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Was ist eigentlich "Buße" ?


Edith

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(Robert) >Darf ich die süßliche Harmonie mit häßlichem Widerwort brechen?<

 

Ja, Robert, darfst du und mußt du auch, wenn einerseits diese "süßliche" Harmonie gegeben sein sollte - was aber nicht feststeht - und andererseits überzeugende Argumente vorliegen.

 

Ich bringe als Argumente das Beispiel der Ehebrecherin und die Worte Jesu. Er macht es da eigentlich kurz und bündig und entwickelt keinen Stufenplan. Auch mit Petrus geht er nicht so um, wie du schilderst. Er fragt sehr konsequent nach seiner Liebe.

 

Wo liegt mein Denkfehler?

 

Herzliche Grüße

Martin

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Lieber Martin

Statt als Quelle und Beweis die Bibel oder Aussagen von Heiligen etc. zu benutzen, schlage ich vor, zuerst ganz schlicht und einfach in dein eigenes Herz, resp. in dein Gewissen zu hören.

Wenn du ganz ehrlich bist, dann spürst du sicher auch, dass du manchmal mit einem ehrlichen Bereuen und mit anschliessender Entschuldigung bei der "geschädigten" Person irgendwie noch immer nicht ganz frei bist. Du hast bsp. jemanden angelogen. Oh, du entschuldigst dich; du erklärst; er/sie verzeiht, findet das vielleicht gar nicht so schlimm. Und dennoch gehst du noch immer nicht ganz glücklich wieder davon.

Stell dir vor, die von dir angelogene Person würde dir nun sagen: Hey, ist schon ok., ich bin dir nicht böse. Aber du könntest mir nun dafür noch kurz helfen dies oder das zu erledigen. Dann sind wir wieder quitt.

Ist es nicht so, dass du dich nach solchem Erledigen eigentlich erst wieder richtig wohl fühlst?

 

Gruss

Franziska

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Liebe Franziska,

 

irgendwie geht das nicht in die richtige Richtung. Es hat für mich zu viel davon in sich, dass ich mich freikaufen kann durch mein Tun. Ich habe etwas dafür getan, und damit habe ich mir die Vergebung erarbeitet. Ich habe damit ein Anrecht darauf.

 

Das hast du nun nicht gesagt und ich bitte dich, mich da nicht mißzuverstehen. Es ist der Beiklang, den das für mich, aus meiner ganz eigenen, persönlichen Perspektive hat.

 

Vergebung ist für mich ein Geschenk und ich muß lernen, dieses Geschenk auch anzunehmen. Ich neige dazu, vergleichsweise leicht geben zu können, muß aber erst lernen, auch anzunehmen.

 

Da liegt für mich die Herausforderung und der Weg.

 

Herzliche Grüße

Martin

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"Buße setzt zunächst einmal die Sünde voraus. Denn anders hätte

ich nichts zu büßen. Diese Sünde gilt es anzuerkennen, bevor ich

mich in sphärische Symphonien hinwegschwinge."" (Ketelhohn)

 

Jein. Ich habe vor geraumer Zeit eine für mich wichtige Entdeckung gemacht.

Mir sagte mal einer, ich solle nicht nur Sünden bereuen, sondern meine Sünden unter dem Kreuz bereuen.

 

Das klingt zunächst ziemlich gleich. Dennoch ist der Unterschied zwischen der Reue eines Nichtchristen und der Reue eines Christen genau das: Dadurch, daß wir uns mit unserem Verhalten mit dem für uns leidenden Christus konfrontieren, wird uns klar, wie sehr uns Jesus durch seine Liebe zuvorgekommen ist. Seine Reue mit dem Kreuz zu konfrontieren läutert sie und reinigt sie von den Schlacken pharisäischer Selbstrechtfertigung, zu denen ja wohl jeder eine Neigung hat. Er gibt dann seine Entschuldigungen auf. Angesichts des Kreuzes muß er nicht lügen, darf er ganz wahrhaftig sein. Hier erst wird klar, daß christl. Reue selbst Gnade ist, und das ist es, was ich in Deinen Ausführungen, mein lieber Robert,  vermißt habe, denn das hört sich mir zu sehr nach einem rein eigenen Tun an.

 

Diese Reue klingt mehr nach Sündensuchen und mit dem Verstand als falsch erkennen als mit der Liebe Christi konfrontiert werden und daraufhin das Netz der Lügen und Selbstrechtfertigungen aus dem Herz gerissen  und von Gott ein immer wieder neues Herz zu bekommen.

Bei Dir fehlt mir die Freude des verlorenen Sohnes, der sich nicht freut, weil der Vater seine toll zurechtgelegte Entschuldigung angenommen hat, sondern weil er verblüfft ist, wieweit ihm sein Vater entgegenkommt. Er hört ja seine Entschuldigung gar nicht an: Er kommt ihm mit Tränen und offenen Armen entgegen! Er will ihn, er will sein Herz, nicht seine tollen Erklärungen und Selbstrechtfertigungen.

Bei einem bloß formalen Sünde und Reuebegriff fehlt auch, wie sehr Gott nach Deiner Reue sucht, daß er das verlorene Schaf so sehr schätzt, daß er nicht bei seiner Herde bleibt, bis das Schaf reuig zu ihm hinkommt, sondern dem Schaf entgegengeht.

Ehrlich gesagt: Vergebung, die auf die perfekte Reue wartet, ist zwar schön, aber nichts Göttliches. So gut es ist -es mag auch nicht immer leicht sein- es spiegelt nicht das Verhalten des Vaters wieder. Erst Vergebung, die auf den anderen zugeht, ihn gleichsam zur Reue besticht (wie z.B. das Kreuz), die goldene Brücken baut, ist wahre Vergebung.

Dieses entgegekommen des Vaters ist auch für uns verbindlich. Auch wir sollen dem Sünder nicht einfach vergeben, sondern ihn mit allen möglichen Opfern entgegenkommen, um ihm die Umkehr zu erleichtern. So handeln wir dann so barmherzig wie unser Vater im Himmel, also genauo wie Christus es von uns eindeutig verlangt (Feldrede/Bergpredigt). Wir müssen durch unseren Verzicht, durch unser Opfer, durch das geduldige Erleiden von Unrecht dem Sünder entgegengehen, um so das geknickte Rohr nicht abzubrechen und den glimmenden Docht nicht zu ersticken. Unser Entgegenkommen soll also auch heilende Wirkung haben.

 

Laßt uns doch wenigstens ansatzweise versuchen, Gott in seiner Barmherzigkeit nachzueifern!

 

 

 

 

(Geändert von Steffen um 20:10 - 20.März.2003)

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Zitat von Martin am 9:41 - 18.März.2003

Liebe Franziska,

 

irgendwie geht das nicht in die richtige Richtung. Es hat für mich zu viel davon in sich, dass ich mich freikaufen kann durch mein Tun. Ich habe etwas dafür getan, und damit habe ich mir die Vergebung erarbeitet. Ich habe damit ein Anrecht darauf.

 

Das hast du nun nicht gesagt und ich bitte dich, mich da nicht mißzuverstehen. Es ist der Beiklang, den das für mich, aus meiner ganz eigenen, persönlichen Perspektive hat.

 

Vergebung ist für mich ein Geschenk und ich muß lernen, dieses Geschenk auch anzunehmen. Ich neige dazu, vergleichsweise leicht geben zu können, muß aber erst lernen, auch anzunehmen.

 

Da liegt für mich die Herausforderung und der Weg.

 

Herzliche Grüße

Martin


 

Lieber Martin

Auch die Möglichkeit sich "freizukaufen", wie du es nennst, ist eine Gnade, die man annehmen darf!

Gruss

Franziska

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Römer Kapitel 3

 

<<Denn es ist hier kein Unterschied: 23sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, 24und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. >>

 

 

 

1.Petrus Kapitel 1

 

<<18denn ihr wißt, daß ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, 19sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.>>

 

 

 

Ohne Verdienst, allein aus Gnade, teuer erkauft mit dem Blute Christi

 

Nichts von selbst frei kaufen!

 

Gruß mtoto

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Aus dem Katholischen Katechismus (1459):

Viele Sünden fügen dem Nächsten Schaden zu. Man muss diesen, soweit möglich, wieder gutmachen (...). Allein schon die Gerechtigkeit verlangt dies. Zudem aber verwundet und schwächt die Sünde den Sünder selbst sowie dessen Beziehungen zu Gott und zum Nächsten. Die Lossprechung nimmt die Sünde weg, behebt aber nicht alles Unrecht, das durch die Sünde verursacht wurde. Nachdem der Sünder sich aus der Sünde erhoben hat, muss er noch die volle geistliche Gesundheit erlangen. Er muss noch etwas tun, um seine Sünden wiedergutzumachen: er muss auf geeignete Weise für seine Sünden "Genugtuung leisten", sie "sühnen". Diese Genugtuung wird auch "Busse" genannt.

 

Gruss

Franziska

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<<Er muss noch etwas tun, um seine Sünden wiedergutzumachen: er muss auf geeignete Weise für seine Sünden "Genugtuung leisten", sie "sühnen".>>

 

Klassischer Irrtum! Nein, muß ich nicht!

Meine Empfehlung: Lesen der Schrift!

 

Gruß mtoto

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»Klassischer Irrtum! Nein, muß ich nicht! Meine Empfehlung: Lesen der Schrift!« (Mtoto).

 

Meine Liebe, man braucht zwar den Katechismus nicht für unfehlbar zu halten, aber die Schrift werden die Autoren – nämlich der hundertfach beteiligte Eipiskopat – schon gelesen haben. Vielleicht liegt das Mißverständnis bei dir? Unterscheide dreierlei:

 

1. Die Sündenschuld; sie ist aufgehoben im Sakrament der Buße (oder der Taufe), und zwar vollständig, und allein aus Gnade, kraft der Erlösungstat Jesu Christi. Denn Er hat diese Schuld getragen für dich.

 

2. Die zeitlichen Sündenfolgen für den Sünder selbst, also die Verletzung, die er sich – seiner Seele – selbst zugefügt hat; wir sind tatsächlich über und über mit dem Schlamm unserer Sünden bedeckt. Der Herr hat uns gleichsam im Sakrament aus dem Sumpf auf sicheren Grund gezogen, doch wir bedürfen noch der Reinigung. Ohne solche Reinigung dürfen wir nicht in den Hochzeitssaal des Lammes.

 

Zur Reinigung aber bedarf es der Buße. Was wir davon hienieden noch nicht abgebüßt haben, das werden wir im Purgatorium (Fegefeuer) büßen, es sei denn, es wird uns kraft der Vollmacht der Kirche durch Ablaß (Indulgenz) erlassen. – Jedenfalls aber ist keine Buße möglich, ohne daß die Gnade uns auch dabei zuvor käme.

 

3. Der Schade, den unsere Sünde andern zugefügt hat: ihn wieder gutzumachen hat mit Buße zu tun. Richtig ist, daß die Vergebung allein aus Gnade geschieht, eine Wiedergutmachung des angerichteten Schadens durch mich also nicht notwendigerweise verlangt.

 

Aber sieh dir die Sache einmal nicht aus Sicht des Glaubenssatzes von der Unverdientheit und Unverdienbarkeit der Gnade, sondern aus der Sicht des Sünders: Wenn ich gestohlen habe und bereue, ist es dann nicht beinahe notwendig, daß ich das Verlangen habe, die gestohlene Sache zurückzugeben, sofern ich kann? Wenn aber nicht, war meine Reue dann echt? Oder bereue ich schon wieder, bereut zu haben? Dann begehe ich ja gleich den nächsten Diebstahl, wenn ich beschließe, die Sache, die ich eben noch zurückgeben wollte, doch zu behalten.

 

Kurz gesagt, wo irgendeine Wiedergutmachung möglich ist, da gehört sie zur Buße dazu, sonst stimmt mit der Reue was nicht. Wo keine Wiedergutmachung möglich ist – wird da der reuige Sünder nicht trauern?

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Danke für die Differenzierung, Robert. Ich habe jetzt den Ansatz zum Weiterdenken gefunden. Mit deinem Punkt zwei hadere ich, das leuchtet mir nicht so ganz ein.

 

Herzliche Grüße

Martin

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Hallo Robert

 

Die Aufgliederung, wie Du sie beschreibst, ist mir durchaus geläufig.

Aber ich sehe die Schwierigkeit darin, daß die Tradition der Kirche sich in bezug auf Reue/ Vergebung/ Buße in eine andere Richtung entwickelt hat, wie es in der Schrift zu finden ist.

 

In Punkt 1 gebe ich Dir Recht, aber wo findest Du im NT etwas von zeitlichen Sündenfolgen?

 

Mir liegt es näher, anhand eines Beispieles zu argumentieren:

 

Angenommen ich habe Lügen über einen Kollegen verbreitet, und zwar so sehr, daß dieser bei einer anstehenden Beförderung unberücksichtigt blieb.

 

So, Gott holt mich allerdings wieder auf den Teppich und mir wird bewußt, was ich angerichtet habe.

Römer 2,4 <<Weißt du nicht, daß dich Gottes Güte zur Buße leitet?>>

Jetzt setzt das ein, was wir Reue nennen, wobei Reue sich deutlich von Reuegefühl unterscheidet, denn man kann Unmengen Krokodilstränen heulen und doch nicht ehrlich bereuen.

Reue heißt, anschauen und anerkennen, was ich verbockt habe und der feste Wille sofort davon zu lassen und Schaden wieder gut zu machen.

Anerkennen einer solchen Schuld hieße für mich als Katholik in diesem Fall auch beichten zu gehen. Genau so, wie es fällig ist, vor den betreffenden Kollegen und den Chef zu treten und die Wahrheit auf den Tisch zu bringen.

Du faßt das Letztere unter den Begriff der Buße, während es für mich zu einem Zeichen echter Reue zählt.

Wenn ich auf diese Weise mich meiner Schuld gestellt habe, gibt es keine weiteren "zeitlichen Sündenfolgen", denn durch die Beichte und versuchten Wiedergutmachung als Reuezeichen bekomme ich einen echten Neuanfang geschenkt. Gott wird mir nichts mehr davon aufs Butterbrot schmieren.  Was wohl noch eine Weile auszuhalten bleibt, ist das gestörte Vertrauen von Kollegen und Chef, aber unter Umständen können auch diese über ihren Schatten springen.

Alles, was so neu wird ist unverdientes Geschenk.

 

Gruß mtoto

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Wo kommt eigentlich das reformatorische »allein aus Glauben« her? Ist es biblisch?

 

Nun könnte einer sagen: Du hast Glauben und ich kann Werke vorweisen; zeig mir deinen Glauben ohne die Werke und ich zeige dir meinen Glauben aufgrund der Werke. Du glaubst: Es gibt nur den einen Gott. Damit hast du Recht; das glauben auch die Dämonen und sie zittern. Willst du also einsehen, du unvernünftiger Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist? Wurde unser Vater Abraham nicht aufgrund seiner Werke als gerecht anerkannt? Denn er hat seinen Sohn Isaak als Opfer auf den Altar gelegt.

 

Du siehst, dass bei ihm der Glaube und die Werke zusammenwirkten und dass erst durch die Werke der Glaube vollendet wurde. So hat sich das Wort der Schrift erfüllt: Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet, und er wurde Freund Gottes genannt. Ihr seht, dass der Mensch aufgrund seiner Werke gerecht wird, nicht durch den Glauben allein.

 

Wurde nicht ebenso auch die Dirne Rahab durch ihre Werke als gerecht anerkannt, weil sie die Boten bei sich aufnahm und dann auf einem anderen Weg entkommen ließ? Denn wie der Körper ohne den Geist tot ist, so ist auch der Glaube tot ohne Werke.

 

Jak 2, 18-26

 

 

 

(Geändert von Echo Romeo um 18:52 - 24.März.2003)

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>>Ist es biblisch?<<

 

Es ist unbiblisch, Peter, denn wie heißt es:

 

1Kor 13,2 ....und wenn ich allen Glauben hätte, so daß ich Berge versetzte, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich nichts.

 

also kann das mit "allein der Glaube" nicht stimmen.

 

Lieben Gruß

Erich

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Noch ein kleiner Nachtrag:

 

Luther ging bei der Lesung des Römerbriefes das Licht auf, daß mit dem Ablaßhandel der Kirche etwas faul sein muß.

Denn nicht unser Verdienst ist die Ursache für unsere vergebenen Sünden, sondern allein die Gnade Gottes, wodurch wir auch unseren Glauben geschenkt bekommen.

Aber wo sind denn hier die Evangelen? Die können das bestimmt besser erklären!

 

TIFS!

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Luther gingen vor allem bei der Lektüre gnostisch-hermetischer Litteratur manche Irrlichter auf, die ihn leider mehr verwirrten denn erleuchteten. Er bestritt zum Beispiel ebenso die Wirksamkeit des Bußsakraments – dem er nur konstatierende oder deklaratorische Funktion beimaß – wie überhaupt die Existenz des Fegefeuers. Beides hinderte ihn jedoch wiederum nicht, ausführliche Forderungen aufzustellen hinsichtlich der Regeln zum Empfang des Bußsakraments und hinsichtlich der Zuwendung von Ablaßgnaden an Verstorbene.
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Hallo Erich, und hallo mtoto,

 

du, Erich, ahnst vielleicht schon, woher meine Frage rührt. Scott Hahn, der Autor des Buches »Unser Weg nach Rom«, schreibt:

 

»Wir kamen immer mehr zu der Überzeugung, dass Martin Luther sich von seinen theologischen Auffassungen her dazu hatte verleiten lassen, der Heiligen Schrift, der er ja mehr gehorchen wollte als der katholischen Kirche, zu widersprechen. Er erklärte, der Mensch werde nicht gerechtfertigt durch einen in der Liebe wirksamen Glauben, sondern durch den Glauben allein.

Er ging sogar so weit, in seiner Übersetzung des Römerbriefs in Vers 3,28 nach dem Wort »gerechtfertigt« das Wort ›allein‹ hinzuzufügen und den Jakobusbrief als eine ›recht strohene Epistel‹ zu bezeichnen, weil Jak 2,24 ausdrücklich sagt, dass der Mensch ›nicht durch den Glauben allein gerechtfertigt wird.‹«

 

(Hahn, Unser Weg nach Rom, Christiana, S.55)

 

Ich gestehe, dass – durch Freikirche und Charismatische Erneuerung zum Glauben geführt – sich bei mir der Verdacht gegen das Prinzip »Glaube und Werke« eingeschlichen hatte, so dass die katholische Haltung unter einem gewissen Rechtfertigungsdruck stand. Und nun scheint es ganz anders zu sein.

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Lieber Robert,

 

dieses Wort –

 

»Wo keine Wiedergutmachung möglich ist – wird da der reuige Sünder nicht trauern?«

 

– hat mich in dem Zusammenhang sehr berührt. In diesem Kontext wieder einmal die Geschichte des Zachäus lesen …

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Robert:<<Er bestritt zum Beispiel ebenso die Wirksamkeit des Bußsakraments – dem er nur konstatierende oder deklaratorische Funktion beimaß >>

 

Nun es ist zwar auch unter evangelischen Christen nicht allzu bekannt, aber Luther schätzte die Beichte sehr und hat selbst noch auf dem Sterbebett gebeichtet.

Wie paßt das mit deiner Behauptung zusammen Robert?

 

Gruß mtoto

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Noch bitterer, Peter, ist es, wenn man im Ungewissen über die möglicherweise schlimmen Folgen der eigenen Sünde bleibt.

 

Ja, das stimmt.

 

(Geändert von Echo Romeo um 21:47 - 24.März.2003)

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»Wie paßt das mit deiner Behauptung zusammen, Robert?« (Mtoto).

 

Ich sprach ja von Luthers Verwirrtheit. Eigentlich müßten wir da nun in Luthers Sakramentenlehre einsteigen, doch fehlt mir dazu im Augenblick der Nerv. Die Abschaffung der Bußsakraments bei den Protestanten jedenfalls ist nun einmal ein Faktum. Aber lies doch einmal den Anfang der 95 Thesen.

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Zitat von Ketelhohn am 11:19 - 24.März.2003

»Klassischer Irrtum! Nein, muß ich nicht! Meine Empfehlung: Lesen der Schrift!« (Mtoto).

 

Meine Liebe, man braucht zwar den Katechismus nicht für unfehlbar zu halten, aber die Schrift werden die Autoren – nämlich der hundertfach beteiligte Eipiskopat – schon gelesen haben. Vielleicht liegt das Mißverständnis bei dir? Unterscheide dreierlei:

 

1.
Die Sündenschuld
; sie ist aufgehoben im Sakrament der Buße (oder der Taufe), und zwar vollständig, und allein aus Gnade, kraft der Erlösungstat Jesu Christi. Denn Er hat diese Schuld getragen für dich.

 

2.
Die zeitlichen Sündenfolgen für den Sünder selbst
, also die Verletzung, die er sich – seiner Seele – selbst zugefügt hat; wir sind tatsächlich über und über mit dem Schlamm unserer Sünden bedeckt. Der Herr hat uns gleichsam im Sakrament aus dem Sumpf auf sicheren Grund gezogen, doch wir bedürfen noch der Reinigung. Ohne solche Reinigung dürfen wir nicht in den Hochzeitssaal des Lammes.

 

Zur Reinigung aber bedarf es der Buße. Was wir davon hienieden noch nicht abgebüßt haben, das werden wir im Purgatorium (Fegefeuer) büßen, es sei denn, es wird uns kraft der Vollmacht der Kirche durch Ablaß (Indulgenz) erlassen. – Jedenfalls aber ist keine Buße möglich, ohne daß die Gnade uns auch dabei zuvor käme.

 

3.
Der Schade, den unsere Sünde andern zugefügt hat
: ihn wieder gutzumachen hat mit Buße zu tun. Richtig ist, daß die Vergebung allein aus Gnade geschieht, eine Wiedergutmachung des angerichteten Schadens durch mich also nicht notwendigerweise verlangt.

 

Aber sieh dir die Sache einmal nicht aus Sicht des Glaubenssatzes von der Unverdientheit und Unverdienbarkeit der Gnade, sondern aus der Sicht des Sünders: Wenn ich gestohlen habe und bereue, ist es dann nicht beinahe notwendig, daß ich das Verlangen habe, die gestohlene Sache zurückzugeben, sofern ich kann? Wenn aber nicht, war meine Reue dann echt? Oder bereue ich schon wieder, bereut zu haben? Dann begehe ich ja gleich den nächsten Diebstahl, wenn ich beschließe, die Sache, die ich eben noch zurückgeben wollte, doch zu behalten.

 

Kurz gesagt, wo irgendeine Wiedergutmachung möglich ist, da gehört sie zur Buße dazu, sonst stimmt mit der Reue was nicht. Wo keine Wiedergutmachung möglich ist – wird da der reuige Sünder nicht trauern?


 

Jetzt ist das Gespräch weitergelaufen, aber ich stecke immer noch bei diesen drei Punkten. Punkt eins und drei sind einfach klar, aber mit Punkt zwei hapert es.

 

Ich überzeichne jetzt mal ein wenig: Bedeutet Punkt zwei ein Leben in der Dauer-Buße? Worauf basiert dieser Gedanke?

 

Herzliche Grüße

Martin

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Was Du über die Abschaffung der Beichte schreibst, Robert, ist sachlich falsch: Die evangelische Kirche kennt die Beichte (interessanterweise erlebt sie in einigen Gruppierungen eine Renaissance), sie ist aber kein Sakrament.

Soweit ich weiß enthält das ev. Gesangbuch hierfür einen Ritus

Laura

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