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Kinderbeichte - ein Relikt vor dem gesellschaftlichen Aus?


Shubashi

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Aktuell gab es in verschiedenen Medien Artikel, welche die Kinderbeichte im Erstkommunionalter als tendenziell missbrauchsanfällig Praxis beschreiben, die besser unterbleiben sollte.

Ich denke, die Kirche täte gut daran, nicht auf solchen Praktiken zu bestehen.

(Persönlich habe ich keine schlechten Erinnerungen an die Beichtpraxis - bin aber auch ein katholisches Gückskind.)

 

bearbeitet von Shubashi
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vor 1 Minute schrieb Shubashi:

Ich denke, die Kirche täte gut daran, nicht auf solchen Praktiken zu bestehen.

Sie besteht doch auch nicht mehr drauf. Bei meiner Tochter war das freiwillig (ausnahmslos alle wollten... nach einer wirklich hervorragenden Hinführung zum Thema von unserem Pasti).

 

Oder ist das nur bei uns so gewesen?

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Bei uns ist die Kinderbeichte immer noch obligatorisch. Ich hasse es.

 

Vorallem, weil die Eltern zu 97% seit ihrer EK selbst nicht mehr beichten waren...

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vor 5 Minuten schrieb Flo77:

Bei uns ist die Kinderbeichte immer noch obligatorisch. Ich hasse es.

Hängt das dann vom Bistum ab?

 

Ich fand gut, dass es freiwillig war. Ich fand es aber auch toll, dass sich alle Kinder dafür entschieden haben... und es sogar  Gedrängel in der Schlange gab 😄.

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vor 4 Minuten schrieb Kara:

Hängt das dann vom Bistum ab?

 

Das hängt vom jeweiligen Pfarrer ab.

 

Dort, wo ich Einblick habe, gibt es eine altersgerechte, längerfristige Hinführung (also nicht nur eine EKo-Stunde) auf dieses Sakrament. Der Empfang ist in einen Gottesdienst für Kinder und Eltern eingebettet. Für Eltern gibt es - freiwillig - zwei (in der Regel gut besuchte) Elternabende zum Thema Sakrament der Versöhnung.

Zum Empfang wird niemand gezwungen. Die Erfahrung zeigt dass nahe 100% der Kinder die Möglichkeit in Anspruch nehmen und ca. 50-60% der Eltern.

Ein wichtiger Faktor ist meiner Beobachtung nach, dass die Priester, die das Sakrament spenden, eng in die Vorbereitung eingebunden werden, dass die Kinder und die Eltern sie erleben und "abchecken" können. Und natürlich ist dafür gesorgt, dass auch immer ein völlig außenstehender Priester da ist, für alle jene, die genau das möchten. Aber auch dieser wird vorab über die Inhalte der Beichtvorbereitung der Kinder und die Inhalte der Elternabend gebrieft.
Diese Art Modell steht und fällt mit den drei Pfeilern: altersgerechte, sich wiederholende Vorbereitung der Kinder, Hören auf die Erwartungen und Vorbehalte der Eltern und Priestern, die über ein gerütteltes Maß an Wissen im Bereich kindlicher Entwicklungspsychologie verfügen.

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36 minutes ago, Kara said:

Hängt das dann vom Bistum ab?

 

Ich fand gut, dass es freiwillig war. Ich fand es aber auch toll, dass sich alle Kinder dafür entschieden haben... und es sogar  Gedrängel in der Schlange gab 😄.

 

Wie gesagt, ich habe ebenfalls nur positive Erinnerung - aber uns war das aber nicht mit EKo verbunden, sondern einige Jahre später.

Freiwillig ist es ja sowieso? Ein Pastor, der bei sowas Druck machte, wäre vermutlich heutzutage eher schräge?

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vor 13 Minuten schrieb Shubashi:

Freiwillig ist es ja sowieso? Ein Pastor, der bei sowas Druck machte, wäre vermutlich heutzutage eher schräge?

Leider kenne ich da Beispiele.

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Da wurde „früher“ auch kein „Druck“ gemacht . Es war einfach völlig selbstverständlich, dass man da teilzunehmen hatte. War eine im Nachhinein völlig blödsinnige Veranstaltung. (“Ich habe in der Schule geschwätzt. Ich habe mein Zimmer nicht aufgeräumt.”)
 

Werner

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Früher spielte die Beichte wohl durchaus beim Missbrauch eine wichtige Rolle, aber das wird sich heute vermutlich so kaum noch sagen lassen, und die Anzahl der Missbrauchsfälle hat sich (soweit man weiß) ja auch sehr reduziert.

Früher wurde die Beichte jedoch davon unabhängig von nicht wenigen Kindern als Belastung wahrgenommen. Cornwell hat in seinem Buch über die Beichte auch ausführlich über die Kinderbeichte geschrieben (welche vor allem auf Pius X. zurückgeht), und er schildert wie man damals die Kinder unter Druck gesetzt hat, indem man Kirchengeboten und der "Unkeuschheit" [sic!] einen bedeutenden Platz eingeräumt und mit den Folgen gedroht hat. Selbst wenn man "Exzesse" weglässt, ist vieles verstörend. Um Cornwell zu zitieren:

 

"In der Folge wurde das Gewissen katholischer Kinder schon in einem unangemessenen Stadium ihrer emotionalen und geistigen Entwicklung belastet, indem man ihnen ständig die Lehren der Kirche über die »Todsünden« ins Gedächtnis rief – derjenigen Sünden, die den Tod der Seele bedeuten, und, wie es im Kinderkatechismus hieß, Gottes »furchtbare Strafen« nach sich zogen. Man brachte den Kindern bei, dass die Seele eines Menschen, der im Zustand der Todsünde stirbt, in alle Ewigkeit in der Hölle schmoren muss. Schwere Sünden oder Todsünden umfassten den Bruch der Zehn Gebote und die sieben Hauptsünden, die sich damit überlappten. Nur wenige dieser Sünden konnten auf eine »schwere« Art überhaupt von kleinen Kindern begangen werden. Also unterrichtete man sie über die permanente Gefahr derjenigen Todsünden, die sogar Kinder begehen können: unreine Taten, unreine Worte und unreine Gedanken – eine Methode, die bei ihnen Schuldgefühle in Bezug auf den eigenen Körper und die Körper anderer Menschen hervorrief. In den Jahren vor und während der Pubertät widmeten sich Beichtväter und Katecheten extrem ausführlich den sexuellen Sünden und riefen damit auf Jahre hinaus Gewissensbisse und Schuldgefühle hervor. Außerdem gab es Sünden des Ungehorsams gegenüber der Kirche. Zum Beispiel war es eine Todsünde, am Sonntag und anderen gebotenen Feiertagen nicht zur Messe gehen. Auch die Verspätung beim Messebesuch, der Bruch des vor dem Empfangen der Kommunion vorgeschriebenen Fastens oder Fleischkonsum am Freitag waren Todsünden. [...] Man redete ihnen ein, dass zwischen der ewigen Strafe für den Mord an einem Menschen und für die Verspätung in der Sonntagsmesse kein großer Unterschied bestand."

 

Cornwell berichtet dann auch von zahlreichen Fällen, in denen Kinder wegen nichtigkeiten Gewissenbisse hatten.

 

Das läuft heutzutage sicher anders, zumindest in unserem Kulturkreis. Aber eigentlich hat sich die Lehre der Kirche ja nicht wirklich geändert, außer was das Fleisch am Freitag und die Länge der Dauer, in der jemand vor der Kommunion nicht essen und trinken darf, angeht. "Eigentlich" müsste man auch heute ähnlich lehren wie damals. "Eigentlich" müsste man den Kinder beispielsweise beibringen, dass ein Versäumnis der Messe eine Todsünde ist und ohne gravierende schuldmindernde Gründe oder rechtzeitige Reue für alle Ewigkeit in die Hölle führt usw.

 

Vielleicht ist das jetzt provokativ ausgedrückt, aber solange der offizielle Sündenkatalog der Kirche sich nicht ändert, ist die Kinderbeichte im Grunde doch nur dann entwicklungspsychologisch verantwortbar, wenn man die offizielle kirchliche Lehre weitgehend ausklammert und sie gerade nicht lehrt. Und man müsste sich fragen,ob dasselbe nicht auch für die Beichte zumindest jüngerer Jugendlicher gilt.

bearbeitet von iskander
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vor einer Stunde schrieb iskander:

Früher spielte die Beichte wohl durchaus beim Missbrauch eine wichtige Rolle, aber das wird sich heute vermutlich so kaum noch sagen lassen, und die Anzahl der Missbrauchsfälle hat sich (soweit man weiß) ja auch sehr reduziert.

Früher wurde die Beichte jedoch davon unabhängig von nicht wenigen Kindern als Belastung wahrgenommen. Cornwell hat in seinem Buch über die Beichte auch ausführlich über die Kinderbeichte geschrieben (welche vor allem auf Pius X. zurückgeht), und er schildert wie man damals die Kinder unter Druck gesetzt hat, indem man Kirchengeboten und der "Unkeuschheit" [sic!] einen bedeutenden Platz eingeräumt und mit den Folgen gedroht hat. Selbst wenn man "Exzesse" weglässt, ist vieles verstörend. Um Cornwell zu zitieren:

 

"In der Folge wurde das Gewissen katholischer Kinder schon in einem unangemessenen Stadium ihrer emotionalen und geistigen Entwicklung belastet, indem man ihnen ständig die Lehren der Kirche über die »Todsünden« ins Gedächtnis rief – derjenigen Sünden, die den Tod der Seele bedeuten, und, wie es im Kinderkatechismus hieß, Gottes »furchtbare Strafen« nach sich zogen. Man brachte den Kindern bei, dass die Seele eines Menschen, der im Zustand der Todsünde stirbt, in alle Ewigkeit in der Hölle schmoren muss. Schwere Sünden oder Todsünden umfassten den Bruch der Zehn Gebote und die sieben Hauptsünden, die sich damit überlappten. Nur wenige dieser Sünden konnten auf eine »schwere« Art überhaupt von kleinen Kindern begangen werden. Also unterrichtete man sie über die permanente Gefahr derjenigen Todsünden, die sogar Kinder begehen können: unreine Taten, unreine Worte und unreine Gedanken – eine Methode, die bei ihnen Schuldgefühle in Bezug auf den eigenen Körper und die Körper anderer Menschen hervorrief. In den Jahren vor und während der Pubertät widmeten sich Beichtväter und Katecheten extrem ausführlich den sexuellen Sünden und riefen damit auf Jahre hinaus Gewissensbisse und Schuldgefühle hervor. Außerdem gab es Sünden des Ungehorsams gegenüber der Kirche. Zum Beispiel war es eine Todsünde, am Sonntag und anderen gebotenen Feiertagen nicht zur Messe gehen. Auch die Verspätung beim Messebesuch, der Bruch des vor dem Empfangen der Kommunion vorgeschriebenen Fastens oder Fleischkonsum am Freitag waren Todsünden. [...] Man redete ihnen ein, dass zwischen der ewigen Strafe für den Mord an einem Menschen und für die Verspätung in der Sonntagsmesse kein großer Unterschied bestand."

 

Cornwell berichtet dann auch von zahlreichen Fällen, in denen Kinder wegen nichtigkeiten Gewissenbisse hatten.

 

Das läuft heutzutage sicher anders, zumindest in unserem Kulturkreis. Aber eigentlich hat sich die Lehre der Kirche ja nicht wirklich geändert, außer was das Fleisch am Freitag und die Länge der Dauer, in der jemand vor der Kommunion nicht essen und trinken darf, angeht. "Eigentlich" müsste man auch heute ähnlich lehren wie damals. "Eigentlich" müsste man den Kinder beispielsweise beibringen, dass ein Versäumnis der Messe eine Todsünde ist und ohne gravierende schuldmindernde Gründe oder rechtzeitige Reue für alle Ewigkeit in die Hölle führt usw.

 

Vielleicht ist das jetzt provokativ ausgedrückt, aber solange der offizielle Sündenkatalog der Kirche sich nicht ändert, ist die Kinderbeichte im Grunde doch nur dann entwicklungspsychologisch verantwortbar, wenn man die offizielle kirchliche Lehre weitgehend ausklammert und sie gerade nicht lehrt. Und man müsste sich fragen,ob dasselbe nicht auch für die Beichte zumindest jüngerer Jugendlicher gilt.

Cornwells Zitat benennt beeindruckend und erdrückend die Ursachen für das Sacco-Syndrom (kirchlich bedingte psychische Erkrankungen). 

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So langsam müsste dieses Forum dem Autoren Cornwell Tantiemen auszahlen. Und die Kirche ihn zum Chefkonsultor für alle Angelegenheiten ernennen. Der Mann hat ja sprichwörtlich für jedes Problem der katholischen Kirche eine Lösung und ein Buch parat. /Ironie aus

 

 

Die obigen Ausführungen waren mir unterdessen nicht unbekannt. Die werden allerspätestens seit Veröffentlichung der MHG-Studie im Bereich der Hochschultheologie herumgereicht wie ein neues Evangelium. 

bearbeitet von Studiosus
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Im Übrigen habe ich, sozusagen im Sinne einer Übertragung, oft erlebt, dass Eltern ihre vielleicht nicht idealen Erfahrungen mit der Erstbeichte auf ihre Sprösslinge übertragen. Die Kinder selbst stehen oder stünden diesem Sakrament weitaus unbefangener gegenüber, wenn ihnen nicht von den Erwachsenen solche Schauergeschichten, die sicher auch zutreffend waren, tradiert würden. Damit beraubt man die künftigen Generationen einer neutralen Eigenerfahrung.

 

Außerdem sind Erfahrungsberichte im zeitlichen Abstand von Jahrzehnten nicht unbedingt aussagekräftig. In der Pastoral, insbesondere mit Kindern, hat sich unglaublich viel getan. Die Erstbeichte ist sicher kein traumatisierendes Ereignis mehr und der Beichtstuhl keine Folterkammer. 

 

Daher wäre das erste, was ich tun würde, die Eltern der Kommunionkinder beiseite zu nehmen und sie zu bitten, ihren Kindern zuhause bitte keine Angst vor der Beichte einzureden. 

 

Und weiters bin ich ein strenger Verfechter des klassischen, nach Pönitent und Priester getrennten Beichtstuhles. Beichtzimmer sind zwar an und für sich in Ordnung, aber mit Blick auf Übergriffe nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Wenn man ganz auf Nummer sicher gehen will, so könnte man - wenn die Unhörbarkeit für andere Anwesende gegeben ist - auch eine Beichte "im Freien", etwa an einem einsehbaren Ort im Kirchenraum, in Betracht ziehen (in der Orthodoxie ist das scheinbar noch Praxis und der tradionelle Beichtstuhl unbekannt). 

bearbeitet von Studiosus
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“Normale” Kinder brauchen weder eine psychiatrische Behandlung noch eine Beichte

 

Werner

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vor 30 Minuten schrieb Studiosus:

. In der Pastoral, insbesondere mit Kindern, hat sich unglaublich viel getan. Die Erstbeichte ist sicher kein traumatisierendes Ereignis mehr und der Beichtstuhl keine Folterkammer. 

Da gebe ich dir im Grunde absolut recht! Nur bei deinem Wörtchen "sicher" taucht bei mir ein Fragezeichen auf. Inwiefern stimmt das, was @iskander oben meinte? Was wenn ein Priester heute noch Angst macht vor Todsünden. Und vor der ewigen Hölle "warnt"? Könnte der sich nicht einfach auf die Lehre der Kirche berufen? Er wolle doch nur das "Heil der Seelen"! Es ist seine Pflicht (auch Kinder) darauf "hinzuweisen". Könnte man so einem Priester ganz klar und mit offiziellen Dokumenten, eines besseren belehren? Anders gefragt, steht in irgend einem offiziellen verbindlichen lehramtlichen Dokument, dass es nicht erlaubt ist, Kindern, oder überhaupt Pönitenten, Angst vor der Hölle zu machen?

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vor 10 Minuten schrieb Werner001:

“Normale” Kinder brauchen weder eine psychiatrische Behandlung noch eine Beichte

 

Werner

 

Ersteres kann ich nicht beurteilen, eine Beichte kann man hingegen ab dem Zeitpunkt "brauchen", ab dem der Vernunftgebrauch so weit gediehen ist, dass eine Unterscheidung von Gut und Böse möglich ist (inchoativ; kein Mensch verlangt von einem Kind eine Eigenbetrachtung im Stile und Umfang Mark Aurels). 

 

Diese Grad der Vernunfterlangung koinzidiert passenderweise meist auch mit dem Zeitpunkt, an dem ein Kind die Eucharistie von gewöhnlicher Speise zu distinguieren lernt, weshalb die Frühkommunion im Sinne von Quam singulari nicht unbedingt "traditionell" ist, aber durchaus Sinn ergibt. So auch das Junktim von Erstbeichte und Erstkommunion. 

 

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vor 5 Minuten schrieb Aleachim:

Da gebe ich dir im Grunde absolut recht! Nur bei deinem Wörtchen "sicher" taucht bei mir ein Fragezeichen auf. Inwiefern stimmt das, was @iskander oben meinte? Was wenn ein Priester heute noch Angst macht vor Todsünden. Und vor der ewigen Hölle "warnt"? Könnte der sich nicht einfach auf die Lehre der Kirche berufen? Er wolle doch nur das "Heil der Seelen"! Es ist seine Pflicht (auch Kinder) darauf "hinzuweisen". Könnte man so einem Priester ganz klar und mit offiziellen Dokumenten, eines besseren belehren? Anders gefragt, steht in irgend einem offiziellen verbindlichen lehramtlichen Dokument, dass es nicht erlaubt ist, Kindern, oder überhaupt Pönitenten, Angst vor der Hölle zu machen?

 

Das könnte theoretisch passieren. Querschläger gibt es auch im Klerus einige. Aber wenn man sein Kind in einer normalen Pfarrei mit einem nach heutigen Standards ausgebildeten Pfarrer zur Erstkommunion führt und nicht gerade bei der Piusbruderschaft, dann halte ich die Möglichkeit eines Traumas in Folge von Höllenangst für sehr gering. 

 

Der heutige Klerus, so zumindest meine Beichterfahrungen als Erwachsener, neigt oftmals eher ins andere Extrem. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 48 Minuten schrieb Studiosus:

Wenn man ganz auf Nummer sicher gehen will, so könnte man - wenn die Unhörbarkeit für andere Anwesende gegeben ist - auch eine Beichte "im Freien", etwa an einem einsehbaren Ort im Kirchenraum, in Betracht ziehen

Das ist meiner Beobachtung nach inzwischen das Standardmodell.
Unhörbarkeit und Warteschlange in der Nähe des Beichstuhls ist ja auch nochmal so ein Thema. Vor allem bei Kindern, die keinen Grund sehen (warum auch?), zu flüstern.

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vor 6 Minuten schrieb gouvernante:

Genau so nicht.

 

 

Sehr apodiktisch. Das entscheidet ja immer noch der Zuständige vor Ort, wie er dieses Thema angeht. 

 

Im Übrigen schließt die höfliche Bitte (von Anweisung war zumindest bei mir keine Rede), den Kindern die Beichte nicht a priori madig zu machen, nicht aus, dass man auch mit den Erwachsenen ihre Erfahrungen aufarbeitet. Alles am richtigen Platze und zur rechten Zeit. 

 

Wenn man das klug genug anstellt, kann man im Idealfall vielleicht sogar den einen oder anderen Elternteil in Punkto Beichte wieder ins Boot holen. 

 

Und darüber hinaus würde ich nochmal sehr zwischen der Übertragung von Traumata auf die Kinder und ihrer Ermächtigung (Wenn der Priester etwas macht oder sagt, dann musst Du nicht... etc.) unterscheiden wollen. Ersteres halte ich für fatal, letzteres für sinnvoll. Gerade mit Blick auf die solicitatio

 

bearbeitet von Studiosus
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Ich glaube nicht, dass die Elterngeneration von heute noch schlechte Erfahrungen gemacht hat und ihren Kindern Ängste einreden würde. Von Ausnahmen, die es immer gibt, abgesehen.

Meine Erstbeichte war 1988 und absolut nicht schlimm. Keiner hat uns vor irgendetwas Angst gemacht, die Zeiten waren da doch schon lange vorbei. Ich fand die Vorbereitung nur leicht nervig, weil man so viel Formalkram auswendig lernen musste (heute gibt es überhaupt keine Form mehr, sehr angenehm).

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vor 1 Minute schrieb Studiosus:

 

Sehr apodiktisch. Das entscheidet ja immer noch der Zuständige vor Ort, wie er dieses Thema angeht. 

 

Im Übrigen schließt die höfliche Bitte (von Anweisung war zumindest bei mir keine Rede), den Kindern die Beichte nicht a priori madig zu machen, nicht aus, dass man auch mit den Erwachsenen ihre Erfahrungen aufarbeitet. Alles am richtigen Platze und zur rechten Zeit

 

Zum einen: bei uns warten die Kinder am Portal und der Beichthörer im Altarraum. Soweit ich mich erinnere wird jedes Kind nach der Beichte von einer Katechetin abgefangen, deren Job es ist das Schlimmste zu verhindern.

 

Zum nächsten: nein, die Fähigkeit der Unterscheidung von Gut von Böse bedeutet nicht, daß ein Kind sündigen kann. Diese Zwangsveranstaltung ist eine Farce, die nur und ausschließlich Kindern aufgezwungen wird, die sich nicht wehren können und dem Druck der Gruppe ausgesetzt werden.

 

Zum dritten: 99% der Eltern und Kinder sieht man spätestens 2 Jahre nach der EK nicht mehr wieder. Irgendwie habe ich nicht den Eindruck hier würde eine Bindung hergestellt.

 

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vor 1 Stunde schrieb Studiosus:

So langsam müsste dieses Forum dem Autoren Cornwell Tantiemen auszahlen. Und die Kirche ihn zum Chefkonsultor für alle Angelegenheiten ernennen. Der Mann hat ja sprichwörtlich für jedes Problem der katholischen Kirche eine Lösung und ein Buch parat. /Ironie aus

 

Es täte der Kirche womöglich gut, sich sein Buch über die Beichte einmal nüchtern und vorurteilsfrei anzusehen...

 

vor 34 Minuten schrieb Studiosus:

Ersteres kann ich nicht beurteilen, eine Beichte kann man hingegen ab dem Zeitpunkt "brauchen", ab dem der Vernunftgebrauch so weit gediehen ist, dass eine Unterscheidung von Gut und Böse möglich ist (inchoativ; kein Mensch verlangt von einem Kind eine Eigenbetrachtung im Stile und Umfang Mark Aurels). 

 

In einem "elementaren" Sinne kann man das sicher früh, aber die Frage ist, in welchem Maße das bereits Schuldfähigkeit im eigentlichen Sinne impliziert.

 

vor 34 Minuten schrieb Studiosus:

Diese Grad der Vernunfterlangung koinzidiert passenderweise meist auch mit dem Zeitpunkt, an dem ein Kind die Eucharistie von gewöhnlicher Speise zu distinguieren lernt, weshalb die Frühkommunion im Sinne von Quam singulari nicht unbedingt "traditionell" ist, aber durchaus Sinn ergibt. So auch das Junktim von Erstbeichte und Erstkommunion.

 

Wenn damit die verantwortliche sittliche Vernunft gemeint ist, hat man aber vor Pius X. lange Zeit ganz anders gesehen. Es gab zwar keine einheitlichen Regelungen, aber die Kinderbeichte war unüblich (soweit sie überhaupt vorkam; das habe ich jetzt nicht mehr im Gedächtnis). Ebenso der Kommunionempfang vor 14. Mit dem Ausdruck "Nicht unbedingt 'traditionell'" wird dieser Bruch ziemlich diplomatisch umschrieben.

 

vor 32 Minuten schrieb Studiosus:

Das könnte theoretisch passieren. Querschläger gibt es auch im Klerus einige. Aber wenn man sein Kind in einer normalen Pfarrei mit einem nach heutigen Standards ausgebildeten Pfarrer zur Erstkommunion führt und nicht gerade bei der Piusbruderschaft, dann halte ich die Möglichkeit eines Traumas in Folge von Höllenangst für sehr gering.

 

Das mag sein, aber liegt das dann nicht gerade daran, dass man die Lehre der Kirche nicht ernst nimmt, um Aleachims und meine eigene ursprüngliche Frage aufzunehmen?

Wenn jede Verletzung etwa der Sonntagspflicht als "schwere Sünde" gilt, müsste man das dann nicht eigentlich den Kindern so auch beibringen und die schwerwiegenden potentiellen Implikationen in aller Deutlichkeit erklären?

Wenn jeder sexuelle Impuls (dem "zugestimmt" wird) als "unrein" gilt und die genauen Umstände und die genaue Anzahl solcher "Sünden" zu beichten sind, müsste man das dann nicht ebenso vermitteln?

 

Oder anders gesagt: Wenn man einmal von den Exzessen und Sadismen absieht, die mitunter aus früheren Zeiten berichtet werden: Müsste man es dann nicht eigentlich so halten wie früher, wenn vielleicht auch in einem moderneren pädagogischen Gewand? Müsste jemand, der wie Du auf dem Boden der gesamten gültigen Lehre steht, das nicht geradezu fordern?

 

Und mehr noch: Müsste man nicht auch klar sagen, dass das Verschweigen von "schweren Sünden" (die nach Meinung der Kirche welche sind) die Beichte ungültig macht und sogar (erneut) schwer sündhaft ist?

Und dementsprechend, dass die Beichte nur dann einen Sinn hat, wenn sie die gesamte offizielle kath. Moral rückhaltlos zustimmen, weil die Beichte (sofern sie gegen diese Moral verstoßen haben) ansonsten die Sünde nicht aufhebt, sondern noch vergrößert?

 

Oder nochmals anders gesagt: Wenn man von fehlender Sensibilität absieht: Haben die "Querschläger" nicht im Sinne der offiziellen Lehre vollkommen recht?

bearbeitet von iskander
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vor 15 Minuten schrieb Flo77:

Zum einen: bei uns warten die Kinder am Portal und der Beichthörer im Altarraum. Soweit ich mich erinnere wird jedes Kind nach der Beichte von einer Katechetin abgefangen, deren Job es ist das Schlimmste zu verhindern.

 

Was ist das Schlimmste? Bzw. was erzählt die den Kindern dann? Oder ist das eine Art nachgängige Reflexion über das Erlebte? Dagegen würde ja nichts sprechen. 

 

Es tut mir leid, aber wenn ich deine Ausführungen zur Beichte höre, dann finde ich mich und meine Erfahrungen (ja, ich habe regulär vor der Erstkommunion gebeichtet - ohne Kriseninterventionsteam) da nicht wieder. Bei Dir klingt die Beichte wie eine Höllenfabrik, deren Schlund man unschuldige Kinder überlässt und die gebrochen wieder ausgespien werden. 

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vor 17 Minuten schrieb iskander:

Wenn damit die verantwortliche sittliche Vernunft gemeint ist, hat man aber vor Pius X. lange Zeit ganz anders gesehen. Es gab zwar keine einheitlichen Regelungen, aber die Kinderbeichte war unüblich (soweit sie überhaupt vorkam; das habe ich jetzt nicht mehr im Gedächtnis). Ebenso der Kommunionempfang vor 14. Mit dem Ausdruck "Nicht unbedingt 'traditionell'" wird dieser Bruch ziemlich diplomatisch umschrieben.

 

 

Freilich ist das diplomatisch. Ich habe keinen Grund, diese Neuordnung des Hl. Pius X. zu kritisieren, da ich sie für recht stimmig empfinde. 

 

Richtig ist jedoch auch, dass jedem, der rudimentäre Kenntnisse der Liturgiegeschichte besitzt, klar ist, dass das eine absolute Neuerung darstellte. Früher war die Reihung der Initiationssakramente eine andere: Die Firmung erfolgte meist vor der Erstkommunion. Das beginnt sich, wenn mich meine Erinnerung an Meßners Einführung hier nicht trügt, erst im 19. Jhd. in Frankreich zu verändern. In diese Kerbe schlägt Pius X. mit Quam singulari - verbunden mit der Anregung des häufigen Kommunionempfangs - und allmählich wird das universalkirchlicher Standard. Dass damit auch die Erstbeichte weiter nach vorne rückt, ist eine logische Konsequenz. 

bearbeitet von Studiosus
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