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Wie eine Minderheit versucht eine Mehrheit zu unterdrücken


Der Geist

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San mer mal ehrlich: Ein grossteil der Abwehrhaltung hierzulande rührt doch aus den Erfahrungen aus dem Nationalsozialismus und der damaligen Euthanasie-Praxis...

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Nein, das wesentliche Motiv ist, das eigene Dasein beenden zu können, ...

Dagegen hat ja (fast) niemand was. Oder ist Selbstmord inzwischen strafbar?

 

 

Ach, ich kann in die Apotheke gehen und nach einem Pillenmix anfragen, der mich einschlafen und nicht mehr aufwachen lässt?

 

Der 08/15 Bürger mit nicht all zu viel medizinischem Wissen springt dann am Ende doch eher vor einen Zug, von weit oben runten (so wie diese Woche vom Kölner Dom) oder spielt gar den Geisterfahrer...

 

Und wer das Pech hat, and Bett gefesselt zu sein, der kann nicht mal mehr das.

 

 

Wer zu spät springt, bestraft das Leben. Dringend wäre, den Leistungsumfang der Sterbeversicherung zu erweitern und sie zur Pflicht zu machen, sonst muß den Giftcocktail nächstens die Krankenkasse bezahlen. Das schont dann auch die Erben. (Die praktischen Fragen nach den Konsequenzen einer Erlaubnis aktiver Sterbehilfe sollten bitte mitbedacht werden.)

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San mer mal ehrlich: Ein grossteil der Abwehrhaltung hierzulande rührt doch aus den Erfahrungen aus dem Nationalsozialismus und der damaligen Euthanasie-Praxis...

 

 

War ja nicht alles schlecht unter Adolf?

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San mer mal ehrlich: Ein grossteil der Abwehrhaltung hierzulande rührt doch aus den Erfahrungen aus dem Nationalsozialismus und der damaligen Euthanasie-Praxis...

 

 

War ja nicht alles schlecht unter Adolf?

Textverständnis: mangelhaft. Setzten.

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Wobei es bei den meisten Einwänden hier weniger um Insassen von Gefängnissen geht, sonder um alte und kranke Menschen, die zukünftig en masse von Erbengemeinschaften und den Sozialkassen sanft Richtung Suizid gestubst werden sollen. Wie gesagt, offensichtlich scheint das in Holland nicht zu passieren.

 

En masse wird das sicher nicht geschehen - wobei man trefflich spekulieren kann, wieviele zum Suizid "ermutigte" es denn bräuchte, damit hier aus Recht Unrecht würde. zumindest fände ich eine Haltung, die auf hobeln und Spänen aufbaut, zynisch. Insgesamt geht es hier nicht um Massenphänomene, auch in Belgien und den Niederlanden sterben die meisten Menschen gewissermaßen klassisch. Aber es ist auch kein so kleines Nischenthema, dass man darauf vertrauen sollte, dass sich das schon regelt.

 

Wir haben uns - und in weiten Teilen ist das vorteilhaft - von einem paternalistischen Staat weg bewegt hin zu einer Betonung der Freiheitsrecht des Einzelnen. Zugleich wird mir zumindest die Grenze dieser Freiheitsrechte immer deutlicher: Es gibt Menschen, die hier überfordert sind und daher Schutz brauchen. Hier eine Balance zu halten ist nicht ganz einfach.

 

Ein Schutz ist das Betreuungsrecht, das in seinen Weiterungen erhebliche Eingriffe in die Freiheitsrechte zulässt, idealer Weise zum Schutz und Wohl des Betreuten, aber eben auch bisweilen zu seinem Nachteil. Menschen werden zu ihrem Wohl zwangstherapiert (auch wenn es da einige weltfremde Urteile deutscher Gerichte gab), andere werden schlicht weggesperrt und ruhiggestellt. Manches Bettgitter nutzt dem Patienten, manches dem Gewissen der Angehörigen und des Heims. "Opa könnte stürzen und dann sind sie schuld" ist kein Argument, jemanden ruhig zu stellen, und hier ist noch viel Arbeit nötig.

 

Es ist in der Tat die Erfahrung der NS Zeit, an der man kaum vorbei kommt, für mich aber noch mehr die Erfahrung mit anderen Eingriffen in die Rechte der Betroffenen. Ich weiß nicht, wie die Holländer die Kontrolle hin bekommen, ich erlebe hier nur eine in Teilen überforderte (weil unterbesetzte) Justiz, hilflose Angehörige und verängstigte bzw. verunsicherte Betroffene - alles in allem Strukturen, in denen ich erhebliche Sorge habe, dass die in der Lage wären, den nötigen Schutz der Freiheitsrechte zu sichern.

 

Und ich sehe vollkommen unzureichende Beratungs- und Begleitungsangebote für Menschen in Krisensituationen, zu knappe Kapazitäten in Hospizen, zu wenige Psychologen und Therapeuten - schlicht: Mir fehlt der Rahmen, in den man eine Sterbehilfe so einbetten könnte, dass sie freie Entscheidung ist und nicht nur letzter Ausweg aus vermeintlichen Sackgassen. Wenn es diesen Rahmen gibt, dann kann man auch das regeln.

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Ich hatte und habe einige in Heimen gepflegte alte Herrschaften in den letzten Jahren mitbekommen. Ich kann die Behauptung von schlechter Versorgung nicht teilen. Es gab in allen Fällen Angehörige, die als es soweit war aktive Lebensverlängerungsmaßnahmen (zB künstliche Ernährung) ablehnten, was von Ärzten und Pflegern auch mitgetragen wurde. Die Zulassung aktiver Sterbehilfe würde schleichend eine Kultur des Todes begünstigen, alte Leute sind da sehr sensibel. Ich habe oft ihre Sorge gehört, den Angehörigen zur Last zu fallen, sie sparen für die Beerdigung und regeln ihre Dinge. Es ist schlicht unfair, da Druck in Richtung aktive Sterbehilfe aufzubauen.

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Kultur des Todes

Ich hatte immer geglaubt dieses wirklich dumme Vokabel sei Leuten wie Weihbischof Laun vorbehalten...aber es offenbar keine Phrase so abgeschmackt, dass kam sie nicht verwendete.

bearbeitet von Der Geist
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Deutsche Bischofskonferenz positioniert sich klar gegen Sterbehilfe. Welche Überraschung

Und man lasse sich diesen Satz auf der Zunge zergehen:

„Die Deutsche Bischofskonferenz hat immer betont, dass sich das auch im Christentum dem Menschen zukommende Recht auf Selbstbestimmung nicht auf das eigene Leben beziehen kann.“

 

Die Herren haben ein Problem mit dem logischen Denken...wenn dieser Satz stimmte müssten sie sofort die passive Sterbehilfe und natürlich auch Patientenverfügungen verbieten.

 

Oder trifft hier zu was im Hamlet steht: "Der Übermut der Mächtigen"...

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Deutsche Bischofskonferenz positioniert sich klar gegen Sterbehilfe. Welche Überraschung

Und man lasse sich diesen Satz auf der Zunge zergehen:

„Die Deutsche Bischofskonferenz hat immer betont, dass sich das auch im Christentum dem Menschen zukommende Recht auf Selbstbestimmung nicht auf das eigene Leben beziehen kann.“

 

Die Herren haben ein Problem mit dem logischen Denken...wenn dieser Satz stimmte müssten sie sofort die passive Sterbehilfe und natürlich auch Patientenverfügungen verbieten.

 

Oder trifft hier zu was im Hamlet steht: "Der Übermut der Mächtigen"...

 

Das ist nichts Neues. Es gibt schon länger eine „Handreichung” der DBK zu diesem Thema:

 

Siehe hier

 

Vom Übermut der Mächtigen kann ich hier nichts erkennen. Aber klar: wer andere Meinungen vertritt als Geist, der ist machtbesessen, fundamentalistisch oder sonst was Schlimmes.

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und aktives professionelles Töten auch nicht als Dienstleistung z.B. vom Berufsstand der Ärzte einfordern wollen.

 

Das ist so einer der wenigen Gründe, die für mich dagegen sprechen. Entweder die Angehörigen sollen es richten, oder die Ärzte - oder?

 

Ein eigener Berufsstand vielleicht?

 

Nun ja, das würde mich dann aber an den Beruf des Johann Reichhardt erinnern...

 

Mit den Slippery-Slope-Argumenten kann ich allgemein nicht so arg viel anfangen - der Damm bricht üblicherweise dann, wenn die Moralvorstellungen (um die es hier ja geht) nicht mehr ziehen. Und wenn die nicht mehr ziehen, dann wird immer ein Weg gefunden, wie man - trotz Verbot - das ganze hinbekommt.

 

Anders wäre es, wenn die jetzigen Überlegungen zur aktiven Sterbehilfe bereits von einem Dammbruch bei den Moralvorstellungen ausgelöst wären. Gibt es dafür Anhaltspunkte? Ich sehe keine. Wäre es nämlich so, dann müsste man tatsächlich massiv dagegen ankämpfen (was allerdings ziemlich wenig Erfolg hätte - vermute ich).

 

Dass man Leute in den Selbstmord treiben kann, wenn man sie mobbt, wenn man sie schikaniert und quält, das würde ich als Basic ansehen. Und wenn das durch minimalistische Pflege bei den Senioren passiert, die sich dann nicht mehr umbringen können und die deswegen gezwungen sind, in der Schikane weiterzuleben, dann ist das kein bisschen weniger schlimm als wie wenn sie sich genau deswegen umbringen würden. Insofern würde ich das Argument, die Pflegeheime seien Scheiße (was ich im übrigen von den drei mir bekannten und von mir öfters besuchten Pflegeheimen, von denen zwei privat sind, nicht sagen kann) und man dürfe deswegen nicht die aktive Sterbehilfe einführen, weil man damit dann die Leute noch schneller in den Tod treiben würde, entweder als unüberlegt oder als zynisch ansehen. Da müsste man sich mit aller Kraft für eine Verbesserung der Pflegesituation einsetzen (was man IMO in jedem Falle müsste - Verbesserungen wären da durchaus momentan noch recht erforderlich).

 

Mir kommt die Diskussion ähnlich wie bei der Diskussion um den Schwangerschaftsabbruch vor: Es gibt Länder, bei denen kaum Beschränkungen des Abbruchs bestehen und die dennoch wesentlich weniger Fälle haben als andere Länder mit restriktiven Regeln. Niemand lässt gerne einen Schwangerschaftsabbruch machen, und niemand bringt sich gerne um. Insofern wäre es sicherlich sehr günstig, die Bedingungen in beiden Bereichen (Kinderbetreuung auf der einen Seite und Altenbetreuung auf der anderen Seite) so zu optimieren, dass die Fälle wenig werden.

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Deutsche Bischofskonferenz positioniert sich klar gegen Sterbehilfe. Welche Überraschung

Und man lasse sich diesen Satz auf der Zunge zergehen:

„Die Deutsche Bischofskonferenz hat immer betont, dass sich das auch im Christentum dem Menschen zukommende Recht auf Selbstbestimmung nicht auf das eigene Leben beziehen kann."

 

Die Herren haben ein Problem mit dem logischen Denken...wenn dieser Satz stimmte müssten sie sofort die passive Sterbehilfe und natürlich auch Patientenverfügungen verbieten.

 

Oder trifft hier zu was im Hamlet steht: "Der Übermut der Mächtigen"...

 

Selbstbestimmung über das eigene Leben zu verneinen, schließt passive Sterbehilfe nicht aus. Denn dabei geht es um den Verzicht auf Einsatz künstlicher Mittel zur Verlängerung des Lebens. Also gerade um ein Hineinfinden in den natürlichen Lauf der Dinge.

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... Anders wäre es, wenn die jetzigen Überlegungen zur aktiven Sterbehilfe bereits von einem Dammbruch bei den Moralvorstellungen ausgelöst wären. Gibt es dafür Anhaltspunkte? Ich sehe keine. Wäre es nämlich so, dann müsste man tatsächlich massiv dagegen ankämpfen (was allerdings ziemlich wenig Erfolg hätte - vermute ich). ...

Die Moralvorstellungen haben sich verändert. Es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis die Gesetzgebung den veränderten Vorstellungen angepaßt wird. Die Niederlande waren, wie auch in anderen Freiheitsangelegenheiten, etwas früher dran, die anderen werden irgendwann nachziehen.

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Weitere machtbesessene Fundamentalisten:

 

Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband

 

Die Deutsche PalliativStiftung

 

Wir sehen, alles Leute, die vom Thema keine Ahnung haben und nur ihre Ideologie gegen die Mehrheit durchsetzen wollen.

 

Gerade mit der Unterstützung eines umfassenden Verbotes hätte ich im Moment ein Problem, denn das unterstellte Junktim, einen wirklich massiven Ausbau der Palliativ- und Pflegeversorgung kann ich nicht erkennen. Meine Frau hat dieses Jahr ihe Palliativausbildung beendet, es herrscht schlicht eine massive Mangelversorgung in diesem Sektor, dass überhaupt kein geeignetes Personal zur Verfügung steht. Und eine grundsätzliche Kehrtwende in der Pflege kann ich bisher nicht erkennen, der Beruf wird weiterhin so unattraktiv gehalten, dass alles nur auf eine Verheizung des Personals ausgelegt ist, nicht aber auf einen sinnvollen und nachhaltigen Ausbau.

Die Menschen quasi gewaltsam in eine selbstgebastelte Hölle einsperren zu wollen wäre für mich nicht akzeptabel.

 

Edit:

Ich will damit sagen, dass für mich Politiker, die ein schwerwiegendes moralisches und soziales Problem v.a. mit dem Strafrecht lösen wollen, aber keinen Finger rühren, den mühseligen und teuren Weg der Ursachenbeseitigung zu gehen, für mich nicht glaubwürdig agieren.

Es geht dann nur darum, eine oberflächlich beruhigende Scheinlösung zu fabrizieren, Hilfe für die Leidenden aber auf den St.-Nimmerleinstag zuverschieben.

bearbeitet von Shubashi
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Weitere machtbesessene Fundamentalisten:

 

Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband

 

Die Deutsche PalliativStiftung

 

Wir sehen, alles Leute, die vom Thema keine Ahnung haben und nur ihre Ideologie gegen die Mehrheit durchsetzen wollen.

 

Es wäre hilfreich, wenn Du Deinen Zynismus vorübergehend und zugunsten der Versachlichung der Diskussion ein bisschen bändigen könntest.

 

Das tue ich gerne, wenn andere das auch tun. Im übrigen sind auf den verlinkten Seiten jede Menge sachliche Argumente zu finden. Genau deshalb habe ich sie verlinkt.

 

 

Hospiz- und Palliativverbände und -Stiftungen sind ja ganz nett und auch wichtig und ein Zeichen dafür, dass sich in diesem Bereich etwas tut. Nur garantieren sie noch keine flächendeckende ausreichende Palliativversorgung.

 

 

Das ist auch nicht die Aufgabe dieser Organisationen, sondern der Politik. Allerdings vertreten diese Verbände zahlreiche Haupt- und Ehrenamtler, die in der Tat mit viel Einsatz daran arbeiten, die Palliativversorgung zu verbessern. Schreihälse findet man da eher anderswo.

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Das ist auch nicht die Aufgabe dieser Organisationen, sondern der Politik. Allerdings vertreten diese Verbände zahlreiche Haupt- und Ehrenamtler, die in der Tat mit viel Einsatz daran arbeiten, die Palliativversorgung zu verbessern. Schreihälse findet man da eher anderswo.

 

Danke dass Du mich hier darüber aufklärst, wen Palliativ- und Hospizstiftungen und -Einrichtungen so vertreten und darüber belehrst, was nicht ihre Aufgabe sei. Da wäre ich nach den Jahrzehnten, in denen ich mich in diesem Bereich haupt- und ehrenamtlich eingesetzt habe, von allein nicht drauf gekommen: dass ich mich jahrzehntelang um den Aufbau von Strukturen bemüht und sowas (damals die Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz) vor mehr als 20 Jahren mit gegründet haben könnte, um meine und vor allem die Interessen von Menschen zu vertreten, die ihrer Dienste bedürfen. Und da ich weiss, dass sich die Schreihälse nicht in diesen Einrichtungen finden, habe ich auch "politische Schreihälse" geschrieben. Nett von Dir, dass Du mich trotzdem noch einmal darauf aufmerksam machst.

bearbeitet von Julius
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Es gibt bei den Sterbehilfegegnern anscheinend zwei Hauptargumente:

1. Es ist stets verwerflich, anderen dabei zu helfen, ihr Leben zu beenden.

2. Mißbrauchsgefahr.

 

Welches davon ist das ausschlaggebende?

Für mich die Missbrauchsgefahr. Wie die Aussieht hat Chryso deutlich beschrieben.

Wenn du dein Leben beenden willst ist das deine Entscheidung. Und solange ich nicht in eine Situation komme wo ich überlegen muss ob ich es ethisch vertreten kann dir dabei zu helfen* geht mich das eh nichts an.

 

Sollte der Staat auf die Idee kommen das es doch eine gute Idee ist, für einen liberalen Rechtsstaat, den assistierten Suizid zu legalisieren, dann erwarte ich das er auch die Leitplanken einschlägt dass ausnahmslos jeder die freie Entscheidung behält.

Gesetze von denen Menschen profitieren die sich informieren können gibt es genug.

Weist du, wenn bildungsferne Menschen; Menschen mit Migrationshintergrund und mangelnden Deutschkenntnissen; geistig Behinderte ihre Rechte bei Sozialhilfebehörden oder Finanzämtern nicht einfordern können ist das ungerecht und Schlimm genug. Aber das Leben ist manchmal ungerecht. So zynisch das sein mag.

Soll das selbstbestimmte Sterben genau so unfair sein?

 

* Denkbares Szenario: Merkur ist PflegeheimBewohner auf der Station auf der ich Dienst habe. Bei der Visite des Hausarztes äußert er den Wunsch nach Euthanasie. Die Ärztin sagt: "Kein Problem" und stellt das Rezept für die "erlösungbringenden Tabletten" aus und weist mich an diese dann zu verabreichen. Zusammen mit Merkur und seinen Angehörigen gestalten die Betreuungskräfte ein schönes Abschiedsritual an dessen Ende ich den Tabletten-Coctail verabreichen soll... Sorry, ich müsste wohl sagen das ich dafür nicht zur Verfügung stehe. So verstehe ich meinen Job nicht.

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Denkbares Szenario: Merkur ist PflegeheimBewohner auf der Station auf der ich Dienst habe. Bei der Visite des Hausarztes äußert er den Wunsch nach Euthanasie. Die Ärztin sagt: "Kein Problem" und stellt das Rezept für die "erlösungbringenden Tabletten" aus und weist mich an diese dann zu verabreichen. Zusammen mit Merkur und seinen Angehörigen gestalten die Betreuungskräfte ein schönes Abschiedsritual an dessen Ende ich den Tabletten-Coctail verabreichen soll... Sorry, ich müsste wohl sagen das ich dafür nicht zur Verfügung stehe. So verstehe ich meinen Job nicht.

Also erstmal wird man ja wohl kaum Ärzte oder Pflegekräfte zu der Teilnahme an Sterbehilfen zwingen. So wie auch Patienten lediglich eine Wahlrecht für den Fall der Fälle haben, sollten selbstverständlich auch nur dafür ausgebildete und bereite Sterbehelfer diese Hilfe leisten.

 

Nun ist es übrigens auch so, dass es für Ärzte und Pfleger auch sehr belastend sein kann, Patienten zu betreuen, die sich ohne jede Perspektive wirklich nur noch furchtbar quälen müssen, und deren letzter und größter Wunsch, endlich zu sterben, in jeder Sekunde greifbar ist. Wenn der Patient den Lebenswillen noch in sich trägt, dann weiß man wofür er kämpft. Aber wenn er wirklich nicht mehr will, geht das doch dem professionellsten Betreuer unter die Haut.

bearbeitet von Thofrock
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Nun ist es übrigens auch so, dass es für Ärzte und Pfleger auch sehr belastend sein kann, Patienten zu betreuen, die sich ohne jede Perspektive wirklich nur noch furchtbar quälen müssen, und deren letzter und größter Wunsch, endlich zu sterben, in jeder Sekunde greifbar ist. Wenn der Patient den Lebenswillen noch in sich trägt, dann weiß man wofür er kämpft. Aber wenn er wirklich nicht mehr will, geht das doch dem professionellsten Betreuer unter die Haut.

Natürlich gehen tragische Schicksale auch denen unter die Haut, die beruflich damit befasst sind. Seltsamerweise sind es aber gerade die Ärzteverbände und die Organisationen der Pflegeberufe, die sich vehement gegen eine Legalisierung aktiver Sterbehilfe aussprechen. Vermutlich tun sie das nicht deshalb, weil sie Fundamentalisten sind, sondern weil sie ihren Beruf ähnlich verstehen wie Frank. Und Ärzte betonen immer wieder, dass Schmerzfreiheit möglich ist.

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Und Ärzte betonen immer wieder, dass Schmerzfreiheit möglich ist.

 

Zu "betonen" brauchen sie das nicht, denn dass es möglich ist, Schmerzfreiheit zu erzielen weiss jeder, der mal erfolgreich Aspirin gegen Kopfschmerzen genommen hat. Der Arzt, der "betonen" würde, dass jeder final kranke Patient schmerzfrei gestellt werden könne, wäre aber ein Lügner (ganz abgesehen davon, dass das Thema Schmerz komplexer ist als es sich hier darstellen bzw. mit Medikamenten behandeln lässt). Und weil es gelogen wäre zu behaupten, dass jedem an einer unheilbaren Krankheit leidenden Menschen Schmerzen erspart werden könnten, weiss ich nicht, was Du mit Deiner locker und flockig dahingeworfenen Behauptung eigentlich sagen möchtest.

 

Ziel der Palliativmedizin ist realistischerweise nicht, in jedem Falle Schmerzfreiheit zu erreichen, sondern die Schmerzkontrolle - d.h. Schmerzen in einem Rahmen zu halten, in dem sie vom Patienten toleriert werden können, ohne dass sie ihn zermürben. Ausserdem ist Schmerzfreiheit als Therapieziel zu eindimensional: Palliativmedizin ist darauf gerichtet, auch einem Schwerstkranken noch Lebensqualität zu ermöglichen, z.B. durch Verabreichen von Blutkonserven, um die Symptome einer mit der fortschreitenden Erkrankung einhergehenden Blutarmut für einen bestimmten Zeitraum zu beseitigen (was hier nur ein Beispiel von zahlreichen anderen Maßnahmen zur Hebung der Lebensqualität ist). Zur Lebensqualität gehört noch einiges mehr als Schmerzfreiheit oder Schmerzlinderung.

bearbeitet von Julius
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Und weil es gelogen wäre zu behaupten, dass jedem an einer unheilbaren Krankheit leidenden Menschen Schmerzen erspart werden könnten, weiss ich nicht, was Du mit Deiner locker und flockig dahingeworfenen Behauptung eigentlich sagen möchtest.

 

Ich möchte sagen, dass es Menschen wie den Palliativmediziner und Vorsitzenden der Deutschen Palliativstiftung, Thomas Sitte, gibt, die Aussagen wie diese machen:

 

Das oft herbeizitierte Leiden wegen der Unwirksamkeit der stärksten Schmerzmittel gibt es jedenfalls nicht. Man kann jedem Menschen seine Schmerzen hundertprozentig nehmen mit dem Risiko, dass er dann vielleicht immer müder wird und letztendlich vielleicht sanft in den Tod hineinschläft.

 

Quelle

 

Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, ist dieser Ansicht

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Und Ärzte betonen immer wieder, dass Schmerzfreiheit möglich ist.

 

Ja, das wird immer wieder betont. Ich halte das für derzeit leider nicht erreichbar, selbst unter den besten Bedingungen nicht. Krebsschmerzen im Endstadium sind dermaßen stark und zentral, dass man sie kaum in den Griff bekommt (ich bin kein Mediziner, bin jedoch durch zwei entsprechende Todesfälle im engen Familienkreis "hautnahe" dabei gewesen).

 

Zum einen passen die Bedingungen nicht: Man arbeitet heute üblicherweise mit Opioiden wie Morphinsulfat oder Dipidolor. Die Dinger sind auf BTM zu bekommen und es gibt keine Höchstverschreibungsgrenzen bei Krebsschmerzen im Endstadium. Aber immer noch trauen sich sehr viele Ärzte nicht, das Zeug so richtig zu verschreiben (auch in einer großen süddeutschen Universitätsklinik hatte man diese Vorbehalte - nachdem die Schmerzpumpe leergelaufen war, erklärte die Schmerzschwester, die Tagesdosis sei erreicht und es dürfe erst wieder am nächsten Tag das Dipidolor nachgefüllt werden - eigentlich ein Skandal).

 

Zum anderen gehen bei extrem starken Schmerzen die notwendigen Mengen an Mitteln so dermaßen hoch, dass man teilweise das Zeug weit über der Atemlähmungsgrenze verabreicht - umbringen tut es nicht, da der Körper sich daran gewöhnt hat. Aber die Nebenwirkungen steigen an.

 

Drittens kriegt man auch mit einer richtig funktionierenden Schmerztherapie, die korrekt berechnet ist, oft stärkste Schmerzen nicht weg. Leider. Dann kommt die nächste Stufe: Man mischt das Opioid mit Midazolam und sediert somit. Und Midazolam in Daueranwendung ist zumindest aus meiner Sicht nicht mehr arg weit entfernt von aktiver Sterbehilfe - nur mit dem Unterschied, dass es nicht sofort umbringt. Und auch Midazolam ist in diesen Mengen BTM-pflichtig - also müssen zwei BTM verschrieben werden.

 

Ich frage mich aber tatsächlich, wo der Unterschied zwischen verbotener aktiver Sterbehilfe und nicht verbotener terminaler Sedierung liegt - außer in der Definition und in einem zumindest theoretisch anderen Ziel.

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