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Wer ist Dir Dein liebster Bischof?


Petrus

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Als Nicht-Katholik ist meine Meinung ziemlich irrelevant.

 

Mein Ortsbischof (Cordileone) von San Francisco ist ziemlich furchtbar. Eine Fehlbesetzung: In der aufgeschlossensten Gegenden der USA ist der Erzbischof ultra-konservativ, und ganz offen anti-schwul (in einer Stadt, in der ungefähr 15% oder 20% der Bevölkerung, einschliesslich der Katholiken, schwul sind). Seine beiden Vorgaenger waren auch nicht besser (Niederauer war genauso schlimm, und Levada hat die harte Faust nur hinter Samthandschuhen versteckt). Manchmal hat man das Gefühl, dass der Vatikan und der päpstliche Nuntius ganz absichtlich die Gläubigen ohrfeigt.

 

Mein Lieblings-Bischof ist zur Zeit Bischof (nicht Erzbischof) Zielinski von der winzigen Diözese Fairbanks (die größte Diözese der USA was die Fläche angeht, eine der kleinsten nach Bevölkerung). Kein studierter Theologie-Professor und Doktor, sondern ein echter Seelsorger (mit Erfahrung in armen Gegenden und im Militär). Als Angler und Outdoorsman passt er in eine der letzten richtig wilden Gegenden der USA.

Mich interessiert deine Meinung. Wie hoch ist denn in San Francisco der Anteil spanischsprechener Katholiken und haben diese eine signifikant andere Einstellung zu HS als der Rest der Population?

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Wie hoch ist denn in San Francisco der Anteil spanischsprechener Katholiken und haben diese eine signifikant andere Einstellung zu HS als der Rest der Population?

Da muss man jetzt unterscheiden, zwischen der Stadt San Francisco, und dem Erzbistum (das mehr oder weniger von der "Bay Area", auch Silicon Valley genannt, dominiert wird).

 

In der Stadt S.F. selber (ziemlich klein, weniger als eine Million Leute, das Oberzentrum mit Oper, Kunstgalerien, Appellationsgericht, und so) ist die Hispanische/Mexikanische/Spanisch-sprechende Gruppe nicht sehr gross; vor allem beherrscht sie nicht die Kultur. Im Gegenteil, die größte nicht-weisse Gruppe sind dort Chinesen (die Weissen sind nicht in der Mehrheit). Wenn ich mich richtig erinnere, sind Asiaten (wenn man die alle in einen Topf wirft, was in Anbetracht der kulturellen Unterschiede zwischen z.B. Philipinos, Indern, Chinesen, und Japanern etwas schwachsinnig ist, aber die Statistik schert das nicht) sogar die Mehrheit. Von daher ist glaube ich das katholische Milieu in der Stadt selber nicht sehr hispanisch. Die Stadt S.F. ist auch seit einem halben Jahrhundert das Mekka von LGBT Gruppen, wo Homosexualitaet seit langem kein Makel mehr ist, und sich daher durch Einwanderung vergrößert; ich schätze mal, dass vielleicht 20% der Bevölkerung dort offen schwul ist. Und das ist sicher auch in den verschiedenen Kirchen nicht anders (der LGBT Anteil ist in konservativ-religioesen Gruppen sicher etwas niedriger als in der Bevölkerung, aber mit Sicherheit nicht Null).

 

Aber: Im Rest der Bay Area ist vieles anders. Vor allem haben viele Städte in der Gegend einen viel höheren hispanischen Bevölkerungsanteil: in San Jose, der größten Stadt der Gegend, sind Menschen mexikanischer Herkunft glaube ich die größte Bevölkerungsgruppe (aber auch nicht in der Mehrheit). In diesen Städten ist vor allem die katholische Kirche vor allem eine Kirche der Hispaniker. Wie Du richtigerweise bemerkst, sind die in sozialen Fragen (Homosexualitaet, Ehe, Abtreibung) etwas konservativer als Weisse, aber nicht so konservativ wie die meisten Asiaten. Nur: In der ganzen Gegend ist die politische und gesellschaftliche Grundströmung sehr offen und liberal, und die Unterschiede sind eher kleine Schattierungen.

 

Von daher ist ein anti-schwuler Erzbischof mit einer harten autoritären und konservativen Grundeinstellung und entsprechend kantiger Ausdrucksweise hier einfach eine Fehlbesetzung. Das wäre in Texas oder Kansas anders, aber hier eckt der gute Mann überall an. Das wäre genau wie ein Erzbischof in Köln, der den Karneval verachtet, oder einer in München, der keine Würste mag: theologisch vielleicht akzeptabel, aber trotzdem nicht passend.

 

Nebenbemerkung: Die ganze Gegend spaltet sich immer mehr nach Gruppen-Zugehörigkeit auf: San Jose wird immer hispanischer, Cupertino und Saratoga chinesischer, Fremont indischer, Oakland und Richmond schwärzer, und Los Gatos und Morgan Hill immer weisser. Es gibt zwar offiziell keine Rassentrennung, aber die Leute trennen sich freiwillig. Zum Beispiel war ich vor einer Weile bei einer katholischen Gemeinde in Cupertino zu Besuch, und dort sind die meisten Mitglieder Chinesen, mit einer kleinen weissen Minderheit, und keinen Mexikanern. In Wirklichkeit ist das ein Symptom einer größeren Mobilität: Kalifornien und Massachussets werden auch immer demokratischer, während Oklahoma und Kansas immer republikanischer werden. Ich halte diese Rassen- und Meinungstrennung für ein schweres Problem, aber es ist halt menschlich.

bearbeitet von Baumfaeller
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