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Christliche Floskeln


Long John Silver

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Du meinst, wir wären zu irgendeinem Zeitpunkt würdig, ohne dass Gott dazu etwas tut? ;)

Nein, eher umgekehrt. Wir sind zeitlebens würdig, weil wir Gott immer schon im Ursprung unserer Seele mit uns tragen. Gott muss auch nicht erst einkehren "unter mein Dach", er ist da schon längst. Wenn ich seine Einladung zum Abendmahl annehme, dann ist das ein Türenöffnen von beiden Seiten, seiner und meiner. Er will fließen, ich lasse das vertrauensvoll und dankbar zu. Ziemlich genau wie der Hauptmann, der das äußerlich wohl nicht so sah wie ich, aber innerlich wohl ahnte, sonst wäre er nicht so vertrauensvoll gewesen.

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Nie zur Floskel verkommt bei mir übrigens komischerweise "Herr ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, und meine Seele wird gesund". Obwohl ich dem eigentlich ziemlich widersprechen muss, ich halte mich als Gotteskind keinesfalls für unwürdig. Aber die Erinnerung an die Geschichte, in der dieser Satz fällt, wird jedes Mal mit abgerufen, und Satz und Geschichte finde ich unglaublich stark.

Siehst du.

So verschieden kann man das empfinden.

In der Geschichte, die du meinst, heißt der Satz anders, nämlich "... wird mein Knecht gesund."

Da bittet der römische Hauptmann für seinen Untergebenen, was an sich schon ungewöhnlich ist, und er vermutet, dass Jesus ihn (wegen der sonst eintretenden kultischen Unreinheit) für seines Besuches unwürdig halten könnte, und er ist -um seines Knechtes willen- bereit, das zu akzeptieren.

 

Und was haben wir daraus gemacht?

Eine rituelle Selbstbezichtigung.

;) Entweder das erklärt uns jemand noch besser, oder wir haben es hier mit einer von nicht wenigen waschechten liturgischen Floskeln zu tun.

 

Während ich die Geschichte vom Hauptmann und seine Worte weiterhin sehr mag, fange ich nun, da ich weiter drüber nachdenke, diese liturgischen Worte nicht mehr zu mögen. So schön es ist, sich vertrauensvoll jemandem mit einer Bitte zuzuwenden, so traurig scheint mir doch diese Selbstbezichtigung, an einem Punkt in der Messe, wo wir doch schon unsere Sünden bekannt haben, und haben wir da eigentlich auch schon gesagt, dass wir unsere Herzen zum Herrn erhoben haben? Mehr rituelle Reinheit geht nicht, sind aber immer noch unwürdig? Das wäre Nonsens.

 

Entweder ich hab da einen Aspekt noch nicht erkannt - man kläre mich auf - oder, bzw. gerade deswegen, ist es offenbar eine Floskel.

Also, ich halt's für eine Floskel.

Nujr: Das ist nicht von vornherein ein Übel. In rituellen Vollzügen haben Floskeln ihren legitimen Platz. Wenn das Bewusstsein, dass der Wurm drin ist, sich ausbreitet, kann man's ja ändern.

Nochmal nur: Das ändert lange Zeit gar nichts, denn die Leut können die Floskel auswendig, weshalb die schriftlich fixierte Änderung sie nicht gleich erreicht.

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Ich meine halt, für "Ich weiß, das tut weh" braucht's keine religiöse Variante. Das ist schon eine.

 

Was ist denn an "ich weiß, das tut weh. ich weiß, das tut weh." unreligiös?

 

vielleicht steh ich grad ur auf dem schlauch, aber wenn die schwester im arm halten und "ich weiß, das tut weh" sagen religiös ist, dann gibt es auf dieser welt wohl keine nicht-religiösen menschen.

 

oder provokativ gefragt: können wir mit unserer religion so wenig trösten, daß wir im arm halten und "ich weiß, das tut weh" sagen zu religiösem trösten erklären? ist unser reden von gott und von unserem glauben so sehr verfloskelt, daß wir besser trösten, ohne gott in den mund zu nehmen?

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oder provokativ gefragt: können wir mit unserer religion so wenig trösten, daß wir im arm halten und "ich weiß, das tut weh" sagen zu religiösem trösten erklären? ist unser reden von gott und von unserem glauben so sehr verfloskelt, daß wir besser trösten, ohne gott in den mund zu nehmen?
Nein. Aber menschliches Sprechen ist prinzipiell der Mißverständllichkeit unterworfen - und je näher unser Sprechen eine existentielle Erfahrung zu berühren sucht, umso leichter können Worte mE mißverstanden werden. Mit Gottessprache hat das zunächst einmal nichts zu tun.
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oder provokativ gefragt: können wir mit unserer religion so wenig trösten, daß wir im arm halten und "ich weiß, das tut weh" sagen zu religiösem trösten erklären? ist unser reden von gott und von unserem glauben so sehr verfloskelt, daß wir besser trösten, ohne gott in den mund zu nehmen?

 

Etymologisch hängt das Wort "Trost" meines Wissens mit dem indogermanischen Wortstamm treu zusammen und bedeutet eigentlich (innere) Festigkeit.

Wenn man sich überlegt, was "Trost" denn ist und bedeutet, heißt es doch eigentlich nicht viel anderes als Dableiben in schwierigen Situationen, Zuhören, mit Aushalten, sich berühren Lassen und Zeuge Sein für das, was weh tut und traurig oder verzweifelt macht und einem den Boden wegzieht.

Das kann mithilfe von Worten, Gesten oder Berührungen geschehen oder mit allem zusammen oder mit Schweigen und nicht wegreden Wollen.

Wer tröstet, hält mit jemandem dessen Schmerz aus und hilft ihm hinzuschauen, auf das, was weh tut oder trostlos erscheint. Ganz unbewusst ist das Trösten oft eine Anleitung genau dazu - eh so wie du das gemacht hast: „Es tut weh, ja? Wo tut es denn weh? Was tut am meisten weh?“

Die Anteilnahme und Geborgenheit, die das vermittelt und das Hinschauen ändert zwar zuerst einmal nichts an der Situation, aber dadurch, dass sein darf was ist, dass es einen Platz findet, kann es sein, dass sich jemand seelisch aufrichten kann und Hoffnung und Kraft zum Weitergehen findet.

 

Aber was für einen Trost einer spenden kann und was für einen Trost einer annehmen kann, ist individuell doch ganz unterschiedlich, und hängt immer auch von der Situation ab.

 

Biblisch gesehen ist Trost etwas, das Gott immer wieder verspricht – zusagt – gibt - , den Trostlosen, den Hoffnungslosen, den Ausgebeuteten, denen, deren Leben in Trümmer ging und deren Herz voller Sorgen ist: „Tröstet die Hoffnungslosen“, „Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch“, „Brecht in Jubel aus, jauchzt alle zusammen, ihr Trümmer Jerusalems! Denn der Herr tröstet sein Volk, er erlöst Jerusalem.“ „Ich bin es, ja, ich, der euch tröstet“

 

Ich glaube, wenn ich das selber so glaube, dass Trost irgendwann auch den erreichen kann, der scheinbar untröstlich und völlig hoffnungslos ist - einfach, weil diese Möglichkeit, Trost zu erfahren und annehmen zu können, in uns angelegt ist, in jedem Menschen, und weil ich selber aus dieser Hoffnung, dass irgendwann Trost und Erlösung sein wird, lebe, muss ich darüber nicht viel reden.

Meine Haltung und meine Hoffnung übertragen sich, auch ganz ohne dass ich da viel dazu sage.

Fragen kann ich vielleicht: "Magst du hören, was m i r Zuversicht gibt?" "Darf ich dir was sagen, was mich hoffen lässt? Ich weiß nicht, ob es dir Trost ist, wenn nicht, bin ich gleich wieder still....."

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ist unser reden von gott und von unserem glauben so sehr verfloskelt, daß wir besser trösten, ohne gott in den mund zu nehmen?

 

gute Idee.

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In rituellen Vollzügen haben Floskeln ihren legitimen Platz.

Na, da bin ich aber dagegen. Man kann natürlich nicht ausschließen, dass der ein oder andere die rituellen Worte nicht oder nicht ganz versteht und daher wie eine Floskel dahersagt. Etwas anderes ist aber, dass das Gesprochene und das Tun in der Liturgie logisch nachvollziehbar sein sollten, bzw. stimmig sein sollten - für den Fall, dass denn doch mal einer genauer hinhört/hinschaut... soll ja auch vorkommen ;)

 

Ein Ritual, das in sich unsinnig ist, hat weder große Chance noch Recht auf ein längeres Überdauern.

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Ich meine halt, für "Ich weiß, das tut weh" braucht's keine religiöse Variante. Das ist schon eine.

 

Was ist denn an "ich weiß, das tut weh. ich weiß, das tut weh." unreligiös?

 

vielleicht steh ich grad ur auf dem schlauch, aber wenn die schwester im arm halten und "ich weiß, das tut weh" sagen religiös ist, dann gibt es auf dieser welt wohl keine nicht-religiösen menschen.

Das ist genau meine Rede. Es gibt Menschen, die nicht trösten können, aber das Trösten ist dennoch ein universelles Handeln, jedem Menschen möglich, wie auch jeder Mensch seinen Ursprung in Gott hat, ja selbst der Atheist. Atheisten sind mitnichten gottlos.

 

oder provokativ gefragt: können wir mit unserer religion so wenig trösten, daß wir im arm halten und "ich weiß, das tut weh" sagen zu religiösem trösten erklären? ist unser reden von gott und von unserem glauben so sehr verfloskelt, daß wir besser trösten, ohne gott in den mund zu nehmen?

Man mag es schade finden, dass man keine anderen Worte zu finden scheint. Aber was soll das Jammern - Du bist Mensch, Worte sind Deine Spezialität, also finde was! Aber abgesehen davon: Warum sollten wir Religion und Welt voneinander trennen? Die Heiligung des Alltags ist doch geradezu christliches Programm. Und was ist wichtiger: Dass wir die göttliche Liebe in der Welt fließen lassen, oder dass wir von Gott reden? Alles zu seiner Zeit, meine ich. Und wer so ergriffen ist, dass er keine Worte hat, der soll schweigen und einfach nur halten, das ist Liebes-Dienst genug. Und wer schweigt, der läuft gegebenenfalls auch weniger Gefahr mit Lärm die Nähe Gottes zu verpassen.

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Um von dem Exkurs über das Trösten - das war aber ein schöner Exkurs, und vor allem das, was Ennasus geschrieben hat, hat mir gut gefallen - zurück zu kommen zum Thema des Threads, nämlich "Christliche Floskeln": hier sind zwei, die mir in meiner evangelistischen Vergangenheit häufig begegnet sind:

 

"Gerade DU brauchst Jesus!"

 

"Auch für dich ist Jesus am Kreuz gestorben!"

 

 

Alfons

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Long John Silver
Um von dem Exkurs über das Trösten - das war aber ein schöner Exkurs, und vor allem das, was Ennasus geschrieben hat, hat mir gut gefallen - zurück zu kommen zum Thema des Threads, nämlich "Christliche Floskeln": hier sind zwei, die mir in meiner evangelistischen Vergangenheit häufig begegnet sind:

 

"Gerade DU brauchst Jesus!"

 

"Auch für dich ist Jesus am Kreuz gestorben!"

 

 

Alfons

 

Aechz ... Direkt dahinter kommt der "suendige Adam" und "die Pforten der Hoelle".

 

Aetzend finde ich auch alles in Richtung "Jesus lebt/Gott ist Liebe/Gnade der Erkenntnis" und was dergleichen mehr ist.

bearbeitet von Long John Silver
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Ich meine halt, für "Ich weiß, das tut weh" braucht's keine religiöse Variante. Das ist schon eine.

 

Was ist denn an "ich weiß, das tut weh. ich weiß, das tut weh." unreligiös?

 

vielleicht steh ich grad ur auf dem schlauch, aber wenn die schwester im arm halten und "ich weiß, das tut weh" sagen religiös ist, dann gibt es auf dieser welt wohl keine nicht-religiösen menschen.

 

oder provokativ gefragt: können wir mit unserer religion so wenig trösten, daß wir im arm halten und "ich weiß, das tut weh" sagen zu religiösem trösten erklären? ist unser reden von gott und von unserem glauben so sehr verfloskelt, daß wir besser trösten, ohne gott in den mund zu nehmen?

Ja, was bilden wir uns denn ein?

Nicht mal Gott selber fällt was anderes ein, als zu kommen und mitzuleiden.

Wir feiern's zu Weihnachten und zu Ostern und nennen es Erlösung.

Und Gott in den Mund nehmen tu ich beim eucharistischen Mahl.

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Ein zauberhaftes Threadthema! Ein Thema mit dem ich mich auch immer wieder 'rum schlage: Was bedeutet dasunddas eigentlich?

 

Nach ganz oben auf der Rangliste gehören auch diverse Kirchenlieder insbes. NGLs. Mein Favorit: "Herr deine Liebe ist wie Gras und Ufer"

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Ein zauberhaftes Threadthema! Ein Thema mit dem ich mich auch immer wieder 'rum schlage: Was bedeutet dasunddas eigentlich?

 

Nach ganz oben auf der Rangliste gehören auch diverse Kirchenlieder insbes. NGLs. Mein Favorit: "Herr deine Liebe ist wie Gras und Ufer"

Viel besser und kaum inhaltsreicher finde ich "Schönen Sonntag." "Danke gleichfalls."
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"Herr deine Liebe ist wie Gras und Ufer"

 

;) war für mich nie eine floskel, sondern half mir, weil in "gras und ufer, wind und weite..." keine menschlichen eigenschaften genommen werden, um von gott zu reden.

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Ich meine halt, für "Ich weiß, das tut weh" braucht's keine religiöse Variante. Das ist schon eine.

 

Was ist denn an "ich weiß, das tut weh. ich weiß, das tut weh." unreligiös?

 

vielleicht steh ich grad ur auf dem schlauch, aber wenn die schwester im arm halten und "ich weiß, das tut weh" sagen religiös ist, dann gibt es auf dieser welt wohl keine nicht-religiösen menschen.

 

oder provokativ gefragt: können wir mit unserer religion so wenig trösten, daß wir im arm halten und "ich weiß, das tut weh" sagen zu religiösem trösten erklären? ist unser reden von gott und von unserem glauben so sehr verfloskelt, daß wir besser trösten, ohne gott in den mund zu nehmen?

Ja, was bilden wir uns denn ein?

Nicht mal Gott selber fällt was anderes ein, als zu kommen und mitzuleiden.

Wir feiern's zu Weihnachten und zu Ostern und nennen es Erlösung.

Und Gott in den Mund nehmen tu ich beim eucharistischen Mahl.

 

was ich mir wünsche - nicht, was ich mir einbilde.

 

ich wünsche mir, meine schwester so von christin zu christin auch dadurch trösten zu können, daß ich mit ihr über gott rede, daß nicht nur ich da bin, sonder daß auch gott da ist und mit ihr mitleidet.

 

ich würde mir wünschen, wenn wir das von christen zu christen auch in unserer kirche machen könnten, daß wir uns daran erinnern, daß gott mit uns leidet, daß er uns nicht allein läßt.

 

dafür hätte/fände/hörte ich gerne worte jenseits der floskeln. zumindest hätte/fände/hörte ich sie gerne öfter, als ich das tue.

 

wenn dieser wunsch schon einbildung ist, kann ich meinen glauben auch gleich das klo runter spülen.

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Long John Silver
Ich meine halt, für "Ich weiß, das tut weh" braucht's keine religiöse Variante. Das ist schon eine.

 

Was ist denn an "ich weiß, das tut weh. ich weiß, das tut weh." unreligiös?

 

vielleicht steh ich grad ur auf dem schlauch, aber wenn die schwester im arm halten und "ich weiß, das tut weh" sagen religiös ist, dann gibt es auf dieser welt wohl keine nicht-religiösen menschen.

 

oder provokativ gefragt: können wir mit unserer religion so wenig trösten, daß wir im arm halten und "ich weiß, das tut weh" sagen zu religiösem trösten erklären? ist unser reden von gott und von unserem glauben so sehr verfloskelt, daß wir besser trösten, ohne gott in den mund zu nehmen?

Ja, was bilden wir uns denn ein?

Nicht mal Gott selber fällt was anderes ein, als zu kommen und mitzuleiden.

Wir feiern's zu Weihnachten und zu Ostern und nennen es Erlösung.

Und Gott in den Mund nehmen tu ich beim eucharistischen Mahl.

 

was ich mir wünsche - nicht, was ich mir einbilde.

 

ich wünsche mir, meine schwester so von christin zu christin auch dadurch trösten zu können, daß ich mit ihr über gott rede, daß nicht nur ich da bin, sonder daß auch gott da ist und mit ihr mitleidet.

 

 

 

Vielleicht mit ihr gemeinsam frei beten, falls sie mag? Sie segnen?

 

Als mein Lebenspartner im Krankenhaus lag, haben Leute mit mir gebetet und fuer uns.

 

Und Segnen tut immer gut.

bearbeitet von Long John Silver
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Long John Silver

Auf die Liste setze ich noch: Leap of Faith.

 

Arrgh.

bearbeitet von Long John Silver
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Auf die Liste setze ich noch: Leap of Faith.

 

Arrgh.

Was ist daran jetzt so schlimm? Ich finde, diese Phrase bringt treffend den einen Schritt zum Ausdruck, der bei monotheistischem Glauben zwingend notwendig ist und den man wagen muß - der Schritt ohne Begründung, ohne Grund, ohne Netz und doppelten Boden, einfach so...

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ich wünsche mir, meine schwester so von christin zu christin auch dadurch trösten zu können, daß ich mit ihr über gott rede, daß nicht nur ich da bin, sonder daß auch gott da ist und mit ihr mitleidet.

 

Ich glaube, es gibt eine Zeit für alles.

Es gibt eine Zeit, in der es richtiger ist, wortlos mitauszuhalten.

Und eine Zeit, in der es stimmt, über den Grund meiner Hoffnung zu reden und darüber, was ich glaube und erfahren habe. Daran zu erinnern, was andere Menschen trägt und getragen hat.

 

ich würde mir wünschen, wenn wir das von christen zu christen auch in unserer kirche machen könnten, daß wir uns daran erinnern, daß gott mit uns leidet, daß er uns nicht allein läßt.

 

Das passt für mich genau zum Threadthema. Es kann Zeiten geben, in denen dieses Reden nur als floskelhaft empfunden wird. Oder auch eine persönliche Geschichte, die einem den Weg zu bestimmten Formulierungen versperrt.

Und dann gibt es andere Menschen oder in einem einzigen Leben auch andere Zeiten, in denen sich Worte mit Sinn füllen, wo sie neu verstanden werden und genau das sind, was im Moment am meisten weiterhilft und absolut wichtig ist.

 

Die Kirche als Ganzes kann - z.B. in einem Gottesdienst - solche Worte immer nur zu einer Gruppe von Menschen sagen - und wird dabei einzelne erreichen und andern wird es die Zehennägeln aufrollen dabei.

 

Wichtig scheint es mir in ganz persönlichen Begegnungen zu sein, dass man sensibel und offen ist - und hinspürt und nachfragt - und dann so redet (oder auch nicht), wie es für den andern gut ist.

Ganz authentisch, so, dass man nur Dinge sagt, die einem selber etwas bedeuten.

 

dafür hätte/fände/hörte ich gerne worte jenseits der floskeln. zumindest hätte/fände/hörte ich sie gerne öfter, als ich das tue.

;) Ich denke, du selber wirst sie finden, wenn du sie brauchst.

Und wenn du umgekehrt gerne mehr von anderen hören möchtest, frag doch einfach.

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Auf die Liste setze ich noch: Leap of Faith.

 

Arrgh.

Was ist daran jetzt so schlimm? Ich finde, diese Phrase bringt treffend den einen Schritt zum Ausdruck, der bei monotheistischem Glauben zwingend notwendig ist und den man wagen muß - der Schritt ohne Begründung, ohne Grund, ohne Netz und doppelten Boden, einfach so...

"Leap of faith" scheint mir auch noch einmal ein Sonderfall zu sein, einfach eine Beschreibung eines bestimmten Schrittes, der gegangen werden kann oder auch nicht.

 

Mir geht es aber generell so - mit mehr oder weniger allem, was hier unter "Floskel" abgewertet wird -, dass ich das einerseits sehr gut verstehen kann, dass das für jemanden wirklich unerträgliche Floskeln sind (und je nachdem wer was wie sagt sind es etliche der hier zitierten Dinge auch für mich) - aber dass ich das andererseits überhaupt nicht mag, bestimmte Sätze und Worte unter Generalverdacht zu stellen.

 

Ob eine Formulierung floskelhaft ist oder nicht, hängt einzig und allein von dem ab, der sie gebraucht bzw hört.

Sobald sie sich für jemanden mit konkretem Inhalt füllt, Bezug kriegt zu gelebtem Leben, sinn-voll wird, ist es keine Floskel mehr.

Und ich sehe keinen Sinn darin, Formulierungen, die andern etwas bedeuten und ihnen wichtig sind, einfach madig zu machen.

(In konkreten Einzelfällen, vor allem, wenn Formulierungen selbstgefällig dazu benutzt werden, den andern nicht ernst zu nehmen, über ihn drüber zufahren, mundtot zu machen,... sehe ich allerdings sehr wohl Sinn darin, das auch zu sagen: "So wie du diesen Satz verwendest, ist es eine inhaltsleere Floskel und dein Gerede hat das Potential, andere zu verletzen bzw ihnen Unrecht zu tun.")

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Long John Silver
Auf die Liste setze ich noch: Leap of Faith.

 

Arrgh.

Was ist daran jetzt so schlimm? Ich finde, diese Phrase bringt treffend den einen Schritt zum Ausdruck, der bei monotheistischem Glauben zwingend notwendig ist und den man wagen muß - der Schritt ohne Begründung, ohne Grund, ohne Netz und doppelten Boden, einfach so...

"Leap of faith" scheint mir auch noch einmal ein Sonderfall zu sein, einfach eine Beschreibung eines bestimmten Schrittes, der gegangen werden kann oder auch nicht.

 

Mir geht es aber generell so - mit mehr oder weniger allem, was hier unter "Floskel" abgewertet wird -, dass ich das einerseits sehr gut verstehen kann, dass das für jemanden wirklich unerträgliche Floskeln sind (und je nachdem wer was wie sagt sind es etliche der hier zitierten Dinge auch für mich) - aber dass ich das andererseits überhaupt nicht mag, bestimmte Sätze und Worte unter Generalverdacht zu stellen.

 

 

 

Eigentlich war meine Absicht mit dem Thread, dass wir ueber die Banalisierung bestimmter Aussagen nachgedacht wird und wie sie sich dadurch immer verflachen oder sich sogar ins Gegenteil verkehren oder ihr wahrer Sinn entstellt wird.

 

Wie z.B., wie Urdu erklaerte, bei dem "Herr, ich bin nicht wuerdig".

 

Leap of Faith ist gerade so ein Beispiel. Kierkegaard formulierte das aus einem bestimmten lutheranischen Verstaendnis heraus. Bestimmt war bei ihm nicht Intention, dem "blinden" Glauben zu propagieren, aber das ist genau, wie diese Aussage meistens inzwischen verwendet wird.

 

Naemlich mit der Aufforderung, den Verstand beiseite zu lassen, alle Zweifel zu ueberrollen, das Gehirn an der Tür zum Gemeindesaal abzugeben.

 

Dass zu diesem Leap of Faith bereits Glaube gehoert (Leap by Faith) geht voellig verloren. Kierkegaard bezieht sich auf die protestantische Aussage, durch Gnade allein und dass der Glaube geschenkt wird, der diesen Leap of Faith ueberhaupt ermoeglicht, der damit einen Sprung bezeichnet zu einer Sicht, die von Glauben getragen ist.

 

In Diskussionen wie hier im Forum wird nicht ohne Grund von Atheisten gesagt, dass die Aussage, man solle den Leap of Faith wagen, auf eine nicht nachvollziehbare Vergewaltigung des Intellekts hinauslaeuft - und wenn man diese Aussage so platt und verkuerzt benutzt, wie es oft passiert, ist diese Folgerung nachvollziehbar (auch wenn sie im Grund nicht stimmt) und ich empfinde sie auch so.

 

Anstatt aber so hoch in theologischen Argumentationen sich zu begeben - ich finde

 

hier

 

 

den Begriff Leap of Faith ganz unspektakulaer und richtig beschrieben ;)

 

(Der Text ist bei dem Video dabei).

 

Problematisch finde ich generell, wenn religioese Sprache zu einem Insider-Jargon wird und damit auch die Inhalte nicht mehr uebersetzbar gemacht werden fuer die, welche keine Insider sind und diese Sprache nicht beherrschen. Leider ist es inzwischen so, dass viele wichtige Aussagen der Religion nur noch einer Art "Fremdsprache" behandelt werden, in einer Art Sprache voll Versatzstuecken, bei denen selbst Wohlmeinenden sich oft die Haare straeuben.

bearbeitet von Long John Silver
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Dass zu diesem Leap of Faith bereits Glaube gehoert (Leap by Faith) geht voellig verloren.

Es ist ja gerade der Witz am Leap, daß Glaube und Akzeptanz des Glaubensinhalts zusammengehören, und das eine nicht auf dem anderen aufbaut. So habe ich das jedenfalls immer verstanden.

 

Problematisch finde ich generell, wenn religioese Sprache zu einem Insider-Jargon wird und damit auch die Inhalte nicht mehr uebersetzbar gemacht werden fuer die, welche keine Insider sind und diese Sprache nicht beherrschen. Leider ist es inzwischen so, dass viele wichtige Aussagen der Religion nur noch einer Art "Fremdsprache" behandelt werden, in einer Art Sprache voll Versatzstuecken, bei denen selbst Wohlmeinenden sich oft die Haare straeuben.

Da ist was dran. Zumal Religion ja eigentlich nicht für Fachsimpelei und damit für Fachleute gedacht ist, sondern für alle Angehörigen derselben.

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Long John Silver
Dass zu diesem Leap of Faith bereits Glaube gehoert (Leap by Faith) geht voellig verloren.

Es ist ja gerade der Witz am Leap, daß Glaube und Akzeptanz des Glaubensinhalts zusammengehören, und das eine nicht auf dem anderen aufbaut. So habe ich das jedenfalls immer verstanden.

 

Problematisch finde ich generell, wenn religioese Sprache zu einem Insider-Jargon wird und damit auch die Inhalte nicht mehr uebersetzbar gemacht werden fuer die, welche keine Insider sind und diese Sprache nicht beherrschen. Leider ist es inzwischen so, dass viele wichtige Aussagen der Religion nur noch einer Art "Fremdsprache" behandelt werden, in einer Art Sprache voll Versatzstuecken, bei denen selbst Wohlmeinenden sich oft die Haare straeuben.

Da ist was dran. Zumal Religion ja eigentlich nicht für Fachsimpelei und damit für Fachleute gedacht ist, sondern für alle Angehörigen derselben.

 

Mir hat gerade jemand gesagt, dass der You Tube-Link in meinem Posting in Deutschland nicht funktioniert ;)

 

Hier Text und Audio:

 

Bruce Springsteen Leap of Faith

 

You Tube

 

Der muesste funktionieren.

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Problematisch finde ich generell, wenn religioese Sprache zu einem Insider-Jargon wird und damit auch die Inhalte nicht mehr uebersetzbar gemacht werden fuer die, welche keine Insider sind und diese Sprache nicht beherrschen. Leider ist es inzwischen so, dass viele wichtige Aussagen der Religion nur noch einer Art "Fremdsprache" behandelt werden, in einer Art Sprache voll Versatzstuecken, bei denen selbst Wohlmeinenden sich oft die Haare straeuben.

Da ist was dran. Zumal Religion ja eigentlich nicht für Fachsimpelei und damit für Fachleute gedacht ist, sondern für alle Angehörigen derselben.

Das ist die alte Unterscheidung zwischen den Eingeweihten und den Profanen, die sich in vielen Religionen findet. Ist eigentlich die Unterscheidung der Gnosis zwischen denen, die wissen und denen die (nur) glauben, findet sich aber auch in der RKK in der Unterscheidung zwischen Klerikern und Laien.

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