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Antisemitismus


Der Geist

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Nach so viel Tagespolitik möchte ich wieder ein Stück Geschichte versuchen. Dabei überspringe ich neuerlich erhebliche Gräueltaten, wie z.B. die Plünderung der Frankfurter Judengasse im Zuge des Festtmilchaufstandes

 

Das kommende Kapitel könnte die Überschrift tragen „Popularisierung der antijüdischen Hetze in Predigt und Journalismus".

 

In einem solchen Kapitel muss man wohl dem Mönch Abraham a Sancta Clara eine herausragende Position zuweisen.

Noch ein Nachtrag: Die hochwertigen Ausführungen des Abraham a Sancta Clara über Judas findet man im Netz bei Zeno org.

Dafür hat der einige echt schöne Fabeln geschrieben.

Und Hitler hat Schäferhunde geliebt und Autobahnen gebaut.

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...

Abraham a Sancta Clara hat wie Dante Gelegenheit zu einer Höllenfahrt: „An diesem Ort war ...

Wenn man das so liest: Der Mann hatte entweder eine außergewöhnlich lebhafte Phantasie oder eine besonders wirksame Droge.

 

Werner

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Das sind Mitbürger ähnlicher Zivilisationsstufe (Mit Symbolen und Orthographie gleichermaßen überfordert, also bestes Humankapital für die Teilnahme an "Befreiungsbewegungen". Ich hoffe, die Staatspolizei hat auch eine gutes Foto von diesem Mitbürger. :ninja:)
jetzt sei mal nicht so streng. der intelligent dreinblickende herr auf dem foto macht eine etwas komische aber orthographisch völlig korrekte aussage. nazi ist schiene. naja. was immer er meint. :unsure: vllt ist er auch nur stolz auf das bild das sein 3-jähriges kind gezeichnet hat. :ninja:
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Das sind Mitbürger ähnlicher Zivilisationsstufe (Mit Symbolen und Orthographie gleichermaßen überfordert, also bestes Humankapital für die Teilnahme an "Befreiungsbewegungen".

Wie multikulti. Hakenkreuz, Davidstern, ein leicht verunglücktes Kruckenkreuz, japanische Wegemarkierungen für buddhistische Tempel und die argentinische Flagge. Respekt.

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In der jetzt behandelten Kategorie „Popularisierung der antijüdischen Hetze in Predigt und Journalismus“ spielt der Wiener Priester Sebastian Brunner eine herausragende Rolle.

 

Geb. 10.12.1814 in Wien wurde Brunner 1838 zum Priester geweiht und wurde auch Mitglied des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Ab 1843 arbeitet Brunner mit Metternich zusammen. Er stellte für diesen Gesandtschaftsberichte über die religiöse und politische Bewegung zusammen und beurteilte diese. 1846 wurde er von Metternich nach Deutschland und Frankreich gesandt und machte über seine Beobachtungen ein Referat, worin er das Losbrechen der Revolution in längstens zwei Jahren voraussagte.

1845 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert und gründete 1848 die „Wiener Kirchenzeitung für Glauben, Wissen, Freiheit und Gesetz in der katholischen Kirche“, die er bis 1865 herausgab. Er bekleidete 1853 bis 1856 die Stelle eines Feiertagspredigers an der Universitätskirche in Wien. 1856 gab er seine Ämter auf und wirkte nur mehr als Schriftsteller, wurde Apostolischer Protonotar und Päpstlicher Hausprälat und 1875 fürsterzbischöflicher Konsistorialrat sowie Domherr von Albano und Conte romano.

Sebastian Brunner war Mitglied des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem und war Großmeister - Procurator von 1880 bis zu seinem Tode 1893. Er war Großkreuzträger des päpstlichen Ordens vom Heiligen Grab.

 

„Besonders die Wiener Kirchenzeitung profiliert sich als Zentralorgan im Kampf gegen die »Mosaiker neuen Schlages, welche ihre Bedeutung in der heutigen Gesellschaft einzig der Verquickung des jüdischen Unglaubens mit giftigem Hass gegen christliche Lehre und katholische Übung verdanken«. Dreimal wöchentlich hetzt der Gründer dieses Kampfblatts »für Glauben, Wissen, Freiheit und Gesetz«, Vorstadtkaplan Sebastian Brunner , gegen den teuflischen Erzfeind. Brunners Antisemitismus basiert nicht mehr auf dem antiquierten religiösen Muster, das die Juden zum »Volk der Gottesmörder« stigmatisierte. Sein Hass ist bereits ein modernes politisches Instrument wider den liberalen Geist, der mit der Revolution Einzug hält. “ (Riedl Joachim, Mit Gott gegen die Juden. Hassprediger in der Soutane: Wie der Wiener Kaplan und Doktor der Theologie, Sebastian Brunner, zum Vorkämpfer des mörderischen Antisemitismus wurde: http://www.zeit.de/2011/38/Katholischer-Antisemit-Brunner)

 

Er lässt sich auch gerne als „Vater des deutschen Antisemitismus“ feiern. (Friedrich Heer, Gottes erste Liebe. 2000 Jahre Judentum und Christentum", Wien 1967)

26.11.1893 stirbt er in Wien

 

Antisemitische Charakterisierung der Juden durch Brunner:

Sie seien „so recht con amore als Feinde des Kreuzes Christi“ = Feinde der Erlösung durch den Gottchristus (weniger der Zusammenhang mit dem Gottesmord, aber doch ein Hintergrund, der fortwirkt als Halsstarrigkeit der jüdischen Perfidie)

 

Feindschaft gegen das Kreuz durch den Talmud begründet: Juden haben einen „geradewegs talmudischen Haß gegen das Kreuz“ = rabbinisches Judentum als Christushass

 

Zum Talmud: „Es ist wohl eine bekannte Sache, daß der Talmud von gräulichem Unsinn wimmelt, aber die Details dieses Unsinns sind weniger bekannt.“ Stellt Aufklärung in Aussicht, bringt sie aber nicht, sondern kommt nur zu Schlagworten:

Sie sind gekennzeichnet „durch ihre großartigen Auswucherungen und Aussaugungen der geduldigen Gojim“ = Juden und Geld (s. auch Laterankonzil und Abraham a Sancta Clara…)

„Heuchler und Kriecher“ = Anspielung an den Josephinismus –hier hatte er Innenkenntnis aus seiner eigenen Zuarbeit zu Metternich, die Kriecherei voraussetzte.

Charakteristisch für Brunner ist, dass er seinen Judenhass auch mit einem Kampf gegen alles was er als liberale Tendenz empfand, verbunden hat

Die Historikerin Erika Weinzierl bezeichnete Brunner als „Schlüsselfigur im katholischen Antisemitismus“.

 

Zu bemerken ist noch dass 1888 die Sebastian-Brunner-Gasse in der damals noch selbstständigen Wiener Vorortgemeinde Lainz (heute Teil des 13. Bezirks, Hietzing) nach ihm benannt wurde. Erst 2010 bemerkte man, wer hier geehrt wurde und es verlangte die Grüne Fraktion in der Bezirksvertretung die Anbringung einer Zusatztafel mit einem Hinweis auf Brunners Antisemitismus.

 

Brunner hat ein umfangreiches Werk hinterlassen unter anderem ein Hetzgedicht mit dem Titel "Des Nebeljungen Lied"

Um das Bild abzurunden, wes Geistes Kind der hochwürdige Herr war einige Zeilen aus diesem Machwerk:

 

Zerstreut sind sie überall, Wie eine Bombe zerspringet,

Wie mit Guano ist alle Welt, Mit Judenschmutz gedünget.

bearbeitet von Der Geist
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Ich komme noch mal auf Abraham a Sancta Clara zurück: mich würde schon interessieren, wie ein Bub aus Kreenheinstetten sich im Laufe seines Lebens einen so ausgeprägten Judenhass erwirbt. Zuhause? Eher nicht. Die Fürstenberger hatten zwar auch Schutzjuden, aber so weit ich das übersehen kann, gab es zu Johann Ulrich Megerles Kinderzeit in der Gegend um Kreenheinstetten weit und breit keine Judengemeinde,. Die Eltern waren zwar als durchaus wohlhabend anzusehen, aber sie waren Leibeigene und damit ortsgebunden. Von Frauen hatte er ja auch keine hohe Meinung - ob daran seine Mutter beteiligt war, weiss ich selbstverständlich auch nicht (sie soll eine Xanthippe gewesen sein, die mehrfach wegen unflätigen Zeterns bestraft wurde).

Wer also hat ihm den Judenhass eingetrichtert? Der Dorfpfarrer? Der Lehrer in Messkirch? Die Jesuiten in Ingolstadt? Oder hat er den Judenhass in Wien aufgesogen?

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Mir ist nicht ganz klar, ob er wirklich Juden gehasst hat, oder ob das nicht nur Teil seiner rhetorischen Tricks ist. Wenn ich lese, was er über Judas sagt, dann ist das ja so haarsträubend absurd frei erfunden und ohne jegliche Grundlage, nur um des Effektes Willen zusammengedichtet, dass ich das auch bei den Juden für möglich halte.

Das macht sein verhalten kein bisschen besser, könnte aber den vermeintlichen "Hass" erklären.

 

Werner

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Ich komme noch mal auf Abraham a Sancta Clara zurück: mich würde schon interessieren, wie ein Bub aus Kreenheinstetten sich im Laufe seines Lebens einen so ausgeprägten Judenhass erwirbt. Zuhause? Eher nicht. Die Fürstenberger hatten zwar auch Schutzjuden, aber so weit ich das übersehen kann, gab es zu Johann Ulrich Megerles Kinderzeit in der Gegend um Kreenheinstetten weit und breit keine Judengemeinde,. Die Eltern waren zwar als durchaus wohlhabend anzusehen, aber sie waren Leibeigene und damit ortsgebunden. Von Frauen hatte er ja auch keine hohe Meinung - ob daran seine Mutter beteiligt war, weiss ich selbstverständlich auch nicht (sie soll eine Xanthippe gewesen sein, die mehrfach wegen unflätigen Zeterns bestraft wurde).

Wer also hat ihm den Judenhass eingetrichtert? Der Dorfpfarrer? Der Lehrer in Messkirch? Die Jesuiten in Ingolstadt? Oder hat er den Judenhass in Wien aufgesogen?

Vermutlich niemand Besonderer. Ich schätze einmal, das war der "Zeitgeist". Er hat sich über Türken, Luther, Weiber, etc. auch nicht wesentlich anders geäußert.

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Ich komme noch mal auf Abraham a Sancta Clara zurück: mich würde schon interessieren, wie ein Bub aus Kreenheinstetten sich im Laufe seines Lebens einen so ausgeprägten Judenhass erwirbt. Zuhause? Eher nicht. Die Fürstenberger hatten zwar auch Schutzjuden, aber so weit ich das übersehen kann, gab es zu Johann Ulrich Megerles Kinderzeit in der Gegend um Kreenheinstetten weit und breit keine Judengemeinde,. Die Eltern waren zwar als durchaus wohlhabend anzusehen, aber sie waren Leibeigene und damit ortsgebunden. Von Frauen hatte er ja auch keine hohe Meinung - ob daran seine Mutter beteiligt war, weiss ich selbstverständlich auch nicht (sie soll eine Xanthippe gewesen sein, die mehrfach wegen unflätigen Zeterns bestraft wurde).

Wer also hat ihm den Judenhass eingetrichtert? Der Dorfpfarrer? Der Lehrer in Messkirch? Die Jesuiten in Ingolstadt? Oder hat er den Judenhass in Wien aufgesogen?

Vermutlich niemand Besonderer. Ich schätze einmal, das war der "Zeitgeist". Er hat sich über Türken, Luther, Weiber, etc. auch nicht wesentlich anders geäußert.

Ich glaube dass das falsch ist....hier ist die Drachensaat jahrhundertelanger antijüdischer Gräuelpropaganda aufgegangen, das kann man nicht mit einer nonchalanten Berufung auf den Zeitgeist wegwischen. Die Ritualmordlegenden. die Geschichten über Hostienfrevel etc haben bei Männern wie Abraham a Sancta Clara genau die erhoffte Wirkung entfaltet....man hat den Menschen den Antijudaismus wie ein schleichendes Gift eingeträufelt....

 

Hier ist der gleiche Effekt wie während der Nazizeit....die Minderwertigkeit und Schädlichkeit der Juden war tief ins Unterbewusstsein der Menschen eingedrungen und das Eskalieren der Verfolgungen fand deshalb kaum Widerstand...man hat den Menschen so lange eingebläut dass der Teufel der Juden Vater sei - es stand ja schließlich so im Evangelium des Johannes (8, 44-45) bis das Volk sie für schädlich und verfolgungswürdig hielt.

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Mir ist nicht ganz klar, ob er wirklich Juden gehasst hat, oder ob das nicht nur Teil seiner rhetorischen Tricks ist. Wenn ich lese, was er über Judas sagt, dann ist das ja so haarsträubend absurd frei erfunden und ohne jegliche Grundlage, nur um des Effektes Willen zusammengedichtet, dass ich das auch bei den Juden für möglich halte.

 

Es gab schon Leute (Name fällt mir jetzt gerade aber keiner ein), die spekulierten, ob Abrahams drastische Rhetorik, die ihn zum erfolgreichen Prediger machte, nicht ein "Erbe" seiner Mutter gewesen sei, die anscheinend als sehr redegewandtes Schandmaul in der ganzen Gegend verschrien war und deswegen nicht nur einmal zu einer Geldstrafe verdonnert wurde. Hier ist das mit "Schlagfertigkeit und Redegewandtheit" vornehm umschrieben.

bearbeitet von Julius
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Ich komme noch mal auf Abraham a Sancta Clara zurück: mich würde schon interessieren, wie ein Bub aus Kreenheinstetten sich im Laufe seines Lebens einen so ausgeprägten Judenhass erwirbt. Zuhause? Eher nicht. Die Fürstenberger hatten zwar auch Schutzjuden, aber so weit ich das übersehen kann, gab es zu Johann Ulrich Megerles Kinderzeit in der Gegend um Kreenheinstetten weit und breit keine Judengemeinde,. Die Eltern waren zwar als durchaus wohlhabend anzusehen, aber sie waren Leibeigene und damit ortsgebunden. Von Frauen hatte er ja auch keine hohe Meinung - ob daran seine Mutter beteiligt war, weiss ich selbstverständlich auch nicht (sie soll eine Xanthippe gewesen sein, die mehrfach wegen unflätigen Zeterns bestraft wurde).

Wer also hat ihm den Judenhass eingetrichtert? Der Dorfpfarrer? Der Lehrer in Messkirch? Die Jesuiten in Ingolstadt? Oder hat er den Judenhass in Wien aufgesogen?

Vermutlich niemand Besonderer. Ich schätze einmal, das war der "Zeitgeist". Er hat sich über Türken, Luther, Weiber, etc. auch nicht wesentlich anders geäußert.

Ich glaube dass das falsch ist....hier ist die Drachensaat jahrhundertelanger antijüdischer Gräuelpropaganda aufgegangen, das kann man nicht mit einer nonchalanten Berufung auf den Zeitgeist wegwischen. Die Ritualmordlegenden. die Geschichten über Hostienfrevel etc haben bei Männern wie Abraham a Sancta Clara genau die erhoffte Wirkung entfaltet....man hat den Menschen den Antijudaismus wie ein schleichendes Gift eingeträufelt....

 

Hier ist der gleiche Effekt wie während der Nazizeit....die Minderwertigkeit und Schädlichkeit der Juden war tief ins Unterbewusstsein der Menschen eingedrungen und das Eskalieren der Verfolgungen fand deshalb kaum Widerstand...man hat den Menschen so lange eingebläut dass der Teufel der Juden Vater sei - es stand ja schließlich so im Evangelium des Johannes (8, 44-45) bis das Volk sie für schädlich und verfolgungswürdig hielt.

Und? Was ändert das daran, dass es der Zeitgeist war und nicht irgendein individuelles Erlebnis?

Mainstream ist Mainstream, Gift trägt jeder. Nur die Art des Gifts ändert sich. Inzwischen kann man es feiner dosieren, und es ist dafür hochwirksam, daher gehen die Vergiftungen schneller.

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Ich komme noch mal auf Abraham a Sancta Clara zurück: mich würde schon interessieren, wie ein Bub aus Kreenheinstetten sich im Laufe seines Lebens einen so ausgeprägten Judenhass erwirbt. Zuhause? Eher nicht. Die Fürstenberger hatten zwar auch Schutzjuden, aber so weit ich das übersehen kann, gab es zu Johann Ulrich Megerles Kinderzeit in der Gegend um Kreenheinstetten weit und breit keine Judengemeinde,. Die Eltern waren zwar als durchaus wohlhabend anzusehen, aber sie waren Leibeigene und damit ortsgebunden. Von Frauen hatte er ja auch keine hohe Meinung - ob daran seine Mutter beteiligt war, weiss ich selbstverständlich auch nicht (sie soll eine Xanthippe gewesen sein, die mehrfach wegen unflätigen Zeterns bestraft wurde).

Wer also hat ihm den Judenhass eingetrichtert? Der Dorfpfarrer? Der Lehrer in Messkirch? Die Jesuiten in Ingolstadt? Oder hat er den Judenhass in Wien aufgesogen?

Vermutlich niemand Besonderer. Ich schätze einmal, das war der "Zeitgeist". Er hat sich über Türken, Luther, Weiber, etc. auch nicht wesentlich anders geäußert.

Ich glaube dass das falsch ist....hier ist die Drachensaat jahrhundertelanger antijüdischer Gräuelpropaganda aufgegangen, das kann man nicht mit einer nonchalanten Berufung auf den Zeitgeist wegwischen. Die Ritualmordlegenden. die Geschichten über Hostienfrevel etc haben bei Männern wie Abraham a Sancta Clara genau die erhoffte Wirkung entfaltet....man hat den Menschen den Antijudaismus wie ein schleichendes Gift eingeträufelt....

 

Hier ist der gleiche Effekt wie während der Nazizeit....die Minderwertigkeit und Schädlichkeit der Juden war tief ins Unterbewusstsein der Menschen eingedrungen und das Eskalieren der Verfolgungen fand deshalb kaum Widerstand...man hat den Menschen so lange eingebläut dass der Teufel der Juden Vater sei - es stand ja schließlich so im Evangelium des Johannes (8, 44-45) bis das Volk sie für schädlich und verfolgungswürdig hielt.

Und? Was ändert das daran, dass es der Zeitgeist war und nicht irgendein individuelles Erlebnis?

Klar und der Zeitgeist ist ursachenlos...ganz ohne Indoktrination und Absicht derer Judenhetzer.

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Es ging darum, ob Abraham a Santa Clara spezielle Gründe hatte, die in seiner persönlichen Biographie liegen oder dem Mainstream seiner Zeit folgte.

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Es ging darum, ob Abraham a Santa Clara spezielle Gründe hatte, die in seiner persönlichen Biographie liegen oder dem Mainstream seiner Zeit folgte.

Sie liegen in der Priesterausbildung die immer zutiefst antisemitisch geprägt war.

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Es ging darum, ob Abraham a Santa Clara spezielle Gründe hatte, die in seiner persönlichen Biographie liegen oder dem Mainstream seiner Zeit folgte.

 

Abraham a Sancta Clara wurde hier vor 5 Jahren schon einmal thematisiert: ein bisschen zur Biographie - u.a. auch dazu, dass er als Leibeigener geboren wurde - findet sich auch im damaligen Thread.

Vielleicht erwähnenswert: Abraham sei ein "Kind der ideologiebeladenen Barockzeit" gewesen, schreibt der Threaderöffner, rühmt ihn dann aber wegen seines Realitätssinnes. Seine antisemitische Ader kam in dem Thread noch nicht zur Sprache.

Inzwischen neige ich doch der Zeitgeist-These zu, und zu der Auffassung, dass er ein soooo glühendeer Antisemit möglicherweise gar nicht gewesen ist, wie es sich heute - auch möglicherweise und wenn man es unbedingt so will - aus seinen Schriften herauslesen lässt: mindestens die Wiener vertrieben die Juden wohl ohne sein Zutun aus der Stadt, ehe er dort Predigerkarriere machte und 250 Jahre später damit die Nazis in Wien so erfreute, dass der Reichsstatthalter Baldur von Schirach seine damals weithin vergessenen Schriften neu auflegen und verbreiten wollte. Über die ersten beiden Bände ist er allerdings nicht hinausgekommen.

Von Abraham a Sancta Clara's Onkel, Vormund und Gönner Abraham Megerle ist im übrigen nicht überliefert, dass er durch seine Priesterausbildung zum Antisemiten geworden sei. Der hat wohl daran mitgestrickt, dass der Neffe Augustiner wurde, ansonsten hatte er seinen Schwerpunkt bei der Kirchenmusik.

bearbeitet von Julius
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Hitler hat Schäferhunde geliebt

 

echt?

 

also bitte ...

Danke für diesen Einwurf...es hat die Diskussion um vieles weiter gebracht :winke:

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Noch einmal zurück zu Abraham s Sancta Clara, bei dem es Unstimmigkeiten gibt ob er ein echter Antisemit war oder eigentlich doch nur ein Mitläufer des Zeitgeistes.

 

Aber zuerst bitte ich submissest um Vergebung, dass ich, als ich am 30. November 2009 schon einmal über Abraham a Sancta Clara schrieb, dessen Antisemitismus nicht erwähnt habe. Offene Begründung: Er war mir nicht bekannt und bewusst. Aber es natürlich sträflich im Juli 2014 einen besseren Wissensstand zu haben, als knapp 5 Jahre früher. Wo kommen wir denn da hin.

 

Aber nun zu Abraham: Ich habe heute auf der UB zwei Bücher zu Rate gezogen nämlich

 

Wolfgang Benz (Hrsg.), Handbuch des Antisemitismus, Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Bd. 2/1 Personen, Berlin, 2009 (De Gruyter Saur). Näheres über Benz findet man hier

 

Robert A. Kann, Kanzel und Katheder, Studien zur österreichischen Geistesgeschichte vom Spätbarock zur Frühromantik, Wien 1962, (Verlag Herder). Näheres über Kann findet man hier

 

Zunächst einmal Benz:

Da lesen wir: "Das Vorurteil des jüdischen "Brunnenvergifters" und "Seuchenverursachers" griff Abraham a Sancta Clara auf und verschriftlichte es in seiner Predigt "Merks Wien" (1680)". In dieser Schrift bezeichnet er die Juden (neben Hexen und Totengräbern) als die Schuldigen an der Pest. Neben dem Satan gäbe es keinen größeren Feind als die Juden, die des Scheiterhaufens wert seien.

Im 4teiligen Werk Judas der Erzschelm, das als sein Hauptwerk gilt beschimpft er die Juden als gottlos, ehrlos, gewissenlos, heillos, tugendlos,treulos, vernunftlos, neidig, lasterhaft, unehrlich sündhaft und als Aubschaums.

 

Da durfte schließlich auch die, anlässlich des Türkenkrieges 1683 gemachte Beschuldigung nicht fehlen, die Juden hätten den Türken den Weg nach Wien geebnet.

 

Bei Kann ist, insbesondere wegen der Diskussion ob der arme Megerle halt einfach nur ein Opfer des Zeitgeists gewesen sei, interessant, dass er die Denkweisen des Mönchs insbesondere in Richtung Aberglauben für Relikte eines mittelalterlichen Zeitgeistes hält. Produkte des Aberglaubens wie die "Wilde Jagd" und andere Geistergeschichten verkündet er nicht nur, nein er will sie ebenso wie den Teufel selbst gesehen haben. Daraus ergab sich dass solche Vorstellungen nicht als Relikte mittelalterlichen Denkens der sich im Volk erhalten habe angesehen wurden, nein sie waren Fakten, die vom damals bekanntesten Prediger deutscher Zunge, dem kaiserlichen Hofkaplan nachgeprüft bestätigt und als Lehre verkündet wurden. (Kann 65).

In solcher Weise schürte er dank seiner Autorität die antijüdischen Vorurteile.

 

Zur Frage ob Abraham "nur" dem Zeitgeist erlag ist zu sagen, dass er einer war, der dem Zeitgeist Gestalt verliehen hat. Zudem was sollte der Zeitgeist für eine Entschuldigung sein...auch Adolf Eichmann hat sich - wie man bei Hannah Arendt nachlesen kann, damit zu entschuldigen versucht, dass das was er anrichtete dem Zeitgeist entsprach - er habe bei seinem Tun kaum Wiederspruch erfahren.

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In der zweiten Hälfte des 19. Jh. und der ersten Hälfte des 20. Jh. also einer Zeit, die an sich an widerlichen antisemitischen Figuren nicht arm war, ragt sich der Theologieprofessor August Rohling weit heraus.

August Rohling geboren am 15. Februar 1839 in Neuenkirchen; gestorben am 23. Januar 1931 in Salzburg) war ein Prager Kanonikus und Professor der katholischen Theologie

Nach dem Abitur nahm Rohling 1858 das Studium der Theologie an der Akademie in Münster auf. Einem Studienaufenthalt in Paris folgte 1863 die Priesterweihe unter Bischof Johann Georg Müller in Münster. Danach war er als Privaterzieher in Brüssel und Paris tätig. 1865 theologisches Lizentiat, danach Habilitation für Altes und Neues Testament in Münster, Promotion in Jena 1867. 1871 Ehrenpromotion und außerordentliche Professur für Exegese an der Universität Münster. 1874 erhielt Rohling eine Professur in Milwaukee, Wisconsin, USA. 1875 kehrte er nach Europa zurück und lebte in Italien, England und Prag. 1892 wurde er Kanoniker an der Stiftskirche in Prag. 1897 veröffentlichte August Rohling die Schrift Der Zukunftsstaat, welche indiziert wurde. 1899 trat er von seinem Lehramt zurück. Er zog nach Görz, später nach Freistadt (Oberösterreich) und schließlich nach Salzburg.

 

Rohling hat sich vor allem als antijudaistischer Autor einen Namen gemacht, insbesondere durch die Schrift "Der Talmudjude". In ihr listete er aus dem Zusammenhang gerissene Talmud-Zitate auf und interpretierte sie negativ. Damit versuchte er auf theologischem Wege gegen die sogenannte „jüdische Rasse“ vorzugehen. Er stützte sich dabei im Wesentlichen auf das Werk von Johann Andreas Eisenmenger, „Entdecktes Judenthum Oder Gründlicher und Wahrhaffter Bericht, welchergestalt die verstockten Juden die Hochheilige Drey-Einigkeit lästern und verunehren“. Eine weitere Quelle Rohlings war der jüdische Konvertit Aron Israel Brimann, der sich durch antisemitische Hetzschriften hervorgetan hatte. "Der Talmudjude" hatte seinerzeit eine weitreichende Wirkung, und noch Julius Streicher griff in seinem antisemitischen Hetzblatt Der Stürmer auf Rohlings Argumentation zurück. Rohling zufolge gebiete die jüdische Religion ihren Anhängern, wann immer möglich Christen zu schädigen und zu töten - so verteidigte Rohling auch die mittelalterliche Ritualmordlegende.

 

Mit August Rohling und seinem „Der Talmud-Jude“ trat im Jahr 1871 ein Mann in Eisenmengers Fußstapfen, der seine wissenschaftliche Skrupellosigkeit offen einräumte: In der 2. Auflage des Werks wies er jede Kritik zurück, "weil es mir zu irrelevant ist nachzuschlagen". Diese Aufgabe übernahm noch im Jahr des Erscheinens der Rohling'schen Fälschung der Hannoveraner Rabbiner und Seminardirektor I. Kroner.

 

In zwei Abteilungen unter dem Titel „Entstelltes, Unwahres und Erfundenes in dem "Talmudjuden" Professor Dr. August Rohling's“ (Münster 1871) wies Kroner nicht nur nach, dass sich die Masse der Rohling'schen Angaben in den angegebenen Quellen nicht so oder überhaupt nicht fanden, sondern auch, dass Rohling aus Eisenmenger, vor allem aber aus dem 1869 in Paris erschienenen Pamphlet des Roger Gougenot des Mousseaux Le juif, le judaïsme et la judaisation des peuples chrétiens abgeschrieben hatte, ohne die Quelle zu nennen. Damit erfüllte Rohling nicht nur den Tatbestand der Fälschung, sondern auch den des Plagiats. "Woher die Neigung nach Frankreich, jetzt, wo es Patriotismus ist, deutsch zu sein?" fragt Kroner und kommt zum abschließenden Ergebnis: "Der Herr Professor kennt den Talmud fast gar nicht und kann nicht ein Blatt in demselben ohne Fehler lesen, wenn er nicht vorher noch lange Studien an der Hand eines Talmudkundigen gemacht."

Diese Diagnose sollte – in Gestalt des Aron Briman – von der Wirklichkeit noch übertroffen werden. Briman war getaufter Jude, d.h. "nach einander Jude, Protestant und Katholik". Sein Der Judenspiegel (1883) erschien anonym in Paderborn und wiederholte bereits bekannte Talmud-Zitat-Fälschungen. Als eine Tageszeitung in Münster Auszüge druckte, kam es zum Prozess. Ein Dr. Jacob Ecker erbot sich als Gutachter, ohne hebräische oder gar talmudische Kenntnisse zu haben. Er ließ kurzerhand Briman das Gutachten selbst schreiben (Der Judenspiegel und die Wahrheit) und auf diese Weise dem Urteil entkommen. Als Gegenleistung ließ Ecker Brimans Judenspiegel danach nicht nur unter eigenem Namen erscheinen (Die Hundert Gesetze des Judenkatechismus) – um eine Professur zu erhalten. Er empfahl Briman auch gleich weiter – an August Rohling in Österreich, als Berater bei dessen talmudischer Materialsuche.

 

Rohling war gerade mit einer Artikelserie in der "Tribüne" gegen seine Kritiker beschäftigt, in einer Gazette, "die unter gewichtiger Unterstützung gedruckt wurde, um in Wien das tschechische Evangelium zu predigen und die liberale deutsche Partei zu bekämpfen." Rohling publizierte die Artikel noch im Jahr 1883 als Band unter dem Titel Meine Antworten an die Rabbiner oder fünf Briefe über den Talmudismus und das Blutritual der Juden. Nach Rohlings eigenen Angaben vom 23. Juni 1883 (in Prag) sollen bereits zu diesem Zeitpunkt 200 000 Exemplare verbreitet worden sein – Rohling war längst ein gemachter Mann.

 

Es war die Zeit, als auch der Fall von Tisza-Eszlar Schlagzeilen machte:

 

"Das war ein Ereigniß, das in ganz Europa Aufsehen machte; aber nicht der an sich nicht ungewöhnliche Kriminalfall erregte die Aufmerksamkeit, nicht die Frage, ob und von wem das Mädchen Esther ermordet wurde, kam in Betracht, sondern lediglich das Motiv des fraglichen Mordes. Ein Raubmord war von vorhinein ausgeschlossen, ebenso fehlte der Anhaltspunkt für die Annahme eines Lustmordes oder eines Mordes aus Rache. - Alles drehte sich darum, ob hier ein Mord aus religiösen Motiven und zwar nicht zur Vergeltung einer religionsfeindlichen Aeußerung oder Handlung der Ermordeten, sondern in Ausübung einer religiösen Pflicht, als gottesdienstliche Handlung, kurz ein ritueller Mord begangen wurde, und so beschämend es für die selbst-gefällige Vergötterung unseres aufgeklärten (?) Zeitalters klingen mag, muß es gesagt werden, daß es Tausende und aber Tausende aus allen Ständen und Berufsklassen gibt, welche glaubten und noch glauben, daß die jüdische Religion den rituellen Christenmord und den Genuß des dadurch gewonnenen Christenblutes gebietet oder mindestens empfiehlt. Die Antisemiten versahen sich auch ihres Vortheiles, sie beeilten sich, die Situation auszunützen und das Bildniß (?) des rituell geschlachteten Mädchens, der armen zum jüdischen Gottesdienste geopferten Christin, wurde dem großen Antisemitencongresse in Dresden vorgeführt. (…)

Und nun tritt Rohling auf den Plan. Mit anwidernder Beflissenheit drängt er sich heran, um aus dem Schatze seiner von allen Fachgenossen verläugneten Gelehrsamkeit Beweise für den rituellen Christenmord als jüdisches Religionsgebot beizubringen und sich zur eidlichen Bekräftigung vor Gericht zu erbieten. Er schreibt endlich ein Buch unter dem Titel "Die Polemik und das Menschenopfer des Rabbinismus", worin er Beweisstelle auf Beweisstelle häuft, und auch von diesem Buche sind schon über 2000 Exemplare abgesetzt."

Schon den Gerichten in Dresden und in Habelschwerdt in Preußisch-Schlesien hatte Rohling mit schriftlichen Gutachten gedient, in denen er "fast in der Form eines antisemitischen Glaubensbekenntnisses alle behaupteten Scheußlichkeiten der jüdischen Religion" aufzählte. Die Behauptung, der rituelle Mord sei eine mündliche Geheimlehre der Juden, die oft befolgt worden sei, verknüpfte er mit dem Satz: "Ich kann auch dies auf Verlangen amtseidlich erhärten". Oder er sei "jederzeit bereit, hierauf einen heiligen Eid zu leisten". Auch zum Prozess in Tisza-Eszlar brachte sich Rohling ins Spiel. Als Lockspeise für die Richter diente ihm nun die (selbstverständlich absurde) Behauptung, er habe soeben (sozusagen als erster Hebraist der Menschheitsgeschichte) Kenntnis von schriftlichen jüdischen Quellen zum mündlichen Ritualmord-Gebot erhalten:

An den Herrn Abgeordneten Geza Onody in Tisza-Eszlar.

Prag, am 19. Juni 1883.

Nachdem ich in meinen "Antworten an die Rabbiner" gesagt habe, daß ich im Talmud, soweit wir denselben im Druck kennen, keinen Beweis für den rituellen Mord der Juden gefunden habe, so discutiren die Juden darüber, daß derartiges in ihrer Litteratur überhaupt nicht vorkomme.

Ich erachte es für meine Pflicht, jetzt, wo ein solcher Fall gerade vor Gericht verhandelt wird, Euer Hochwohlgeboren zu verständigen, daß ich nach Verfassung meiner obigen Schrift in den Besitz eines durch die Jerusalemer Unternehmung des Moses Montefiore noch im Jahre 1868 hinausgegebenen solchen hebräischen Werkes gelangt bin, auf dessen Seite 156a geschrieben ist, daß das Vergießen des Blutes einer nicht jüdischen Jungfrau für die Juden eine überaus heilige Handlung, daß das so vergossene Blut dem Himmel sehr angenehm und den Juden Gottes Erbarmen verschaffe.

Dies ist ein kurzer Auszug der ganzen Stelle, welche ich wortgetreu binnen kurzem der Oeffentlichkeit übergeben werde. -

Auf die Wahrheit des Obigen bin ich, wenn es nothwendig ist, bereit, hier vor Gericht auch einen Eid zu leisten.

Dr. August Rohling m. p., kaiserl. königl. Universitätsprofessor in Prag.

 

Rohlings menschenverachtende Dreistheit provozierte im Juli 1883 vier Zeitungsartikel von Dr. Joseph Samuel Bloch in der "Wiener allgemeinen Zeitung." Bloch, Bezirksrabbiner in Floridsdorf bei Wien und österreichischer Reichsratsabgeordneter, bezichtigte Rohling darin des wiederholten Meineids. Doch Rohling zögerte mit einer Reaktion. Da setzte Bloch mit weiteren 4 Artikeln in der "Morgenpost" (1. bis 4. Juli 1883) unter dem Titel „Das Angebot des Meineids“ nach und forderte Rohling noch einmal heraus. Auszüge:

" ... so erbietet er sich dem Gerichte in Nyiregyhaza zur eidlichen Aussage, daß die Juden zu ihrer Gottesverehrung Christenblut nöthig haben. Dieser Herr weiß das ganz genau, denn er ist o. ö. Professor der hebräischen Alterthümer zu Prag! Wohl ist er nicht in der Lage, eine einzige Zeile hebräisch korrekt zu lesen, für seine verläumderische Anklage auch nur den Schatten eines Beweises vorzubringen; allein er besitzt - einen Eid, der sich bereits des öfteren als felsenstark erwiesen hat, so stark, daß er Mauern brechen und vermittelst welchem er auch Alles vor Gericht beweisen kann, Alles was ihm einfällt und beliebt."

"Gegen diese stets drohende Gefahr eines Meineides auf Verlangen müssen wir uns schützen."

"Ich fühle mich deswegen durch mein Gewissen genöthigt, neuerdings gegen den genannten Herrn wegen seiner angebotenen zeugeneidlichen Aussage öffentlich die Anklage des angebotenen Meineides zu erheben und bin bereit, diese schwere Anklage vor jedem Forum zu begründen."

"Da er dennoch für all seine horrenden Lügen keinen anderen Wahrheitsbeweis übrig hat, als - den viel mißbrauchten Eid und da er gar diesen Eidschwur anbietet, um zeugeneidlich eine plumpe Erdichtung verbündeter Unwissenheit und Böswilligkeit zu erhärten, so muß er sich gefallen lassen, daß man öffentlich gegen ihn die Anklage des angebotenen Meineides erhebt."

"Und nicht allein das, auf Verlangen wird dieser Herr beeiden, daß die Juden von Religionswegen - Diebe sind und die Christen bestehlen dürfen, nicht blos, sondern sogar es müssen! Auf Verlangen wird er beschwören, daß die Juden von Religionswegen gegen Christen allerlei Betrug verüben. Auf Verlangen wird er beeiden, daß der Meineid den Juden keine Sünde ist und die Ableistung eines falschen Eides gegenüber den Christen nach ihren Religionsgesetzen eine gottgefällige Handlung sei. Das ist bei Leibe keine Ironie, auch keine Uebertreibung, sondern schauderhafte nackte Wahrheit, dieser Herr hat alles das nicht blos beeiden wollen, sondern auch bereits thatsächlich beeidet - auf Verlangen."

"Seine erlogenen talmudischen Citate hat er bereits wiederholt feierlich beeidet."

"Ein k. k. Professor mit wiederholten falschen Eidesleistungen ist ein Unicum selbst in der bunten wechselreichen Geschichte österreichischer Universitäten."

 

Wie erhofft, musste Rohling reagieren und überreichte am 10. August 1883 bei dem k. k. Landesgericht Wien z. Z. 29028 Anklage gegen Bloch wegen Beleidigung. Damit eröffnete sich eine historische Möglichkeit, Talmud-Fälschungen und die damit einhergehende 'aufreizende Rede' gegen Staatsbürger endlich gerichtlich nachweisen und verfolgen zu können. Bis dahin waren öffentliche Ankläger in Österreich meist zurückgeschreckt, die Richtigkeit von 'Zitaten' zu überprüfen. Man beurteilte lediglich die 'Strafbarkeit aufreizender Reden' und landete damit zumeist bei Freisprüchen durch die Geschworenen. In einigen Fällen vor deutschen Gerichten wurden zwar Sachverständige mündlich bestellt, die aber die Geschworenen verwirrten. In anderen Fällen wurden beiden Parteien Sachverständige zugestanden, die sich dann in Disputationen vor Gericht neutralisierten. Bloch erreichte nun einen Prozess, der beim Schwurgericht des k. k. Landesgerichts Wien mit ausgiebigerer Vorbereitung geführt werden sollte.

Blochs Verteidiger war Dr. Josef Kopp, Hof- und Gerichtsadvokat und Abgeordneter des niederösterreichischen Landtags und des österreichischen Reichsrats. In seinem 1886 in Leipzig erschienenen Werk Zur Judenfrage nach den Akten des Prozesses Rohling-Bloch berichtet Kopp nicht nur eingehend über die Prozessgeschichte, sondern fasst – Punkt für Punkt – insbesondere die Gutachten der beiden – christlichen – Gutachter zusammen, des Straßburger Orientalisten Theodor Nöldecke und des Dresdner protestantischen Theologen August Wünsche, die schließlich vom Gericht akzeptiert wurden.

Zuvor hatten durchweg alle angefragten Fakultäten und Fachleute Rohlings Machenschaften verurteilt. Stellungnahmen kamen von den theologischen Fakultäten der Universitäten in Amsterdam, Leiden, Utrecht und Kopenhagen, vom katholischen Bischof Kopp von Fulda, vom altkatholischen Bischof Reinkens, von den Professoren D. A. Dillmann, Dr. Ebers in Leipzig (der Rohling eines "schweren, fluchwürdigen Verbrechens" zieh), von Dr. Fleischer in Leipzig, Dr. Kalkar in Kopenhagen, (sogar) von Paul de Lagarde in Göttingen, von Dr. Friedrich Müller in Wien, Dr. Riehm in Halle ("häßliche Ausgeburt des Fanatismus und der Unwissenheit"), von Dr. Sommer in Königsberg, Dr. Stade in Gießen, Dr. Strack in Berlin ("seltene Vereinigung von Unwissenheit, verblendetem Haß und Böswilligkeit"), von D. Merx in Heidelberg ("unqualifizirbar dumm und schamlos"), Dr. Siegfried in Jena ("Cloake von Lüge und Gemeinheit" – Rohling kenne "keine Gesetze der Sitte und der Sittlichkeit", ein "notorischer Ignorant"), von Dr. Baumgarten in Straßburg und von Dr. Köhler in Erlangen ("Unredlichkeit und blinder Fanatismus"). Auf Anregung des anwesenden Prof. Dr. Schlottmann erklärte sich der gesamte, soeben in Leiden tagende, sechste internationale Orientalisten-Kongress gegen Rohling. [12] Dr. G. Bickell, Professor der katholisch-theologischen Fakultät an der Universität Innsbruck, bat das Wiener Landgericht, von seiner Berufung als Gutachter abzusehen. Er sei "seit 20 Jahren" mit Rohling befreundet und müsse sonst gegen ihn, gegen den "Schwindel gelehrter Industrieritter" aussagen.

Und doch – jüdische Quellen, wie Kroner's Widerlegungen aus dem Jahr 1871, mussten beim Prozess ganz außen vor bleiben. Kopp begründet dies so:

"Die Situation zwang ihn [Dr. Bloch], wenn er auf der Geschwornenbank und im großen Publikum Glauben finden wollte, die Bestellung christlicher Sachverständiger geradewegs zu verlangen, und zwar in einer Zeit, da die antisemitischen Wogen so hoch gehen, daß sie bekanntlich auch vor der Schwelle mancher Gelehrtenstube nicht zurückweichen."

Freilich wurde im Gegenzug Rohlings Wunsch, ausgerechnet "Dr. Brimanus und den Dr. Ecker in Münster" als Gutachter zu bestimmen, vom Gericht ebenfalls nicht entsprochen: "Brimanus" wurde stattdessen in anderer Sache "wegen Betrug in Untersuchungshaft genommen und von demselben k. k. Landesgerichte, dem er zur Bestellung als Sachverständiger vorgeschlagen wurde, wegen Urkundenfälschung zu mehrmonatlicher Kerkerstrafe und Landesverweisung verurtheilt."

Kopp erwirkte für die Verteidigung beim Gericht eine Vorbereitungszeit von 1 ½ Jahren. Für die Gutachter wählte der Jurist über 300 Textpassagen zur Übersetzung aus dem Hebräischen und zur Kommentierung aus.

"Diese Masse von Texten, die gedruckt 80 Foliospalten füllten, wurden nun von mir nach Gruppen, die sich nach der Natur der Sache ergaben, systematisch geordnet und noch spezielle Fragen eingefügt. Die betreffende Eingabe an das Landesgericht füllte 42 gedruckte Foliospalten. Das Landesgericht übermittelte das Ganze Ende Jänner 1885 den Sachverständigen, und stellte dem Hrn. Rohling zu Handen seines Vertreters frei, seinerseits ergänzende und Zusatzfragen zu stellen. Rohling machte von diesem Rechte keinen Gebrauch. Ende Juni 1885 langte das 190 Bogen starke Gutachten an, welches über mein Ansuchen noch durch einen kleinen Nachtrag ergänzt wurde."

Die Vorbereitungen waren damit – nach nahezu zwei Jahren – beendet. Der Prozess wurde auf den 18. November 1885 bestimmt. 13 Sitzungstage waren anberaumt – da zog Prof. Dr. August Rohling seine Anklage im letzten Moment zurück. Kopp konnte nur noch kommentieren:

"So gering auch die Bedeutung einer Druckschrift ist gegenüber der Wirkung einer öffentlichen mit allen Garantien des Rechtsschutzes für Kläger und Geklagten durchgeführten Verhandlung, will ich doch das aufgesammelte Materiale nicht ganz verloren gehen lassen. Die vollständige Verwerthung desselben würde ein Werk von etwa zwei Bänden erfordern, dazu fehlt einem Manne, der nur die von der Berufsarbeit erübrigenden, der Erholung abgesparten Stunden verwenden kann, die Zeit, und für eine solche Arbeit würde sich auch nur ein ganz kleines Lesepublikum finden, ich werde daher im Folgenden nur einen kurzen Auszug der markantesten Punkte bringen.“

Kopp hat mit seinem Werk Zur Judenfrage nach den Akten des Prozesses Rohling-Bloch dennoch eine unvergleichliche Quelle geschaffen. Angesichts der bis heute reichenden, rechtsextremistischen Agitation ist sie – wie Kroner's Werk aus dem Jahr 1871 – nicht nur von historischem, sondern von aktuellem juristischen Interesse für Anwälte und Staatsanwaltschaften. Rabbiner Joseph Samuel Bloch selbst gab schließlich im Jahr 1890 die vollständige Dokumentation der Acten und Gutachten in dem Prozesse Rohling contra Bloch heraus (Wien: M. Breitenstein) und beschrieb in Erinnerungen aus meinem Leben (Wien 1922, 3 Bd.) weitere Details.

August Rohlings „Der Talmudjude“ konnte durch die fehlende Insistenz der österreichischen und deutschen Staatsanwaltschaften über weitere Jahrzehnte hinweg ungehindert neu aufgelegt werden und nahm schließlich den Weg in die NS-Propaganda. Rohling selbst (er starb 1931) versuchte, den Marktwert seines Werks durch Übersetzungen in andere Sprachen und pompöse Rückübersetzungen ins Deutsche zu erhöhen. So ließ er noch 1889 eine französische Übersetzung edieren und gewann dazu Édouard Drumont, der das Vorwort schrieb und weiteres 'Material' beisteuerte. Unmittelbar darauf wurde Prof. Dr. Aug. Rohling's Talmud-Jude der deutschen Leserschaft mit dem Zusatz neu angeboten: "Mit einem Vorwort von Eduard Drumont aus der auch anderweitig vermehrten französischen Ausgabe von A. Pontigny, in das Deutsche zurückübertragen von Carl Paasch".

Die Quelle, aus der Rohling hauptsächlich abgeschrieben hatte, Roger Gougenot des Mousseaux' Le juif, le judaïsme et la judaisation des peuples chrétiens aus dem Jahr 1869, machte ebenfalls Karriere: Alfred Rosenberg übersetzte das Werk im Jahr 1921 unter dem Titel Der Jude, das Judentum und die Verjudung der christlichen Völker.

David I. Kertzer (Die Päpste und die Juden. Der Vatikan und die Entstehung des modernen Antisemitismus, dt. bei Propyläen, München 2001) bezeichnet Des Mousseaux' Buch als "die erste bedeutende Schrift über den Ritualmord seit der Damaszener Affäre" (1840). Papst Pius IX gab dem Werk "seinen Segen" und verlieh Des Mousseaux "sogar einen hohen päpstlichen Orden. [...] Beides wurde in späteren Auflagen erwähnt, und auch in anderen Werken [Albert Monniot: Le crime rituel chez les juifs (Paris 1914)] hob man dies hervor, um dem Vorwurf, dass Juden in Ausübung ihrer Religion Christenkinder ermordeten, mit dem Rückhalt päpstlicher Autorität zu versehen."

bearbeitet von Der Geist
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Noch einmal zurück zu Abraham s Sancta Clara, bei dem es Unstimmigkeiten gibt ob er ein echter Antisemit war oder eigentlich doch nur ein Mitläufer des Zeitgeistes.

Der Zeitgeist war ein antisemitischer, und so war Abraham. Die einzige Frage war, ob er einen persönlichen Antisemitismus aufgrund irgendwelcher Erlebnisse entwickelt hatte, oder ob er "lediglich" den allgemein verbreiteten Antisemitismus seiner Zeitgenossen teilte.

Im Ergebnis macht das keinen Unterschied, aber man fragt sich, wenn man solche Ergüsse wie diese Hasspredigten liest, ja unwillkürlich "warum?". Und für diese Frage sind seine Beweggründe schon interessant.

 

Werner

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Man sollte nicht außer Acht lassen, dass es im Wien in dem Megerle lebte, nach der Vertreibung der Juden durch Kaiser Leopold I auf Betreiben seinen bigotten spanischen Gattin im Jahre 1669/70, praktisch keine ständig wohnhaften Juden mehr gab. Abraham a Sancta Clara begründete also die große Tradition des Antisemitismus ohne Juden, die auch heute noch sehr beliebt ist...den wer außerhalb der Stadt Wien lebt, hat kaum mehr eine Chance einem Juden zu begegnen.

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Sorry, dass ich erst den richtigen Thread finden musste:

Hier ein wirklich ungemein spannender Artikel zur Verflechtung alter antijudaistischer Vorurteile, Imperialismus und entstehendem Antisemitismus im Mittleren Osten.

War mir bisher so nicht bekannt und ein bizarrer Augenöffner.

Die Damaskusaffäre von 1840.

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