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Der alte Papst


Sapele

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Mit Würde alt werden: Johannes Paul II. geht seinen Weg weiter

 

Ein kränklicher Papst, der keine Angst vor Falten hat

 

Rom, den 8. Juni 2002 (ZENIT.org).- Kaum ein Pressebericht kommt dieser Tage aus dem Vatikan ohne eine Erwähnung des Gesundheitszustands Johannes Pauls des II.. Nicht wenige benutzen das Thema, das an sich berechtigt ist, als Sprungbrett dafür, ein Urteil darüber abzugeben, was für die Kirche am besten wäre.

 

Die Berichterstattung über die jüngste Reise des Papstes nach Aserbaidschan und Bulgarien ist ein charakteristisches Beispiel dafür. In einer Reportage vom 28. Mai in der Londoner “Times” heißt es, viele in der katholischen Kirche -- Namen werden nicht genannt -- meinten, dass die Führerschaft Johannes Pauls des II. nunmehr “grotesk” sei.

 

“Seine Pilgerreisen wirken wie das letzte Keuchen einer dahinschwindenden Gestalt der Geschichte, die nicht sehen kann, dass ihre Zeit gekommen ist und dass sie von der Bühne abtreten sollte," schreibt der Journalist Richard Owen. Er erklärt, der 82jährige Papst sei unfähig, mit den gegenwärtigen Problemen der Kirche fertig zu werden.

 

Im weiteren Text wird deutlicher, was Owen wirklich will. Er beklagt sich über einen Vatikan, der “hermetisch abgeschlossen” sei, und er äußert die Hoffnung auf “vielleicht einen lateinamerikanischen oder afrikanischen Papst," der “einige frische Luft hinein bringen würde”.

 

Er sollte lieber vorsichtig sein mit dem, was er sich wünscht. Sydneys Erzbischof George Pell bemerkte in einer Rede, über die in der Maiausgabe von AD2000 berichtet wurde, dass der Theologe Hans Küng und einige seiner Freunde (zufälligerweise auch) der “Times” direkt nach dem Tod Papst Pauls des VI. geschrieben hätten. Sie hätten ihren Wunschpapst beschrieben: Er solle kein Italiener sein, möglichst nicht aus der Ersten Welt, sensibel für soziale Fragen. Er sollte ein Intellektueller sein und ein Theologe. “Mit der Wahl Papst Johannes Pauls des II. bekamen sie genau das, was sie gefordert hatten und das Gegenteil dessen, was sie wollten, -- nämlich einen päpstlichen Entscheid für eine weitergehende Liberalisierung”, bemerkte Erzbischof Pell sarkastisch. Ein anderes Beispiel liefert die Ausgabe der “Times” vom 10. Juni. Der Artikel beruft sich auf zweckdienlicherweise anonyme Quellen, wenn er den Tagesplan des Papstes beschreibt. “Die Kardinäle bringen ihm gerade Papiere und sagen ‚unterschreiben Sie dies,´” wird ein “vatikanischer Insider” zitiert.

 

Der Artikel zeichnet die Gestalt des Bischofs Stanislaw Dziwisz, des Privatsekretärs des Papstes, als eine Art Rasputin, der derzeit angeblich überwacht, welche Entscheidungen der Papst fällt, und der, laut “Times”, “einen Grad an Macht hat, von dem sogar die ehrgeizigsten Prälaten nur träumen können.”

 

Wie ist das zu vereinbaren mit Berichten aus erster Hand, die von Leuten kommen, die kürzlich mit dem Papst zusammengetroffen sind? Ein Bericht von Zenit vom 28. Mai zitiert den päpstlichen Nuntius in Bulgarien, Erzbischof Antonio Mennini: “Trotz der deutlichen körperlichen Behinderungen hat der Papst nicht nur eine große spirituelle Energie sondern auch eine geistige Klarheit, die mich ganz besonders beeindruckt hat.”

 

Am 24. Mai berichtete Zenit über Bemerkungen eines polnischen Filmregisseurs und Freundes des Papstes, Krzysztof Zanussi. Er war mit Johannes Paul II. kürzlich zusammengetroffen und sagte, dass man seine “geistige Klarheit und Scharfsichtigkeit” privat besser sehen könne als in der Öffentlichkeit. “Der Papst ist kein Manager, der, wenn er schwach und gebrechlich geworden ist, ersetzt wird, weil man annimmt, dass er nicht in der Lage ist, die Interessen eines Betriebes erfolgreich zu vertreten,” sagte Zanussi.

 

Der Papst selbst hat seinen entschiedenen Wunsch erklärt, trotz seiner körperlichen Beschwerden, weiter im Amt zu bleiben. Während seines Aufenthaltes in Aserbaidschan erklärte er: “Solange ich atmen kann, werde ich rufen: ‚Frieden, im Namen Gottes! ´"

 

Die Botox-Generation: Kampf den Stirnfalten!

 

Johannes Pauls des II. Weigerung, sein Alter zu verstecken, hat einen der heutigen Kultur zuwider laufenden ‚Dreh‘ an sich. Immer mehr Menschen können nicht einmal die Vorstellung ertragen, ein paar Falten zu haben. Zahlreiche Artikel in den letzten Wochen haben zum Beispiel die sich immer weiter verbreitende Anwendung von Botox-Spritzen analysiert, welche die Stirn glätten und die Zeichen des Alterns vermindern sollen.

 

Bei Botox handelt es sich um eine sehr stark verdünnte Lösung des Giftstoffes Botulin Typ A, der in konzentrierterer Form eines der tödlichsten bekannten Gifte darstellt, wie “Newsweek” in ihrer Ausgabe vom 13. Mai beschreibt. Botulin ist ein Lähmungsgift, das, wenn es in die Muskeln injiziert wird, die für das Stirnrunzeln zuständig sind, diese zeitweilig entspannt und damit die sich darüber befindende Haut glättet.

 

In den Vereinigten Staaten wurden im letzten Jahr mehr als 1,6 Millionen kosmetische Botox-Behandlungen an ungefähr 850.000 Patienten durchgeführt, wie aus Zahlenangaben von Ärztevereinigungen hervorgeht. Die Herstellerfirma des Mittels, Allergan, gibt an, dass im letzten Jahr Verkaufsabschlüsse für Botox für alle Verwendungen im Wert von 310 Millionen Dollar getätigt wurden, wovon wahrscheinlich ein Drittel kosmetischen Zwecken dienten. Die Firma rechnet damit, dass die Verwendung für kosmetische Zwecke in diesem Jahr um 25 Prozent auf 35 Prozent wachsen wird. Dabei soll eine Werbeaktion helfen, in die 50 Millionen Dollar gesteckt werden.

 

Die Verwendung von Botox zur Eliminierung von Stirnfalten ist von der U.S.-Regierung genehmigt worden, berichtete “Associated Press” am 15. April. Das Ministerium für Ernährung und Arzneimittel hat bereits vor Jahren die medizinische Verwendung von Botox genehmigt und nunmehr seiner kosmetischen Verwendung offiziell zugestimmt.

 

Eitelkeit kostet ihren Preis. Die Behandlung kostet zwischen 250 und 1000 Dollar und muss alle drei bis sechs Monate wiederholt werden, berichtet das “Wall Street Journal” am 16. April. Die Leute organisieren jetzt Botox-Parties inklusive Champagner und Gruppeninjektionen zum Discountpreis von nur 250 Dollar pro Person.

 

Botox ist nicht das einzige Beispiel dafür, wie sehr die Baby-boomers die Zeichen des Alterns fürchten. Im Jahr 2000 beschlossen ungefähr 7,4 Millionen Amerikaner, dass die Schönheitschirurgie die Antwort auf den einen oder anderen wahrgenommenen körperlichen Mangel ist, berichtete der “Christian Science Monitor" am 21. Februar. Anti-Alterungsbehandlungen- und Erzeugnisse sind jetzt ein 30 Milliarden Dollar Geschäft.

 

Nach Angaben der Amerikanischen Vereinigung der Fachärzte für plastische Chirurgie hat sich die Zahl der Schönheitsoperationen zwischen 1992 und 2000 nahezu verdreifacht. Und es sind nicht nur ältere Frauen, die sich für die Chirurgie entscheiden: Im Jahr 2000 stellen die 35 bis 50jährigen nahezu die Hälfte der Patienten, und es sind Männer, die im Jahr 2000 mehr als eine Million Behandlungen in Anspruch genommen haben.

 

Und die Praxis ist auch nicht auf die Vereinigten Staaten beschränkt. Nach einem BBC-Bericht vom 11. März haben die Zahlen für das Jahr 2000 eine starke Nachfrage nach Schönheitschirurgie in Brasilien und Großbritannien gezeigt, wobei im Vereinigten Königreich die Botox-Spritze die beliebteste Behandlung war.

 

Die ewige Jugend, eine fixe Idee

 

Versuche, den Auswirkungen des Alters zu entrinnen, sind nichts neues. Neu ist allerdings, nach einem Artikel in der britischen Tageszeitung “Observer” vom 7. April, dass “die tatsächliche Möglichkeit, Alterserscheinungen zu bekämpfen, in dem Augenblick kommt, in dem die Bevölkerung selbst altert, zunehmend wohlhabend ist und mehr, als es jemals der Fall war, von der Idee ewiger Jugend besessen ist.”

 

Botox ist nur eines von einer Reihe von Verfahren, die von Leuten in Anspruch genommen werden, die den Lauf der Natur umkehren wollen. Es gibt Gesichtsinjektionen anderer chemischer Substanzen, und das eigene Fett der Patienten kann sogar auf Teile des Gesichtes übertragen werden. Auch Laser werden eingesetzt, um die Zellen anzuregen, die das natürliche Collagen erzeugen, welches das schlaff gewordene Gewebe ausfüllt und die Falten reduziert. Bei anderen Verfahren fungieren Laser sozusagen als “Sandstrahlgebläse," indem sie die äußeren Schichten der Haut abtragen.

 

Der Kontrast zwischen dem körperlichen Elan Johannes Pauls des II. zu Beginn seines Pontifikates und seinem gegenwärtigen Zustand fällt sicherlich ins Auge. Aber bei seinem immer noch klaren Verstand und unverminderter geistiger Energie, steht für jene, die ihn am besten kennen, außer Zweifel, dass er in der Lage ist, das Amt des Stellvertreters Christi weiterzuführen. Sein Ringen mit den körperlichen Auswirkungen des Alterns ist auch eine wertvolle Lehre für eine Gesellschaft, der es schwer fällt zu akzeptieren, dass sie älter wird.

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Zitat von Lichtlein am 12:18 - 19.Juni.2002

 

 

Der Kontrast zwischen dem körperlichen Elan Johannes Pauls des II. zu Beginn seines Pontifikates und seinem gegenwärtigen Zustand fällt sicherlich ins Auge. Aber bei seinem immer noch klaren Verstand und unverminderter geistiger Energie, steht für jene, die ihn am besten kennen, außer Zweifel, dass er in der Lage ist, das Amt des Stellvertreters Christi weiterzuführen. Sein Ringen mit den körperlichen Auswirkungen des Alterns ist auch eine wertvolle Lehre für eine Gesellschaft, der es schwer fällt zu akzeptieren, dass sie älter wird.

 

Riesig, Du sprichst mir aus der Seele!

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Hallo Lichtlein,

 

der von Dir gepostete Artikel gefällt mir gut und entspricht im großen Ganzen auch dem, was ich mir denke.

 

Andererseits: Die Altersgrenze für Bischöfe wurde doch nicht ohne Grund auf 75 Jahre festgelegt. Warum nicht auch für den Bischof von Rom?

 

Corinna

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Gast Ketelhohn
Warum legt man die Altersgrenze für die Ehe zwischen Mann und Frau nicht auch auf 75 Jahre fest? Sollte nicht irgendwann Schluß sein, wenn ohnehin nicht mehr viel geht?
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Zitat von Corinna am 18:06 - 21.Juni.2002

Mit diesem Vergleich hast Du heftig danebengegriffen, Ketelhohn.

 

Denke ich nicht, er (der Papst) ist schließlich wie jeder Priester oder Bischof mit der Kirche " verheiratet" !

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Zitat von Mark am 18:10 - 21.Juni.2002


Zitat von Corinna am 18:06 - 21.Juni.2002

Mit diesem Vergleich hast Du heftig danebengegriffen, Ketelhohn.

 

Denke ich nicht, er (der Papst) ist schließlich wie jeder Priester oder Bischof mit der Kirche " verheiratet" !

 


 

Immerhin ist weder das Bischofs- noch das Papstamt ein Sakrament. Und ausserdem wird meine Frage nicht beantwortet: ICH habe nicht die Festlegung ins Kirchenrecht geschrieben, dass Bischöfe mit 75 Jahren zurücktreten sollten. Warum also nicht der Bischof von Rom?

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Hallo Corinna,

 

kirchenrechtlich ist das so geregelt:

 

mit 75 Jahren müssen die Bischöfe dem Papst ihren Rücktritt anbieten, der dann entscheidet, ob er ihn annimmt oder nicht.

 

Selbstverständlich könnte auch der Papst dem Papst mit 75 den Rücktritt anbieten, und dann entscheiden, ob er ihn annimmt oder nicht ...

 

Liebe Grüße, Peter.

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Gast Ketelhohn
Möglicherweise ist ja auch diese Regelung des kanonischen Rechts, daß Bischöfe mit fünfundsiebzig Jahren ihren Rücktritt einzureichen haben, insgesamt verfehlt. Was auch und erst recht vom Ausschluß der über achtzig Jahre alten Kardinäle von der Papstwahl gilt. Dazu hat sich vor einiger Zeit Kardinal Fagiolo sehr deutlich geäußert, bevor er verstarb: Darum habe ich oben auf sein entsprechendes Schreiben an den Heiligen Vater verwiesen. Sodanos Antwort freilich – nicht überraschend – war eine ebenso schallende wie von Ignoranz und bureaucratischer Borniertheit zeugende Ohrfeige für den Bruder im Bischofs- und Kardinalsamt.
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Hallo zusamen,

 

Kardinal Lehmann vertritt in einem Interview in der heutigen SPIEGEL-Ausgabe den Standpunkt, daß der Papst durch sein Ausharren im Amt, trotz sichtlicher Zeichen von Krankheit und Alter, anderen alten und kranken Menschen ein sichtbares Vorbild ist. Er gibt ihnen Kraft und neuen Mut.

Ein interessanter Gesichtspunkt, der m.E, in diesem thread noch gar nicht anklang!

 

Im übrigen habe ich den Papst vergangenen Herbst, anläßlich der Seligsprechung von Nikolaus Groß und anderen, live mehrere Stunden auf dem Petersplatz erlebt und fand ihn sehr eindrucksvoll.

Stundenlange Feierlichkeiten und Ansprachen in mehreren Sprachen; daß muß ihm erstmal einer nachmachen!

 

Dennoch ist nicht zu verkennen, daß es gesundheitlich mit ihm stark bergab geht.

Gleichwohl, zurücktreten wird er sicher nicht, obwohl wahrscheinlich alle Welt Verständnis dafür hätte.

 

Gruß

Krabat

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Zitat von Benedikt am 14:29 - 25.Juni.2002

Ich hoffe, dass der Papst für Toronto fit genug ist.

 

Ich fürchte, Toronto wird er sich nicht nehmen lassen - ob er fit ist oder nicht. Ansonsten erklärt er sich einfach für fit (päpstl. Unfehlbarkeit...)

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Zitat von Ketelhohn am 20:03 - 21.Juni.2002

 

Möglicherweise ist ja auch diese Regelung des kanonischen Rechts, daß Bischöfe mit fünfundsiebzig Jahren ihren Rücktritt einzureichen haben, insgesamt verfehlt. Was auch und erst recht vom Ausschluß der über achtzig Jahre alten Kardinäle von der Papstwahl gilt .


 

 

Dazu hat ein Kardinal mal sinngemäß gesagt:

 

Früher haben wir bei der Papstwahl auf den Heiligen Geist vertraut. Heute hört der Heilige Geist mit 80 einfach auf...

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