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Der Krieg, die Propaganda und der verlorene Gläubige


Gast Ketelhohn

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Ich erlaube mir, nachfolgend einen Briefwechsel mit der Redaktion von kath.net zu veröffentlichen; Ausgangspunkt war ein gestern veröffentlichter Artikel der katholischen Internetzeitung:

 

Bagdad: Ordensschwester gefoltert und ermordet

 

"Man habe der Schwester ein Kreuz in den Rücken geschnitten und beide Brüste abgeschnitten"

 

Bagdad (www.kath.net)

 

Eine in Bagdad stationierte Schwester des von Mutter Teresa gegründeten Ordens der "Missionarinnen der Nächstenliebe" aus Glaubensgründen gefoltert und getötet worden sein. Das teilte eine Angehörige einer in Calcutta stationierten Mitschwester der Betroffenen KATH.NET mit. Sie habe einen Brief aus Calcutta erhalten, wo das Generalkapitel des Ordens tagte. "Ich hörte, man habe der Schwester ein Kreuz in den Rücken geschnitten und beide Brüste abgeschnitten", berichtet die Frau. "Die Schwester ist gestorben." Das ganze hat sich vor Kriegsbeginn zugetragen. Auf dem Generalkapitel wurde auch die Gewalt gegen Christen im Irak thematisiert. Es gebe massive Repressalien, viele Menschen "verschwinden" einfach, werden gefoltert und umgebracht. Derzeit sollen sich vier "Missionarinnen der Nächstenliebe" in Bagdad aufhalten.

 

Beim 8. Generalkapitel des Ordens wurde Sr. Nirmala Joshi als Generalsuperiorin der Kongregation wiedergewählt. 140 Ordensfrauen als der ganzen Welt waren beim Generalkapitel versammelt. "Beten Sie für den Heiligen Vater, für Mutter Teresa und für Schwester Nirmala. Beten Sie für unsere Schwestern im Irak", lautete der Appell an die versammelten Ordensschwestern. Ordensgründerin Mutter Teresa wird am 19. Oktober selig gesprochen. Die Kongregation zählt derzeit rund 4.000 Ordensschwestern und 700 Niederlassungen in fünf Kontinenten.

 


Von: majordomus@domus-ecclesiae.de

Gesendet: Freitag, 28. März 2003 22:06

An: leser@kath.net

Betreff: Bericht "Bagdad: Ordensschwester gefoltert und ermordet" vom 28. März 2003

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

ein derart obskures Gerücht wie jenes, das Ihr o. a. Artikel wiedergibt, zur fetten Internetschlagzeile zu machen, das ist mehr als verantwortungslos.

 

Die Haltlosigkeitkeit des Gerüchts geht schon aus dem Text Ihres eigenen Berichts hervor: Da soll es einen Brief geben, in dem jemand schreibt, jemand anders solle gehört haben ... Das ist keine Nachricht, sondern ein Nullum.

 

Besonders perfide ist, daß dies Gerücht benutzt wird, um zu suggerieren, im Irak würden Christen verfolgt. Das Gegenteil ist wahr. Zu erklären ist solche Verleumdung nur vor dem Hintergrund des unseligen Krieges, der im von Amerikanern und Briten überfallenen Irak tobt.

 

Es ist ein Stück klassischer Kriegspropaganda, deren Fratze man seit dem ersten Weltkrieg zur Genüge kennt. Sie sollten sich allerdings zu schade sein, sich solcher Propaganda dienstbar zu machen.

 

Im übrigen ist natürlich auch im Irak nicht auszuschließen, daß Morde wie der hier kolportierte vorkommen. Ich entsinne mich zum Beispiel eines vor nicht langer Zeit berichteten, ähnlich grausamen Mordes an einer Ordensschwester, der satanistischen Hintergrund hatte. Das war allerdings in Italien - und kein Gerücht, sondern erwiesene Tatsache.

 

Abschließend sei bemerkt, daß ich mit einer Familie chaldäischer Christen aus dem Irak gut befreundet bin. Ich weiß also, wovon ich rede. Es handelt sich sogar um eine Flüchtlingsfamilie - geflohen aus politischen Gründen, und zwar allein politisch.

 

Mit freundlichem Gruß

Robert Ketelhohn

 


Von: KATH.NET (office) [office@kath.net]

Gesendet: Freitag, 28. März 2003 23:24

An: majordomus@domus-ecclesiae.de

Betreff: Re: Bericht "Bagdad: Ordensschwester gefoltert und ermordet" vom 28. März 2003

 

Sg. Hr. Ketelhohn!

 

Da wir die betreffende Frau, die uns das berichtet hat, kennen und als glaubhaft einschätzen und nicht denken, dass diese uns eine Lüge aufgetischt hat, halten wir Ihre Anschuldigungen und Behauptungen für haltlos.

 

Wir berichten unabhängig von irgendwelcher Medienhysterie über eine Krieg, der Sie offensichtlich verfallen sein dürften.

 

Ihre Unterstellungen drücken vielmehr etwas über Sie aus als über den objektiv vorliegenden Sachbestandes, den wir aus journalistischen Gründen natürlich weitergegeben haben.

 

Dass sie einen Bericht über dieses Verbrechen als "klassische Kriegspropaganda" abqualifizieren, ist angesichts des Schicksal der Frau schon fast an der Grenze des Erträglichen und ziemlich zynisch. Aber dies müssen Sie sich mit dem lieben Gott ausmachen.

 

MfG

wwvv.kath.net

Administration-Linz

 


Von: majordomus@domus-ecclesiae.de

Gesendet: Samstag, 29. März 2003 11:29

An: KATH.NET (office)

Betreff: AW: Bericht "Bagdad: Ordensschwester gefoltert und ermordet" vom 28. März 2003

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

es fällt mir zugegebenermaßen schwer, Ihnen hierauf noch einmal zu schreiben; insbesondere deshalb, weil ich zu Ihren regelmäßigen Lesern zähle und Ihr Internetangebot im allgemeinen sehr schätze.

 

Zunächst weise ich die Unterstellung zurück, ich sei irgendeiner Medienhysterie verfallen. Im Gegenteil zähle ich mich zu den schärfsten Kritikern der hiesigen Medienlandschaft. Vielmehr bilde ich mein Urteil auf breitest möglicher Informationsgrundlage.

 

Genau darum war es mir auch möglich, den zutiefst bösartigen Charakter des gegenwärtigen Regimes der Vereinigten Staaten von Amerika längst vor dem Angriff auf den Irak zu erkennen. Durch diesen Krieg freilich liegt die Ungerechtigkeit dieses Regimes nun für jedermann ersichtlich offen zutage.

 

Das dürfen Sie als harte Kritik und Ruf zur Umkehr verstehen. Diesen Krieg zu unterstützen ist objektiv schwer sündhaft. Ich vermag nur schwer Gründe zu erdenken, die die subjektive Schuld eines Irrtums hierüber mindern könnten.

 

Was Ihren konkret von mir kritisierten Artikel betrifft, so geht es weniger um die Glaubwürdigkeit des kolportierten Gerüchts, also um die Frage, ob der behauptete Tatbestand des Mordes an einer Nonne den Tatsachen entspricht.

 

Ich stehe - mangels eigener Kenntnis - nicht an, die Glaubwürdigkeit Ihrer Zeugin zu bestreiten. Diese Zeugin kann jedoch nur angeben, einen Brief mit entsprechenden Informationen von einer "Angehörigen" erhalten zu haben, die als Ordensschwester in Kalkutta lebe und ihrerseits über Ordenskanäle von dem Vorfall aus Bagdad gehört habe.

 

Ein solcher Bericht aus dritter oder vierter Hand ist nach allen Regeln journalistischer Sorgfalt keine Nachricht. Es gibt bislang keinerlei Bestätigung von anderer Seite für das Vorkommnis. Im Gegenteil, gerade das unerklärliche Fehlen anderer Berichte - die man doch erwartete - mehrt die Zweifel.

 

Seriöser Journalismus wäre, den Behauptungen nachzugehen, um sicherere Informationen zu erhalten, die Behauptungen selbst aber ohne anderweitige Bestätigung - wenn überhaupt - nur mit äußerster Vorsicht und unter Kennzeichnung als Gerücht zu veröffentlichen.

 

Statt dessen haben Sie auf Grundlage der für sicher hingestellten Behauptung einen Bericht konstruiert, der eine systematische Verfolgung der Christen im Irak suggeriert. Diese Unterstellung ist nachweislich, ja offenkundig falsch. Als katholischer Journalist wird man sich da, wenn eigene Kenntnis und Informationsquellen fehlen, auf das einhellige Zeugnis der katholischen Bischöfe des Irak verlassen dürfen.

 

Sie haben es jedoch auch hier an der nötigen Sorgfalt fehlen lassen und sich damit in den Dienst jener gestellt, die bemüht sind, ein gewisses Gefühl nostalgischer Verbundheit mit den Vereinigten Staaten von Amerika, das viele Katholiken hegen - gerade solche mit "konservativem" Lebensgefühl -, zu verstärken und auszunutzen, um das Klima der öffentlichen Meinung zugunsten des britisch-amerikanischen Krieges zu wenden.

 

Das ist klassische Kriegspropaganda. Um Ihnen dafür die Augen zu öffnen, habe ich geschrieben.

 

Mit freundlichem Gruß

Robert Ketelhohn

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Von: KATH.NET (office) [office@kath.net]

Gesendet: Samstag, 29. März 2003 11:59

An: majordomus@domus-ecclesiae.de

Betreff: Re: Bericht "Bagdad: Ordensschwester gefoltert und ermordet" vom 28. März 2003

 

Sg. Herr Ketelhohn!

 

Wir wurden gerade von einem Leser informiert, dass Sie offensichtlich ohne uns zu fragen, eine Korrespondenz von wwvv.kath.net  auf wwvv.kath.de im Forum abgedruckt haben. Wir finden dieses Vorgehen und Benehmen äußerst befremdlich und werden daher auf einen weitere Korrespondenzwechsel verzichten. Es würde zumindest einen Mindestmaß an Anstand entsprechen, dass man vorher die betreffenden Parteien befragt, ob Sie einverstanden sind.

 

Mit freundlichen Grüßen

wwvv.kath.net

 


Von: Robert Ketelhohn [robert@ketelhohn.de]

Gesendet: Samstag, 29. März 2003 12:40

An: KATH.NET (office)

Betreff: AW: Bericht "Bagdad: Ordensschwester gefoltert und ermordet" vom 28. März 2003

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

mein Anstand - den zu besitzen ich noch nie behauptet habe - ist jenen, die in diesem Augenblick im Irak durch Kriegsgewalt getötet werden, ebenso egal wie allen um Christi Namens willen ermordeten Ordensfrauen dieser Welt.

 

Der Herr segne Sie und alle Arbeit in Seinem Weinberg.

 

Mit freundlichem Gruß

Robert Ketelhohn

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Robert,

 

dieser beitrag auf kath.net hat auch schon mich wütend gemacht, wie generell die unausgewogene "Bericht"erstattung auf diesem Feld (während ich ebenso wie Du zu den täglichen Lesern von kath.net gehöre).

Mir erschien auch die dritt- bzw. vierthändige Information sehr zweifelhaft. Solange auf Radio Vatikan bzw. Zenit nichts ähnliches berichtet wird, halte ich so eine Aussage für schlicht und ergreifend willentlich falsch und irreführend - womit sich kath.net genau der Sache schuldig macht, die es anderen säkularen Medien bezüglich der kath. Kirche vorwirft.

 

Paz y bien,

Ralf

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Ich bin beeindruckt – mich befremdet der patzig-suggestive Stil besonders des ersten Antwortschreibens.

 

Es würde zumindest einen Mindestmaß an Anstand entsprechen, dass man vorher die betreffenden Parteien befragt, ob Sie einverstanden sind.

 

Warum der Redakteur sein Einverständnis vermutlich nicht gegeben hätte, scheint mir offensichtlich.

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Nun, wenn es sich nicht um kath.net handeln würde, könnte man ja noch folgendes sagen:

 

Der eigentliche Artikel ist sachlich korrekt, denn es wird ja durchaus gesagt, daß die Nachricht über verschiedene Kanäle übermittelt wurde, so daß der kritische Leser sich über das dahinterstehende "Stille Post"-Spiel (wenn man einmal bewußte Verfälschung nicht unterstellen mag) bewußt werden kann. Demgemäß ist das ganze auch im Konjunktiv ("sei", "habe", etc.) abgefaßt.

 

Allerdings verläßt mindestens die Überschrift auch schon den rein formalen Mindestanspruch journalistischen Anstands, denn darin (und viele lesen ja nicht mehr als das) ist kein Konjunktiv zu sehen, kein "angeblich", nicht einmal das Fragezeichen, das sogar die BLÖD-Zeitung bei so windigen Nachrichten in die Headline setzt (wenn auch sicher weniger aus ethischen als haftungsrechtlichen Gründen).

 

Bedenkt man nun die Brisanz, die in der gegenwärtigen Lage eine solche Nachricht haben muß, wäre deren Verbreitung sogar in einem nicht weiter wertgebundenen Medium hochproblematisch und nur bei kritischster Überprüfung der Quellen (und, falls das nicht möglich ist, entsprechendem hinweis) im äußersten Fall gerade noch vertretbar.

 

Bei einem Medium, das sich "katholisch" nennt, ist das in jedem Fall jenseits jeder Kritik.

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Geehrte Damen und Herren,

 

Ich bin entsetzlich schockiert über die Meinung des Herrn Robert Ketelhohn.

Die Meinung, dass man keinen gerechten Krieg führen kann,ist zwar alt wie die Kirche selbst, am Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts aber wäre schon gut, wenn solche Parasittheorien endlich aus der Welt seien.

Nach dem Münchenabkommen 1938 war allen klar, dass Frieden gerettet sei.Diese "weisen" Friedentäter haben sich aber nicht die einfachste Frage gestellt:Was will eigentlich Hitler?Denn darauf musste sofort geantwortet werden:Er will überhaupt keinen Frieden, er will nämlich die ganze Welt erobern.Wenn damals einen eingefallen wäre, Hitler muss sofort entköpft werden, hätte man schon damals den grausamsten Krieg vermeiden und damit Millionen von Unschuldigen zu retten.

Es ist merkwürdig, dass gerade Pazifismus eine der Theorien ist, die nicht überleben könnten, wenn sie zur Erfüllung gingen.

Die Botschaft Christi ist keine Art von Leben , in dem sich die Leute nur gegenüber grinsen und miteinander die Liebe auskennen.Seine Botschaft ist in der ersten Reihe Bereitschaft dafür , dem Bösen gegenüber zu stehen.Liebe, Glauben und Hoffnung sind Werte für die ist gerechtigt zu kämpfen.

Saddam Hussein ist Mensch, der hat fünf tausend Kurden grundlos zum Tode durch Giftgas geschickt.Tausende von irakischen Kindern sterben täglich nur deswegen, dass dieser Mensch sich Prunkpaläste baut und damit die Geldmitteln aus Westen verschwendet und seinen eigenen Staatsbürgern vorenthält.

Es ist reine Unverschämheit zu behaupten, die Christen in Iraq seien nicht verfolgt.

Jetzt stelle ich mir die Frage:Wie können die Christen in Iraq ihren Glauben genossen, wenn nur ein Wort gegen Regim oder gegen Saddam das Todesurteil bedeutet.

In der Tat ist der Glauben der Iraqchristen nur auf die Erfüllung der Religiöspflichten beschränkt.Irgenwelche unholde Äusserung an Führer kostet das Leben.

Sündhafte ist Ihre Meinung, geehrter Herr Ketelhohn.

Die erste Pflicht des Christen ist Kampf gegen dem Bösen.

Die Amerikaner verdienen unsere Huldigung dafür.

 

Gott segne Euch allen Ondrej

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Nun ja.

 

Das war, denke ich, nicht die Absicht von Robert Ketelhohn. Ihm ging es darum, zu dokumentieren, auf welche spezielle Gegenliebe sein Versuch gestoßen ist, die Redaktion von kath.de auf mögliche Desinformation hinzuweisen.

 

Dass es sich bei der Agentur um Geschwister im Glauben handelt, rechtfertigt sein Posting in den Glaubensgesprächen.

 

Ich denke jedoch, dass die Glaubensgespräche nicht der Ort sind, um die Motivation der Herren Bush und Hussein zu erörtern. Dazu gibt es die Arena.

 

Vielleicht  posten Sie zur politischen Lage in den bestehenden Threads der »Arena«, oder eröffnen dort einen neuen Thread.

 

Vielen Dank für das Verständnis.

Peter Esser

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Da bist du aber nett gewesen, Peter. Es könnte sein, dass es aufgrund der Nicht-Heimatsprachlichkeit möglicherweise Wortwahl- und Wortverständnisprobleme gibt.

 

Dennoch steht die Verurteilung des Krieges durch den Papst zeifelsfrei fest. Auch Jesus hat sich nicht für Krieg und Befreiung von den Römern ausgesprochen.

 

Deine Meinung, Ondej, ist nicht so eindeutig wie du sie darstellst und die Verurteilung einer anderen Meinung - die im Einklang mit der Meinung des Papstes ist - als sündhaft, erscheint mir verwegen.

 

Bist du katholisch?

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Ja, katholisch bin ich.

 

Den papst Johannes Paulus II. schätze ich sehr und bin dankbar dafür, dass er unsere Kirche in diesen schweren Zeiten führt.

Im diesen Hinsicht bin aber davon überzeugt, dass er sich irrt.(Die papstliche Unfehlbarkeit geht nur die theologischen Fragen an)

Ausserdem meine ich, dass er keine politische Stellungen einnehmen soll, falls es nicht durchaus nötig ist.(Jetzt bin ich mir nicht ganz sicher, ob es gut auf Deutsch klingt :-))

Mir scheint auch, dass er nur die Weltpolitiker mahnt, die gute und weise Entscheidungen tu treffen.Die direkte Ablehnung habe ich von ihm nie gehört, das könnte aber wiederum mein Irrtum sein.

Als sündhaft bezeichnete ich die Meinung des Herrn Ketelhohn darum, weil ich Gefühl bekam, dass er den irakischen Diktator verteidigt.

Die Mahnung, dass es hier um die Glaubensgespräche geht, sehe ich ein.

Zu Martin noch: Die Möglichkeit des gerechten Krieges als des letzten Mittels ist in der katholischen Theologie und Praxis tief verankert.Ohne das wären unsere Frauen schon in Burke eingehüllt :-))(1683-Wien)

 

Das ist jetzt hier wirklich meine letzte Äusserung zum Thema Iraq-Krieg.Ob jemand Interesse hat, über dieses Thema sich zu unterhalten:bratino@hotmail.com

 

Maria segne Euch.Ondrej

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Falls du damit Recht hättest, dass Robert Ketelhohn Saddam Hussein verteidigen würde, wäre den Einwand berechtigt, Ondrej - ich denke aber, nichts liegt Robert ferner.

 

Ein wenig irritierend - vor allen Dingen weil ungewohnt im alltäglichen Sprachgebrauch - wirkte dein Begriff er "Sündhaftigkeit" (ich verstehe darunter Gottes-Ferne) in Bezug auf Robert Ketelhohns Äußerungen.

 

Aus deinen Äußerungen vermeine ich zu entnehmen, dass du oder deine Familie Leid durch das irakische Regime erlitten hast? Falls es so ist, wird der Wunsch nach Befreiung nur zu verständlich. Hätte es eine Alternative zum Krieg gegeben, die Ergebnisse gebracht hätte?

 

Schuld und Vergebung, der Kampf gegen die eigenen Hass- und Rachegedanken sind schwere Auseinandersetzungen. Gott möge dich führen auf deinem Weg.

 

Herzliche Grüße

Martin

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Gast Ketelhohn

In aller Kürze zusammenfassend und klarstellend dies:

 

1. Der Irak hat seit dem Kuweit-Krieg kein anderes Land bedroht, geschweige denn angegriffen.

 

2. Der Irak besitzt keinerlei als sog „Massenvernichtungsmittel“ eingestufte Waffen, obgleich dies sein gutes Recht als eines souveränen Staates wäre.

 

3. Der Irak hat auf Aufforderung der VN-Inspektoren erst jüngst sogar jene Kurzstreckenraketen vernichtet, die er jetzt zur Abwehr des Angriffs dringend gebrauchen könnte.

 

4. Der Irak wurde seit über zehn Jahren regelmäßig in Nadelstichmanier – durchschnittlich wenigstens einmal jede Woche – von britisch-amerikanischen Luftangriffen heimgesucht.

 

5. Der Irak leidet ebensolange unter der gegen das Land verhängten Wirtschaftsblockade; die infolge dieser Blockade kranken, hungernden, mißgebildeten und gestorbenen Kinder lasten auf dem Konto derer, die diese Blockade verhängt haben, aber auch all derer, die sich darin dem anglo-amerikanischen Diktat gebeugt haben.

 

6. Die Möglichkeit des gerechten Krieges besteht nach kirchlicher Lehre selbstverständlich, ebenso wie das Recht des Individuums auf Notwehr. Der derzeitige Krieg ist ein Beispiel dafür: Der Angegriffene verteidigt sich. Der Verteidigungskrieg des Irak ist zweifellos ein gerechter.

 

7. Daß es sich beim irakischen Herrscher Saddam Hussein um einen Despoten handelt, steht außer Frage. Dasselbe ist freilich auch Dutzenden anderer Herrscher weltweit zu sagen. Indes berechtigt dies nicht zum Kriege gegen den Despoten.

 

8. In der Tat erscheint mir das derzeitige amerikanische Regime wenigstens ebenso bösartig, aufgrund seiner Macht aber jedenfalls weitaus gefährlicher. Das Gebot der Stunde müßte darum sein, Amerika zu entwaffnen. (Vielleicht schaffen die Amerikaner das sogar selbst, wenn es ihnen nicht doch noch gelingen sollte, sich durch die Kriegswirtschaft über den bereits stattfindenden Kollaps hinwegzuretten.)

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Lieber Robert,

ich wurde von Moderatoren dieser Disskusion aufgefordert, über dieses Thema hier nicht zu diskutieren.Auf die Absurditäten, die Du hier vorgetragen hast, würde ich Dir gern per mail antworten.Maria segne Dir.Ondrej

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ich bin durchaus der Ansicht, daß man zu diesem Thema ein Glaubensgespräch führen kann. Oder sollen wir den Thread in die Arena verschieben?

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Nun ja, vielleicht fragen wir den Strangeröffner.

 

Wie ich es jedoch verstanden habe, ging es dir, Robert, um eine Korrektur der Darstellung von kath.net (um das mal wieder lieb zu sagen), also gewissermaßen ein katholisches Duell.

 

Ondrej erweiterte das Thema um die Frage nach der Rechtfertigung des Krieges. Und das Thema ist in der Arena besser aufgehoben. (Denn dazu haben selbst Nichtgläubige vertretbare Auffassungen. ;) )

 

Ich plädiere für Nichtverschieben – und Ondrej hat ja bereits den Irakthread gefunden …

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Warum sollte dieses Thema nicht ausdiskutiert werden? Und warum nicht in den Glaubensgesprächen?

 

Inhaltlich Thema kann ich mich Robert anschließen.

Wobei ich die Verbindlichkeit der Beschlüsse der UN etwas anders sehe als Robert - denn die Regeln der UN wurden ja von fast allen Staaten anerkannt.

 

Aber für den Irak-Krieg gab es eben keine Authorisierung und es ist kein Verteidigungskrieg.

Also bleibt nur, daß es ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg ist.

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Matthias, einfach nur, weil ich es für doof halte, ein Thema, das keine Exklusivität besitzt, in einem Forum zu diskutieren, in dem einige nicht posten können.

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Ja, das denke ich auch.

Der christliche Glauben, ist doch nicht nur eine Ideologie oder Art vom Denken.

Für mich bedeutet Glauben tiefe Beziehung mit Jesus.

Die Beschränkung des Glaubens nur auf die Moral- oder Denkenebene ist bedenkliche Geringschätzung.

Deswegen muss auch jeder Christ seine Taten und Entscheidungen mit Jesus konfrontieren und Ihn fragen, ob dies oder anderes richtig ist.

Das wahre christliche Leben muss besonders kritisch zu sich selbst sein.

Das zweite Vatikanum hat zum Bekenntnis der Sünden etwas äusserst wichtiges hingefügt.

Nicht zu sündigen ist wichtig, wichtiger aber ist ob ich das getan habe was ich tun sollte.

Wenn wir je vor Gott treten werden sollen, wird Er uns eher fragen nach dem Guten als nach dem Bösen.

Deswegen bin ich der Meinung, dass das Thema vom Iraq-Krieg auch ein Glaubensdilema ist.

Christ darf nicht passiv zum Weltgeschehen sein und nur um seine eigene Heil gekümmert zu sein.

 

(Entschuldige, ob meine Stylistik ab und zu stolprig ist, ich bin kein Muttersprachler)

 

 Ondrej

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Hallo Ondrej,

 

die Erwähnung deiner "Nicht-Muttersprachlichkeit" erfolgte nur, weil es auf den ersten Blick nicht ersichtlich war. :)

 

Deinen Gedanken kann ich folgen und sie bejahen, besonders der Aspekt des aktiven "Gut-Seins" statt einer Fixierung auf "Nicht-Böse-Sein" ist ein Aspekt, den ich zwar kannte, der mir aber bisher noch nie so deutlich geworden ist, wie bei deiner Erwähnung. Danke dafür.

 

Nun aber zum Thema. Was bedeutet dieses Dilemma im Bezug auf den Irak-Krieg? Handeln gegen Unrecht, ja! Aber wie weit gehe ich in diesem Handeln. Ist ein Angriffs-Krieg gerechtfertigt? Würde er erfolgen, wenn nicht auf geopolitische und wirtschaftliche Aspekte eine Rolle spielen würden? Robert Ketelhohn hat zu recht auf viele andere Diktaturen hingewiesen. Was ist mit denen?

 

Was hat Jesus dazu gesagt? Er hat die Römer nicht "ins Meer getrieben".

 

Herzliche Grüße

Martin

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Hallo Ondrej, hallo Robert,

wie man aus der Sicht eines glaubenden Katholiken den Irak-Krieg gegensätzlich beurteilen kann, das würde mich sehr interessieren. Was spricht dagegen, wenn Ondrej seine Beurteilung hier zur Diskussion stellt? Störte es Dich, Robert?

 

Habt Ihr den Artikel des amerikanischen Theologen Michael Novak zum Thema gelesen? Er kommt zu einem ähnlichen Schluss wie Ondrej. Ich finde den Beitrag nicht mehr im Netz.

Charlene

 

(Geändert von Charlene um 22:22 - 3.April.2003)

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Liebe Charlen,

Mike Nowak schätze ich als einen der grössten Katholischdenkern überhaupt.

Danke, dass du ihn erwähnt hast.

Ich denke ,die verschieden Stellungnahmen sind mindestens gesund und ich bin auch froh, dass es so etwas wie Dialog innerhalb unserer Kirche gibt.

Über uns Katholiken denken die meisten, wir sind nur die homogenne Masse, wo  irgendeine Art vom Denken strikt verboten ist, und wo kann man nur das sagen, was mit der katholischen Lehre übereinstimmt.

Wir, einzelne Gläubigen werden dann nur als blinde Schafen betrachtet, die nur das wiederholen, was Papst sagt.

Möge es in solcher Disskussionen gezeigt werden, dass die Kirche voll von Individualitäten ist.

Maria segne Euch.Ondrej  

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Wir jagen die Iraker doch nicht ins Meer.Das Signal, das jetzt alle Diktatoren auf der Welt bekommen ist klar:

 

Es gibt Tabus, deren Verletzung eine Strafe folgt.

Keine Macht ist unbeschränkt, nicht alles ist erlaubt.

 

Welche andere Möglichkeit hat die Welt?

Muss sie auf den ersten Angriff von irakischer Seite warten?

Oder es ist besser dieses Risiko vorzugehen, und damit die Tausende von möglichen Opfern in der Zukunft zu retten?

Meinst Du, dass auch Saddam würde sich darum bemühen, die Zivilopfern zu vermeiden, wie das die Aliierten zweifellos tun.

Die Zahl von Opfern ist für ihn entscheidend.

Je weniger Opfern, desto kleiner ist für uns das Erfolg, das ist Denken von Fanatikern.Saddam ist einer von ihnen.

Diese Prevention scheint in meinen Augen berechtigt zu sein.

Ich bin auch bereit, diese Stellungnahme vor dem Allmächtigsten zu verteidigen.

 

Ondrej

 

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