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Zweifel – eine Tugend?


Peter Esser

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Man könnte diese These (der eigene, nicht eingestandene Zweifel) als Erklärung für agressives, gewalttätiges Handeln sehen, Squire. Unmöglich wäre das nicht.

 

Aber primär scheint mir in diesem Thread doch die Frage des Umgangs mit dem eigenen Zweifel zu sein. Jeder kann und wird von Fall zu Fall zweifeln und eine Lösung finden müssen um mit dieser Situation - nach Möglichkeit - konstruktiv umzugehen.

 

Aber dann gibt es auch den Fall des notorischen, geradezu personifizierten Zweiflers. Entweder wird diese "Gabe" positiv eingesetzt (durch Gott, durch Dritte, durch den Zweifelnden selbst), oder sie birgt das zumindest latente Potential zur Zerstörung (wenn es kein Zweifel auf etwas anderes hin ist) in sich.

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Aber dann gibt es auch den Fall des notorischen, geradezu personifizierten Zweiflers. Entweder wird diese "Gabe" positiv eingesetzt (durch Gott, durch Dritte, durch den Zweifelnden selbst), oder sie birgt das zumindest latente Potential zur Zerstörung (wenn es kein Zweifel auf etwas anderes hin ist) in sich.

Diese Zerstörung muß ja nicht schlecht sein. Zweifel lassen sich ja auf die Dauer nicht ignorieren. Entweder findet man da seinen Weg oder nicht. Den Weg, den man als richtig erkannt hat, sollte man auch einschlagen. Luther ist für mich ein gutes Beispiel für den richtigen Umgang mit Zweifeln.

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Aber dann gibt es auch den Fall des notorischen, geradezu personifizierten Zweiflers. Entweder wird diese "Gabe" positiv eingesetzt (durch Gott, durch Dritte, durch den Zweifelnden selbst), oder sie birgt das zumindest latente Potential zur Zerstörung (wenn es kein Zweifel auf etwas anderes hin ist) in sich.

Lieber Martin,

 

Zweifel ist in erster Linie "eine Bewegung von einer Meinung weg", wie Squire geschrieben hat. Die Bewegung auf etwas anderes hin sehe ich noch nicht zwingend, ich sehe erst mal so etwas wie eine kritische Distanz zu der bisherigen Meinung. Ich halte es für durchaus möglich, diese "bezweifelte Meinung" nach einer kritischen Überprüfung wieder als eigene Meinung zu übernehmen.

Dein Ausdruck: Zweifel auf etwas anderes hin verstehe ich nicht so ganz. Wenn ich eine andere Meinung bereits einnehmen kann, dann habe ich doch keine Zweifel mehr? Dann habe ich doch einfach meine Meinung geändert?

 

Liebe Grüße, Gabriele

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Es standen einstens zwei Männer auf Deck eines sinkenden Schiffes. "O weh", rief der eine dem andern zu, "wir werden in diesem Gewässer hilflos ertrinken." "Gemach", wehrte der andere ab, "noch ist's nicht soweit, noch können wir uns aus dieser Misere erretten. Pack Dir die Axt dort und hilf mir ein Floß aus des Schiffes hölzernen Aufbau zu bauen." "Ach", rief zweifelnd der eine, "was soll uns das bringen? Das wird nie und nimmer zu einem glücklichen Ende führen!" "Mag sein, doch zumindest habe ich es versucht." Also packte der andere die Axt und hackte und schlug, was nur ging. Kopfschüttelnd sah es der eine. Welch sinnloses Unterfangen. Welch vergebliche Müh'. Da war es denn doch besser kluge zu zweifeln und Kräfte zu sparen, und sie nicht sinnlos an dieses höchst zweifelhafte Unternehmen zu vergeuden. Besser ist's, noch einige Minuten wohlig zu leben, als sich höchst zweifelhaft nach Leibeskräften zu mühen.

 

Nach einiger Zeit war das Schiff glücklich gesunken. Der andere konnte sich retten. Der zweifelnde eine ersoff.

 

Auf dem Lande heisst es derb, aber richtig: Entweder scheissen, oder runter vom Topf.

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Liebe Gabriele,

 

Zweifel an etwas werden häufig erst durch eine Alternative geweckt, d.h., ich bezweifle etwas, weil es eine andere Möglichkeit gibt. Dann stellt sich natürlich die Frage, ob die Zweifel wirklich der Ursprung ist, oder nur Auswirkung davon, dass ich etwas anderes will.

 

Ein plattes, aber markantes Beispiel. Jemand ist Homosexuell und zweifelt daran, dass das entsprechende Gebot sinnvoll ist. Jemand schläft morgens gern lang und sagt sich, dass gerade der Sonntag eine ganz besondere Gelegenheit dafür bietet (und "vergißt" Vorabend- und Spätmessen). Oder, oder, ... .

 

Der Zweifel ist dann der Versuch, sich die Sachlage letztendlich zurechtzubiegen.

 

Und dennoch ist der Zweifel auf der anderen Seite geradezu lebensnotwenig. Z.B. wenn sich Mißstände eingeschlichen haben. Oder, oder, oder ... .

 

Vielleicht kann ein Unterscheidungsmerkmal sein, dass Dauerzweifel im Hinblick auf vieles eher destruktiv ist. Aber auch das kann allenfalls eine Tendenz sein.

 

Herzliche Grüße

Martin

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Ups, Martin, ich glaube, da gibt es verschiedene Arten des Zweifels.

Ich hatte es bisher als unentschiedene Haltung angesehen:

Ich weiß nicht, ob das so stimmt, es gibt vielleicht doch auch noch andere Positionen, die richtig sind ...

Du beschreibst eine Haltung, die sich eigentlich schon zu etwas anderem entschlossen hat:

Der Homosexuelle und der Langschläfer haben sich doch schon gegen die entsprechenden Geboten entschieden.

 

Ist das dann noch Zweifel? Oder doch vielmehr schon die Ablehnung der entsprechenden Meinung?

 

Liebe Grüße, GAbriele

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Nur ein Zwischeneinwurf: Zur Zeit steht mir der Kopf nicht danach hier zu diesem Thema zu diskutieren ( mein Mann liegt auf der Intensivstation und die Kleine hatte heute nacht einen Pseudo-Krupp- Anfall). Sobald ich wieder ein wenig *auf der Reihe* bin, mache ich bei dieser Diskussion wieder mit.

 

Ellen

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Liebe Ellen

 

Dann wünsche ich euch mal alles Gute,und schliesse euch in mein Gebet mit ein.

 

 

lieben Gruss

Moni

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Ich musste am Vormittag leider weg und habe erst jetzt wieder nachgelesen.

 

 

Zu Accreda:

Erstens: natürlich gibt es diese Form von blindem, fanatischen Glauben immer wieder und hat es immer wieder gegeben ( Kreuzzüge, Missionierung usw. Für mich hat es auch was mit dem zu tun, wie Präsident Bush im Namen christlicher Werte Krieg führt…..)

Zweitens sehe ich es wie Ellen?: Gewalt muss nicht unbedingt physische Gewalt sein; das geht viel subtiler; vielleicht sogar ohne, dass es dem Betreffenden bewusst ist, dass er da Gewalt anwendet (ganz aktuell z.B. in unserer Diözese, dass einem Priester gedroht wird, ihm die Pension zu streichen, wenn er weiter öffentlich das Amtsverständnis der Kirche hinterfragt).

 

Zu Mt 11,29 und dem Widerspruch als brennendem Stachel: Das stimmt für mich ziemlich so, wie Martin es geschrieben hat: Auf etwas, was meinen Widerspruch erregt, kann ich unterschiedlich reagieren, je nachdem, wie es mich erreicht: ich kann es als Frage stehen lassen und demütig sagen: versteh ich nicht, aber es beunruhigt mich nicht weiter; ich vertraue, dass es irgendwie sinnvoll ist. Vielleicht verstehe ich es irgendwann besser.

Oder eben, etwas anderes stupft in mir und brennt und wird zur Herausforderung. Da traue ich meiner Wahrnehmung, meiner Erfahrung und meinem Verstand, ich werde aktiv, frage immer wieder nach, hinterfrage, was mir zur Erklärung angeboten wird. Das alles im Vertrauen darauf, dass „Gottes Wunder“ jeder Nachprüfung standhalten, dass ich kein wissbares Wissen unterdrücken oder verwerfen muss: „die Herrlichkeit des Herrn“ bedarf keiner Schonung! Die Bibel ist voll von dieser Erlaubnis, zu fragen!

 

Zu Martin: Ich glaube – wenn ich dich richtig verstehe – ich sehe vieles recht ähnlich wie du.

Ich denke auch, dass wir unserem mentalen Verstand Grenzen setzen müssen, weil das immer weitere Zerpflücken und Differenzieren irgendwann nur noch Zerstörtes und Zerfleischtes übriglässt.

 

Die Frage ist, w o ich „den Verstand opfere“:

-- bleib ich ganz passiv vor dem, was ich nicht verstehe: „es ist eben so, da kann man nichts machen…..“ Mit der Zeit werde ich mich daran gewöhnen und verlernen, das Widersprüchliche noch wahrzunehmen. Damit habe ich meinen Verstand einfach gar nicht eingesetzt. Als Ergebnis werde ich blind.

 

-- oder ich sehe Widersprüche quälend deutlich und denke: "Die Welt i s t voller Widerspruch und der Mensch m u s s mit der Spannung der Gegensätze leben."

Ich glaube, dass viele „Gläubige“ so glauben. Sie hören auf, nach dem „Warum“ zu fragen. Sie setzen ganz viel Kraft dahinein, zu hoffen, obwohl sie nicht wirklich daran glauben, dass sich etwas ändern wird.

Da würde ich Peters Frage von ganz vom Anfang her tun: „wer sagt denn, dass die Suche nach der Wahrheit kein Ziel haben dürfte? Ist es nicht auch bereits eine erhebliche geistige Voraussetzung, die jemand macht, der behauptet, ans Ziel seiner Suche dürfe ein Glaubender niemals gelangen?“

Die finde ich total spannend.

 

 

-- eine dritte Möglichkeit, zu „glauben“ seh ich in dem, was du schreibst, Martin: dass ich einfach meinen Weg gehe, auch wenn ich überhaupt nicht weiß, wo er hinführen wird. Das Opfer des Verstandes ist da eigentlich das Opfer der Angst. Ich wachse ins Ungewordene, gehe Wege, die erst durch mein Gehen entstehen. Da muss der Verstand dort sein Opfer bringen, wo er vorschnell und kurzschlüssig Verständnis vorwegnimmt, um die quälende Zeit des Nichtwissens und Nichtverstehens abzukürzen.

 

Zu Erich: eigentlich möchte ich nicht so konkret werden, konkrete Glaubensfragen werden genug in den anderen Threads abgehandelt. Aber ich glaube, es geht schon allgemein auch: überall dort z.B., wo ein Dogma oder sonst was dem, was ich gelernt habe und dem, wie ich Wirklichkeit erlebe, zu widersprechen scheint. Oder wie es Ellen schreibt „ wenn ich das Vertrauen zu Gott habe, dass er mir den richtigen Weg zeigt- und dieser Weg z.B. nicht konform mit dem ist, der mir die katholische Kirche weisen will“

 

Lieben Gruß Susanne

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Zweifel ist natürlich keine Tugend, sondern ein Übel.

Es ist dagegen eine Tugend, sich dem Zweifel zu stellen und ihn als Herausforderung anzunehmen.

 

Der erste Schritt besteht darin, ihn zu erkennen, anstatt ihn zu verleugnen. Allein um diesen Schritt zu wagen, muss man auf ein Fundament vertrauen können, das tiefer reicht als der Zweifel: Etwas, was auch noch trägt, wenn man seine bisherigen Vorstellungen umschmeißen müsste.

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Zweifel ist natürlich keine Tugend, sondern ein Übel.

Es ist dagegen eine Tugend, sich dem Zweifel zu stellen und ihn als Herausforderung anzunehmen.

 

Der erste Schritt besteht darin, ihn zu erkennen, anstatt ihn zu verleugnen. Allein um diesen Schritt zu wagen, muss man auf ein Fundament vertrauen können, das tiefer reicht als der Zweifel: Etwas, was auch noch trägt, wenn man seine bisherigen Vorstellungen umschmeißen müsste.

Sicher muß da noch ein Fundament da sein, denn sonst wären es ja keine Zweifel- sondern Gewissheit, dass es falsch ist, an das man glaubt (damit meine ich jetzt den christlichen Glauben als Grundlage).

Zweifel entstehen- jedenfalls in meinem Fall dadurch- dass ich zwar der Grundlage glaube, diese Grundlage aber oft in Diskrepanz zu dem sehe, was ich für mich persönlich aus den Worten der Bibel lese oder verstehen meine.

Das die Bibel auslegungsbedürftig ist, ist ein Fakt.

Nur, wenn Gottes Wort so kryptisch ist, dass es keiner so richtig versteht- sehe ich immer die Möglichkeit, dass selbst die *Kirche* irrt.

Nicht das ich mir dessen nicht bewußt bin, dass ich für den Irrtum mehr als anfällig bin- doch ich sehe eben Diskrepanzen zwischen dem was die Lehre der Amtskirche - auch im KKK- einem zu glauben *aufträgt* und dem was ich für mich persönlich aus den Worten der Bibel für mich selber erfahre.

 

Martin fragte nach einer Liste- die möchte ich hier nicht liefern- aber einige Beispiele nennen.

Da sind zum Beispiel der Widerspruch zwischen diesen kirchlichen Prunktbauten und das was jetzt in den Gemeinden geschieht- sparen- und das oft auf Kosten der Glaubensvermittlung. Wenn Glauben nicht mehr aktiv gelebt wird, dann verkümmert er- denn für mich ist Glauben auch Gemeinschaft.

Oder diese restriktiven Bestimmungen, wie ein Gottesdienst abzulaufen hat.. kommt es nicht auf das an was *rüberkommt*? Es scheint mir, als wären Regeln das wichtigste- egal was der Glaubende davon hat, der die Messe besucht.

Auch zu den Aussagen zur Homosexualität oder Ehescheidung finde ich keinen Konsens.

Das sind Aussagen, zu denen sich Jesus entweder gar nicht geäußert hat ( Homosexualität) oder solche, die in einem geschichtlichen Umfeld zu sehen sind- und die im Grunde auch gegen das Liebesgebot verstossen ( ich meine, die Ächtung dieser beiden Dinge).

Vor allem wenn dann noch solch menschenverachtenden Äußerungen a la Ratzinger zum Thema Homosexualität kommen, dann zweifle ich wirklich an der Glaubwürdigkeit der Kirche.

Was will sie vermitteln? Die frohe Botschaft scheint es jedenfalls nicht zu sein.

Und wenn ich dann solche Diskrepanzen sehe zwischen der Kirche, die die Kirche Christi sein will- und dem was sie verkündet und tut- dann sind es nicht nur mehr Zweifel, die mich bezüglich der Kirche befallen, sondern auch Zweifel, die mich bezüglich des Glaubens befallen... Was soll ich eigentlich noch glauben?

Nicht das ich kein Vertrauen zu Gott hätte- auch wenn ich im Grunde nicht weiß wie er ist und hoffe, dass er wirklich ein Gott der Liebe ist- aber der Widerspruch zwischen dem Gott den ich sehe und dem Gott, der die Kirche zu vermitteln sucht, wird schon immer größer.

Denn vieles was ich an der Kirche sehe steht im Widerspruch zu dem was Christi lehrt.

 

Ellen

 

Nachtrag: Danke an die, die mir ihre guten Wünsche übermittelten! :blink:

bearbeitet von Eifellady
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Zweifel ist natürlich keine Tugend, sondern ein Übel.

Es ist dagegen eine Tugend, sich dem Zweifel zu stellen und ihn als Herausforderung anzunehmen.

 

Der erste Schritt besteht darin, ihn zu erkennen, anstatt ihn zu verleugnen. Allein um diesen Schritt zu wagen, muss man auf ein Fundament vertrauen können, das tiefer reicht als der Zweifel: Etwas, was auch noch trägt, wenn man seine bisherigen Vorstellungen umschmeißen müsste.

Sicher muß da noch ein Fundament da sein, denn sonst wären es ja keine Zweifel- sondern Gewissheit, dass es falsch ist, an das man glaubt (damit meine ich jetzt den christlichen Glauben als Grundlage).

Zweifel entstehen- jedenfalls in meinem Fall dadurch- dass ich zwar der Grundlage glaube, diese Grundlage aber oft in Diskrepanz zu dem sehe, was ich für mich persönlich aus den Worten der Bibel lese oder verstehen meine.

Das die Bibel auslegungsbedürftig ist, ist ein Fakt.

Nur, wenn Gottes Wort so kryptisch ist, dass es keiner so richtig versteht- sehe ich immer die Möglichkeit, dass selbst die *Kirche* irrt.

Nicht das ich mir dessen nicht bewußt bin, dass ich für den Irrtum mehr als anfällig bin- doch ich sehe eben Diskrepanzen zwischen dem was die Lehre der Amtskirche - auch im KKK- einem zu glauben *aufträgt* und dem was ich für mich persönlich aus den Worten der Bibel für mich selber erfahre.

 

Martin fragte nach einer Liste- die möchte ich hier nicht liefern- aber einige Beispiele nennen.

Da sind zum Beispiel der Widerspruch zwischen diesen kirchlichen Prunktbauten und das was jetzt in den Gemeinden geschieht- sparen- und das oft auf Kosten der Glaubensvermittlung. Wenn Glauben nicht mehr aktiv gelebt wird, dann verkümmert er- denn für mich ist Glauben auch Gemeinschaft.

Oder diese restriktiven Bestimmungen, wie ein Gottesdienst abzulaufen hat.. kommt es nicht auf das an was *rüberkommt*? Es scheint mir, als wären Regeln das wichtigste- egal was der Glaubende davon hat, der die Messe besucht.

Auch zu den Aussagen zur Homosexualität oder Ehescheidung finde ich keinen Konsens.

Das sind Aussagen, zu denen sich Jesus entweder gar nicht geäußert hat ( Homosexualität) oder solche, die in einem geschichtlichen Umfeld zu sehen sind- und die im Grunde auch gegen das Liebesgebot verstossen ( ich meine, die Ächtung dieser beiden Dinge).

Vor allem wenn dann noch solch menschenverachtenden Äußerungen a la Ratzinger zum Thema Homosexualität kommen, dann zweifle ich wirklich an der Glaubwürdigkeit der Kirche.

Was will sie vermitteln? Die frohe Botschaft scheint es jedenfalls nicht zu sein.

Und wenn ich dann solche Diskrepanzen sehe zwischen der Kirche, die die Kirche Christi sein will- und dem was sie verkündet und tut- dann sind es nicht nur mehr Zweifel, die mich bezüglich der Kirche befallen, sondern auch Zweifel, die mich bezüglich des Glaubens befallen... Was soll ich eigentlich noch glauben?

Nicht das ich kein Vertrauen zu Gott hätte- auch wenn ich im Grunde nicht weiß wie er ist und hoffe, dass er wirklich ein Gott der Liebe ist- aber der Widerspruch zwischen dem Gott den ich sehe und dem Gott, der die Kirche zu vermitteln sucht, wird schon immer größer.

Denn vieles was ich an der Kirche sehe steht im Widerspruch zu dem was Christi lehrt.

 

Ellen

 

Nachtrag: Danke an die, die mir ihre guten Wünsche übermittelten! :blink:

Liebe Eifellady, ich kann deine Sicht einfach nicht nachvollziehen:

Ich bin ja gerade so von der katholischen Kirche begeistert, wéil sie sich so streng an die Aussagen Jesu in den Evangelien hält: Z.B. hat Jesus die Ehescheidung (außer bei Ehebruch) verboten - genauso tut es die kath. Kirche; das Sex grundsätzlich mal zum Kinderkriegen da ist, sollte jedem denkenden Menschen klar sein - und so sieht es die kath Kirche; die Prunkbauten sind Ausdruck einer großartigen christlich-abendländischen Kultur (Japaner bewundern das!); und daß die Messe überall gleich gefeiert werden sollte, finde ich gut; es ist ja auch ein Ausdruck für die Einheit der Kirche; wenn jeder macht, was er will, zerfällt eben diese Einheit und es herrscht das Chaos.

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Liebe Ellen, hoffe daß es den Deinen besser geht :P

Ich gehöre ja auch zu den Zweiflern und möchte eins bemerken, es macht einem das Leben nicht einfacher :blink:

Entscheidend ist da die Grundeinstellung. Ein Optimist wird sich seinen Zweifeln stellen und darüber nicht das wichtigste (in diesem Falle den Glauben an Gott) aus den Augen verlieren. Ein Pessimist wird von seinen Zweifeln aufgefressen und sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Das Beispiel weiter vorn von altsünder mit den 2 Männern auf dem sinkenden Boot fand ich ganz bezeichnend.

Ich oute mich hier mal als Optimist :P :P

bearbeitet von brigitta
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Ich möchte gerne auf einen Beitrag von Erich AS verweisen, den ich an anderer Stelle fand, und dem ich – ungeachtet nachfolgender, wenig qualifizierter Unkerei – für bedenkenswert halte.

 

Und dann … schulde ich der Ellen ja noch einen «frühen Ratzinger», zu der Zeit, als er – Jung Ratzi – noch Dogmatik in Tübingen lehrte, seine Hörsäle überfüllt waren, die Apo den Aufstand probte, Ellen und ich, noch nicht voneinander ahnend, an unterschiedlichen Stellen der Republik gerade die Stützrädchen von den Fahrrädern abschrauben ließen und uns um Zweifel keinen Deut scherten. Und zweifel- oder eifellos: wir konnten auch auf zwei Rädern fahren.

 

In jener Zeit hat Jung Ratzinger Wichtiges – wie man heute so schön sagt – angedacht. Kommt aber erst später – und wer weiß, ob vor Dienstag.

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Ich gehöre ja auch zu den Zweiflern und möchte eins bemerken, es macht einem das Leben nicht einfacher :blink:

Entscheidend ist da die Grundeinstellung. Ein Optimist wird sich seinen Zweifeln stellen und darüber nicht das wichtigste (in diesem Falle den Glauben an Gott) aus den Augen verlieren. Ein Pessimist wird von seinen Zweifeln aufgefressen und sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht.

und zweifelt bis zur Ver-Zweiflung.

 

Ich oute mich auch als Optimistin.

 

:P

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AlterSünder in: "Was haltet ihr so von den Atheisten"/Gladiatorenarena

Zweifel sind tatsächlich überflüssig, weil unfruchtbar.
"Überflüssig" und "Zweifel" sind zueinander inkompatibel. Man hat ja nicht die Wahl, sich einen Zweifel zuzulegen, oder dies zu lassen. Ungefragt kommen Zweifel auf und fragen an, ob man sich stellen oder ob man verdrängen will.

 

Ungeachtet dessen gibt es natürlich Lebenseinstellungen, die den Zweifel fördern und andere Lebenseinstellungen, die den Zweifel verhindern. Wer keine Fragen an sich heranlässt, wird weniger Zweifel erleben. Er manövriert sich dadurch aber in eine Wahrnehmungsverengung, von der ich sogar befürchte, dass sie sogar genau die Funktion hat, Zweifel fern zu halten, weil man nicht in der Lage oder willens ist, sich ihnen zu stellen.

 

Ob Zweifel unfruchtbar sind, ist eine Frage der Erfahrung. Wenn Erich schreibt, dass Zweifel unfruchtbar sind, dann kaufe ich ihm ab, dass er Zweifel (bislang) als unfruchtbar erfahren hat.

 

Ich kenne eine ähnliche Erfahrung: Zweifel kann zum Selbstläufer werden. Man dreht sich im Zweifelskreis und findet den Ausgang nicht. Bei mir war es bisher aber so, dass ich dann irgendwann entweder den Zweifel auf sich beruhen lassen konnte (sozusagen die Gelassenheits-Lösung, die einer späteren Bearbeitung noch harrt). Oder dass das Zweifeln tatsächlich weiter geführt hat (sozusagen die Durcharbeitungs-Lösung, meine Hauptumgangsform mit Zweifeln).

 

Im Zweifel ist man ja auf der Suche. Das ist zwar ein sehr anstrengendes Stadium, weil ich dann einen Gedanken nach dem nächsten suche. Und interessanterweise findet sich in den allermeisten Fällen schon nach relativ kurzer Zeit ein Schimmer der Ahnung. Und dann kommt es oft zu sehr befreienden Erfahrungen. Diese sind bei mir oft intellektueller Art (ich bin ein Kopfmensch), können aber auch praktischer Art sein (Klarheit, was ich jetzt will) oder können zu einer Vertiefung des Gebetes führen.

 

In alledem ist fast immer eine selbstkritische Komponente enthalten. "War ich blöd!" oder "Eigentlich klar, dass das immer schief gegangen ist!" oder "Hey Mecky, schon mal was von Vertrauen gehört? Stand wohl wieder mal Dein Kopf im Weg herum".

 

Insofern kann ich zum Teil (wenn auch in anderer Form) bestätigen, was Erich gesagt hat:

Zweifel ist häufig Faulheit, gelegentlich auch Ausdruck einer persönlichen Krise.
Das mit der Faulheit halte ich für Unfug, aber es gibt tatsächlich eine persönliche Krise. Jeder Zweifel ist eine Krise - krisis ist ein Scheidepunkt, ein Wendepunkt. Darauf steuert der Zweifel zu und tatsächlich betrifft das nicht nur irgendwelche sachlichen Aspekte, sondern die ganze Person.
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Da schon aus anderem Zusammenhang hier herein verschleppt, nun gut, dann doch noch dazu einige Worte.

 

Zweifel sind (rational gesehen) überflüssig, weil unfruchtbar. In der Wissenschaft - zumindest in deren Praxis - gibt es den Zweifel nicht, wohl aber die Kritik. Zwischen beiden besteht ein substanzieller Unterschied. Die Wissenschaft interessiert sich nicht für den Zweifel, weil dieser keine Agrumente hat. Es ist einfach zuwenig in der Wissenschaft aufzustehen und zu sagen, dieses oder jenes glaube man nicht. Wer meint, dies könne nicht stimmen, braucht sich nicht auf mein Wort zu verlassen, er kann es selbst ausprobieren. Dazu genügt es auf einem wissenschaftlichen Kongress, nach einem Vortrag zu einem x-beliebigem Thema während der Diskussion aufzustehen und zu sagen, das Vorgetragene glaube er nicht, er bezweifle es. Daraufhin wird ihn der Vortragende oder der Diskussionsleiter fragen, aus welchen Gründen er dies nicht glaube, was seine Argumente dagegen wären. Wenn daraufhin nichts anderes kommt als der Verweis auf den Zweifel, wird der Zweifler peinliches Schweigen ernten, wenn der Diskussionsleiter redegewandt ist vielleicht noch den Vorschlag wiederzukommen, wenn man mehr habe als Zweifel, nämlich Argumente.

 

Damit sind wir bei der Kritik. Kritik ist ein ganz anderes Ding. Fundierte [sic!] Kritik setzt allerdings die Bereitschaft voraus, sich entsprechende Kenntnisse über das zu Kritisierende anzueignen, ist also mit Arbeit und Fleiss, dem Erwerb von Kenntnis und Wissen verbunden. Zweifel kann durchaus am Beginn von Kritik stehen. Wenn er aber nicht zu dieser vorzustoßen vermag ist er, wie oben geschrieben, tatsächlich überflüssig, sozusagen ein beständiges Braten im eigenen Saft. Es gibt natürlich den existenziellen Zweifel, der alles, was uns zuvor noch Säule, Stütze und Träger war, in Frage stellt, bis an den Rand des Zusammenbruchs schwächt. Doch zuallerst ist Zweifel eine Frage nach Argumenten, nach kritischer Auseinandersetzung. Und das heisst Arbeit, das heisst Bemühen. Wo diese Arbeit fehlt, ist Zweifel einfach Faulheit (oder Ausdruck einer Lebenskrise, die einem die Kraft für ein solches Bemühen entzieht).

 

In einem Satze zusammengefasst: Zweifel ist Gefühl, Kritik ist Verstand.

bearbeitet von altersuender
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Zweifel kann durchaus am Beginn von Kritik stehen.

Yepp! Sehe ich auch so.

 

Die ganzen viele Worte um die Unwissenschaftlichkeit des Zweifels sind ja einigermaßen sinnhaft. Aber sie führen mehr vom Thema weg, als auf es hin.

 

Es geht doch gar nicht darum, ob der Zweifel von alleine produktiv ist. Das hat niemand behauptet. Der Zweifel ist der Motor, die Motivation, sich Gedanken zu machen. Und er ist deshalb Motor, weil er schmerzhaft ist. Das Ziel des Zweifels ist ja nicht ein neuer Zweifel oder das Wohlgefühl des Zweifels, sondern ist die Klarheit jenseits des Zweifels.

 

Auch die Methode des Zweifels ist nicht das Weiterzweifeln. Wer würde denn so etwas sagen? Die Methode ist alles, was zur Klärung dienlich ist - genauer kann ich das nicht beschreiben, weil es da eine ganze Fülle (Aussprechen, bis Nachlesen, Jammern, sich-beraten-lassen ....) gibt.

 

Wer allerdings seine Zweifel nicht bearbeitet, wer sie womöglich sogar so weit verdrängt, dass er sie nicht mehr wahrnimmt, der würgt damit den Motor ab. Oder schlimmer: Der Motor dreht sich weiter, aber man weiß nicht mehr so genau, was er antreibt und bewirkt.

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Also wenn ich so die Argumentation von altersünder sehe- denke ich immer mehr, dass er meint, dass sei ein Spaß, den ich mir mache.

Ich sagte in einem anderen Thread, die Zweifel werden größer, desto mehr ich weiß und erfahre.

Mir hier Faulheit vorzuwerfen, ist eine Frechheit.

 

Ich war so dumm, mich überhaupt der Diskussion zu stellen.

 

Hiermit ziehe ich mich aus der Diskussion zurück.

Vielen Dank an Peter, der den Thread eröffnet hatte und an die, die mich ernst nahmen.

 

Aber ich habe keine Lust, wenn mir meine Ehrlichkeit auch noch als Faulheit oder sonstiges ausgelegt wird.

 

Ellen

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Liebe Ellen!

 

AlterSünder hat Dir Faulheit vorgeworfen, er hat Dir nicht die Augen ausgestochen. So was muss man ertragen können. Life is hard.

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Liebe Ellen!

 

AlterSünder hat Dir Faulheit vorgeworfen, er hat Dir nicht die Augen ausgestochen. So was muss man ertragen können. Life is hard.

Hallo Mecky,

 

mag sein, dass ich zur Zeit empfindlich reagiere- aber das ist ein ganz *wunder* Punkt zur Zeit bei mir- und wenn mir dann noch vorgeworfen wird, ich würde im Prinzip aus *Faulheit* zweifeln, dann ist es so- als würde einer noch mal so kräftig in der Wunde bohren wollen.

Und dann stellt sich die Frage, ob man es ertragen kann- auch wenn man es müßte.

Und zur Zeit kann ich es nicht.

Sachliche Diskussion, wie du und andere hier machen- sind in Ordnung und hilfreich- aber dass was Altersünder sich erlaubt, ist herabsetzend- und das möchte ich mir im Augenblick nicht antun- weil ich im Moment emotional nicht dazu in der Lage bin.

 

Ellen

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In einem Satze zusammengefasst: Zweifel ist Gefühl, Kritik ist Verstand.

Und dies Behauptung ist Bockmist.

Um zu zweifeln muß ich ja mal mein Hirn einschalten und über was nachdenken.Um was zu kritisieren brauch ich nur meine große Klappe aufzureißen :ph34r:

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@ brigitta

 

 

In einem Satze zusammengefasst: Zweifel ist Gefühl, Kritik ist Verstand.

 

Und dies Behauptung ist Bockmist.

Um zu zweifeln muß ich ja mal mein Hirn einschalten und über was nachdenken.Um was zu kritisieren brauch ich nur meine große Klappe aufzureißen :ph34r:

Im genau umgekehrten Sinne zu Deinen Worten hatte Erich_AS seine Ausführungen zusammengefaßt! :blink:

 

GsJC

Raphael

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