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Was ist eigentlich "Buße" ?


Edith

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Zitat von laura am 14:23 - 25.März.2003[brDie evangelische Kirche kennt die Beichte (interessanterweise erlebt sie in einigen Gruppierungen eine Renaissance), sie ist aber kein Sakrament.

Soweit ich weiß enthält das ev. Gesangbuch hierfür einen Ritus

Laura

 

Habe da in Luthers Katechismus eine herrliche Quelle gefunden

Ich staune... und es wird Zeit, daß es wieder entdeckt wird!

 

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Vom Amt der Schlüssel und der Beichte

Was ist das Amt des Schlüssel?

 

Es ist die besondere Gewalt, die Christus seiner Kirche auf Erden gegeben hat,

den bußfertigen Sündern die Sünden zu vergeben,

den unbußfertigen aber die Sünden zu behalten, solange sie nicht Buße tun.

Wo steht das geschrieben?

Unser Herr Jesus Christus spricht bei Matthäus im sechzehnten Kapitel zu Petrus:

Ich will dir des Himmelreichs Schlüssel geben:

alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein,

und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.

Desgleichen spricht er zu seinen Jüngern bei Johannes im zwanzigsten Kapitel: Nehmet hin den Heiligen Geist!

Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen;

und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.

 

Was ist die Beichte?

 

Die Beichte begreift zwei Stücke in sich:

eins, daß man die Sünde bekenne,

das andere, daß man die Absolution oderVergebung

vom Beichtiger empfange als von Gott selbst und ja nicht daran zweifle,

sondern fest glaube, die Sünden seien dadurch vergeben vor Gott im Himmel.

 

Welche Sünden soll man denn beichten?

 

Vor Gott soll man sich aller Sünden schuldig bekennen, auch die wir nicht erkennen, wie wir im Vaterunser tun.

Aber vor dem Beichtiger sollen wir allein die Sünden bekennen,

die wir wissen und fühlen im Herzen.

 

Welche sind die?

 

Da siehe deinen Stand an nach den zehn Geboten,

ob du Vater, Mutter, Sohn, Tochter bist,

in welchem Beruf und Dienst du stehst:

ob du ungehorsam, untreu, unfleißig, zornig, zuchtlos, streitsüchtig gewesen bist,

ob du jemand Leid getan hast mit Worten oder Werken,

ob du gestohlen, etwas versäumt oder Schaden getan hast.

 

Wie bekennst du deine Sünden vordem Beichtiger?

 

So kannst du zum Beichtiger sprechen:

Ich bitte,

meine Beichte zu hören und mir die Vergebung zuzusprechen um Gottes willen. Hierauf bekenne dich vor Gott aller Sünden schuldig

und sprich vor dem Beichtiger aus, was als besondere Sünde und Schuld auf dir liegt. Deine Beichte kannst du mit den Worten schließen: Das alles ist mir leid. Ich bitte um Gnade. Ich will mich bessern.

 

Wie geschieht die Lossprechung (Absolution)?

 

Der Beichtiger spricht: Gott sei dir gnädig und stärke deinen Glauben. Amen.

Glaubst du auch, daß meine Vergebung Gottes Vergebung ist?

Antwort: Ja, das glaube ich.

Darauf spricht er: Wie du glaubst, so geschehe dir.

Und ich, auf Befehl unseres Herrn Jesus Christus,

vergebe dir deine Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Gehe hin in Frieden!

Welche aber im Gewissen sehr beschwert oder betrübt und angefochten sind,

die wird ein Beichtvater wohl mit mehr Worten der Heiligen Schrift zu trösten wissen und zum Glauben reizen.

Dies soll nur eine Weise der Beichte sein.

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»Was Du über die Abschaffung der Beichte schreibst, Robert, ist sachlich falsch: Die evangelische Kirche kennt die Beichte (interessanterweise erlebt sie in einigen Gruppierungen eine Renaissance), sie ist aber kein Sakrament.« (Laura).

 

Da ich oben ausdrücklich von der »Abschaffung der Bußsakraments« schrieb, war offensichtlich sachlich richtig, was ich schrieb. Daß es einzelne protestantische Kreise gibt, die die Beichte weiter pflegen, das weiß ich auch. Interessant und lesenswert zum Bespiel, was Bonhoeffer in seinem Büchlein »Gemeinsames Leben« darüber schreibt.

 

Aber diese Beichte hat eben keinen sakramentalen Charakter – und soll ihn auch nach Auffassung dieser Protestanten nicht haben –, was genau jener Ablehnung der Wirksamkeit des Bußsakraments als von der Sündenschuld tatsächlich lösend entspricht, die ich oben unter Hinweis auf die fünfundneunzig Thesen Luther zuschrieb.

 

(Es mag freilich sein, daß mancher Katholik längst den protestantische Sakramentenbegriff sich zu eigen gemacht hat. Doch darum darf er Luthers Auffassung noch nicht für katholisch erklären; vielmehr ist’s er selber, der heftig protestantisiert.)

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Das Stück aus Luthers kleinem Katechismus ist natürlich auch recht interessant, Edith. Abgesehen davon, daß auch da aus katholischer Sicht einige Pferdefüße drinstecken, ist doch bemerkenswert, wie sehr das, was Luther hier in „pastoraler“ Absicht schreibt, sich von dem unterscheidet und dem entgegengesetzt ist, was er anderswo als Theologe auf Latein schreibt. Reichlich disparate Geisteslage. Das ist es, was ich oben mit »Verwirrung« meinte.

 

(Geändert von Ketelhohn um 17:32 - 25.März.2003)

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Den Kernsatz der katholischen Rechtfertigungslehre kann man nicht oft genug wiederholen:

"Gott läßt seine Geschenke an uns zu unseren Verdiensten werden."

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Hallo Martin,

 

ich will mal auf Roberts Punkt 2 eingehen.

Das Bußwerk läßt sich verschieden begründen. Ganz kurz:

Anthropologisch:

Die Sünde verändert den Menschen in seiner Tiefe, darum muß er mit der Gnade versuchen, diese Veränderung rückgängig zu machen. Die Bibel kennt hier die Gebete, bewußtes Gutes tun, das Fasten und das Almosen, die allesamt dazu beitragen, den Egoismus in uns zu überwinden. Selbstverständlich gehört die Wiedergutmachung auch hierher. Es handelt sich um bewußte Gegenaktionen des Menschen gegen die Folgen der Sünde, gegen die Abkehr zu Gott und die Hinkehr zu den geschaffenen Dingen.

 

christologisch:

Unsere Buße ist eine Form der Teilhabe am Bußwerk Christi, wir ziehen also Christus durch unsere Buße an und haben Teil an seinem sühnenden Leiden. Durch die Genugtuung, die wir für unsere Sünden leiden, werden wir Christus gleichförmig, der für unsere Sünden genuggetan hat. Indem wir so mit ihm leiden, haben wir ein Angeld darauf mit ihm verherrlicht zu werden. Diese Genugtuung ist selbstverständlich nicht im eigentlichen Sinne die unsere, also so, als ob sie ohne Christus vollbracht wäre, vielmehr wird sie von der Rebe am Weinstock erbracht. So ist auch die Buße nichts, dessen sich der Mensch rühmen könnte.

Vielmehr ist unser Rühmen in Christus, dessen Leib wir sind, und in dem wir Frucht tragen. Deshalb erwirbt die Buße auch nicht die Sündenvergebung.

 

 

kurzer Exkurs:

Die 7 Pfeiler der Gottesliebe:

Buße, Gottesfurcht, Gehorsam, Dankbarkeit, Freude, Glaube, Hoffnung

 

(Geändert von Steffen um 22:19 - 26.März.2003)

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Es liegt wohl daran, Steffen, dass mir nicht alle sieben Pfeiler gleich wichtig sind. Deutlicher gesagt scheinen mir einige Wege die anderen überflüssig zu machen. Mit geht es so, dass ich einiges von dem, was du als Buße bezeichnen würdest (?) schlicht aus Liebe und Dankbarkeit und auch in Freude tue. Vermutlich wird dabei kein anderes Ergebnis erzielt.

 

Herzliche Grüße

Martin

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