, welche moralischen grundsätze für mich gelten sollen...

Werte wie Persönlichkeit, Individualität, persönliche Freiheit werden heute hochgehalten.

 

Dieses Lebensgefühl gabe es vor 50 Jahren noch nicht: da zählten folgende Werte: Gehorsam, Pflichterfüllung, Anpassung... Da hieß es: Pass dich an! Hinterfrage nicht! Hör auf das, was der Ranghöhere dir sagt...Der Einzelne, das Individuum, zählte nichts.

 

Mein Eindruck ist: die Kirche hat diese Entwicklung verschlafen. Da heißt es immer noch: Tu dieses, lass jenes. Ich weiß, was gut für dich ist...

Dies empfinden die Menschen heute als Bevormundung und führt letztendlich dazu, dass diese sich von Kirche nicht ernst genommen fühlen. Tut sie ja auch nicht, denn das sind ja alles "pöhse Relativisten". D.h. die Kirche setzt sogar noch einen drauf und diskriminiert diese Menschen.

 

Wenn der heutige Mensch etwas von der Botschaft, die Kirche zu verkünden hat, annehmen soll, dann muss ich ihn davon überzeugen. Er muss sie verstehen, damit er für sich überprüfen kann: ist das etwas für meinen Wertekatalog? Möchte ich so mein Leben gestalten?

Auf der anderen Seite steht bei vielem Menschen eher so ein Unsicherheitsgefühl: ich glaube ja nicht so wie (ich meine dass) es die Kirche von mir will. Ich glaube ja nicht richtig. In vielen Gesprächen mit jungen Menschen habe ich schon erlebt, dass sich diese ständig für ihren Glauben entschuldigt hätten: "ich hab halt einen komischen Glauben".

Es bleibt also immer ein latentes Gefühl des Abgelehnt-seins und des Abgewertet-seins.

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@Shubashi

Mich stört am Pflichtzölibat desweiteren, dass die ganzen "sexualneurotischen Problemkreise" in der katholischen Kirche dadurch vermutlich eher befördert werden- und die menschliche Sexualität in der christlichen Botschaft ein solches Übergewicht bekommt, der hunderte von wichtigeren Fragen verdeckt.

Solange die katholische Kirche Frauen und verheirateten Menschen keine Perspektive in ihrem Dienst bietet, schafft sie sich ein völlig unnötiges Extraproblem und stärkt überholte patriarchale Strukturen. (Sinnvollerweise könnte man zölibatäre und nicht-zölibatäre Lebenswege nebeneinanderstellen, weil ja auch eine zölibatäre Berufung dem einzelnen entsprechen kann.) Nur darf eben nicht soviel Aufhebens darum gemacht werden, wenn es jemandem nicht gemäß ist. (Dieses explizite Verpönen der Sexualität erscheint mir manchmal geradezu wie eine Art negative Pornographie - so ein Nebenpunkt darf nicht soviel Gewicht haben.)

 

Das triffts für mich so ziemlich, dieses ganze leidige Sexthema wird unnötigerweise viel zu sehr in den Mittelpunkt gerückt. Ich denke mal die Institution katholische Kirche würde sich selbst einen großen Gefallen tun wenn sie den Pflichtzölibat aufheben würde und auch sonst eine entspanntere Form des Umgangs mit den Themen Sexualität finden würde. Zölibat weg, Frauen maßgeblich Zugang verschaffen zu allen Ämtern die auch Männer übernehmen. Aber wer soll solche Entscheidungen fällen? Die Altherrenriege in Rom garantiert nicht.

 

LG

JP

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Ich finde den Zölibat ein wichtiges Kriterium zur Entscheidung. Interessanterweise sehen das auch sämtliche Prieser so, die ich kenne.

 

Ich finde auch, dass insgesamt zu viel über dieses Thema diskutiert wird und das Wesentliche hinten runter fällt.

 

Übrigens habe ich mal gelesen, dass bei verheirateten evangelischen Pfarrern die höchste Scheidungsquote liegt. Ich bin überzeugt, dass ein engagierter Priester für Familie keine Zeit hat.

 

 

Das mit den Perspektiven für Frauen und Verheiratete ist eine andere Geschichte. Da darf die Institution ruhig ein wenig nachdenken. Ich denke allerdings, dass auch Frauen, die Priester werden wollen, sich für den Zölibat entscheiden sollten. Verheirateten sollte der Weg als Diakon zu arbeiten immer möglich sein, auch Priestern, die bemerken, dass sie nicht zölibatär leben können.

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Ich finde den Zölibat ein wichtiges Kriterium zur Entscheidung. Interessanterweise sehen das auch sämtliche Prieser so, die ich kenne.

 

Ich finde auch, dass insgesamt zu viel über dieses Thema diskutiert wird und das Wesentliche hinten runter fällt.

 

Übrigens habe ich mal gelesen, dass bei verheirateten evangelischen Pfarrern die höchste Scheidungsquote liegt. Ich bin überzeugt, dass ein engagierter Priester für Familie keine Zeit hat.

 

 

Das mit den Perspektiven für Frauen und Verheiratete ist eine andere Geschichte. Da darf die Institution ruhig ein wenig nachdenken. Ich denke allerdings, dass auch Frauen, die Priester werden wollen, sich für den Zölibat entscheiden sollten. Verheirateten sollte der Weg als Diakon zu arbeiten immer möglich sein, auch Priestern, die bemerken, dass sie nicht zölibatär leben können.

 

Verstehe ich nicht.

Ein engagierter Diakon hat genug Zeit für seine Familie, ein engagierter Priester nicht?

Oder wären hohe Scheidungsquoten bei Diakonen nicht so tragisch?

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Hallo,

 

Ich finde Aussteiger hat recht.

 

Viele wollen als mündige Christen ernst genommen werden. Denn zu mündigen Christen sind wir alle berufen und nicht zu bevormundeten Christen. Der Satz "Prüfet alles und das Gute behaltet" gilt für alle Christen, nicht nur für ein begrenzten Teil, der ausgerechnet in Rom sitzt. Man will behirtet werden und nicht nur blind einem Leithammel hinterherlaufen. Und richtigerweise denken sich diejenigen, die deswegen aus der Kirche austreten, daß Gott sie trotzdem lieb hat und die Kirche nicht unbedingt heilsnotwendig ist. Vielleicht schließen sie sich einer anderen Kirche an, da Gemeinschaft unter Christen schon für viele wichtig ist.

 

Viele Grüße!

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[

Der Pflichtzölibat ist argumentativ nicht haltbar.

Er ist nicht mehr durchgängig ein Vorteil. Er kann Vorteil wie Nachteil für Priester und Gemeinde sein.

Hingegen hat der Dienstgeber Kirche einen großen Vorteil: die Priester, die keine Familie erhalten müssen, sind billiger und bequemer. Auf die Familie müsste man womöglich hin und wieder Rücksicht nehmen, den Priester selber kann man mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit des "Opferlebens" niederbügeln.

Preiswerte Verfügungsmasse aus innerer Überzeugung - der Traum jedes Sklavenhalters.

 

Wie sieht das aus, wenn jemand z.B. in der Armee arbeitet? Ist das ein normaler Job? Dauernde Versetzungen, ein hin und her für die ganze Familie. Die Angst und die Sorge um die Soldaten beim Einsatz in Krisengebieten nicht mitgerechnet. Polizei? Krankenschwestern? Schichtdienst?

 

Priester werden nicht niedergebügelt und zu einem Opferleben gezwungen. Und ... die Kirche ist als Arbeitgeber kein Sklavenhalter.

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Wen hat diese Frage des Zölibats eingentlich anzugehen außer den davon Betroffenen?

 

Sie geht alle an.

Sie geht mich an, weil mir das Priesteramt verwehrt ist, weil ich verheiratet bin.

Sie geht die Gemeinde ohne Priester an, weil ihr der Ansprechpartner vor Ort verwehrt wird.

Sie geht die Gemeinden an mit einem untragbaren Priester, der mehr Pfarr-Herr ist als Pfarrer, der sich in seiner Gemeinde aufführt wie die Axt im Walde - und das jahrelang ohne wirgendwelche Konsequenzen befürchten zu müssen, weil er ja Priester ist, und damit zu den geschützen aussterbenden Arten zählt.

Sie geht alle Gemeinden an, die zu Seelsorgeeinheiten zusammengepfercht werden.

 

Es sind vom Pflichtzölibat eben alle betroffen, nicht nur die Priester.

 

Warum sollte man den Priester sein, um sich als Ansprechpartner vor Ort zu qualifizieren?

Ich bin ebenfalls verheiratet und kann nicht Priester werden. Aber ich könnte Diakon werden. Nicht Pfarr-Herr aber der Pfarr-Diener.

Ich habe bewußt dazu beigetragen, dass in meinem Arbeitsbereich Menschen eingestellt werden, die ihren Job nicht perfekt machen - aber es gibt dennoch gute Gründe dafür. Das gesamte Team, die gesamte Gruppe, die gesamte Gemeinde kann etwas auch solchen Situationen machen. Nicht jammern, sondern etwas tun.

Große Einheiten bieten Alternativen und lösen den Klüngel und die festen Strukturen auf. Es ist eine Welt im Wandel, und der hat ebenso viele Chancen wie Nachteile.

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In meinen Augen zeigt die ähnliche Problematik der "Glaubensverdunstung" im evangelischen Bereich, das Zölibat oder reine Strukturfragen der katholischen Kirche nicht das ursächliche Problem sind - allerdings ist das Problem der mangelnden Versorgung bzw. die Überarbeitung beim "liturgischem Personal" ein spezielles Problem, dass durch "Aussitzen" absolut nicht gelöst wird. Hier wird die Kirche in jedem Fall etwas tun müssen.

Mich stört am Pflichtzölibat desweiteren, dass die ganzen "sexualneurotischen Problemkreise" in der katholischen Kirche dadurch vermutlich eher befördert werden- und die menschliche Sexualität in der christlichen Botschaft ein solches Übergewicht bekommt, der hunderte von wichtigeren Fragen verdeckt.

Solange die katholische Kirche Frauen und verheirateten Menschen keine Perspektive in ihrem Dienst bietet, schafft sie sich ein völlig unnötiges Extraproblem und stärkt überholte patriarchale Strukturen. (Sinnvollerweise könnte man zölibatäre und nicht-zölibatäre Lebenswege nebeneinanderstellen, weil ja auch eine zölibatäre Berufung dem einzelnen entsprechen kann.) Nur darf eben nicht soviel Aufhebens darum gemacht werden, wenn es jemandem nicht gemäß ist. (Dieses explizite Verpönen der Sexualität erscheint mir manchmal geradezu wie eine Art negative Pornographie - so ein Nebenpunkt darf nicht soviel Gewicht haben.)

 

Ich selber setze mich Tag für Tag mit meinem Glauben auseinander - noch nicht einmal tauchte in diesen Auseinandersetzungen das Thema Sexualität auf. In der christlichen Botschaft hat die Sexualität kein Übergewicht bekommen. Dieses absolute Rand- und Nebenthema wird aber immer wieder zum Stein des Anstoßes gemacht. Klar soll sich die Kirche dazu äußern, denn sie wird ja auch gefragt - Sexualität ist ein sehr zentraler Bestandteil des Lebens. Sie vertritt eine Position, diese Position ist schlüssig - und dann muss sich eben jeder selbst in Frage stellen lassen statt einen Freibrief zu bekommen. Ist die Kirche da, um uns im Hinblick auf die Sexualität in Frage zu stellen, oder uns einen Freibrief auszustellen? Verstöße im Straßen-Verkehr finden dauernd statt, sie sind auch aus christlicher Sicht nicht richtig (in Bezug auf die Motive die dahinterstehen) aber wird deshalb solch ein Theater daraus gemacht?

 

Jeder hat Perspektiven im katholischen Dienst, verheiratete Männer genauso wie Frauen - nur eben nicht als Priester. Falls ich wirklich DIENEN will, sollte das für mich kein Problem sein.

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Der Pflichtzölibat ist argumentativ nicht haltbar.

 

 

Die Ehe ist auch nicht "durchgängig" ein Vorteil- sollte man sie auflösen? Der unverheiratete Priester kann und sollte sich ungeteilten Herzens um Gottes Reich und die ihm Anvertrauten kümmern. Der Verheiratete ist in erster Linie für Frau und Kinder verantwortlich. Für den Priester, der die Ganzhingabe auch lebt, ist der Zölibat "argumentativ" haltbar. Ausserdem ist der zölibatere Priester (natürlich sind es auch die zölibater lebenden Ordensfrauen/ männer) ein Zeuge dafür, dass die Liebe zu Gott einen Menschen so erfüllen kann, dass sie selbst die eheliche Liebe übersteigt. Wenn dem Priester diese übernatürliche Liebe fehlt, fällt die Sinnhaftigkeit des Zölibat.

 

Wenn wir nicht mehr übernatürlich denken, dann wird der Glaube versanden.

 

http://alt.bibelwerk.de/bibel/nt/tim1003.htm

Der erste Brief an Timotheus, Kapitel 3

 

Der Bischof

1 Das Wort ist glaubwürdig: Wer das Amt eines Bischofs anstrebt, der strebt nach einer großen Aufgabe.

 

2 Deshalb soll der Bischof ein Mann ohne Tadel sein, nur einmal verheiratet, nüchtern, besonnen, von würdiger Haltung, gastfreundlich, fähig zu lehren;

3 er sei kein Trinker und kein gewalttätiger Mensch, sondern rücksichtsvoll; er sei nicht streitsüchtig und nicht geldgierig.

 

 

4 Er soll ein guter Familienvater sein und seine Kinder zu Gehorsam und allem Anstand erziehen.

 

5 Wer seinem eigenen Hauswesen nicht vorstehen kann, wie soll der für die Kirche Gottes sorgen?

 

Soviel zum Pflichtzölibat.

 

 

Jesus war nicht verheiratet - für einen Rabbi ein vollkommenes Unding.

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Vielleicht sollte jeder genau - Wort für Wort - hinhören, was er da vor dem Altar verspricht. Und nicht hinterher sagen - so habe ich es aber nicht gemeint. Oder gedacht, das habe mit mir nichts zu tun. Und ja ... im Einzelfall kann alles Leid schaffen und Ungerecht sein. Das möchte ich damit keinesfalls abstreiten. Es geht mir um den grundsätzlichen Aspekt und nicht um den Einzelfall.

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Long John Silver
Der Pflichtzölibat ist argumentativ nicht haltbar.

 

 

Die Ehe ist auch nicht "durchgängig" ein Vorteil- sollte man sie auflösen? Der unverheiratete Priester kann und sollte sich ungeteilten Herzens um Gottes Reich und die ihm Anvertrauten kümmern. Der Verheiratete ist in erster Linie für Frau und Kinder verantwortlich. Für den Priester, der die Ganzhingabe auch lebt, ist der Zölibat "argumentativ" haltbar. Ausserdem ist der zölibatere Priester (natürlich sind es auch die zölibater lebenden Ordensfrauen/ männer) ein Zeuge dafür, dass die Liebe zu Gott einen Menschen so erfüllen kann, dass sie selbst die eheliche Liebe übersteigt. Wenn dem Priester diese übernatürliche Liebe fehlt, fällt die Sinnhaftigkeit des Zölibat.

 

Wenn wir nicht mehr übernatürlich denken, dann wird der Glaube versanden.

 

http://alt.bibelwerk.de/bibel/nt/tim1003.htm

Der erste Brief an Timotheus, Kapitel 3

 

Der Bischof

1 Das Wort ist glaubwürdig: Wer das Amt eines Bischofs anstrebt, der strebt nach einer großen Aufgabe.

 

2 Deshalb soll der Bischof ein Mann ohne Tadel sein, nur einmal verheiratet, nüchtern, besonnen, von würdiger Haltung, gastfreundlich, fähig zu lehren;

3 er sei kein Trinker und kein gewalttätiger Mensch, sondern rücksichtsvoll; er sei nicht streitsüchtig und nicht geldgierig.

 

 

4 Er soll ein guter Familienvater sein und seine Kinder zu Gehorsam und allem Anstand erziehen.

 

5 Wer seinem eigenen Hauswesen nicht vorstehen kann, wie soll der für die Kirche Gottes sorgen?

 

Soviel zum Pflichtzölibat.

 

 

Jesus war nicht verheiratet - für einen Rabbi ein vollkommenes Unding.

 

Ob Jesus Rabbi war? Meines Erachtens nicht. Es gibt einen gewissen Streitpunkt darueber, auch im Judentum. Ich meine, nein, er hatte mit Sicherheit keine Lehrerlaubnis und die Evangelien sprechen in dieser Hinsicht (dass er sich anmasse, zu lehren) eine deutliche Sprache.

bearbeitet von Long John Silver
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Ich denke auch, dass der Pflichtzölibat nicht der Grund für die anhaltende "Glaubensverdunstung" (schöner Begriff!!!) ist. Vielmehr dient er als Vorwand, wenn andere Argumente nicht mehr ziehen oder widerlegt sind! Bestes Beispiel ist der "Mitgliederschwund" bei den evangelischen Kirchen, der sogar noch stärker ist als bei der katholischen Kirche.

Ich denke, es ist die Beliebigkeit, mit der heute gelebt wird. Der Mensch wird meistens nur noch als "Zellklumpen" beschrieben, der eine zeitlang spielen darf, eine zeitlang eine Ausbildung genießt, dann aber bitteschön zum Brottosozialprodukt einiges beitragen soll und im Alter den Jungen nicht lange auf der Tasche liegen soll. Achja, Beerdigung im Pappsarg im Krematorium.

Jetzt gehöre ich auch nicht zu denen, die ständig rosenkranzbetend durch die Straßen laufen (nein, ich habe Fehler, aber ich versuche, sie klein zu halten). Aber sobald eine Forderung von Seiten der Kirchen aufgestellt wird, ist die Empörung groß mit dem Hinweis: "Ich bin ein mündiger Mensch, ich weiß selbst was gut ist!" Vielleicht sollte man hier ansetzen und den Werbeslogan "Unterm Strich zähl ich" etwas kritisch hinterfragen.

 

Warum? Dieser Slogan ist nur Ausdruck des aktuellen Lebensgefühls: letztendlich bin ich wichtig als Person und Persönlichkeit. Ich möchte als Person ernst genommen werden und respektiert werden, dass ich selbst Entscheidungen treffe für meine Lebensplanung: welche Richtung ich einschlage, welche moralischen grundsätze für mich gelten sollen...

Werte wie Persönlichkeit, Individualität, persönliche Freiheit werden heute hochgehalten.

 

Dieses Lebensgefühl gabe es vor 50 Jahren noch nicht: da zählten folgende Werte: Gehorsam, Pflichterfüllung, Anpassung... Da hieß es: Pass dich an! Hinterfrage nicht! Hör auf das, was der Ranghöhere dir sagt...Der Einzelne, das Individuum, zählte nichts.

 

Mein Eindruck ist: die Kirche hat diese Entwicklung verschlafen. Da heißt es immer noch: Tu dieses, lass jenes. Ich weiß, was gut für dich ist...

Dies empfinden die Menschen heute als Bevormundung und führt letztendlich dazu, dass diese sich von Kirche nicht ernst genommen fühlen. Tut sie ja auch nicht, denn das sind ja alles "pöhse Relativisten". D.h. die Kirche setzt sogar noch einen drauf und diskriminiert diese Menschen.

 

Wenn der heutige Mensch etwas von der Botschaft, die Kirche zu verkünden hat, annehmen soll, dann muss ich ihn davon überzeugen. Er muss sie verstehen, damit er für sich überprüfen kann: ist das etwas für meinen Wertekatalog? Möchte ich so mein Leben gestalten?

Auf der anderen Seite steht bei vielem Menschen eher so ein Unsicherheitsgefühl: ich glaube ja nicht so wie (ich meine dass) es die Kirche von mir will. Ich glaube ja nicht richtig. In vielen Gesprächen mit jungen Menschen habe ich schon erlebt, dass sich diese ständig für ihren Glauben entschuldigt hätten: "ich hab halt einen komischen Glauben".

Es bleibt also immer ein latentes Gefühl des Abgelehnt-seins und des Abgewertet-seins.

 

 

Ist es die Aufgabe der katholisichen Kirche, sich jedem Wandel anzuschließen oder zu bewahren? Ich denke, dass sie die Bewahrerin ist und allen Mensschen ermöglicht, sich abzuspalten und zu versuchen, einen eigenen, angepassten, Zeitgeist-Treffenden Weg zu gehen. Das kann für eine gewisse Zeit sehr fruchtbar sein und in seinen Rückkopplungen auch die katholische Kirche wiede in Bewegung versetzen. Jeder hat seine Aufgabe. Die Aufgabe der katholischen Kirche ist es nicht, Vorreiter oder auch nur Mitläufer einer Individualisierungsbewegung zu sein. Wozu sollte das gut sein, der Trend läuft doch auch so (was ich übrigens bis zu einem gewissen Punkt gut und befreiend finde)?

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@Shubashi
Mich stört am Pflichtzölibat desweiteren, dass die ganzen "sexualneurotischen Problemkreise" in der katholischen Kirche dadurch vermutlich eher befördert werden- und die menschliche Sexualität in der christlichen Botschaft ein solches Übergewicht bekommt, der hunderte von wichtigeren Fragen verdeckt.

Solange die katholische Kirche Frauen und verheirateten Menschen keine Perspektive in ihrem Dienst bietet, schafft sie sich ein völlig unnötiges Extraproblem und stärkt überholte patriarchale Strukturen. (Sinnvollerweise könnte man zölibatäre und nicht-zölibatäre Lebenswege nebeneinanderstellen, weil ja auch eine zölibatäre Berufung dem einzelnen entsprechen kann.) Nur darf eben nicht soviel Aufhebens darum gemacht werden, wenn es jemandem nicht gemäß ist. (Dieses explizite Verpönen der Sexualität erscheint mir manchmal geradezu wie eine Art negative Pornographie - so ein Nebenpunkt darf nicht soviel Gewicht haben.)

 

Das triffts für mich so ziemlich, dieses ganze leidige Sexthema wird unnötigerweise viel zu sehr in den Mittelpunkt gerückt. Ich denke mal die Institution katholische Kirche würde sich selbst einen großen Gefallen tun wenn sie den Pflichtzölibat aufheben würde und auch sonst eine entspanntere Form des Umgangs mit den Themen Sexualität finden würde. Zölibat weg, Frauen maßgeblich Zugang verschaffen zu allen Ämtern die auch Männer übernehmen. Aber wer soll solche Entscheidungen fällen? Die Altherrenriege in Rom garantiert nicht.

 

LG

JP

 

Und dann? Würde sich in Glaubensfragen irgend etwas ändern? Ich wage zu behaupten: NEIN!

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Hallo,

 

Ich finde Aussteiger hat recht.

 

Viele wollen als mündige Christen ernst genommen werden. Denn zu mündigen Christen sind wir alle berufen und nicht zu bevormundeten Christen. Der Satz "Prüfet alles und das Gute behaltet" gilt für alle Christen, nicht nur für ein begrenzten Teil, der ausgerechnet in Rom sitzt. Man will behirtet werden und nicht nur blind einem Leithammel hinterherlaufen. Und richtigerweise denken sich diejenigen, die deswegen aus der Kirche austreten, daß Gott sie trotzdem lieb hat und die Kirche nicht unbedingt heilsnotwendig ist. Vielleicht schließen sie sich einer anderen Kirche an, da Gemeinschaft unter Christen schon für viele wichtig ist.

 

Viele Grüße!

 

 

Ein mündiger Christ sollte aber auch mit Gegenwind und Widerspruch und Herausforderung leben können. Jesus selbst hat nicht ohne Grund gefragt: "Wollt auch ihr gehen"? Nichts Neues also.

 

Und ja, die Kirche ist heilsnotwendig. Aber vielleicht reicht es, dass sie da ist und nicht weg ist. Und wenn ich erkennen würde, dass in in einer anderen kirchlichen Gemeinschaft meinen Glauben leben könnte (und nicht in der katholischen Kirche), dann würde ich es einfach mal ausprobieren, anstatt zu theoretisieren. Nicht gleich austreten, sondern hingehen und probieren. Und dann sehen, ob das, was dort läuft, tatäschlich besser ist.

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Ich finde den Zölibat ein wichtiges Kriterium zur Entscheidung. Interessanterweise sehen das auch sämtliche Prieser so, die ich kenne.

 

Ich finde auch, dass insgesamt zu viel über dieses Thema diskutiert wird und das Wesentliche hinten runter fällt.

 

Übrigens habe ich mal gelesen, dass bei verheirateten evangelischen Pfarrern die höchste Scheidungsquote liegt. Ich bin überzeugt, dass ein engagierter Priester für Familie keine Zeit hat.

 

 

Das mit den Perspektiven für Frauen und Verheiratete ist eine andere Geschichte. Da darf die Institution ruhig ein wenig nachdenken. Ich denke allerdings, dass auch Frauen, die Priester werden wollen, sich für den Zölibat entscheiden sollten. Verheirateten sollte der Weg als Diakon zu arbeiten immer möglich sein, auch Priestern, die bemerken, dass sie nicht zölibatär leben können.

 

Verstehe ich nicht.

Ein engagierter Diakon hat genug Zeit für seine Familie, ein engagierter Priester nicht?

Oder wären hohe Scheidungsquoten bei Diakonen nicht so tragisch?

 

 

Eine interessante Frage - er steht auf jeden Fall nicht so im Mittelpunkt. Warum übrigens lassen sich nicht alle Pastoralreferenten zu Diakonen weihen? Sie können doch.

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Ich finde den Zölibat ein wichtiges Kriterium zur Entscheidung. Interessanterweise sehen das auch sämtliche Prieser so, die ich kenne.

 

Ich finde auch, dass insgesamt zu viel über dieses Thema diskutiert wird und das Wesentliche hinten runter fällt.

 

Übrigens habe ich mal gelesen, dass bei verheirateten evangelischen Pfarrern die höchste Scheidungsquote liegt. Ich bin überzeugt, dass ein engagierter Priester für Familie keine Zeit hat.

 

 

Das mit den Perspektiven für Frauen und Verheiratete ist eine andere Geschichte. Da darf die Institution ruhig ein wenig nachdenken. Ich denke allerdings, dass auch Frauen, die Priester werden wollen, sich für den Zölibat entscheiden sollten. Verheirateten sollte der Weg als Diakon zu arbeiten immer möglich sein, auch Priestern, die bemerken, dass sie nicht zölibatär leben können.

 

Verstehe ich nicht.

Ein engagierter Diakon hat genug Zeit für seine Familie, ein engagierter Priester nicht?

Oder wären hohe Scheidungsquoten bei Diakonen nicht so tragisch?

 

 

Eine interessante Frage - er steht auf jeden Fall nicht so im Mittelpunkt. Warum übrigens lassen sich nicht alle Pastoralreferenten zu Diakonen weihen? Sie können doch.

Vor Jahrzehnten war das in einer mir gut bekannten Diözese die "conditio, sine qua non" für eine Einstellung. Das hat sich aber (wie ich weiß) geändert. Ständige Diakone mit Theologiestudium finden sich vor allem unter den Religionslehrern.

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Wen hat diese Frage des Zölibats eingentlich anzugehen außer den davon Betroffenen?

 

Sie geht alle an.

Sie geht mich an, weil mir das Priesteramt verwehrt ist, weil ich verheiratet bin.

Sie geht die Gemeinde ohne Priester an, weil ihr der Ansprechpartner vor Ort verwehrt wird.

Sie geht die Gemeinden an mit einem untragbaren Priester, der mehr Pfarr-Herr ist als Pfarrer, der sich in seiner Gemeinde aufführt wie die Axt im Walde - und das jahrelang ohne wirgendwelche Konsequenzen befürchten zu müssen, weil er ja Priester ist, und damit zu den geschützen aussterbenden Arten zählt.

Sie geht alle Gemeinden an, die zu Seelsorgeeinheiten zusammengepfercht werden.

 

Es sind vom Pflichtzölibat eben alle betroffen, nicht nur die Priester.

 

Warum sollte man den Priester sein, um sich als Ansprechpartner vor Ort zu qualifizieren?

Ich bin ebenfalls verheiratet und kann nicht Priester werden. Aber ich könnte Diakon werden. Nicht Pfarr-Herr aber der Pfarr-Diener.

Ich habe bewußt dazu beigetragen, dass in meinem Arbeitsbereich Menschen eingestellt werden, die ihren Job nicht perfekt machen - aber es gibt dennoch gute Gründe dafür. Das gesamte Team, die gesamte Gruppe, die gesamte Gemeinde kann etwas auch solchen Situationen machen. Nicht jammern, sondern etwas tun.

Große Einheiten bieten Alternativen und lösen den Klüngel und die festen Strukturen auf. Es ist eine Welt im Wandel, und der hat ebenso viele Chancen wie Nachteile.

Natürlich kann man mit dem Priestermangel kreativ umgehen. Das war aber hier nicht die Frage, sondern wer denn vom Pflichtzölibat betroffen sei, außer die Priesterlinge selbst.

 

zum Ansprechpartner vor Ort: gibt es in meiner Diözese praktisch nicht (mehr). Das Modell wurde gekippt. Traurig, aber wahr.

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Ich finde den Zölibat ein wichtiges Kriterium zur Entscheidung. Interessanterweise sehen das auch sämtliche Prieser so, die ich kenne.

 

Ich finde auch, dass insgesamt zu viel über dieses Thema diskutiert wird und das Wesentliche hinten runter fällt.

 

Übrigens habe ich mal gelesen, dass bei verheirateten evangelischen Pfarrern die höchste Scheidungsquote liegt. Ich bin überzeugt, dass ein engagierter Priester für Familie keine Zeit hat.

 

 

Das mit den Perspektiven für Frauen und Verheiratete ist eine andere Geschichte. Da darf die Institution ruhig ein wenig nachdenken. Ich denke allerdings, dass auch Frauen, die Priester werden wollen, sich für den Zölibat entscheiden sollten. Verheirateten sollte der Weg als Diakon zu arbeiten immer möglich sein, auch Priestern, die bemerken, dass sie nicht zölibatär leben können.

 

Verstehe ich nicht.

Ein engagierter Diakon hat genug Zeit für seine Familie, ein engagierter Priester nicht?

Oder wären hohe Scheidungsquoten bei Diakonen nicht so tragisch?

 

 

Eine interessante Frage - er steht auf jeden Fall nicht so im Mittelpunkt. Warum übrigens lassen sich nicht alle Pastoralreferenten zu Diakonen weihen? Sie können doch.

Sie könnten. Aber sie wollen es vielleicht nicht.

a) um bewusst Laie zu sein

:angry2: da Das Diakonenamt gewisse "familiäre Risiken" birgt. Denn eine Wiederheirat (z.B. nach dem Tod der Ehefrau) ist ausgeschlossen - sozusagen ein latenter Zölibat

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Ich denke auch, dass der Pflichtzölibat nicht der Grund für die anhaltende "Glaubensverdunstung" (schöner Begriff!!!) ist. Vielmehr dient er als Vorwand, wenn andere Argumente nicht mehr ziehen oder widerlegt sind! Bestes Beispiel ist der "Mitgliederschwund" bei den evangelischen Kirchen, der sogar noch stärker ist als bei der katholischen Kirche.

Ich denke, es ist die Beliebigkeit, mit der heute gelebt wird. Der Mensch wird meistens nur noch als "Zellklumpen" beschrieben, der eine zeitlang spielen darf, eine zeitlang eine Ausbildung genießt, dann aber bitteschön zum Brottosozialprodukt einiges beitragen soll und im Alter den Jungen nicht lange auf der Tasche liegen soll. Achja, Beerdigung im Pappsarg im Krematorium.

Jetzt gehöre ich auch nicht zu denen, die ständig rosenkranzbetend durch die Straßen laufen (nein, ich habe Fehler, aber ich versuche, sie klein zu halten). Aber sobald eine Forderung von Seiten der Kirchen aufgestellt wird, ist die Empörung groß mit dem Hinweis: "Ich bin ein mündiger Mensch, ich weiß selbst was gut ist!" Vielleicht sollte man hier ansetzen und den Werbeslogan "Unterm Strich zähl ich" etwas kritisch hinterfragen.

 

Warum? Dieser Slogan ist nur Ausdruck des aktuellen Lebensgefühls: letztendlich bin ich wichtig als Person und Persönlichkeit. Ich möchte als Person ernst genommen werden und respektiert werden, dass ich selbst Entscheidungen treffe für meine Lebensplanung: welche Richtung ich einschlage, welche moralischen grundsätze für mich gelten sollen...

Werte wie Persönlichkeit, Individualität, persönliche Freiheit werden heute hochgehalten.

 

Dieses Lebensgefühl gabe es vor 50 Jahren noch nicht: da zählten folgende Werte: Gehorsam, Pflichterfüllung, Anpassung... Da hieß es: Pass dich an! Hinterfrage nicht! Hör auf das, was der Ranghöhere dir sagt...Der Einzelne, das Individuum, zählte nichts.

 

Mein Eindruck ist: die Kirche hat diese Entwicklung verschlafen. Da heißt es immer noch: Tu dieses, lass jenes. Ich weiß, was gut für dich ist...

Dies empfinden die Menschen heute als Bevormundung und führt letztendlich dazu, dass diese sich von Kirche nicht ernst genommen fühlen. Tut sie ja auch nicht, denn das sind ja alles "pöhse Relativisten". D.h. die Kirche setzt sogar noch einen drauf und diskriminiert diese Menschen.

 

Wenn der heutige Mensch etwas von der Botschaft, die Kirche zu verkünden hat, annehmen soll, dann muss ich ihn davon überzeugen. Er muss sie verstehen, damit er für sich überprüfen kann: ist das etwas für meinen Wertekatalog? Möchte ich so mein Leben gestalten?

Auf der anderen Seite steht bei vielem Menschen eher so ein Unsicherheitsgefühl: ich glaube ja nicht so wie (ich meine dass) es die Kirche von mir will. Ich glaube ja nicht richtig. In vielen Gesprächen mit jungen Menschen habe ich schon erlebt, dass sich diese ständig für ihren Glauben entschuldigt hätten: "ich hab halt einen komischen Glauben".

Es bleibt also immer ein latentes Gefühl des Abgelehnt-seins und des Abgewertet-seins.

 

 

Ist es die Aufgabe der katholisichen Kirche, sich jedem Wandel anzuschließen oder zu bewahren? Ich denke, dass sie die Bewahrerin ist und allen Mensschen ermöglicht, sich abzuspalten und zu versuchen, einen eigenen, angepassten, Zeitgeist-Treffenden Weg zu gehen. Das kann für eine gewisse Zeit sehr fruchtbar sein und in seinen Rückkopplungen auch die katholische Kirche wiede in Bewegung versetzen. Jeder hat seine Aufgabe. Die Aufgabe der katholischen Kirche ist es nicht, Vorreiter oder auch nur Mitläufer einer Individualisierungsbewegung zu sein. Wozu sollte das gut sein, der Trend läuft doch auch so (was ich übrigens bis zu einem gewissen Punkt gut und befreiend finde)?

Es ist Aufgabe der Kirche, sich zu wandeln. Ecclesia semper reformanda.

Und dieses ewige Geseiere vom Zeitgeist kann ich nicht mehr hören - es ist ein wunderbares Totschlagargument, alles, was der Kirche (dem Papst, dem Bischof...) nicht in den Kram passt abzustempeln und aus dem Weg zu räumen: "Das ist Zeitgeist! Darüber diskutieren wir nicht!"

Entweder die Kirche achtet auf die Menschen in der heutigen Zeit, und nimmt sie in ihren Bedürfnissen und in ihrem Lebensgefühl wahr und ernst, oder sie riskiert, nicht mehr katholisch (im Sinne von allumfassend, für alle da) zu sein, sondern nur noch für einen schrumpfenden elitären Kreis, der "authentisch" Glaubenden, dem "heiligen Rest".

Und ich habe die Befürchtung, dass Benedikt mehr oder weniger bewusst in diese Richtung steuert.

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Ich finde den Zölibat ein wichtiges Kriterium zur Entscheidung. Interessanterweise sehen das auch sämtliche Prieser so, die ich kenne.

 

Ich finde auch, dass insgesamt zu viel über dieses Thema diskutiert wird und das Wesentliche hinten runter fällt.

 

Übrigens habe ich mal gelesen, dass bei verheirateten evangelischen Pfarrern die höchste Scheidungsquote liegt. Ich bin überzeugt, dass ein engagierter Priester für Familie keine Zeit hat.

 

 

Das mit den Perspektiven für Frauen und Verheiratete ist eine andere Geschichte. Da darf die Institution ruhig ein wenig nachdenken. Ich denke allerdings, dass auch Frauen, die Priester werden wollen, sich für den Zölibat entscheiden sollten. Verheirateten sollte der Weg als Diakon zu arbeiten immer möglich sein, auch Priestern, die bemerken, dass sie nicht zölibatär leben können.

 

Verstehe ich nicht.

Ein engagierter Diakon hat genug Zeit für seine Familie, ein engagierter Priester nicht?

Oder wären hohe Scheidungsquoten bei Diakonen nicht so tragisch?

 

 

Eine interessante Frage - er steht auf jeden Fall nicht so im Mittelpunkt. Warum übrigens lassen sich nicht alle Pastoralreferenten zu Diakonen weihen? Sie können doch.

Sie könnten. Aber sie wollen es vielleicht nicht.

a) um bewusst Laie zu sein

:angry2: da Das Diakonenamt gewisse "familiäre Risiken" birgt. Denn eine Wiederheirat (z.B. nach dem Tod der Ehefrau) ist ausgeschlossen - sozusagen ein latenter Zölibat

Ich denke aber, dass es hier schon eine Dispens vom Hindernis des Ordo geben kann. Ich habe das jedenfalls noch so gelernt, wenn es damals auch eher den Diakon betraf, der sich nicht mehr zur Priesterweihe entschließen konnte.

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Ich fang mal hier einen neuen Thread an zu dem von Mecky aufgeworfenen Thema: Müssen wir uns nicht fragen, warum? an.

 

Hier soll es aber nicht mehr um die Ursachen und Gründe, sondern um Schlussfolgerungen daraus gehen.

 

Also die Frage: Was würdet ihr euch wünschen, damit Kirchenschwund und Glaubensverdunstung Einhalt geboten werden kann.

 

Was würde ich mir wünschen? Das die Kirche lernt peinlichen Fettnäpfchen aus dem Weg zu gehen, das sie lernt das was sie zusagen hat mit der sprachen des Modernen Menschen (wenn ich böse wäre würde ich sagen mit der Sprache des Zeitgeistes... aber ich bin ja nicht böse) zu reden.

 

Beispiel: Was der Papst zu AIDS sagen wollte war richtig und gut, was er (ich gebe es gerne zu: mit Hilfe der alles verkürzenden Medienwelt) sagte war einfach nur dämlich. wann lernt Kirche endlich ihre Botschaft so auszudrücken das auch noch in der BILD-Zeitung ankommt was gemeint ist?

 

Ich wünsche mir eine Kirche die die Werkzeuge der heutigen Zeit offensiv nutzt. Wenn ich nach Bibel+Handy googel gibts einige Seiten mit kostenlosen downloads. Die sind für manche Kids auch ansprechend, wenn man sich die Komentare der Seiten anschaut. Aber jetzt kommt der Clou: Es sind evangelikal Freikirchler die solche Angebote schaffen und nutzen.

Jetzt kann man fragen: "bibel aufm Handy? Wozu?" Die Frage ist berechtigt. Das ist aber auch nur Symptom und nicht die Krankheit selber. Wundert sich von euch niemand das es katholische laien waren die ein Foren wie dieses hier oder ähnliche auf dei Beine stellen?

 

Ich wünsche mir von der Kirche Priester und Bischöfe die beim Reden nicht in so ein süsslich-dümmlichen Sing-sang verfallen. Mein merkwürdigster... äh... hochwürdigster Herr Bischof Mixa hält sich berufen alle fünf Minuten seine Larfe ins TV zu halten. warum nicht, wenn man ihn einläd. Manchmal hat er inhaltlich auch recht. Aber warum muss er das, was er zu sagen hat, in einem duktus sagen der einem Angst werden läst dieser Mann könne nicht bis drei zählen.

 

Erst wenn wir es gelernt habe uns glaubwürdig und ernst zu nehmend zu verkaufen, dazu uns angewöhnt haben unser Gegenüber ernst zu nehmen. Dann sind wir auch wieder in den Augen der Welt Glaubwürdig und werden ernst genommen.

 

Jesu Auftrag heist in der Welt aber nicht von ihr zu sein. Das sollten wir ernst nehmen. "In der Welt sein" heist mit den Werkzeugen die die Welt un anbietet zu arbeiten. was aber gemacht wird ist teilweise meilen weit davon entfernt.

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Beispiel: Was der Papst zu AIDS sagen wollte war richtig und gut, was er (ich gebe es gerne zu: mit Hilfe der alles verkürzenden Medienwelt) sagte war einfach nur dämlich. wann lernt Kirche endlich ihre Botschaft so auszudrücken das auch noch in der BILD-Zeitung ankommt was gemeint ist?

Das halt ich für ausgeschlossen.

Ich erinnere mich noch an den ersten Papstbesuch in Österreich (Nein, nicht an den von 17weißnichtwann!).

Da gab's eine stimmungsvolle Jugendvesper im Stadion, die in voller Länge im Fernsehen übertragen wurde.

Da gab der Papst in ein er längeren Ansprache allerlei Verhaltensempfehlungen. Unter vielem anderen, das ich längst vergessen habe, sagte er auch sinngemäß: Schlaft nicht wahllos miteinander!

Am nächsten Tag waren alle Zeitungen voll von Kommentaren über den Papst, der elendslang gegen die Sexualität gewettert habe.

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Wen hat diese Frage des Zölibats eingentlich anzugehen außer den davon Betroffenen?

 

Sie geht alle an.

Sie geht mich an, weil mir das Priesteramt verwehrt ist, weil ich verheiratet bin.

Sie geht die Gemeinde ohne Priester an, weil ihr der Ansprechpartner vor Ort verwehrt wird.

Sie geht die Gemeinden an mit einem untragbaren Priester, der mehr Pfarr-Herr ist als Pfarrer, der sich in seiner Gemeinde aufführt wie die Axt im Walde - und das jahrelang ohne wirgendwelche Konsequenzen befürchten zu müssen, weil er ja Priester ist, und damit zu den geschützen aussterbenden Arten zählt.

Sie geht alle Gemeinden an, die zu Seelsorgeeinheiten zusammengepfercht werden.

 

Es sind vom Pflichtzölibat eben alle betroffen, nicht nur die Priester.

 

Warum sollte man den Priester sein, um sich als Ansprechpartner vor Ort zu qualifizieren?

Ich bin ebenfalls verheiratet und kann nicht Priester werden. Aber ich könnte Diakon werden. Nicht Pfarr-Herr aber der Pfarr-Diener.

Ich habe bewußt dazu beigetragen, dass in meinem Arbeitsbereich Menschen eingestellt werden, die ihren Job nicht perfekt machen - aber es gibt dennoch gute Gründe dafür. Das gesamte Team, die gesamte Gruppe, die gesamte Gemeinde kann etwas auch solchen Situationen machen. Nicht jammern, sondern etwas tun.

Große Einheiten bieten Alternativen und lösen den Klüngel und die festen Strukturen auf. Es ist eine Welt im Wandel, und der hat ebenso viele Chancen wie Nachteile.

Natürlich kann man mit dem Priestermangel kreativ umgehen. Das war aber hier nicht die Frage, sondern wer denn vom Pflichtzölibat betroffen sei, außer die Priesterlinge selbst.

 

zum Ansprechpartner vor Ort: gibt es in meiner Diözese praktisch nicht (mehr). Das Modell wurde gekippt. Traurig, aber wahr.

 

Aber es gibt doch Pastoral- und GemeindereferentInnen. Warum übernehmen diese nicht? Warum findet sich niemand in der Gemeinde für solch einen Dienst?

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Ich denke auch, dass der Pflichtzölibat nicht der Grund für die anhaltende "Glaubensverdunstung" (schöner Begriff!!!) ist. Vielmehr dient er als Vorwand, wenn andere Argumente nicht mehr ziehen oder widerlegt sind! Bestes Beispiel ist der "Mitgliederschwund" bei den evangelischen Kirchen, der sogar noch stärker ist als bei der katholischen Kirche.

Ich denke, es ist die Beliebigkeit, mit der heute gelebt wird. Der Mensch wird meistens nur noch als "Zellklumpen" beschrieben, der eine zeitlang spielen darf, eine zeitlang eine Ausbildung genießt, dann aber bitteschön zum Brottosozialprodukt einiges beitragen soll und im Alter den Jungen nicht lange auf der Tasche liegen soll. Achja, Beerdigung im Pappsarg im Krematorium.

Jetzt gehöre ich auch nicht zu denen, die ständig rosenkranzbetend durch die Straßen laufen (nein, ich habe Fehler, aber ich versuche, sie klein zu halten). Aber sobald eine Forderung von Seiten der Kirchen aufgestellt wird, ist die Empörung groß mit dem Hinweis: "Ich bin ein mündiger Mensch, ich weiß selbst was gut ist!" Vielleicht sollte man hier ansetzen und den Werbeslogan "Unterm Strich zähl ich" etwas kritisch hinterfragen.

 

Warum? Dieser Slogan ist nur Ausdruck des aktuellen Lebensgefühls: letztendlich bin ich wichtig als Person und Persönlichkeit. Ich möchte als Person ernst genommen werden und respektiert werden, dass ich selbst Entscheidungen treffe für meine Lebensplanung: welche Richtung ich einschlage, welche moralischen grundsätze für mich gelten sollen...

Werte wie Persönlichkeit, Individualität, persönliche Freiheit werden heute hochgehalten.

 

Dieses Lebensgefühl gabe es vor 50 Jahren noch nicht: da zählten folgende Werte: Gehorsam, Pflichterfüllung, Anpassung... Da hieß es: Pass dich an! Hinterfrage nicht! Hör auf das, was der Ranghöhere dir sagt...Der Einzelne, das Individuum, zählte nichts.

 

Mein Eindruck ist: die Kirche hat diese Entwicklung verschlafen. Da heißt es immer noch: Tu dieses, lass jenes. Ich weiß, was gut für dich ist...

Dies empfinden die Menschen heute als Bevormundung und führt letztendlich dazu, dass diese sich von Kirche nicht ernst genommen fühlen. Tut sie ja auch nicht, denn das sind ja alles "pöhse Relativisten". D.h. die Kirche setzt sogar noch einen drauf und diskriminiert diese Menschen.

 

Wenn der heutige Mensch etwas von der Botschaft, die Kirche zu verkünden hat, annehmen soll, dann muss ich ihn davon überzeugen. Er muss sie verstehen, damit er für sich überprüfen kann: ist das etwas für meinen Wertekatalog? Möchte ich so mein Leben gestalten?

Auf der anderen Seite steht bei vielem Menschen eher so ein Unsicherheitsgefühl: ich glaube ja nicht so wie (ich meine dass) es die Kirche von mir will. Ich glaube ja nicht richtig. In vielen Gesprächen mit jungen Menschen habe ich schon erlebt, dass sich diese ständig für ihren Glauben entschuldigt hätten: "ich hab halt einen komischen Glauben".

Es bleibt also immer ein latentes Gefühl des Abgelehnt-seins und des Abgewertet-seins.

 

 

Ist es die Aufgabe der katholisichen Kirche, sich jedem Wandel anzuschließen oder zu bewahren? Ich denke, dass sie die Bewahrerin ist und allen Mensschen ermöglicht, sich abzuspalten und zu versuchen, einen eigenen, angepassten, Zeitgeist-Treffenden Weg zu gehen. Das kann für eine gewisse Zeit sehr fruchtbar sein und in seinen Rückkopplungen auch die katholische Kirche wiede in Bewegung versetzen. Jeder hat seine Aufgabe. Die Aufgabe der katholischen Kirche ist es nicht, Vorreiter oder auch nur Mitläufer einer Individualisierungsbewegung zu sein. Wozu sollte das gut sein, der Trend läuft doch auch so (was ich übrigens bis zu einem gewissen Punkt gut und befreiend finde)?

Es ist Aufgabe der Kirche, sich zu wandeln. Ecclesia semper reformanda.

Und dieses ewige Geseiere vom Zeitgeist kann ich nicht mehr hören - es ist ein wunderbares Totschlagargument, alles, was der Kirche (dem Papst, dem Bischof...) nicht in den Kram passt abzustempeln und aus dem Weg zu räumen: "Das ist Zeitgeist! Darüber diskutieren wir nicht!"

Entweder die Kirche achtet auf die Menschen in der heutigen Zeit, und nimmt sie in ihren Bedürfnissen und in ihrem Lebensgefühl wahr und ernst, oder sie riskiert, nicht mehr katholisch (im Sinne von allumfassend, für alle da) zu sein, sondern nur noch für einen schrumpfenden elitären Kreis, der "authentisch" Glaubenden, dem "heiligen Rest".

Und ich habe die Befürchtung, dass Benedikt mehr oder weniger bewusst in diese Richtung steuert.

 

 

Und wenn der Zeitgeist ( Es scheint da verschiedene Zeitgeister zu geben weltweit) klar gegen das Evangelium geht. Einfach z.B. in dem was über die erneute Heirat nach einer Scheidung gesagt wird?

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Beispiel: Was der Papst zu AIDS sagen wollte war richtig und gut, was er (ich gebe es gerne zu: mit Hilfe der alles verkürzenden Medienwelt) sagte war einfach nur dämlich. wann lernt Kirche endlich ihre Botschaft so auszudrücken das auch noch in der BILD-Zeitung ankommt was gemeint ist?

Das halt ich für ausgeschlossen.

Ich erinnere mich noch an den ersten Papstbesuch in Österreich (Nein, nicht an den von 17weißnichtwann!).

Da gab's eine stimmungsvolle Jugendvesper im Stadion, die in voller Länge im Fernsehen übertragen wurde.

Da gab der Papst in ein er längeren Ansprache allerlei Verhaltensempfehlungen. Unter vielem anderen, das ich längst vergessen habe, sagte er auch sinngemäß: Schlaft nicht wahllos miteinander!

Am nächsten Tag waren alle Zeitungen voll von Kommentaren über den Papst, der elendslang gegen die Sexualität gewettert habe.

 

Stimmt, man könnte meinen, die Öffentlichkeit wartet nur auf einen Teilsatz, um dann ein bestimmtes Bild von der Kirche und vom Papst zu bedienen. Aber das könnte man z.B. doch mit in der Erwartungshaltung haben und ganz gezielt und unverzüglich den vollständigen Originaltext mit der entsprechenden Passage veröffentlichen. Noch krasser wäre es, dies gleich in der Ansprache vorwegzunehmen - aber das würde auf Dauer ausleiern und auch peinlich werden.

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