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Hans Watzlik, Stilzel - der Kobold des Böhmerwaldes

Was sich der Kobold denkt, als man ihn zum ersten Mal in die Kirche mitnimmt:

Zitat

 

Sein unbändiges Gemüt zu dampfen und auf Gott hinzulenken, nahmen ihn die Brotherren in die Messe mit in die Rotenbaumer Kirche: Das Treiben dort nahm den Stilzelt der nie aus dem Wald hinausgekommen war, arg wunder. Da stand ein Mann, der einen Kittel angelegt hatte, hoch droben in einem Zuber und wetterte auf die Bauern herunter. Und da er endlich aufhörte, stieg er die Staffeln nieder, hatte eine dreieckige Kappe auf dem. Kopf und in der Hand, ein Beslein, damit spritzte er die Leute weidlich ab. Hinten aber in der hohen Stube war es wie eine große Hühnersteige, da waren drei droben: der eine biss in einen Prügel, der andere riss an einem Prügel und der dritte schlug auf einen Tisch und verbrachte ein mächtiges Donnerwetter. Der Stilzel rückte auf der Bank, darin er saß, ängstlich hin und her, und da der Mesner kam und ihm den Klingelbeutel unter die Nase hielt, riss er schnell das Glöcklein von dem Beutel und rannte davon.


 

Ich identifiziere für mich die drei auf der Empore als Klarinette, Posaune und Organist.

Disclaimer: Mir ist natürlich bewußt, dass Watzlik durchaus umstritten ist.

 

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Am 5.11.2020 um 10:02 schrieb Wunibald:

Was sich der Kobold denkt, als man ihn zum ersten Mal in die Kirche mitnimmt

 

 

Sehr sehr schön.
Danke für den Link. Ich hab die Geschichte von dem Kobold mit Vergnügen nachgelesen.

Aus eigenem Erleben kann ich bestätigen, dass eine katholische Messe auf einen Nicht-Katholiken so fremd und bizarr wirkt wie eine Voodoo-Beschwörung oder ein germanischer Thing.

 

Auch Juden, die überlegten, sich taufen zu lassen, ging es ähnlich. Das belegt diese Geschichte, an die ich mich spontan bei Deinem Stilzel-Erlebnis erinnerte:

>> Kohn überlegt, ob er katholisch werden soll. "Geh in die Kirche und sieh es dir an", rät sein Freund. "Ich warte derweil im Kaffeehaus." Nach einer Stunde kommt Kohn ins Café und schnaubt zornig: "Ich werd' nicht katholisch! Das ist alles Betrug. Stell dir vor, es waren viele Leut da, und vorn auf der Bühne standen ein großer Goj und ein kleiner Goj, so eine Art Schammes. Da geht der große Goj hin und versteckt seine Jamulka. Und nun beginnt ein großes Gesejres: Habt ihr nicht gesehen mein Hütele? Die Leut antworten im Chor: Wir haben nicht gesehen dein Hütele. Und dann geht er und sucht das Hütele. Er nimmt das große Buch und stellt's weg - aber da ist nicht dahinter das Hütele. Dann macht er ein Kastel auf und schaut hinein - auch da ist nicht sein Hütele! Dann kniet er am Boden und sucht unter dem Tisch - aber kann nicht finden seine Jarmulka. Schließlich geht der kleine Goj mit dem Klingelbeutel unter die Leut und sammelt Geld ein, damit er kann kaufen eine neue Jarmulka. Und wie er hat das Geld - da ist auch das Hütele auf einmal wieder da. Glaubst du, ein Einziger von den Gläubigen hat zurückbekommen sein Geld?"  <<
(Salcia Landmann, Der jüdische Witz, S.645)

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Ich lese gerade die Madame le Commissaire - Reihe von Pierre Martin.

Obwohl Krimi sehr leicht und fluffig, ein bißchen was zum Schmunzeln, dank der Atmosphäre & Landschaft ein bißchen wie Urlaub in der Provence.

Ideal für den trüben November.

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Kennt hier jemand die Tante-Dimity-Bücher von Nancy Atherton? Es sind ja "nur" einfache Geschichte aus dem englischen Landleben, aber ich bin immer wieder über die Möglichkeiten beeindruckt, die das Leben so vereinfachen können. Mietwagen, Wäschereien, vorbestellte Mahlzeiten, Änderungsschneider, ... die Liste ist schier unerschöpflich.

 

Bei unserem letzten Hotelaufenthalt wussten wir vorher, daß es spät werden würde und wollten "mal eben" einen Imbiss vorbestellen, weil wir damit rechnen mussten, daß die Küche schon zu sein würde. Aber Deutschland ist da irgendwie anders...

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vor 11 Stunden schrieb Flo77:

Kennt hier jemand die Tante-Dimity-Bücher von Nancy Atherton? Es sind ja "nur" einfache Geschichte aus dem englischen Landleben, aber ich bin immer wieder über die Möglichkeiten beeindruckt, die das Leben so vereinfachen können. Mietwagen, Wäschereien, vorbestellte Mahlzeiten, Änderungsschneider, ... die Liste ist schier unerschöpflich.

 

Bei unserem letzten Hotelaufenthalt wussten wir vorher, daß es spät werden würde und wollten "mal eben" einen Imbiss vorbestellen, weil wir damit rechnen mussten, daß die Küche schon zu sein würde. Aber Deutschland ist da irgendwie anders...

ich liebe diese Bücher zur Zeit ist mir aber diese Reihe ein unglaublicher Genuss 
https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bodenheimer/reihe/Rabbi-Klein-in-Reihenfolge-1129100476/
Als Hörbuch einfach Ideal in dieser Zeit der Autor verarbeitet in den Krimis auch immer  Religionswissenschaftliche und Zeitgeschichtliche Themen
höre grade Band 3

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Dass ich mich nachts in einem Buch festlese, wie in Jugendzeiten, passiert inzwischen eher selten. Aber diese Nacht dann doch. Bei "Die Schlange im Wolfspelz" von Michael Maar. Das ist nicht, wie der Titel nahelegen könnte - und Maar macht so etwas mit Absicht - ein schlechter erotischer Roman, sondern ein Buch über Literatur und darüber, was guten Stil ausmacht. Maar ist Germanist und Literaturkritiker. Damit, dass er Stefan Zweig für einen schlechten Stilisten hält, kann ich leben. Dass er Leo Perutz und Alfred Polgar und so viele andere meiner Literaturheiligen schätzt, ist mehr als genug Trost.
 

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Wie kommt man bei "Schlange im Wolfspelz" auf die Idee, es könnte sich um einen erotischen Roman handeln?

 

Ist ja nicht "Die Pfeiler der Macht", "Tal von Wasser und Feuer", "Engelszungen Halleluja" oder "Die Ratte im Dickicht".

bearbeitet von Flo77
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vor 2 Minuten schrieb Flo77:

Wie kommt man bei "Schlange im Wolfspelz" auf die Idee, es könnte sich um einen erotischen Roman handeln?

 

Via "Venus im Pelz" von Leopold von Sacher-Masoch.

 

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vor 5 Minuten schrieb Alfons:

Damit, dass er Stefan Zweig für einen schlechten Stilisten hält, kann ich leben. Dass er Leo Perutz und Alfred Polgar und so viele andere meiner Literaturheiligen schätzt, ist mehr als genug Trost.

Leo Perutz, Nachts unter der steinernen Brücke. Die ausführliche Inhaltsangabe dürfte einiges Interesse wecken. Es lohnt sich.

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vor 1 Minute schrieb Flo77:
vor 2 Minuten schrieb Alfons:

 

Via "Venus im Pelz" von Leopold von Sacher-Masoch.

 

Gehört nicht zu meinem literarischen Kanon.

 

😁 Zu meinem auch nicht. Aber es gibt halt einen Haufen "wichtiger" Bücher, die ich nicht gelesen habe. Prousts "Suche nach der verlorenen Zeit" gehört auch dazu. Maar lobt seinen Stil, ich schlafe dabei ein.

 

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Am 19.11.2020 um 10:14 schrieb Wunibald:

Leo Perutz, Nachts unter der steinernen Brücke. Die ausführliche Inhaltsangabe dürfte einiges Interesse wecken. Es lohnt sich.


Ah, lange ist‘s her. Habe ich zur Vorbereitung auf meine Prag-Reisen gelesen, war danach nochmal so schön. Ob ich es noch irgendwo wiederfinde?

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vor 23 Stunden schrieb phyllis:

vielleicht sind sie ein biologischer/kultureller selektionsvorteil? sie greift am individuum an, betrifft aber dann die population.

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Ok, Allisons Destined For War ist durch, sehr zu empfehlen, und Danke nochmals an @Mistah Kurtz für die Empfehlung hier.

 

Jetzt ist Entspannung angesagt, James Lucenos Darth Plagueis.

 

Und gerade als verfrühtes Weihnachtsgeschenk mit Widmung vom Autor reingekommen: 伊藤稔: 日本近代造船の礎 - ヘダ号の建造  Geht um die Geschichte des Schoners Heda, den der Autor in einem Verein nachzubauen hilft. Leider bin ich beim Buchtitel schon über die Planke gegangen, äh, abgehangen... 😥 Verdammt, jetzt muß ich doch endlich mal Japanisch lernen. 😄

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Da hätte ich auch gerade ein Buch, das ich nicht lese. Ist mir neulich zugelaufen, will ich wieder loswerden. Karl Buchheim: Geschichte der christlichen Parteien in Deutschland. Kösel-Verlag, Erstauflage 1953, mit Geleitwort von Bundeskanzler Konrad Adenauer. Gebunden, gut erhalten und deshalb zu schade zum Wegwerfen. Mag es jemand haben?

 

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vor 39 Minuten schrieb Alfons:

Da hätte ich auch gerade ein Buch, das ich nicht lese. Ist mir neulich zugelaufen, will ich wieder loswerden. Karl Buchheim: Geschichte der christlichen Parteien in Deutschland. Kösel-Verlag, Erstauflage 1953, mit Geleitwort von Bundeskanzler Konrad Adenauer. Gebunden, gut erhalten und deshalb zu schade zum Wegwerfen. Mag es jemand haben?

 

wenn du es mir vorliest?

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Das ist zwar kein Buch, aber für alle, die sich für Wirtschaft und Gesellschaft hierzulande interessieren, durchaus auch gegen den Mainstream gebürstet, kann ich den Podcast des Ökonomen Daniel Stelter - beyond the obvious - empfehlen. 

Im Podcast von voriger Woche beispielsweise diskutiert er mit 2 Gästen, Prof. Dr. Andreas Herrmann, Direktor am Institut für Customer Insight an der Hochschule St. Gallen und promovierter Betriebswirtschaftler sowie Dr. Klaus Radermacher, promovierter Informatiker, Unternehmer und Experte für Innovationsmanagement, Automotive und Verkehr. Ein interessantes Detail aus dieser Diskussion: bei allen Berechnungen, wie klimaschonend oder schädlich dieses oder jenes Verkehrsmittel ist, wird immer eines nicht berechnet: die dem Verkehrsmittel notwendig zugrunde liegende Infrastruktur, etwa wieviel CO2 beim Ausbau von  Bahn- oder Straßennetz anfällt. Laut den beiden Schweizern verändert das sehr deutlich die CO2-Bilanz der verschiedenen Verkehrsmittel. Unter diesem Gesichtspunkt ist das Fliegen, meinten die beiden Herren, im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln wie Bahn und Straße gar nicht so klimaschädlich. Einfach weil - sieht man von den Start- und Zielpunkten einer Flugreise ab, also den Flughäfen - für die Luftfahrtwege nichts gebaut werden muss. 

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Eine Diskussion im Thread "Umgang mit religiösen Texten" war für mich heute Anlass, noch einmal im Gilgamesh-Epos zu lesen, in der Fassung, die Raoul Schrott diesem ersten Bestseller der Weltgeschichte gegeben hat. Das ist schon ein grandioser Text!

Was mir nicht mehr bewusst war: Dass nicht nur der Sintflut-Mythos, sondern auch einige andere kleine Bruchstücke des Epos in der Bibel recycelt wurden, im Ersten und Zweiten Buch Samuel. Und dass es eine Schlange war, die den ersten Menschen die Unsterblichkeit nahm, steht nicht nur in der Bibel, sondern auch in dem Epos über König Gilgamesh.

Als die Tontafeln aus den Ruinen von Ninive damals, gegen Ende des 19. Jahrhunderts, übersetzt und publik gemacht wurden, muss das für die christlichen Kirchen ein Schlag gewesen sein. Teile der Bibel, die sie für Gottes überliefertes Wort hielten, waren einfach nur abgeschrieben! Von alten heidnischen Texten! "Als der siebte Tag anbrach, holte ich eine Taube und ließ sie frei. Sie flog auf und davon; kehrte dann aber um: nirgendwo gab es einen Platz zu landen, und so kam sie zu mir zurück." Dass die Arche nicht am Ararat, sondern am Berg Nimusch strandete, ist da nur ein schwacher Trost.

 

bearbeitet von Alfons
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