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Zum Wohle des Glaubens?


Felician

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Gerade dadurch, dass Jesus vom Vater kommt und nichts anderes sagt, als der Vater, ist er Theologe. Sozusagen sogar der Prototyp des Theologen. Manche sagen auch "Urbild".

 

Das gilt auch für den Jesus der gesagt hat: "Wer euch hört, der hört mich und den der mich gesandt hat."

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In meinem Leben gab es drei Abschnitte, was meinen Glauben betrifft: Vor dem Studium, das Studium (Theologie) und die Zeit danach. Jeden Tag gehe ich seit dem Studium in die Schule und komme klüger wieder heraus. Meine Lehrer sind die Schüler.

 

Upps, nicht jeden Tag. Hinterfrage das bitte historisch-kritisch. Es ist eine Metapher, nicht wörtlich zu nehmen. Es gab da Wochenende, Ferien (juchhu) und Babypausen.

 

chrk hat es schon geschrieben: Im Studium habe ich gelernt, die Texte der Bibel zu hinterfragen. Auf ihren Kontext, zB und ihre Entstehung. Und noch heute lese ich gelegentlich neuere theologisch-exegetische Werke, übrigens kritisch: Man muss nicht nur die Bibel hinterfragen, man darf auch biblische Kommentare kritisch hinterfragen :D .

 

"Entweder wir nehmen die Bibel wörtlich oder wir nehmen sie ernst." Diesen Satz von Martin Buber habe ich irgendwann gehört und niemals vergessen. Ich bin Gott sei Dank keine Exegetin, mein Griechisch ist dürftig, mein Hebräisch ist erbärmlich, so muss ich den Text auf Deutsch lesen und so muss ich mir selbst Gedanken machen:

 

Wo kommt er her? Was ist da tatsächlich passiert? Ist das logisch alles als Literatur zu erklären? Wo kommt dann die Literatur her?

 

Diese Woche habe ich insgesamt dreimal die Markuspassion gelesen, zweimal die Passion erzählt, zweimal die Passion nach Markus auf Kinderversion heruntergebrochen gelesen (Schicksal einer Religionslehrerin).

 

Wie konnte es dazu kommen? Was ist der Anteil des Judas, was war in der Nacht im Palast des Hohenpriesters? Vielleicht musste Kaiaphas (Markus erwähnt ihn nicht) erst den hohen Rat überzeugen. Da steht nur was von bewaffneten Männern - waren das Freiwillige? Das klingt nicht nach Soldaten. Warum war ihnen Jesus so wichtig? Warum haben sie ihn nicht im Tempel verhaftet? Welche Leute schrien "Kreuzige ihn?" Sind die Frauen erfunden, bei Markus tauchen sie erst unter dem Kreuz auf, Unverschämtheit, warum? Woher weiß Markus das alles? Wie würde es mir in dieser Situation gehen? Ich wäre voll auf Adrenalin, ängstlich und doch hyperaktiv - kenn mich doch - waren die Frauen auch so? Wusste Jesus wirklich, dass die ihn exakt im Garten verhaften werden? Das halte ich für eine Fiktion. Wusste er gar nichts? Warum schildert Markus das Gebet Jesu? Alle schliefen doch, nicht wahr? Hat er das rein erfunden oder haben die Jünger im Nachhinein erzählt, dass Jesus wusste, was ihn erwarten könnte und dass er deshalb Angst hatte? Warum wird erzählt, dass Petrus Jesus verraten hat? Wenn es nur erfunden sein soll, dann verstehe ich Bahnhof. Ist Markus tatsächlich so dermaßen surrealistisch drauf, wie er sein müsste, um sich das aus den Fingern zu saugen?

 

Fakt ist: Jesus starb am Kreuz.

 

Und irgendwie beantwortet die historisch-kritische Methode meine Antworten nicht. Aber sie hat mich gelehrt, den Text als Literatur zu verstehen, als Erzählung. Und wie sagte es doch ein Professor bei den SJlern in der Kaulbachstraße süffisant: "Die deutschen Theologen behaupten was und in Israel graben sie das Gegenteil aus."

 

Vor, während, danach. Die Zeit danach ist die Beste.

bearbeitet von nannyogg57
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Und irgendwie beantwortet die historisch-kritische Methode meine Antworten nicht. Aber sie hat mich gelehrt, den Text als Literatur zu verstehen, als Erzählung.

 

Dass die Evangelien Erzählungen sind, wusste ich auch ohne die historisch kritische Methode. Die Frage ist eben, ob diese Erzählungen frei erfunden oder historische Tatsachen sind.

 

Fakt ist: Jesus starb am Kreuz.

 

Und warum ist das Fakt? Weil alle Evangelisten das berichten? Dann muss die Auferstehung auch Fakt sein.

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Sie versucht, wie ich finde, dem Glauben die Grundlage zu nehmen,

 

Nun ja, in gewisser Weise hat das natürlcih Methode: denn die Theologie kann, richtig betrieben, eine sehr hartnäckige Fragerin sein. Sie will nämlich nicht wissen, sondern verstehen. Und um sich mit dem Phänomen des Glaubens an Gott (nicht an einen Gott, sondern an "den" Gott) auseinanderzusetzen, braucht es m.E. erst einmal eine gründliche Hinterfragung von allem. Wenn du hergehst und sagst, ich glaube alles, was die Kirche sagt, weil es die Kirche sagt, egal was es ist, dann mag dich das vielleicht in den Augen mancher papsttreu machen, aber es hilft deiner Vernunft nicht weiter. Die fragt sich nämlich, hinterhältig bohrend, weiter: was glaube ich da eigentlich?

Und hier tritt die Theologie auf den Plan, die von ganz unterschiedlichen Seiten (geschichtlich, philosophisch, biblisch) versucht, sich das Phänomen des Gottesglaubens zu ergründen. Und dabei bleibt es nicht aus, das (vermeintliche) Wahrheiten erst mal hinterfragt werden müssen, um sie klarer (oder überhaupt) zu verstehen.Denn nichts ist einfach so vom Himmel gefallen. Wir Christen glauben an eine Offenbarung in die Geschichte und in die Geschichtlichkeit hinein. Daher können ist für mich (wobei das auch an meiner historischen Ader liegen mag) der Glaube an Jesus zum Beispiel nie isoliert von den zeitgeschichtlichen Hintergründen zu sehen; und zwar sowohl den politischen wie auch den philosophischen.

Das führt aber notwendigerweise dazu, dass wir Dokumente des Glaubens, also die Bibel, aber auch die Dogmentexte der frühen Kirche, in ihrem Entstehungskontext lesen. Es gibt hier ja einen gewissen User, der immer wieder betont, dass die Evangelien Tatsachenberichte seinen, vergleichbar einem modernen Polizeibericht. Das sind sie aber nicht, dass erkennt man, wenn man sie Texten jener Zeit gegenüberstellt. Das, was wir uns nicht mehr wegerklären können (was haben die Jünger eigentlich am Ostertag erlebt?) ist dann der Glaubensinhalt. Nicht, dass Jesus am soundsovielten jenes Monats übers Wasser gegangen ist, sondern die Erfahrung der Jünger mit ihrem Herrn, die sich in dieser Geschichte niederschlägt.

 

Subjekt der Theologie ist immer der glaubende, vernünftige Mensch, der sich seinen Glauben nicht mit Bauchgefühl erklären möchte, sondern ihn verstehen will. Und da bleibt es nicht aus, auf Widersprüche zu stoßen. Wenn man vor ihnen die Augen verschließt, macht das die Vernuft aber nicht glücklich.

 

So viel als erstes, es ist etwas lang und wohl auch etwas wirr, aber es ist spät und ich bin müde. Ich wollte dir nur klar machen, dass es nicht die Krankheit, sondern vorderste Tugend der Theologie ist, alles zu hinterfragen. Wie du vllt. gemerkt hast, kommt das bei mir aus einer ziemlich begeisterten Haltung zur Theologie. Ich hoffe, hier morgen weiter diskutieren zu können.

Danke für deine Ausführungen. Freilich ist es wichtig, sich über die Ursachen Gedanken zu machen, das scheint mir auch ein Sinn der Theologie zu sein. Bis zu einem gewissen Grad kann ich so etwas nachvollziehen, auch wenn es mir oft nicht gefallen mag. Wenn aber, was nicht selten geschieht, sog. Theologen den christlichen Glauben zu widerlegen meinen müssen (Auferstehung nur als Überzeugung einer Gruppe, die nicht aufgeben wollte, was sie geglaubt hatten). Die christliche Theologie soll etwas über Gott und die christliche Religion aussagen, das ist ihr Sinn. Wenn sie aber genau das nicht tut, wozu taugt sie dann? Was ich nicht verstehe, ist, dass die Theologen zur Bibel ein Verhältnis haben, das kein Latinist zu seinen Texten haben würde. Es scheint so zu sein, dass alles sein kann, nur nicht das, was da steht.

Meine Vernunft strebt nach Wissen. Mein Glaube nach Vertrauen. In der Theologie scheint man zu lernen, wenn man die großen Widersprüche der Autoren betrachtet, dass wir nichts wissen können, das Vertrauen meines in die Schrift nimmt sie auch.

Was ist denn an Ostern geschehen? Eine Trotzreaktion der frustrierten Jünger, an die wir glauben? Massenhysterie? Verstehe mich nicht falsch, ich will nicht angreifen, sondern ich schreibe so, weil ich nicht sehen kann, wie z.B. die (unsägliche) Osterbrille nicht als Widerlegung des christlichen Glaubens aus atheistischer Sicht gesehen werden kann: Die angeblichen Zeichen des Wanderpredigers und gescheiterten Sozialreformers entsprangen einem Wahn, der retrospektiv alles geschehene hochstilisiert. Kurz: Hat Jesus Kranke geheilt mit Wundermacht? Ja oder Nein?

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mir ist nicht bekannt, daß man aufgrund der hk methode in der kath. theologie die gottessohnschaft in frage stellt.

Welche Methode wendet Lüdemann an?

 

 

der ist allerdings ein ziemlicher exote, in keiner weise typisch für kath. theologie

Ich weiß, aber wendet er nicht die gleiche Methode an? Ich meine, woran weiß man, bis wohin man gehen sollte?

 

 

eine methode ist wie ein küchenmesser, man kann damit kartoffeln schälen um menschen satt zu machen, man kann aber auch einen menschen damit töten.

Und wo verläuft die Grenze? Ist die dann nicht auch nur kongruent zur "engen" Lehre der Kirche, man sagt: Bis hier her und nicht weiter?

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Und, was noch wichtiger ist, wie hilft sie dem Glauben?

Diese antiintellektuelle Attitüde ist typisch für eine gewisse Art von Glauben. Diese Art von Glauben ist offenbar so schlecht zu fundieren, dass man Angst hat, er würde sich mit zunehmendem Wissen verkrümeln.

Da war große Anselm von Canterbury im 11. bzw frühen 12. Jh schon weiter.....fides quaerens intellectum.

Ich suche ja nach Fundierung, kann sie in der heutigen Theologie aber nicht finden. Suche ich falsch?

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Das erste Buch, das mich hier persönlich getroffen hat, war "Ist die Bibel richtig übersetzt?" von Pinchas Lapide. Dass er nachweisen wollte, dass die letzte Seligpreisung ein späterer Einschub war, nehme ich ihm immer noch übel.

Glaubst Du, dass bei der Bergpredigt jemand mit einem Notizblock dastand und mitgeschrieben hat? Das Ganze ist Jahre später verschriftlicht worden und natürlich ist es ziemlich wahrscheinlich, dass es sich bis zur Niederschrift verändert hat und möglicherweise auch im Geist Jesu gewachsen ist. Das ist mit jeder mündlichen Überlieferung so.

Woher weißt du dann, dass nicht auch die Auferstehung nicht so wörtlich zu verstehen ist? Dieser Punkt ist mein großes Problem.

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Ich soll mich doch von Ratzinger emanzipieren, ist das nicht die Summe vieler Beiträge hier? Erkläre mir doch, wo ich mit meiner Interpretation der hk Methode falsch liege.

Hallo Felician,

 

der Irrtum könnte daran liegen zu denken, dass die historisch-kritische Methode irgendetwas über Deinen Glauben aussagen könnte. Das ist eher nicht so, sie kann vielmehr wissenschaftliche Aussagen machen. Auch Jesus und die frühe Gemeinde hatten eine äußere Seite, und die ist zum Beispiel mit der hk Methode erfassbar. Natürlich braucht man da, wo man etwas weiß, nicht zu glauben. Darüber verschwindet aber der Glauben keinesfalls, denn er betrifft Dinge, die innerer liegen als irgendetwas, das wissenschaftlich be- oder widerlegbar wäre. Du kannst es auch positiv sehen: Die hk Methode fordert Dich heraus herauszufinden, was Du wirklich glaubst.

 

Viele Grüße,

Kirisiyana

Aber mein Glaube, wie kurz vorher hier geschrieben wurde, braucht eine wissenschaftliche Basis, und die kann nicht unterschieden von den realen Geschehnissen sein. Oder soll ich einerseits glauben, dass bei der Brotvermehrung das große Wunder war, dass die Menschen geteilt haben, andererseits aber noch in der Messe sitzen können, ohne daran zweifeln zu müssen? Ist das nicht fast schon ein Dualismus von Glaube und Wissen? Ist der Glaube unabhängig von den Ergebnissen der Theologie, die zu belegen meinen, was nicht geschehen ist, die Perikope sagt mir dann doch nicht mehr, als was eine kleine, damals unbedeutende Gruppe von Sektierern viele Jahrzehnte nach dem Tod des Gruppenbegründers über ein paar Dinge dachten?

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smile, nun könnte man die bibelfestigkeit manches user prüfen und fragen, auf welchen schrifttext mecky hier bezug nimmt.

 

SCNR

Außerhalb des Religionsunterrichts wird man manchmal sogar mit anderen Bibeltexten als Bergpredigt und Auszug aus Ägypten konfrontiert.

bearbeitet von Felician
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Franciscus non papa

Das erste Buch, das mich hier persönlich getroffen hat, war "Ist die Bibel richtig übersetzt?" von Pinchas Lapide. Dass er nachweisen wollte, dass die letzte Seligpreisung ein späterer Einschub war, nehme ich ihm immer noch übel.

Glaubst Du, dass bei der Bergpredigt jemand mit einem Notizblock dastand und mitgeschrieben hat? Das Ganze ist Jahre später verschriftlicht worden und natürlich ist es ziemlich wahrscheinlich, dass es sich bis zur Niederschrift verändert hat und möglicherweise auch im Geist Jesu gewachsen ist. Das ist mit jeder mündlichen Überlieferung so.

Woher weißt du dann, dass nicht auch die Auferstehung nicht so wörtlich zu verstehen ist? Dieser Punkt ist mein großes Problem.

 

 

schau, das ist überhaupt dein problem, diese angst, wenn man ein einziges mosaiksteinchen neu bewertet, vielleicht gar wegnehmen sollte, das würd das ganze bild zerstören.

 

paulus schreibt so schön, als ich kind war, glaubte ich wie ein kind, dachte wie ein kind. das trifft mich und meinen glauben genau so, und so hat sich mein glaube im laufe der jahrzehnte immer wieder in vielem verändert, der glaube wurde dadurch nicht zerstört, sondern eben mit mir erwachsen und älter.

 

als kleiner junge stellte ich mir zum beispiel vor, das kind in der krippe sinniert so vor sich hin: da kommen also nun die könige (in der schrift steht allerdings nichts von königen) und er konnte und wusste schon alles. da hab ich als kind den menschen jesus nicht in seiner ganzen weite erfassen können.

 

später hab ich irgendwann gelernt und verstanden, daß die erzählung von der versuchung jesu eine glaubenserzählung ist, eine beschreibung, daß auch der mensch jesus um seinen glauben ringen musste.

 

auch die bilder, die begriff der alten müssen in unserer zeit neu erklärt und verstanden werden, sonst wird z.b. die lehre von der eucharistie völlig mißverstanden (substanzbegriff!)

 

es ist des lernens kein ende - auch im glauben.

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Und, was noch wichtiger ist, wie hilft sie dem Glauben?

Diese antiintellektuelle Attitüde ist typisch für eine gewisse Art von Glauben. Diese Art von Glauben ist offenbar so schlecht zu fundieren, dass man Angst hat, er würde sich mit zunehmendem Wissen verkrümeln.

Da war große Anselm von Canterbury im 11. bzw frühen 12. Jh schon weiter.....fides quaerens intellectum.

Ich suche ja nach Fundierung, kann sie in der heutigen Theologie aber nicht finden. Suche ich falsch?

Das kann ich auf die Distanz nicht beurteilen. Ich kann allerdings im Studium nahezu täglich das Gegenteil feststellen:

Z.B. heute in Dogmagtik; Ecclesiologie, Lumen Gentium......vorher Fundamentalexegese AT II Prophetenbücher.....

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Das erste Buch, das mich hier persönlich getroffen hat, war "Ist die Bibel richtig übersetzt?" von Pinchas Lapide. Dass er nachweisen wollte, dass die letzte Seligpreisung ein späterer Einschub war, nehme ich ihm immer noch übel.

Glaubst Du, dass bei der Bergpredigt jemand mit einem Notizblock dastand und mitgeschrieben hat? Das Ganze ist Jahre später verschriftlicht worden und natürlich ist es ziemlich wahrscheinlich, dass es sich bis zur Niederschrift verändert hat und möglicherweise auch im Geist Jesu gewachsen ist. Das ist mit jeder mündlichen Überlieferung so.

Woher weißt du dann, dass nicht auch die Auferstehung nicht so wörtlich zu verstehen ist? Dieser Punkt ist mein großes Problem.

 

 

schau, das ist überhaupt dein problem, diese angst, wenn man ein einziges mosaiksteinchen neu bewertet, vielleicht gar wegnehmen sollte, das würd das ganze bild zerstören.

 

paulus schreibt so schön, als ich kind war, glaubte ich wie ein kind, dachte wie ein kind. das trifft mich und meinen glauben genau so, und so hat sich mein glaube im laufe der jahrzehnte immer wieder in vielem verändert, der glaube wurde dadurch nicht zerstört, sondern eben mit mir erwachsen und älter.

 

als kleiner junge stellte ich mir zum beispiel vor, das kind in der krippe sinniert so vor sich hin: da kommen also nun die könige (in der schrift steht allerdings nichts von königen) und er konnte und wusste schon alles. da hab ich als kind den menschen jesus nicht in seiner ganzen weite erfassen können.

 

später hab ich irgendwann gelernt und verstanden, daß die erzählung von der versuchung jesu eine glaubenserzählung ist, eine beschreibung, daß auch der mensch jesus um seinen glauben ringen musste.

 

auch die bilder, die begriff der alten müssen in unserer zeit neu erklärt und verstanden werden, sonst wird z.b. die lehre von der eucharistie völlig mißverstanden (substanzbegriff!)

 

es ist des lernens kein ende - auch im glauben.

Ich kann es nur noch mal fragen: Wo ziehst du die Grenze zwischen "Glaubenserzählung" und Tatsache? Warum sollte ich noch in die Kirche gehen, wenn das letzte Abendmahl nicht als Einsetzung der Eucharistie zu verstehen ist, weil sie so nicht intendiert war durch Jesus, außer um Gemeinschaft zu feiern?

Warum sollte ich die Unbequemlichkeit auf mich nehmen, zur Beichte hin zu radeln, wenn die Beichte nicht von Jesus eingesetzt wurde? Warum sollte ich überhaupt noch etwas glauben, wenn es nur ein schöner Glauben ist, der sich im Laufe der Jahrhunderte im Dialog mit Judentum und Heidentum entwickelt hat? Du siehst, die Frage ist absolut essentiell für mich. Ich stehe kurz vor dem Kirchenaustritt.

bearbeitet von Felician
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Und, was noch wichtiger ist, wie hilft sie dem Glauben?

Diese antiintellektuelle Attitüde ist typisch für eine gewisse Art von Glauben. Diese Art von Glauben ist offenbar so schlecht zu fundieren, dass man Angst hat, er würde sich mit zunehmendem Wissen verkrümeln.

Da war große Anselm von Canterbury im 11. bzw frühen 12. Jh schon weiter.....fides quaerens intellectum.

Ich suche ja nach Fundierung, kann sie in der heutigen Theologie aber nicht finden. Suche ich falsch?

Das kann ich auf die Distanz nicht beurteilen. Ich kann allerdings im Studium nahezu täglich das Gegenteil feststellen:

Z.B. heute in Dogmagtik; Ecclesiologie, Lumen Gentium......vorher Fundamentalexegese AT II Prophetenbücher.....

Wenn ich die Bücher von den bekannten, hier gern gelesenen Theologen lese, dann sehe ich nur eines nach dem anderen Zerplatzen. Es gab keine Wunder, keine Anzeichen göttlicher Macht bei Jesus, er war ein netter, sozial engagierter Wanderprediger. Die Dogmatik finde ich regelmäßig zerpflückt, zerstört bei einigen Theologen wieder.

Wie gesagt, ich stehe kurz davor, nach dem Erhalt meines Abi-Zeugnisses aus der Kirche auszutreten. Öffentlich Apostasie zu erklären. Weil der Glaube nicht real ist, sondern nur ein aus der Lehre eines Wanderpredigers resultierender Gottesglaube mit sozialem Engagement. Das kann ich einfacher haben.

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Das Wort Krise kommt von (gr.) krisis, wörtlich: Unterscheidung.

Und diese Unterscheisung ist mir als Glaubende aufgegeben, immer wieder neu. Und je nach Lebensphase überraschend anders.

 

Salopp gesagt: der Herr ist nicht so doof, mich brav dort in eine Glaubenskrise hineingeraten zu lassen, wo ich sie "sowieso schon immer" vermutete und wo ich mir ein ganzes Arsenal von Abwehrmechnismen zugelegt habe...

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Wie gesagt, ich stehe kurz davor, nach dem Erhalt meines Abi-Zeugnisses aus der Kirche auszutreten. Öffentlich Apostasie zu erklären. Weil der Glaube nicht real ist, sondern nur ein aus der Lehre eines Wanderpredigers resultierender Gottesglaube mit sozialem Engagement. Das kann ich einfacher haben.

Falls dies Deine ehrliche, tiefe, feste, begründete Überzeugung sein sollte, müßtest Du die ehrlichen Konsequenzen ziehen, willst Du die Integrität Deiner Lebensgestalt nicht kompromittieren.

Unser Herr läßt sich von solchen Aktionen allerdings mE nicht beeindrucken.

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Wie gesagt, ich stehe kurz davor, nach dem Erhalt meines Abi-Zeugnisses aus der Kirche auszutreten. Öffentlich Apostasie zu erklären. Weil der Glaube nicht real ist, sondern nur ein aus der Lehre eines Wanderpredigers resultierender Gottesglaube mit sozialem Engagement. Das kann ich einfacher haben.

Falls dies Deine ehrliche, tiefe, feste, begründete Überzeugung sein sollte, müßtest Du die ehrlichen Konsequenzen ziehen, willst Du die Integrität Deiner Lebensgestalt nicht kompromittieren.

Unser Herr läßt sich von solchen Aktionen allerdings mE nicht beeindrucken.

Das habe ich nicht vor, mir hat die Theologie nur den Glauben an diesen, unseren Herrn zerstört, selbst wenn sie es gewollt haben sollte.

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Franciscus non papa

sollte die beschäftigung mit der theologie dir deinen glauben zerstört haben, so ist das sehr schade, allerdings sollte man dich auch fragen dürfen, ob dieser glaube wirklich ein fundament hatte, dass er so einfach zerstört werden kann.

 

weiter oben sprichst du von der beichte, also dem sakrament der vergebung der sünde und der versöhnung.

 

darf ich wissen, wo da die theologie deinen glauben bedrohte?

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weiter oben sprichst du von der beichte, also dem sakrament der vergebung der sünde und der versöhnung.

 

darf ich wissen, wo da die theologie deinen glauben bedrohte?

Ich mag das Sakrament sehr gerne, wenn es aber nicht von Christus eingesetzt ist, was soll ich damit?

bearbeitet von Felician
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Franciscus non papa

weiter oben sprichst du von der beichte, also dem sakrament der vergebung der sünde und der versöhnung.

 

darf ich wissen, wo da die theologie deinen glauben bedrohte?

Ich mag das Sakrament sehr gerne, wenn es aber nicht von Christus eingesetzt ist, was soll ich damit?

 

 

was bedeutet für dich "von christus eingesetzt", was wurde dir dazu gesagt?

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sollte die beschäftigung mit der theologie dir deinen glauben zerstört haben, so ist das sehr schade, allerdings sollte man dich auch fragen dürfen, ob dieser glaube wirklich ein fundament hatte, dass er so einfach zerstört werden kann.

Der Glaube beruhte zum Beispiel darauf, dass zumindest die Auferstehung real sei. Im Kerygma war damit nicht gemeint.

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Franciscus non papa

vorschlag, lass uns mal beim thema beichte bleiben, sonst wird das unübersichtlich.

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weiter oben sprichst du von der beichte, also dem sakrament der vergebung der sünde und der versöhnung.

 

darf ich wissen, wo da die theologie deinen glauben bedrohte?

Ich mag das Sakrament sehr gerne, wenn es aber nicht von Christus eingesetzt ist, was soll ich damit?

 

 

was bedeutet für dich "von christus eingesetzt", was wurde dir dazu gesagt?

Für die Antwort muss ich ein paar Sachen nachschlagen auf die ich gerade keinen Zugriff habe. Danke für euer Mitdiskutieren, bis morgen.

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Franciscus non papa

weiter oben sprichst du von der beichte, also dem sakrament der vergebung der sünde und der versöhnung.

 

darf ich wissen, wo da die theologie deinen glauben bedrohte?

Ich mag das Sakrament sehr gerne, wenn es aber nicht von Christus eingesetzt ist, was soll ich damit?

 

 

was bedeutet für dich "von christus eingesetzt", was wurde dir dazu gesagt?

Für die Antwort muss ich ein paar Sachen nachschlagen auf die ich gerade keinen Zugriff habe. Danke für euer Mitdiskutieren, bis morgen.

 

 

darf ich dir ein paar schriftstellen anbieten?

 

das ostergeschenk des auferstandenen: er haucht sie an und sagt: empfangt den hl. geist, denen ihr die sünden vergebt....

alles, was du auf erden binden wirst... alles, was du auf erden lösen wirst....

 

wir sind gesandte an christi statt... laßt euch mit gott versöhnen.

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Ich muss ein paar Werke nachschlagen, daher die ausführliche Antwort morgen.

 

Du nimmst diese Bibelstellen so eben als Begründung des Sakraments, nur: gelten für diese nicht die Herangehensweisen der hk Methode? Wie kannst du z.B. eine als später hinzugefügt belegte Schriftstelle als Begründung für irgendwas, außer dem Glauben des Hinzufügenden, heranziehen? Das ist mir unverständlich, irgendwie erscheint mir das inkonsequent.

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