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Wozu heute noch Ablässe?


Sokrates

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wozu er nach Abschaffung des Fegefeuers noch gut sein soll.

Und wann soll diese Abschaffung geschehen sein?????

Oh pardon, selbstverständlich keine Abschaffung, sondern "Neuinterpretation". Wie konnte ich nur!

Da irrst Du. Die Lehre vom Fegefeuer (lat: Purgatorium = Reinigungsort) existiert nach wie vor. Sie ist auch sinnvoll und entspricht der Vorstellung eines sowohl liebevollen als auch gerechten Gottes mehr als das protestantische schwarz-weiß, bzw. Himmel-Hölle.

Neuinterpretation heisst, das ein Begriff immernoch existiert, jedoch anders verstanden wird. Unten habe ich eine Gegenüberstellung der "Altinterpretation" und der Neuinterpretation zitiert. Aristippos hat sich zuvor einen Scherz erlaubt, nämlich die Existenz einer Begrifflichkeit nicht an einem Wort, sondern an der konkreten Semantik festzumachen.

 

Läuterung ist schon immer Ziel des Ganzen, allerdings ging man früher (siehe unzälige alte Fegefeuerdarstellungen) davon aus, dass die Verstorbenen zur Strafe für ihre Sünden gequält würden um sie zu läutern.

Davon ist man mittlerweile weg, Mecky hat vor einer Weile mal geschrieben, er stelle sich das "Fegefeuer" so vor, dass man zur Einischt seiner Verfehlungen komme und dadurch geläutert werde. Eine schöne Vorstellung, die auch das durchaus Unangenehme beinhaltet.

bearbeitet von agnostiker
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Angesichts der Tatsache, daß kein Katholik je einen Ablaß "erwerben" muß, verstehe ich die Aufregung nicht, auch nicht die ökumenischen Irritationen. Wer's mag soll's nutzen, wer nicht läßt es sein. Ich muß es ja auch nicht mit Sr. Faustyna halten oder nach Fatima pilgern, um katholisch zu sein.

 

Praktische Toleranz kann man am Ablaß ganz gut üben.

Das sehe ich auch so. Wenn dann aber, ich sage mal, Anhänger des Ablassgebetes vorwerfen, man sei dann doch nicht so richtig katholisch, wird es wieder etwas schwierig.

 

In solchen Fällen darf man das Gehör ruhig auf Durchzug stellen.

So einfach war das auch nicht, als Religionslehrerin darf man sich um eine Antwort da nicht drücken. Andererseits waren dann da die Stimmen der ev. Kollegen. Es darf nicht zu einfach sein.

PS: Jetzt bin ich ja im Ruhestand und kann die Ohren auf Durchzug stellen. B)

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Die Wurzeln des Ablass gehen eben auf die Frage der Wiedergutmachung zurück (s.o., das Beispiel mit dem geschrotteten Auto), welche sich einfach praktisch stellt: Wenn ich den Diebstahl einer Uhr beichte, dann kann ich nicht die Uhr behalten, bloß weil Gott mir vergeben hat.

Aber wenn ich einen Ablass erwerbe, dann kann ich das? Wohl kaum (jedenfalls hoffe ich nicht, dass das kirchliche Lehre ist).

 

Der Ablass kann also nicht als Ersatz für die Wiedergutmachung der diesseitigen Folgen der Sünde gegenüber den Mitmenschen gedacht sein (Rückgabe des Diebesguts, Schadensersatz, Versöhnung etc.). Er stellt offenbar auch nicht die "Heilung" der Beziehung zu Gott dar, denn Gott vergibt einem bereits nach der Beichte. Und so hängt der Ablass zwischen diesen beiden Stühlen in der Luft, und keiner kann sagen, wozu er nach Abschaffung des Fegefeuers noch gut sein soll.

 

Auch diesen Widerspruch hat Luther in seinen Thesen schon angesprochen: (These 43). Was seinen Ärger entfachte, war ja die mangelnde Reue und Einsicht, welche sich aus dem Erwerb des Ablasses ergab: Man hatte seine Sündenschuld - die Wiedergutmachung - ja schon im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt. Der frühe Luther betonte in seiner ersten These die Reue als Grundhaltung des Menschen einerseits, um dann die Überbewertung der Ablässe der damaligen Zeit und die Arroganz der Ablasshändler scharf zu kritisieren.

 

In diesem Sinne könnte man spirituell nur dem Hängen am Ablass zu Gute halten, dass er in Erinnerung ruft, dass wir für die Folgen unserer Taten in der Verantwortung stehen und in den häufigsten Fällen auch nicht in der Lage sind, angerichteten Schaden tatsächlich wieder gut zu machen.

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Als dieser zeitlich befristete Ausschluss abgeschafft wurde, bezog der Volksglaube dann die Ablässe auf die "Zeit im Fegefeuer". Das ist natürlich Unfug. Seitdem versuchen Generationen von Theologen, irgend was gescheites dazu zu sagen, weil sie dem Volk die vertrauten (und vielleicht auch hilfreichen) Rituale nicht nehmen wollen.

 

 

Es war und dürfte nach wie vor Lehre der Kirche sein. Das Fegefeuer dem einfachen Volk anzulasten geht an den historischen Fakten vorbei. Im MA gab es noch eine Menge zu Büßen, wenn man sich nicht an die vielfältigen Fasten- und Abstinenzregeln hielt oder man nicht den Gottesdienst in der geforderten Häufigkeit besuchte. Diese Regeln, von der Kirche aufgestellt, und deren Abbüßung unterschied Luther eben von den Verstößen gegen das göttliche Recht. Ersteres endeten für ihn mit dem Tod, weswegen der Ablasserwerb in diesem Punkt sinnlos sei, bei Letzteren blicke ich nicht ganz durch, was Luther meinte. Er bleibt nicht vollkommen logisch.

bearbeitet von nannyogg57
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Meiner persönlichen Meinung nach gehört allerdings die ganze Ablasstheologie auf den Müllhaufen der Geschichte.

 

Soll das Deiner persönlichen Meinung nach mit allen kirchlichen Lehren geschehen, die Du nicht verstehst oder teilst?

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Ich liebe die Portiuncula und bin sicher alle 2 Jahre einmal dort....aber auf die Idee mir dort einen Ablass "zu erwerben" bin ich noch nie gekommen und werde ich auch in Zukunft nie kommen.

 

Mich hat der Beichtvater vor Ort (Franziskaner natürlich) auf diese Idee gebracht.

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Meiner persönlichen Meinung nach gehört allerdings die ganze Ablasstheologie auf den Müllhaufen der Geschichte.

 

Soll das Deiner persönlichen Meinung nach mit allen kirchlichen Lehren geschehen, die Du nicht verstehst oder teilst?

Die objektiven Gründe, warum die Ablasstheologie auf dem Müllhaufen der Geschichte gehört, wurden hier von verschiedenen Leuten der Länge und Breite nach aufgeführt. Wenn du der Meinung bist, du hättest gute Argumente gegen diese Gründe, dann her damit. In der vorliegenden Form ist deine Antwort an Franziskaner allerdings nur das persönliche Anpissen eines Foranten, dessen Meinung dir nicht passt.

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Ich liebe die Portiuncula und bin sicher alle 2 Jahre einmal dort....aber auf die Idee mir dort einen Ablass "zu erwerben" bin ich noch nie gekommen und werde ich auch in Zukunft nie kommen.

 

Mich hat der Beichtvater vor Ort (Franziskaner natürlich) auf diese Idee gebracht.

Ich weiß auch seit langem dass es das gibt....trotzdem wäre ich nie auf die Idee gekommen dass das einen Sinn haben könnte.

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Meiner persönlichen Meinung nach gehört allerdings die ganze Ablasstheologie auf den Müllhaufen der Geschichte.

 

Soll das Deiner persönlichen Meinung nach mit allen kirchlichen Lehren geschehen, die Du nicht verstehst oder teilst?

Die objektiven Gründe, warum die Ablasstheologie auf dem Müllhaufen der Geschichte gehört, wurden hier von verschiedenen Leuten der Länge und Breite nach aufgeführt. Wenn du der Meinung bist, du hättest gute Argumente gegen diese Gründe, dann her damit. In der vorliegenden Form ist deine Antwort an Franziskaner allerdings nur das persönliche Anpissen eines Foranten, dessen Meinung dir nicht passt.

 

Da ich Franziskaner persönlich kenne und wir beide im OFS sind, kannst Du davon ausgehen, daß es kein "Anpissen" ist. Ich "pisse" hier sowieso niemanden an, weiß auch nicht, wozu ich das tun sollte.

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Da ich Franziskaner persönlich kenne und wir beide im OFS sind, kannst Du davon ausgehen, daß es kein "Anpissen" ist. Ich "pisse" hier sowieso niemanden an, weiß auch nicht, wozu ich das tun sollte.

 

Was sollte dann die Frage? Es klang so, als wolltest du Franziskaner unterstellen, dass er sich nicht gut genug über die Ablasslehre informiert habe und/oder nicht treu genug der Kirche folge. Dabei hat er seinen Standpunkt doch detailliert begründet.

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Meiner persönlichen Meinung nach gehört allerdings die ganze Ablasstheologie auf den Müllhaufen der Geschichte.

 

Soll das Deiner persönlichen Meinung nach mit allen kirchlichen Lehren geschehen, die Du nicht verstehst oder teilst?

 

 

Die katholische Kirche ist ein weites Feld und bietet Raum für sehr unterschiedliche Menschen. Das ist meiner Meinung nach eine ihrer großen Stärken. Es gibt eine ganze Reihe von Lehren, die mir nicht so viel sagen, die ich aber auf keinen Fall über Bord werfen würde (übrigens ist meine Meinung da ohnehin nicht so wichtig, ich kann mir eine pointierte Position also leisten).

 

Ich würde z.B. jederzeit für Katholiken eine Lanze brechen, denen ein historisches Verständnis der Kindheitserzählungen wichtig ist und die fest an die Historizität glauben. Niemand war dabei, also kann auch niemand definitiv entscheiden, dass das nicht historisch war, auch wenn noch so viele Gründe dafür sprechen. (Etwas anderes ist es allerdings, wenn anderen Menschen, die diesen Glauben nicht teilen können, das katholisch-sein abgesprochen wird.)

 

Aber die Übetragung des Ablassgedankens von der Kirchenstrafe auf das Fegefeuer war nach meinem Kenntnisstand schlicht und einfach ein Missverständnis. Jedem, der auch nur kurz nachdenkt, muss klar sein, dass das auch völlig unsinnig ist. Man kann das Fegefeuer nicht in Jahren und Monaten messen.

 

Es geht hier auch um den Anspruch er Kirche auf Objekivität. Wenn man am Ablass festhält, dazu aber feststellt "Ablass ist, was man sich drunter vorstellt" (und das lassen wir mal so, weil wir keinem seine Traditionen wegnehmen wollen), dann greift das den Wahrheitsanspruch der Kirche an.

 

In Josefs Thread geht es ja um Ojektivität - Subjektivität. Ich glaube zwar nicht, dass es eine vollständige Objektivität in dieser Welt geben kann. Ich glaube aber schon, dass die katholische Kirche mit ihrer Lehre in eine objektiv richtige Richtung zielt. Und wenn man diesen Anpruch hat, kann man nicht mehr historische Zuälligkeiten damit begründen, dass sie für die subjektive Fömmigkeitspraxis der Menschen hilfreich sind. Mn müsste dann versuchen, der Frömigkeitspraxis eine neue Grundlage zu geben.

bearbeitet von Franziskaner
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Nun, die Idee vom Fegefeuer wurde entwickelt, weil Buße in Zeit gemessen wurde und viele ins Minus rutschten. Die Kategorie der zeitlichen Strafe nach dem Tod fußt nur auf dem Empfinden, dass man sich vor verdienter Strafe nicht durch frühzeitiges Ableben drücken kann.

 

Die Evangelischen kennen genau deshalb das Fegefeuer nicht, weil es biblisch nicht zu begründen ist. Dass die Lehre der Bibel auf dem Feld der jenseitigen Gerechtigkeit Gottes keinesfalls als systematisch zu bezeichnen ist, das steht auf einem anderen Blatt.

 

Hier hat die Lehre von der zeitlichen Sündenstrafe, sprich Fegefeuer, zwar einen systematischen Vorteil, aber das hatte auch die heidnische "do ut des"-Einstellung.

 

Die Umwandlung des Fegefeuers in eine Beziehungsgeschichte ist eindeutig neueren Ursprungs und genauso legitim wie die Spekulation vom Fegefeuer früherer Zeiten.

 

Es gab und gibt keine Kritik der Lehre von der zeitlichen Sündenstrafe seitens unserer geliebten Kirchenleitung. Dies wäre aber das Mindeste, wäre es nur ein Missverständnis einfacher Laien.

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Ich glaube, dass es in dem ganzen Themenbereich Schuld, Buße, Vergebung, Gericht, ewiges Leben in der römisch katholischen Kirche eine Schieflage gibt, die auch durch eine ungenaue Übersetzung in der Vulgata entstanden ist.

 

Jesus sagte "Metanoia". Das heißt "Umkehr" , oder auch "Umsinnung".

 

Hieronymus machte daraus "Poenitentium agere", also "Buße tun". In "poenitentium" schwingt das Wort "poena" mit, also Strafe. Daraus entstand in der römischen Krche z.T. die Vorstellung von einer Selbstbestrafung.

(@rorro: du weißt, dass Franziskus diese Vorstellung nicht hatte. Aber auch er hat da mit den Worten und dieser Übersetzung gerungen. Viele seiner Schriften klingen ganz anders als sein konkretes Leben es dann lehrt.)

 

Ich denke, da sind wir uns sicher einig: Jesus wollte kein Selbstbetrafung, sondern eine innere und dann auch äußere Umkehr. Ich finde es wichtig, Gründe für Schieflagen zu erkennen und dann auch an Verbeserungen in der Sprache der Verkündigung zu arbeiten. Und das darf nicht immer nur auf der Ebene der Pastoral geschehen. Man muss über solche Dinge auch auf der Ebene der Lehre reden können.

 

Ich meine: wir sind doch überzeugte Katholiken. Wer, wenn nicht wir, sollte solche Dinge beim Namen nennen? Das muss natürlich immer die Bereitschaft einschließen, seinen eigenen Standpunkt nicht als der Weisheit letzter Schluss anzusehen. Aber ihn zu äußern ist schon wichtig.

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Nun, die Idee vom Fegefeuer wurde entwickelt, weil Buße in Zeit gemessen wurde und viele ins Minus rutschten. Die Kategorie der zeitlichen Strafe nach dem Tod fußt nur auf dem Empfinden, dass man sich vor verdienter Strafe nicht durch frühzeitiges Ableben drücken kann.

 

Die Evangelischen kennen genau deshalb das Fegefeuer nicht, weil es biblisch nicht zu begründen ist. Dass die Lehre der Bibel auf dem Feld der jenseitigen Gerechtigkeit Gottes keinesfalls als systematisch zu bezeichnen ist, das steht auf einem anderen Blatt.

 

Hier hat die Lehre von der zeitlichen Sündenstrafe, sprich Fegefeuer, zwar einen systematischen Vorteil, aber das hatte auch die heidnische "do ut des"-Einstellung.

 

Die Umwandlung des Fegefeuers in eine Beziehungsgeschichte ist eindeutig neueren Ursprungs und genauso legitim wie die Spekulation vom Fegefeuer früherer Zeiten.

 

Es gab und gibt keine Kritik der Lehre von der zeitlichen Sündenstrafe seitens unserer geliebten Kirchenleitung. Dies wäre aber das Mindeste, wäre es nur ein Missverständnis einfacher Laien.

 

 

Was ich nicht verstehe (und mir auch noch niemand erklären konnte), ist folgendes: irgendwann muss es doch diese Übertragung gegeben haben vom Ablass, der die Zeit der Kirchenbuße verkürzte, hin zum Ablass, der die "Zeit" im Fegefeuer verkürzt. Wie ist das geschehen? Gibt es dazu Quellen? Schließlich handelt es sich ja bei beidem um völlig unterschiedliche Dinge.

bearbeitet von Franziskaner
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In dieser Form ist er um 1000 herum entstanden. Im Gefolge der alten Bußbücher und der stellvertretenden Buße, bei der derjenige, der die Erlassung der Sünde aussprach, bereit war, die Folgen der Sünde zu tragen. (Das hieß: der Beichtvater musste bereit sein, die Buße zu leisten, wenn der Sünder das nicht schaffte, oder eben die Folgen nach dem Tod auf sich nehmen.)

Die Geschichte des Ablasses ist ausgesprochen spannend, und die Art und Weise, wie er hier auf "alles Blödsinn" verkürzt wird, sehr schade.

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Da ich Franziskaner persönlich kenne und wir beide im OFS sind, kannst Du davon ausgehen, daß es kein "Anpissen" ist. Ich "pisse" hier sowieso niemanden an, weiß auch nicht, wozu ich das tun sollte.

 

Was sollte dann die Frage?

 

Vielleicht interessiert es mich ganz einfach?

 

Offensichtlich ist Franziskaner ja auch in der Lage, diese Frage zu beantworten.

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Aber die Übetragung des Ablassgedankens von der Kirchenstrafe auf das Fegefeuer war nach meinem Kenntnisstand schlicht und einfach ein Missverständnis. Jedem, der auch nur kurz nachdenkt, muss klar sein, dass das auch völlig unsinnig ist. Man kann das Fegefeuer nicht in Jahren und Monaten messen.

 

Das behauptet auch niemand, zumal seit 1967 (die Neuregelung von Papst Paul VI., hatte ich ja oben schon angegeben und ist dort nachzulesen) auch bei einem Teilablaß kein "Zeitraum" mehr angegeben wird (bzw. werden darf). Er wollte nämlich diese Quelle des Mißverständnisses aus der Welt schaffen.

 

Die Lehre vom Purgatorium wirft natürlich die Frage nach Zeitlichkeit nach dem Tod auf, anders geht es ja nicht. Denn wenn wir nicht ewig im Purgatorium bleiben (also "zeitlich" begrenzt, daher ja auch "zeitliche" Sündenstrafen versus den "ewigen" der Hölle), dann wird das Bild schon von Beginn an schief. Es war nie Lehre der Kirche, daß man sich mit einem "Ablaß von 3 Tagen" konkrete 72h Fegefeuer "erspart".

 

Die Lehre des Purgatoriums macht ja durchaus Sinn (ehtlich gesagt ist sie für mich vollkommen notwendig), selbst in der Orthodoxie gibt es die Vertretene, aber nicht dogmatisch festgelegte Lehre der Zollstationen (besonders in der russ. Orthodoxie präsent), auch dort gibt es also etwas "zeitliches", wo das Leben Revue passiert (wenn auch systematisch anders angelegt). Und auch das "Gericht Gottes" ist als Bild etwas zeitliches.

 

Wenn wir die Zeitlichkeit nach dem Tod als Verständnishilfe (mehr ist es ja nicht!) komplett aufgeben wollen, dann macht jede Rede der Eschatologie keinen Sinn mehr.

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Wenn wir die Zeitlichkeit nach dem Tod als Verständnishilfe (mehr ist es ja nicht!) komplett aufgeben wollen, dann macht jede Rede der Eschatologie keinen Sinn mehr.
Der erste mir bekannte Vorfahre in väterlicher Linie starb rund um 1740 also vor ca. 270 Jahren - macht es noch Sinn für diesen Ahnen einen Ablass zu erwerben deiner Meinung nach?

 

Wenn überhaupt würde ich ohnehin eine "sub conditione"-Widmung vornehmen ("Wenn Du Johannes N. schon erlöst hast, ...") wollen, aber irgendwo grenzt das schon ans Groteske.

 

Vorallem da erwirbt man heute einen vollkommenen Ablass für einen seit 300 Jahren verstorbenen, der wohlmöglich seinerzeit direkt zur Hölle gefahren ist - oder auch nicht, weil in der Ewigkeit die Zeit keine Rolle mehr spielt und der Ablass schon als erworben galt.

bearbeitet von Flo77
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Das setzt übrigens voraus, dass man vom Fegefeuer als einem Ort der Strafe ausgeht. Für das Purgatorium als Zustand der Reinigung und Versöhnung hin zu Gott macht es wenig Sinn, denn dann würde man dem verstorbenen Vorfahren ja nichts gutes tun.

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Wenn wir die Zeitlichkeit nach dem Tod als Verständnishilfe (mehr ist es ja nicht!) komplett aufgeben wollen, dann macht jede Rede der Eschatologie keinen Sinn mehr.
Der erste mir bekannte Vorfahre in väterlicher Linie starb rund um 1740 also vor ca. 270 Jahren - macht es noch Sinn für diesen Ahnen einen Ablass zu erwerben deiner Meinung nach?

 

Wenn überhaupt würde ich ohnehin eine "sub conditione"-Widmung vornehmen ("Wenn Du Johannes N. schon erlöst hast, ...") wollen, aber irgendwo grenzt das schon ans Groteske.

 

Vorallem da erwirbt man heute einen vollkommenen Ablass für einen seit 300 Jahren verstorbenen, der wohlmöglich seinerzeit direkt zur Hölle gefahren ist - oder auch nicht, weil in der Ewigkeit die Zeit keine Rolle mehr spielt und der Ablass schon als erworben galt.

Die Mormonen lassen sich sogar stellvertretend für verstorbene taufen, um die noch in die Erlösung (mormonischer Art) hineinzunehmen.

Das wird allgemein außerhalb dieser Religionsgemeinschaft als ziemlich grotesk angesehen, basiert aber letztlich auf genau dem gleichen Gedanken wie der Ablass für Verstorbene.

 

Werner

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Wenn wir die Zeitlichkeit nach dem Tod als Verständnishilfe (mehr ist es ja nicht!) komplett aufgeben wollen, dann macht jede Rede der Eschatologie keinen Sinn mehr.
Der erste mir bekannte Vorfahre in väterlicher Linie starb rund um 1740 also vor ca. 270 Jahren - macht es noch Sinn für diesen Ahnen einen Ablass zu erwerben deiner Meinung nach?

 

Ob es dem Verstorbenen noch hilft, weiß ich nicht. Du hättest gebeichtet, die Eucharistie empfangen und Dich dem Hl. Vater im Gebet angeschlossen - Sinn macht es also durchaus.

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Das setzt übrigens voraus, dass man vom Fegefeuer als einem Ort der Strafe ausgeht. Für das Purgatorium als Zustand der Reinigung und Versöhnung hin zu Gott macht es wenig Sinn, denn dann würde man dem verstorbenen Vorfahren ja nichts gutes tun.

 

Ich weiß nicht ob Du schon mal in einem Hamam in einem arabischen Land warst. In Marokko haben wir uns damals in diesem Reinigungsort mit Tonscherben die Haut saubergerubbelt (wie alle Einheimischen auch) - man war danach porentief sauber und es hat dennoch weh getan. Wenn jetzt die Sauberkeit ohne Schmerzen möglich wäre, würde ich das ja persönlich vorziehen.

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Wenn wir die Zeitlichkeit nach dem Tod als Verständnishilfe (mehr ist es ja nicht!) komplett aufgeben wollen, dann macht jede Rede der Eschatologie keinen Sinn mehr.

Ich sehe es genau umgekehrt: Gerade im Hinblick auf die Eschatologie und den Reich Gottes Gedanken ist die Annahme einer Zeitlichkeit im Leben nach dem Tod nicht zu begründen.

 

Und falls jemand heute das Fegefeuer noch für einen Ort hält, macht das überhaupt eine Diskussion sehr schwierig.

bearbeitet von Der Geist
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Ich weiß nicht ob Du schon mal in einem Hamam in einem arabischen Land warst. In Marokko haben wir uns damals in diesem Reinigungsort mit Tonscherben die Haut saubergerubbelt (wie alle Einheimischen auch) - man war danach porentief sauber und es hat dennoch weh getan. Wenn jetzt die Sauberkeit ohne Schmerzen möglich wäre, würde ich das ja persönlich vorziehen.

Was glaubst du, wieso dann Leute auch in Deutschland ins Hamam gehen, obwohl es heute ganz schmerzfreie Wege gibt, genauso sauber zu werden? Wieso laufen Pilger mit Blasen an den Füßen und schmerzenden Knien nach Santiago de Compostela, obwohl sie schmerzfrei und günstiger den Bus nehmen könnten?

 

Die Reinigung des Purgatoriums hat doch keinen rein technischen Zweck, sondern soll dem Sünder zur Einsicht verhelfen und die Größe Gottes erkennen helfen. Wozu soll es also gut sein, sich dieser Erkenntnis zu entziehen und - zwar praktisch sauber aber ungeläutert - in den Himmel zu kommen?

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Die Reinigung des Purgatoriums hat doch keinen rein technischen Zweck, sondern soll dem Sünder zur Einsicht verhelfen und die Größe Gottes erkennen helfen. Wozu soll es also gut sein, sich dieser Erkenntnis zu entziehen und - zwar praktisch sauber aber ungeläutert - in den Himmel zu kommen?

 

Mit dem Ende des irdischen Lebens ist die Möglichkeit zur Umkehr vorbei. Deswegen geht es beim Reinigungsort auch nicht um Einsichtgewinnung.

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