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Traumaseelsorge


helmut

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in

 

http://www.mykath.de/index.php?showtopic=31589&view=findpost&p=2019574

 

wurde das thema seelsorge und psychotherapie etwas kontrovers angerissen.

 

in

 

http://www.ipb-freiburg.de/html/seelsorge_mit_traumatisierten_menschen.html?t=10a09eefa1c06d9511b3cc879a49b911&tto=cca263cb&

 

taucht der begriff "traumaseelsorge" auf und ein blick auf eine entsprechende ausbildung.

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Bei den Seelsorgern die ich kenne und mit denen meine Familie Erfahrung hat wird es nicht fromm. Die Therapeuten mit denen wir da zu tun haben bereiten das Gespräch für sich persönlich im Gebet vor, das Gespräch selber ist dann abhängig davon, was kommt. Ich kenne auch Menschen, die ausdrücklich nichts glauben und trotzdem zu diesen Therapeuten gehen.

 

Allerdings ziehe ich grundsätzlich den Verhaltenstherapeutischen Ansatz dem Analytischen vor. Die Frage nach dem Warum ist zwar nicht uninteressant und nicht zu übergehen, aber wenn man sich nicht der Frage stellt: "Was jetzt?" bleibt man stehen.

 

Unsere Erfahrung mit nicht seelsorgerischen Therapeuten war sehr erhellend und für alle Beteiligten außer der Therapeutin eher belustigend. Weshalb ich die gute Dame beim Abschlussgespräch nicht getröstet habe, so sehr sie den Tränen auch nahe war.

 

Aber mit einer guten Supervisorin wird sie lernen uns zu verzeihen.

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...Allerdings ziehe ich grundsätzlich den Verhaltenstherapeutischen Ansatz dem Analytischen vor. ...

der name macht es heute nicht mehr so stark. die verschiedenen schulen therapieren auch gerne etwas fremd. das menschenbild hinter dem therapieansatz ist das entscheidende UND die persönlichkeit des therapeuten.

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Grüß euch,

 

Ich lese seit einiger Zeit wieder mit. Dieses Thema interessiert mich aber so sehr, dass ich es wage, mich wieder zu Wort zu melden.

 

Dass ein Priester oder ein kirchlicher Mitarbeiter, der in Traumaseelsorge ausgebildet ist, keine Psychotherapie leisten kann, dürfte nicht schwer zu verstehen sein. Hierfür gibt es Spezialisten.

 

Aber was kann erwartet werden, wenn sich ein Mitglied der kath. Kirche an den zuständigen Priester wendet, weil es Beistand in einer Glaubenskrise bräuchte?

 

Schatir

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Aber was kann erwartet werden, wenn sich ein Mitglied der kath. Kirche an den zuständigen Priester wendet, weil es Beistand in einer Glaubenskrise bräuchte?

Ein vertrauengebendes Gesprächsklima und keine fertigen Lösungen. Was würdest Du denn erwarten?

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was kann erwartet werden, wenn sich ein Mitglied der kath. Kirche an den zuständigen Priester wendet, weil es Beistand in einer Glaubenskrise bräuchte?

 

 

zuhören.

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Und wie sieht das in der Realität aus?

 

Das hängt vermutlich davon ab, wie Du es Dir aussuchst:

 

Du kannst Deine Glaubenskrise im Beichtstuhl vorbringen, das geht vielleicht ein bisschen auf die Knie,

Du kannst Deine Glaubenskrise im Rahmen eines Beichtgesprächs vorbringen, das sitzt Du in einem hoffentlich bequemen Sessel,

Du kannst auch um ein Gespräch ausserhalb der Beichte bitten, da sitzt Du dann ebenfalls in einem hoffentlich bequemen Sessel - und der Pfarrer/Pastoralreferent in einem ebensolchen, vielleicht bietet Dir Dein Gesprächspartner sogar ne Tasse Kaffee an ...

 

Da Du explizit nach dem "zuständigen Priester" gefragt hast, lasse ich jetzt all die anderen Angebote und Möglichkeiten aussen vor, bei denen sich Menschen in Glaubenskrisen mit kompetenten Gesprächspartnern auseinandersetzen können.

 

Wie stellst Du es Dir denn vor? Bzw. wie würdest Du es Dir wünschen?

bearbeitet von Julius
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Aber was kann erwartet werden, wenn sich ein Mitglied der kath. Kirche an den zuständigen Priester wendet, weil es Beistand in einer Glaubenskrise bräuchte?

 

Schatir

Das er das leistet, was er kann und ansonsten an andere kompetente Stellen weiterverweist. Zum Beispiel hierhin(um in der genannten Diözese zu bleiben)
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Du kannst Deine Glaubenskrise im Beichtstuhl vorbringen, das geht vielleicht ein bisschen auf die Knie,

Du kannst Deine Glaubenskrise im Rahmen eines Beichtgesprächs vorbringen, das sitzt Du in einem hoffentlich bequemen Sessel,

Du kannst auch um ein Gespräch ausserhalb der Beichte bitten,...

 

Das heißt also, dass sich der Betroffene erst mal selbst schuldig zu fühlen hat.

Aber kann man so etwas wirklich selbst beeinflussen? Handelt es sich hierbei wirklich um Schuld? Ist man selbst schuld, wenn sich plötzlich - bzw. aufgrund eines traumatischen Ereignisses - Glaubenszweifel in den Vordergrund drängen?

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Du kannst Deine Glaubenskrise im Beichtstuhl vorbringen, das geht vielleicht ein bisschen auf die Knie,

Du kannst Deine Glaubenskrise im Rahmen eines Beichtgesprächs vorbringen, das sitzt Du in einem hoffentlich bequemen Sessel,

Du kannst auch um ein Gespräch ausserhalb der Beichte bitten,...

 

Das heißt also, dass sich der Betroffene erst mal selbst schuldig zu fühlen hat.

 

Wie kommst Du denn darauf? Weswegen sollte sich der Betroffene "erst mal selbst schuldig" fühlen müssen?

Hast Du andere Vorschläge, in welcher Form und in welchem Rahmen sich ein Mitglied der katholischen Kirche in einer Glaubenskrise mit dem "zuständigen Priester" treffen und aussprechen können sollte?

Wenn der "zuständige Priester" gut zu Fuß ist, könnte ihn der von einer Glaubenskrise Betroffene vielleicht auch darum bitten, seine Gedanken und Fragen während eines ausgedehnten Spazierganges vortragen zu dürfen. Sofern der von der Glaubenskrise Betroffene nicht selbst fußkrank ist, selbstverständlich. :D

bearbeitet von Julius
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Wie kommst Du denn darauf? Weswegen sollte sich der Betroffene "erst mal selbst schuldig" fühlen müssen?

weil das aus deinen Worten logischerweise zu schließen ist. Sogar in der 3. Möglichkeit formulierst du: 'außerhalb der Beichte'

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Wie kommst Du denn darauf? Weswegen sollte sich der Betroffene "erst mal selbst schuldig" fühlen müssen?

weil das aus deinen Worten logischerweise zu schließen ist. Sogar in der 3. Möglichkeit formulierst du: 'außerhalb der Beichte'

Sorry, Deine "logischen Schlüsse" kann ich nicht nachvollziehen. :D

Du hast gefragt, wie es "in der Realität" aussähe, sich als Betroffener in einer Glaubenskrise an den "zuständigen Priester" zu wenden,

und ich habe Dir ein paar Möglichkeiten genannt, wie man - um über eine Glaubenskrise ins Gespräch zu kommen - Kontakt aufnehmen könnte.

Ich hätte jedenfalls kein Problem damit, Glaubenszweifel im Beichtstuhl oder im Rahmen eines Beichtgespräches anzusprechen, und ich sähe mich nicht veranlasst, mich "erst mal selbst schuldig" fühlen zu müssen. Persönlich würde ich aber vermutlich einen anderen Weg wählen. :D

 

Eine Möglichkeit fällt mir noch ein: Der von einer Glaubenskrise Betroffene, der Kontakt mit "dem zuständigen Priester" aufnehmen möchte, bedient sich seines Telefons, ruft das Pfarrbüro an, erklärt der Sekretärin, dass er sich in einer Glaubenskrise befände und bittet um einem Termin "beim zuständigen Priester". Einen Brief zu schreiben, um die Glaubenskrise zu schildern, wäre eine weitere Möglichkeit. Auch das geht, denke ich, ohne sich "erst mal selbst schuldig" fühlen zu müssen.

Die meisten "zuständigen Priester" lassen sich heutzutage übrigens auch per E-Mail erreichen. :winke:

 

Vielleicht bist Du phantasievoller als ich und steuerst zur Abwechslung auch mal eine Idee bei: welche Form der Kontaktaufnahme würde Dir denn zusagen oder zumindest nicht zuwiderlaufen?

Aber warum muss es eigentlich ein "zuständiger Priester" sein? Ich würde nicht auf einem Priester beharren und könnte auch Nichtpriester und sogar Frauen als Gegenüber in einer Glaubenskrise akzeptieren. :)

bearbeitet von Julius
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Weil es mir nicht um einen konkreten Ratschlag für mich geht, sondern eher darum, allgemein Erfahrungen in dieser Richtung zu diskutieren.

 

Meine konkreten Erfahrungen liefen eben in oben genannte Richtung. Für ein Gespräch war ein Termin nur sehr schwer, für eine Beichte dagegen sofort zu bekommen.

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Weil es mir nicht um einen konkreten Ratschlag für mich geht, sondern eher darum, allgemein Erfahrungen in dieser Richtung zu diskutieren.

Meine konkreten Erfahrungen liefen eben in oben genannte Richtung. Für ein Gespräch war ein Termin nur sehr schwer, für eine Beichte dagegen sofort zu bekommen.

 

Mir scheint, der Diskussionsbedarf in diese Richtung ist hier - zumindest bis jetzt - nicht sehr ausgeprägt. :D

Erfreulicherweise verfüge ich auch nicht über allzu viele Erfahrungen in oben genannte Richtung.

Wie schnell beim "zuständigen Priester" (ich vermute, Du meinst damit den örtlichen Pfarrer) welche Termine schwer und welche sofort zu bekommen sind, weiss ich mangels Erfahrung gar nicht, und darüber würde ich auch nicht diskutieren wollen, weil da sicher örtliche Gegebenheiten mit ausschlaggebend sind. Ausserdem würde ich eine "Glaubenskrise" auch nicht unbedingt zum örtlichen Pfarrer tragen wollen sondern über territoriale Grenzen hinweg entscheiden, wen ich im Falle meiner Glaubenskrise als für mich zuständig erklären möchte. Bei mir wäre es z.B. ein langjähriger guter Freund. Vermutlich hätte ich aber auch kein Problem, einen Erstkontakt über die Internetseelsorge zu suchen. Was man da "erwarten" kann, ist wohl auf den entsprechenden Seiten beschrieben.

bearbeitet von Julius
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Das heißt also, dass sich der Betroffene erst mal selbst schuldig zu fühlen hat.

 

Schuldig? Warum schuldig?

 

Man muss sich dessen bewusst sein, dass man in einer Glaubenskrise ist. Das ist aber gigatrivial. Ansonsten hätte man ja keine Möglichkeit, eben wegen jener Glaubenskrise zum Pfarrer zu gehen - wie soll man auf was reagieren, was man gar nicht erkennt?

 

Ich sehe im übrigen die Beichte genauso wie jedes andere Gespräch mit dem Priester gar nicht so sehr unter dem Aspekt der Schuld. Warum auch. Beichte soll Lebenshilfe sein, Umkehr aus einer Sackgasse heraus. Oder so ähnlich. Die Freisprechung ist für mich dann nur sozusagen das i-Tüpfelchen, wichtiger ist die Erkenntnis, was ich anders machen (oder anders sehen) sollte. "Umkehr" im ganz wertfreien Sinn.

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Für ein Gespräch war ein Termin nur sehr schwer, für eine Beichte dagegen sofort zu bekommen.

Dann läßt Du Dir eben einen termin für eine Beichte geben und machst ein Gespräch daraus.

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Weil es mir nicht um einen konkreten Ratschlag für mich geht, sondern eher darum, allgemein Erfahrungen in dieser Richtung zu diskutieren.

 

Meine konkreten Erfahrungen liefen eben in oben genannte Richtung. Für ein Gespräch war ein Termin nur sehr schwer, für eine Beichte dagegen sofort zu bekommen.

ist eine glaubenskrise ein thema für die traumaseelsorge? es sei denn die krise kommt aus einer traumatisierung. schwerpunkt wäre doch dann das trauma.

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Sorry, wenn ich mich ungenau ausgedrückt habe. Aber natürlich gehören für mich diese beiden Faktoren in diesem Fall zusammen. Die Glaubenskrise als Folge eines traumatischen Erlebnisses.

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Sorry, wenn ich mich ungenau ausgedrückt habe. Aber natürlich gehören für mich diese beiden Faktoren in diesem Fall zusammen. Die Glaubenskrise als Folge eines traumatischen Erlebnisses.

 

Nach dieser Klarstellung scheint mir, dass Deine Fragen beantwortet sind. Oder nicht?

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Sorry, wenn ich mich ungenau ausgedrückt habe. Aber natürlich gehören für mich diese beiden Faktoren in diesem Fall zusammen. Die Glaubenskrise als Folge eines traumatischen Erlebnisses.

kann man das trennen? gibt es eine reihenfolge? kann eine traumatherapie unabhängig von der glaubenssituation arbeiten?

welcher traumatherapeut oder traumaseelsorger könnte dieses?

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Sorry, wenn ich mich ungenau ausgedrückt habe. Aber natürlich gehören für mich diese beiden Faktoren in diesem Fall zusammen. Die Glaubenskrise als Folge eines traumatischen Erlebnisses.

kann man das trennen? gibt es eine reihenfolge? kann eine traumatherapie unabhängig von der glaubenssituation arbeiten?

welcher traumatherapeut oder traumaseelsorger könnte dieses?

Klar könnte sie.

 

Ein Trauma zu therapieren verlangt nicht automatisch, das die traumatisierte Person religiös ist.

Ein nicht religiöser Therapeut, sollte sich auch auf keinen Fall anmaßen, Glauben mit in seine Therapie einzubinden. Das müsste m.M.n. absolut schief laufen.

Trauma-Ereignis und Glaubensproblem treten vermutlich auch nicht miteinander, sondern nacheinander auf.

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Das heißt also, dass sich der Betroffene erst mal selbst schuldig zu fühlen hat.

 

Schuldig? Warum schuldig?

 

Man muss sich dessen bewusst sein, dass man in einer Glaubenskrise ist. Das ist aber gigatrivial. Ansonsten hätte man ja keine Möglichkeit, eben wegen jener Glaubenskrise zum Pfarrer zu gehen - wie soll man auf was reagieren, was man gar nicht erkennt?

 

Ich sehe im übrigen die Beichte genauso wie jedes andere Gespräch mit dem Priester gar nicht so sehr unter dem Aspekt der Schuld. Warum auch. Beichte soll Lebenshilfe sein, Umkehr aus einer Sackgasse heraus. Oder so ähnlich. Die Freisprechung ist für mich dann nur sozusagen das i-Tüpfelchen, wichtiger ist die Erkenntnis, was ich anders machen (oder anders sehen) sollte. "Umkehr" im ganz wertfreien Sinn.

 

Beichte im röm.kath. Sinn hat m.M.n. sehr viel mit Schuld und schuldig fühlen zu tun. Reue gehört von Anfang an dazu.

 

Dass ein traditionell gläubiger Christ eine tiefe Glaubenskrise als absolute eigene Schuld sieht, liegt nahe. Schließlich gibt es das 1. Gebot, in dem Gottesliebe im Vordergrund steht.

Der eigene Glaube war eben nicht stark genug, um diesen Schicksalsschlag als gottgewollt erkennen zu können.

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Aber was kann erwartet werden, wenn sich ein Mitglied der kath. Kirche an den zuständigen Priester wendet, weil es Beistand in einer Glaubenskrise bräuchte?

Schatir

Das er das leistet, was er kann und ansonsten an andere kompetente Stellen weiterverweist. Zum Beispiel hierhin(um in der genannten Diözese zu bleiben)

 

Die besten Seelsorge-Gespräche finden ohne Erfolgsdruck und ohne Erwartungen statt.

 

Wenn man an Stellen verweist, kann dies zu einem späteren Gesprächszeitpunkt, also wenn man schon eine Weile geredet hat, sehr sinnvoll sein. Aber manchmal fühlen sich Menschen auch durch solche Verweise abgewimmelt.

 

Themenzentrierte Beratungen oder Psychologische Therapien haben meist ein definierbares Ziel. Und hinterher kann man sich dann fragen, ob dieses Ziel erreicht wurde. Hat die Therapie den Erwartungen entsprochen?

O Ja | O Nein | O Teilweise.

Zutreffendes bitte ankreuzen.

Bitte Rückmeldung geben, was der Therapeut noch verbessern konnte.

 

Ein seelsorgerliches Gespräch läuft meistens anders. Vor dem Seelsorger soll keine "Depression aus Zimmer 25" sitzen, kein Trauma, kein Assozialer. Eigentlich sitzt überhaupt niemand vor dem Seelsorger, sondern da reden zwei Menschen. Und da hat viel Platz. Es gibt keine standartisierte Vorgehensweise. Oft ist es ein ganz normales Gespräch. Der eine fasst im Gespräch Vertrauen, und spricht gewisse Themen an, die er nicht einfach so daherplappert, sondern die ihm auf der Seele lasten. Und der andere erweist sich als vertrauenswürdiger, einfühlsamer und mitdenkender Gesprächspartner. Wenn es ein christliches Seelsorgegespräch ist (und das ist bei Weitem nicht jedes Seelsorgegespräch), dann wird aus dem Glauben heraus gesprochen - normalerweise von beiden. Glaubensinhalte (wie z.B. Lehrsätze) spielen eine total untergeordnete Rolle. Was viel mehr zählt, ist die Glaubensfähigkeit. Die Fähigkeit, auch in düsteren Situationen nicht den Mut und das Vertrauen auf Gott zu verlieren. Und die Fähigkeit, sich zu jemandem zu stellen. Seine Anliegen zu verstehen. Sich nicht in einen Strudel mit hineinziehen lassen, auch wenn der andere sich gerade in einem solchen befindet oder fühlt. Mitzudenken und den Weg der Zukunft (so bitter er auch sein mag) als einen Weg nicht ohne Hoffnung, ohne Ziel und ohne Gottes Hilfe zu sehen.

 

Mich fasziniert immer wieder die Story von Edith Stein in Auschwitz. Was wird sie den Kindern gesagt haben? Von der großen irdischen Zukunft wird sie wohl kaum vorgeschwärmt haben. Dafür war sie viel zu sehr Realistin. Ich rechne damit, dass jedes ihrer Gespräche mit den Kindern oder deren apathisch gewordenen Müttern wahre Seelsorge-Gespräche waren. Und Trauma gab es in Auschwitz wohl genug. Und an irgendwelche Beratungsstellen wird sie niemanden verwiesen haben. Und doch hat sie sich nicht unterkriegen lassen, hat sich um die Kinder gekümmert. Allein schon dies ist Seelsorge - ganz abgesehen vom jeweiligen Inhalt der Gespräche. Und hätte sie den Kindern alberne Zauberkunststückchen vorgeführt: Auch dies wäre Seelsorge gewesen. Ich stelle mir aber bei Edith weit mehr vor, als alberne Zauberkunststücke.

 

Zweifel und eine furchtbare Story hat sie selbst aufzubieten gehabt - wer in Auschwitz war, war niemals ohne.

Aber sie ist irgendwie damit zurecht gekommen und hatte noch Schmiss genug, diese lebenszugewandte Stimmung mit anderen zu teilen. Im Angesicht der Gaskammern. Mit Kindern, wo immer wieder neue Opfer durch die Eintrittspforte hinzukamen und wo immer wieder welche durch die Türen der Gaskammern auf Nimmerwiedersehen verschwanden.

 

Die Frollein Doktor (so wurde sie gerne genannt) ist damit zumindest für mich ein Vorbild für Seelsorge geworden. Mehr noch als Don Bosco oder andere.

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Long John Silver
Aber was kann erwartet werden, wenn sich ein Mitglied der kath. Kirche an den zuständigen Priester wendet, weil es Beistand in einer Glaubenskrise bräuchte?

Schatir

Das er das leistet, was er kann und ansonsten an andere kompetente Stellen weiterverweist. Zum Beispiel hierhin(um in der genannten Diözese zu bleiben)

 

Die besten Seelsorge-Gespräche finden ohne Erfolgsdruck und ohne Erwartungen statt.

 

Wenn man an Stellen verweist, kann dies zu einem späteren Gesprächszeitpunkt, also wenn man schon eine Weile geredet hat, sehr sinnvoll sein. Aber manchmal fühlen sich Menschen auch durch solche Verweise abgewimmelt.

 

Themenzentrierte Beratungen oder Psychologische Therapien haben meist ein definierbares Ziel. Und hinterher kann man sich dann fragen, ob dieses Ziel erreicht wurde. Hat die Therapie den Erwartungen entsprochen?

O Ja | O Nein | O Teilweise.

Zutreffendes bitte ankreuzen.

Bitte Rückmeldung geben, was der Therapeut noch verbessern konnte.

 

Ein seelsorgerliches Gespräch läuft meistens anders. Vor dem Seelsorger soll keine "Depression aus Zimmer 25" sitzen, kein Trauma, kein Assozialer. Eigentlich sitzt überhaupt niemand vor dem Seelsorger, sondern da reden zwei Menschen. Und da hat viel Platz. Es gibt keine standartisierte Vorgehensweise. Oft ist es ein ganz normales Gespräch. Der eine fasst im Gespräch Vertrauen, und spricht gewisse Themen an, die er nicht einfach so daherplappert, sondern die ihm auf der Seele lasten. Und der andere erweist sich als vertrauenswürdiger, einfühlsamer und mitdenkender Gesprächspartner. Wenn es ein christliches Seelsorgegespräch ist (und das ist bei Weitem nicht jedes Seelsorgegespräch), dann wird aus dem Glauben heraus gesprochen - normalerweise von beiden. Glaubensinhalte (wie z.B. Lehrsätze) spielen eine total untergeordnete Rolle. Was viel mehr zählt, ist die Glaubensfähigkeit. Die Fähigkeit, auch in düsteren Situationen nicht den Mut und das Vertrauen auf Gott zu verlieren. Und die Fähigkeit, sich zu jemandem zu stellen. Seine Anliegen zu verstehen. Sich nicht in einen Strudel mit hineinziehen lassen, auch wenn der andere sich gerade in einem solchen befindet oder fühlt. Mitzudenken und den Weg der Zukunft (so bitter er auch sein mag) als einen Weg nicht ohne Hoffnung, ohne Ziel und ohne Gottes Hilfe zu sehen.

 

Mich fasziniert immer wieder die Story von Edith Stein in Auschwitz. Was wird sie den Kindern gesagt haben? Von der großen irdischen Zukunft wird sie wohl kaum vorgeschwärmt haben. Dafür war sie viel zu sehr Realistin. Ich rechne damit, dass jedes ihrer Gespräche mit den Kindern oder deren apathisch gewordenen Müttern wahre Seelsorge-Gespräche waren. Und Trauma gab es in Auschwitz wohl genug. Und an irgendwelche Beratungsstellen wird sie niemanden verwiesen haben. Und doch hat sie sich nicht unterkriegen lassen, hat sich um die Kinder gekümmert. Allein schon dies ist Seelsorge - ganz abgesehen vom jeweiligen Inhalt der Gespräche. Und hätte sie den Kindern alberne Zauberkunststückchen vorgeführt: Auch dies wäre Seelsorge gewesen. Ich stelle mir aber bei Edith weit mehr vor, als alberne Zauberkunststücke.

 

Zweifel und eine furchtbare Story hat sie selbst aufzubieten gehabt - wer in Auschwitz war, war niemals ohne.

Aber sie ist irgendwie damit zurecht gekommen und hatte noch Schmiss genug, diese lebenszugewandte Stimmung mit anderen zu teilen. Im Angesicht der Gaskammern. Mit Kindern, wo immer wieder neue Opfer durch die Eintrittspforte hinzukamen und wo immer wieder welche durch die Türen der Gaskammern auf Nimmerwiedersehen verschwanden.

 

Die Frollein Doktor (so wurde sie gerne genannt) ist damit zumindest für mich ein Vorbild für Seelsorge geworden. Mehr noch als Don Bosco oder andere.

 

Mir gefaellt nicht so, wie du hier Seelsorge und Therapeuten gegeneinander stellst. Es gibt schlechte Seelsorger und schlechte Therapeuten, es gibt gute Seelsorger und gute Therapeuten. Im positiven Fall, also meistens, deckt sich die Qualitaet. Und in einer guten Therapie ist das Ergebnis immer insoweit offen, als dass der Patient bestimmt, wie der Weg verlaeuft und wo er eigentlich hin will und letzlich entscheidet er, ob er etwas "erreicht" hat fuer sich. Auch Erfolgsdruck und Erwartungen gibt es normalerweise in einer Therapie nicht (bz. die Erwartungen werden reflektiert und thematisiert, weil gerade das den Patienten sehr in die Irre fuehren kann).

 

Ich weiss nicht, ob es Sinn macht, diese beiden Bereiche gegeneinander "auszuspielen". Ich denke eher, bei gut ausgebildeten Seelsorgern und Therapeuten ueberschneiden sie sich sogar.

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