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Gast Ketelhohn

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Auf jeden Fall existiert das Smiley und ist real. Das sollte uns zu denken geben.

Machst Du einen Unterschied zwischen "es ist real" und "es existiert"?

Du meinst vermutlich die Frage, ob ein Smilie schon existiert, wenn es erst gedacht ist?

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Ich bin mir nicht ganz klar, aber ich glaube, alles, was gedacht wird, hat eine Existenz. Irgendwie bin ich da der platonischen Ideenleere verhaftet.

 

Ich muß das noch ausarbeiten, wenn ich es kann. Aber es ist meine tiefste Sehnsucht, daß existent ist, was gedacht wird.

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Ich bin mir nicht ganz klar, aber ich glaube, alles, was gedacht wird, hat eine Existenz. Irgendwie bin ich da der platonischen Ideenleere verhaftet.

 

Ich muß das noch ausarbeiten, wenn ich es kann. Aber es ist meine tiefste Sehnsucht, daß existent ist, was gedacht wird.

Naja, wenn Du "existent" an Materie koppelst, dann wird's schon knifflig.

Da kannst Du ja mal "Die Physik der Welterkenntnis" von David Deutsch zu lesen. Das ist schon ziemlich abgefahren mit seinem (und Everetts) Multiversum. Allerdings wird dort die Menge dessen, was (materiell) existiert zunächst dadurch beschränkt, daß es physikalisch möglich sein muß. Von dieser Einschränkung abgesehen, "gibt" es im Multiversum tatsächlich alles - was immer das heißen mag...

 

Als Idee existiert alles Denkbare, bzw. genauer: Alles Gedachte, von dem sich zumindestens noch eine Kopie in der Vorstellung von irgendwem befindet - egal, ob physikalisch möglich oder nicht.

Der Christengott bspw. ist physikalisch unmöglich, "existiert" aber offenkundig in der Vorstellung vieler Menschen, in der er sogar einige der ihm angedichteten Attribute erfüllt: Er (die Idee) ist, gemessen an einem einzigen Menschenleben, nahezu "ewig", er ist (zum Leidwesen vieler A&A) relativ allmächtig (bringt Menschen dazu, Dinge zu tun, zu denen viele andere Ideen nicht in der Lage wären) usw...

 

Deutsch überlegt dann weiter, daß, wenn sowohl das menschliche Gehirn als auch das Universum "hinreichend turingartig" (das heißt im herkömmlichen Sinne "berechenbar") ist, daß dann kein essentieller Unterschied zwischen der Berechnung einer Phantasie im Hirn und einer Berechnung einer "Realität" in der Welt besteht, alles wäre dann einer Simulation "gleich", bzw. ununterscheidbar.

 

So in etwa, wenn ich's richtig verstanden habe. Etwaige Korrekturen erwünscht.

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Das klingt spannend. Irgendwie ist das auch absurd. Aber anregend.

Ich hatte mal eine Phase, da las ich verschiedene Privatoffenbarungen, und die Menschen, die diese niederschrieben, waren natürlich vollkommen überzeugt, daß die Offenbarungen von außerhalb von ihrer Person, von Maria oder Jesus kommen. Da stand dann drin, daß Jesus zu einer geliebten Person sagt: Meine geliebte Tochter, du wirst als erste auf dem Schaffot um meinetwillen sein. Und so ähnliche Sachen.

 

Diese Frau ist natürlich vollkommen überzeugt, daß es wahr ist. Ich aber, der ich viele andere Botschaften, die sich widersprechen, gelesen habe, bin dann tatsächlich auf die Empfindung eines Multiversums gekommen, oder noch verwickelter. Auf irgendeiner Realitätsebene geschieht es.

 

Da gibt es dann Millionen Christusse und Millionen Gotte, jeder mit einem anderen Charakter.

 

Ich gebe zu, das ist nicht wissenschaftlich, und Ockham würde keine Freude haben.

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Erstaunlich – nein, eigentlich nicht –, wie manche Diskussionen hier abdriften. Da erscheint es mir doch besser, zunächst noch einmal meinen Beitrag von nebenan komplett wiederzugeben:
  • »daß wir nicht das Recht haben, zwischen Gut und Böse glatt zu unterscheiden«
     
    Das ist falsch. Zwischen Gut und Böse müssen wir sogar unterscheiden und uns vor dem Bösen hüten. Was nicht unseres Amtes ist, das ist zu richten, zu verurteilen. Der Hirte allerdings hat sehr wohl die Pflicht, seine Schafe vor Schaden zu bewahren, was unter Umständen bedeuten kann, Maßnahmen gegen offenkundige und uneinsichtige Sünder zu ergreifen, sofern es in seiner Macht steht. Aktuelles Beispiel sind etwa die Fälle von Priestern, die Jungen mißbraucht haben. Dies hat aber auch nichts mit Verurteilen zu tun. (Ich rede hier von der Kirche: von dem, was des Christen Amt ist – nicht von der Funktion des Staates. Das wäre ein anderes Thema.)
     
    Anders liegt der Fall aber, wenn es nicht um die „normale Sünde“ geht – wie im Wort vom Unkraut im Weizen –, sondern um die Wahrheit, um den Glauben der Kirche. Darauf bezieht sich ja vor allem das Wort von den Wölfen. Die Hirten sollen wachen, daß der Glaube nicht verfälscht und die Herde nicht auf giftige Weiden geführt wird. Hier ist scharfes Urteil nötig, wie es schon die Apostel übten: Man denke an den Schmied Alexander oder Simon Magus.
     
    Im übrigen habe ich den Eindruck, daß teils weder das Matthæus-Wort verstanden wurde, das ich oben zitiert habe, noch meine Absicht bei der Zitation. Dort geht es doch gerade um die Einladung. Sogar mit drastischen Mitteln. Freilich nicht um Offenheit. Das ist der Punkt.
     
    Das Urteil aber spricht auch hier der König, und zwar am Tag des Hochzeitsmahls. Das ist ganz dasselbe, was auch das Wort vom Unkraut im Weizen meint. Doch wie gesagt, hier geht es nicht um die Irrlehrer.

Die Ausübung von Gewalt ist also Sache des Staates; unbeschadet dessen, daß in besonderen Situationen, namentlich bei Gefahr im Verzug, der Hirt – wie jedermann – auch gewaltsame Maßnahmen ergreifen kann, ja muß, wenn andere Mittel nicht ausreichen, die Gefahr abzuwenden. Die Jurisprudenz redet von „Nothilfe“.

 

Was die „Menschenrechte“ mit dem Thema zu schaffen haben, vermag ich nicht recht einzusehen. Ich muß dazu gelegentlich einmal gesondert Stellung nehmen. Einiges aber doch schon jetzt: Daß »die Idee der individuellen Menschenrechte [..] ausschließlich im christlich geprägten Kulturkreis Europas und Amerikas entstanden« sei, wie Thomas schreibt, trifft zwar zu. Man kann aber redlicherweise schlecht ignorieren, daß diese Idee ausschließlich in explizit kirchenfeindlichem und antichristlichem Kontext entstanden ist.

 

Seit dreißig oder fünfzig Jahren laufen auch die Christen umher zuhauf und verkünden, die Idee der Menschenrechte sei ihrem Wesen nach christlich, wiewohl zuerst außerhalb des Christentums aufgekommen; sie habe sich – so versucht man rechtfertigend zu erklären – antithetisch gegen die unvollkommene Kirche ihrer Zeit gestellt, um – gleichsam als Synthese beider – ein höheres Menschentum zu gebären, eine wahrhaft christliche Kirche: Da scheint durch Hegel noch Joachim durch, der Florenser Abt und Einbläser chiliastischen Schwarmgeists.

 

In Wahrheit sind die Sprecher der Kirche auf einen längst fahrenden Zug aufgesprungen. Da sie nun sehen, in welches Schlamassel der Zug fährt, rufen sie lauthals, um dem Verderben zu wehren: »Dies ist der Zug der Menschenrechte!« Sie begreifen nicht, daß das Schild »Menschenrecht« den Abfahrtbahnhof meint. Vergessen ist auch – der Name klingt doch zu schön –, welche Gemetzel sich bei der Abfahrt auf diesem Bahnhof abspielten, vergessen sind die Blutströme der Guillotinen, vergessen auch die Leichensümpfe der Vendée.

 

Keiner kommt auf den Gedanken, daß der Zug aus »Menschenrecht« ganz fahrplanmäßig fährt. Daß es einfach der falsche Zug ist, auf den man gesprungen ist. Sie merken noch nicht einmal, daß sie keine Fahrkarte haben, und wundern sich, von den zahlenden Fahrgästen schief angeschaut zu werden. Am Ende wird der Schaffner sie doch hinauswerfen: freilich in unwirtlicher Gegend, wo Heulen und Zähneknirschen herrscht.

 

Besänne man sich des eigenen Fahrplans, so fände man – zum Beispiel – einen Bahnhof, der da heißt: »Du sollst nicht töten«. Auf der Fahrstrecke des Zugs aus »Menschenrecht« dagegen liegt eine Haltestelle namens: »Ich habe das Recht auf Leben«. Ach, ihr blinden Passagiere! Glaubt ihr das denn? Morgen erleidest du einen Herzinfarkt und stirbst. Heißa, nun ruf es laut hinaus: »Ich will mein Recht, mein gutes Menschenrecht: Ich will leben!«

 

Aus und Schluß. Du bist schon mausetot. Schrei nur, keiner hört und keiner hilft. Dein Recht hast du bekommen, hast erhalten, was Adam dir verdient: den Tod. Nichts andres ist dein Recht. Und doch – ist Einer da, der will dir nicht dein Recht – das hast du nicht –, der will dir Seines schenken. Schenken! Also wolle keine Rechte. Hoffe, wart, erwarte freudig wie ein Kind: Und staune, was dir zuteil wird, wenn du deine guten Rechte fahren läßt.

 

Das ist der Fahrplan des Zuges namens Kirche. Er fuhr nicht ab in »Menschenrecht«, sein Heimatbahnhof heißt Calvaria. Sein Motor heißt nicht Hybris, gefeuert wird nicht mit Fordern und Verlangen. Ihn treibt vielmehr die Liebe, ihn macht die Demut fahren. Die Wagen, Räder, Achsen aber – kurz: der ganze Zug – sind Leib und Blut. Steig um, wer sich im Zug vertan.

 

Gute Nacht!

 

»Aus der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776«

Genau. Das illustriert den Unterschied, den ich meine.

 

Betrachten wir noch einmal ein Beispiel. Das „fünfte Gebot“ sagt gemäß der katechetischen Überlieferung: »Du sollst nicht töten.« Das „Menschenrecht“ dagegen: »Du hast ein Recht, zu leben.« Objektiv scheint beides darauf zu zielen, daß nicht ein Mensch den andern umbringe. Das „Gebot“ allerdings hält beide zur Demut an: nicht auf sich selbst zu schauen, sondern auf den andern. Das „Recht“ dagegen ist gänzlich ich-bezogen. Es hält zum hochmütigen Einfordern des eigenen Rechts an, notfalls auf Kosten des andern. Es ist die genaue Verkehrung des ersten.

 

Sollte dennoch jemand meinen, seit der Erfindung des Menschenrechts sei im Ergebnis eben doch alles besser geworden – namentlich im Vergleich mit dem ach so finsteren „Mittelalter“ –, der stelle sich einmal vor, viele unserer modernen Errungenschaften einem Menschen des neunten oder zwölften Jahrhunderts anzudienen. Beispiele? 30, 40, 50 % Steuern; allgemeine Wehrpflicht; Schulpflicht; Verbrauchssteuern auf jeden Pups, den ich lasse; überfüllte Gefängnisse und langjährige Freiheitsstrafen; Geldstrafen, wenn ich meinen Wagen vor dem Haus abstelle; und vieles mehr.

 

Der „mittelalterliche“ Mensch, dem du mit stolzgeschwellter Brust davon berichtetest – beispielshalber würdest du die Schulpflicht mit dem Recht auf Bildung begründen, etc. –, der möchte dich wohl unversehens fragen, ob du gar nicht merktest, daß du ein Sklave seist. Vielleicht wendetest du ein, er selber sei der Unfreie, der hörige, schollengebundene Bauer; oder der an strenge Bekleidungsvorschriften gebundene Städter. Ich garantiere, er würde dich auslachen. Die ihm von Menschen auferlegten Grenzen empfände er als normal, die deinen dagegen als monströs.

 

Was ihn hingegen wirklich band, das war die Natur. Sturm, Dürre, Hagel, Hunger; Not, Siechtum, Tod. Dinge, die wir im Alltag im Griff zu haben meinen. (Um so schwerer trifft es uns dann, wenn die Kontrolle uns entgleitet.) Uns bindet der Staat. Es scheint uns kaum zu stören, solange dieser Staat uns eins verschafft: Amusement.

 

Doch ich schweife ab. Eins nur wollte ich andeuten: Das vermeintliche „Menschenrecht“ ist keineswegs da besser verwirklicht oder garantiert, wo man es lauthals beschwört und kollektiv anbetet. Doch ist diese Beobachtung eher sekundär, denn man begreift noch etwas viel Wichtigeres nicht, was in den Zeiten vor der Erfindung des „Menschenrechts“ jedermann evident war: die natürliche Grenze solchen Pochens auf Rechte. Sie liegt im Menschen selber und heißt Tod.

 

Ein bemerkenswerter Beitrag – wenn man ihn so nach bald vier Jahren wiederliest … :huh:

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Eigenlob stinkt

 

Zustimmung. Robert, schreib einfach, dass sich deine Meinung nicht geändert hat und fertig.

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Gast
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