Jump to content

Kinderbeichte - ein Relikt vor dem gesellschaftlichen Aus?


Shubashi

Recommended Posts

vor 9 Minuten schrieb Studiosus:

Der weitaus häufigere Fall dürfte allerdings darin bestehen, dass der Pönitent, wiewohl er um die Sündhaftigkeit seiner Handlungen in den Augen der Kirche weiß, selbst sie für keine Sünde hält und folglich weder bekennt, noch bereut, noch den Vorsatz fasst, davon abzustehen.

Wie soll das anders gehen? Er könnte das natürlich beichten, müßte dann aber sofort dazusetzen, dass er gerade unaufrichtig gewesen wäre und dies nun ebenfalls beichte (wobei die erforderlich Reue wohl problematisch wäre).

bearbeitet von Merkur
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 41 Minuten schrieb Studiosus:

Nun geben Eltern, bei aller Liebe, nicht die Sittenlehre der Kirche vor und bestimmen auch nicht die Ausgestaltung eines Sakramentes. Das mag de facto zwar so laufen, ist aber ein schwerer Eingriff in die Freiheit der Kirche.

 

Das ist richtig. Aber es gibt ernsthafte Hinweise (ich habe sie in anderen Threads berichtet) darauf, dass die kath. Sittenlehre psychologisch schädlich ist. Ähnliches dürfte für die Lehre von den höllenbewehrten Kirchengeboten gelten. Insofern stellt sich die Frage, inwieweit verantwortliche Eltern ihre Kinder in die Beichte schicken könnte, wenn die Kirche tatsächlich und in der Praxis auf ihrer Lehre beharren würde.

 

vor 39 Minuten schrieb Studiosus:

Und ob das eigenmächtige und wider besseres Wissen erfolgende Zurückweisen der Sündhaftigkeit dessen, was die Kirche als Sünde deklariert, nicht bereits ein schuldhaftes Verschweigen darstellte und somit die Beichte als solche ungültig machte, wäre eine weitere Frage, die man hier allerdings nicht zu erörtern braucht. 

 

Zumindest nach offizieller kath. Lehre fällt die Antwort hier wohl eindeutig affirmativ aus.

 

Zitat

Aber ich sehe schon: Hier ist man gewillt, sich seine Sündenkataloge selbst zusammen zu stellen. Da fallen dann natürlich alle jene Sünden heraus, die man besonders liebt. Gerade diese gehörten allerdings dringend in den Beichtstuhl.

 

Womit dann aber auch gesagt wird: Wer nicht alle moralischen Lehre der Kirche akzeptiert - auch alle nicht-dogmatisierten - für den ist eigentlich kein Platz in der kath. Kirche. Es kann nicht legitim sein, der Kirche in irgendeinem Punkt die Zustimmung zu verweigern (und wer es doch tut, der tut es nicht aus ehrlicher Reflexion, sondern aus niederen Motiven). Kann man so sehen. Nur sollte die Kirche m.E. dann auch den Mut haben, das offiziell so zu sagen.

 

vor 44 Minuten schrieb Flo77:

Wenn man den Leuten nicht bewusst einredet, etwas sei Sünde, werden sie es auch nicht als sünde erkennen und damit miss es auch nicht gebeichtet werden.

 

Ironischerweise sieht das die Kirche in gewisser Weise sogar ähnlich.

 

"8. Zweifelsohne ist auch in Bezug auf die eheliche Keuschheit jenes Prinzip immer als gültig anzusehen, demzufolge es vorzuziehen ist, den Pönitenten in gutem Glauben zu belassen, falls ein auf subjektiv unüberwindliche Unwissenheit zurückzuführender Irrtum vorliegt, und es abzusehen ist, dass der Pönitent, wenngleich unterwiesen, ein Leben des Glaubens zu führen, sein Verhalten nicht ändern würde, sondern vielmehr auch in formaler Hinsicht sündigen würde. Jedoch hat auch in solchen Fällen der Beichtvater sich darum zu bemühen, die Beichtenden immer mehr dahingehend zu fördern, dass sie in ihrem Leben den Plan Gottes annehmen, auch was die Forderungen der ehelichen Keuschheit angeht. Zu diesem Zweck kann der Beichtvater dem Pönitenten das Gebet empfehlen, ihn zur Gewissensbildung auffordern oder ihm eine gründlichere Kenntnis der kirchlichen Lehre anraten."

https://www.vatican.va/roman_curia/pontifical_councils/family/documents/rc_pc_family_doc_12021997_vademecum_ge.html

bearbeitet von iskander
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 3 Minuten schrieb Merkur:

Wie soll das anders gehen? Er könnte das natürlich beichten, müßte dann aber sofort dazusetzen, dass er gerade unaufrichtig gewesen wäre und dies nun ebenfalls beichte (wobei die erforderlich Reue wohl problematisch wäre).

 

Er soll sich der Kirche unterwerfen und im Glauben das annehmen, was er nicht einsieht. Er soll "Gehorsam des Willens und Verstandes" leisten, selbst wenn es nicht einmal um dogmatische Lehren geht. U.a. aus diesem Grund hat die kath. Kirche m.E. auch etwas Totalitäres an sich, auch heute noch.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Naja, das finde ich auch wieder etwas unfair. Und dann müsste diese Kritik auch den Staat, ja jede Form des Gemeinwesens treffen, das Regeln und Gesetze aufstellt, die über das hinaus gehen, was das Individuum für schuldhaft hält. 

 

Es gibt bestimmt genügend ausgekochte Menschen auf Erden, die z. B. Steuerhinterziehung sehr gut mit ihrem persönlichen Wertekanon vereinbaren können. Trotzdem ist das in fast allen Staaten der Welt ein Verbrechen, das entsprechend judiziert und bestraft wird. Da sagt ja auch keiner: Gut, in deinem Fall ist das kein Verbrechen, weil es für Dich keines ist. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 11 Minuten schrieb Studiosus:

Naja, das finde ich auch wieder etwas unfair. Und dann müsste diese Kritik auch den Staat, ja jede Form des Gemeinwesens treffen, das Regeln und Gesetze aufstellt, die über das hinaus gehen, was das Individuum für schuldhaft hält. 

 

Nur ist es ein Unterschied, ob sich Regeln auf das äußere Verhalten zwischen Menschen beziehen, oder auf das "Innenleben" der Einzelnen. 

  • Like 2
  • Sad 1
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 11 Minuten schrieb Studiosus:

Naja, das finde ich auch wieder etwas unfair. Und dann müsste diese Kritik auch den Staat, ja jede Form des Gemeinwesens treffen, das Regeln und Gesetze aufstellt, die über das hinaus gehen, was das Individuum für schuldhaft hält. 

 

Es gibt bestimmt genügend ausgekochte Menschen auf Erden, die z. B. Steuerhinterziehung sehr gut mit ihrem persönlichen Wertekanon vereinbaren können. Trotzdem ist das in fast allen Staaten der Welt ein Verbrechen, das entsprechend judiziert und bestraft wird. Da sagt ja auch keiner: Gut, in deinem Fall ist das kein Verbrechen, weil es für Dich keines ist. 

Im Falle der Steuerhinterziehung ist die Justiziabilität allerdings völlig logisch. Nicht nur, daß sie im gesellschaftlichen Kanon nicht grundsätzlich in Frage gestellt wird, sie ist auch noch logisch begründbar (und wir kennen alle die Problematiken mit zweifelhaften Urteilen - z.B. Höneß).

 

Entsprechend wirst Du in unserem Kulturkreis auch für 95% aller Vorgaben der Kirche keinen wirklichen Widerspruch bekommen. Die drei einzigen Punkte sind die totalitär-absolutistische Struktur, der Umgang mit der Abtreibungsfrage und alles, was mit Sex zu tun hat.

Bei der Abtreibungsfrage ist es schwieriger, aber bei den beiden anderen Punkten scheitert es an dem real erlebten Menschenbild mit dem diese - unbegründeten - Vorgaben einfach nicht vereinbar sind. Und ich kenne keine verständliche und überzeugende Darstellung der kirchlichen Anthropologie mit der man Menschen gewinnen könnte.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 3 Stunden schrieb Kara:

Ich glaube nicht, dass die Elterngeneration von heute noch schlechte Erfahrungen gemacht hat und ihren Kindern Ängste einreden würde.

Es ist immer noch sehr gemischt, vor allem dort, wo Du Eltern aus verschiedenen Gegenden Europas oder Weltgegenden versammelt hast. Deshalb sehe ich, wie wichtig es ist, die Sorgen und Erfahrungen der Eltern aufzufangen.

Die nicht geleistete Missbrauchsaufarbeitung tut ein Übriges. Da muss in der eigenen Pfarrei oder den Pfarreien, die die Eltern kennen, gar nichts vorgefallen sein. Das Wissen, dass Täter auf breiter Front versetzt wurden (und evtl. noch werden) ist vorhanden und wird klar thematisiert. Die Frage, ob man ein Kind mit einem Priester alleinlassen kann, ist virulent.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 4 Minuten schrieb gouvernante:

Die Frage, ob man ein Kind mit einem Priester alleinlassen kann, ist virulent.

Nicht nur mit einem Priester.

 

Der Generalverdacht trifft ALLE Männer (mich wundert nicht, daß Katecheten und Erzieher sehr dünn gesät sind).

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 10 Minuten schrieb Flo77:

Entsprechend wirst Du in unserem Kulturkreis auch für 95% aller Vorgaben der Kirche keinen wirklichen Widerspruch bekommen. Die drei einzigen Punkte sind die totalitär-absolutistische Struktur, der Umgang mit der Abtreibungsfrage und alles, was mit Sex zu tun hat.

Bei der Abtreibungsfrage ist es schwieriger, aber bei den beiden anderen Punkten scheitert es an dem real erlebten Menschenbild mit dem diese - unbegründeten - Vorgaben einfach nicht vereinbar sind. Und ich kenne keine verständliche und überzeugende Darstellung der kirchlichen Anthropologie mit der man Menschen gewinnen könnte.

 

Das erinnert mich, bis auf den letzten Teil, an das, was Joseph Ratzinger im Gespräch mit Prof. Everding auf Pasolinis Ausspruch "Die Kirche muss in die Opposition gehen" geantwortet hatte: Er sagte sinngemäß, die Kirche müsse nicht sozusagen aus Prinzip in die Opposition gehen, denn sie könne auch vielem zustimmen, was in Gesellschaft und Welt geschehe. Also kein Nein-Sagen um des Nein-Sagens willen. Aber dort, wo sie ihren Standpunkt gegen Mehrheiten halte, da sei das gewissermaßen als Korrektiv und zum Wohle der Menschheit zu verstehen. Soweit sinngemäß Ratzinger. 

 

Das überlappt sich doch auffallend mit deiner Aussage, 95% aller Vorgaben deckten sich zwischen Staat und Kirche. Die 5%, ja die machen ihr Bauchschmerzen, was ich aber legitim finde. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 7 Minuten schrieb gouvernante:

Die Frage, ob man ein Kind mit einem Priester alleinlassen kann, ist virulent.

 

Ein Kind sollte NIE mit einem einzelnen fremden Menschen allein sein. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 3 Minuten schrieb Studiosus:

Das überlappt sich doch auffallend mit deiner Aussage, 95% aller Vorgaben deckten sich zwischen Staat und Kirche. Die 5%, ja die machen ihr Bauchschmerzen, was ich aber legitim finde.

Mir macht eher Bauchschmerzen, daß die Kirche aus diesen 5%, 80% ihres Markenkerns in der Außenwirkung generiert.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 13 Minuten schrieb gouvernante:

Es ist immer noch sehr gemischt, vor allem dort, wo Du Eltern aus verschiedenen Gegenden Europas oder Weltgegenden versammelt hast.

Das mag sein, das habe ich nicht bedacht 🙂.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich schließe mich zwar der allgemeinen Hysterie nicht an, aber ich denke man kann es gut einrichten, dass Kinder nicht alleine mit Priestern sind. 

 

Wo müssen ("müssen" ist ja bereits falsch) Kinder denn alleine oder privat mit Priestern interagieren? Ja wohl meist bei der Beichte. Diese findet ja nun auch nicht mehr so frequent statt wie vor Jahrzehnten, meist nur noch im Kontext der Sakramente von Eucharistie und Firmung. Für diese Anlässe gibt es, wie hier ja auch bestätigt, gute Maßnahmen, um Risiken zu minimieren. 

 

Ansonsten fielen mir keine Gelegenheiten ein, in denen Kinder und Jugendliche heutzutage allein mit Priestern sind. (Bei der Ministrantenstunde, auf Fahrten usw. sind ja meist andere Personen, sowohl gleichen Alters als auch Erwachsene, dabei)

 

Früher mag das anders gewesen sein. Wenn ich die Landschaft der dokumentierten Missbrauchsfälle überblicke, dann waren es hier nicht selten Kinder und Jugendliche aus dysfunktionalen Familien, die zum örtlichen Geistlichen gleich einem "Ersatzvater" abgegeben wurden. Und mit diesem auch privat - also 1 zu 1 - Umgang hatten. Seien es irgendwelche gemeinsamen Urlaube oder Übernachtungen im Pfarrhaus. Das öffnet der Gefahr für Missbrauch natürlich Tür und Tor, wenn dann noch eine entsprechende Disposition beim Priester hinzu kommt.

 

Ganz abgesehen davon, dass in unserer Gesellschaft der Priester seine Stellung im Gravitationszentrum der Gemeinde verloren hat, muss das heute auch nicht mehr sein. Für Familien gibt es auch außerhalb der Kirche Hilfen. 

 

 

bearbeitet von Studiosus
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 48 Minuten schrieb Flo77:

Entsprechend wirst Du in unserem Kulturkreis auch für 95% aller Vorgaben der Kirche keinen wirklichen Widerspruch bekommen.

 

Ich weiß nicht, wie du auf diese Zahl kommst, aber genauso gut könnte man sagen, daß die kath. Kirchen sich hier an die Vorgaben unserer Gesellschaft hält, ebenso wie die Protestanten und andere Gruppen der Gesellschaft. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor einer Stunde schrieb Flo77:

Der Generalverdacht trifft ALLE Männer (mich wundert nicht, daß Katecheten und Erzieher sehr dünn gesät sind).

 

ALLE Menschen. Hierzubistum darf man im kirchlichen Umfeld nur noch mit Kindern umgehen, wenn man eine entsprechende Präventionsschulung mitgemacht hat.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Gerade eben schrieb Moriz:

 

ALLE Menschen. Hierzubistum darf man im kirchlichen Umfeld nur noch mit Kindern umgehen, wenn man eine entsprechende Präventionsschulung mitgemacht hat.

Dito.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 2 Stunden schrieb Studiosus:

Naja, das finde ich auch wieder etwas unfair. Und dann müsste diese Kritik auch den Staat, ja jede Form des Gemeinwesens treffen, das Regeln und Gesetze aufstellt, die über das hinaus gehen, was das Individuum für schuldhaft hält.

 

Der Staat verlangt aber keine innere Zustimmung, wie @Marcellinus schon gesagt hat - und wenn er nicht totalitär ist (was er leider manchmal ist, auch in Demokratien, man denke etwa an die Homosexuellen- und Kuppelei-Paragrafen), dann gesteht er dem Individuum auch einen Bereich der persönlichen Sphäre zu, in dem es, ohne Dritten zu schaden, frei handeln kann.

 

Außerdem ist der Vergleich mit dem Staat, der eine Notwendigkeit darstellt und primär dafür da ist, dass das Leben irgendwie funktioniert, nicht optimal. Eher noch wäre der Vergleich etwa mit einer zivilegesellschaftlichen Gruppe, etwa einer Gewerkschaft, passend, wo von den Mitgliedern unbedingt verlangt wird, dass sie in jedem einzelnen Punkt ein umfassenden Regelwerk befolgen, das tief in ihr Privatleben hineinreicht, und dieses Regelwerk nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich zu akzeptieren haben.

 

Klar scheint jedenfalls, dass nach offizieller und auch Deiner Auffassung nur die 100%-ige Akzeptanz der gesamten offiziellen Lehre geben kann, und dass es da eigentlich keinerlei Raum für jemanden geben könnte, der irgendeine Lehre nicht akzeptiert, womit auch die Unterscheidung von dogmatisierten und nicht-dogmatisierten Lehren zumindest für den Gläubigen letzten Endes jede praktische Relevanz verliert. (Siehe etwa die Forderung des CIC nach "Gehorsam des Willens und Verstandes".)

 

- Wenn die Kirche ehrlich wäre, müsste sie beispielsweise ganz klar und laut erst einmal ihre gesamte Sexualmoral verkünden, einschließlich dem strikten Verbot etwa auch aller nicht-vaginaler "vollendeter" Praktiken in der Ehe. (Letzteres ist eine Lehre, die wohl nicht allgemein bekannt ist.) Es müsste immer wieder ein großes Thema sein.

- Dann müsste sie klar und deutlich sagen, dass das Versäumnis der Sonntagspflicht eine schwere Sünde ist.

- Sodann müsste sie klarmachen, dass sie in solchen Fragen keineswegs das eigene Urteil oder die Gewissensentscheidung der Gläubigen respektiert, sondern unbedingt auf Gehorsam besteht.

- Des Weiteren müsste sie betonen, dass ein jeder, der Sünden im obigen Sinne begangen hat, diese gültig beichten muss, und dass er andernfalls schwer sündigt, wenn er die Kommunion empfängt. [Korrektur einer falschen Formulierung dank einem Hinweis von @Flo77]

- Alle, die diese Lehre öffentlich infragestellen, müssten exkommuniziert werden, insbesondere Theologen und Amtsträger.

(- Und eigentlich müsste man auch den Mitgliedern, die sich nicht unterwerfen, den Austritt nahelegen, aber den gibt es ja nicht nach kath. Lehre. )

 

Stattdessen machen alle gute Mine zum bösen Spiel. Wie der Papst und die jungen Leute auf den Weltjugendtagen. Der Papst muss gewusst haben, dass allem Anschein nach viele seiner Zuhörer sich der von ihm so hochgehaltenen Moral nicht unterwerfen, und die jungen Leute müssen gewusst haben, wie strikt der Papst ihr Tun verdammt.

 

Denn egal, was die offizielle Lehre ist, und egal, wie sehr manche "Konservative" es sich wünschen: Im Grunde will die Kirche sich eben doch nicht radikal "gesundschrumpfen".

bearbeitet von iskander
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 8 Minuten schrieb iskander:

Des Weiteren müsste sie betonen, dass ein jeder, der Sünden im obigen Sinne begangen hat, diese gültig beichten muss, und dass er andernfalls schwer sündigt, wenn er an der Eucharistie-Feier teilnimmt.

Teilnehmen ist nicht das Problem.

 

Derjenige darf nur nicht kommunizieren. Das Mitfeiern ist sogar Pflicht.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 20 Minuten schrieb iskander:

Klar scheint jedenfalls, dass nach offizieller und auch Deiner Auffassung nur die 100%-ige Akzeptanz der gesamten offiziellen Lehre geben kann

 

Da fühle ich mich mit meiner Aussage etwas sehr überinterpretiert. Mir ging es nur um die Beichte und das sich Herauspicken, was man als Sünde gelten lässt und was nicht. 

 

Und da habe ich den vielleicht etwas gewagten Vergleich mit dem Staat gemacht, um zu zeigen, dass mir das etwas willkürlich vorkommt und das so in Gesellschaften mit verbindlichen Regelwerken nicht funktioniert. Man kann das auch deutlich tiefer hängen. Wenn der Kleintierzuchtverein von Wernigerode eine Satzung hat, dann kann ich als Mitglied auch schlecht sagen, dies und jenes gilt aber für mich nicht, weil ich es für mich anders sehe. Da fliegt man auf lange Sicht vielleicht sogar aus dem Verein. Dagegen ist die Kirche ausgesprochen gnädig. 

bearbeitet von Studiosus
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 2 Minuten schrieb Studiosus:

Und da habe ich den vielleicht etwas gewagten Vergleich mit dem Staat gemacht, um zu zeigen, dass mir das etwas willkürlich vorkommt und das so in Gesellschaften mit verbindlichen Regelwerken nicht funktioniert

Nun ist die Kirche kein Kaninchenzüchterverein mit 25 Mitgliedern, sondern eine weltweite Organisation.

 

Dazu kommt, daß die Satzung eines Kaninchenzüchtervereins sich auf die Organisation des Vereins, der Vereinsaktivitäten und den Vereinszweck beschränkt. Die Satzung muss beim Finanzamt übrigens geprüft und genehmigt werden.

Darüber hinaus ist die Führung einrs Vereins wählbar und die Satzung durch die Mitgliederversammlung änderbar.

 

Ebenso übrigens staatliche Gesetzgebung, die Verfassung und die Regierung.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ja, die Kirche ist nicht mit anderen Gesellschaften vergleichbar, auch wenn sie sich zeitweise durchaus in Analogie zu anderen Gesellschaften als societas (perfecta) bezeichnet hat. Aber das nur am Rande. Vergleiche müssen notwendigerweise mangelhaft bleiben. Deshalb kann man sie auch lassen. 

 

Der Ausgangspunkt dieser Seitendiskussion war eigentlich die Feststellung, dass die Sündendefinition im Hinblick auf die Beichte nicht individuell und willkürlich (sich selbst) gegeben werden kann, sondern objektiv vorgegeben ist. Deshalb geht es wohl nicht an, dass ein Einzelner sein Verhalten nicht als Sünde anerkennt, wenn es die Kirche als Sünde benennt. Das war der Punkt, an dem wir nicht substanziell weitergekommen sind. 

 

Damit man mich recht verstehe: Natürlich möge jeder für sich entscheiden, was er für (schwere) Sünde hält und was nicht, und möge auch nur das beichten, was er mein, beichten zu sollen. Ich habe dagegen nichts. Ich frage mich nur, ob solch ein Ansatz mit Blick auf die Ewigkeit besonders klug ist. Wenn man bedenkt, dass eine schwere Sünde, sofern nicht gebeichtet oder in einem Akt vollkommener Reue bereut, nach klassischer Auffassung zumindest die Gefahr in sich birgt, verloren zu gehen. 

bearbeitet von Studiosus
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 37 Minuten schrieb Studiosus:

Und da habe ich den vielleicht etwas gewagten Vergleich mit dem Staat gemacht, um zu zeigen, dass mir das etwas willkürlich vorkommt und das so in Gesellschaften mit verbindlichen Regelwerken nicht funktioniert. Man kann das auch deutlich tiefer hängen. Wenn der Kleintierzuchtverein von Wernigerode eine Satzung hat, dann kann ich als Mitglied auch schlecht sagen, dies und jenes gilt aber für mich nicht, weil ich es für mich anders sehe. Da fliegt man auf lange Sicht vielleicht sogar aus dem Verein. Dagegen ist die Kirche ausgesprochen gnädig. 

 

Auch dieser Vergleich paßt eigentlich nicht. Im Kleintierzuchtverein bin ich, weil ich mich für Kleintierzucht interessiere. Dieser Verein hat, wie die allermeisten Vereine, einen klaren Zweck. Die Kirchen dagegen haben ziemlich früh in ihrer Geschichte den Schritt gemacht von Verein zu einem bestimmten (wenn auch metaphysischen) Zweck zu einer Volkskirche. Der Anspruch war, die einzige und alleinige Kirche für alle und alles zu sein, und zwar unabhängig davon, ob die Betroffenen das wollten oder nicht.

 

Dieser Anspruch der Allzuständigkeit, sowohl für alle Menschen einer Gesellschaft, als auch für all deren Bedürfnisse und Befindlichkeiten, ist bis heute der Kern des Problems. Die Kirchen beanspruchen für sich, den gesamten Alltag ihrer Mitglieder zu strukturieren, und sie beanspruchen zumindest theoretisch, daß jeder Mitglied ihrer Gemeinschaft ist oder sein sollte. 

 

Das ist ein totalitärer Ansatz, der nur gemildert wird dadurch, daß die Menschen mittlerweile das Recht haben, diesen Verein zu verlassen. Aber zum einen haben die Kirchen dieses Recht nur widerwillig akzeptiert, und zumindest die katholische Kirche behauptet bis heute die Nichtauflösbarkeit ihrer Mitgliedschaft (auch wenn ihr die Macht fehlt, daraus praktische Rechte abzuleiten). 

 

Da aber ein fest umrissener Vereinszweck fehlt, der allumfassende Anspruch auf Kontrolle der Lebensführung ihrer Mitglieder nicht mehr durchzusetzen ist, man auf die Mitgliedschaft der vielen Abweichler aber auch nicht verzichten will, entsteht dieses diffuse Bild. Mit einer "gnädigen" Kirche hat das nichts zu tun, eher mit einer, die sich mit ihrem Machtverlust nicht abfinden mag. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

4 hours ago, Flo77 said:

Kannst Du dir ungefähr vorstellen, was passiert, wenn Du aus heiterem Himmel eine Gruppe achtjähriger Kinder mit Sex in einer Weise konfrontierst, die sexuelles Erleben grundsätzlich oder überwiegend als negativ darstellt?

Sie werden strenggläubige Katholiken?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 20 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Auch dieser Vergleich paßt eigentlich nicht. 

 

Die Vergleiche hinken allerorten, das sehe ich auch. 

 

Die Anknüpfungspunkte waren eigentlich auch eher dafür gedacht, ein Angebot zur Verständigung zu machen. Eben anhand von Dingen, die jeder kennt. 

 

Aber mich ermüden diese Diskussionen mittlerweile. Am Ende dreht es sich ohnehin jeder so hin, dass in der Kirche jeder machen, denken und glauben soll, was er oder sie will. Das halte ich für einen ziemlich unterkomplexen Ansatz, der auch nicht dem Wesen und der Rechtsgestalt der Kirche gerecht wird. Aber auch hier gilt wohl: Des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Für mich ist das ok - ich muss da ja für mich nicht übernehmen. Meinen Segen haben sie. 

bearbeitet von Studiosus
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Join the conversation

You can post now and register later. If you have an account, sign in now to post with your account.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Only 75 emoji are allowed.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Clear editor

×   You cannot paste images directly. Upload or insert images from URL.

×
×
  • Neu erstellen...