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Tirunesh

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vor 12 Minuten schrieb Juana:

"Entrümple deinen Geist" von Anselm Bilgri [...]

 

Ich bräuchte eher ein Buch mit dem Titel "Entrümple dein Bücherregal".
Die Entscheidung, ob Du jenes einzelne Buch besser in den öffentlichen Bücherschrank in der Stadtmitte stellen oder aber an eine katholische Bücherei weitergeben sollst, triffst du am besten so, wie ich Entscheidungen zu treffen pflege:  Wirf eine Münze in die Luft - Kopf oder Zahl - schau dir die aufgefangene Münze an. Und dann frag Dich: Freut mich das Ergebnis? Oder bin ich enttäuscht?

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Danke, Alfons. Das hört sich nach einem guten Plan an. Ich habe in den letzten Monaten ca. 500 Bücher weggegeben oder weggeworfen, und ich bin noch lange nicht durch. Da verliert man leicht den Überblick. Aber Deine Methode hat was, wenn die Unentschlossenheit mal wieder Oberhand gewinnt.

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„Die Windsors“ von einem -obgleich Laie- tiefen Kenner der britischen Geschichte und großen Beeubderer der englischen Demokratiekultur und des englischen Parlaments. Mir ist gerade der Name entfallen, aber er sitzt im Bundestag und trägt gerne Tweed.

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vor einer Stunde schrieb Xamanoth:

„Die Windsors“ von einem -obgleich Laie- tiefen Kenner der britischen Geschichte und großen Beeubderer der englischen Demokratiekultur und des englischen Parlaments. Mir ist gerade der Name entfallen, aber er sitzt im Bundestag und trägt gerne Tweed.


Das Buch heißt, glaube ich, "Das Haus Windsor". 
Bekleidungsvorlieben und Partei-Mitgliedschaften sagen übrigens nach meiner Überzeugung wenig über die literarische Qualität und die wissenschaftliche Solidität eines Autors aus.


Bei einem solchen Satz, wie gerade getippt, hätte ich mir früher mit einem markigen "Der Geist steht links!" widersprochen. Aber irgendwann, meine ich, sollte jeder lernen, dass das Leben nicht so eindeutig und schwarzweiß ist, wie es sich Menschen auf der Suche nach einem klaren Weltbild wünschen. Über Heideggers Beitrag zur Philosophie zum Beispiel kann man reden, auch wenn man weiß, dass er ein Nazi-Verehrer war. Und Heimito von Doderer war einer der größten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, ungeachtet seines Antisemitismus und seiner seltsamen sexuellen und politischen Vorlieben. Überhaupt scheint mir unter Literaten der Anteil der Ar schlöcher überdurchschnittlich hoch zu sein. Wie Arno Schmidt schon - ich zitiere sinngemäß aus dem Gedächtnis - sagte: Schriftsteller investieren so viel an Persönlichkeit in ihr Werk, dass man sich den schäbigen Rest besser nicht genauer anschaut.


Alfons

 

PS: Ich lese gerade - was ich deutlich spannender finde als das Haus Windsor - Ian Bostridges Buch über Schuberts Winterreise und parallel eine "psychologische" Schubert-Biografie.

bearbeitet von Alfons
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Falls jemand mal gerne alte Bücher anschauen will, hier ein Tipp:

https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Was-sonst-nie-zu-sehen-ist-Die-Schaetze-der-Unibibliothek;art735,10227932

https://www.bibliothek.uni-wuerzburg.de/400/ausstellung/

 

Und wenn ihr schon mal da seid, hier gibt es auch ein paar Kirchen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchen_in_Würzburg

Letzteres ist ein bisschen OT, passt aber ins Forum, denke ich.

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Ich habe mal wieder eine Frage, dieses Mal an alle, die ihr Latein noch nicht so gründlich vergessen haben wie ich.

Bei meiner Aktion Bücheraussortieren habe ich etwas gefunden mit dem Titel "Officium hebdomadae sanctae et octavae paschae". Es sieht ein bisschen wie ein Gebetbuch aus und hat einen Hinweis: "Concordat cum originalibus approbatis. Ratisbonae, die 10 mensis ianuarii1957"

 

Ich habe lediglich verstanden, dass es dabei um die Heilige Woche und Ostern geht. Weiß jemand von Euch mehr darüber?

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Ich nehme an, dass es sich um die Neugestaltung der Kar- und der Osterwoche handelt. Bis dahin fanden die Gottesdienste am Gründonnerstag um 8.00h, am Karfreitag um 9.00h und am Karsamstag um 6.00h statt. Nur in den "Nestern" der Liturgischen Bewegung fand zumindest die Osternachtsfeier auch in der Osternacht statt. 

In (SW) Heilig-Geist war am Karsamstagabend die Auferstehungsfeier mit Prozession in der Kirche (um 18.00h?), dann war "richtig" Ostern (obwohl man ja schon am frühen Morgen das Feuer und die Osterkerze (und das Taufwasser) geweiht und das Halleluja gesungen hatte .......es war danach Fast- und Abstinenztag bis 18.00).

 

Ich bitte, mich hier nicht auf den Buchstaben festzulegen, da ich hier nur so schreibe, wie ich mich erinnere.

 

In der Mitte der 1950 wurden hier Änderungen festgelegt und die Gottesdienstzeiten waren dann so, wie sie auch jetzt noch sind. An Inhaltliche Änderungen (also in den liturgischen Texten) ist leider bei mir nichts "hängengeblieben", obwohl ich mich an Gottesdienste zu den "alten" Zeiten noch mit Einzelheiten erinnere.

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@ Elima Danke für Deine Erklärung. Wenn ich es richtig lese (Alles in Latein!), ist in dem Buch tatsächlich eine Liturgie für Karsamstag Nacht vorhanden.

Ich kenne Osternachtsfeiern an Karsamstag 21.30 Uhr bzw. Ostersonntag 5.00 Uhr mit Prozession, Weihe von Osterfeuer, -kerze und -wasser. Das war, als ich schon erwachsen war. Als Kind kannte ich die Schülergottesdienste und die Sonntagsgottesdienste sowie Maiandachten, keine speziellen Feiern Gründonnerstag Abend und am Karfreitag, so wie heute.

 

Das Buch ist anscheinend nicht mehr aktuell. Dann kann es wohl weg, wenn man es nicht mehr verwenden kann.

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Alte Bücher über religiöse Themen scheinen niemanden zu interessieren. Aber dafür wurde die blaue Tonne erfunden.

Zum Vergleich: Micky-Maus-Bücher finden nicht nur Abnehmer, sie lassen sich sogar verkaufen.

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Und wieder eine Merkwürdigkeit beim Aussortieren der Bücher gefunden (nein, nicht das Buch "Religionspsychologie", obwohl der Titel eigenartig ist):

 

"Das Evangelium des vollkommenen Lebens. ... Aus dem aramäischen Urtext ins Englische übersetzt und herausgegeben von G. J. R. Ouseley

Habe ich da etwas falsch verstanden und das Evangelium war tatsächlich zuerst in aramäischer Sprache?

 

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vor 5 Stunden schrieb Juana:

Habe ich da etwas falsch verstanden und das Evangelium war tatsächlich zuerst in aramäischer Sprache?

 

Du hast nichts falsch verstanden.

Die vier Evangelien wurden (wahrscheinlich in der Zeit zwischen 70 und 110 u.Z.) auf Griechisch geschrieben. Vermutungen, es habe so etwas wie ein Ur-Evangelium in Aramäisch gegeben, sind tatsächlich nur Vermutungen, für die es keine Belege gibt. Auch bei der Logienquelle Q, aus der Matthäus und Lukas geschöpft haben, ist es nach sprachwissenschaftlicher Erkenntnis wahrscheinlich, dass es sich bereits um eine griechische Übersetzung von Jesus-Worten gehandelt hat. Griechisch war damals im Mittelmeer-Raum lingua franca, also die Sprache, in der sich alle Völker verständigen konnten.

 

Vieles spricht dafür, dass Jesus ebenso wie seine Jünger Aramäisch gesprochen haben. Und "zweifellos sind manche der von den neutestamentlichen Schriftstellern verarbeiteten Traditionen ursprünglich in semitischer Sprache überliefert worden" (Conzelmann/Lindemann, Arbeitsbuch zum NT, S.24). Also in hebräisch oder aramäisch, aber wohl nur mündlich.

 

Für jemanden, der eine aramäische Urfassung vermutet, liegt natürlich der Versuch nahe, Texte in diese Sprache zurück zu übersetzen. Zumal man dadurch auch hofft, eine Textfassung zu gewinnen, die dem jüdischen Denken näher ist als das griechische, sozusagen philosophische Verständnis. Und tatsächlich lassen sich ja in den Texten der Evangelien manche Semitismen finden. Nur: Sind diese Ausdrücke in den Text gelangt, weil sie aus einem ursprünglich aramäisch überlieferten Ausspruch Jesu stammen? Oder sind sie darauf zurück zu führen, dass der Verfasser des Evangeliums ein aramäischer Muttersprachler war und sein Koine-Griechisch dadurch aramäisch gefärbt war?  Die Schlussfolgerung bei Conzelmann/Lindemann: "Versuche des Rückgriffs auf eine vermutete semitische Urfassung ganzer Textabschnitte sind mit so starken Unsicherheiten behaftet, dass man besser darauf verzichtet."

 

Es hat mehrfach Versuche gegeben, die Evangelien "zurück" ins Aramäische zu übersetzen. Da ich nicht Aramäisch kann, kann ich auch nicht beurteilen, ob das Erkenntnisgewinn bringt. Einen "Urtext" zu postulieren, wie bei dem Buch geschehen, das Du entdeckt hast, halte ich aber für unredlich.

Alfons

bearbeitet von Alfons
Ergänzung
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Ich blättere wieder einmal ganz entspannt in Arno Schmidt, Zettel's Traum, BA S.322 und finde ein Zitat eines Kirchenlehrers mit Nutzanwendung auf die Handlung. 

Zitat

 

(Nich=zangkn. Wo selbst Heilije soffn) : »Wie spricht der August? : >Trunkenheit ist zwar fern von Mir; aber ein Räuschchen beschlich zuweilen Deinen Knecht. ( - : Muß'Dein'Mann auch=ma über Dir triumfiern lassn, Wilma.«. / -) : »Beneidnswerte Lectur - « (P, reuich) : ---

 

Ebrietas quidem longe est a me, crapula autem nonnunquam subrepit servo tuo. (CONF. 31 

 

 

Für alle, die es interessiert und noch nicht auf diese wunderbare Fundgrube hingewiesen wurden:

Arno Schmidt  Bargfelder Ausgabe  Ein elektronisches Findmittel

Hier geht es zum Link.

 

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vor 5 Minuten schrieb Wunibald:

Ich blättere wieder einmal ganz entspannt in Arno Schmidt, Zettel's Traum, BA S.322 und finde ein Zitat eines Kirchenlehrers mit Nutzanwendung auf die Handlung. 

 

Für alle, die es interessiert und noch nicht auf diese wunderbare Fundgrube hingewiesen wurden:

Arno Schmidt  Bargfelder Ausgabe  Ein elektronisches Findmittel

Hier geht es zum Link.

 

 

Danke. Das ist eines der Werke, die man sicherlich tatsächlich in gedruckter Form und mit aller Muße lesen sollte.

Ulysses z.B. hat mich als Buch (übersetzt) total gelangweilt, erst als ich auf dem Handy zufällig eine englische Version (unmöglich gesetzt) fand, konnte mich das Buch faszinieren.

Ich erinnere mich noch an die irrsinnig große, teuere Ausgabe im Buchladen - letzlich damalig unerschwinglich, in kein Regal passend, man braucht wohl eine eigenes Lesepult dafür.

Inzwischen könnte man es antiquarisch wohl so zwischen 650 bis 900 EUR erwerben. Vielleicht ein Projekt für den eigenen Ruhestand - wenn wir bis dahin nicht aufgrund des "Klimawandels" verpflichtet werden, solche Wälzer im örtlichen Bücherheizkraftwerk abzuliefern.

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vor 15 Minuten schrieb Shubashi:

Vielleicht ein Projekt für den eigenen Ruhestand - wenn wir bis dahin nicht aufgrund des "Klimawandels" verpflichtet werden, solche Wälzer im örtlichen Bücherheizkraftwerk abzuliefern.

 

Du meinst so wie hier: Fahrenheit 451?

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vor einer Stunde schrieb Shubashi:

(...) man braucht wohl eine eigenes Lesepult dafür.


Was meinst Du, warum ich mir mal ein Stehpult angeschafft habe...

 

vor einer Stunde schrieb Shubashi:

Inzwischen könnte man es antiquarisch wohl so zwischen 650 bis 900 EUR erwerben. 

 

Nein, das gibt es billiger. Kann sein, dass die Originalausgabe von 1970, als Typoskript und von Schmidt signiert, heute so teuer gehandelt wird. Es gab aber später mehrere verkleinerte Ausgaben, die derzeit unter 300 Euro zu haben sind. Empfehlen würde ich die 2010 erschienene Bargfelder, gedruckt, die ist ganz normal im Handel, für 348 Euro gebunden (einbändig) und als Taschenbuch in vier Bänden für 242 €. Also quasi nachgeworfen.
 

bearbeitet von Alfons
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vor 2 Stunden schrieb Wunibald:

Ich blättere wieder einmal ganz entspannt in Arno Schmidt, Zettel's Traum, BA S.322 und finde ein Zitat eines Kirchenlehrers mit Nutzanwendung auf die Handlung. 

 

Das kommt davon, wenn man sich für den Broterwerb mit Heiligen befasst, wie Schmidt in den "Abenteuern der Sylvesternacht" berichtet: "Wenn mir das einer am Wäschekorb gesungen hätte, dass ich im 50. Lebensjahre mal bei Anlegung der Register zu einem zwölfbändigen Heiligenlexikon helfen würde..."

Gemeint hat er die deutsche Übersetzung von Alban Butlers "The Lives of the Fathers, Martyrs, and Principal Saints". Das Buch scheint hierzulange kein großer Erfolg gewesen zu sein, jedenfalls ist es mir noch nie vor die Füße gelaufen.

 

Alfons

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Ich habe gerade die Bachelorarbeit meiner Älteren korrekturgelesen. Das sind über 250 Seiten - ok, ein guter Teil sind Transkripte von Interviews. Aber mir tut der arme Professor jetzt schon leid, wenn der wirklich alles überprüft, dann hat der wirklich was zu tun.

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Der gottüberlegene Jakob

Zitat

Zwischen den Fingern hielt der Wiesner Jakob einen Rosenkranz, und sooft er mit einem Vaterunser zu Ende kam, wo andere Christen beten: »Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel«, murmelte er regelmäßig: »Führe uns nicht in Versuchung, sondern mach mir meine kranke Kuh wieder gesund. Amen!« Eine kranke Kuh ist eben auch ein Übel...

 

Zitat

»O heiliger Iakobus, du mein allerliebster Namenspatron! Ich bet' dir jetzt ein Vaterunser, daß du dich meiner armen Kuh annehmen möcht'st und die wieder gesund wird. Das tät' ich dich auf das allerinständigste recht schön bitten, und wenn ich die Kuh behalt', so will ich dir schon auch deine Fürsprach' gedenken!«..


 

Zitat

 

da erhob sich St. Jakobus und St. Peregrinus und St. Leonhardus, und so einer nach dem andern, alle, der Reihe nach, wie sie angerufen worden waren, und legten ihr Wort ein für Wiesners kranke Kuh. Es wollte kein Ende nehmen. Da hielt sich der Herrgott die Ohren zu und rief: »Oh, ihr heiligen Himmelherrgottssakermenter! Wollt ihr wohl aufhören? Es ist gut. Soll sie in Gottes Namen wieder gesund werden die Lies'l? Hab' sie ja doch auch geschaffen!«...


 

Zitat

»Meine lieben Heiligen, alle miteinander, müßt's nit bös sein, gleich als wär' ich ein schlechter Christ, der nit weiß, was er geredet; aber wenn ihr euch recht besinnt, ich hab' gesagt: wenn ich die Kuh behalt', wenn sie mein bleibt! Nun ist aber die Sach', daß sie verkauft ist, dem Fehringer gehört und mich nichts mehr angeht; ich leg' also, wie billig ist, alle Gelöbniss' auf die Kuh. – Und auch du, lieber Himmelvater, sei nit bös, daß du da hast nachgeben müssen, hast ja doch ein gutes Werk damit getan, was dir auch schon wieder vergolten werden wird. Und jetzt bet' ich euch in der Schnelligkeit paar Vaterunser und einen Glauben, dafür, daß mir wieder miteinander gut sein sollen!«

 

Die weiteren Kapitel aus Anzengrubers "Dorfgänge"  liegen noch vor mir. Ich werde sie sicher auch zu schätzen wissen

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Am 18.11.2005 um 13:02 schrieb pmn:

Shakespeare: Heinrich VI.

 

 

 

 

 

Shakespeare ist immer gut - egal was. :)

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Die Anhänger - oder ich sage wohl besser: die engagiertesten unter den Lesern - des 1979 gestorbenen Schriftstellers Arno Schmidt tauschen sich seit vielen Jahren über eine Mailing-Liste aus. Da wurde - und vielleicht wird es auch noch, ich schaue nur gelegentlich hinein - immer wieder vermerkt, wo in der deutschen Literatur oder insgesamt im Geistesleben und von wem Arno Schmidt zitiert, verwendet, besprochen oder auch nur erwähnt wird.

Auf eine solche Schmidt-Erwähnung bin ich gerade gestoßen, an einer arg ungewöhnlichen Stelle, nämlich in der Neuen Echter Bibel. Die "Neue Echter" ist ein katholischer Bibel-Kommentar, leider nicht billig, allein der Grund-Kommentar zum Alten und Neuen Testament geht Richtung 1000 Euro, da sind die vielen Ergänzungsbände noch nicht mit drin.

Und im Ergänzungsband 2/I zum Neuen Testament nun, einem Einleitungswerk, las ich heute von Arno Schmidt. Die von Ingo Broer verfasste Einleitung zum Matthäus-Evangelium beginnt dort (S.99) mit dem Satz: "Bei einem modernen schriftstellerischen Werk, wenn  es bekanntermaßen nicht nur auf Quellenlektüre basiert, sondern auch Quellen in diese integriert worden sind, wie dies z.B. bei >>Zettels Traum<< von Arno Schmidt der Fall ist, käme wohl niemand auf die Idee, dieses Werk allein aufgrund der Vorlagen zu interpretieren." Broer hebt da natürlich auf das Markus-Evangelium als Quelle von Matthäus ab. Aber ausgerechnet Arno Schmidt als Gewährsmann heranzuziehen, finde ich schon, wie soll ich sagen: Chuzpe. Wie jener selber darauf reagiert hätte, lässt sich in seinem Aufsatz "Atheist?? -: Allerdings!!" nachlesen: "Die Theologen wollen mit Gewalt aus der Bibel ein Buch machen, worin kein Menschenverstand ist." (Ein Urteil, das ich bei aller Schmidt-Verehrung nicht teile).

Alfons

 

bearbeitet von Alfons
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On 9/1/2018 at 4:06 PM, Alfons said:

Derzeit unter anderem "Totale Religion" von Jan Assmann.

Assmann untersucht, wie und zu welchem Zweck die Sprache der Gewalt in die Bibel gekommen ist. Besonders spannend finde ich den Hinweis auf die Assyrer. Assmann belegt, dass Bibelstellen wie Deuteronomium 13,7-12 ("Wenn dein Bruder oder dein Freund, den du liebst wie dich selbst, dich heimlich verführen will und sagt: Gehen wir und dienen wir anderen Göttern [... dann sollst du ihn  anzeigen]. Wenn er hingerichtet wird, sollst du als Erster deine Hand gegen ihn erheben...") dass also solche Formulierungen teilweise wörtliche Übersetzungen assyrischer Vasallenverträge sind. Und Israel war unter Manasse Vasall von Assyrien. Der assyrische Großkönig Assarhaddon, ein ziemlich gewalttätiger Herr, hatte die Treueidverpflichtungen auf seinen Sohn Assurbanipal allen Untertanen aufgezwungen. "Es ist gut vorstellbar", schreibt Assmann (S.37), "dass man auf den Gedanken verfiel, dieses verhasste Dokument der Unterdrückung durch Umwidmung oder Umbuchung auf JHWH in ein Dokument der Befreiung zu verwandeln."

Alfons



 

Eine schöne Vorstellung von Befreiung ist das.... ich sehe da eher den Puritaner-Effekt: Sobald man der Unterdrückung entkommen ist, wendet man die selben Methoden an, um nun im Namen des “Wahren Glaubens” selbst zu unterdrücken.

 

Werner

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