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Die katholische Kirche und der Missbrauch


Björn

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Kardinal Müller sieht in einer bei kath.net veröffentlichten Predigt die Ursachen für sexuellen Missbrauch in der Kirche die "Abkehr von der Wahrheit und die moralische Zügellosigkeit". Wenn das stimmt, müsste im konservativeren Teil der Kirche weniger Missbrauch vorkommen. Dieser Artikel über Kinderfreunde in der Piusbruderschaft legt für mich zumindest etwas anderes nahe: 

https://www.watson.ch/schweiz/international/837840606-stur-scheinheilig-und-verschwiegen-wie-eine-walliser-bruderschaft-20-jahre-lang-einen-kinderschaender-deckte

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vor 2 Stunden schrieb rorro:

Und diese Studie hat ja sogar dern eklatanten Mangel, dass die Personalakten gar nicht gesichtet werden durften. Was u.a. dem ehemaligen Bischof von Regensburg GeLuMü zu verdanken ist (glaubt man Prof. Pfeiffer).

Wobei das ja in seinem persönlichen Fall sowieso bereits öffentlich ist. Riekofen.

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vor 8 Stunden schrieb nannyogg57:

Julius hat zu Bedenken gegeben, dass Fortbildungen mit dem Gießkannenprinzip dazu führen könnte, dass man Missbrauch konstruiert, wo keiner gegeben ist.

 

Sagen wir mal so: Ich stehe vor einer Klasse mit 20 SchülerInnen und die Statistik sagt mir, dass eine oder zwei SchülerInnen sexuell missbraucht werden. Dieses Jahr stehe ich vor insgesamt 9 Klassen unterschiedlicher Größe, das heißt, ich habe mit plusminus 10 SchülerInnen zu tun, die sexuell missbraucht werden.

 

Ich habe Nullkommanull Möglichkeiten, diese SchülerInnen zu erkennen, geschweige denn, ihnen zu helfen, ohne dass sie auf mich zugehen.

 

Und  die Fortbildung lief nicht darauf hinaus, dass man jetzt loszieht und Missbrauchsopfer sucht. Es ging nur darum, dass man die Ohren nicht verschließt und dass man, wenn es einem zu Ohren kommt, dran ist, Vertrauensperson ist, in der Verantwortung steht.

 

Dass das System des gewählten Vertrauenslehrers Bullshit ist, wenn man ins Vertrauen gezogen wird, dann ist man der Vertrauenslehrer. Punktum. Und man darf dann nicht kneifen.

 

Komischerweise kam es schon eine Woche später zum Schwur. SchülerInnen beschwerten sich bei mir über wiederholte Tätscheleien am Kopf und am Bauch, nicht von mir, es war jemand aus dem Kollegium und zwar jemand, der diese Grenzverletzungen wiederholt, aber unreflektiert machte.

 

Und dank der Fortbildung war mir klar: Du kannst die SchülerInnen nicht an den Vertrauenslehrer überweisen, du bist dran. Und: Nicht mit dem "Beschuldigten" sprechen, jemand anderen, weiter oben, einschalten. Sache nicht runterspielen.

 

In dem Fall ging es um Verhaltensänderung der Lehrkraft und ich habe Grund zur Annahme, dass das Ziel erreicht wurde. Gerichtsmaßig wäre es aber nicht gewesen.

 

Aber gegen das, was mir nicht offenbart wird, kann ich nichts machen. Was ich gelernt habe: Zuhören und reflektiert reagieren. Verantwortung übernehmen, auch wenn Abwiegeln die konfliktfreiere Variante - auf Kosten der SchülerInnen - wäre.

 

 

Ein interessanter Bericht, Danke!

 

Einen Punkt finde ich darin bemerkenswert: Es sind gleich mehrere Schülerinnen auf dich zugekommen. Ich vermute: zusammen. Es fällt viel leichter, ein Problem anzusprechen, wenn man nicht alleine ist. Was beim Missbrauch aber meistens der Fall ist.

 

Und eine Frage: Wie hättest Du ohne Fortbildung reagiert? Doch direkt mit dem beschuldigten Kollegen gesprochen? Oder doch auf den Vertrauenslehrer verwiesen? Oder gar abgewiegelt? Was wäre deine 'eigene' Reaktion gewesen?

 

Zitat

 

Eine aktive Suche, ein Konstruieren von Missbrauch auf Grund eines vagen Verdachtes, das steht mir nicht zu, das kann ich nicht leisten, so leid es mir tut.

 

 

Das muß dir nicht leid tun, das ist einfach nicht deine Aufgabe. Und ich bezweifele, daß das irgendjemandes Aufgabe ist (selbst die Staatsanwaltschaft wird sich bei einem vagen Verdacht genau überlegen, was sie unternimmt).

Du scheinst da eine gute Fortbildung gehabt zu haben; die Leitlinien, die Du schilderst, sind gut nachvollziehbar. Es mag aber auch andere Fortbildungen gegeben haben; und andere mögen andere Fortbildungen anders umgesetzt haben (siehe den Link von Julius).

Alles nicht so einfach.

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Es war die Pflichtfortbildung der Erzdiözese.

 

Ich hätte den Vertrauenslehrer angesprochen und ich vermute, dann wäre es im Sande verlaufen.

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Am ‎17‎.‎09‎.‎2018 um 11:19 schrieb Shubashi:
Zitat

Was macht ein Bischof, wenn ein Verdacht nicht belegbar ist?

 

Schon diese Frage ist für mich Teil des Problems:

der Bischof sollte gar nichts tun können, sondern sich v.a. in eine Untersuchung eines dafür qualifizierten und von ihm unabhängigen Gremiums nicht einmischen dürfen.

 

Nein, das ist kein Problem. Das unabhängige Untersuchungsgremium nennt sich Staatsanwaltschaft, jeder kann sich an diese wenden und kein Bischof kann da reinreden.

Innerhalb einer Organisation kann es aber naturgemäß immer nur eine begrenzte Unabhängigkeit geben. Und gibt es immer einen Vorgesetzten, der die letzte Verantwortung trägt. Es mussten schon genug Minister zurücktreten, weil irgend ein Subalterner großen Mist gebaut hat. In sofern kann man auch einem Bischof nicht die letzte Entscheidungsbefugnis - und damit auch die Verantwortung - entziehen.

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vor 17 Minuten schrieb Moriz:

Den Bischöfen ging's früher genauso: Hochgebildet, intelligent, guten Willens - aber ohne die Sachkenntnis im Bereich Kindesmissbrauch, die wir heute voraussetzen können

Damit kommen wir vom sexuellen Missbrauch (der Täter) zum Amtsmissbrauch (der Vertuscher). Das Amt des Bischofs setzt zwar vielfältige Kompetenzen voraus, diese werden aber nicht mit der Weihe verliehen. Das Problem (der inkompetenten Bevollmächtigten) gibt es zwar auch in der Politik, wird dort aber durch Verwaltungsgerichte und das Urteil der Wähler inhaltlich und zeitlich begrenzt. Die Kirche tut sich hingegen schwer, ihre geweihten Amtsträger bei offensichtlicher Inkompetenz aus dem Amt zu entlassen. Speziell bei Bischöfen versetzt und befördert die Kirche, als gäbe es außerhalb von ihr keine Jobs. 

Wir brauchen in der Kirche eine vernünftige Beschränkung der Macht von Papst und Bischöfen. Die alleinige Konzentration der Gewalt auf den Klerus ist eine Zeitgeisterscheinung von gestern und sie hat sich offensichtlich nicht bewährt. 

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vor 55 Minuten schrieb OneAndOnlySon:
vor einer Stunde schrieb Moriz:

Den Bischöfen ging's früher genauso: Hochgebildet, intelligent, guten Willens - aber ohne die Sachkenntnis im Bereich Kindesmissbrauch, die wir heute voraussetzen können.

Damit kommen wir vom sexuellen Missbrauch (der Täter) zum Amtsmissbrauch (der Vertuscher).

Nein, es war eben in vielen Fällen kein Amtsmissbrauch sondern der notwendige Versuch, in einer schwierigen Situation möglichst vielen gerecht zu werden, auch wenn da die Grenzen zum Amtsmissbrauch fließend sein können.

 

Zitat

Das Amt des Bischofs setzt zwar vielfältige Kompetenzen voraus, diese werden aber nicht mit der Weihe verliehen. Das Problem (der inkompetenten Bevollmächtigten) ...

Zu den wesentlichen Kompetenzen eines Bischofs gehören u.a. profunde Kenntnisse von Dogmatik, Liturgie und Kirchenrecht und natürlich eine gewisse Fähigkeit zu leiten. Der Umgang mit Missbrauchsfällen ist in der Praxis immer nur ein Randthema. Auch da wissen wir inzwischen, daß gesunder Menschenverstand alleine nicht reicht und das notwendige Wissen für einen vernünftigen Umgang wird heute in entsprechenden Kursen vermittelt. Das hat sich aber erst in den letzten Jahren so entwickelt. Ich tue jedem Bischof unrecht, wenn ich sein früheres Handeln aufgrund des heutigen Wissensstandes verurteile.

Waren sie inkompetent? Aus heutiger Sicht ja. Hätten sie es besser wissen müssen? Ich denke, oft konnten sie es nicht besser wissen.

 

Zitat

 Die Kirche tut sich hingegen schwer, ihre geweihten Amtsträger bei offensichtlicher Inkompetenz aus dem Amt zu entlassen. Speziell bei Bischöfen versetzt und befördert die Kirche, als gäbe es außerhalb von ihr keine Jobs. 

Für Bischöfe gibt es außerhalb der Kirche keine Jobs. Und im Zweifelsfall hat ein Papst lieber einen schwierigen Fall unter seiner Kuratel als einen freischwebenden (Weihe-)Sakramentenspender in apostolischer Sukzession außerhalb.

 

Zitat

Wir brauchen in der Kirche eine vernünftige Beschränkung der Macht von Papst und Bischöfen. Die alleinige Konzentration der Gewalt auf den Klerus ist eine Zeitgeisterscheinung von gestern und sie hat sich offensichtlich nicht bewährt. 

Wer soll diese Macht beschränken? Spätestens der Papst hat doch alle Machtbefugnisse (zumindest fast alle; Frauen kann er angeblich doch nicht weihen). Eine Änderung hier würde die Strukturen in der römisch-katholischen Kirche auf den Kopf stellen; zudem vermute ich auch diverse dogmatische Probleme (aber vielleicht kann man ja Vat I endlich auch mal offiziell abschließen, mit einer Erklärung die manche inzwischen aufgetretenen Probleme anders löst ;)). Und: Auch wenn in den evangelischen Kirchen (und nach Lothars Aussage auch in der Altkatholischen Kirche) die Macht offiziell von den Gläubigen ausgeht, so haben sich auch da hierarchische Strukturen ausgebildet (Macht macht nämlich auch Arbeit) und ich fürchte, daß 'inoffizielle' Hierarchien noch problematischer sind als offen Hierarchien.

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Es geht überhaupt nicht darum, ob sie es besser hätten wissen können. Jeder weltliche Führungsverantwortliche muss qua Gesetz Dinge verantworten, die er nicht einschätzen kann. Und deswegen kauft man sich Beratung und Expertise ein, das ist überall so. Bloß weil sehr viele Bischöfe die Arroganz besaßen zu meinen, das schon selber zu können, entbindet das den einzelnen nicht von der persönlichen Verantwortung. Und wenn alle verschwänden, die so blöd waren, wäre mir das auch egal.

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Bei Pfr. H. war es die Abwesenheit des Erzbischofs - Ratzinger war schon mehr in Rom als in München - und die Gutmütigkeit des damaligen Generalvikars, Gerhard Gruber. Und Unkenntnis.

 

Der Therapeut hat 2010 behauptet, er hätte dem Ordinariat mitgeteilt, dass Pfr. H. nicht therapierbar sei. Ich habe ihn im Verdacht, dass er 2010 auch schlauer war als in den 80ger Jahren.

 

Das waren wir alle, mich eingeschlossen.

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vor einer Stunde schrieb Moriz:

Wer soll diese Macht beschränken?

Wenn man sich von der Setzung, dass nur Kleriker über Kleriker juristisch verbindliche Entscheidungen treffen können, lösen würde, wäre in meinen Augen schon einiges gewonnen. Dies dann noch in Strukturen gegossen, die Gewaltentrennung kennen und Dienste und Ämter nur auf Zeit vergeben... ich meine, dies könnte viele Strukturen einer "verschworenen Männergemeinschaft" ein Stück weit aufbrechen.

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vor 2 Stunden schrieb Moriz:

Für Bischöfe gibt es außerhalb der Kirche keine Jobs.

Für Außenminister und Bundeskanzler gibt es außerhalb des Staates auch keine Jobs. Für die Menschen Joschka Fischer, Gerhard Schröder und Gerhard Ludwig Müller allerdings sehr wohl. Wieso muss jemand bis ins hohe Alter als Bischof arbeiten dürfen, wenn er seinen Job nicht gut macht? Von tausenden Schleckerfrauen wurde wie selbstverständlich erwartet, dass sie noch kurz vor der Rente auf Tagesmutter oder Wurstfachverkäuferin umschulen. Aber bei einem Priester oder Bischof ist es völlig ausgeschlossen, dass er einen neuen Beruf erlernt?

 

Die Gefahr der Vagantenbischöfe ist wohl überschaubar. Es scheint nur wenig Interesse an deren Dienstleistungen zu geben. 

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Ich denke es gilt zu unterscheiden zwischen Tätern, die in meinen Augen definitiv alle zu laiisieren sind, und schlechten Führungskräften. Letztere können ja irgendwo im Ordinariat arbeiten. 😂

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vor 1 Stunde schrieb rorro:

Ich denke es gilt zu unterscheiden zwischen Tätern, die in meinen Augen definitiv alle zu laiisieren sind

Ich finde Laisierung keine Option, weil damit der Täter unkontrollierbar in die "freie Wildbahn" entlassen wird. Archivjobs gibt es sicher nicht ausreichend, aber wenn wir in unserer Kirche die Aufgaben der Digitalisierung und die Anforderungen des KDG ernstnähmen, dann sehe ich da haufenweise Arbeitsfelder auch für eher rudimentär nachqualifierte Menschen.

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vor 2 Stunden schrieb rorro:

Ich denke es gilt zu unterscheiden zwischen Tätern, die in meinen Augen definitiv alle zu laiisieren sind, und schlechten Führungskräften. Letztere können ja irgendwo im Ordinariat arbeiten. 😂

Du meinst, die Kirche sollte sich ein Beispiel an den Sportvereinen nehmen? Trainer bei Verdacht entlassen und nix damit zu tun haben, daß selbiger dann im Nachbarverein weitermacht?

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vor 12 Stunden schrieb rorro:

Es geht überhaupt nicht darum, ob sie es besser hätten wissen können. Jeder weltliche Führungsverantwortliche muss qua Gesetz Dinge verantworten, die er nicht einschätzen kann. Und deswegen kauft man sich Beratung und Expertise ein, das ist überall so. Bloß weil sehr viele Bischöfe die Arroganz besaßen zu meinen, das schon selber zu können, entbindet das den einzelnen nicht von der persönlichen Verantwortung. Und wenn alle verschwänden, die so blöd waren, wäre mir das auch egal.

 

Doch, genau darum geht es. Ich weiß ja nicht, wie du dir den Job eines Bischofs vorstellst, aber ich gehe davon aus, daß der Umgang mit Missbrauchsfällen nur einen winzigen Teil seiner Verantwortung abdeckt und nicht im Bereich seiner benötigten Kernkompetenzen liegt. Ich gehe davon aus, daß die Bischöfe, wie wir alle, damals nicht mal wussten, daß sie da was hätten besser wissen müssen. Was den Einkauf von Beratung und Expertise doch sehr behindert. Zum Anderen weiß ich auch nicht, wo sie damals die Expertise hätten finden sollen, die wir heute voraussetzen können.

 

Seit wann gibt es Missbrauchs(präventions)Schulungen?  Und seit wann gibt es gute Schulungen?

 

Aber vielleicht verklagst du ja auch deinen Arzt, weil der dich vor dreissig Jahren nicht nach den heute gültigen Leitlinien behandelt hat.

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vor 10 Stunden schrieb OneAndOnlySon:

Für Außenminister und Bundeskanzler gibt es außerhalb des Staates auch keine Jobs. Für die Menschen Joschka Fischer, Gerhard Schröder und Gerhard Ludwig Müller allerdings sehr wohl. Wieso muss jemand bis ins hohe Alter als Bischof arbeiten dürfen, wenn er seinen Job nicht gut macht? Von tausenden Schleckerfrauen wurde wie selbstverständlich erwartet, dass sie noch kurz vor der Rente auf Tagesmutter oder Wurstfachverkäuferin umschulen. Aber bei einem Priester oder Bischof ist es völlig ausgeschlossen, dass er einen neuen Beruf erlernt?

 

- Bischof wird man im allgemeinen erst in höherem Alter (frühestens so ab Mitte vierzig, häufiger mit Mitte fünfzig, manche auch erst mit Mitte sechzig wenn 'normale' Leute schon in Pension gehen).

- Bischöfe werden vor ihrer Weihe auf Herz und Nieren geprüft. Eben weil man sie so schlecht wieder los wird. Und man wird sie so schlecht wieder los, weil ihr Job ein hohes Maß an Unabhängigkeit verlangt (vielleicht ähnlich wie bei Richtern). Siehe Terbatz van Elst.

- Ein Bischof ist kein schlechter Bischof, nur weil er nicht in allen Aspekten seines Amtes perfekt ist. Und es gibt für einen Bischof in der Praxis viele viel wichtigere Punkte als ihr Umgang mit Missbrauchsfällen. Das wird derzeit überbewertet (damit richte ich mich nicht gegen die Aufklärung der Vorwürfe, wohl aber gegen überzogene Forderungen).

 

Und: Schleckerfrauen waren entlassene Tagesmütter oder Wurstfachverkäuferinnen. Die bei Schlecker zu miserabelsten Bedingungen gearbeitet haben, weil sie in ihren Berufen keinen Job mehr bekamen. Sollten solche Umschulungen verlangt worden sein dann spricht das gegen das Arbeitsamt aber eignet sich nicht als positives Beispiel.

 

- natürlich können Priester (und wohl auch Bischöfe) einen neuen Beruf erlernen. Wie man an den verheirateten (Ex-)Priestern sieht, die es dann sogar schaffen, eine Familie zu ernähren. Nur: Wenn du hier verlangst, Bischöfe zu entlassen, weil sie als Führungskraft versagt haben, welchen Job stellst du dir vor? Auch im realen Leben werden Führungskräfte, die eine Firma vor die Wand fahren, dann meist doch wieder als Führungskräfte eingestellt... (siehe Gerhard Schröder :ninja:) Und der übliche Weg der Beförderung (GeLuMü, oder ganz aktuell Maaßen) ist nur sehr begrenzt möglich, die Luft 'da oben' ist schon recht dünn. Eigentlich gibt's über Bischof nur noch Papst und auch der ist ein Bischof... Gut, es gibt auch noch so ein bisschen Kurie, Ratzinger war da ganz gut aufgehoben, und GeLuMü auch - aber nicht, weil sie als Bischof ungeeignet waren, sondern weil sie als Dogmatiker dafür geeignet waren.

 

Zitat

Die Gefahr der Vagantenbischöfe ist wohl überschaubar. Es scheint nur wenig Interesse an deren Dienstleistungen zu geben. 

Dem Papst dürfte wenig noch viel zu viel sein. Jede Kirchenspaltung ist zu vermeiden! Alle fünfhundert Jahre reicht eigentlich...

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vor 16 Stunden schrieb Moriz:

 

Nein, das ist kein Problem. Das unabhängige Untersuchungsgremium nennt sich Staatsanwaltschaft, jeder kann sich an diese wenden und kein Bischof kann da reinreden.

Innerhalb einer Organisation kann es aber naturgemäß immer nur eine begrenzte Unabhängigkeit geben. Und gibt es immer einen Vorgesetzten, der die letzte Verantwortung trägt. Es mussten schon genug Minister zurücktreten, weil irgend ein Subalterner großen Mist gebaut hat. In sofern kann man auch einem Bischof nicht die letzte Entscheidungsbefugnis - und damit auch die Verantwortung - entziehen.

 

Ich halte es sehr wohl für ein Problem, weil es eben z.B. zahllose Fälle gibt, in denen bereits eine strafrechtliche Verjährung eingesetzt hat.

Die Staatsanwaltschaft ist schlicht nicht dafür da, unfähigen und unwilligen "Privatorganisationen" die Drecksarbeit zu erledigen.

Jede Firma würde z.B. für das scheinheilige und unfähige Verhalten des Führungspersonal entweder über Aufsichtsrat oder Aktionärsversammlung zur Verantwortung gezogen oder bei einer Nicht-Aktiengesellschaft würde letztendlich der Markt abstimmen.

 

Deine Haltung legt mir nahe, tatsächlich auszutreten, weil ja an der Verantwortlichkeit der Bischöfe letztlich nichts zu ändern sei. Nur haben die ihren Willen zu vertuschen und dazu, eben keine Verantwortung zu übernehmen, gerade wieder deutlich gemacht.

Also bleibt mir in einer freien Gesellschaft immerhin die Möglichkeit, mich von einem solchen Verhalten zu distanzieren, indem ich austrete - warum sollte ich Leuten, die letztlich geistig immer noch im Feudalismus steckengeblieben, weiterhin ihre Illusionen erhalten?

bearbeitet von Shubashi
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vor 22 Minuten schrieb Moriz:

natürlich können Priester (und wohl auch Bischöfe) einen neuen Beruf erlernen. Wie man an den verheirateten (Ex-)Priestern sieht, die es dann sogar schaffen, eine Familie zu ernähren. Nur: Wenn du hier verlangst, Bischöfe zu entlassen, weil sie als Führungskraft versagt haben, welchen Job stellst du dir vor? Auch im realen Leben werden Führungskräfte, die eine Firma vor die Wand fahren, dann meist doch wieder als Führungskräfte eingestellt... (siehe Gerhard Schröder :ninja:) Und der übliche Weg der Beförderung (GeLuMü, oder ganz aktuell Maaßen) ist nur sehr begrenzt möglich, die Luft 'da oben' ist schon recht dünn. Eigentlich gibt's über Bischof nur noch Papst und auch der ist ein Bischof... Gut, es gibt auch noch so ein bisschen Kurie, Ratzinger war da ganz gut aufgehoben, und GeLuMü auch - aber nicht, weil sie als Bischof ungeeignet waren, sondern weil sie als Dogmatiker dafür geeignet waren.

Mein ehemaliger Geschäftsführer ist heute freier Unternehmensberater ohne Führungsverantwortung. Eben weil er im Bereich Führung keine erkennbare Kompetenz besaß. Und solche Karrieren gibt es in der freien Wirtschaft sehr häufig. Ein Haufen meiner aktuellen Kollegen (inklusive mir selbst) hatte schon einmal eine Führungsposition und diese durch Umstrukturierungen oder Firmenwechsel wieder verloren. Wieso sollte das bei Bischöfen besonders ehrenrührig sein? Und es muss aus meiner Sicht eben kein Job beim Arbeitgeber katholische Kirche sein. Für jemanden wie Tebartz-van Elst könnte Großkundenvertrieb bei Villeroy & Boch eine Option sein, für Stefan Oster Klinikclown in einem Kinderkrankenhaus oder was weiß ich, wofür die Herren sich interessieren und qualifizieren. Und jenseits der 67 ist eine schlichte Pensionierung wohl kein Beinbruch. 

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vor 5 Minuten schrieb Shubashi:

Deine Haltung legt mir letztlich nahe, tatsächlich auszutreten, weil ja an der Verantwortlichkeit der Bischöfe letztlich nichts zu ändern sei. Nur haben die ihren Willen zu vertuschen und dazu, eben keine Verantwortung zu übernehmen, gerade wieder deutlich gemacht.

Also bleibt mir in einer freien Gesellschaft immerhin die Möglichkeit, mich von einem solchen Verhalten zu distanzieren, indem ich austrete - warum sollte ich Leuten, die letztlich geistig immer noch im Feudalismus steckengeblieben, weiterhin ihre Illusionen erhalten?

Ich halte nichts davon, der Unzufriedenheit mit dem kirchlichen Amtsapparat mit dem eigenen Austritt zu begegnen. Von außen lässt sich nur wenig verändern und man überlässt das Feld denen, die der Kirche schaden. Ich denke eher, dass wir für so grundlegende Dinge wie Aufsichtsräte (oder eine Verwaltungsgerichtsbarkeit) auf Diözesan- und Vatikanebene aktiv eintreten sollten. Unsere Botschaft als Katholiken gegenüber dem Papst und den Bischöfen sollte sein: "Wir können euch nur vertrauen, wenn ihr euren Dienst unter eine unabhängige Aufsicht stellt."

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Übrigens werfe ich den Bischöfen überhaupt nicht vor, in den 60er Jahren unfähig gewesen zu sein - ich werfe ihnen, auch jetzt immer noch nicht primär vor allem an Aufklärung, Prävention und Wiedergutmachung interessiert zu sein.

Wer sich jetzt immer noch in erster Linie als "Herr des Verfahrens" geriert und fest davon überzeugt ist, Aufklärung in seinem jeweiligen Bistum, ganz nach Gutdünken zulassen zu können oder auch nicht, hat doch eigentlich den Schuss nicht mehr gehört.

Ist für die eigentlich "Kirche" in ihrer Integrität nur gewahrt, wenn möglicherweise auch der letzte Gläubige getürmt ist, aber vor allem sie als päpstlich eingesetzter Hirte noch vorhanden sind?

bearbeitet von Shubashi
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vor 2 Stunden schrieb Moriz:

Bischöfe werden vor ihrer Weihe auf Herz und Nieren geprüft.

Wohl. Aber der Prüfkatalog der vergangenen Jahrzehnte ist auch ein Problem. Gefragt war ja bislang vor allem Linientreue bezüglich wiederverheiratete Geschiedene, Eucharistieempfang in konfessionsverbindenden Ehen, die Fragen von Homosexualität, besonders der Homoehe und als ganz wichtiger Lackmustest die Einstellung zur Priesterweihe für Frauen.

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