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Bioethik


peter

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Gentherapie gegen Bluter-Krankheit

07. Jun 07:33

 

 

Hoffnung für Erbkranke: Eine Gentherapie gegen das Familienleiden Hämophilie A wurde erfolgreich getestet. Die Forscher verändern körpereigene Zellen der Patienten.

 

BERLIN. Wenn Blutungen bei offenen Verletzungen oder Blutergüssen nicht gestoppt werden, können schon kleine Verletzungen zum Tode führen – ein Risiko mit dem Menschen, die unter Hämophilie A leiden, leben müssen. Jetzt sind amerikanische Forscher bei einem Sicherheitstest für eine Gentherapie der Bluter-Krankheit von ihren positiven Ergebnissen überrascht worden.

 

Die Blutgerinnung wird unter anderem von einem Protein geregelt, das als Faktor VIII bezeichnet wird. Das Gen für dieses Protein liegt auf dem X-Chromosom. Ist die Erbinformation in diesem Bereich geschädigt, kann das Protein nicht gebildet werden. Da Mädchen zwei X-Chromosomen und Jungen ein X- und ein Y-Chromosom haben, sind hauptsächlich Männer von der Erkrankung betroffen. Bei ihnen kann kein zweites X-Chromosom den Gendefekt ausgleichen. Auf 5000 bis 10.000 geborene Jungen kommt einer mit Hämophilie A. Diesen Menschen könnte mit der Übertragung eines funktionstüchtigen Gens für den Gerinnungsfaktor geholfen werden.

 

Die Forscher vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston wollten die Sicherheit einer solchen Gentherapie überprüfen. Bei anderen gentherapeutischen Verfahren waren unerwünschte Nebenwirkungen wie Infektionen, Abwehrreaktionen des Körpers, genetische Mutationen oder die ungewollte Übertragung von Genen aufgetreten.

 

Um diese Nebenwirkungen zu vermeiden, verzichteten die Forscher auf den Einsatz von Viren, die Gene in Zellen einschleusen können. Sie entnahmen den Patienten statt dessen Fibroblasten, Zellen aus dem Bindegewebe, die sie dann gentechnisch veränderten. Die Zellen wurden mit kurzen Elektroimpulsen dazu gebracht, das Faktor-VIII-Gen in Form eines kleinen DNA-Rings aufzunehmen. Anschließend wurden die Zellen vermehrt und den Patienten wieder ins Fettgewebe am Bauch gespritzt.

 

Vier von sechs der Patienten hatten nach der Zellbehandlung eine höhere Konzentration des Gerinnungsfaktors im Blut. Wie die Forscher feststellten, nahmen bei diesen Patienten die Blutungen ab und sie benötigten weniger Faktor VIII, um die Verletzungen zu behandeln. Bei zwei der Kranken blieben auch die spontanen Blutungen, die in schweren Fällen zum Tod führen können, für zehn Monate aus.

 

«Es ist ermutigend, zu sehen, dass die Behandlung sicher ist. Bei keinem der Patienten entwickelten sich durch die gentechnisch veränderten Zellen Nebeneffekte», sagt David Roth, Leiter der Studie. Die Forschergruppe veröffentlichte ihre Ergebnisse in der neuen Ausgabe des New England Journal of Medicine. Die Forscher wollen jetzt weitere Studien zur Therapie der Bluter-Krankheit durchführen. «Wir sind optimistisch, weil wir den Faktor-VIII-Spiegel im Blut jetzt schon leicht erhöhen konnten.»

 

Die Hämophilie A ist laut Roth ein guter Kandidat für eine Gentherapie. Für die Produktion des Gerinnungsproteins und seine Ausschüttung ins Blut wird kein spezielles Organ benötigt, viele Gewebe könnten diese Aufgabe übernehmen. «Schon ein kleiner Anstieg des Faktor-VIII-Spiegels kann für die Kranken viel bewirken und das Krankheitsbild von der schweren zu einer leichten Form des Leidens verändern.»

 

Gruß Pedrino

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Lieber Pedrino,

 

beim großen Themenkomplex "Humangenetik" geht es um sehr verschiedene Dinge. Bei der Beurteilung der ethischen Dimension von medizinischen Methoden muss man zunächst einmal den Begriff des Menschen und den der Menschenwürde klären. Dann kann man die einzelnen Verfahren beurteilen.

 

In der bisherigen Diskussion ging es vor allem um die PID. Vor dem Hintergrund der Tatsache, das das menschliche Leben mit der Befruchtung beginnt, und dem Lebensrecht auch behinderter Menschen kann man dieses Verfahren nur scharf ablehnen. Selektion und Tötung sind keine Mittel zum Heilen!

 

Ebenso ist es mit den Versuchen, Ersatzorgane aus menschlichen Embryonen zu züchten. Die Ausschlachtung von Menschen zum Zweck der "Ersatzteilgewinnung" ist eine Form des Kannibalismus (ich bin da tatsächlich mal einer Meinung mit meinem Ortsbischof, Kardinal Meissner).

 

Das von Dir oben beschriebene Verfahren muss, wenn es so funktioniert, sicher anders bewertet werden. Es wird kein Mensch getötet, der Patient trifft seine Entscheidung selbst.

 

Diese Verfahren werfen zwar komplexe Fragen auf, z.B. Wer ist der Eigentümer der Gene? Wie ist es zu bewerten, dass die veränderten Gene u. U. in die nächste Generation weitergegeben werden? Wie wirkt sich eine eventuell sehr tiefgreifende Veränderung der genetischen Identität auf die Persönlichkeit aus?Trotzdem sind hier Ansätze zu Heilungsverfahren erkennbar, die sicher weiterverfolgt werden können.

 

Ich halte es aber für eine Illusion, zu meinen, man könnte den Menschen durch diese Art der hochgezüchteten Ersatzteil- und Reparaturmedizin wirklich zu einem ganzheitlich "heilen" und glücklichen Menschen machen. Die wirklichen Fragen unserer Kultur liegen meiner Ansicht nach ganz woanders.

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>Die wirklichen Fragen unserer Kultur liegen meiner Ansicht nach ganz woanders<

 

Die Humangenetik erhebt aber weder den Anspruch, Fragen der Kultur zu lösen zu schaffen oder "glücklichere Menschen" zu machen, sondern zunächst einmal darum, Krankheiten zu heilen.

 

Du hättest genausogut schreiben können, eine gute Faust-Inszenierung oder die Berliner Philharmoniker lösen keine Fragen der Onkologie.....

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aber der mensch ist mehr als seine krankheit!

 denk dran!sondern hat noch eine seele!

 

Ja,mehr aspekte erfordern andere entscheidungsträger!

die kirchen gehören auf jedenfall mit zu den verhandlungen!!

 

(Geändert von WeisserRabe um 1:12 - 8.Juni.2001)

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Liebe Lissie,

da siehst Du offensichtlich zu kurz. Die beteiligten Wissenschaftler habe sehr wohl vor, nicht nur Fragen der Kultur, sonder auch solche der Ethik und der Religion zu beantworten. Auf ihren eigenen Kongressen fordern sie eine genetisch runderneuerte Menschheit, stellen den Sinn der Existenz behinderter Menschen in Frage, und beheupten dass ihre Forschungen die Gottesfrage beantworten würden.

 

Heilen kommt schon vom Wortstamm her von "heil", also "ganz", "unzerrissen". Beim heilen von Krankheiten geht es selbstverständlich darum, Menschen glücklicher zu machen, warum sollte man es sonst tun? Damit der Menschwieder (als Steuerzahler und Dienstleistender) wieder funktioniert? Soll man eine Krankheit auch dann beseitigen, wenn der Mensch dadurch unglücklicher wird?

 

Wir alle wissen aus eigener Erfahrung, wie zerrissen und unglücklich die westliche Gesellschaft in weiten Teilen ist, und zwar auch  im Vergleich mit anderen Kulturen. Darüber gibt es soziologische Untersuchungen. Und jetzt soll auf diesem Weg der Zerissenheit ein weiterer Schritt getan werden. Soll das ein Fortschritt sein?

 

Es kann tatsächlich Fortschritte geben, sie wären sogar sehr nötig, nur muss man sich dann wieder mal (nach 500 Jahren) einige Gedanken über die Richtung machen.

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