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Der Krieg, die Propaganda und der verlorene Gläubige


Gast Ketelhohn

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Was in Deinem Busfahrerfall geboten ist, das können wir so nicht klären. Dazu hast Du zu viele Details ausgelassen, Lucia. Nach bestem Wissen und Gewissen heißt eben, kein Urteil zu fällen, ohne die Faktenlage zu kennen.

 

Was hältst Du für geboten, wenn Du weißt: hat er den Bus erst in seiner Gewalt, sinken Deine Chancen erheblich, die Kinder zu schützen, der Mann ist kein Schauspieler, er hat schon mal einen Bus entführt, auch beim letzten Mal prahlte er vorher ausgiebig mit seiner beabsichtigten Tat, er hat sich einschlägige Waffen besorgt, sein Therapeut hat ihn aufgegeben, er wendet regelmäßig Gewalt gegen seine Angehörigen an etc.?

 

Einen notorischen und therapieresistenten Triebtäter - nehmen wir mal Hannibal Lector - sperrte ich ein - präventiv und mit aller gebotenen Gewaltanwendung. Ich finde es verantwortungslos, ihn frei herumlaufen zu lassen.

 

Irren kann ich mich auch in diesem Fall. Wie bewertest Du im Gegenzug Die Schuld des Nichthandelnden am Tod der Opfer angesichts der Tatsache, dass er ihre Ermordung hätte verhindern können?

 

Charlene

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Also, eigentlich wollte ich mir die ganze Kriegsdebatte meilenweit vom Halse halten, aber was solls....

 

Zunächst: ich bin gegen diesen Krieg.

 

Dies hat verschiedene Gründe:

 

1. Wenn das Kriegsziel sein sollte, den Irak abzurüsten, wäre das auch ohne Krieg gegangen - jedenfalls sind Leute, die davon um einiges mehr verstehen als ich, und die m.E. keinen Anlaß haben, hier die Fakten zu verdrehen, dieser Auffassung.

 

2. Sollte Ziel des Krieges sein, ein verbrecherisches Regime abzulösen (was die Saddam-Clique sicher ist), war diese Methode so ziemlich die dümmste, die denkbar war. Die selbsternannten Befreier sind Aufgrund ihrer seit jahrzehnten (vorsichtig gesagt) doppelzüngigen Politik völlig ungeeignet, das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen - und das ist die erste Voraussetzung dafür, demokratische Verhältnisse zu schaffen (und erfahrungsgemäß verhindert nur Demokratie - wenn auch nicht zuverlässig - Staatsverbrechen).

 

3. Das Argument, daß Saddam den Terrorismus unterstützt, ist möglicherweise wahr, aber wenig tragfähig. Gleiches gilt für fast jedes Land in der Golfregion - auch solche, die im gegenwärtigen Krieg Aufmarschgebiete, Unterstützer oder zumindest stille Dulder der Amerikaner sind. Einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Irak und Al Quaida anzunehmen, ist eher abwegig. Mit Islamismus hatte Saddam noch nie etwas am Hut.

 

4. - und "last", aber mit Sicherheit nicht "least", weil dieser Krieg unter klarem Bruch von Völkerrecht stattfindet. Aus der Sicht dessen, der den dickeren Knüppel trägt - oder vermeintlich dessen Freund ist - scheint das vielleicht nicht so problematisch zu sein. Aber selbst wenn die USA ausschließlich von menschenfreundlichen Motive angetrieben würden, ist ihr Vorgehen nicht anders als Imperialismus und Tyrannei zu nennen. Und selbst wenn man einmal einen "guten" Imperator oder Tyrannen hätte: Macht korrumpiert, und absolute Macht korrumpiert absolut. Nur wenn Macht durch Recht gebrochen und gebändigt wird, sind erträgliche Zustände möglich.

 

Allerdings ziehe ich die Motivation derer, die für diesen Krieg eingetreten sind, nachhaltig in Zweifel. Die Politik der Administration Bush jun. ist schon lange vor dem 11.9. auf monopole Machtausübung ausgerichtet gewesen - wobei ehrlicher Idealismus (die Segnungen der Demokratie in die Welt tragen) und schlichte Gier anscheinend gleichzeitig verschiedene Hälften derselben Köpfe zu bewohnen scheinen. Vor dem 11.9. sind die Leute, die das vorangetrieben haben, noch durch einige gebremst worden, die ihr Großhirn noch nicht durch einen Säbel ersetzt hatten; inzwischen können auch die nur noch hinterhertraben.

 

Aus diesen Gründen bin ich gegen diesen Krieg.

 

Das bedeutet allerdings nicht, daß ein Krieg gegen das Saddam-Regime schlechthin indiskutabel wäre.

 

1. Saddam ist ein gefährlicher Verbrecher. Daß er seit dem Kuweit-Überfall keine Kriege mehr vom Zaun gebrochen hat, ist keinem Sinneswandel zuzuschreiben, sondern allein der Tatsache, daß ihm durch militärische Gewalt (Flugverbotszonen, aktive militärische Bekämpfung) jede Möglichkeit dazu genommen wurde.

 

2. Auch ein abgerüsteter Irak ist nicht ungefährlich. Gerade B- und C-Waffen sind relativ leicht herzustellen. Das know-how dazu ist vorhanden; die geeigneten Geräte können beschafft werden. Jegliche Kooperation, die der Irak bei der Waffenkontrolle irgendwann gezeigt hat, ist stets und ausschließlich durch die unmittelbare und gegenwärtige Kriegsdrohung durch die USA erzwungen worden. Es gibt weder Grund noch Anzeichen, anzunehmen, daß der Irak weiter abrüsten oder nicht wieder aufrüsten würde, wenn ihm nicht das amerikanische Messer weiterhin direkt an der Kehle säße.

 

3. Saddam hat auch nach dem 91er Golfkrieg weiter Völkermord betrieben - wenn auch subtiler, nicht mehr mit Giftgas. Aber er hat z.B. einen Kanal anlegen lassen, der Tigriswasser - angeblich zur Bewässerung von neu anzulegenden Feldern - aus den südlichen Gebieten abgeleitet hat. Nur ist dieses Wasser nie auf irgendwelche Felder gelangt - der Kanal verhindert nur, daß in die von Schiiten bewohnten Gebiete Wasser gelangt. Das hat nicht nur zu einer ökologischen Katastrophe ungeheuren Ausmaßes, sondern zu - bewußt herbeigeführten! - Hungersnöten geführt.

 

4. Der militärische Druck auf Saddam, der ihn allein von weiteren Aggressionen abgehalten hat, und der allein sein Einlenken bei der Abrüstung herbeigeführt hat (die Waffenkontrolleure wurden erst ins Land gelassen, da hatten die unmittelbaren Kriegsvorbereitungen der USA schon begonnen), läßt sich nicht unbegrenzt aufrechterhalten. Das ist schon wirtschaftlich - selbst für die USA - nicht unbegrenzt machbar, aber auch politisch nicht durchzuhalten. Früher oder später wäre der Zeitpunkt gekommen, an dem eine endgültige Lösung des Problems Saddam - und das konnte nur in seiner Absetzung bestehen - unvermeidlich geworden wäre. Ich vermute, daß es nicht so lange gut gegangen wäre, bis er eines natürlichen Todes gestorben wäre. Anlaß zur Hoffnung, daß ein Regimewechsel von innen her gelingen könnte, bestand nicht.

 

Ich denke also, daß ein Krieg gegen den Saddam-Irak tatsächlich irgendwann unausweichlich geworden wäre. Dann aber auf der Basis eines UN-Mandates, und aufgrund von Argumenten, die nicht von vornherein als vorgeschoben vermutet werden müssen.

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>>Dann aber auf der Basis eines UN-Mandates, und aufgrund von Argumenten, <<

 

wäre so ein Krieg "besser"? Würden die Menschen weniger leiden? Wohl nein - deshalb halte ich dieses teilherzige Pazifismusgeschreie reine Heuchelei. Entweder bin ich gegen jeden Krieg - ohne wenn und aber - oder ich bin für einen Krieg, wenn ich es für richtig halte und nicht irgendwelche "Massenbewegungen" das wollen oder erlauben oder gar fordern.

 

Gruss

Erich

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Zitat von Charlene am 23:08 - 4.April.2003

Mein lieber Mann, Ralf, das ist ein beinhartes Radikal-Programm. Gelingt Dir das tatsächlich?

 

In den allermeisten Fällen nein (was man unschwer hier im Forum feststellen kann). Aber ich habe es als richtig erkannt.

 

 

Du steigst in meiner Achtung.

 

 

Da bin ich der falsche Adressat.

 

 

Die Opferlamm-Entscheidung löst allerdings die Schuldfrage nicht auf, der Du gegenüber stehst,  wenn Du dem Verbrecher nicht in den Arm fällst: Oder siehst Du das anders?

Charlene

 

Anstelle von Schuld würde ich lieber von (Mit-)Verantwortung reden. Diese habe (hätte) ich durchaus. Diese habe ich aber jetzt schon immer.

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Warum gerade der Irak, Charlene? Das Land mit den zweitgrößten Ölvorkommen der Welt. Zufall? Ein Land, das schon genau so Diktatur war und mit dem man zusammengearbeitet hat, als es politisch (!) nützlich war?

 

Was die Diktaturen angeht, da gibt es einige ganz üble Baustellen in Afrika und Asien. Länder, die zugrunde gerichtet werden, weil kleine Herrschaftsgruppen das ganz Land gnadenlos ausbeuten.

 

Abgesehen vom Irak - wie viele Länder auf der Welt gibt es, deren Bevölkerung der gleiche Unrecht erleiden müssen. Kennst du eine Zahl? Ist es dann nicht ungerecht, diese alle links liegen zu lassen? Warum gerade der Irak?

 

Und dazu die chistliche Begründung, das Gebet für ??? (weiß jemand, was genau die Herren im Weißen Haus morgens so beten?) was auch immer. Ob Gott diese Gebete hören wird?

 

Jesus hat gebetet, " und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern".

 

Nein, Charlene, der Christus Gottes hat uns nichts davon überliefert, das darauf hindeuten würde, dass dieser Krieg gerechtfertigt wäre.

 

Herzliche Grüße

Martin

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Zitat von Erich am 8:32 - 5.April.2003

>>Dann aber auf der Basis eines UN-Mandates, und aufgrund von Argumenten, <<

 

wäre so ein Krieg "besser"? Würden die Menschen weniger leiden? Wohl nein - deshalb halte ich dieses teilherzige Pazifismusgeschreie reine Heuchelei. Entweder bin ich gegen jeden Krieg - ohne wenn und aber - oder ich bin für einen Krieg, wenn ich es für richtig halte und nicht irgendwelche "Massenbewegungen" das wollen oder erlauben oder gar fordern.

 

Gruss

Erich

 


 

Seid mir gegrüßt,

 

zunächst einmal: ich stimme Svens und Martins Ausführungen zu. Ich bin ebenfalls gegen diesen Einmarsch, der - wie Sven bereits gesagt hat - vermeidbar gewesen wäre, hätte man anderen Maßnahmen den Vorrang und stärkeren Rückhalt gewährt.

 

Und zum Stichpunkt "Massenbewegungen": ich erlaube mir anzumerken, daß es gerade einer der Hauptpunkte von Demokratien ist, daß die Meinungen der Menschen auch in den Regierungen repräsentiert werden. Nun haben wir in manchen Ländern (z.B. Spanien) den grotesken Zustand, daß die Bevölkerung zu fast 90% gegen diesen Krieg ist, die Regierung dieser Leute aber den Einmarsch aus globalpolitischen Gründen aber unterstützt.

 

Andererseits halte ich es aber auch für wichtig, die Mehrzahl der Menschen in den Vereinigten Staaten zumindest teilweise zu verstehen (zur Klarstellung: ich meine damit nicht, die eigene Meinung damit hinten anzustellen, sondern ich meine lediglich, daß man den Versuch machen sollte, deren Standpunkt nachvollziehen zu können.). Ich versuche deren Standpunkt nachzuvollziehen, scheue aber mich nicht, meine Meinung klar auszudrücken.

 

herzliche Grüße

 

Olli

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Hallo Robert,

 

war das Antwortschreiben der Redaktion von kath.net wirklich mit

 

"MfG

wwvv.kath.net

Administration-Linz"

 

unterschrieben und nicht mit dem Namen eines Redakteurs? Dies wäre höchst unjournalistisch.

 

Selbst wenn Du an den "Spiegel", die "Welt" oder selbst an "Radio Vatikan" schreibst, bekommst Du immer den Namen des betreffenden Redakteurs genannt.

 

Ciao Rolf

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Zitat von Erich am 8:32 - 5.April.2003

>>Dann aber auf der Basis eines UN-Mandates, und aufgrund von Argumenten, <<

 

wäre so ein Krieg "besser"? Würden die Menschen weniger leiden? Wohl nein - deshalb halte ich dieses teilherzige Pazifismusgeschreie reine Heuchelei. Entweder bin ich gegen jeden Krieg - ohne wenn und aber - oder ich bin für einen Krieg, wenn ich es für richtig halte und nicht irgendwelche "Massenbewegungen" das wollen oder erlauben oder gar fordern.


Es ist doch gut, lieber Erich,

 

daß ich weiß, daß Du mich nicht meinst mit dem, was Du schreibst. Denn ich bin kein Pazifist. Ich war es nie und werde es wohl auch kaum werden.

 

Krieg ist nie "besser". Es gibt keinen guten Krieg - und auch keinen "besseren". Es gibt aber Kriege, die unvermeidlich sind. Dieser Krieg war m.E. auf die Dauer unvermeidlich.

 

Aber:

 

Wenn auch der Krieg immer genauso schlecht sein würde, wären die Umstände dieses Krieges besser möglich gewesen. Wenn ich schon davon ausgehe, daß das Kind in den Brunnen fallen wird, ist es nicht notwendig, Eltern und Geschwister gleich hinterherzuwerfen.

 

Unser Leben besteht gelegentlich auch darin, mit dem Grauen - dem des Krieges und vieler anderer - umzugehen. Dazu gehört auch, sich nicht davon umwerfen zu lassen, daß das Grauen stattfindet, wenn man es nicht vermeiden kann. Denn sonst heckt dieses Grauen weiteres, das durchaus vermeidbar gewesen wäre.

 

Mir sind, ehrlich gesagt, Massenbewegungen herzlich egal. Sie bei politischem Handeln als Realität hinzunehmen, ist notwendig - zustimmen muß man ihnen nicht. Ich bin kein verantwortlicher Politiker, somit kann ich das für meine Entscheidungsfindung ignorieren. Die blind-pazifistische Begeisterung vieler hierzulande und sonst auf der Welt ist mir ebensowenig sympathisch wie die Einbildung mancher in der US-Führung, von Gott zur Beglückung der Welt ausersehen zu sein.

 

Ich sage lediglich: wenn es schon notwendig ist, das Saddam-Regime irgendwann militärisch zu bekämpfen (und das meine ich), dann ist es weder geboten, nocht zulässig, bei dieser Gelegenheit auch noch das Völkerrecht und die Institutionen, die allein eine Möglichkeit zur Friedenssicherung bieten, in den Eimer zu kippen.

 

Das Grauen wird nicht weniger grauenvoll, wenn man es völkerrechtlich "korrekt" abwickelt. Aber zum Grauen tritt zusätzlich ein weiteres, wenn man es als Gelegenheit nimmt, zusätzliches Unrecht zu begehen, weiteren Schaden anzurichten.

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Zitat von Charlene am 2:49 - 5.April.2003

Was in Deinem Busfahrerfall geboten ist, das können wir so nicht klären. Dazu hast Du zu viele Details ausgelassen, Lucia. Nach bestem Wissen und Gewissen heißt eben, kein Urteil zu fällen, ohne die Faktenlage zu kennen.

 

Was hältst Du für geboten, wenn Du weißt: hat er den Bus erst in seiner Gewalt, sinken Deine Chancen erheblich, die Kinder zu schützen, der Mann ist kein Schauspieler, er hat schon mal einen Bus entführt, auch beim letzten Mal prahlte er vorher ausgiebig mit seiner beabsichtigten Tat, er hat sich einschlägige Waffen besorgt, sein Therapeut hat ihn aufgegeben, er wendet regelmäßig Gewalt gegen seine Angehörigen an etc.?

 

Einen notorischen und therapieresistenten Triebtäter - nehmen wir mal Hannibal Lector - sperrte ich ein - präventiv und mit aller gebotenen Gewaltanwendung. Ich finde es verantwortungslos, ihn frei herumlaufen zu lassen.

 

Irren kann ich mich auch in diesem Fall. Wie bewertest Du im Gegenzug Die Schuld des Nichthandelnden am Tod der Opfer angesichts der Tatsache, dass er ihre Ermordung hätte verhindern können?

 

Charlene


Liebe Charlene,

die Fakten, die ich "ausgelassen" habe, habe ich als "nicht bekannt" angenommen. Angenommen, der potentielle Bus-Entführer ist vorher nie irgendwie auffällig gewesen (der Schütze in der Erfurter Schule war es auch nicht). Nicht notorisch - keine Wiederholung - nur ein Einzelgänger - vielleicht ein Sonderling - ohne Freunde.

 

Zugegeben - dann paßt der Vergleich nicht mehr auf den "Fall" Irak; allerdings ging es mir eher um das Prinzip. Was den Irak angeht, kann ich Sven im Wesentlichen zustimmen.

 

Bei dem von Dir geschilderten Fall des Busentführers ist die Sache klar: der Mann gehört zumindest überwacht, wenn nicht in Gewahrsam genommen (allerdings braucht es dazu einen Gerichtsbeschluss); vielleicht muß ihn auch ein anderer Therapeut übernehmen. Eine Tötung wäre allerdings keinesfalls gerechtfertigt - nicht präventiv. Sie wäre unangemessen.

 

Was im Irak allerdings zur Zeit passiert, ist dass nicht nur der Geiselnehmer Saddam beschossen wird, sondern gleich sein ganzes Wohnviertel dazu. Es wird versucht, eine mögliche Gefahr - widerrechtlich - abzuwenden, und dadurch Leid verursacht - bei unschuldigen und unbeteiligten, die nur das "Pech" haben, Irakis zu sein.In welchem Verhältnis steht das möglicherweise(!) verhinderte Leid und das durch die Verhinderung erzeugte? Wie sieht's da mit der Verantwortung aus?

 

Ein Krieg kann und darf meiner Meinung nach nur die ultima ratio sein - und hier war die Diplomatie noch nicht am Ende.

 

Liebe Grüße,

Lucia

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Gast Ketelhohn
Rolf, das war in der Tat genauso unterzeichnet. (Abgesehen von meinem „wwvv“ statt „www“, womit ich den Link-Automatismus umging.) – Im übrigen macht mal langsam, Leute. Ich möchte mich noch beteiligen, aber erst morgen. Hoffe, daß ich dann noch hinterherkomme.
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Zitat von Lichtlein am 2:17 - 6.April.2003[br

Bei dem von Dir geschilderten Fall des Busentführers ist die Sache klar: der Mann gehört zumindest überwacht, wenn nicht in Gewahrsam genommen (allerdings braucht es dazu einen Gerichtsbeschluss); vielleicht muß ihn auch ein anderer Therapeut übernehmen. Eine Tötung wäre allerdings keinesfalls gerechtfertigt - nicht präventiv. Sie wäre unangemessen.


 

Sehe ich genau so wie Du, liebe Lucia, da bleiben eine Reihe von Maßnahmen jenseits des Schusswaffengebrauchs, mit denen wir das Verbrechen verhindern können. Töten ist hier unangemessen und deshalb verbrecherisch. Aber Gewalt, und zwar präventive, müssten wir anwenden. Ich halte das sogar für moralisch verpflichtend.

 

Wie die Risiken im Irakfall liegen, liebe Lucia, lieber Sven, lieber Ralf, lieber Martin, lieber Olli, das kann ich nicht wirklich sicher beurteilen. Wie sicher seid Ihr Euch? Den Meisten, die ich bisher dazu gelesen und gehört habe, scheint das ähnlich zu gehen wie mir. Jedenfalls wird immer Viel vorausgesetzt, aus Gesinnung abgeleitet, unterstellt oder im Unklaren gelassen: ein Argumentations-Muster, das ich nicht sehr schätze. Die weißen Flecken hindern nämlich offenbar  keineswegs daran, vollmundig Urteilsfähigkeit vorzutäuschen. Ich bräuchte eine Vielfaches der Informationen, die mir vorliegen, um eine Entscheidung zu treffen, auf die Ihr zählen könnt und von der Ihr Leben und Tod abhängig machen könntet. Und genau darum geht es, wenn wir vom Krieg sprechen.

Ich muss immer schmunzeln, wenn ich sächsische Provinzstrategen erlebe, die dem amerikanischen State Department die Welt erklären wollen. Traditionell ist diese Art kompetenter Weltenlenkung aber Gott sei Dank reine "Männersache".[einsatzausderreihe:farisäersindmenschenwieduundich]  

 

Mich würde sehr interessieren, wie Ihr als Katholiken die Analyse des amerikanischen, katholischen Theologen Professor Novak bewertet? Er stimmte Deiner Aussage über die Offenbarung vermutlich nicht zu, lieber Martin. Ich kopiere den Text mal hier hinein, weil ich vergessen habe, wo ich ihn im Internet gefunden habe.

 

Einen schönen Fastensonntag wünsche ich Euch

Charlene

 

PS: Ich werde in diesem Jahr die Karwoche bewusst feiern und denke darüber nach, ein Beichtgespräch zu suchen. Hat der Priester den Spielraum, mich anzunehmen wenn ich angetanzt komme, ihm mein Ungetauft-Sein enthülle und meine Absicht, bei ihm meinen Müll zu entsorgen?

 

  • “Asymmetrical Warfare” & Just War
    A moral obligation.
     
    EDITOR’S NOTE: NRO contributing editor Michael Novak was invited by United States Ambassador to the Holy See Jim Nicholson to deliver remarks to a public audience in the Vatican City on just-war doctrine and Iraq on the evening of February 10, 2003. While in Rome, Professor Novak speaks as a private citizen, a guest of the U.S. State Department as part of its U.S. Speaker and Specialist program, and not as an official representative of the government or as an official representative of American Catholics. While in Rome, Novak is also meeting with Vatican officials. The text of Novak’s lecture is printed below.
     
The reason why the United States is going to war against Saddam Hussein, unless he fulfills his solemn obligations to international order or leaves power, has nothing to do with any new theory of "preventive war." On the contrary, such a war comes under traditional just-war doctrine, for this war is a lawful conclusion to the just war fought and swiftly won in February, 1991. At that time, the war was summarily interrupted, in order to negotiate the terms of surrender with the unjust aggressor, Saddam Hussein. At the peace table, the United Nations insisted that, as a condition of his continuation in the presidency of Iraq, Saddam Hussein must [a] disarm and provide proof to the U.N. that he had disarmed, accounting with transparency for all his known weapons systems and arsenals. In particular, Saddam Hussein was ordered to destroy his stocks of mustard gas, sarin, botulin, anthrax, and other chemical and biological agents. He was also to provide proof that he had destroyed all his prior work toward the development of nuclear weapons.
 
During the next twelve years, despite constant warnings, Saddam Hussein brazenly flouted all these obligations. In late 2002, the Security Council again solemnly put Saddam Hussein under edict to prove that he had carried out these obligations, on which his very right under international law to remain in power depended. Again, he provided no such proof. Indeed, he continues to insult the Security Council by his performance.
 
Meanwhile, in a sudden and violent fashion, another war was launched against the United States — and, indeed, against international civilized order — on September 11, 2001. This unsought and sudden war emerged from a new strategic concept, "asymmetrical warfare," and it threw the behavior of Saddam Hussein into an entirely new light, and enhanced the danger Saddam Hussein poses to the civilized world a hundredfold.
 
Before elaborating on that, let me recall that authentic Catholic doctrine on the just war, as formulated by St. Augustine and St. Thomas, lays out a clear path of reasoning for public authorities acting in their official capacities in approaching the decision to go to war, or not. Moreover, in evaluating these contingencies, the new Catholic Catechism assigns primary responsibility, not to distant commentators, but to such public authorities themselves. This assignment of responsibility is made for two reasons. First, they are the ones who bear the primary vocational role and constitutional duty to protect the lives and the rights of their people. Second, they are by the principle of subsidiarity the authorities closest to the facts of the case and — given the nature of war by clandestine terror networks today — privy to highly restricted intelligence. Others have a right and duty to voice their own judgments of conscience. But the final judgment belongs to public authorities: "The evaluation of these conditions for moral legitimacy belongs to the prudential judgment of those who have responsibility for the common good" (Catechism, #2309).
 
What is new in the world of just-war theory in the 20th century, to resume, is the concept of "asymmetrical warfare." This concept has been developed by international terrorist groups that, although dependent on clandestine assistance from states willing to help them secretly, are not responsible to any public authority. In order to demonstrate the inability of elected governments to defend the lives of their own people, these terrorist cells execute dramatic attacks upon innocent civilians. The more dramatic and murderous these attacks, the more likely they are to shake legitimate governments to their foundations.
 
This new strategic concept, and the new technological, educational, and logistical conditions that make it practicable, have brought about the widespread moral condemnation of such international terrorist groups, as the enemies of civilized order. The Vatican itself voiced this condemnation following the massacres of September 11, 2001.
 
When it became clear that the main training ground and command center of the perpetrators of the massacres of September 11 were under the protection of the Taliban government in Afghanistan, moral authorities further agreed that a limited and carefully conducted war to bring about a change of regime in Afghanistan was morally obligatory.
 
During the next months, intelligence services learned that the terrorists had plans for further attacks upon famous targets in European capitals, including Paris, London, and the Vatican. Months later, attacks upon the Moscow Opera House, Christian churches in Pakistan, and a crowded disco in Indonesia indicated the worldwide reach of the threat.
 
Nonetheless, in the case of Iraq today, Civilta Cattolica argued recently that war would be unjust, and posited the theory that American motives, in particular, were driven by Iraqi oil: "The fundamental motive seems to be the geopolitical position that Iraq holds in the Middle East [as one of] the three major oil and natural gas producing states (Iraq, Iran and Saudi Arabia)." (The journal said nothing comparable about French, Russian, Chinese or others' motives.) But America has just reasons for war far more important than Iraqi oil.*
 
What is uppermost in American national interests is that, at a time we did not choose and in a way we did not will, war was declared upon us in word and deed on 09/11/01. That aggressor had no standing army, whose movements in advance gave notice of an imminent attack. On the contrary, the attack came all unexpected, striking its innocent victims on a soft, warm, blue-skied September day. The weapons employed were not conventional military armaments, but rather American civilian aircraft heavy with fuel for the long trip to California. The targets chosen — tall skyscrapers — left their unsuspecting victims particularly helpless.
 
Normal criteria watched for by just-war theorists were not literally present: neither conventional military movements, nor visible signs of imminent attack, nor the authority of a hostile nation state. The horror of the damage was immense, just the same.
 
International war had clearly been launched. Its perpetrators called it an international jihad, aimed not only against the U.S. but the entire West, indeed, against the whole non-Islamic world. (The world had already mourned the destruction of ancient and priceless Buddhist monuments in Afghanistan.)
 
No major moral authority had any difficulty in recognizing that a war to prevent this new type of terrorism is not only just but morally obligatory.
 
How does Iraq fit into that picture? From the point of view of public authorities who must calculate the risks of action or inaction vis-à-vis the regime of Saddam Hussein, two points are salient. Saddam Hussein has the means to wreak devastating destruction upon Paris, London, or Chicago, or any cities of his choosing, if only he can find clandestine undetectable "foot soldiers" to deliver small amounts of the sarin gas, botulins, anthrax, and other lethal elements to predetermined targets. Secondly, independent terrorist assault cells have already been highly trained for precisely such tasks, and have trumpeted far and wide their intentions to carry out such destruction willingly, with joy. All that is lacking between these two incendiary elements is a spark of contact.
 
Given Saddam's proven record in the use of such weapons, and given his recognized contempt for international law, only an imprudent or even foolhardy statesman could trust that these two forces will stay apart forever. At any time they could combine, in secret, to murder tens of thousands of innocent and unsuspecting citizens.
 
Please note: Were such an attack to come, it would come without imminent threat, without having been signaled by movements of conventional arms, without advance warning of any kind.
 
Somewhere between 0 and 10, in other words, there already is a probability of Saddam's deadly weapons falling into al Qaeda's willing hands. (There are also other branches of the international terror network). Reasonable observers can disagree about whether that risk is at 2 or 4 or 8. But this much is clear: Those who judge that the risk is low, and therefore allow Saddam to remain in power, will bear a horrific responsibility if they guessed wrong, and acts of destruction do occur.
 
It is one thing for other observers to calculate these risks; it is another for duly constituted authorities, responsible for protecting their people from unprovoked attack.
 
Of course, those who today choose the path of war will bear responsibility for all the bitter fruits of war to come. The moral question here, as in so many areas in which prudence must be invoked, requires the responsible weighing of risks. To settle this moral question also requires knowledge of information from intelligence services, which monitor terrorist networks and their activities.
 
In brief, some persons argue today (as I do) that, under the original Catholic doctrine of justum bellum, a limited and carefully conducted war to bring about a change of regime in Iraq is, as a last resort, morally obligatory. For public authorities to fail to conduct such a war would be to put their trust imprudently in the sanity and good will of Saddam Hussein.
 
Saddam Hussein is a leader of proven "megalomania " (a term applied to him by President Mubarak of Egypt), an unusually cruel leader, who has made long and regular use of weapons of mass destruction even against his own citizens.
 
Should Saddam violate their trust by a violent biological attack in some Western city, public authorities who made themselves hostage to his moral reliability would have inexcusably ignored his record.
 
A word should be said here about the original Catholic doctrine of justum bellum, but especially of those ad bellum questions that arise in making the decisions that lead up to war. These questions quite naturally come before the in bello questions, those that query the conduct to be followed in waging war. Just-war doctrine has at its root the Catholic understanding of original sin, articulated in this context by St. Augustine in Book XIX of The City of God. In this world, Christians will always have to cope with the evil in the human breast that sows division, destruction, and devastation. Augustine had seen many such evils in his lifetime, including the horrors of the Sack of Rome in 410 A.D. Nonetheless, he held that Christians acting as public authorities are bound by laws of charity and justice even in waging war.
 
Augustine defined peace as the "tranquility of order" represented by a dynamic, changing international order, created by just political communities, and mediated through law. When public authorities move to defend this order against unjust aggressors, theirs is a just political end. Just-war doctrine in its ad bellum considerations sets forth the rules under which public authorities are obliged to move to defend their own peoples, and to restore the minimum conditions of international order, by means of warfare. Warfare under this teaching is a morally appropriate political end, and may be morally obligatory upon public authorities, when circumstances dictate that evil must be stopped.
 
The aim of a just war is the blocking of great evil, the restoration of peace, and the defense of minimum conditions of justice and world order. For both St. Augustine and St. Thomas Aquinas, thinking about war falls under the principles of charity and justice. In their view, just war does not "begin with a presumption against violence," but rather with a presumption that addresses first the duties of public authorities to charity and justice and, second, that takes seriously a sinful world in which injustice and violence against the innocent will continue for all time. These have certainly continued in the 21st century as in the 20th.
 
No one today denies that international terrorism is a deliberate assault on the very possibility of international order. That public authorities have a duty to confront this terrorism, and to defeat it, is universally recognized.
 
This is the context in which the ad bellum question concerning a limited and careful war upon Iraq is properly raised today. The primary duty of public authorities in well-ordered democracies is to protect the lives and rights of their people.
 
Moreover, in assessing the many circumstances that must be weighed in moving toward a decision ad bellum, those public authorities who bear the immediate responsibility and who are closest to the facts of the case, have moral priority of place. The Catechism of the Catholic Church states this with no ambiguity, as we have seen above (#2309).
 
The first reason, then, why public authorities in the United States have urged the United Nations to become serious about Iraq is the war preemptively declared upon the United States on 09/11/01. It was obvious from the beginning that 19 graduate students from middle-class families (mostly in Saudi Arabia) did not perform that deed unaided. They had the support of states (Afghanistan in the first place, but also Yemen, Iran, Sudan, and others) willing to act clandestinely but not openly, as international outlaws.
 
Meanwhile, for 12 long years Saddam has flagrantly violated the conditions laid down by the United Nations for the continuation of his presidency. In the world become far more dangerous after September 11, 2001, either the world community now upholds international order, or it backs down from its own solemn agreements. In the latter case, individual sovereign nations will refuse to be complicit in the policy of appeasement. To do otherwise would join Saddam's conspiracy against international order, and to accrue responsibility for anything he might do.
 
Many other nations besides Iraq have been obliged to disarm, and to show proof of it, for instance, South Africa, Kazakhstan, and other nations of the former Soviet Union. All have complied fully and openly. Iraq has not. It has not accounted for immense supplies of chemical and biological weapons which on earlier occasions it either admitted that it possessed, or was shown by international inspectors to have possessed.
 
It is not the burden of the international community to prove Iraq's noncompliance. That fact was publicly and internationally well established years ago. It is Hussein's obligation, as a condition for continuing in his presidency, to present evidence that he has disarmed. This he has so far disdained to do. Hussein has judged that the international community lacks the will to enforce its decrees.
 
For some years, it seemed reasonable (if shameful) not to force Saddam Hussein to comply, but just to wait him out. However, the maturation of al Qaeda and other highly trained international terrorist groups adds to Hussein's violation of U.N. decrees a new peril. On the record, Saddam is capable of ordering a tremendous loss of life, through a secretive, sudden attack upon major western cities with small amounts of biological or chemical agents.
 
With less than a teaspoon of anthrax distributed in letters, for instance, thousands of government workers in Washington were obliged to be screened and preventively treated for anthrax poisoning, one Senate office building was closed for many weeks for decontamination, two post-office workers died, and many others fell ill for some time.
 
Saddam Hussein has failed to account for more than 5,000 liters — five million teaspoons — of anthrax which he is known to have possessed just a few years ago.
 
This does not include the thousands of liters of botulin and other forms of biological weapons, including nerve gas and sarin gas, reported by U.N. inspectors to have been present in his arsenals. Nor does it include the stockpiles of mustard gas the U.N. reported in his possession. "Mustard gas is not like marmalade," Hans Blix famously announced in January. "Governments must know exactly where it is, and what is done with every container of it." It is a deadly gas.
 
In recent weeks, newspapers have carried reports from European intelligence agencies of serious efforts by highly trained Chechen and other Islamic jihadists preparing for terrorist attacks in European cities, in case there is war in Iraq. Whether or not there is war in Iraq, these hidden cells are active now, and will be active years from now. Probabilities are high that one or more of these cells will get their hands on biological or chemical agents. Nowhere will it be easier for them than in Iraq.
 
That those chemical and biological agents lie waiting for them must be taken as a fact, until Hussein offers proof that he has destroyed them. For 12 years he has refused to do so, even under the pain of economic sanctions. To believe that he will now present such proof goes beyond common sense. Nonetheless, he has again been given a window of opportunity to prove that he has destroyed them, and that they pose no danger.
 
Let us hope that Saddam Hussein as a last resort decides to obey his solemn obligations under the negotiated peace of 1991, and thus at last meets the minimum requirement of international order. In that case, there will be no war. In that case, the policy of the United States will have succeeded without the need for war.
 
 
ENDNOTE: *At present, oil companies from France, Russia, and China have contracts to help develop Iraqi oil fields. Europe depends far more upon oil from Iraq than America (only a tiny fraction of U.S. oil comes from Iraq, about six percent). Oil from Iraq, indeed oil from the entire Middle East, ranks higher among European national interests than American. For some years, the United States has been moving to draw the preponderance of its oil from our own hemisphere, mostly from Canada, Mexico, and Venezuela, and to cut back steadily on its use of Middle Eastern oil, to the level now of 26 percent of its annual. Europe is far more dependent on Iraqi oil, and far more involved with the Iraqi oil industry. I believe the U.S. should form a consortium of nations currently under contract to develop Iraq's oil fields, prominently including Italy, France, Russia, and China.
 
Within 15 years the United States hopes to be running a significant proportion of its automobiles and its heating appliances on hydrogen power. Experimental models are already in fairly wide use, and President Bush announced a major research program to support this effort. The goal of the United States is energy independence and, in the shorter term, continuing reductions in reliance on Middle Eastern oil.
 
— Michael Novak, winner of the Templeton Prize for Progress in Religion in 1994, was an expert witness for the defense in Glassroth v. Moore. His latest book is On Two Wings: Humble Faith and Common Sense at the American Founding.

 

 

 

(Geändert von Charlene um 4:21 - 6.April.2003)

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Lieber Sven,

 

da sind wir ja mal wieder einer Meinung: Das Grauen wird nicht weniger grauenvoll, wenn man es völkerrechtlich "korrekt" abwickelt.

 

Nun gehe ich mal aus Sicht eines Gläubigen an die Realität des Krieges ran und stelle fest: Gott lässt diesen Krieg zu – verhindert ihn nicht – und ich frage mich, warum er so handelt.

 

Folgende Möglichkeiten kommen für mich in Betracht:

 

1.Er meint: die Menschen des Westens wollen, dass ich mich aus dem Weltgeschehen raushalte – ihr Wille geschehe.

 

Meine Meinung hierzu:Ich glaube nicht, dass Gott sich in die Rolle des passiven drängen lässt-

 

2.Der Krieg gehört zu Gottes Zorn und Strafgericht an der Welt, an Sadam

 

Meine Meinung hierzu: Das halte ich für sehr wahrscheinlich. Sadam wird für seine Greultaten abgestraft. Die Ohnmacht der „Gutmenschen“, die immer wieder beteuern, dass sie ohne Gott gute Menschen sind, wird offensichtlich, da sie den Krieg nicht verhindern; die Ohmacht der Politik (ohne Gott) wird vorgeführt.

 

Insgesamt kann ich diesen Krieg als Resultat einer gottlosen Menschheit sehen, ein Ruf Gottes zu ihm umzukehren, wenn wir nicht wollen, dass es so weitergeht und sich noch steigert, denn ich glaube auch nicht, dass dieser Krieg der letzte sein wird.

 

Alles Gute

Erich

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Lieber Erich,

 

ich möchte noch eine dritte Alternative nennen, die ich für die plausibelste halte:

 

Gott "hält sich nicht heraus", weil das "die Menschen des Westens wollen", sondern weil das sein eigener Wille ist. Denn er hat uns frei - und damit auch verantwortlich - geschaffen. Das bedeutet auch, daß wir mit dem, was wir in der Welt selbst angerichtet haben, auch selbst in der Welt umgehen müssen. Dazu gehört auch, daß wir die unauflösliche und nicht abschiebbare Verantwortung dafür haben, was mit denen geschieht, die keine oder nur geringe Schuld daran haben, was im einzelnen geschieht. Gott hat nie gesagt, daß er uns die innerweltlichen Folgen dessen, was geschieht, irgendwie ersparen würde.

 

Wenn er das doch tut oder getan hat, dann als Zeichen für sein ewiges Heilshandeln, aber nicht als innerweltlicher Reparaturbetrieb.

 

Das Nichteingreifen Gottes als sein Strafgericht über Saddam anzusehen, dagegen spricht m.E., daß bisher eben nicht Saddam derjenige ist, der darunter zu leiden hat - und auch, daß dieses Strafgericht ja viele andere ebenso große Verbrecher nicht (zumindest nicht auf diese Weise) getroffen hat. Zur Klarstellung: das schließt Deine Sicht nicht aus, nur kann ich mich ihr deshalb nicht anschließen.

 

Völlig einig bin ich mit Dir darin, daß gerade das Nichteingreifen Gottes wiederum zeichenhaft ist: dafür, daß kein menschliches Handeln dazu führen kann, das Grauen endgültig aus der Welt zu tilgen. Aber ich meine auch, daß das Zeichen weiter geht: es zeigt auch auf, wo und inwiefern ganz konkret unser Versagen liegt.

 

Es ist kein bloßes "Gutmenschentum", dieses Versagen ins Auge zu fassen, sondern auch Abhilfe dagegen zu suchen: eben darin liegt die Verantwortung, die uns übertragen wurde. Wir werden im Ergebnis immer wieder aufs neue scheitern, aber das enthebt uns nicht der Notwendigkeit, auf dieses Scheitern mit immer neuen Bemühungen zu reagieren.

 

Auch wenn ich kein Pazifist bin, respektiere ich einen voll verantwortlichen Pazifismus als einen Versuch, sich diesem Problem zu stellen. Letztlich wird diese Haltung ebenso wie meine zu einer tragischen Konstellation führen: wenn ich einen Krieg unter bestimmten Umständen befürworte, nehme ich damit bewußt in Kauf, daß sich dadurch Grauen verwirklicht, wen ich ihn unter anderen ablehne, ebenso - nur auf andere Weise.

 

Was mich allein stört, ist Naivität oder Bequemlichkeit: die einfache Lösung zu wählen, und sich selbst einzureden, so mit sauberen Händen wegzukommen. Das gilt ebenso für den, der "selbstverständlich Krieg" sagt, wie für den, der "selbstverständlich Frieden" sagt.  Selbstverständlich ist dabei nichts.

 

Wir tun nicht Gottes Willen, indem wir Krieg führen - aber ebensowenig, wenn wir ihn unterlassen und so einen Massenmörder ungeschoren lassen. Wir tun Gottes Willen dann, wenn wir das, was wir tun, im Bewußtsein unserer Hilflosigkeit tun, um unsere Verantwortung wahrzunehmen. Das kann für Kriegsbefürworter wie Kriegsgegner zutreffen.

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Wir tun Gottes Willen dann, wenn wir das, was wir tun, im Bewußtsein unserer Hilflosigkeit tun, um unsere Verantwortung wahrzunehmen. (sstemmildt)

 

Hallo Sven, diesen Satz finde ich sehr überzeugend.

Charlene

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Übrigens, Charlene (und natürlich alle anderen), Wenn Du mal eine interessante Darstellung der Ethik des gewaltlosen Widerstandes lesen willst, dann kann ich diesen link empfehlen, auch wenn er komplett auf Englisch ist. Ich habe zwar einen ganz anderen Motivationshintergrund als der Schreiber, kann mich dessen Ausführungen aber anschließen. Er erklärt das sehr gut.

 

Zu Novak:

 

Er behauptet eine Menge Dinge, für die es bisher keinerlei Beweise gibt, so das Vorhandensein von Massenvernichtungswaffen im Irak (General Myers konnte bisher auf die Frage, ob sie etwas dahingehend gefunden hatten, nur mit "no, we have not" antworten), die Verbindung zu Terrornetzwerken (Atta wohnte in Hamburg, nicht in Baghdad), Verbindung zu islamistischen Gruppierungen, Schwadronen von Selbstmordattentätern etc.

 

Ohne Beweise ist das leeres Geschwätz. Wer übrigens Hussein mit Hitler vergleicht - zu letzterem wurden den späteren Alliierten genügend Beweise von Exilanten gezeigt, sie wurden bloß nicht ernst genommen (ähnlich den Haftinsassen, die den 11.09. ankündigten). ich halte es für extrem unwahrscheinlich, dass der Weltpresse nun wichtige Beweise vorenthalten werden würden. Selbst alles, was auch nur nach Indiz riecht, würde als stichhaltiger Beweis verkauft werden.

 

 

Paz y bien,

Ralf

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Lieber Sven,

 

>>Gott "hält sich nicht heraus", weil das "die Menschen des Westens wollen", sondern weil das sein eigener Wille ist.<<

 

beides Es ist sein eigener Wille sich da rauszuhalten, weil er den Menschen des Westens, die sich Christen nennen, es besser wissen wollen, als er – und nun könnte es durchaus sein, dass er sagt: dann macht mal schön ohne mich

 

 

>>Das bedeutet auch, daß wir mit dem, was wir in der Welt selbst angerichtet haben, auch selbst in der Welt umgehen müssen.<<

 

Das halte ich für falsch!

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Zitat von Erich am 18:41 - 6.April.2003

 

[...]Aber ich weise die lieben Pazifisten immer wieder darauf hin:

Die einzige Alternative zum Krieg ist die [eigene] Kreuzigung. Wer sich nicht kreuzigen lassen will soll entweder die Klappe halten oder Krieg führen.

 

 

Alles Gute

Erich


 

 

Damit hast Du Recht, Erich. Gewaltloser Widerstand ist deswegen so hart, weil er eigene Opfer verlangt bzw. man sich darauf einstellen muss. Aber ein "kreuzigen lassen wollen" muss ja nicht sein - lediglich wenn es sein muss sich nicht gewaltsam wehren (ich erinnere an einen J. aus N.).

 

Paz y bien,

Ralf

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